Rain von BarbieDoll ================================================================================ Kapitel 18: We made it ----------------------   Schwer fiel Sakura zu Boden und das Wasser um sie herum verlor seine Form. Die eben noch dagewesenen Speere aus Wasser fielen mit einem lauten Platschen zu Boden und bedeckten den Boden mit einigen Pfützen. Ausgestreckt und taub lag Sakuras Arm vor ihr. Ihr Gesicht richtete sich zum Boden und das Atmen fiel ihr schwer. Ihr gesamter Körper kam ihr vor wie ein nicht tragbares Gewicht. Sie fühlte sich, als hätte man ihren Körper mit Zement gefüllt. Sie konnte nicht ein Glied ihres Körpers spüren.   Hatte sie es geschafft? Hatte sie Akaya besiegt? Hatte sie Itachi gerettet?   Sakura kniff ihre Augen zusammen. Sie wollte ihren Kopf drehen, damit sie sich umsehen konnte, doch es wollte ihr nicht gelingen. Sie konnte nichts als die Taubheit in ihrem Körper wahrnehmen. Nicht einen Millimeter konnte sie sich bewegen.   Was war denn jetzt geschehen? Was war mit Itachi? Was war mit Konoha?   Die Haruno versuchte Gefühl für ihren Körper zu bekommen, doch sie fühlte nichts als die Schwere. Wenn sie es doch nur schaffen würde sich zu bewegen. Und wenn es nur der Kopf wäre, dass würde ihr reichen. Sie wollte wissen was passiert war und ob sie es geschafft hatten. Sie wollte endlich wissen, ob sie verloren oder gewonnen hatten.   „Verdammt!“   Sakuras Atem wollte sich nicht beruhigen. Ihr Körper wollte nicht anfangen sich zu entspannen und Kraft zu tanken. Frustriert biss sie sich auf die Unterlippe. Sie konnte nicht fassen, dass sie es nicht einmal schaffte ihren Kopf zu drehen.   Nur ihr Kopf! Nur dieses eine Körperteil. Das würde doch schon reichen.   Ein Seufzen entwich ihrer Kehle. Sie konnte doch nicht wegen ein wenig Taubheit aufgeben. Wenn sie Antworten wollte, musste sie sich diese selbst verschaffen. Sie musste ihre Kraft wiederfinden, eine andere Wahl hatte sie gar nicht erst. Sakura kniff ihre Augen zusammen. Sie versuchte ihren Kopf zu heben. Sie gab sich alle Mühe und tatsächlich schaffte sie es ihn einige Zentimeter zu heben. Sie spürte wie das Blut schwerfällig durch ihren Körper rauschte, gefolgt von Schmerzen. Sakuras Kehle entwich ein Keuchen, doch sie wollte sich nicht unterkriegen lassen. Langsam drehte sie ihren Kopf nach vorne und ließ ihn wieder zu Boden sinken. Viel konnte sie jedoch nicht sehen.   Der Nebel hatte sich gelichtet, was ihr verriet, dass Konoha gerettet war. Der Boden vor ihr war an einigen Stellen gerissen und auch ein paar Löcher befanden sich in ihm. Ein Teil war in Wasser getränkt und einige Meter von ihr entfernt lag Itachi. Der Uchiha bewegte sich kein Stück und hinter ihm lag Shisui. In Shisuis Brust war ein riesiges Loch zu sehen aus dem sein Blut nur so quoll. Die rote Flüssigkeit vermischte sich mit dem Wasser, welches sie umgab und verdünnte sich.   „Itachi-San?“   Der Angesprochene machte keine Anstalten zu reagieren. Er bewegte sich nicht ein Stück und von einem Atem war auch nicht die geringste Spur zu sehen. Sein Körper hob und senkte sich nicht ein Stück. Sakuras Augen weiteten sich vor Schock. Ihr stockte der Atem und ihr Magen zog sich zusammen.   War er tot? Hatte Shisui es tatsächlich geschafft ihn zu töten? War sie die einzige Überlebende?   Hätte sie ihn doch nicht alleine gelassen.   Warum musste das ihnen passieren? Warum hatte sie sich ihm nicht widersetzt? Warum war sie gelaufen, statt ihm zu helfen? Wie konnte sie das nur getan haben?   Das alles wäre nicht passiert, wenn sie ihm im Kampf beigestanden hätte.   Aber vielleicht gab es noch Hoffnung. Vielleicht war Itachi noch nicht verloren. Vielleicht konnte sie ihn retten. Er brauchte nur einen schwachen Puls.   Egal wie schwach er auch sein mochte, sie würde ihn retten. Sakura würde alles daran setzen das Leben des Uchihas zu retten. Sie konnten unmöglich so weit gekommen sein, nur damit einer von ihnen überlebte. Sie mussten beide überleben, ansonsten wäre das nicht fair. Sakura würde es sich niemals verzeihen können, wenn Itachi sterben würde. Sie musste ihn retten, egal was kam. Sie würde den Dunkelhaarigen nicht aufgeben.   „Itachi-San…“   Mit viel Mühe streckte die Haruno nun auch ihren anderen Arm aus. Sie hob unter Schmerzen ihren Oberkörper ein Stück an und krallte sich im Boden fest. Mit all ihrer verbliebenen Kraft zog sie sich ein Stück nach vorne.   Und noch ein Stück. Ein weiteres bisschen. Nicht mehr viel fehlte.   Immer wieder sagte sie seinen Namen. Und mit jedem weiteren Mal, welches er nicht reagierte, zog sich ihr Magen ein Stück mehr zusammen. Immer heftiger schlug ihr Herz gegen ihre Brust. Ihre Brust hörte nicht auf zu Schmerzen.   Konnte er sie denn wirklich nicht hören? War es wirklich zu spät für ihn? War er wirklich tot? Hatte er es tatsächlich nicht geschafft?   