Abbygails Abenteuer von yazumi-chan (Road to Lavandia) ================================================================================ Kapitel 111: Live (Heldendebut) ------------------------------- "Nenn mir einen Grund, warum ich nicht sofort auflegen sollte", sagt Ruth am anderen Ende der Leitung. Zufrieden lehne ich mich auf unserem Sofa zurück. Louis´ Kopf ist auf meinen Oberschenkel gebettet. Er schnarcht leise. "Du würdest doch nicht deine liebste Rivalin abwimmeln wollen", spotte ich vergnügt. "Nicht, wenn sie gute Neuigkeiten für dich hat." "Wenn du vorhast, die Region zu wechseln und mich nie wieder zu belästigen, sag es jetzt", schnaubt Ruth. "Das würde mir tatsächlich den Tag versüßen, auch wenn du dir den Anruf hättest sparen können." Grinsend fahre ich durch Louis´ blondes Haar und ignoriere geflissentlich das höllische Jucken der Naht in meiner Wange. "Dann interessiert es dich also nicht, dass Mel mich gestern Nacht in meinem Zimmer überrascht hat, ich sie überwältigt habe und sie von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde?" "Was?!" Ich halte das Handy instinktiv von meinem Ohr weg. Muss sie immer so kreischen? "Wie kann das sein?", fährt sie leiser fort. Ihr muss eingefallen sein, dass sie die Tochter der Hafenbesitzer in Oliviana City ist und sich nicht von Pöbel wie mir aus der Fassung bringen lassen sollte. "Sie haben Mel", wiederhole ich und verzichte dieses Mal auf meine Imitation ihres herrischen Tons. "Ich dachte, es würde dich beruhigen, von ihrer Festnahme zu erfahren. Wir sind sicher, Ruth. Das ist deine Gelegenheit, mir zu danken und zu beweisen, dass du keine arrogante und verhätschelte Zicke bist." "Deine Wahnvorstellung kennt keine Grenzen, Abby", sagt Ruth. "Wenn du glaubst, ich danke dir dafür, mich in diese Sache hineingezogen zu haben, liegst du sehr falsch." "Ich habe dich nirgendwo reingezogen!", protestiere ich gereizt. "Du hast mich mit Team Rocket im Flegmonbrunnen eingesperrt. Es ist deine Schuld, dass du auch geschnappt wurdest, nicht meine." "Hättest du mich nicht in aller Öffentlichkeit bloßgestellt, wäre ich nie in diese Situation geraten", faucht Ruth sofort zurück. "Oh, tut mir leid, dass du an maßloser Selbstüberschätzung leidest und nicht mal gegen das Mädchen von der Müllhalde gewinnen konntest..." "Pass auf, was du sagst, Abby", flüstert sie bedrohlich. "Ich kann dir dein Leben noch immer zur Hölle machen. Hast du vergessen, dass ich dir in Oliviana City geholfen habe?" "Hast du vergessen, dass ich dir im Brunnen das Leben gerettet habe?" Wir schweigen einander wütend an. "Nun, es ist in jedem Falle vorteilhaft, dass Mel festgenommen wurde", gibt Ruth schließlich zu. "War das alles, was du mir mitteilen wolltest?" "Warum schaltest du am 31. März nicht um sechs Uhr abends bei PCN ein", schlage ich unschuldig vor. "Es könnte dich interessieren." "Ich soll mir dieses niveaulose Geplänkel antun?", erschallt ihre ungläubige Stimme. "Du hältst mich wohl für total bescheuert." "Vertrau mir", sage ich grinsend und kneife Louis in die Nase, als er schläfrig die Augen öffnet. "Du willst es nicht verpassen." Ohne ein weiteres Wort lege ich auf und werfe das Handy auf den Wohnzimmertisch. Soll sie sich darauf einen Reim machen, wenn sie will. Ich werde sicher nicht versuchen, sie zu überzeugen. Ich habe besseres zu tun. Louis in die Nase kneifen, zum Beispiel.   