ЯR Projekt III von Illyria (Was danach geschah) ================================================================================ Wie er diese Geräusche inzwischen verabscheute. Das schrille Pfeifen der Raketen war selbst hier, fast dreißig Kilometer von der Frontlinie entfernt deutlich zu hören. Jedenfalls für ihn, der sich hier in den verlassenen Häusern der Stadt versteckt hielt. Die Front war hier vor einigen Wochen schon durchgezogen und hatte außer ein paar Ruinen nicht viel übrig gelassen. Eigentlich hatte er gar nicht herkommen wollen, doch die Gerüchte, die sich hartnäckig in der Gegend hielten hatten ihn aufmerksam werden lassen.  Es waren inzwischen fast 2 Jahre vergangen seit er den Truppen den Rücken gekehrt hatte, ziemlich sicher, das die Abteilung ohne ihn nicht lange bestehen würde. Und tatsächlich hatte er Recht behalten. Kurz nach seinem Verschwinden war sie aufgelöst worden, nur um nun wieder neu formiert worden zu sein. Eine Einheit, die laut den Zeugenberichten, von IHM angeführt wurde. Und genau das war es was ihn stutzig machte. Der „Todesgott der Nibelungen“, wie ihn die Gegner genannt hatten, war vor 2 Jahren vom Schlachtfeld verschwunden und doch herrschte nun die Aufregung und die Gerüchte schienen wahr zu sein wenn er sich hier so umsah. Die wenigen Menschen die ihn auf seinem Weg hierher bei ihrer Flucht begegnet waren, hatten ihm in ihrer Angst zwar nur kurze Berichte geliefert doch alle waren in ihrem Inhalt gleich gewesen. ER hatte ihr Dorf heimgesucht und mit seiner Einheit die Frontlinie so innerhalb von zwei Tagen um fast vierzig Kilometer nach vorn verlagert. Und die Angst in den Augen der Überlebenden bei seinem Anblick war nicht gespielt gewesen. Er hatte die Situationen genau in Erinnerung, die panischen Blicke und Schreie wenn er aus dem Gebüsch am Straßenrand aufgetaucht war und sie angesprochen hatte. Zwar hatte die Uniform in den letzten Jahren bei seinem Versteckspiel ziemlich gelitten, doch war sie noch immer als die SS-Uniform zu erkennen die sie einst gewesen war. Und sie jagte diesen Menschen Angst ein, Angst im Zusammenhang mit seinem Gesicht.  Der junge Mann seufzte und zuckte zusammen als ein weiteres Pfeifen und die darauffolgende Explosion seine Gedanken störten.Für seine Sinne waren die Kriegsgeräusche näher als für andere, er spürte die seismographischen Auswirkungen der Einschläge, hörte das Stakkato der Gewehre. Um sich wirklich sicher zu sein mit wem er es zu tun hatte musste er allerdings noch näher heran, das Risiko eingehen entdeckt und gefangen zu werden. Er kniff die Augen zusammen als die Erinnerungen an seinen ersten Fluchtversuch wieder in sein Gedächtnis stiegen. Die Drohungen, die Erniedrigungen danach, die körperlichen Schmerzen. Man hatte ihm damals angedroht das sie dafür sorgen würden das er es nicht mehr vergisst, und sie hatten Recht. Er wußte nur nicht welcher Teil von ihm sich daran erinnerte. War es nun seine letzten Funken an Menschlichkeit oder doch einfach nur die elektrischen Verbindungen in seinem Neuronengeflecht. Der schwarzhaarige Mann seufzte und lehnte sich an die Mauer in seinem Rücken. Er hatte von den flüchtenden Menschen erfahren, das die deutsche Einheit umzingelt war und es wohl nichtmehr lange dauern würde, bis ihre Verteidigung fiel. Proto seufzte, er hatte die Kämpfe wirklich satt. Sein Blick glitt gen Himmel, es war bewölkt aber kein Regen fiel. Ein Wind wehte den Geruch von Schießpulver in seine Richtung. Ja dies war der Krieg und er war immernoch nicht vorbei, auch wenn er sich immer wieder eingeredet hatte das er bald aufhören würde. Nach Elenas Tod hatte er sich eingeredet den Krieg, das Kämpfen und das Leiden beenden zu können. Und später, als er bemerkt hatte, das dies nicht möglich war  so hatte er gehofft, es mit seinem Verschwinden zu schaffen. Und nun hatte es die SS geschafft einen Zwilling von ihm zu finden. So ganz konnte er es noch immer nicht glauben. Der junge Mann stieß sich seufzend von der Mauer ab und stand auf. Er lief durch die verfallenen Häuser und hing seinen Gedanken nach, dachte daran was aus ihm geworden war und wie es zu all dem gekommen war. Vor nicht einmal zwei Jahren war er noch ein Mensch gewesen, ein einfacher Soldat. Nun gut, vielleicht nicht ganz so einfach, er war Anführer einer Guerillaeinheit der SS gewesen und war meist in besonderen Situationen mit seiner Truppe in Aktion getreten. Alles war bestens gewesen, seine militärische Karriere und auch sein Privatleben war dank Elena, seiner Verlobten einfach nur perfekt gewesen. Bis zu dem einen Tag der alles verändert hatte. Elena war bei einem Anschlag ums Leben gekommen und er war nicht bei ihr gewesen um sie zu retten. Die Erinnerungen daran schmerzten ihn noch immer, auch wenn sie eigentlich hätten verschwinden sollen. Er hatte gelitten für Monate bis er einen Entschluss gefasst hatte. Er wollte vergessen und ein neues Forschungsprojekt hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Die Einheiten forschten an der Möglichkeit einen Supersoldaten zu erschaffen, einen Cyborg doch fehlte es ihnen an Freiwilligen für die Testphasen. Und so entschied er sich dafür als eben jener diesem Projekt beizutreten. Im Austausch zu seinen Erinnerungen und seinem normalen Leben war er zu einer Maschine geworden, mit mehr Stärke, mehr Wissen und schnelleren Reflexen als jeder andere Soldat in seiner Einheit. Auf diese Art hatte er gehofft den Krieg schneller zu einem Ende kommen zu lassen, Elenas Tod zu vergessen und die Welt für jeden, der ihm jemals in seinem Leben wichtig gewesen war, zu einem sichereren Ort zu machen. Doch es war nicht so gekommen wie er es sich erhofft hatte. Nach seiner Wandlung hatten sie ihn benutzt, noch mehr als zuvor schon. Sie hatten seine Einsätze in unschuldige Städte verlegt, Überfälle und Vernichtungen befohlen. Und jeder Versuch diese Befehle zu missachten, sie einfach zu ignorieren waren in Bestrafung geendet. Als er dann allerdings erfahren hatte das der oberste Befehlshaber seiner ehemaligen Einheit mit in den Angriff auf Elena verwickelt gewesen war hatte er rot gesehen.  Er hatte den Mann erschossen und sich erneut den Züchtigungen der Anderen ausgesetzt und doch war es für ihn eine kleine Genugtuung gewesen, wenn auch nicht groß genug für den Frieden seiner Seele. Zu diesem Zeitpunkt war die Idee der Flucht in ihm gewachsen und er hatte nur auf den richtigen Moment gewartet. Einige Monate später war es ihm gelungen bei einem Auftrag die Truppe zu verlassen und unterzutauchen. Er hatte nie wirklich eine Ahnung gehabt was die Forscher an ihm verändert hatten, den einen jungen Mann den er einmal genötigt hatte ihm Informationen über sich zu geben ausgenommen, doch mehr als ein paar Codes, einige gestammelte Erklärungen von Funktionsweisen und Szenarien war nicht herausgekommen. Nun war er seit etwas mehr als vier Monaten auf der Flucht aber es hatte keine Zwischenfälle gegeben. Er hatte mit Selbstschutzmechanismen gerechnet um zu verhindern das er in falsche Hände fallen würde aber nichts war geschehen. Und so wirklich hatte er sich auch keine Gedanken darüber gemacht. Als dann allerdings die Rede davon gewesen war das er erneut auf dem Schlachtfeld stehen würde war er neugierig geworden. Und darum war er nun hier, schlich durch diese Ruinen und näherte sich Meter für Meter der eingekesselten Einheit. Dies war der Weg den die Einheit genommen hatte, und dies würde der Weg sein den die Einheit nehmen musste wenn sie dem Untergang entfliehen wollten. Eine Reihe von Detonationen brachte den Boden zum Schwanken und zwang Proto dazu sich an einer Mauer abzustützen. Das klang alles andere als wie ein erfolgreicher Angriff auf die feindlichen Truppen. Er hielt sich noch etwas an der Mauer fest bis er sicher war das nichts mehr sich rührte und setzte seinen Weg dann, in etwas schnellerem Tempo fort.  Ein ungutes Gefühl beschlich ihn als es nun vollkommen ruhig blieb. Keine Gegensalve war zu hören, keine weiteren Angriffe erfolgten. Das klang alles andere als gut für egal welche Seite. Der Schwarzhaarige blieb stehen und lauschte. Er versuchte ein Geräusch zu hören, irgendwas das ihn darauf vorbereitete was er zu erwarten hatte. Aber es kam nichts. Nur Stille. Er seufzte und überlegte. War es wirklich klug sofort dorthin zu laufen? Oder sollte er noch etwas warten bis er sich wirklich sicher war das nichts mehr geschehen würde. So vergingen einige Minuten ohne das er sich rührte und nur um auf den Entschluss zu kommen das es besser wäre zu warten. Die Sonne war dabei unterzugehen, auch wenn man sie nicht sehen konnte, und die Umgebung wurde noch triester und dunkler als sie es eigentlich dank der Wolkendecke eh schon war. Er würde zwar keine Probleme haben im Dunkeln zu sehen doch er wusste nicht was ihn erwartete wodurch ihm eine Annäherung bei Tageslicht um einiges sicherer erschien. Eine weitere Nacht im Freien also. Er sah sich suchend um und entschied sich für eines der noch relativ in Takt aussehenden Häuser etwas entfernt von der Straße. Sollte jemand hier vorbeikommen würde man ihn dort wenigstens nicht sofort entdecken können.  Es war keine ruhige Nacht gewesen, nicht das er eine erwartet hätte, doch die LKWs und anderen Fahrzeuge die in der Nacht durch das kleine Dorf gerollt waren hatten nicht wirklich dafür gesorgt das er sich auch nur halbwegs hatte entspannen können. Da sie alle Richtung Schlachtfeld gefahren waren ging er davon aus das es sich um deutsche Wagen gehandelt hatte auch wenn er sich nicht die Mühe gemacht hatte aufzustehen und nachzusehen. Der Cyborg erhob sich und sah sich um. Es war noch recht früh aber das war ihm eigentlich nur recht, somit hatte er genug Zeit um sich umzusehen. Er verließ sein Versteck und sah sich auf der Straße um. Die Reifenspuren waren deutlich sichtbar und an ihrer Beschaffenheit erkannte er auch das es sich scheinbar um Material oder Versorgungsfahrzeuge gehandelt hatte. Panzer waren nicht dabei gewesen. Proto zog den Mantel etwas enger und folgte den Reifenspuren langsam. Je näher er dem Schlachtfeld kam desto vorsichtiger wurden seine Bewegungen, desto aufmerksamer beobachtete er die Umgebung. Hier stand kein Stein mehr auf dem anderen. Er roch das Schießpulver in der Luft und sah die kleinen Feuer am Wegesrand. Gerade noch rechtzeitig hörte er die Stimme vor sich, blieb abrupt stehen und verschwand hinter dem Mauerrest um nicht entdeckt zu werden. "Kann es sich noch bewegen?" Die Stimme klang kalt und gefühlslos und Proto streckte etwas den Hals um besser zu sehen. Etwa hundert Meter von ihm entfernt stand ein Offizier vor etwas Schutt. Von seiner Position konnte er nicht erkennen ob sich davor etwas befand oder ob der Mann nur halluzinierte. "Wir empfangen noch Bewegungen, und es gibt noch Anzeichen von Leben", lautete die Antwort eines einfachen Soldaten hinter ihm der einen Empfänger vor sich hielt. Etwas musste sich also wirklich an dem Schutt befinden.  Proto seufzte und verließ seine Deckung. Um zu wissen wovon die Rede war musste er wissen was die Männer sahen. Es war eine Gruppe von etwa 10 Mann, ein ranghoher Offizier, ein etwas sehr traurig wirkender Soldat mittleren Ranges sowie eine Reihe von Unteroffizieren die sich artig hinter den Ranghöheren eingefunden hatten. Der Schwarzhaarige schlich von einer Ruine zur nächsten. Doch die Gruppe der Männer war so abgelenkt das sie ihn nicht bemerkten. Er erreichte eine Ruine zur rechten des Schutthaufens und sank in die Knie. Nun war er noch näher an der Gruppe aber hatte auch endlich Sicht auf das was diese sahen. Er lehnte sich etwas nach vorne und ihm stockte der Atem.  Bei seinem Versteckspiel gerade waren ihm schon der ein oder andere tote Soldat begegnet und es hatte ein Blick genügt um Proto zu beweisen das es sich dabei ebenfalls um Cyborgs wie ihn gehandelt hatte. Eine ganze Einheit die nur aus Cyborgs bestand? Das war selbst für ihn neu, doch das was er nun sah übertraf sogar das. An dem Schutthaufen lehnte ein weiterer Cyborg, auch von seiner Position aus konnte Proto erkennen das nichtmehr allzu viel von diesem vorhanden war. Es fehlten beide Beine und ein Arm war über dem Ellenbogen abgetrennt worden. Vermutlich durch die Explosionen die er am vergangenen Abend gehört hatte. Doch was ihn am meisten schockierte war der Blick in das Gesicht des Anderen.  Dieser Cyborg der da auf dem Boden saß, war er... Oder eher gesagt eine fast perfekte Kopie von ihm.  