Das war nicht fair.   Die Augen der Haruno fingen an zu brennen. Tränen sammelten sich in ihnen, doch mit viel Mühe konnte Sakura sie zurückhalten. Sie Schluckte die Trauer und die Angst, welche sich in ihr breit machten hinunter. Sie wollte nicht weinen. Sie musste stark sein und darauf hoffen, dass Itachi noch einen schwachen Puls hatte.   Er musste leben. Er durfte nicht sterben. Nicht jetzt…   Was war mit seiner Familie?   Er hätte endlich wieder bei ihnen sein können. Er hätte glücklich sein können. Alles hätte wieder wie früher sein können.   Sakura hatte ihn in den Tod gestürzt. Sie hatte sein Leben auf dem Gewissen. Sie hatte Shisuis Leben auf dem Gewissen.   Und Akaya?   Ihn hatte sie mit Sicherheit auch auf dem Konto. Sie hatte sie alle umgebracht. Sie war eine Mörderin. Sie war keine Ärztin mehr. Sie hatte wie ein Ninja gehandelt.   Wie konnte das alles nur passieren?   Schließlich hatte Sakura den Uchiha erreicht. Sie musterte seinen schwarzen Haarschopf und suchte nach einer Reaktion seines Körpers. Doch er bewegte sich nicht. Nicht mal ein bisschen. Sakura biss sich auf ihre Unterlippe. Sie senkte ihren Oberkörper ein Stück und legte ihre Handflächen auf den kalten, durchnässten Boden. Sie krallte sich im Boden fest und stemmte sich keuchend vom Boden ab. Schwerfällig zog sie ihre Beine nach vorne, damit sie sich auf ihre Knie setzen konnte. Ihr gesamter Körper wurde von Schmerzen durchzogen, doch davon würde sie sich nicht unterkriegen lassen. Sie würde Itachi retten. Entschlossen blickte sie auf den Schwarzhaarigen hinab und legte ihre Hände unter seinen Körper.   Nach einem größeren Kraftaufwand hatte Sakura es schlie0lich geschafft den Uchiha auf den Rücken zu drehen. Sie strich ihm einige verirrte Strähnen aus seinem Gesicht und legte ihre Hand auf seine Wange.   „…Itachi-San…“   Itachis Gesicht hatte einige leichte Schrammen abbekommen und seine Kleidung war an einigen Stellen gerissen. Sein Zopf hatte sich geöffnet und sein langes Haar breitete sich zerzaust über den Boden aus. Von seinem Schlüsselbein aus zog sich Diagonal zur Brust ein tiefer Schnitt, aus dem das Blut nur so floss. Ansonsten war sein Körper nur von kleineren Schnitten übersäht.   Sakura schüttelte ihren Kopf und schlug sich leicht gegen ihre Wangen. Sie musste sich jetzt konzentrieren und den Uchiha retten. Sie entledigte den Uchiha seines Rüstungsoberteils und legte es zur Seite, ehe sie in seine Tasche griff. Sie ertastete ein Kunai und zog es hervor, um dann das schwarze Top in der Mitte zu durchschneiden. Noch einmal blickte die Haruno zu Itachi hinauf, in der Hoffnung, dass er vielleicht doch seine Augen öffnete. Doch nichts dergleichen passierte. Ein Seufzen entwich ihrer Kehle und langsam wanderte sie mit ihrer Hand zu seinem Hals. Zitternd legte Sakura Zeige- und Mittelfinger auf seine Pulsschlagader und schloss ihre Augen. Sie atmete tiefdurch und schloss ihre Augen.   Als Sakura schließlich doch ein schwaches Pochen in ihren Fingern spürte öffnete sie ihre Augen und strahlte über ihr ganzes Gesicht. Sie lächelte Itachi zu und fing an seinen Körper abzutasten.   Gebrochene Rippen. Gequetschte Organe. Innere Blutungen.   Es stand nicht wirklich gut um Itachi, doch sie hatte keine Zeit mehr darüber nachzudenken. Sie musste sich beeilen, wenn sie ihn nicht verlieren wollte.   Entschlossen legte Sakura ihre Hände auf sein Chakrazentrum und konzentrierte sich. Sie fühlte wie ihr Chakra in Wallung kam und durch ihren Körper rauschte, was ein Lächeln auf ihren Lippen verursachte.   Sie war wieder ein Mensch. Sie war wieder am Leben. Sie war nicht mehr tot. Sie konnte wieder ihr Chakra anwenden. Sie konnte Itachi retten.   Alles würde wieder wie früher werden.   Sie hatten es geschafft. Sie hatten Konoha gerettet. Sie konnten wieder wie früher Leben. Itachi konnte wieder auf Mission gehen. Und Sakura konnte wieder im Krankenhaus arbeiten.   Das Lächeln im Gesicht der Rosahaarigen wurde wärmer und das Leuchten in ihren Augen heller. Sie musste nur noch Itachis Wunden heilen und dann hatten sie es hinter sich. Sie würden wieder in ihre Leben zurückkehren würden und alles würde gut werden. Vor lauter Aufregung hämmerte das Herz Sakuras wie wild gegen ihre Brust. Sie konnte es kaum erwarten den Uchiha gerettet zu haben und zu sehen wie er seine wunderschönen schwarzen Augen öffnete.   Er würde ihr ausdruckslos ins Gesicht sehen. Sie würde ihm warm zulächeln. Sie würden auf die anderen warten. Sie würden ihren Sieg betrachten können. Sie würden ihren Sieg feiern können. Tsunade würde sie loben.   