Amor Prohibitus von Verelan ================================================================================ Kapitel 4: Kaputte Gefühle -------------------------- Schweigend saß sie auf dem Bett, starrte vor sich auf den Boden und fummelte mit den Fingern am ihrer Jacke. Durch das große Fenster hinter ihr, schien ihr die Sonne auf den Rücken, erhellte den Raum mit angenehmem, warmen Licht. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und biss sich auf die Lippen. Sie wollte nicht weinen. Das schlechte Gewissen nagte an ihr und sie wusste, sie hätte es ihm nicht sagen dürfen. Wieso war sie so naiv gewesen, so dumm, zu glauben, dass er es verstehen würde? Sie hatte wirklich gedacht, er würde ihr zuhören. „Wo warst du?“ - hatte er gefragt. „Ich … mach dir keine Sorgen, es geht mir gut.“, hatte sie ihm erwidert und er war fast vor Wut auf sie losgegangen. Er hatte geschrien und verlangt, dass sie ihm alles erzählen sollte. Anschließend war er ruhiger geworden, hatte ihr versprochen nichts zu unternehmen. „Es gab einen Transporterunfall. In Eltnen hat mich ein Mädchen namens Sonirim darum gebeten ihr bei den Übungen zu helfen. Aber anstatt in Sanctum zu landen, fand ich mich plötzlich in der Welt jenseits der Portale wieder.“ Ihre Augen brannten und sie konnte spüren, wie ihr die Tränen hochkamen. Er war so still geworden, hatte kein Wort mehr gesagt und war einfach aus dem Zimmer verschwunden. Die Tür hatte er zugeknallt und sie schließlich allein zurückgelassen. Sie war nicht dumm und wusste wohin er gegangen war und was er vorhatte. Sie hatte ihm gesagt, dass alles in Ordnung sei, aber nein, er hatte ihr nicht mehr zugehört. Für ihn zählten nur die negativen Aspekte. Sie war in Asmodea gelandet und jetzt hatte sie die Zukunft eines kleinen Mädchens zerstört. Sie hasste sich selbst für ihre Naivität. Nur die Götter wussten, was Kelan tun wurde. „Es tut mir so leid ...“, schluchzte sie nun, zog die Knie an und schlang die Arme um die Beine. Sie wollte sich gar nicht erst ausmalen, wie eingeschüchtert Sonirim jetzt sein musste. Wie traurig sie sein würde. Ihr Gesicht brannte und ein dumpfer Schmerz formte sich hinter ihrer Stirn, während sie weinte. Ihr Körper zitterte und Übelkeit stieg in ihr auf. All diese Gedanken brachten sie fast um den Verstand und die Schuld zerriss ihr fast das Herz. Was hatte sie nur getan? Sie griff nach den Kissen neben sich und schmiss sie quer durch den Raum, schrie und verfluchte Kelan, ihren Verlobten, aus Verzweiflung. Sie selbst hatte nie etwas im Leben entscheiden dürfen. Ihre Gedanken wanderten von Sonirim zu ihrer eigenen misslichen Lage, der Zwangsverlobung mit Kelan. Alles war wie vorherbestimmt und sie wusste, sie konnte nicht bleiben. Dieser Vorfall war nur der Anfang von Missetaten, die Kelan sicherlich noch begehen würde, da war sie sich sicher. Dieser Mann, war so schwer einzuschätzen. In einem Moment war er sanft und zärtlich, es war fast beängstigend und im nächsten Augenblick konnte er vor Zorn kaum an sich halten. Sie war aufgesprungen und gerade als sie die Finger um die Türklinge schlingen wollte, ertönte ein Poltern von unten. Sie zuckte zurück, so als hätte sie sich verbrannt und stolperte fast über ihre eigenen Füße. Er war wieder da. Das wusste sie, bevor sie die Schritte außerhalb der Tür hören konnte, als er die Treppe hinaufkam. Sie starrte auf die Türklinke, konnte sehen wie die sich bewegte und ihr Herz machte einen Aussetzer, als er die Tür aufschob und ins Zimmer kam. Sein Gesicht war ruhig, keinerlei Anzeichen von Wut. „Hast du geweint?“ Es war gar keine Frage, sondern eher eine Feststellung. Er musterte sie und für einen Moment befürchtete sie, er wurde wieder explodieren. Doch nein, nichts dergleichen geschah. Er schüttelte leicht mit dem Kopf und lächelte dann. Ein Lächeln, von welchem ihr kotzübel wurde. Langsam kam er näher, schlang einen Arm um ihren zierlichen Körper und geleitete sie zum Bett, wo er sich mit ihr niederließ. „Es tut mir leid, Mäuschen. Du hast mich sicherlich vermisst.“ Er zog die vollkommen falschen Schlüsse, doch das war ihr nur recht. Sie erwiderte nichts. Kelan wollte auch gar keine Antwort. Er zog sie sanft in die Arme und strich ihr durchs Haar, streichelte sie in der Art und Weise, wie man ein Haustier kraulen würde. „Es ist alles geklärt, du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen.“, flüsterte er weiter, strich ihr weiterhin durchs Haar. „Dieses Mädchen wird niemals wieder als Teleporterin arbeiten.“ Sie hatte es geahnt. Erneut stiegen Tränen in ihr auf und ein leises Schluchzen kam ihr über die Lippen. Kelan zog sie nur näher an sich heran. „Sch … Alles wird jetzt wieder gut. Es muss schrecklich für dich gewesen sein.“ Wie immer interpretierte er ihre Tränen völlig falsch. Es ist viel schlimmer hier zu sein … Sie wollte alles los werden. Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn nicht heiraten würde. Sie wollte ihm sagen, dass niemand mehr über sie zu bestimmen hatte. Doch kein einziges Wort kam über ihre Lippen. „Aber ich habe eine gute Nachricht, die dich aufmuntern wird.“ Bei diesen Worten blieb ihr Herz stehen und sie zog leise die Luft ein. „Die Hochzeit wurde vorverlegt. Ende nächster Woche sind wir endlich verheiratet.“ Sie konnte nicht atmen und konnte ein Husten nicht unterdrücken, bevor sie in einer Art Schnapp-Atmung wieder zu Atmen anfing. Sie stand kurz davor zu hyperventilieren. „Ist das nicht toll?“, lachte er leise in ihr Ohr, begeistert. „Ich weiß, du bist genauso aufgeregt wie ich.“ Die ganze Zeit über hatte sie kein Wort gesprochen. Sie hatte sich fest vorgenommen, einen Weg zu finden, dieser Hochzeit zu entgehen. Die Vermählung war nicht vor Ende des nächsten Monats geplant gewesen. Jetzt musste sie schnell eine Lösung finden. Und das dringend. Ihr lief die Zeit davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)