Der Schwarzhaarige schluckte und beobachtete die Szene die sich ihm bot. Er war es also den jeder für Proto hielt. Aber wie hatten sie einen Menschen finden können der ihm so ähnlich sah? Protos Gedanken drehten sich und dennoch verfolgte er aufmerksam die Szene vor sich. "Hast du gedacht du könntest entfliehen? Du bist nichts weiter als ein trainierter Hund. Eine Puppe. Stück Metallschrott. Was ist los? Bist du  traurig weil deine Kameraden gefallen sind? Weine für mich wie ein echter Mann. Oder können Maschinen das nicht?" Der Offizier hatte sich mit einer Zigarette in der Hand neben den Cyborg gesetzt und schien seinen Triumph zu genießen. Proto kam nicht umhin sich zu fragen ob er sich das auch trauen würde wenn der Mann noch vollkommen intakt wäre. Er kam zu dem Entschluss das es vermutlich nicht so sein würde und musste leicht lächeln. Es war immer das gleiche. Diese Offiziere waren höhergestellt als die Anführer der Einheiten die sie an die Front schickten, ob nun Mensch oder Maschine. Doch würden sie es nie wagen sich ungebührlich oder herausfordernd ihnen gegenüber zu verhalten. Zu groß war die Angst davor das eben diese Maschine die für sie die Schlacht schlug sich gegen sie wenden würde. Das hatte allein sein Verhalten ihnen gelehrt. Der Mord an seinem Vorgesetzen hatte Proto neben den üblichen Bestrafungen vor allem aber Respekt eingebracht. Keiner hatte mehr ein Widerwort gehabt gegen ihn oder ihn anderweitig abwertend behandelt. Und der Offizier da vor ihm schien nicht anders zu sein. Würde sein Zwilling stehen und voll funktionsfähig sein würde dieser Mann sicher keine so große Klappe riskieren.  Proto seufzte. Der andere tat ihm leid. Denn auch wenn es aus der Situation heraus als feige anzusehen war, so hatte der Offizier mit seinen Worten wenigstens in den Grundzügen recht. Sie waren trainierte Hunde und Puppen, dazu erschaffen Befehlen zu folgen ohne darüber nachzudenken wieso und weshalb. Nun so war es jedenfalls geplant gewesen, doch ihren eigenen Willen hatten sie ihnen nicht nehmen können. Sicher sie befolgten Befehle doch mit nur einer genügenden Menge an Selbstbewusstsein und Willensstärke waren sie in der Lage Befehle zu verweigern oder ihren eigenen Willen durchzusetzen.  Der Offizier hatte sich wieder erhoben und warf einen abwertenden Blick auf den Cyborg zu seinen Füßen. "Ich hab genug. Bringt ihn um." Der Mann neben ihm zuckte zusammen. Anscheinend gefiel ihm diese Idee nicht wirklich doch er schwieg. Und dann meldete sich tatsächlich der zerschundene Körper auf dem Boden zu Wort. Seine Worte brachten Proto zum Lächeln, denn irgendwie beinhalteten sie mehr Wahrheit als er es bisher immer angenommen hatte. "Es scheint als wären die Maschinen diejenigen mit der größeren Menschlichkeit." "Was? Verdammte Maschine!" Der Offizier fuhr ruckartig herum und griff nach dem Maschinengewehr des verdutzten Soldaten neben sich. Eine Salve von Schüssen ging auf den wehrlosen Mann nieder und Proto drehte sich unwillkürlich weg, lehnte sich mit dem Rücken an die Mauer und schluckte schwer. Es fühlte sich an wie Minuten und waren vermutlich doch nur Sekunden bis das Stakkato der Schüsse verhallte. "Ich will kein Stück mehr hier sehen, keine Spur davon." Der Atem des Offiziers ging schnell und man spürte die Wut die in ihm brodelte. Unwirsch wandte er sich zum Gehen. "Was für ein Unsinn!" Die Unteroffiziere folgten ihm eiligst nur der Mann der neben ihm gestanden hatte blieb wie angewurzelt stehen. Sein Blick haftete auf dem zerschrammten Körper des Cyborgs bevor er mit schwerfälligen Schritten näher trat und vor diesem auf die Knie fiel. Proto hatte sich erneut umgedreht und beobachtete die Szene. "Ich habe---  etwas so unentschuldbares getan." Dem Mann liefen Tränen über die Wangen und er zitterte. Diese Szene hatte etwas unheimliches, was hatte der Mann denn getan? Er beobachtete wie dieser eine Börse aus seinem Mantel zog und darin nach etwas suchte. Ein kleiner Zettel kam zum Vorschein und der Mann legte es vorsichtig in die Hand des Cyborgs vor sich.  "Das ist--- ein Stück--- deiner  Erinnerungen", erneut schluchzte er. "Es tut mir leid--- Leid, leid--- es tut mir so leid. Vergib mir." Mit den letzten Worten war er aufgesprungen und lief davon.  Proto wartete einige Sekunden bevor er sich langsam aufrichtete. Das Schlachtfeld war leer, doch er wusste auch das es nicht lange dauern würde bis es hier vermutlich vor Soldaten und Maschinen wimmeln würde. Er näherte sich langsam dem jungen Mann, musterte ihn genauer. Bis auf vielleicht die Frisur wirkte er wirklich wie sein Zwilling. Er seufzte leise. Er war es also den die Menschen für Proto hielten. Sein Blick fiel auf die Hand des Anderen und er bückte sich um den Zettel aufzuheben, welcher sich als ein Stück eines Fotos entpuppte. Es zeigte drei Personen, den Soldaten vor sich, den Offizier der gerade davongelaufen war und eine junge Frau. Proto schluckte beim Anblick etwas. Diese Frau sah seiner Elena sehr ähnlich. Er wandte den Blick ab als er aus dem Augenwinkel eine leichte Bewegung wahr nahm. Die Finger des Mannes auf dem Boden bewegten sich noch. Proto sank in die Knie, legte das Foto zurück in dessen Hand und beobachtete ihn einige Sekunden. Ein leichtes rotes Blitzen war in den Augen zu erkennen. Er war noch nicht tot, oder wie auch immer man den Zustand beschreiben sollte der nach ihrer Existenz folgte. Ein Geräusch von herankommenden Wagen riss ihn aus dem Anblick und er drehte sich um. Noch waren die LKWs ein Stück entfernt aber es würde vermutlich nicht lange dauern. Protos Blick glitt über das Gelände. Er konnte sich nicht erklären wieso aber etwas in ihm hatte den Wunsch seinen Zwilling hier nicht seinem Schicksal zu überlassen. Nur was würde es bringen... so ohne Beine und mit nur einem Arm? Sein Blick glitt über die anderen Cyborgs und er nickte leicht. Das war vermutlich die einzige Chance die er haben würde und er musste sich beeilen. Der Schwarzhaarige stöhnte und lies sich an der Wand nach unten gleiten. Sein Blick wanderte zu dem Torso den er neben sich gestellt hatte und er nickte leicht zufrieden. Es gab noch immer die Vitalzeichen die er auf dem Schlachtfeld gespürt hatte und er hoffte das sie noch lange genug kräftig genug blieben um diese Mühe wert zu sein. Er fragte sich selbst was ihn geritten hatte den Anderen einfach mitzunehmen. Es ging ihn nichts an und er wusste noch nicht einmal ob er überhaupt in der Lage sein würde den Mann neben sich zu retten aber irgendwie hatte er das Gefühl das er es wenigstens versuchen musste. Sein Blick fiel auf den Mantel neben sich den er als Tragebeutel umfunktioniert hatte. In alle Eile hatte er versucht die nötigen Gliedmaße zusammenzusammeln die er wohl benötigen würde und in einen Mantel gewickelt den er dort gefunden hatte. Nun saß er erneut in den Ruinen in denen er den Tag zuvor verbracht hatte, hörte die LKWs des Aufräumkommandos auf dem Schlachtfeld hinter sich und hatte selbst keine Ahnung auf was er sich eingelassen hatte. Er war kein Biomechaniker oder Biotechniker. Er hatte nichts davon gelernt. Aber vorerst würde er einen ruhigen Ort brauchen in dem er wirklich sicher war. Diese Ruinen waren eindeutig nicht das was er brauchte. Allein die Nähe zum Schlachtfeld war gefährlich für sie. Proto erhob sich erneut und sah sich um. Ihm blieb nur der Weg zurück den er gestern gekommen war, zurück durch den Wald. Er erinnerte sich daran das er einen Tag bevor er hier angekommen war in einem Haus untergekommen war. Es war nicht so verfallen gewesen wie die Häuser hier und lag recht versteckt und abseits des Weges. Das sollte ihnen vorerst als Unterschlupf genügen,... es musste ihnen genügen. Er atmete tief durch bevor er den Anderen wieder auf seine Schulter lud, das Bündel packte und sich wieder auf den Weg machte. Es dauerte länger als er den Weg in Erinnerung hatte aber er wusste auch woran es lag. Er hatte mehrere Male einen Umweg nehmen müssen um einigen Soldaten aus dem Weg zu gehen und somit hatte er Zeit verloren. Aber er war dennoch erleichtert zu sehen das das Haus noch stand und auch noch leer war wie er beim Näherkommen bemerkte. Er stieß die Tür auf und trat ein. Sein Blick glitt über die Innenausstattung und er nickte. Niemand war hier gewesen in seiner Abwesenheit. Proto setzte den Torso auf einen Stuhl und legte das Bündel daneben bevor er die Tür hinter sich schloss. Hier waren sie erstmal sicher auch wenn er nicht wusste für wie lange. Er sah den Mann vor sich an, ließ sich seufzend auf den Stuhl ihm gegenüber sinken.  "Und was mache ich jetzt mit dir?" Er wusste er würde keine Antwort kriegen, das Flackern in den Augen des Cyborgs vor ihm war zwar noch da doch es wurde schwächer und seltener. Er seufzte und schloss die Augen als er sich zurücklehnte. Er musste anfangen, wie auch immer er es schaffen wollte. Proto versuchte sich daran zu erinnern was der Forscher ihm vor einigen Monaten noch erzählt hatte über ihre Funktionsweise, über die Nervenbahnen und die Verbindungen. Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Er erhob sich und ging zum Schrank an der anderen Seite des Zimmers. Als er hier untergeschlüpft war hatte er sich gründlich umgesehen. Das Haus war in aller Eile verlassen worden aber somit war es auch noch vollkommen ausgestattet. Das erste was er getan hatte als er das erste Mal hier gewesen war war die Teller vom Tisch zu räumen auf dem sich noch das Mittagessen der ehemaligen Bewohner gestanden hatte. Er öffnete die Schublade des Schranks und zog das Werkzeug heraus.  "Nun dann wollen wir mal sehen..." Er trat zurück an den Tisch und fegte einmal mit dem Arm darüber um ihn relativ zu säubern bevor er den Torso des Anderen anhob und darauf ablegte.  "Ich hoffe du hast noch genug Willenskraft das auch zu überstehen....", murmelte er bevor er seine Hand über den Rücken gleiten ließ, langsam in den Nacken wanderte. Irgendwo musste er doch sein. Konzentriert fuhr er mit seinen Fingerspitzen über die Haut und lächelte zufrieden als er die kleine Unebenheit direkt am Haaransatz spürte. Er hatte gefunden was er suchte.  "Wehe du gibst jetzt auf.... wir... sehen uns nachher..."  Proto blickte dem Anderen in die Augen, legte den Schalter um den seine Fingerspitzen berührt hatten. Ein letztes Aufflackern der Augen, bevor sich diese langsam schlossen. Erneut atmete er einige Male tief ein und aus bevor er das Bündel vom Boden aufhob und sich daran machte was er sich vorgenommen hatte.   Ein Blick auf die Uhr und aus dem Fenster verrieten ihm das mehrere Stunden vergangen waren. Wobei er sich nichtmal sicher war ob es nicht doch eher ein ganzer Tag gewesen war. Mehr als einmal hatte er frustriert Pausen gemacht um seine Schritte und Handlungen zu überdenken und teilweise auch wieder rückgängig zu machen. Nun legte er das letzte Mal das improvisierte Werkzeug zur Seite und streckte sich. Er war fertig... auch wenn er noch nicht wusste wie das Ergebnis aussehen würde. Er lies sich auf den Stuhl sinken und schloss für einige Minuten die Augen, ging in Gedanken erneut jeden Handgriff den er die letzten Stunden getätigt hatte durch. Hatte er alles richtig gemacht? Würde das was er getan hatte überhaupt funktionieren? Oder war alle Arbeit umsonst gewesen? Er seufzte tief und öffnete die Augen erneut. Er würde es wohl nie wissen wenn er es nicht ausprobieren würde.  Der Schwarzhaarige erhob sich von seinem Stuhl und räumte das Werkzeug zur Seite bevor er sich neben den Tisch stellte. Seine Hand glitt erneut in den Nacken des Mannes vor sich und er legte den Schalter um, trat einen Schritt zurück beobachtete die Reaktionen. Er hörte wie die computergesteuerten Elemente booteten, und beobachtete fasziniert wie sich die Augen seines Gegenübers langsam wieder öffneten. Es flackerte noch immer unstetig in dessen Pupillen doch gab es bisher keine Fehlermeldungen. Proto trat einen Schritt näher an den Tisch, beobachtete wie dieser langsam aber stetig einen klareren Ausdruck in den Augen erhielt, begann seine Finger zu bewegen. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Anscheinend hatte er immerhin dort keinen Fehler gemacht und die Funktionen wieder vollständig herstellen können. Der Andere bewegte den Kopf, sah sich unsicher um. Proto war nicht sicher ob er es tat um seine Umgebung zu erkunden oder um seine Bewegungen zu testen. Er wusste nichtmal ob der andere schon soweit wieder wach war überhaupt etwas zu registrieren. Er selbst lies sich langsam in den Stuhl sinken, beobachtete weiter wie sein Zwilling langsam wieder zu Leben erwachte.    