Endlos im Kreis von Sanaki1 (Halb ist niemals ganz [Sasuke/Hinata/Naruto/Sakura]) ================================================================================ Kapitel 1: Der Tag danach ------------------------- Sakura Kaum hatten sie die Tore Konohas passiert, wollte sie auch schon zu einem Sprint nachhause ansetzen – alles, bloß weg von ihm. Wenn da nicht jemand wäre, der ihr Handgelenk umschloss und sie galant daran hinderte. Sakura fuhr herum, halb hoffend, halb fürchtend, dass es Sasuke war, aber das Paar blauer Augen, das sie besorgt anstarrte, belehrte sie eines Besseren. „Sakura-chan, warte! Du-“ Sie brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um sich loszureißen. „Lass mich in Ruhe, Naruto!“, fauchte sie ihm über die Schulter hinweg zu, während sie bereits auf das nächstbeste Dach sprang. Das Letzte, das sie von ihren Teamkameraden hören konnte, war Kakashis Stimme: „Oh-oh, da hat wohl jemand seine Tage.“ Ha-ha, ganz lustig war ihr Sensei heute wieder drauf. Und Sasuke? Sagte wie immer nichts. Mistkerl. Vor der Wohnung ihrer Eltern kam Sakura zu einem schlitternden Halt, fasste mit einer Hand nach der Türklinke und riss sie noch in der Bewegung unsanft auf. Genauso „unsanft“ fiel sie auch ins Schloss, nachdem sie hineingestürmt war. Bitte lass sie nicht da sein, bitte lass sie nicht da sein, wiederholte sie zugleich ihr stummes Mantra, ihr Blick gehetzt von einer Ecke des Zimmers zur nächsten schweifend. „Sakura, willkommen zurück!“ Verdammt. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Scheißtag. Widerwillig folgte sie der Stimme mit ihren Augen und sah ihre Mutter aus der Küche hervorlugen, zumindest ohne deren Mann im Schlepptau. Dads dumme Witze würden ihr den letzten Nerv rauben. Sakura versuchte rasch, ihre Atmung zu beruhigen; nach dem Rekordsprint, den sie bis hierher hingelegt hatte, war es kein Wunder, dass ihre Lungen mehr Sauerstoff verlangten als sonst. „Hi, Mum.“ Es klang gekünstelt, ja, wie auch das dünne Lächeln, das sie sich auf die Lippen malte, aber zu mehr fühlte sie sich im Moment nicht imstande. „Ich geh mal nach oben.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, stürzte Sakura die Stufen hinauf zu ihrem Zimmer und schlüpfte hinein, als wäre es ein heiliger Zufluchtsort. Als sie – nicht verwunderlich – die Schritte ihrer Mutter und deren besorgtes Geplärre hörte, schlug sie kurzerhand die Tür hinter sich zu. Und... Schlüssel... Fahrig suchte Sakura nach dem wunderbaren Gegenstand – ah, da war er ja! – und sperrte zu, bevor ihre Mutter die Türklinke hundertmal hinunterdrückte. „Sakura! Was soll denn das? Mach doch auf! Was ist passiert?“ „Ich will alleine sein!“, erwiderte jene nur und ließ sich mit einem Seufzer aufs Bett fallen. All das Adrenalin, welches sie zu so schnellem Handeln hingerissen hatte, war ohne Ausnahme verbraucht. Zurück blieb lediglich ein Gefühl der Erschöpfung und Müdigkeit. Ach, wem machte sie hier etwas vor? Zurück blieb die Gewissheit, dass sie sich vor wenigen Stunden von ihrer großen Liebe getrennt hatte! „Ist es wegen Sasuke?“, drangen die Worte ihrer Mutter durch die Tür und trafen wie so oft ins Schwarze. Sakura murrte leise. Doch anscheinend nicht leise genug. „Habt ihr euch schon wieder gestritten?“ Eine kurze Pause. „Hat er mit dir Schluss gemacht?“ Das war der Auslöser. Entrüstet stemmte sich Sakura auf; ihr Polster fiel vom Bett. „Ich hab mit ihm Schluss gemacht!