Dank der Verhöre, die ich über mich ergehen lassen muss, verbringen Louis und ich den nächsten Tag bei meinen Eltern. Amy, die kurz nach unserem Pokécenterbesuch zurückgekehrt ist, hat die gesamte Nacht über Wache gehalten und verschläft den Rest des Tages in Mayas Bett. Als wir das Abendessen hinter uns gebracht haben, wecke ich Amy, die benommen ihre Augen reibt. "Müssen wir schon los?", fragt sie müde. Ich werfe Louis einen verschmitzten Blick zu und nicke in Richtung Amy, deren blonde Locken abstehen und heillos verknotet wie ein Vogelnest auf ihrem Kopf sitzen. "Willst du nicht schnell zu Ronya zurück?", frage ich. Meine Worte haben den erwünschten Effekt, denn Amy wirft sich mit neuem Elan in ihre Morgenroutine und braucht nur etwa eine halbe Stunde, um ihr Haar in einem Zopf zu bändigen, sich umzuziehen und zur Haustür hinauszustürzen. "Ich werde mich die nächsten Wochen nicht regelmäßig melden können", erkläre ich Mama, während ich sie zum Abschied umarme. "Aber ich werde nichts gefährliches machen, also keine Sorge, okay?" "Ich weiß ja nicht, Abby…" Sie streicht mit einer Hand über meine genähte Wange. "Du scheinst Gefahren anzuziehen, wenn ich den Geschichten deines Freundes glauben kann." Wütend schiele ich zu Louis, der mir verlegen die Zunge herausstreckt. "Er übertreibt", sage ich. "Ich werde in guten Händen sein. Versprochen." "Lass sie, Natalie", kommt Papa mir zu Hilfe und umarmt mich ebenfalls. "Unsere Tochter hat sich gestern Nacht ganz alleine gegen ein hochrangiges Mitglied von Team Rocket behauptet. Wenn sie Unterstützung von ihren Freunden hat, wird ihr nichts passieren. Sie kann auf sich aufpassen." Dankbar gebe ich ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und schwinge mich auf Hunters Rücken, der bereits aufgeregt mit den Flügeln schlägt. Ich ziehe meine Flugbrille über meine Augen, zurre ein letztes Mal an meinen Handschuhen und steige gekonnt mit ihm in die Lüfte. "Louis, steig bei mir auf!", ruft Amy ihm zu, als er gerade seine Klettergurte anzieht. Er hält in seiner Bewegung inne. "Na komm, Louis!", rufe ich ihm von oben herab zu, wo Hunter bereits ungeduldig Kreise fliegt. "Du willst doch sicher mal einen Looping fliegen, oder nicht?" Wie auf mein Zeichen steigt Hunter steil hinauf, lässt sich im Wind zurückkippen und fliegt einige Sekunden auf dem Rücken, während derer ich jauchzend und kopfüber herabhänge. Bevor Mamas erschrockener Schrei verklungen ist, hat er uns schon wieder in Normallage gebracht. Ein Grinsen breitet sich auf Louis´ Gesicht aus. Er klettert vor Amy auf Brutalandas breiten Rücken. Als die beiden empor schießen, glitzern seine Flügel im Schein der untergehenden Sonne wie zwei rote Halbmonde. Amy fliegt an mir vorbei und überholt Hunter und mich mühelos. Meine Schenkel pressen sich in Hunters Flanken, der meinem Befehl nur zu gerne nachkommt und gemeinsam jagen wir Louis´ und Amys freudigen Schreien hinterher.   ooo   "Hier…", sage ich und fahre mit dem Finger über die Landkarte, die Dark auf dem Tisch im Seminarraum ausgebreitet hat, "…und hier." Ich schaue auf und treffe die Blicke der versammelten Mitglieder. "Das sind die Orte, an denen Löcher gefunden wurden. Team Rocket hat angekündigt, diese Höhlen im Mai zu sprengen. Wir wissen nicht, wann sie zuschlagen, also sollten wir uns frühzeitig verteilen." Dark nickt mir zu und ich fahre fort. "Ryan wird hier in Prismania City bleiben", erkläre ich, schreibe seinen Namen auf die Karte und umkreise ihn mit schwarzem Filzstift. "Wir brauchen jemanden, der die Server im Auge behält und unsere Kommunikation überwacht. Außerdem kann er notfalls umliegende Rockets abfangen, auch wenn wir hier weit von allen Gefahrenzonen entfernt sind, und das Hauptquartier verteidigen, sollte es entdeckt werden. Einwände?" Ryan verzieht das Gesicht, als er meiner Logik nichts entgegensetzen kann, schüttelt aber den Kopf. Ich nicke grimmig. "Wir sollten Städte übernehmen, die uns bekannt