Unstetig wanderten seine Augen umher, bewegte er seinen Kopf und seine Gliedmaße. Wo war er? Und was war geschehen. Der junge Cyborg erinnerte sich an den Angriff, die Explosionen der Granaten und dann an seinen Vorgesetzten. Der vor ihm gestanden hatte, sich über ihn lustig gemacht hatte und... ihn erschossen hatte. Ruckartig setzte der Cyborg sich auf, sein Blick raste durch den Raum und er scannte jeden Winkel. Etwas stimmte nicht, wieso lebte er noch? Und wo zum Teufel war er? Ein Haus? Wie war er hergekommen? Fragen rasten durch seine Gedanken und er zitterte leicht. Eine Stimme drang an sein Ohr doch er verstand nicht was sie sagte und schon gar nicht wo sie herkam. Bildete er sich das nur ein? Durch die schnelle Bewegung begann sich die Umgebung zu drehen und er zwang sich dazu einen Punkt vor seinen Augen zu fixieren um nicht umzukippen. In seinem Blickfeld tauchte plötzlich ein Gesicht auf. "Langsam... du bist noch nicht fit genug für solche Aktionen...." Proto war aufgesprungen als der Andere sich ruckartig aufgesetzt hatte. Er machte sich Sorgen das diesem solche Bewegungen alles andere als gut bekommen würden und war noch besorgter als er bemerkte wie der Cyborg schwankte. Er hatte schon eine Weile mit ihm gesprochen aber keine Antwort erhalten und dessen heftige Reaktion sorgte nun dafür das er noch besorgter reagierte. Der Schwarzhaarige streckte vorsichtig die Hand nach dem Anderen aus, taumelte dann allerdings zurück als dieser ihm einen heftigen Schlag gegen den Oberkörper versetzte. Vermutlich hätte dieser jedem anderen den Brustkorb zertrümmert doch Proto schnappte nur kurz nach Luft bevor er sich dem auf dem Tisch sitzenden erneut näherte, dessen Hände einfing und festhielt. "Hey ganz ruhig... keiner tut dir etwas." Er brauchte einige Minuten um den sich wehrenden Cyborg wenigstens etwas unter Kontrolle zu kriegen. Seine Kraft war enorm und doch schien er etwas gedrosselt zu sein. Er wusste das sie eine große Kraft entwickeln konnten doch der Mann ihm gegenüber wirkte als hätte er nicht die Möglichkeit dieses Potential auch wirklich auszuschöpfen. Ob das nun an seiner Bastelarbeit der vergangenen Stunden lag oder schon bei dessen Konstruktion so geplant gewesen war konnte er sich allerdings nicht beantworten, und wollte er auch nicht im Moment.  "Wer sind sie? Wo bin ich?" Die Fragen sprudelten aus dem jungen Mann und er starrte sein Gegenüber an ohne ihn wirklich wahr zu nehmen. Er wollte Antworten diese Situation überforderte ihn schlichtweg. Er hätte tot sein müssen, er erinnerte sich an die Worte des Offiziers. »Ich will keine Spur mehr sehen« er dürfte nicht mehr leben also was war geschehen. "Beruhige dich erstmal... Mein Name ist Proto..."  Es war für ihn mehr als ungewohnt jemandem seinen Namen zu nennen. Bisher hatte er es bei jeder Begegnung vermieden sich auch nur wirklich zu erkennen zu geben. Doch etwas sagte ihm das er dem jungen Mann vertrauen konnte, sie teilten das gleiche Schicksal, auch wenn er noch nicht wusste in wie fern es wirklich so war. "P... Proto?" Etwas in seinen Gedanken fing an sich zu regen. Er kannte den Namen, er hatte ihn schonmal gehört. Doch in welchem Zusammenhang war das nochmal gewesen? Sein Blick glitt erneut unstetig durch den Raum doch hatte er sich soweit beruhigt das er die Eindrücke etwas verarbeiten konnte. Das Haus war verlassen, außer der Person ihm gegenüber befand sich laut seinen Sensoren niemand hier aber moment... eigentlich dürfte auch die Person vor ihm nicht da sein. Sein Blick glitt erneut in Protos Richtung, fixierte den Mann vor sich und blinzelte irritiert als die Parameter vor seinen Augen ihm scheinbar einen Streich spielten.  Er hatte das Gefühl in einen Spiegel zu sehen und die Angaben die sich langsam zu einem ganzen zusammensetzten irritierten ihn noch mehr als der Anblick allein es tat. Sein Gegenüber trug einen SS-Offiziers-Mantel und wirkte tatsächlich wie ein Zwilling von ihm. Es flackerten Geburtsdaten, Statistiken und andere Daten vor seinen Augen und er blinzelte heftig um das Wirrwarr auszuschalten. Das konnte nicht sein. Er hob eine Hand an seine Stirn und stöhnte leise. Die ganzen Informationen bereiteten ihm Kopfschmerzen und er schloss die Augen. "Wie ist dein Name?"  Proto hatte den jungen Mann beobachtet und konnte sich in etwa denken was in ihm gerade vorging. Daher lächelte er nur milde und lies sich wieder auf dem Stuhl nieder um ihn nicht zu bedrängen. "Zero....", war die knappe Antwort die er auf seine Frage erhielt und er hob eine Augenbraue. Nun wenigstens wusste er wie der andere hieß auch wenn er nicht mehr erfahren hatte bisher. Er schwieg und beobachtete wie der Andere seine Hand vor seinen Augen bewegte, musterte als würde er sie zum ersten Mal sehen. Genaugenommen tat er das wohl auch denn es handelte sich um den Arm den Proto ihm angepasst hatte.  "Was ist passiert? Nachdem..... er geschossen hat?" Zero drehte sich langsam in Protos Richtung, sah diesen fragend an bevor er genauso fasziniert wie zuvor seine Beine betrachtete und bewegte. "Ich hab dich... entführt." Proto lächelte schief und sah den anderen an. "Entführt und hierhergebracht... und danach.... versucht dich zu reparieren. Anscheinend gar nicht mal so falsch wie ich sehe." Er lächelte als der Andere ihn fragend ansah. "Du kennst dich damit aus?" Zeros Frage klang mehr als skeptisch auch wenn er wusste das es wohl so sein musste immerhin konnte er tatsächlich Arme und Beine bewegen wie zuvor. Proto zuckte leicht mit den Schultern.  "Sagen wir mal ich habe kleinere Erfahrungen damit. Aber wirklich studiert oder sonstiges habe ich es nicht." Er wusste das Zero ihn vorher gescannt hatte, doch hatte er keine Ahnung was die Forscher dem jungen Cyborg für Informationen über ihn eingespeist hatten. Das er den Namen Proto schonmal gehört zu haben schien deutete allerdings darauf hin das sie ihm immerhin einiges gelehrt hatten. Zero blinzelte leicht als sein Blick erneut über den anderen wanderte, diesmal die Informationen die sich ihm auftaten mit genauerer Sorgfalt betrachtete.  //Geboren am 04. Juli 1917, Name: Proto, Geburtsort: Salzburg/Österreich, Größe: 180cm... Sturmbannführer// Zeros Gedanken überschlugen sich als er die Informationen wie Puzzleteile zusammensetzte. Dies war der Mann dem er all das verdankte. Dies war der Mann dessen Erinnerungen sich seit mehr als einem Monat in seine vermischten und ihn fast in den Wahnsinn getrieben hatten.  Proto bemerkte die Veränderung in der Haltung des Anderen und trat reflexartig einen Schritt zurück. Nicht das er Angst hätte, der Jüngere war noch nicht wirklich im Besitz seiner Kräfte, doch er hatte gelernt niemanden zu unterschätzen in bestimmten Situationen. Und irgendetwas in ihm sagte ihm das dies eine solche 'bestimmte Situation' war. "Zero? Was ist?" Der Schwarzhaarige musterte ihn auffällig lange bevor seine Schultern wieder in sich zusammensackten und er ein leises, resignierendes Lachen erklingen lies. Nun war Proto erst recht verwirrt. Hatte der Andere gerade noch gewirkt als würde er ihn in der nächsten Sekunde angreifen wollen so war seine Haltung nun eher niedergeschlagen und zurückhaltend. "Du... Du bist schuld daran?" murmelte der Jüngere und Proto brauchte einige Sekunden um überhaupt seine Worte zu verstehen, so leise waren sie.  "Was genau... meinst du damit?" Er hatte eine Ahnung aber er wagte nicht einmal daran, diese auch nur für wahr zu nehmen. Das durfte nicht sein.  "Wegen dir... ist das alles passiert...." Und damit zerschlugen sich Protos Hoffnungen wie ein zerbrochener Spiegel. Man hatte den anderen tatsächlich als seinen Ersatz angesehen. Aber wieso? Wie hatten sie jemanden finden können der dies freiwillig auf sich genommen hatte? Er musterte den Jüngeren und seufzte. Und da traf es ihn wie einen Blitzschlag. Der Mann vor ihm war nicht freiwillig zu dem geworden was er war. Sie hatten ihn einfach dazu gemacht. Proto fühlte sich von einer Sekunde auf die andere schuldig. Er lies sich auf dem Stuhl nieder und sah sein Gegenüber an. "Was... was ist geschehen?"  Er erwartete nicht wirklich eine Antwort allein weil ihm noch die Worte des Anderen in den Ohren klungen.... "Ein Teil deiner Erinnerungen..:" Scheinbar hatten sie auch ihm die Erinnerungen an sein eigenes Leben genommen. Sein Blick traf den des anderen als dieser leise seufzte. "Ich... weiß nicht alles... ich weiß nur das mein bester Freund... oder der von dem ich dachte er wäre mein bester Freund, mich verraten hat. Ich lief in eine Falle und als ich zu mir kam.. war ich das hier..." Der Jüngere seufzte schwer und drehte sich auf dem Tisch herum. "Und seit etwa einem Monat... hab ich sowas wie Ausfälle. Ich erinnere mich an Situationen, Gesichter und Geschehnisse von denen ich mir nicht sicher bin ob es meine Erinnerungen sind oder die eines anderen. Ich hab das Gefühl das ich mich selbst verliere." Er schluckte und starrte auf den Boden. Proto beobachtete ihn und seufzte leise. Diese Erinnerungen klangen so bekannt in seinen Ohren. Aber konnten sie wirklich irgendwie Gedanken manipulieren? Waren sie nicht soweit noch menschlich das ihre Erinnerungen ihnen gehörten? "Und... ich höre Stimmen... oder eher gesagt nur eine Stimme. Die mir immer wieder sagt das ich gehen soll..."  Zeros Worte rissen Proto aus seiner Überlegung und er blinzelte fragend.  "Eine... Stimme?" Zero hob langsam den Blick, ließ ihn über Proto gleiten der vor ihm auf dem Stuhl saß und sah diesem dann direkt in die Augen. "Deine Stimme....", murmelte er leise aber vollkommen sicher. Er hatte sie in den letzten Wochen nicht einordnen können doch nun, wo er sich mit dem anderen Cyborg unterhielt wusste er wessen Stimme es gewesen war die ihm immer wieder geraten hatte zu fliehen, alle anderen hinter sich zu lassen und zu verschwinden. Der Schwarzhaarige blinzelte fragend und sah sein Gegenüber an.  "Meine Stimme... aber... bis.. bis gestern hab ich dich noch nie gesehen... und bis vor einer Woche wusste ich nichtmal... das du existierst." Proto war definitiv verwirrt. Wieso hatte der anscheinend Jüngere seine Stimme gehört und wieso gerade in diesem Zusammenhang? Er schien den anderen anzustarren denn dieser begann unruhig auf dem Tisch herumzurutschen. Resignierend schüttelte er den Kopf und erhob sich.  "Ich verstehe nicht wieso du meine Stimme gehört hast, oder wieso ich dir gerade so etwas hätte sagen sollen... aber in Anbetracht dessen was gestern geschehen ist... wäre es vielleicht keine schlechte Idee gewesen auf mich zu hören." Der Jüngere erschauderte leicht als ihm die Erinnerungen des vergangenen Tages vor Augen traten. Er sah den Anderen an und seufzte leise.  "Ich... ich versteh es nicht. Wieso?" Proto zuckte leicht mit den Schultern. Er hatte wirklich keine Ahnung. Er war nicht dabei gewesen und hatte nur einen Teil dessen mitbekommen was geschehen war.  "Wer war der Mann der bei dir gekniet hat?" Er hatte die Tränen in den Augenwinkeln Zeros gesehen als der andere ihn weinend zurückgelassen hatte. Proto fischte in seiner Jackentasche nach dem zerrissenen Bild welches er aus der Hand des anderen genommen hatte, bevor er ihn vom Schlachtfeld entführt hatte.  Zeros Blick trübte sich als die Erinnerungen an das Schlachtfeld aufflammten. "Das war... mein bester Freund... dachte ich jedenfalls bis... vor einer Weile," murmelte er leise. Proto lies sich auf den Stuhl nieder und wartete was der andere weiter zu sagen hatte, er hatte das Gefühl das da noch mehr kommen würde. Der anscheinend Jüngere starrte auf das Bild in seiner Hand und schien die Tränen die sich erneut in seinen Augen sammelten nicht zu bemerken. Seine Finger fuhren leicht über die Gesichter der drei Personen darauf und schienen den Cyborg gefangen zu nehmen. "Er... hat mich verraten..." fuhr er leise fort. "Ryuichi... hat mich verraten und... zugelassen das ich zu dem hier wurde-" Proto spürte den Schmerz und die Traurigkeit die in Zeros Worten mitschwangen. Dennoch blieb er sitzen, wartete darauf ob der Andere nicht noch mehr zu erzählen hatte. Er wollte wissen wer sein Gegenüber war, wer der junge Mann war den man als seinen Nachfolger auserwählt hatte. Den man zu einer Maschine gemacht hatte um einen Krieg zu gewinnen den man nicht gewinnen konnte. "Er... hatte mir gesagt er würde etwas wichtiges mit mir besprechen müssen und das ich.. unbedingt zu ihm ins Labor kommen müsste." Zeros Worte waren ein Flüstern, nicht mehr als ein Hauchen welches immer wieder stockte wenn er versuchte die Fassung zu wahren. "Ich bin zu ihm gefahren... doch als ich reinkam... war er nicht allein. Mehrere Soldaten haben mich überwältigt und..... Ryuichi hat meine Hilferufe einfach ignoriert. Er hat zugesehen wie sie mich wegbrachten."  Zero schluckte schwer als er den Kopf schüttelte.  "Ich... ich weiß nicht warum er es getan hat. Was geschehen ist danach.. ich weiß nur das ich... als ich wieder zu mir kam... das hier war," fuhr er fort. In seiner Stimme schwang neben der Trauer allerdings auch sowas wie Zufriedenheit mit. Woran das lag konnte Proto sich allerdings nicht ganz erklären. Er selbst war stolz darauf zu sein was er war, immerhin war er es freiwillig geworden und hatte, die Prozedur der Umwandlung überlebt was keine Selbstverständlichkeit gewesen war wie er erfahren hatte damals. Doch dieser junge Mann hier war gezwungen worden, man hatte ihn sogesehen absichtlich ermordet um ihn zu einer Maschine zu machen. Der Ältere schüttelte leicht den Kopf bevor er sein Gegenüber wieder ansah. Blinzelte etwas als er dessen fragenden Blick bemerkte. "Und schon wird mir nichtmehr zugehört." Zero sah den anderen mit hochgezogenen Augenbrauen an.  "Entschuldige... ich war gerade etwas irritiert von deiner Aussage. Du.... bist gezwungen worden das hier zu werden... und doch... scheinst du dich momentan jedenfalls.. nicht darüber zu grämen. Das passt nicht wirklich zusammen, oder aber ich habe diesen Zusammenhang nicht erkannt bisher." Proto lächelte leicht. Er war wirklich überfordert was die Denkweise seines Zwillings anging wollte ihn aber auch verstehen können. "Nun ja... ich hab erkannt ich kann nicht rückgängig machen was geschehen ist... aber auch das ich... ich will nicht sagen besser bin als der Mensch der ich war... nur eben anders." Zero konnte es nicht wirklich erklären. Die Erkenntnis hatte ihn getroffen als er sich auf dem Schlachtfeld unterhalten hatte. Er war menschlicher geworden, auch wenn er selbst kein Mensch mehr war. Und irgendwie... machte ihn das Stolz ohne wirklich zu wissen wohin es ihn noch führen sollte. Sein Blick wanderte durch das kleine Haus in dem sie sich gerade befanden. "Ich gehe davon aus, das ist nicht dein Haus..." murmelte er leise als sein Blick über die offenen Schränke und eilig zusammengeworfenen Sachen fiel. "Nein ist es nicht. Ich bin hier vorbeigekommen auf dem Weg zur Front da war es schon leergestanden. Ich denke die Eigentümer haben die Flucht ergriffen als es hies die Front würde auf sie zurasen." Proto zuckte leicht mit den Schultern bevor er den Jüngeren erneut ansah. "Aber es ist ein guter Schutz, niemand sieht nach ob jemand hier ist und wir sind hier soweit sicher."  "Meinst du wir sollten hierbleiben? Oder... wäre das zu unsicher?" Zero war sich nicht sicher was er von dem Ort halten sollte aber wirklich schon in der Lage woanders hinzugehen fühlte er sich auch nicht. Er stand zwar aber fühlte sich doch etwas wacklig auf den Beinen. Apropos Beinen... sein Blick glitt nach unten und er runzelte etwas die Stirn. "Was... hast du eigentlich genau gemacht?", fragte er sein Gegenüber welcher leicht entschuldigend mit den Schultern zuckte.  "Nun ja, ich hab dich wieder... zusammengeflickt. Jedenfalls so gut wie ich es mit meinen Kenntnissen konnte." "Ich weiß... das meine Beine und mein linker Arm... ", Zero schluckte leicht bei der Erinnerung daran wie die Detonation der Rakete im Graben ihm die Gliedmaße abgetrennt hatte. Proto nickte leicht, konnte nachfühlen was der andere gerade dachte und durchmachte. "Ich weiß.... ich hab versucht es zu.. nun ja reparieren. Bisher scheinbar nichtmal so schlecht oder... hast du irgendwelche Probleme in deinen Bewegungen?" Proto musterte den Jüngeren. Seit der Andere wach war waren ihm keine Beschwerden an den neuen Gliedmaßen aufgefallen. Zero war aufgestanden, hatte den Arm bewegt als wäre es das natürlichste auf der Welt. Der Braunhaarige hob den Arm, bewegte die Hand und betrachtete sie bevor er leicht den Kopf schüttelte.  "Nein... keine Probleme... es funktioniert alles sehr... gut", murmelte er während er sich erneut umsah.  "Du hast mir dennoch meine Frage nicht beantwortet.... Sollen wir hierbleiben oder ist das zu gefährlich?" Proto brauchte eine Weile bis er die Frage verstand und legte grübelnd die Hand an sein Kinn.  "Ich weiß es nicht wenn ich ehrlich bin. Ich war bevor ich an die Front bin für einige Tage hier und es war sicher... doch ich weiß nicht wie es nun sein wird wo die Front sich scheinbar wieder zurückverlagert. Vielleicht sollten wir uns spätestens morgen Abend auf den Weg machen und ein anderes Versteck suchen." Zero nickte leicht während sein Blick durch den Raum glitt. Er ging davon aus das der Andere nichts verändert hatte in der Zeit in der er sich hier eingenistet hatte. Jedes noch so kleine Detail prägte sich in sein Gehirn, die Teller, die liebevolle, wenn auch leicht zerstörte Dekoration. Er blinzelte leicht während sein Blick über die einzelnen Möbel glitt. War er selbst hier schon drin gewesen als sie hier vorbeigezogen waren? Oder waren de Bewohner dieses Hauses schon vor seinem Eintreffen geflohen? Er konnte sich nicht erinnern und selbst wenn dann war es nur eines der vielen Erlebnisse die er immer versuchte aus seinen Erinnerungen zu verbannen. Er bemerkte das der andere ihn beobachtete, ignorierte dies jedoch während er langsam aufstand und durch das Zimmer wanderte. Der Jüngere sah sich um, begutachtete jedes Stück in dem kleinen Haus, nahm ab und an einige der verlassenen Gegenstände in die Hand um sie genauer zu inspizieren. Und er war jeden Moment erstaunter darüber wenn ihm einfache Dinge wie Wunder vorkamen.  "Die Front verlagert sich nun wieder zurück hab ich recht? Somit wir unser Unterschlupf vermutlich nur bis spätestens morgen mittag zur Verfügung stehen."  Zero sprach eher mit sich selbst und somit machte der Ältere sich nicht die Mühe zu reagieren. Er beobachtete den Jüngeren weiterhin wie dieser seine Welt betrachtete als wäre sie komplett neu für ihn.  "Solange wir allerdings die Gelegenheit für ein relativ ruhiges Dach über dem Kopf haben sollten wir dieses auch nutzen und uns etwas ausruhen."  Zero nickte etwas abwesend bevor er den Älteren ansah. "Und wie genau stellst du dir das vor? Ich.. Ich sehe hier nur diesen Tisch und nun ja das Schlafzimmer..." Irgendwie war ihm die Idee mit dem anderen irgendwie zusammen zu liegen unangenehm. Er hatte immernoch das Gefühl in einen Spiegel zu sehen wenn er den Anderen ansah. "Nun du kannst gerne ins Schlafzimmer gehen. Ich werde hier bleiben. Du solltest dich eher ausruhen als ich." Er lächelte den Jüngeren an während er auf die Tür zum Schlafzimmer des Hauses deutete. Er spürte das er den Anderen suspekt war, bemerkte dessen Unsicherheit ihm gegenüber sowie auch dessen Nervosität im Umgang mit ihm. Zero nickte nur leicht bevor er sich auf den Weg zum Schlafzimmer machte.  "Allzu lange sollten wir dennoch nicht bleiben... Ich wecke dich morgen früh damit wir noch einen relativen Vorsprung haben vor den sich zurückziehenden anderen Truppen." Der Jüngere drehte sich zu Proto um und nickte erneut, fragte sich allerdings auch wohin sie gehen sollten. Er wusste was er an Zerstörung hinterlassen hatte und er wusste auch wie misstrauisch die Überlebenden jedem in Uniform gegenüber waren. Er seufzte leise bevor er seinen Weg ins Schlafzimmer fortsetzte sich ohne groß zu zögern auf das Bett sinken lies und die Decke anstarrte. Noch immer tauchten Meldungen in seinem Sichtfeld auf, deren Ursache oder Sinn sich seinem Verständnis entzogen und eigentlich nur dafür sorgten das er Kopfschmerzen bekam. Er seufzte leise und schloss die Augen, versuchte so die langsam auftretenden Kopfschmerzen zu bekämpfen. Zu seinem eigenen Erstaunen dauerte es auch nicht lange und er schlief tatsächlich ein, traumlos und vollkommen ruhig.   Es dauerte lange bis Proto endlich in einen Schlaf sank. Oder sowas Ähnliches. Er war selbst im Schlaf stets aufmerksam und auf der Hut. Jedes noch so kleine Geräusch sorgte dafür das sein Körper sich anspannte, in Alarmbereitschaft um jederzeit sich zur Wehr setzen zu können. Doch es blieb ruhig. Seine Gedanken kreisten dennoch die meiste Zeit um das heute erlebte, um die Worte des jüngeren Cyborgs auf dem Schlachtfeld. 'Maschinen sind die menschlicheren Wesen...' Anscheinend war diese Aussage wirklich nicht die Unwahrheit. Hatte ein Mensch doch den anderen verraten, hatten Menschen ihn doch umgebracht um ihn zu einer Maschine zu machen, hatten Menschen doch den Krieg begonnen um danach die Maschinen mit einzubeziehen... und hatten Menschen nicht versucht diese Maschinen wieder zu vernichten als sie sich als unkontrollierbar erwiesen hatten? Mit diesen sich immer wieder kreisenden Gedanken wachte Proto am nächsten Morgen auf, blinzelte verschlafen bis ein Geräusch im Nebenraum dafür sorgte das er sofort hellwach war. Das Geklappere von Geschirr und Dosen in der angrenzenden Küche erregte seine Aufmerksamkeit. Nun es konnte fast niemand anderes sein als Zero, immerhin empfing er keinerlei andere Signale im näheren Umkreis. Und dennoch erhob er sich nur langsam bevor er in die kleine angrenzende Küche ging die eigentlich von der Größe her eher einem Abstellraum glich. Zero stand am Schrank und durchforstete diesen nach einigen letzten Überresten an Konservendosen. Er beobachtete den Jüngeren eine Weile schweigend bis dieser sein Tun unterbrach und sich zu ihm umdrehte.  "Nichts gefunden?" "Nicht viel..." Der Blick Zeros glitt zum kleinen Küchentisch auf dem er einige wenige Dosen in einem alten Tischtuch aufgestapelt hatte und er zuckte mit den Schultern. "Reicht vielleicht für zwei oder drei Tage. In der Hoffnung das wir bis dahin was anderes gefunden haben." Proto lächelte leicht und nickte.  "Wird schon werden", murmelte er als er sich umdrehte und die Küche verlies, wohl wissend das der andere ihm folgen würde. Er sah sich im Wohnzimmer noch etwas um, beseitigte die Spuren ihrer Anwesenheit, soweit welche vorhanden waren und richtete sich auf. "Ich denke... wir sollen hier verschwinden. Die Front verlagert sich immer weiter hierher zurück...." Sein Blick glitt über den Anderen. "Meinst du du schaffst es?" Er war sich seiner Arbeit immer noch nicht sicher genug um mit absoluter Bestimmtheit zu sagen das der jüngere Cyborg wieder voll einsatzfähig war. Sicher er stand, lief und sprach und schien auch sonst was Koordination und andere Funktionen anging auf der Höhe zu sein aber wer wusste schon was noch kommen würde? Ob der andere in der Lage war sich im Notfall zu verteidigen? Oder auch schnell genug zu flüchten? Es blieb ihnen wohl nichts anderes übrig als es auszuprobieren und das Risiko einzugehen. Zero nickte leicht als er das Tischtuch zusammengeknotet über seine Schulter warf. "Mir geht es gut...  wir können los... nur... wohin?" Sein Blick musterte den Älteren bevor er zum Fenster sah. "Weg von der Front würde ich vorschlagen, also sogesehen zurück ins Landesinnere. Wir werden uns größtenteils soweit möglich durch den Wald schlagen und uns immer wieder vermutlich verlassene Häuser als Unterschlupf suchen so wie dieses hier. Jedenfalls... solange sie noch stehen." "Meinst du nicht das wir vielleicht auch andere Kleidung besorgen sollten?"  Der Jüngere blinzelte fragend während er zur Tür ging. Daran hatte Proto gar nicht gedacht. Natürlich fielen sie in den Uniformen der SS auf wie bunte Hunde. Doch darum würden sie sich kümmern müssen wenn sie die Gelegenheit hätten. Er hatte bisher in keinem der Häuser in denen er Unterschlupf gefunden hatte Kleidung entdeckt, die ihm gepasst hätte und somit war ihm nichts anderes übrig geblieben, als in der Uniform weiterzuwandern.  "Wir werden in jedem Haus einfach nach Kleidung suchen müssen. Bisher wurde ich nie fündig aber vielleicht wird sich das ändern... hoffe ich." Der Jüngere nickte bevor er zögerlich die Tür öffnete, den Beutel schulterte und nach draußen trat. Er fühlte sich noch etwas schwach aber war mehr als bereit weterzuziehen. Er wollte das Schlachtfeld nicht sehen und lief daher ohne wirklich zu zögern in die Richtung aus der er mit seiner Einheit vorgerückt war. Weg von der Grenze und zurück ins Landesinnere. Proto folgte ihm langsam, achtete auf jedes Geräusch in ihrer Umgebung während sie durch die Wälder und Dörfer, oder das was davon noch übrig war schlichen. Mehr als einmal mussten sie Truppen ausweichen, Umwege gehen oder sich reglos verstecken.  Und immer wieder hatten sie das Gefühl sie würden im Kreis laufen, nur die sich ändernde Umgebung, die Bäume und Ruienen waren die einzigen Anhaltspunkte die verhinderten das sie komplett die Orientierung verloren. Als es langsam dunkel wurde sahen sie sich nach einer Möglichkeit um die Nacht zu verbringen. Die Front lag in ihrem Rücken, vermutlich einige Kilometer entfernt und seit einigen Stunden waren sie keiner Truppe mehr über den Weg gelaufen. Stumm deutete der Ältere auf einen Weg der sich von der Hauptstraße abzweigte, zwischen Bäumen verschwand und in einer Höhle endete die so versteckt zwischen Felsen, Bäumen und Büschen lag das nur ihre Augen in der Lage waren diesen Eingang von ihrem Standort aus zu erkennen. es war kein Haus aber es würde ihnen Schutz bieten für die Nacht. Zero nickte und wanderte langsam los zögerte jedoch vor dem Eingang. "Die ist nicht verlassen...", murmelte er leise als er sich zu Proto umdrehte.  