Alles würde gut werden, dessen war sich die Haruno sicher. Ihr Herz war gefüllt mit Vorfreude. Sie freute sich darauf, dass sie mit Naruto Ramen essen gehen würde. Sie freute sich darauf wieder mit Ino zusammenzuleben und sie freute sich darauf mit Itachi eine Menge Zeit verbringen zu können. Hoffentlich würde auch er sich so freuen. Hoffentlich freute er sich genauso wie sie darüber, dass sie noch mehr Zeit miteinander verbringen konnten und alles wieder wie früher sein würde. Sie konnten schließlich wieder zu ihren Familien und zu ihren Freunden zurück.   Was gab es Schöneres? Ob Itachi genauso glücklich sein würde? Ob er sich auch so sehr auf seine Familie freute wie sie?   Sakuras Lächeln wurde breiter und sie konzentrierte sich noch mehr auf ihr Chakra und Itachis Wunden. Sie spürte wie ihr Chakra durch ihren Körper rauschte, auf dem Weg zu ihren Händen, um aus diesen zu treten und in Itachis Körper überzugehen.   Wie sie dieses Gefühl doch vermisst hatte.   Doch plötzlich passierte etwas womit die Haruno nicht gerechnet hatte. Statt des gewohnten grünen Aufleuchtens trat aus ihren Händen eine dicke, klebrige Substanz, welche dunkel- und hellblau war. Sakuras Augen weiteten sich und sie hob ihre Hände. Sie betrachtete ihre Hände an denen die zähe Flüssigkeit hinunterlief.   „W-Wie kann das sein?“     Ihr Chakra hatte sich verflüssigt und sie konnte es nicht benutzen. Das erklärte auf jeden Fall die Taubheit ihres Körpers, aber nicht wie das passieren konnte. Besorgt sah Sakura zu Itachi hinab. Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie presste ihre Lippen aufeinander. Dennoch konnte sie sich ein Schluchzen nicht verkneifen.   Wie sollte sie Itachi denn jetzt noch retten? Wie, wenn ihr Chakra flüssig war? Wie sollte sie das anstellen?   Wimmernd wischte sie das flüssige Chakra, welches sich auf Itachis blasser Haut verteilt hatte von seinem Oberkörper. Sachte fuhr sie mit ihren Fingerspitzen die Konturen seines muskulösen Oberkörpers nach. Sie strich über seine weiche Haut auf welche einige ihrer Tränen fielen.   Das war nicht fair.   Sie konnten unmöglich umsonst so weit gekommen sein. Itachi konnte unmöglich jetzt sterben. Nicht jetzt, wo sie es doch endlich geschafft hatten.   Warum? Warum Itachi? Warum nicht sie?   Sie war doch ohnehin schon tot gewesen. Mit ihrem Tod hatte man doch schon abgeschlossen. Es wäre kein so großer Verlust gewesen.   Und jetzt? Jetzt hatte sie ihr Leben zurück und Itachi?   Itachi war dabei zu sterben, dabei hatte er doch gerade erst seine Freiheit wiedererlangt. Er lag hier vor ihr und sie konnte nichts für ihn tun. Er würde sterben und sie musste dabei zusehen, wie das Leben langsam aus seinem Körper wich. Sakura weinte immer heftiger. Sie schaffte es nicht sich zu beruhigen und sie wollte auch nicht akzeptieren, dass es das gewesen sein sollte. Sie wischte sich ihre Tränen weg, doch das brachte nicht viel, da sofort neue nachkamen. Ihr Blick schweifte über den Uchiha und sie fuhr durch sein weiches Haar.   „…Itachi-San…“   Ein Schluchzen wich ihr über die Lippen und sie legte ihre Arme um den Oberkörper Itachis. Mit viel Mühe hob sie den schweren Oberkörper an und zog ihn an sich. Sie kämmte mit ihren Fingern sein zerzaustes Haar und löste dabei einige Knoten.   Nach einigen Minuten entfernte sie den schweren Körper ein wenig von sich und sah sich um. Sie legte ihre rechte Hand hinter sich auf den Boden und zog sich zusammen mit Itachis Körper zu dem Geländer des Daches. Zumindest zu dem Teil, welcher noch halbwegs übrig war. Müde lehnte Sakura sich gegen das kalte Metall und lehnte Itachis kalten Oberkörper an ihren. Sie schmiegte ihre Wange an sein weiches Haar und schluchzte tief. Sie klammerte sich an den Uchiha und wollte ihn nicht loslassen. Sie weinte auf den Uchiha hinab und schaffte es nicht sich zu beruhigen.   Nach einigen Minuten öffnete Sakura schließlich ihre Augen, um sich endlich umzusehen.   Das Dach des Hokageturms war völlig zerstört. Der Boden war an einigen Stellen gespalten oder tiefe Löcher bohrten sich in sein Inneres. Überall waren riesige Pfützen zu sehen, welche das warme Licht der Sonne reflektierten. Akaya lag am anderen Ende des Daches. Sein rechter Arm war komplett von seinem Torso getrennt worden und hatte eine riesige Blutlache gebildet. Der Rest seines Körpers war von unzähligen Löchern übersäht, genauso Shizunes Körper. Die Schriftrolle des Nebels lag zerfetzt vor dem ehemaligen ANBU und der Wind wehte einige Papierfetzen davon.   Alle waren tot. Nicht einer hatte überlebt. Die Schriftrolle war zerstört. Niemand würde sie mehr einsetzen können.   Und trotzdem konnte Sakura sich nicht freuen – nicht ein klitzekleines bisschen. Sie konnte sich nicht freuen, wenn sie daran dachte, dass Itachi das alles hier nicht mehr miterleben konnte.   Er würde nicht in sein Leben zurückkehren können. Er würde nicht mehr zu ihr ins Krankenhaus kommen. Er würde nicht mehr mit ihr diskutieren und gewinnen. Er würde nicht mehr versuchen normal zu werden. Er würde nicht mehr mit seinem Bruder auf Mission gehen.   Nichts von all den Dingen konnte er jemals wieder erleben können.   