sind. Gerard, können wir dir Dukatia City anvertrauen? Der Untergrund könnte von Team Rocket infiltriert werden und wenn es östlich zu Problemen kommt, bist du nur einen kurzen Flug entfernt." "Natürlich kann ich Dukatia übernehmen!", faucht er in gekränktem Stolz. "Wofür hältst du mich?" "Wunderbar", erwidere ich und ignoriere seinen Tonfall dabei mit Leichtigkeit. "Ich werde dich bei Caro und Richard ankündigen. Er wird bald zu ihr stoßen, um mit ihr nach Craigs Kontakten Ausschau zu halten. Als nächstes… Ronya. Du hast kein Flugpokémon, daher will ich dich direkt vor Ort. Marmoria City ist von hier aus der zentralste Problempunkt und wenn es eng wird, kannst du die Digdas Höhle durchqueren. Schneller wirst du nirgends in Kanto zu Fuß hinkommen und auf Entei bist du für die waldigen Wege am besten geeignet. Einverstanden?" Sie nickt und lächelt, offenbar zufrieden mit ihrer Position. Ich hole tief Luft und schaue wieder zu Dark, der meine Pläne zwar schon durchgewinkt, mir aber heute den Vortrag überlassen hat. In letzter Zeit hat er mich immer öfter machen lassen. Ich glaube, er bereitet mich darauf vor, während des Kampfes die Organisation zu übernehmen, genauso wie er den Rest des Teams daran gewöhnt, mich in der Führungsrolle zu sehen. Er selbst wird mit ganz anderen Dingen beschäftigt sein, sollte alles nach Plan laufen. "Jayden, du hast gute Kontakte zu Jens", fahre ich fort. "Würdest du Teak City abdecken?" "Klar, kein Ding", meint er grinsend. "Sehr gut", sage ich erleichtert. "Ich habe dort ebenfalls jemanden, mit dem du dich in Kontakt setzen kannst. Ich gebe dir ihre Nummer, wenn wir hier fertig sind. Dark hat sich bereiterklärt, in Fuchsania City Stellung zu beziehen. Wenn wir eine Möglichkeit sehen, Verstärkung der Rockets von den Eilanden abzufangen, ist er ihnen dort am nächsten. Damit bleiben einige Posten offen, die frei besetzbar sind. Lavandia, Ebenholz City, Azalea City, Anemonia City und Viola City. Irgendwelche Wünsche?" "Ich will bei Ronya sein!", ruft Amy sofort und wedelt aufgeregt mit einer Hand durch die Luft. "Kann ich nicht bei ihr in Marmoria bleiben?" "Einer pro Stadt reicht, Amy", sage ich entschuldigend. "Wenn du Lavandia übernimmst, bist du aber nah genug, um sie zu unterstützen, wenn es nötig wird. Außerdem brauchen wir jemanden, der verhindert, dass Team Rocket den Radioturm angreift." Ich ziehe eine Grimasse. "Nur zur Sicherheit." "Na gut", murrt sie und zieht eine Schnute. "Ich gehe nach Viola City", erklärt Nathan mit leuchtenden Augen. "Ich würde sehr gerne Falk treffen. Er ist doch der Flug-Arenaleiter aus Johto, oder?" Ich habe kaum Zeit zu nicken, da wirft Melissa mir bereits einen eisigen Blick zu. "Welche von den freien Städten ist Viola am nächsten?" Ein kurzer Blick auf die Karte klärt ihre Frage. "Nach Luftlinie wäre das Ebenholz Cit-" "Nehme ich." Säuerlich schaue ich zu Dark, der nur mit den Schultern zuckt. Hundemon schnauft belustigt unter seinem Stuhl. "Gut, dann bleibt Anemonia City für Chris übrig", sage ich und suche flüchtig ihren Blick. Sie nickt ernst. "Louis wird in der Nähe sein", fahre ich fort. "Er hat seinen Posten in der Safari Zone, ist aber in der Lage, spontan zu dir zu stoßen." "Und was machst du?", fragt Ronya. "Ich werde wohl Posten in Azalea City aufnehmen", sage ich und deute auf die kleine Stadt in Johto, die als einzige noch nicht mit einem eingekringelten Namen versehen ist. "Mein Levelniveau ist noch nicht gut genug, um dort alleine die Stellung zu halten, aber ich habe schon einen Plan, wen ich um Unterstützung bitten werde." Mein Name gesellt sich zu den anderen auf der Karte. Ich hebe das faltige Plakat empor und pinne