Auch Proto hatte die Bewegungen im Inneren der Höhle registriert, die Wärmequellen die er sah sowie die leisen Geräusche, das Rascheln von Stoffen und das Klicken von Waffen. Er sah den Jüngeren an bevor er schweigend den Kopf schüttelte. Zero nickte und wandt sich ab, verschwand gefolgt von dem Älteren zwischen den Bäumen. Es waren Soldaten, bewaffnete Soldaten. Selbst mit ihren Fähigkeiten war das Risiko zu groß. Er seufzte und verschwand, gefolgt von Proto zwischen den Bäumen. "Und wohin nun? Es wird dunkel.. wir brauchen einen Unterschlupf weil unter freiem Himmel ist nicht gerade das Gelbe vom Ei." Zero setzte den Beutel ab als sie etwas von der Höhle entfernt waren und streckte sich etwas. "Wandern wir noch etwas weiter. Vielleicht haben wir Glück wenigstens ne verlassene Ruine zu finden." Proto warf einen kurzen Blick zurück bevor er weiter durch den Wald wanderte, immer in der Hoffnung vor dem wirklichen Sonnenuntergang einen Platz zu finden der ihnen Unterschlupf bieten könnte. Fast erleichtert deutete er auf den kleinen Dachfirst der zwischen den Bäumen halb zu erkennen war. vielleicht würde das ihren Schlafplatzmangel beseitigen, denn außer einigen letzten Rauchschwaden eines Feuers war nichtsmehr von menschlichem Leben zu erkennen. Auf as Nicken des Anderen hin steuerte er auf das Haus zu, seufzte erleichtert als es sich tatsächlich als verlassene Ruine entpuppte. Das dach war noch recht vollständig enthalten und es fehlte nur ein Drittel einer Wand, es würde ihnen schutz bieten vor der Nacht und davor entdeckt zu werden. Proto öffnete vorsichtig die Türe, sah sich kurz um bevor er eintrat und Zero den Weg freigab. Der Jüngere trat ein und lies erstmal das Bündel von seinen Schultern gleiten, rieb sich etwas die Schulter bevor er einen der umgefallenen Stühle aufstellte und sich vorsichtig darauf niederlies, entspannt aufseufzend als dieser stabil genug war ihn zu tragen.  "Morgen trag ich das," murmelte Proto auf den Beutel deutend während er die Tür hinter ihnen wieder schloss. Sie hatten einige an Kilometern zurückgelegt an diesem Tag, die Geräusche der Front waren nur noch für ihre Ohren zu hören und ansonsten befanden Sie sich schon auf recht ruhigem deutschen Terrain.   Der Jüngere nickte nur leicht während sein Blick durch den Raum schweifen lies. Es war wie in fast jedem der Häuser die er bisher gesehen hatte ein reines Chaos. Alles war auf einer stürmischen Flucht stehen und liegen gelassen worden wo es war.  "Was sollen wir nun tun? Ich.. befürchte so wie wir aussehen momentan fallen wir auf...", er sah den anderen an als dieser sich ebenfalls auf einem Stuhl niederlies. "Ich weiß es nicht wenn ich ehrlich sein soll." Proto zuckte leicht mit den Schultern. "Ich hatte mir überlegt vielleicht über die Grenze zu flüchten und uns irgendwo erstmal, nun ja, zu verstecken. Sollten die Alliierten wirklich gewinnen... wovon ich zum jetzigen Zeitpunkt einfach mal ausgehe... wird es zu einigem Aufruhr kommen, in dem ich nicht freiwillig beteiligt sein will." Proto seufzte leise als er sich zurücklehnte, den anderen ansah. Die Gedanken Zeros überschlugen sich fast als er den Älteren ansah. "Bist du dir sicher das dies... das Ende des Krieges sein wird?" fragte er vorsichtig. Die Bilder seiner Kameraden auf dem Schlachtfeld traten ihm vor die Augen. Waren sie tatsächlich in den letzten Tagen des Krieges umsonst gestorben? Er schluckte schwer. Vermutlich war es sogar besser. Was würde wohl geschehen wenn sie in die Hände der Alliierten gefallen wären? Was wäre dann geschehen? Der Jüngere schluckte und wischte sich unwirsch über die Augen. "Du willst zur Grenze? Wo... wo genau willst du denn hin?" "Eigentlich... war ich auf dem Weg nach Österreich gewesen... bis ich von dir gehört hatte und umgedreht war. Ich denke... das wäre die beste Lösung oder?" Er sah Zero fragend an, war selbst ziemlich unsicher darüber was nun geschehen sollte. Es war schon für ihn allein schwer gewesen unauffällig durchs Land zu streifen, wie es nun zu zweit werden sollte. Zero nickte leicht. "Verstehe,... Österreich... wieso... gerade dort hin?" fragte er leise als er den Älteren ansah. In Zero entstand eine leichte Abneigung gegen das Land aus dem der Verursacher ihrer ganzen Misere stammte. Proto musste leicht lächeln. Die Gedanken des Andren waren fast schon auf dessen Stirn geschrieben. "Ich stamme aus Österreich... Salzburg um genau zu sein. Und nun ja... ich würde gerne wieder zurück gehen..."  Der Jüngere nickte leicht. "Heimweh?" Er schmunzelte leicht als der andere ebenfalls schmunzelnd nickte. Vielleicht war die Idee über die Grenze zu gehen gar keine so schlechte. Es würde einen Neuanfang beinhalten den sie beide gebrauchen konnten. Der Jüngere lächelte leicht bevor er nickend zustimmte. "In Ordnung... gehen wir nach Österreich. Nur... sollten wir uns dazu vorher wirklich noch andere Kleidung besorgen fürchte ich." Er sah an sich und Proto hinunter und schmunzelte schief. Die Uniformen waren alles andere als unauffällig, auch wenn sie durch das erlebte recht abgewetzt aussahen. "Lass uns nachsehen ob es hier noch etwas in den Schränken gibt. Ansonsten... suchen wir auf dem Weg zur Grenze weiter." Er erhob sich und streckte sich leicht bevor er sich in die angrenzenden Zimmer begab, sich dort den Schränken und Kommoden widmete. Der Ältere erhob sich und folgte Zero in den Nebenraum, beobachtete ihn für einige Sekunden bevor er selbst anfing in den Schänken zu suchen. Blinzelnd fischte er aus der Kommode zwei Pullover und hob sie hoch. "Was meinst du? Bei den Hosen fällt es nicht auf mit der Uniform..." Er drehte sich zu Zero um und zeigte ihm die Ausbeute. "Sollten eigentlich auch passen von der Größe her. Die anderen Sachen... sollen wir sie hierlassen?" Zero betrachtete die Pullover und legte den Kopf schief. "Nenn... es Nostalgie oder so aber... ich würde sie gerne mitnehmen. Wir verstauen sie in dem Rucksack." Er fischte den erwähnten Rucksack aus dem Schrank und schüttelte ihn. Etwas Staub rieselte zu Boden aber er schien stabil und funktionsfähig zu sein.   Proto nickte und tauchte erneut in den Inhalt der Kommode ab. Die ehemaligen Besitzer würden vermutlich nicht zurückkehren wodurch es nicht schlecht wäre, sich noch etwas mehr auszusuchen. Der Jüngere legte unterdessen seine Uniform ab, schlüpfte in den Pullover und verstaute die Jacke im gefundenen Rucksack. "Was neue Kleidung ausmachen kann." murmelte er abwesend. "Man fühlt sich fast wie neugeboren." Er beobachtete Proto dabei wie dieser sich ebenfalls umzog und schmunzelte leicht. Anscheinend waren nicht nur ihre Gesichtszüge gleich, auch im Körperbau konnte er keine Unterschiede zu sich finden. Er nahm die Uniform und stopfte sie, zusammen mit ein paar anderen Sachen in den Rucksack. "Wir bleiben noch etwas hier und ruhen uns aus. Heute abend gehen wir dann weiter." Etwas mehr als ein Jahr war vergangen seit ihrem Aufeinandertreffen und ihrer gemeinsamen Flucht. Ein kleines Einzimmerappartment in einem Außenbezirk Wiens war ihr neues Zuhause geworden. Das Deutsche Reich war kurz vor dem Fall, die Alliierten standen vor dem Endsieg und es war nur eine Frage der Zeit bis dieser sinnlose Krieg endlich vorbei wäre. Zero saß am Fenster, betrachtete das Treiben auf den Straßen unter ihm, neugierig und verängstigt auf Protos Rückkehr wartend, wie jeden Tag. Während der Ältere sich fast ohne Scheu unter den Bewohnern der Stadt bewegte, hatte Zero selbst nur selten die Wohnung verlassen. In Gesellschaft Anderer war er unsicher, hatte immer wieder Angst als Cyborg erkannt zu werden. Die Abneigung gegen Soldaten war in den letzten Tagen noch weiter angestiegen und er wollte nicht herausfinden was geschehen würde, wenn die Bevölkerung erkennen würde was Proto und er waren. Er hatte Angst sich zu verraten, denn es fiel ihm fast schon unnatürlich schwer den Älteren mit dessen Vornamen anzusprechen. Immer wieder rutschte ihm ein 'Proto' über die Lippen, lies ihn für Millisekunden einfrieren wenn er den Fehler bemerkte. Proto, oder Camui wie er wirklich hies hatte deutlich weniger Probleme damit, sich zu verstellen, den Menschen um ihm herum vorzuspielen, einer von ihnen zu sein. Der Ältere hatte angefangen, als Straßenkünstler mit Portraitzeichnungen von Passanten, etwas Geld zu verdienen um die Miete für ihre kleine Behausung zu bezahlen. Ein leichtes Lächeln glitt über Zeros Züge als er den Anderen durch die Menschenmenge wandern sah. Er hob kurz winkend die Hand als er erkannte das Proto seinen Blick bemerkt hatte, bevor er sich vom Fenster löste und aufs Sofa sank. Proto schmunzelte leicht als er den anderen am Fenster stehen sah. Es war ein beruhigendes Gefühl zu sehen, das man erwartet wurde, und das der andere noch da war. Es machte ihn traurig das er Rei nicht dazu bringen konnte ihn einmal zu begleiten aber er würde ihn nicht zwingen. Doch heute hatte er etwas erfahren, bei dem er sich der Begleitung des Jüngeren sicher sein musste und eigentlich auch war. Er hatte auf dem Marktplatz einige Passanten belauscht, deutsche Wissenschaftler auf der Flucht vor dem Ende.  Er schloss die Tür auf und warf die kleine Tasche auf die Kommode. "Bin wieder da", rief er unnötiger Weise aus Gewohnheit und lies sich zu Zero aufs Sofa fallen. Der Jüngere schmunzelte. "Freut mich. Wie war's?" Proto packte die kleine Geldbörse aus. Es war nicht viel aber es sollte die Miete decken. "Naja, war recht ruhig aber ich hab etwas interessantes gehört. Auf dem Marktplatz waren ein paar Wissenschaftler aus Deutschland unterwegs. Sie meinten das die Forschung zu Projekt GHOST eingestellt wurde und das die Unterlagen hier in der Nähe wären bis zur Vernichtung. Der Ort den sie nannten liegt nahe der Grenze, in drei Tagen wird die SS scheinbar alles was sich dort befindet vernichten." Er betrachtete Reis Gesichtszüge die angespannt wirkten. So nützlich manchmal die Informationen in seinem Gesichtsfeld waren, so störend und fehlerhaft schienen sie in Bezug auf den Anderen zu sein. Vielleicht war es auch nur eine Täuschung aufgrund ihrer äußerlichen Ähnlichkeit. Er wusste nicht ob es Zero genauso ging doch schob er es meist einfach auf diese Ähnlichkeit und die Tatsache immerhin der Prototyp gewesen zu sein. Fehler waren wohl in dieser Situation normal. "Unterlagen?" Akten über uns?" Zero blinzelte leicht als er wie aus einer Trance zu erwachen schien. "Meinst du, dort gibt es auch noch welche über dich,... und mich?" fragte er fast zögernd. "Da bin ich mir sogar sehr sicher. Es waren zwar keine Einheiten mehr im Einsatz soweit ich weiß, aber Aufzeichnungen müsste es noch geben. Früher... hat es mich nie interessirt was gechehen war, doch nun würde ich doch gerne mehr darüber erfahren. Was verändert wurde, was gemacht wurde. Ich... erinner mich an Bruchstücke aus meiner Vergangenheit, doch.. habe ich immer das Gefühl es würde etwas fehlen." Protos traurige Stimme jagte Zero eine Gänsehaut über den Rücken. Er kannte das Gefühl nicht vollständig zu sein nur zu gut. Ein Teil seiner Vergangenheit war ihm damals auf dem Schlachtfeld wieder eingefallen beim Anblick des zerrissenen Fotos in seiner Hand, und dennoch fehlten ihm Teile der Vergangenheit.  "Du willst dort einbrechen und diese Aufzeichnungen besorgen, hab ich Recht?" Proto nickte leicht, auch wenn er sich sicher war, das es eine rethorische Frage des Anderen gewesen war. "Dann sollten wir bald los, denn die angeblichen drei Tage könnten um einiges kürzer sein in den rasebnden Entwicklungen der letzten Zeit." Der Ältere nickte leicht, lächelte zufrieden darüber das der andere auch wieder an seiner Seite sein würde. "Dann lass uns heute aufbrechen. Ich werde die Miete noch bezahlen, damit wir nach der Rückkehr unsere Wohnung noch haben." Er schmunzelte und erhob sich. Die Gefahr gefangen zu werden oder zu sterben war vorhanden, doch irgendwie reizte es ihn umsomehr dieses Risiko einzugehen. Als er zurückkam hatte Rei sich umgezogen und wartete am Fenster auf ihn. Er schmunzelte, zog sich um und nickte leicht. "Den Schlüssel können wir ihr in den Blumentopf legen, dann können wir wieder rein wenn wir zurück sind." Rei nickte. "Gut, dann lass uns gehen. Die Zeit läuft." Es machte ihn nervös zu wissen dass sie vielleicht bald alles ihrer Vergangenheit erfahren würden und dem was wirklich geschehen  war. Doch es freute ihn. und somit schloss er sich mit Freude dem Älteren an als dieser sich auf den Weg machte.   