Sakura presste ihre Lippen erneut aufeinander, doch sie konnte das wieder aufgekommene Tränenmeer nicht aufhalten. Es rann unaufhörlich über ihre Wangen hinunter zu ihrem Kinn, nur um dann in Itachis Haar zu landen. Ein erneutes Schluchzen entwich ihrer Kehle, als sie weiterhin ihre zerstörte Umgebung betrachtete. Sie hatte es zwar geschafft, aber es gab keinen wirklichen Grund sich zu freuen.   Sie hatte Menschen getötet. Itachi war dabei zu sterben. Sie hatte nicht besser als ein Ninja gehandelt.   Wie konnte man sich darüber freuen?   Plötzlich drang ein schmerzerfülltes Röcheln, gefolgt von einem schwachen Husten an Sakuras Ohr. Ihre Augen weiteten sich und im nächsten Moment spürte sie eine warme Hand auf ihrer Wange. Langsam senkte die Haruno ihren Blick und sah direkt in die schwarzen Augen Itachis, welcher ihren Blick müde erwiderte. Mehr Tränen schossen Sakura in die Augen und ein erleichtertes Lächeln umspielte ihre Lippen.   „Itachi-San!“   Sie hob ihn ein Stück höher, um ihn dann in die Arme zu fallen. Sakura schmiegte ihren Kopf an seine Halsbeuge und ließ ihren Tränen freien Lauf. Schwach erwiderte der Dunkelhaarige die Umarmung und strich durch Sakuras weiches, trockenes Haar.   „Wir haben es geschafft…“, Sakura löste die Umarmung wieder und hielt Itachi, „Wir haben Akaya besiegt.“ „Du hast es geschafft“, Itachi legte erneut seine Hand auf Sakuras Wange, um ihre Tränen wegzuwischen.   Sanft lächelte er der Rosahaarigen zu.   Dieser Anblick war das Schönste, was Sakura jemals gesehen hatte. Itachis Lächeln strahlte unendlich viel Wärme aus, welche das Herz der Haruno höher schlagen ließ. Das Lächeln des Uchihas verschlug Sakura die Sprache. Noch nie hatte sie erlebt, dass Itachi so viel Wärme und Freundlichkeit auf einmal ausstrahlen konnte.   Alles würde wieder wie früher werden.   „Wir können nach Hause…“   Nach Hause.   Diese zwei Worte klangen wie Melodie in den Ohren der Haruno. Sie freute sich so unendlich auf Ino, Naruto, ihre Arbeit und sogar auf ihre Arbeit. Sie freute sich darauf wieder mit allen Zeit in Konoha verbringen zu können.   Voller Freude und immer noch mit Tränen in den Augen lächelte sie Itachi zu. Das Lächeln des Uchihas war mittlerweile verschwunden. Er sah ihr lediglich müde ins Gesicht und wirkte ziemlich erschöpft. Doch plötzlich legte Itachi seine Hand auf Sakuras Hinterkopf und zog sie langsam zu sich. Das Blut schoss der Haruno sofort in den Kopf und die Herzen der beiden hämmerten wie wild gegen ihre Brüste. Ihre Lippen lagen fast aufeinander und sie konnten den heißen Atem des jeweils anderen auf ihrer Haut spüren. Gleich würden sich ihre Lippen berühren und Sakura würde das Gefühl ihres ersten Kusses verspüren. Sie stand neben sich und war enorm aufgeregt. Alles was sie hörte war ihr lauter Herzschlag, welcher in ihrer Brust vibrierte.   „Sakura!“   Erschrocken fuhr die Angesprochene hoch und richtete ihren Blick nach vorne. Tsunade kam zusammen mit Sasuke, einigen Sanitätern und anderen ANBUs auf sie zugelaufen.   Sie hatten es tatsächlich geschafft. Sie hatten Tsunade befreit. Sie hatten Konoha ihre Hokage wiedergegeben.   Die Blondine kam vor den beiden zum Stehen und ging in die Hocke. Sie lächelte Sakura zu, deren Kopf immer noch hochrot war. Doch dann wurde ihr Blick wieder ernst und sie sah hinunter zu Itachi.   „Seine Organe sind gequetscht und seine Rippen gebrochen. Außerdem ist es an einigen Stellen zu inneren Blutungen gekommen“, berichtete Sakura. „Warum hast du ihn nicht geheilt?“, der Blick der Rosahaarigen wurde betrübter und sie sah hinunter zu Itachi. Der Schwarzhaarige hing schlaff in ihren Armen. „Sakura“, zögerlich sah Sakura der Hokage wieder in ihre Augen und hob schließlich ihre Hand, „Flüssiges Chakra.“ Tsunade griff nach dem Handgelenk der Siebzehnjährigen und strich mit ihrem Daumen über die zähe Substanz. „Bringt sie sofort ins Krankenhaus!“, die Hokage drehte sich zu den Sanitätern, „Sie müssen sofort behandelt werden.“   Die Sanitäter nickten und hoben erst Itachi und dann Sakura auf eine Trage. Sakura warf noch einmal einen Blick zu dem Uchiha, welcher kaum noch seine Augen offenhalten konnte. Ihr entwich ein Seufzen und ihr Blick richtete sich wieder gen Himmel, welcher ihr in einem strahlenden Blau entgegen lächelte.   Um sie beide stand es nicht gut.   Wenn sich zu viel von Sakuras Chakra verflüssigt hatte, würde sie es nicht eine Woche durchhalten. Und wenn die Ärzte nicht schnell etwas gegen die inneren Blutungen und die gequetschten Organe Itachis kümmern würden, würde er qualvoll sterben.   Hoffentlich überstand er es.   Das war Sakuras einziger Gedanke. Sie wollte nur, dass es Itachi gut ging und er überlebte. Sie wünschte sich so sehr, dass er zu seiner Familie zurückkehren und glücklich sein konnte. Auch wenn er von nun an nicht mehr seinen besten Freund an seiner Seite hatte. Dem Dunkelhaarigen war immer noch sein kleiner Bruder geblieben.   