“ So. Damit hier ja keine Missverständnisse entstanden. Ts. Als ob sie alles mit sich gefallen ließ, nur weil sein Name Sasuke Uchiha war. Eine Weile herrschte Schweigen außerhalb des Zimmers. Erst danach antwortete ihre Mutter, wobei fast schon ein belustigter Unterton mitschwang: „Und warum weinst du dann?“ „Bist du bescheuert? Ich weine nicht!“ Im selben Atemzug wischte sich Sakura verstohlen die Tränen weg. ~~~ Naruto Er hätte das nicht tun sollen. Die Beziehung beenden. Nein, das war es nicht. Die Beziehung beginnen. Er hätte das nicht tun sollen. Immer und immer wieder kreisten seine Gedanken um das am Vortag Geschehene, um ihr Schluchzen, um den Ausdruck in ihren Augen, diese tiefe Trauer, die sie ihm noch nie so offen gezeigt hatte. Er war ein Idiot. Sakura und Sasuke sagten es ständig, doch das erste Mal schien er zu verstehen, was für ein kompletter, richtiger, dummer, blöder Idiot er wirklich war. Denn nur solche Leute verletzten den einzigen Menschen auf dieser ganzen Welt, der sie nicht nur von Herzen liebte, sondern auch begehrte. Stöhnend raufte sich Naruto die Haare, sein Blick kaum auf den Weg vor ihm gerichtet. Um ehrlich zu sein, konnte er nicht mit Sicherheit sagen, wo ihn seine Füße überhaupt hintrugen. Es war später Morgen, beinahe Mittag, als er durch die Straßen Konohas schlenderte. Ziellos. Einige Dorfbewohner begannen bewundernd zu flüstern, andere jubelten ihm lautstark zu. „Da ist er, unser Held! Der Größte von allen! Naruto-sama!“ Die Lobtiraden seiner Fans zauberten ihm eigentlich stets ein Grinsen ins Gesicht, aber dieses Mal hatte er Mühe, ihnen zuzulächeln und selbst das tat er nur aus Höflichkeit. Zusammen mit Sasuke galt er seit dem Krieg als Retter Konohas, obwohl viele Bürger dem Uchiha eher mit Vorsicht gegenübertraten. Umso besser für Naruto. Das Image des bösen Fuchsdämons war mittlerweile ausgelaugt wie eine... vergammelte Nektarine – da ihm gerade kein besserer Vergleich einfiel. Wie auch? 90% seines Denkapparates beschäftigten sich momentan mit nichts weiter als zwei Erinnerungen: Erstens, als er Hinata verlassen hatte – okay, wortwörtlich hatte sie ihn eigentlich oder besser gesagt seine Wohnung verlassen, aber sei’s drum – und zweitens, als Sakura Sasuke den Laufpass gegeben hatte. Letztere Szene war unmöglich zu überhören gewesen, wenn auch in dieser Konstellation unvorstellbar. Sakura liebte Sasuke, schon seit Ewigkeiten. Warum also...? Weißt du, wie nervig es ist, dir zuzuhören?, unterbrach Kurama seine Gedanken. Seit wann interessierst du dich plötzlich nur mehr für Weiber? Naruto zuckte zusammen. Seine Ohren fühlten sich warm an. Halt die Klappe, Kurama! Das ist schwieriger als alle Jutsus, die ich je gelernt hab! Da erspähte er aus dem Augenwinkel die Buchstaben Ichiraku-Laden, die ihn fast magisch anzogen. Sofort hielt Naruto in seinen Überlegungen inne, unschlüssig, ob er nach allem, was geschehen war, sich wirklich einfach hineinsetzen und Ramen futtern sollte. Dann wiederum... wieso nicht? Er hatte noch nicht Mittag gegessen... und... „Naruto!“ Ertappt wirbelte er herum; seine Kinnlade klappte nach unten, als er sah, wer ihn gerufen hatte. ...Sakura? Mit freudestrahlendem Gesicht lief sie auf ihn zu, ohne ihr Tempo zu zügeln und zog ihn am Handgelenk Richtung Ichiraku. „Komm, wir haben jetzt ein Date!“ „W-Was?