Das Gebäude wirkte unscheinbarer als sie es angenommen hatten. Der große Betonkasten der inmitten des abgezäunten Areals stand wirkte wie ein verlassener Schatten im fahlen Licht der aufgehenden Sonne. Auch wenn sie die ganze Strecke ohne Pause gelaufen waren, so hatten sie länger gebraucht als gehofft. Die Sonne versuchte schon ihre Strahlen durch die hartnäckigen Wolken des Morgens zu schieben als Proto und Zero in Sichtweite zum Gebäude in Deckung gingen. Der Schein trügte nicht, auf dem Gelände und im Gebäude konnten sie keine menschlichen Regungen feststellen. Schweigend und sich nur mit Blicken verständigend erhoben sie sich, schlichen lautlos näher und betrachteten die verschlossene Tür. Ein Vorhängeschloss - war das wirklich deren Ernst? Proto tauschte einen fragenden Blick mit Zero. Was wenn es sich um eine Falle handelte? Wenn da drin nichts war von dem was sie sich erhoften? Sie waren unbewaffnet und vermutlich wären sie gegen eine Division der SS machtlos, selbst mit den ihnen zueigenen Fähigkeiten. Zero bemerkte die Zweifel es Älteren, hatter er sich beim Anblick des verlassenen Schattens auchz gehabt. Doch was wenn es wirklich einfach nur Zufall war? wenn einfach niemand damit rechnete das jemand sich für diese Unterlagen interessierte, geschweige denn von ihnen wusste? Er sah den Anderen an, nickte kaum merklich als er die Hand um das Vorhängeschloss legte, es ohne wirkliche Mühe öffnete. Er schob die Tür auf, lauschte mit allen Sinnen ins Innere der Dunkelheit die sie darin erwartete. Kein Geräusch war zu hören, es herrschte eine Totenstille. Reis Blick glitt durch die Dunkelheit, erkannte die Regale an den Wänden,die Kisten auf dem Boden. Es wirkte nichts sortiert oder geordnert, eher ein wahres Sammelsorium an Papier wie es schien. Langsam betraten sie den Raum, sahen sich in den einzelnen Gängen um und versuchten aus den Regalen etwas brauchbares zu finden. Sie waren ebeide in die Unterlagen vertieft als sie das leise Pfeifen hörten. Zuerst nur aus der Ferne, doch kontinuierlich wurde es lauter. Zero sah auf, blinzelte den anderen fragend an, als er urplötzlich um stabilen Stand kämpfen musste als das Gebäude von einem Aufprall zu erzittern begann. Es lag unter Beschuss von Fliegerstaffeln, dem Pfeifen der Raketen nach zu urteilen die auf es niederprasselten. Proto sah den Jüngeren an, hielt sich an einem der Regale fest als der Boden erneut wie bei einem Erdbeben schwankte. "Wir müssen hier raus. SOFORT!" rief er als ein weiterer Einschlag die Wände erzittern lies. Als Antwort drehte der Jüngere sich um und rannte los. Das Pfeifen der Raketen und Granaten häufte sich und war nicht mehr zu überhören. Er hatte die Tür fast erreicht als das Gebäude durch eine Druckwelle der auftreffenden Granaten zso schwankte, dass es ihn von den Beinen riss. Als er sich aufrichteten wollte glitt sein Blick an die Decke, ein großes Loch klaffte darin und sie schien näher zu kommen. Der Aufschrei Protos und dessen Reaktion holten Zero in Sekunden zurück in die Realität. Ein brennender Balken hatte sich aus der Decke gelöst und war nach unten gefallen. Hätte der andere Cyborg nicht reagiert und ihn mit einem Stoß aus der Bahn gelehnt hätte er Zero unter sich begraben. Die Aktion des Älteren hatte Zero zwar das Leben gerettet allerdings auch den einfachen Fluchtweg durch die Tür blockiert. Ihnen blieb nichts anderes übrig als einen anderen Ausweg zu finden. Da der Weg nach vorn versperrt war mussten sie eine Hintertür finden, oder notfalls eine schaffen. Zeitgleich liefen die beiden Männer zurück ins Innere der Halle, sahen sich auf der Suche nach einem anderen Ausweg. "Da ist eine Tür!" Von weitem war die besagte Tür nicht zu erkennen gewesen, doch nun wo sie fast direkt davor standen war das anders. Sie wirkte instabil doch als Zero sie öffnen wollte musste er mehr Kraft aufwenden als er dachte. Knirschend öffnete sich die schwere Stahltür, gab den Blick unter flackernden Lichtern auf ein provisorisches Labor frei. Dieser Teil des Gebäudes schien von den Angriffen bisher relativ verschont geblieben zu sein. Die Regale und andere Einrichtung stand weiterhin aufrecht und wirkte nur üblich chaotisch. Die leicht bläuliche Beleuchtung flackerte unter den hier seltsam dumpf klingenden Detonationen. Vermutlich war der Generator getroffen worden es und es war nur eine Frage der Zeit bis das Licht ganz ausfallen würde. Die beiden tauschten einen fragenden Blick bevor sie weiterschlichen. Irgendetwas war wir, etwas von Bedeutung. Dieses Labor war menschenverlassen und dennoch hatten beide das Gefühl beobachtet zu werden. Hier gab es durch die gedämpften Geräusche ein trügerisches Gefühl der Sicherheit, welches beide veranlasste sich den Inhalten der Regale und Schränke zu widmen. "Ca..:Camui?" Rei blickte von der Akte auf die er aus dem Schrank gezogen hatte und sah den anderen an der den Medizinschrank auf der anderen Seite des Ganges durchsuchte. "Das sind die Akten über die gelungen Cyborgs. Über dich,... und mich", fuhr er murmelnd fort als der andere zu ihm sah. Camui schluckte leicht, schloss den Schrank und wollte sich gerade komplett zu Rei umdrehen als ihm die beiden rot glühenden Punkte in der Dunkelheit auffielen. Einen leisen, überraschten Aufschrei konnte selbst er sich nicht verkneifen als die Punkte allerdings auch schon wieder verschwunden waren. "Hast du sie auch gesehen?" Reis Frage beruhigte ihn immerhin in dem Maße zu wissen das er nicht unter Halluzinationen litt. Der Ältere sah sich um, konzentrierte all seine Fähigkeiten auf seine Umgebung, versuchte jedes noch so kleine Geräusch zu erkennen. Da...- ein... Herzschlag? Er musterte Rei neben sich. Dessen Herz war es nicht, es schlug schwächer, unregelmäßiger und... aus einer anderen Richtung. Er musterte die Dunkelheit im hinteren Teil des Raumes, konzentrierte sich auf den Herzschlag den er von dort wahrnahm. Er war so konzentriert das er das leise aufkeuchen nicht verhindern konnte als ihm die Gestalt auf einem der Medizinstühle auffiel. Sie ähnelten elektrischen Stühlen waren mit Schlaufen und allerlei anderen Dingen ausgestattet und dazu gedacht denjenigen der darauf saß eingehen untersuchen und testen zu können. Die roten Punkte die sie zuvor wahrgenommen hatten erschienen wieder als der Cyborg langsam die Augen öffnete. Rei stockte der Atem. Er hatte gedacht er wäre der letzte gewesen in diesem grausamen Spiel mit Menschenleben und Würde doch hatte er sich wohl getäuscht in der Machtgier der Nazis. Der Cyborg war nicht älter als dreißg, schlank und sichtlich sehr schwach. Vermutlich hatte er die Umwandlung nur mit Mühe überlebt und die gerade herrschenden Zustände machtes es unmöglich sich um ihn zu kümmern. Apathisch starrten die roten Augen in ihre Richtung, vermutlich ohne sie wirklich wahrzunehmen oder analysieren zu können. Langsam näherten sie sich der Gestalt, musterten den auf den auf dem Stuhl fixierten Körper. Die Augen sahen sie an, doch erkannte man nichts als Leere in ihnen. Wer auch immer dieser Mann einmal gewesen sein mochte, es war nichts mehr übrig aus dessem früheren Dasein. "Er ist zu schwach. Sie... haben ihn hiergelassen um..." Rei brach ab. Er war nicht sicher ob der Mann vor ihnen sie vertand und wusste was die Nazis mit dem Gebäude vorhatten. Er mochte die Erschütterungen spüren, die Bombeneinschläge hören aber ob er sich bwusst war das man ihn lebend zum Sterben hiergelassen hatte, da war sich keiner von beiden sicher. Camui trat langsam näher, betrachtete den Cyborg vor sich während er nach der Akte griff die neben diesem auf dem Tisch lag. "Nitro..." murmelte er leise als er den Namen auf dem Deckblatt vorlas. Rei trat näher, lehnte sich über Camuis Schulter um ebenfalls lesen zu können. "Sie wollten einen weitren Nachfolger haben, doch scheinbar ging etwas schief. >Das Objekt ist nicht lebensfähig. Aufgrund der Fehlschläge und der momentanen Lage haben die Oberbefehlshabenden die sofortige Einstellung und Vernichtung der Forschungen im Projekt G.H.O.S.T. befohlen.<" Camui schluckte leicht als er es vorlas, einen Seitenblick auf den Cyborg nehmen ihm werfend. Erneut bebte das Gebäude unter mehreren Einschlägen und Rei hielt sich an einem Regal fest. Es wurde Zeit zu verschwinden und nicht nur er hatte diesen Gedanken. Camui warf die Akte zurück auf den Tisch, sah ihn an bevor er auf eine andere Tür deutete. Vermutlich hoffte er einfach nur das sie auf diesem Wege endlich rauskommen würden. Rei zog Camui am Ärmel, sie konnten den Cyborg vielleicht nicht retten, aber es wäre unmenschlich ihn in vollem Bewusstsein seinem Schicksal zu überlassen. Beide waren sich einig das der junge Mann genug gelitten hatte. Camui nickte und drehte sich nochmals zu dem Cyborg um, näherte sich vorsichtig der zusammengesunkenen Gestalt. Der Herzschlag war langsam, vollkommen ruhig und nur sehr leise wahrnehmbar. Sollte der andere wirklich irgendwas mitbekommen von seiner Umgebung, so war er wirklich zu schwach um zu überleben. Entweder das oder er hatte sich aufgegeben in dem Moment in dem man ihn in dieser Lage allein gelassen hatte. Vorsichtig legte er die Hand in den Nacken des Cyborgs, spürte wie dieser sich bei der Berührung verkrampfte. Doch statt seinen Blick auf Camui zu richten, starrte er weiter geradeaus. Es hatte ihn schon gewundert wieso er sie nie direkt angesehen hatte, nun wusste er es. Dieser Cyborg war blind und taub. Camui schluckte leicht als er den kleinen Schalter in dessen Nacken fand und umlegte. Sofort entspannte sich das Wesen vor ihm, schloss die Augen und Camui wandte den Blick ab. Nun würde es in Ruhe sterben können. Er wollte sich nicht ausmalen, was Nitro gefühlt hatte, gedacht hatte und wie lange er schon hier allein gewesen war. Erneut griff er nach der Akte, stopfte sie zu den anderen in die Tasche die er umhängen hatte und folgte Rei zu der Tür im hinteren Teil des Labors. Es dauerte etwas bis sie den Weg freigeräumt hatten, doch als es endlich geschafft war atmeten sie erleichtert auf das es sich tatsächlich um einen Weg nach draußen handelte. Sie sahen sich kurz um bevor sie losrannten, die Detonationen hinter ihnen ignorierend als das Gebäude kurz darauf vollständig im Flammenmeer weiterer Bomben in sich zusammenbrach.   Nachdem sie fast drei Tage gebraucht hatten um wieder zurückzukehren warf Camui die Tasche achtlos in die Ecke und ließ sich auf das Sofa fallen. Er atmete erleichtert auf und streckte sich etwas während er Rei beobachtete, der nicht sonderlich fitter auf den Sessel fiel.  "Endlich zurück", murmelte der Jüngere und schloß kurz die Augen.  Sie hatten auf dem Rückweg wenig miteinander gesprochen, doch wussten beide woran der jeweils andere dachte. Die Erleichterung darüber das Projekt G.H.O.S.T. endgültig beendet war wurde von dem tragischen Anblick des Cyborgs im Labor überschattet. Rei seufzte auf bevor er erneut aufstand und in die kleine Küchenecke ging, mit zwei Gläsern Wasser zurückkehrte. Camui nickte stumm als er das Glas entgegennahm. Er beobachtete Rei dabei wie dieser die Tasche aufsammelte, die darin enthaltenen Akten auf den Tisch leerte und durchsuchte. Rei schluckte leicht als auf einer der unscheinabren braunen Mappen sein Name prangte. Das war sein Leben, seine Vergangenheit und sein Schicksal welches sich darin befand. Zögerlich ließ er sich wieder auf den Sessel sinken, klappte die Seiten auf und versank in einer anderen Welt. Fassungslos starrte Rei auf die Worte, die lose Blattsammlung die sein damals bester Freund geschrieben hatte. Nüchterne Ausführungen über das, was man aus ihm gemacht hatte. Er hatte seit dem Moment auf dem Schlachtfeld , in dem er hatte sterben sollen sich mehr als einmal gefragt was damals geschehen war, doch selbst in all den Notizen stand nichts brauchbares, Rei zuckte zusammen als der Ältere lautstark eine der Akten auf den Tisch warf und fluchend den Verband an seiner Hand fixieren wollte der sich zum widerholten Male gelöst hatte. Der Jüngere konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen als er den Ordner weglegte und aufstand. Er kniete sich vor das Sofa und angelte nach dem Verbandsmaterial. "Ich wollte mich noch für die Rettung bedanken." Er schmunzelte leicht als er die Hand seines Gegenübers ergriff und damit begann diese zu verbinden. Auf dem Weg zurück hatten sie wenig miteinander gesprochen, waren in den eigenen Gedanken gefangen gewesen. Der Ältere lächelte leicht und nickte.  "War doch selbstverständlich", murmelte er als er den Rest des Verbandmaterials wegräumte. Es würde nicht lange dauern bis die Verletzung verheilt waren doch bis dahin war der Verband die sichere Seite, Die Menschen um sie herum würden vermutlich panisch werden wenn bei Verletzungen die Drahtverbindungen zu sehen wären aus denen ihre Körper teilweise bestanden. Rei erhob sich und setzte sich wieder auf das Sofa, legte die Akte auf den Tisch zu den anderen. "Irgendwie.. ist es frustrierend das zu lesen", murmelte er leise. "Wieso?" Camui griff nach dem Glas und sah ihn fragend an. "ich hatte mir erhofft etwas.. über mein Leben ... vor dem hier zu erfahren. Doch die Aufzeichnungen.. beginnen alle mit dem Moment an dem ich als Zero aufwachte." "Hm das liegt vermutlich daran, dass es nur die medizinischen Akten sind. Keine Ahnung ob es auch persönliche gab." Camui angelte nach Reis Akte, blätterte gedankenverloren darin. "Dabei.. ist deine Akte um einiges.. sagen wir persönliche geschrieben als meine..  