Langsam erhoben sich die Sanitäter und machten sich in einem zügigen Tempo auf den Weg ins Krankenhaus. Tsunade folgte ihnen und Sakura sah zu wie der Himmel und einige ihr vertraute Häuser Konohas an ihr vorbeizogen.     Langsam öffnete Sakura ihre Augen, kniff sie jedoch direkt zusammen, da das grelle Licht der Lampe über ihr sie blendete. Sie rieb sich mit ihren flachen Händen durch ihr Gesicht und legte ihren Unterarm schließlich über ihre Stirn. Ihre Kehle und auch ihre Lippen kamen ihr vor wie die Wüste, so trocken wie sie waren.   Wie lange war sie denn weg gewesen? Und wie ging es überhaupt Itachi? Hatte er überlebt oder war er tot?   Sakura sah sich um und streckte ihre Hand nach dem Nachttisch aus. Sie umschloss das weiße Plastikteil, welches mit ihrem Bett verbunden war und drückte den Knopf. Am liebsten wäre sie sofort aufgestanden, doch komischerweise fühlte sie sich immer noch unglaublich schwach und müde und sie wusste genau wie nervig es war, wenn ein Patient ohne Bescheid zu geben einfach das Bett verließ.   Nach wenigen Minuten öffnete sich schließlich die Tür und eine Schwester betrat das Zimmer. Sie trat an das Bett heran und hielt schon ein Glas Wasser parat.   „Guten Morgen Sakura-San“, die Schwester um die es sich handelte war Ayame, „Tsunade-Sama wird gleich zu Ihnen kommen.“ „Tsunade-Sama?“, Sakuras Stimme glich dem Krächzen einer Krähe, so trocken war ihr Hals. „Trinken Sie erst einmal etwas“, Ayame hielt ihr das Wasser hin und Sakura nahm einen kräftigen Schluck. Die Haruno räusperte sich kurz. „Wie lange war ich weg?“, brach sie schließlich die Stille wieder. „Eine Woche“, Sakuras Augen weiteten sich ein Stück. „Eine Woche?“, entfuhr es ihr. „Ja, aber Tsunade-Sama wird Ihnen Genaueres erklären“, erklärte die Schwester. „Und wieso nicht Sie?“, die Rosahaarige hob ihre Augenbraue. „Weil es ein ausdrücklicher Befehl von Tsunade-Sama war, dass niemand anderes als sie Euch über die Umstände aufklärt“, antwortete Ayame. „Also steht es wohl nicht so gut um mich“, Ayame hob die Matratze, damit Sakura sich anlehnen konnte, „Und wie geht es Itachi Uchiha?“ „Itachi Uchiha?“, Ayame machte eine kurze nachdenkliche Pause und Sakura befürchtete das Schlimmste, „Itachi hat die OP sehr gut überstanden und ist bei bester Gesundheit.“ Ehrleichtert atmete Sakura auf. „Gott sei Dank“, ein warmes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Möchten Sie noch mehr hören?“, Ayame setzte sich zu Sakura aufs Bett. „Gibt es denn noch mehr?“, hakte sie neugierig nach. „Aber natürlich“, lächelte die Schwester, „Itachi-San ist mittlerweile aus dem Krankenhaus erlassen, weil Tsunade-Sama alles daran gesetzt hat ihn zu heilen. Außerdem ist auch sein Haus im Uchiha-Viertel wiederaufgebaut und er lebt mit seiner Familie wieder dort.“ „Das freut mich zu hören“, Sakura entspannte ein wenig. „Und nicht zu vergessen, kommt er jeden Tag her, um Sie zu besuchen“, Ayame deutete auf den Nachttisch und jetzt erst fiel es Sakura auf. Auf dem kleinen Tisch befand sich eine Vase mit einer weißen Lilie. „Sie ist wunderschön“, lächelte die Haruno. „Sie sind wirklich ein süßes Paar“, nun schoss Sakura das Blut in den Kopf. „A-Aber wir sind doch gar kein Paar“, stotterte sie. „Nicht?“, hastig schüttelte Sakura den Kopf. Bevor die Haruno noch etwas dazu sagen konnte, öffnete sich auch schon die Tür zu ihrem Zimmer und Tsunade trat ein. „Ayame, geh dich bitte um die anderen Patienten kümmern“, die Angesprochene nickte und verließ den Raum. „Ich vermute mal, dass es nicht so gut um mich steht was?“, schwach lächelte Sakura und der Hokage entwich ein Seufzen. „Es tut mir wirklich leid Sakura. Ich wünschte ich hätte mehr für dich tun können, du bist wirklich ein sehr wichtiger Mensch für mich und…“ „Lassen Sie das bitte“, unterbrach Sakura die Blondine, auch wenn sie wusste, dass sich das nicht gehörte, „Bringen Sie die Sache lieber gleich auf den Punkt, statt um den heißen Brei zu reden.“ „Du hast in kurzer Zeit wirklich viel an Reife dazugewonnen“, Tsunade lächelte ihrer Schülerin zu und setzte sich zu ihr auf das Bett, „Wir haben wirklich unser Bestes gegeben das flüssige Körper aus deinem Chakra zu entfernen.“   Tsunade machte eine Pause.   „Aber?“, brach Sakura schließlich die Stille. „Es war wirklich ein enorm großer Teil deines Chakras betroffen“, antwortete die Hokage. „Wieviel?“, hakte die Haruno vorsichtig nach. „Bist du dir sicher, dass du das wissen möchtest?“, die Siebzehnjährige nickte. „Sonst würde ich nicht fragen“, Tsunade wich ein Seufzen über die Lippen. „Neunzig bis Fünfundneunzig Prozent“, Sakuras Augen weiteten sich ein Stück. „W-Was? Wie ist das möglich? Und wie habe ich das überlebt?