es mit Darks Hilfe an das Korkboard, das Jayden und Chris für den Seminarraum besorgt haben, während ich bei meinen Eltern war. "Das ist unser Schlachtplan", sage ich und schlage mit der flachen Hand auf die Karte. "Team Shadow ist die beste Chance, die unsere Regionen haben, wenn wir gegen Team Rocket gewinnen wollen. Die Polizei verteilt sich entsprechend der Höhlen und Vorkommnisse, aber wir haben es mit einer Organisation zu tun, die ihren Putsch seit fünf Jahren plant und ihre Leute überall hat. Wir dürfen uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Gold und Noah werden die Regionen um die Liga herum umkreisen. Sie gehören zu den schnellsten Fliegern und kennen die Luftrouten inzwischen wie ihre Westentasche." Ich trete zur Seite und gebe das Wort an Dark. Das blau gefärbte Haar fällt ihm in feinen Strähnen ins Gesicht und sein stechender Blick gleitet einmal über jedes Mitglied, bevor er meine Rede fortführt. "Team Rocket hat seinen Anschlag im Mai angekündigt", sagt er. Seine Stimme füllt den Raum ohne Schwierigkeit. "Das heißt nicht, dass sie uns im April in Ruhe lassen. Jeder von uns muss sich vorbereiten. Bringt eure Teams in Bestform. Ihr werdet es mit Trainern zu tun haben, die auf ihre schiere Masse vertrauen, um euch zu überwältigen. Sie spielen nicht fair. Sie zeigen keine Gnade. Seid bereit, um euer Leben zu kämpfen. Nutzt die Zeit, die euch noch bleibt, um zu trainieren und euren Aufgaben für Team Shadow nachzukommen. Je mehr Rockets wir ausfindig machen und ausschalten, bevor es zu den Anschlägen kommt, umso besser." "Wir trennen uns am 1. April", füge ich hinzu, als ich merke, dass Dark mit seiner Ansprache fertig ist. "Wer Kontakte in seiner Stadt möchte, meldet sich bei mir. Wer Fragen zu den Strategien und Teams hat, die wir die letzten Tage besprochen haben, der kann alles in meinem Notizbuch nachlesen." Meinen Worten folgt aufgeregtes Gemurmel von den einen und abschätziges Schnauben von Melissa. Ich zucke mit den Achseln und verlasse den Seminarraum. Es gibt jemanden, den ich vor meinem großen Tag besuchen will.   "Seine Unruhe ist schlimmer geworden", sagt Joy, als sie mich in die Intensiv leitet. "Er ist in deiner Abwesenheit kurz aufgewacht und hat fast den gesamten Container in Flammen gesetzt, bevor ich ihn erreicht habe. Wir mussten ihn betäuben, bis du wiederkamst." Sie führt mich an den restlichen Containern vorbei, deren Piepen und Rauschen in meinen Ohren wiederhallt. "Ich hoffe, du kannst ihn beruhigen", fügt sie hinzu. Ich antworte nicht, sondern trete an Gotts Container. Wie Joy erwähnt hat, schläft er, aber die Innenseite der Glashaube weißt pulvrige Rußspuren auf und das Schaumkissen, das seinen Körper stabilisiert, ist halb verkohlt. Der Gips und die Metallschrauben an seinen Hinterbeinen lassen meinen Mund trocken werden, aber dieses Mal erlaube ich dem Anblick nicht, mich zu überwältigen. Gott braucht mich jetzt als starke Trainerin, nicht als mitleidige Freundin. Joy macht sich an einem der Fusionsschläuche zu schaffen. Gemeinsam warten wir, bis Gott träge die Augen öffnet. Sein Rückenfeuer lodert augenblicklich auf, doch dann entdeckt er mich. Ein erleichtertes Winseln dringt aus dem Container an meine Ohren und ohne auf Joys Erlaubnis zu warten, betätige ich den kleinen Riegel am Rand der Haube und schiebe sie empor. Gott mach Anstalten, sich zu erheben, zuckt aber zusammen, als er versucht, seine Hinterläufe zu bewegen. Geschwächt und gedemütigt bleckt er die Zähne und schnappt nach dem Gips. Joy tritt zurück, um uns Privatsphäre zu geben. Dankbar nicke ich ihr zu und wende meine gesamte Aufmerksamkeit Gott zu. Ich öffne meinen Mund, aber kein