oder Nitros." murmelte er leise. Handschriftliche Notizen an den Rändern, kurze Bemerkungen auf Notizzetteln... all das wirkte auf ihn als hätte die Person, die die Akte geführt hatte sich wirklich um das Wohlergehen des Cyborgs gesorgt und bemüht. Im Gegenzug dazu war seine Akte eine fast schon lieblos nüchterne Ansammlung an Daten und Fakten, ohne wirklichen Bezug zu der Person die er einmal vor seinem Dasein als Proto gewesen sein mochte. Er legte die Akte zurück auf den Tisch und wühlte sich durch die anderen Aufzeichnungen. Er hatte teilweise wahllos in die Regale und Kisten gegriffen, alles an sich genommen, was auf den ersten Blick interessant erschienen war. Irgendwas musste doch über ihre früheren Leben zu finden sein?! Frustriert lehnte Camui sich zurück, schloss seufzend die Augen bevor er den anderen erneut ansah. "Was machen wir nun? Sollen wir hier bleiben?" Der Jüngere blinzelte nachdenklich. "Es spricht nichts dagegen. Niemand... weiß wer wir sind. Wir... könnten sogesehen neu anfangen.. irgendwie", murmelte er leiser werdend. Er wusste sehr wohl, was es bedeutete neu anzufangen. Ein neues Leben zu beginnen. Er würde das Haus verlassen müssen, einen Job finden ud Kontakt mit Menschen haben.  Auch wenn Rei äußerlich gelassen und ruhig wirkte, so sah der andere Cyborg sehr wohl, wie nervös er wirklich war. Der Andere hatte schlichtweg Panik wenn er an Begegnungen mit Menschen dachte, sich vorstellte mit ihnen zu reden oder anderen Kontakt zu haben. "Wir können es ja ruhig angehen lassen. Die ältere Dame hier ist ja froh uns als Mieter zu haben solange wir ihr ab und an mal etwas helfen." Camui lächelte leicht. Die kleine zierliche Vermieterin war schon etwas älter und hatte sich sofort bereit erklärt ihnen das kleine Zimmer zu einem günstigen Preis zu überlassen wenn sie ihr ab und an mal etwas zur Hand gehen würden. Rei nickte leicht. "Wenn es dir nichts ausmacht, vorerst der einzige Geldverdiener zu sein." Es wurmte Rei das er ihm nicht helfen konnte, aber er wusste einfach nicht was er tun sollte. Wenn er auf Menschen traf spürte er sofort wie alles in ihm sich anspannte, darum kämpfte zu entscheiden ob Angriff oder Flucht die bessere Wahl wären. Er empfand sich selbst als Gefahr für seine Umgebung.   "Ich bin wieder zurück." Es war zu einem Ritual geworden in den letzten Jahrzehnten sich anzukündigen wenn er die Wohnung betrat. Auch wenn Rei ihn meist schon viel früher registriert hatte und somit auch seinen Platz am Fenster aufgegeben hatte, den er immer den ganzen Tag über hielt solange er allein war. Es waren einige Jahre vergangen, die alte Dame bei der sie gewohnt hatten war schon vor einer Weile verstorben doch hatte sie ihnen das Haus überlassen in dem sie seither gewohnt hatten.  Während Camui weiterhin ab und an durch Zeichnungen auf der Straße etwas Geld verdiente, hatte Rei es nicht geschafft das Haus zu verlassen. Die Angst des Jüngeren vor Menschen und unbekannten Situationen war mit jedem Tag schlimmer geworden. Somit hatte Rei sich immer weiter in sich zurückgezogen, nur noch Camui vertraut und irgendwann ganz aufgehört das Haus zu verlassen. In den vergangenen Jahren hatte sich die Umgebung verändert. Das kleine Haus stand am Stadtrand, umgeben von einigen Parks und einem Universitätsgelände. Neugier hatte Camui mehr als einmal auf das Gelände getrieben, der Wissensdrang zu erfahren was unterrichtet wurde hatte ihn angelockt. Eine technische Universität, spezialisiert auf Biotechnik und Biochemie. Das hatte er herausfinden können. Mehr als einmal hatte er sich überlegt einen der Studenten anzusprechen, zu fragen was sie wussten über die Technik aus der Rei und er bestanden. Doch hatte er den Plan jedesmal wieder verworfen, einerseits aus Angst vor Reis Reaktion und andererseits aus Angst davor was passieren würde, wenn man nach all den Jahren erfahren würde, was sie waren. Davor hatte Rei noch immer Angst. Nicht davor für das angeklagt zu werden was damals geschehen war, sondern für das was sie waren in einem Labor zu landen und dort als Versuchsobjekt zu enden. "Wie war es heute?" Reis Stimme riss den Älteren aus seinen Gedanken. "Uhm, recht gut. Das Wetter spielte mit und die Leute sind spendabler." Er leerte die Tasche aus und ließ sich auf dem Sofa nieder. "Das reicht immerhin wieder für zwei Wochen." Rei nickte während er den anderen beobachtete. "Was ist los? Irgendwas beschäftigt dich. Das seh ich dir an der Nasenspitze an." Er schmunzelte leicht als der Ältere leise seufzend gegen die Sofalehne sank. "Ich... hab das Gefühl mir fehlt etwas. ich brauche etwas zu tun, ein Ziel... eine Aufgabe... irgendwas." Er sah den Anderen an. In den Jahren die vergangen waren hatte keiner von ihnen sich körperlich verändert. Ihre Veränderung zum Cyborg hatte anscheinend auch ihren Biorhythmus angehalten. Wie gerne hätte er noch mehr darüber erfahren, nachdem die Akten damals keine HIlfe gewesen waren. Sie waren eben die ersten gewesen und nun waren sie ihre eigenen Forschungsexperimente und dennoch hatten sie noch keine Ahnung was ihnen möglich war und was nicht. "Was meins du damit? Was... willst du denn tun?" Rei wurde nervös als der Ältere in Schweigen verfallen war und musterte ihn angespannt. "Ich... will noch immer mehr über uns erfahren. Lernen... Studieren." Er angelte nach seiner Tasche und fischte die Infobroschüren heraus die er auf dem Campusgelände hatte finden können. Reis Augen wurden groß als ihm die Worte des anderen in den Sinn kamen. "Du... willst studieren? An der Uni? Camui... das ist doch fast schon Präsentationsteller für jeden der nur etwas Menschenverstand hat. Du und dein jetziges Wissen allein reich um alle dort stutzig zu machen." Reis Stimme überschlug sich panisch und er starrte Camui an. Genau diese Reaktion hatte er erwartet. Der Ältere seufzte leise bevor er den Blick hob, Rei direkt in die Augen sah. "Ich gehe hier ein. Ich will mich nicht mein Leben lang vestecken. Ich will mehr wissen. Darüber was noch kommen könnte. Was wenn etwas passieren sollte? Dir oder mir... keiner von uns beiden hat wirklich Ahnung von unserer Funktionsweise..." Er hob die Hand um Reis Versuch, ihn zu unterbrechen, zu ersticken. "Das ich dich damals auf dem Schlachtfeld hatte retten können... war Zufall. Ich bin kein Wissenschaftler, kein Mechaniker. Alles was ich weiß habe ich aus Akten oder verängstigten Helferlein. Es hätte auch schief gehen können. Und genau das will ich verhindern können. DAS etwas schiefgeht falls wieder einmal etwas passiert. Niemand kann uns sagen, wie lange wir funktionieren werden. Welche Fehlfunktionen auftreten können und was dann für Gefahren bestehen. Ob nun für uns oder für andere." Camui schluckte als er zu Ende sprach. Diese Gedanken waren ihm schon mehrmals gekommen. Würde er Rei retten können bei einer unbekannten Störung?  Würde Rei ihn retten können?  Waren sie vielleicht einfach nur tickende Zeitbomben die irgendwann explodieren würden?   Rei lies den Blick sinken. Ihm war bewusst das der Andere recht hatte und dennoch fiel es ihm schwer dies zuzugeben. "Aber wieso gerade Uni? Kannst du das nicht einfach hier? Mit Lesen? Und so? Internet und allem?" Die Erfindung des Internets und aller anderen modernen Dinge die in den vergangenen 70 Jahren aufgetreten waren, waren Rei zwar teilweise noch immer suspekt, und dennoch genoss er es diese anzuwenden. Er brauchte das Haus nicht zu verlassen, nicht unter Menschen gehen und konnte dennoch alles erfahren. "Mir fällt die Decke auf den Kopf Rei. Ich muss hier raus. Ich ertrage es nicht eingesperrt zu sein," Camui war genervt. Ja der Jüngere mochte Angst haben aber er konnte nicht von ihm verlangen, das er deswegen sich selbst ebenfalls einschloss. Das würde er nicht aushalten, lieber würde er sterben als sich ein eigenes Gefängnis zu bauen in der eigenen Wohnung in den eigenen Gedanken. Grübeln über alles mögliche tat er auch so schon oft und lange genug ohne auch nur ansatzeweise auf einen klaren Gedanken zu kommen. Rei zuckte zusammen, sah den Älteren an. Es war ihm immer wieder unangenehm mit diesem zu streiten und dennoch spürte er selbst das es in letzter Zeit immer häufiger der Fall war. Was ihn nur noch mehr an den Momenten verunsichert war die Tatsache das er danach immer das Gefühl hatte ihm würde ein Teil der Erinnerungen fehlen. Camui bestritt jedesmal das etwas geschehen wäre und dennoch wurde er dieses ungute Gefühl nie vollständig los.  Er erinnerte sich an rote Lichtschleicher vor den Augen bevor alles schwarz war und seine Erinnerungen im vorzugaukeln versuchten das alles in Ordnung wäre. Gefangen in seinen eigenen Gedanken hatte er nicht bemerkt das er aufgestanden war, sich vor Camui gestellt hatte der noch immer auf dem Sofa saß. "Du kannst mich nicht einfach allein lassen." Camui hob den Blick, schluckte leicht. Es war also erneut soweit. Sein Arm glitt wie ferngesteuert nach oben und fing den Schlag des Cyborgs vor sich noch in der Anfangsbewegung ab.  In einer fließenden Bewegung stand er auf, fixierte den Jüngeren und hielt ihn fest. Er wusste dass ein einlassen auf einen Kampf mit dem rasenden Cyborg nur noch weitere Fehlfunktionen auslösen konnte somit blieb ihm nur das naheliegendste. Er löste eine Hand von dessen Körper, griff nach dem kleinen Schalter in Reis Nacken und legte ihn um. Sofort sackte der Körper vor ihm zusammen. Das leise Summen des Systems welches sich abschaltete war nur für Camuis Ohren hörbar. Er fing den Körper auf, ließ ihn langsam auf das Sofa niedersinken. Diese Ausfälle des Jüngeren in denen er ihn angriff wurden immer häufiger. Die einzige Methode größeren Schaden zu verhindern lag darin die Systeme zu stoppen, einen regelrechten Kaltstart auszuführen. Camui Blick glitt über den leblos aussehenden Körper auf dem Sofa. Leise seufzend legte er den Schalter erneut um, drehte sich um und verließ die Wohnung als er sich sicher war das die Systeme des Anderen wieder starteten. Er brauchte dringend frische Luft. Je länger er sich in den letzten Tagen in der Wohnung aufgehalten hatte, desto größer wurde der Drang, diese wieder zu verlassen. Wieso konnte der Jüngere das nicht verstehen? War dessen Angst vor Menschen wirklich inzwischen so übermächtig geworden? Camui seufzte schwer als er durch den Park wanderte. In ihm wuchs eine Wut auf Rei der mit allen Mitteln versuchte ihn bei sich zu behalten, notfalls auch mit Gewalt. Die Angriffe auf ihn häuften sich und hin und wieder war er sich nicht sicher ob der Jüngere nicht doch wusste was er tat. Was hatten diese Ausfälle für Ursachen? Wieso war bei ihm keine dieser Situationen aufgetreten? Camui war sich sicher der Jüngere hätte ihn allein aus Angst darauf angesprochen, doch es war nichts gewesen. Frustriert lehnte er sich an einen Baum. Sollte er einfach verschwinden und Rei allein lassen? Es wäre vielleicht besser und doch konnte er es nicht übers Herz bringen den anderen im Stich zu lassen. Frustriert ballte er die Fäuste und schlug gegen den Stamm. Der Schmerz der durch seine Hand schoss war schon fast befreiend von den Gedanken und er ließ sich langsam zu Boden sinken. Es konnte nicht so weitergehen... es ging einfach nicht mehr. „Sind Sie in Ordnung? Brauchen Sie Hilfe?“ Die besorgte Stimme holte Camui aus seinen Gedanken und er hob den Blick. Vor ihm standen zwei junge Männer, die ihn besorgt musterten. „Nein danke, alles in Ordnung. Keine Sorge, ich…“, sein Blick bemerkte den der beiden und er brach im Satz ab. Er hatte vergessen wo er sich befand als er dem Baum einen Schlag verpasst hatte. Wenn er so etwas tat, dann in ihrem Zimmer in dem er dann die Möbel zu Kleinholz verarbeitete aber dadurch auch nie Gefahr lief, enttarnt zu werden. Doch nun saß er auf der Wiese des Unicampus und seine Hand blutete. Der Schlag gegen den Baum hatte die Haut aufreißen lassen und die Adern verletzt. Die Verletzung war nicht schlimm, doch zeigte sie auch die anderen Bestandteile seines Körpers, die Metalldrähte und Verbindungen sowie das schwarze Öl welches gemischt mit seinem Blut über seine Hand lief. Er hob erneut den Blick, erwartete verängstigte Gesichter zu sehen doch hatte er sich getäuscht. Die beiden Jungen standen noch immer reglos vor ihm, doch ihre Augen hatten keinen ängstlichen Ausdruck sondern eher einen noch immer besorgten, mit Neugier gemischten. „Es geht mir gut…“, murmelte er leise, versuchte seine Hand den Blicken der Beiden zu entziehen. Die Situation überforderte ihn etwas und auch wenn seine Systeme auf Gefahr gesprungen waren hatte er dennoch das Gefühl das eben diese nicht zu befürchten war. „Ihre Hand ist verletzt“, murmelte einer der Jungs als er sich langsam niederkniete und ein Taschentuch aus seiner Schultasche zog. Vorsichtig legte er dieses um Camuis Hand bevor er ihn ansah. Das Verhalten der beiden irritierte den Cyborg. Er hatte immer damit gerechnet das Menschen in Panik verfallen würden wenn sie erfuhren was sie waren, doch die beiden Jungs schienen die Ruhe selbst zu sein. Auch seine Systeme zeigten keinerlei übermäßige Reaktion bei ihnen an. Sein Blick wanderte fragend von einem zum anderen, und doch war er nicht in der Lage einen Ton zu sagen. „Ihr habt keine Angst vor dem was ihr gesehen habt?