“, sprudelte es aus ihr heraus. „Ich vermute, dass es damit zusammenhängt, dass du bereits einmal tot gewesen bist und dir ein derartig hoher Chakraverlust deshalb nichts ausmacht“, erklärte die Hokage. „Und was heißt das jetzt für mich?“, Tsunade erhob sich. „Wir wissen nicht wann und ob sich dein Chakra jemals wieder regenerieren und neu sammeln wird“, die Blondin machte eine Pause und sah ernst zu ihrer Schülerin, „Im Moment gehen wir vom Schlimmsten aus.“ Geschockt sank Sakura in ihrem Bett zusammen. „Das heißt dann ja…“, sie traute sich nicht weiter zu sprechen und setzte neu an: „Das heißt dann…da heißt ja…das heißt ich…“ „…du kannst nicht mehr hier arbeiten und deine Laufbahn als Ärztin ist somit beendet“, beendete Tsunade schwermütig den Satz. Tränen sammelten sich in den Augen Sakuras. „Aber was soll ich denn jetzt machen?“, schluchzte sie. „Ich würde sagen, dass du dich umorientieren musst“, mitfühlend legte Tsunade ihre Hand auf die Schulter ihrer Schülerin, „Es tut mir wirklich leid Sakura.“   Die Blondine wandte sich von der Siebzehnjährigen ab und verließ den Raum. Wie erstarrt saß Sakura da und richtete ihren Blick auf ihre Hände. Sie konnte nicht fassen, dass es das gewesen sein sollte.   Was sollte sie denn jetzt machen?   Ihr Traum war es immer gewesen Ärztin zu sein und jetzt verfügte sie nicht einmal mehr über genügend Chakra. Sie konnte nicht mehr mit Menschen zusammenarbeiten und ihnen helfen. Sie würde nie wieder die Routine bei Itachi übernehmen können oder sich mit störrischen Patienten wie Jiraiya streiten können.   Sakuras Kehle entwich ein tiefes Schluchzen und sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf und weinte aus Leibeskräften.   Das konnte doch nicht wirklich passieren oder?   Plötzlich öffnete sich die Tür und schnelle Schritte waren zu hören. Ino kam ins Zimmer gerannt und stürzte im nächsten Moment mit Tränen in ihren Augen auf Sakura zu. Sie schloss ihre beste Freundin in ihre Arme und drückte sie an sich. Die Haruno war ein wenig überrumpelt, doch als sie realisierte wer sie da gerade umarmte, legte auch sie ihre Arme um die Blondine.   Wie sie sich nach dieser viel zu festen Umarmung gesehnt hatte. Wie sie sich nach dem viel zu dick aufgetragenen Parfum gesehnt hatte. Wie sie sich nach ihrer besten Freundin gesehnt hatte.   Sakura drückte die Yamanaka noch mehr an sich und weinte in ihr viel zu knappes lila Shirt. Sie schmiegte sich an den weichen Stoff und genoss es, wie Ino ihr durch das rosa Haar fuhr.     „Du lebst!“, schluchzte die Blondine, „Du bist wirklich hier. Du bist nicht tot.“ Ino schmiegte sich an Sakuras weiches Haar. „Ich bin ja so froh“, Ino löste die Umarmung und blickte ihrer besten Freundin in das verheulte Gesicht, „Ich habe dich so vermisst.“ „Ich habe dich auch vermisst“, schwach lächelte die Haruno Ino zu. „Und jetzt hör auf zu weinen“, die Yamanaka wischte sich ihre Tränen weg, „Wir sollten uns darüber freuen, dass du wieder unter den Lebenden bist.“ „Das stimmt“, Ino hatte zwar Recht, aber Sakura konnte sich dennoch den traurigen Unterton nicht verkneifen. „Okay. Was ist los Sakura?“, die Yamanaka klang ziemlich ernst. „Ach…ist nicht so wichtig“, die Angesprochene setzte ein falsches Lächeln auf. „Lüg mich nicht an. Ich dachte, dass du dich ein wenig mehr über meinen Besuch freuen würdest und darüber, dass du wieder hier bist“, entgegnete Ino. „Ich freue mich auch. Wirklich“, Sakura machte eine Pause, „Ich habe euch alle und mein zu Hause vermisst.“ „Und was ist dann los?“, Sakuras Blick senkte sich und machte keine Anstalten etwas zu sagen. Liebevoll umschloss Ino das Gesicht ihrer besten Freundin, damit sie ihr in die Augen sehen musste. „Hast du etwa als Tote vergessen, dass du mir alles sagen kannst oder wiese verstummst du?“, amüsiert musste Sakura lächeln. „Das habe ich natürlich nicht vergessen“, antwortete sie. „Dann erzähl mir was los ist“, Sakura seufzte. „Nachdem ich wieder eine Lebende geworden bin und ich Itachi heilen wollte, hat sich herausgestellt, dass sich mein Chakra verflüssigt hat“, setzte die Haruno an. „Davon habe ich schon gehört. Aber Tsunade konnte dich doch retten“, warf ihr Gegenüber ein. „Sie konnte nur fünf bis zehn Prozent retten“, erzählte die Rosahaarige. „Besser als gar nichts“, meinte Ino. „Ino! Ich kann keine Ärztin mehr sein!“, entfuhr es Sakura und nun verstand auch ihre beste Freundin.   Stille.   Nach einigen Minuten umschloss Ino schließlich die Hände Sakuras, lächelte ihr sanft zu und sprach: „Aber nicht alles ist verloren. Du hast immerhin deine Freunde wieder.“ Sakura erwiderte das Lächeln. „Du hast Recht und wir können endlich wieder zusammenleben“, auf einmal entwich der Yamanaka ein nervöses Lachen und Sakura hob eine Augenbraue, „Gibt es ein Problem?