Wort kommt heraus. Was soll ich auch sagen? Stattdessen sehe ich ihn durchdringend an, hoffe, dass meine Gefühle ihn auf die gleiche Weise erreichen, wie seine es so oft bei mir tun. Seine Aufregung schwindet, sein Rückenfeuer lässt nach und er lässt sich erschöpft zurück in das Kissen fallen. Mit einer Hand streiche ich über seinen Kopf und beobachte, wie er erleichtert die Augen schließt. "Ich bin hier", flüstere ich schließlich. "Schwester Joy kriegt dich schon wieder hin, okay?" Er gibt ein leises, zustimmendes Knurren von sich. "Und dann trainieren wir", fahre ich fort. "Sobald du wieder fit bist. Wir werden stärker werden, bis niemand von Team Rocket euch jemals wieder so viel Schaden zufügen kann. Niemand, hörst du?" Gott öffnet die Augen. Er ist noch nicht wieder in der Lage, zu laufen, geschweige denn zu kämpfen. Aber seine Augen leuchten mit einer feurigen Leidenschaft, die mir eine Gänsehaut über den Rücken treibt. Der Plan, den ich seit einigen Tagen im Hinterkopf hatte, wird zu felsenfestem Entschluss. Der Krieg kommt. Und wir werden bereit sein.   ooo   "Es ist der 31. März, liebes Publikum, und hier bei PCN steht heute die Welt Kopf!" "Seit Wochen haben mysteriöse Vorfälle dafür gesorgt, dass der Polizei ein Rocket nach dem anderen in die Hände fiel, doch heute wird das Mysterium um die Trainer gelüftet, die all dies möglich gemacht und Kantos Kampf gegen Team Rocket aus den Schatten heraus unterstützt haben! Begrüßen Sie mit uns, Team Shadows  Abgesandte und öffentliche Stimme, Abbygail Hampton!" "Hallo Alfred, wie gut, dich wieder zu sehen!" "Die Freude ist ganz meinerseits, Abby. Warum setzt du dich nicht und hilfst uns allen auf die Sprünge? Es muss schockierend für unser Publikum sein, dich so plötzlich in dieser neuen Rolle wahrzunehmen! Bis vor kurzem warst du nur als das Mädchen aus Raphael Bernis erstem ausgestrahlten Arenakampf bekannt und nun bist du hier als Managerin der geheimnisvollen Trainer, die sich Team Shadow getauft haben." "Ich bin genauso überrascht darüber wie alle anderen, Alfred. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, heute hier zu sitzen und für Team Shadow zu sprechen, aber da sind wir." "Es ist großartig, dich hier zu haben, Abby. Warum erzählst du uns nicht, was mit deiner Wange passiert ist? Das sieht böse aus!" "Eine kleine Verletzung im Kampf gegen Team Rocket, nicht der Rede wert." "Oh, ich denke schon! Team Shadow hat sich dem Kampf gegen diese Verbrecherorganisation gewidmet, hielt sich bislang jedoch bedeckt. Was hat euch dazu bewogen, jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen?" "Team Rocket ist ein Tumor, der sich in ganz Kanto und Johto ausgebreitet hat. Wenn wir sie besiegen wollen, müssen wir zusammenhalten. Wir müssen alle am selben Strang ziehen und das bedeutet für uns, der Öffentlichkeit zu zeigen, wer wir sind, was wir vorhaben und wie wir helfen können. Es ist längst kein Kampf mehr, den ein einziger Trainer wie Gold oder Noah oder die Polizei allein gewinnen kann. Wir kämpfen an allen Fronten. "Ich bin heute hier, um zum Kampf aufzurufen. Alle Trainer, die sich in der Lage fühlen, findet euch zusammen! Bildet Gruppen, unterstützt eure lokalen Städte, die Arenaleiter und die Polizei. Team Shadow wird sich bald über ganz Kanto und Johto verteilen, aber wir sind wenige und können nicht überall sein. "Die Zeit, sich zusammenzuschließen, ist jetzt. Wenn wir Team Rocket aus unserer Heimat vertreiben wollen, dürfen wir uns nicht mehr nur auf die stärksten Trainer verlassen. Wir müssen es selbst in die Hand nehmen. Jeder Pokémontrainer kann in diesem Kampf etwas bewirken, jeder von uns macht einen Unterschied!" "Du sprichst wahre Worte, Abby. Dein Enthusiasmus, deine Leidenschaft… Mir kommen die Tränen. Gibt es noch etwas, dass du uns mitteilen möchtest, bevor wir in die Details gehen?" "Ich glaube fest an unsere Generation. Man hält uns für schwach, für egozentrisch, weil wir die Ordenjagd dem Kampf gegen Verbrechen vorziehen. Aber ich glaube nicht daran. Ich weiß, dass wir eine starke Gemeinschaft sein können. Findet euch zusammen. "Wir werden allen zeigen, dass wir mehr sind als die Summe unserer Orden."   