“ Zu sagen, dass er vor Überraschung kaum ein Wort herausbrachte, war untertrieben. Date? Mit Sakura? Freiwillig? Träumte er? Einen Moment später saß Naruto schon auf einem der Barhocker und glotzte die Rosahaarige neben ihm nicht gerade intelligent an. Sie bemerkte seinen Blick. „Jetzt schau nicht so dämlich“, zischte sie. Ihre smaragdgrünen Augen huschten kurz zum Eingang. In der Annahme, dass sich dort eine Erklärung für ihr seltsames Verhalten befand, wollte Naruto bereits den Kopf drehen, doch sie schob sein Gesicht wieder zu ihr. „Hör zu.“ Sie beugte sich ein Stück vor, sodass ihre Nasenspitzen nur Millimeter voneinander entfernt waren. Naruto schluckte. „Du musst mir helfen“, fuhr sie beinahe flehend fort. „Spiel einfach mit. Bitte. Ich weiß nicht, wen ich sonst fragen kann. Und kein anderer würde ihn mehr ärgern. Kein anderer hätte einen solchen Effekt auf ihn.“ „M-Mitspielen?“, murmelte er. „Bei was denn?“ „Ich kann Sasuke nicht aufgeben. Ich hab’s versucht, ich hab’s wirklich versucht, aber ich kann nicht. Und trotzdem möchte ich nicht, dass es so einseitig bleibt. Ich möchte, dass er dasselbe für mich empfindet wie ich für ihn. Anders ist jede Beziehung mit ihm zum Scheitern verurteilt.“ Der Rotschimmer, der sich zuvor auf seine Wangen gelegt hatte, verblasste. Sasuke. Schon wieder ging es um Sasuke. Wie hatte er auch nur für einen klitzekleinen Moment wagen können, etwas anderes zu erwarten? Naruto schluckte noch einmal, bevor er sich zu einem sorglosen Grinsen zwang. „Du willst ihn eifersüchtig machen, nicht wahr? Na klar, wär doch gelacht, wenn wir das nicht hinkriegen.“ Pure Erleichterung stand in Sakuras Gesichtszügen geschrieben. „Ja... ja, genau. Ich bin überrascht, dass du’s so schnell rausgefunden hast“, fügte sie zwinkernd hinzu, doch er spürte ihre Nervosität. „Und wegen Hinata... mach dir keine Sorgen. Das bleibt unter uns, ich versprech’s. Das hat keine Bedeutung und sie wird nichts erfahren. Es ist nur dieses eine vermeintliche Date.“ Er winkte ab, obgleich ihn ihre Nähe immer noch ein klein wenig verwirrte. Während sie sprach, konnte er ihren Atem auf seinem Gesicht fühlen, warm und... Und... Hinata. Ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Natürlich. Sakura wusste nichts. Niemand wusste, dass er am Abend zuvor mit Hinata Schluss gemacht hatte. Irgendwie bezweifelte er auch, dass sie selbst es schon jemandem erzählt hatte. Wenn Neji noch leben würde... er hätte es wohl aus ihr hinausgekitzelt. Und Naruto windelweich geschlagen. Aber Neji war tot. Sie hatte niemanden mehr, der sie beschützte. Oder tröstete. Oder ihre Tränen trocknete. Das Hochgefühl, Sakura nahe zu sein, verflog augenblicklich. Benommen nickte er, als seine Teamkameradin ihm mitteilte, dass Sasuke in der Nähe war und bestellte daraufhin so unbeschwert wie möglich zwei Portionen Ramen für ihn und sein „Date“. „Oh Naruto, es überrascht mich gar nicht, dich zu sehen!“, lachte Teuchi, der die Bestellung entgegennahm. Sein Blick fiel auf Sakura. „Aber ein anderes Mädchen an deiner Seite, hm? Wenn man so berühmt ist wie du, kein Wunder.“ Noch ein Lacher, dann gab er seiner Tochter Ayumi Bescheid. „Zwei Portionen Ramen kommen sofort!“ Und sofort kamen sie wirklich. Gleich darauf schob Sakura ihren Hocker näher an seinen heran, eine keineswegs beiläufige Geste. „Kannst du dich erinnern, als ich dich damals füttern wollte?