“ „Nun ja…“, Ino schien zu überlegen, doch bevor sie etwas sagen konnte ging die Tür wieder auf und Shikamaru betrat das Zimmer. Der Dunkelhaarige stellte sich zu der Yamanaka und legte seinen Arm um sie. „Ich verstehe“, Sakura zwang sich zu einem Lächeln, „Ich freue mich für euch.“ „Danke“, schwermütig erwiderte ihre beste Freundin das Lächeln. „Ino, wir müssen gehen. Wir haben noch eine Mission“, ein Seufzen entwich der Angesprochenen. „Tut mir leid Sakura, wir sehen uns“, Ino erhob sich und verließ mit ihrem Freund das Zimmer.   Als die Tür ins Schloss gefallen war lehnte Sakura sich in ihrem Bett zurück und starrte auf ihre Hände. Wieder einmal sammelten sich Tränen in ihren Augen und liefen über ihre Wangen.   Was sollte sie denn nun tun? Wo sollte sie hin? Etwa zu ihren Eltern?   Das würde doch nur wieder unnötig Stress geben. Und alleine die Tatsache, dass Sakura nicht mehr über genügend Chakra verfügte und noch nicht einmal mehr Ärztin sein konnte, würde ihre Eltern zutiefst enttäuschen. Mit Sicherheit würden sie wieder jeden Tag streiten und ihr Verhältnis würde sich wieder um einiges verschlechtern.   Ein Schluchzen entwich Sakuras Kehle.   Es sollte doch alles wie früher werden. Sie sollte wieder im Krankenhaus arbeiten. Sie sollte wieder mit Ino zusammenleben.   Aber alles war anders gekommen.   Sie hatte keinen Job mehr. Sie hatte kein zu Hause mehr. Sie hatte nichts.   Das war nicht fair!   Sie hatte alles gegeben! Sie hatte Konoha gerettet! Sie hatte Itachi gerettet!   Und was bekam sie dafür?   Nichts! Sie hatte den Großteil ihres Chakras verloren! Sie hatte ihren Job verloren!   Frustriert krallte Sakura sich in ihrer Bettdecke fest und zog die Beine an ihren Körper. Sie weinte bitterlich, jedoch wurde sie im nächsten Moment von einem Klopfen unterbrochen.   „Herein.“     Die Sonne hing schon tief am Horizont und färbte den Himmel in ein warmes orange, als Itachi sein Zimmer verließ. Er ging in den Eingangsbereich und zog sich seine Schuhe an.   „Gehst du wieder Sakura besuchen?“, ertönte die warme Stimme seiner Mutter hinter ihm. „Ja“, antwortete er. „Ich habe gehört, dass sie wieder aufgewacht sein soll, richte ihr doch liebe Grüße und gute Besserung aus“, der Sohn Mikotos nickte und verließ schließlich das Haus.   Itachi machte sich immer zur selben Zeit auf den Weg ins Krankenhaus. Er wollte genau dann da sein, wenn die Sonne untergegangen und die Sterne am Himmel zu sehen waren. So wie Sakura es eben am liebsten mochte, wenn sie eben in ihrer eigenen Welt war. Itachi freute sich darauf die Rosahaarige wiederzusehen und endlich mit ihr reden zu können. Er würde wieder ihre liebliche Stimme hören und musste ihr nicht nur beim Schlafen zusehen, auch wenn ihn das ein wenig beruhigte und von seinem langweiligen Alltag ablenkte. Schließlich durfte er in nächster Zeit nicht auf Mission. Erst wenn seine Verletzungen zu hundert Prozent geheilt und er wieder fit war. So lange musste er sich mit Büchern und der Zeit im Krankenhaus bei Sakura begnügen.   Ob ihr die Lilie auf ihrem Nachttisch aufgefallen war? Ob sie wohl wusste, dass sie von ihm war? Ob sie sich wohl darüber gefreut hatte?   Innerlich musste Itachi darüber lachen, dass er sich über solch belanglose Dinge den Kopf zerbrach. Das passte gar nicht zu ihm. Normalerweise gab es nur ihn, seine Missionen und seine Familie.   Aber jetzt?   Jetzt war da noch diese rosahaarige Oberärztin, welche sich immer wieder in seine Gedanken schlich. Sie war von morgens bis abends in seinem Kopf und ließ ihn nicht mehr los. Er konnte nicht aufhören immer zu an sie zu denken. Egal wie sehr er auch versuchte die Gedanken an Sakura zu unterdrücken, es gelang ihm nicht. Er konnte nicht aufhören an sie zu denken und er wollte es auch gar nicht. Er hatte Sakura in sein Herz geschlossen, ob er es wollte oder nicht.   Innerlich schüttelte der Uchiha den Kopf.   Wer hätte gedacht, dass Sakura seine Welt so sehr auf den Kopf stellen würde? Wer hätte gedacht, dass er tatsächlich seine Zeit mit ihr verbrachte? Und wer hätte gedacht, dass er nicht mehr aufhören konnte an sie zu denken?   Sakura war etwas Besonderes.   Sie hatte es geschafft zu ihm durchzudringen. Sie hatte sein Herz berührt. Sie hatte ihn verstanden.   Mit einem Hauch von Vorfreude betrat Itachi das Krankenhaus. Er machte sich auf den Weg zu Sakuras Zimmer und freute sich schon darauf ihr warmes Lächeln wieder zu sehen. Er freute sich darauf ihr zuzusehen wie sie in ihren Gedanken versank.   Mit einem kaum merklichen Lächeln klopfte er an die Zimmertür Sakuras und öffnete diese schließlich. Er trat in das Zimmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Itachi trat weiter in den Raum hinein, doch statt Sakura fand er nur ein leeres Bett vor, welches frisch bezogen war. Auch die Lilie war entsorgt worden und das Zimmer wirkte unberührt, so als ob Sakura nie hier gewesen wäre.   Hatte man Sakura etwa schon entlassen?   