ooo   Louis´ Arme umschließen mich mit eisernem Griff, so als wolle er mich nie wieder loslassen. Ich presse mich eng an ihn, lasse mich in seine Berührung sacken, drücke meine Nase gegen seine Halskuhle. "Wir sehen uns in ein paar Wochen wieder", flüstere ich gegen seine Haut. "Du hast jetzt auch einen S-Com, du wirst also sofort wissen, wann es losgeht. Chris wird zu dir stoßen, sobald es Mai ist." "Ich habe mich so daran gewöhnt, dich um mich zu haben", murmelt er heiser zurück. "Es ist nicht mehr dasselbe ohne dich." "Wenn es dasselbe wäre, müsste ich mir Sorgen machen", lache ich. Ich küsse ihn länger als nötig und kürzer als ich möchte. Schließlich jedoch müssen wir uns voneinander lösen. Das ohrenbetäubende Quietschen der Zuggleise und das Stimmengewirr der umstehenden Passagiere dringen mit einem Mal wieder an mein Ohr. Ich hatte alle Geräusche ausgeblendet. "Besteh Level B für mich", sage ich breit grinsend und wuschele ihm durchs Haar, was sich bei unserer jetzigen Größendifferenz als nicht ganz einfach erweist. Er grinst ebenfalls und streicht abwesend über meine Wange. Ein letzter Kuss, ein letzter Blick, dann dreht er sich um und verschwindet in der Menschenmenge, die in den Magnetzug nach Dukatia City einsteigt. Ich schaue ihm nach, bis eine Hand auf meiner Schulter mich aufschreckt. Chris sieht mich eindringlich an. "Die anderen warten schon", sagt sie, dreht sich wortlos um und verlässt den Bahnhof. Ich laufe hinterher. "Meinst du, wir kommen vor Ronya an?", frage ich, als wir die Menschenmassen hinter uns lassen und in die kühle Morgenluft treten. "Sie hat immerhin einen Tag Vorsprung." Auf Chris´ Gesicht zeigt ein flüchtiges Grinsen. "Wir sind schneller", sagt sie. "Ich lasse mich von niemandem überholen, der nicht fliegt." Von ihrem Stolz angesteckt recke ich das Kinn empor und entdecke in einer der Seitenstraßen den Rest unseren Grüppchens, das sich für gemeinsames Training zusammengeschlossen hat. Nathan und Melissa stehen, abseits wie immer, an eine Hauswand gelehnt und unterhalten sich leise. Jayden sitzt im Schneidersitz auf dem Bürgersteig und krault abwesend den Bauch seines schwarzen Gluraks. Erst auf den zweiten Blick entdecke ich ein gewaltiges Washakwil, dessen blaue Gefiederunterseite von einem der Hochhausdächer zu sehen ist. Melissas Altaria schwirrt wie ein Seidenschal im Wind durch die Häusergasse und zeigt keinerlei Interesse an ihrer Trainerin, während sie scheinbar unsichtbaren Hindernissen ausweicht. Ich hole tief Luft und rufe, gemeinsam mit Chris, mein Flugpokémon. Hunter und Ho-Oh begrüßen einander, das Legendäre mit einem würdevollen Nicken, Hunter mit aufgeregtem Gekrächze und Gehopse. Schmunzelnd ziehe ich Handschuhe und Flugbrille an und schwinge mich gemeinsam mit allen anderen Trainern auf mein Pokémon. Einer nach dem anderen heben wir aus der Häuserflucht ab und katapultieren uns dem tiefblauen Frühlingshimmel entgegen. Saffronia City schrumpft unter den Flügeln unserer Pokémon, während wir Richtung Westen davon schießen. In der Ferne kann ich bereits die silbrig weißen Gipfel unseres Ziels erkennen.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)