“, fragte sie laut genug, sodass man es in der gesamten Ramenbude hören konnte. Naruto beäugte sie unsicher. Die glockenhelle Stimme, die glänzenden Haarsträhnen, welche ihr Gesicht mitsamt dem zuckersüßen Lächeln umrahmten. Sie war eine gute Schauspielerin. Auf jeden Fall eine bessere als damals im Eisenland, als sie ihm ihre angebliche Liebe gestanden hatte. „Äh... ja, klar.“ Er räusperte sich. „Kakashi hat uns gestört! Dieser...“ Weiter kam er nicht, da stopfte Sakura ihm schon ein paar Nudeln in den Mund. Unwillkürlich errötete er wieder. „D-Danke, Sakura-chan...“ – „Schh, nicht sprechen. Mund auf.“ Naruto wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war – Sakura fütterte ihn, strich ihm scheinbar verliebt über die Wange und lachte - , bis plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihnen ertönte. „Du hast aber schnell Ersatz gefunden. Hätte ich dir nicht zugetraut.“ Ein siegessicherer Ausdruck schlich sich auf das Gesicht der Kunoichi. „Sasuke-kun“, schmunzelte sie, ohne sich umzudrehen. „Was für ein Zufall. Aber überrascht dich das wirklich so? Naruto ist doch tausendmal besser als du. Er war immer für mich da im Gegensatz zu dir.“ Die Spannung stieg. An einem bestimmten Punkt hielt es Naruto nicht mehr aus und drehte sich in seinem Sitz um, bereit, Sasukes Todesblick auf sich zu spüren. Wofür er sich ganz und gar nicht bereit fühlte, war, Hinata zu sehen. Die Hände auf ihre Brust gepresst stand sie neben dem Uchiha, zu weit von ihm entfernt, um mit ihm gekommen zu sein, aber durch allen dämlichen Zufall der Welt war sie scheinbar am Ichiraku vorbeigegangen und vor Schreck stehen geblieben. Narutos Gesichtszüge entgleisten. Scheiße. Obwohl er ihr zu nichts mehr verpflichtet war, wollte er nicht, dass sie ihn mit Sakura sah. Er wollte nicht, dass sie glaubte, er hätte sich deswegen von ihr getrennt - weil er jemand Besseres gefunden hatte. Nun schien es auch Sakura für angemessen zu finden, Sasuke anzusehen, doch wie Naruto zuvor erblickte sie Hinata und hielt sich bestürzt die Hand vor den Mund. Als einziger der vier begann Sasuke zu grinsen. Seine dunklen Augen musterten Hinata. „Hyuuga. Vielleicht solltest du besser gehen, bevor die zwei sich noch ausziehen. Du bist ja doch von schwachem Gemüt, oder?“ Das war zu viel. Sosehr Naruto auch seinen besten Freund schätzte, hatte dieser kein Recht, absolut kein Recht, Hinata zu beleidigen und Öl ins Feuer zu gießen. Die Situation war ohnehin schon scheiße genug und natürlich – er verstand, dass Sasuke sauer war; er verstand, dass Sasuke Luft ablassen musste, aber... aber dass Hinata auftauchte... das war so nicht geplant! Unbeholfen stand Naruto auf. Er wollte etwas sagen, irgendetwas, doch sein Kopf war wie leer gefegt. „Hinata“, rief stattdessen Sakura. „Es ist nicht so, wie es aussieht; wir-“ „Ich verstehe“, fiel ihr Sasuke spöttisch ins Wort. „Du dachtest, du könntest mich eifersüchtig machen?“ Naruto registrierte kaum, dass die beiden schon wieder zu streiten begannen. Seine volle Aufmerksamkeit lag auf der Stelle, an der Hinata vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. Er glaubte, Tränen in ihren Augen gesehen zu haben, bevor sie sich umdrehte und wegrannte. Ein Teil von ihm fragte sich, warum er ihr nicht folgte, ihr hinterherlief und beteuerte, dass das Date nur Show gewesen war. Aber der andere Teil fürchtete sich vor dem Gespräch, löschte jeden plausiblen Satz, den er ihr hätte sagen können, klebte seine Fußsohlen am Boden der Ramenbude fest. Dieser andere Teil war stärker. Und das erschreckte ihn am meisten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)