Itachi hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache und spürte wie sich alles in seiner Magengegend zusammenzog. Sein Herz pochte schmerzhaft gegen seine Brust und verursachte ein leichtes Dröhnen in seinen Ohren. Er wandte seinen Blick von dem leeren Bett ab und stürmte zügigen Schrittes aus dem Zimmer. Er riss die Tür auf und lief zu der nächsten Schwester, welche er fand.   „Wo ist Sakura Haruno?“, fragte er ernst und konnte sich einen Hauch von Besorgnis in seiner Stimme nicht verkneifen. „Sakura Haruno?“, der Uchiha nickte, „Tsunade war eben bei ihr, sie ist vor gut zwanzig Minuten entlassen worden.“ „Danke“, mit diesen Worten stürmte Itachi aus dem Gebäude.   Draußen war es bereits dunkel geworden und der Mond erleuchtete zusammen mit den Sternen die dunklen Straßen Konohas. Ein kühler Wind wehte Itachi entgegen und er machte sich auf den Weg. Das mulmige Gefühl in seiner Magengegend wurde immer größer und er legte einen Zahn zu, was einen unangenehmen, stechenden Schmerz in seiner rechten Brust verursachte. Seine Rippen waren immer noch nicht verheilt, aber das war ihm egal.   Er musste Sakura finden.   Nach gut zehn Minuten hatte er schließlich das Haus von Ino erreicht und klopfte an die Tür. Er hörte ein genervtes Schnauben und die Tür wurde aufgerissen. Ino stand vor ihm und sah den Uchiha ein wenig perplex an.   „Was machst du denn hier?“, einen barschen Unterton konnte sie sich nicht verkneifen. „Ist Sakura hier?“, stellte er als Gegenfrage. „Nein, sie ist doch noch im Krankenhaus“, als Ino ihren Satz beendet hatte lief Itachi ohne ein weiteres Wort los. „Wer war das?“, Shikamaru trat zu seiner Freundin. „Itachi. Er sucht nach Sakura“, antwortete seine Freundin. „Wenn sie entlassen wurde, ist sie bestimmt bei ihren Eltern“, die Yamanaka nickte und schloss wieder die Tür.   Währenddessen war Itachi mittlerweile am Rennen.   Wo konnte Sakura nur sein? Wo würde sie hingehen? Zu ihren Eltern?   Vermutlich nicht.   Itachi dachte nach und im nächsten Moment weiteten sich seine Augen ein Stück. Er legte einen Zahn zu und sprintete durch die Straßen, auch wenn das enorme Schmerzen verursachte.   Er musste Sakura unbedingt aufhalten.   Der Dunkelhaarige steuerte auf das Haupttor zu und wünschte sich, dass er schneller wäre. Doch er war immer noch nicht bei voller Gesundheit und konnte daher nicht sein volles Potenzial ausschöpfen. Hoffentlich erreichte er Sakura rechtzeitig bevor es zu spät war.   Nach wenigen Minuten konnte er die Haruno schließlich von weitem erkennen. Er wurde schneller und erreichte schließlich das Tor. Völlig außer Atem kam er zum Stehen und stützte sich auf seinen Knien ab.   „Sakura.“   Die Angesprochene drehte sich um und blickte Itachi mit betrübter Miene entgegen. Jedoch weiteten sich im nächsten Moment ihre Augen ein wenig, als sie bemerkte wie erschöpft Itachi war. Noch nie hatte sie erlebt, dass er so fertig war.   „Itachi-San, Sie sollten sich noch nicht überanstrengen“, sprach sie besorgt. „Es ging nicht anders“, sein Atem regelte sich wieder und er richtete sich langsam unter Schmerzen wieder auf. „Wieso?“, sein Gegenüber klang sichtlich verwirrt. „Weil du Konoha sonst verlassen hättest“, die Miene Sakuras wurde betrübter. „Itachi-San…“, sie seufzte, „Es gibt nichts, das mich hier noch wirklich hält.“ „Wie meinst du das?“, der Angesprochene verspürte einen stechenden Schmerz in seiner Brust. Diese Aussage verletzte ihn mehr, als er zu zeigen gab. „Ich kann nie wieder arbeiten und einen Wohnsitz habe ich auch nicht mehr“, die Rosahaarige blickte zu Boden.   Stille kam zwischen den beiden auf und Sakura drehte Itachi den Rücken zu.   „Leben Sie wohl, Itachi-San“, sie machte einen Schritt nach vorne. „Was ist mit deinen Freunden?“, abrupt blieb Sakura stehen und Tränen sammelten sich in ihren Augen, „Mit Ino? Mit Naruto? Was ist mit ihnen? Wolltest du sie nicht wiedersehen? Wolltest du nicht bei ihnen sein?“ Die Haruno biss sich auf die Unterlippe. „Ist dir das Reisen wirklich so viel wichtiger?“, die Angesprochene drehte sich um und blickte direkt in die Onyxe Itachis. „Itachi-San…das ist nicht fair…“, schluchzte sie. „Das du abhauen willst ist nicht fair“, eindringlich erwiderte er ihren Blick, „Du warst es doch, die wollte, dass alles wieder wie früher wird.“ Sakura sah zu Boden. „Willst du unseren Sieg wirklich einfach so wegwerfen?“, die Stimme des Uchihas war auf einmal viel sanfter und mitfühlender geworden. Ein angenehmer Schauer jagte über den Rücken der Haruno und sie hob ihren Blick. „Die Sakura, die ich kenne, wäre nicht einfach so davongelaufen“, Itachi machte langsam einen Schritt nach vorne, „Sie hätte nach einer Lösung gesucht und…“, der Schwarzhaarige kam vor Sakura zum Stehen und legte seinen Finger unter ihr Kinn, ehe er ihr langsam näherkam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)