“ Ein leichtes Lächeln glitt über die Züge der beiden Jungs. „Nicht… nicht wirklich, oder sollten wir haben? Wir sind eher neugierig und fasziniert. Das ist Alex und mein Name ist Jack.“ Camui blinzelte leicht. Sollte er seinen Namen verraten? Konnte er den beiden vertrauen? Sein Blick glitt abschätzend über die beiden Jungs. Alex hatte kurze, dunkelbraune Haare, war schlank und recht groß. Er wirkte recht ruhig. Jack schien das genaue Gegenteil zu sein. Seine grünen Augen wurden von schwarzen Locken umrahmt die zu seinem anscheinend recht temperamentvollen Auftreten passten. Beide wirkten sehr erwachsen und strahlten eine gewisse Reife aus. „Mein Name ist Camui“, murmelte er leise. „Danke sehr.“ Er nickte auf das Taschentuch auf seiner Hand welches die Wunde abdeckte. „Brauchen sie dort irgendwelche Hilfe oder… heilt das von alleine?“ Jacks Neugier schwang offen in den Worten mit als sein Blick auf Camuis Hand ruhte. „Es heilt von alleine… ist nicht das erste Mal.“ Camui lächelte leicht. Er konnte es regelrecht sehen wie die Fragen in den Köpfen der beiden pulsierten. „Sie…. sind ein Cyborg?“ Alex Feststellung als Frage formuliert ließ Camui kurz auflachen. Sein zögerliches Nicken löste bei Jack einen leisen Freudenschrei aus, den dieser sofort mit den Händen unterdrückte. Camuis Augenbraue wanderte fragend nach oben doch mehr als ein freudig aufgeregtes Glucksen kam vorerst nicht als Antwort von Jack zurück. „Tut… tut mir leid.“ Jack verbeugte sich leicht als er den verwirrten Blick des Mannes vor ihm bemerkte. „Uhm, Alex und ich… wir studieren beide Biochemie, -technik und –mechanik. Und nun ja, unser Traum ist es nach dem Studium einen Cyborg bauen zu können, diese.. Technik fasziniert uns, auch aus medizinischer Sicht heraus in Form von Prothesen mit Hydraulik und all das.“ Camui blinzelte etwas als er den Wortschwall des Jungen zu verstehen versuchte. „Es ist ein Wunder einen echten Cyborg hier sitzen zu haben…“ Jack brach ab als Alex ihm die Hand auf den Arm legte. „Sie… wirken etwas… verängstigt und unsicher. Kann es sein... das Sie vor etwas… oder jemandem fliehen?“ Camui und auch Jack blinzelten etwas aufgrund von Alex Worten. Sah man ihm seine Unsicherheit an die mit der Bekanntgabe seines Namens und Daseins angestiegen war? „Keine Sorge, niemand wird erfahren wer oder… was Sie sind. Wir wollen Ihnen keine Probleme bereiten.“ Alex lächelte leicht und Camui konnte nichts falsches in den Augen des jungen Mannes erkennen. Anscheinend konnte er ihnen wirklich vertrauen. Als Rei erwachte war er allein gewesen. Erneut hatte ihm ein Blick auf die Uhr bestätigt das etwas geschehen sein musste, was ihm zu fehlen schien in den Erinnerungen. Er hatte die Unruhe versucht zu ignorieren als er bemerkt hatte das Camui nicht zu Hause zu sein schien, doch je länger der andere nun schon fehlte desto nervöser wurde Rei. Hatte der Ältere ihn nun wirklich verlassen? Wohin war er gegangen und was sollte er ohne ihn nun tun? Sein Blick wanderte wieder unruhig zwischen Uhr und Tür umher, hoffend der Andere würde endlich zurückkehren. Doch selbst nach zwei Stunden war Camui nicht zurück. Vielleicht… vielleicht sollte er ihn suchen gehen? Was wenn ihm etwas passiert wäre und er Hilfe bräuchte? Zögerlich erhob er sich, näherte sich der Tür und öffnete sie. Er spürte wie all seine Systeme sofort in extreme Alarmbereitschaft verfielen und er noch nervöser wurde. Was war nur los mit ihm? Woher hatte diese Angst sich in den letzten Jahren so aufbauen können? Ihr Leben war ruhiger geworden, niemand redete noch wirklich über die Geschehnisse aus dem Krieg und dennoch sah er hinter jeder Mauer, jeder Ecke einen Soldaten stehen, jemanden der Camui und ihm etwas antun wollte. Er hatte in manchen Nächten Albträume vom Krieg, träumte von allem was geschehen war und was ihnen vielleicht erneut wiederfahren könnte. Nitro war nur ein Beispiel gewesen für den Machthunger der Menschen. Er hatte den armen Cyborg aus dem Lagerhaus nie vergessen und die Akten unter seinem Bett kannte er inzwischen auswendig. Seufzend schüttelte er die Gedanken ab, versuchte sich darauf zu konzentrieren den Älteren zu finden ohne zu sehr von der aufkommenden Panik erfasst zu werden. Er wanderte durch die Straßen bis er zu einem Park kam. Das musste dieser Universitätscampus sein den Camui erwähnt hatte. Ob er hier war? Reis Blick suchte den Park ab, er war so gut wie menschenleer was ihm die Suche erleichterte. Er stoppte als er Camui an einen Baum gelehnt entdeckte… sich anscheinend mit zwei jungen Männern unterhaltend. Alles in ihm schrie danach den Rückzug in die sichere Wohnung anzutreten, doch er musste wissen ob Proto zu ihm zurückkommen würde oder nicht. Langsam zwang er sich Schritt für Schritt näher an die kleine Gruppe heran.  Keiner schien ihn bisher bemerkt zu haben, so sehr schienen sie in ihre Unterhaltung vertieft zu sein. Wieso hatte es Camui so leicht Freunde zu finden? Wieso fasste er so einfach erneut Vertrauen zu anderen? Rei verstand es nicht und es reizte ihn. Er spürte eine leichte Eifersucht in sich, zu sehen wie entspannt es dem Älteren fiel sich mit Fremden zu umgeben und zu unterhalten. Langsam kam er näher an die kleine Gruppe, musterte sie genauer. Sein Blick glitt über Camui und stoppte an dessen Hand. Ein Taschentuch war darum geschlungen und die Schlieren von rotem Blut und schwarzem Öl klebten daran und an dessen Fingern. Proto war verletzt? Hatten diese beiden ihm das angetan? Zwangen sie ihn zu dieser Unterhaltung mit dem Wissen was er war? Rei näherte sich mit schnelleren Schritten, seine Bewegungen fließend auf den Angriff vorbereitend, mit dem er Camui befreien wollte.   Camui hatte die Zeit vergessen in der Unterhaltung die sich zwischen Jack, Alex und ihm entwickelt hatte. Keiner der Beiden hatte ihn nach seiner Vergangenheit befragt sondern allgemein über sein Leben. Er hatte ihnen nicht alles über sich verraten, ihnen verschwiegen woher er kam und wer ihn zu dem gemacht hatte was er war, doch die Jungs schien dies nicht zu stören. Auch Rei hatte er verschwiegen, wollte nicht, dass der andere Cyborg in dies hineingezogen würde. "Ich sollte langsam nach Hause", murmelte er als sein Blick auf Jacks Armbanduhr fiel. "Oh ist es etwa schon so spät?" Jack sah auf seine Uhr. "Wir sollten auch nach Hause, morgen geht es wieder früh los." Er seufzte theatralisch und grinste breit als Camui schmunzelte. Gerade noch rechtzeitig bemerkte dieser die Bewegung aus dem Augenwinkel und zog Jack mit einer ruckartigen Bewegung aus dem Schlagwinkel des anderen Cyborgs der hinter ihm aufgetaucht war. mit einem überraschten Schrei landete Jack neben ihm auf der Wiese als Camui auch schon aufsprang um Rei vor einem weiteren Angriff zu stoppen. Dieser hatte sich von der ersten Überraschung erholt und zu einem zweiten Schlag angesetzt als seine Faust von Protos Hand umschlungen und ausgebremst wurde. "Was ist in dich gefahren Rei? Beruhig dich...", er schlang die Arme um den Jüngeren und hielt ihn eisern fest bis dessen Gegenwehr endlich nachließ und schließlich ganz verebbte. "Es ist alles in Ordnung, kein Grund zur Panik Rei. Alles in Ordnung." Während er ruhig auf ihn einredete löste er langsam seinen Griff bevor er Rei ansah. Die Augen des anderen flackerten erneut leicht, doch schien sich dies ebenfalls langsam zu beruhigen. "Was ist denn in dich gefahren? Was tust du hier?" Sein Blick glitt kurz zu Jack und Alex die sie halb verängstigt beobachteten. Reis Blick klärte sich langsam als seine Aufmerksamkeit erneut auf Camuis Hand fiel. Vorsichtig ließ er seine Fingerspitzen über das Taschentuch gleiten. "Sie haben dich verletzt... ich... wollte.. helfen..." murmelte er leise ohne den Blick zu heben. Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf Camuis Züge. „Du wolltest mich retten?“ Der Ältere lächelte leicht als er sich von Rei löste und ihn ansah. „Das ist nicht nötig, niemand hat mir etwas getan.“  Reis Blick wanderte erneut zu dem Taschentuch um Camuis Hand und er griff danach. „Und… was ist das?“, murmelte er leise als seine Finger vorsichtig über den Stoff glitten. „Daran sind die beiden nicht schuld, das… war ich selbst.“ Er senkte den Blick, beobachtete wie Reis Finger den Stoff streichelten.  „Du selbst? Aber wieso? Camui? Was … ist passiert? Als ich aufwachte… warst du weg, irgendetwas ist passiert und… ich kann mich erneut nicht erinnern.“ Camui schluckte. Reis Stimme klang verzweifelt und ließ ihn traurig werden. Er hatte wirklich überlegt gehabt den Jüngeren zu verlassen und nun wog diese Last ihn damit wirklich im Stich zu lassen noch schwerer.  Er seufzte leise.  "Du… hattest erneut einen Ausfall. In letzter Zeit gibt es immer häufiger Momente in denen du vollkommen die Kontrolle verlierst. Du wirst aggressiv und greifst mich an. Meist.. hab ich nur eine Chance dich nicht zu verletzen indem ich dich für einige Sekunden… ausschalte.“  Rei schluckte bei den Worten des Älteren. Er hatte ihn angegriffen? So gefährlich war er? Das Camui ihn… ausschalten musste? Der Jüngere zitterte leicht als alle möglichen Szenarien sich vor ihm abspielten. „Hast… hast du eine Idee woran es liegen kann?“, murmelte er leise, den anderen hoffnungsvoll ansehend. „Leider bisher noch nicht. Ich befürchte das es irgendwelche Störungen sind die innerlich vorkommen, ob nun mechanisch oder elektronisch.. ich weiß es nicht.“ Camui zuckte mit den Schultern und fühlte sich gleich noch hilfloser als er sah wie die Hoffnung aus den Augen seines Freundes verschwand, dieser regelrecht in sich zusammensank. Camui zuckte zusammen als er das Räuspern hinter sich vernahm. Er hatte die beiden Studenten schon vollkommen vergessen gehabt. Sein Blick glitt zu den beiden Jungs die ihre Unterhaltung vermutlich mitbekommen hatten. Nervös warf er einen Blick zu Rei, der allerdings noch zu sehr in seinen eigenen Gedanken gefangen schien. "Uhm..." Camui wusste nicht wirklich was er sagen sollte. Die Situation und ihre Unterhaltung hatte alles gesagt was man über sie in Erfahrung bringen konnte. "Er... ist ebenfalls ein... Cyborg?" Jacks unverhohlene Aussprache der Tatsache holte Rei aus seinen Gedanken und er starrte den Jungen vor sich an. "Du... hast es ihnen erzählt?" Reis Stimme zitterte leicht als sein Blick zu Camui wanderte. "Ja... es ließ sich nicht wirklich vermeiden. Sie sind harmlose Studenten Rei." Er beobachtete den Jüngeren aufmerksam, wartete eigentlich nur darauf das dieser versuchen würde die beiden Jungs erneut anzugreifen. Doch nichts dergleichen geschah. Rei stand einfach nur schweigend da und sah die beiden an. "Vielleicht... vielleicht können wir helfen." murmelte Jack leise. "Wir kamen nicht umhin zuzuhören gerade und.. nun ja, wir, also Alex und ich, studieren momentan hier und.. die Fehlfunktion die Camui beschrieben hat.. klingt stark nach einem Verschleiß einer der Steuerungseinheiten. Das erklärt die Ausfälle in den Handlungen und die Aufzeichnungslücken auf dem Memoryspeicher der damit verbunden zu sein scheint." Rei und Camui sahen sich stirnrunzelnd an. Alex konnte sich das Lachen aufgrund der Verwirrung der beiden nicht verkneifen. "Jack... ich glaube,.. das war zu viel technisches Blahblah in einem Satz...." Er musterte die beiden Cyborgs und lächelte leicht. "Was er meint ist einfach nur das man sowas wie eine Wartung durchführen sollte und fehlerhafte Verbindungen und Einheiten reparieren oder austauschen muss. Dann sind auch die Ausfälle Schnee von gestern und alles sollte wieder normal gehen." "Aber... wieso gibt es diese... Verschleißfälle mur bei mir? Ich... bin der jüngere von uns beiden...", Rei blinzelte leicht als er sich ins Gras sinken ließ. "Das kommt darauf an, welche Strapazen die einzelnen Komponenten erfahren haben in der Einsatzzeit. Je höher die Belastung desto höher das Risiko von Verschleiß und Ausfällen." Camui blinzelte leicht. Das ihm damals nicht schon die Idee gekommen war, das dem anderen mehr passiert war. Er seufzte leise als er sich zu Rei ins Gras sinken ließ. "Der... Angriff damals.. bei unserem ersten Treffen. Ich... hätte genauer sein müssen. Vorsichtiger bedenkend was alles geschehen könnte." Rei sah ihn an, lächelte leicht. "Idiot. Das konnte keiner von uns wissen und... ohne dich würde ich nun gar nicht mehr leben. Also steck dir deine Vorwürfe sonst wohin, die sind überflüssig." Er sah den Älteren an bevor er zu Jack und Alex aufsah. "Meint ihr, ihr habt das Wissen dazu? Diese... Inspektion durchzuführen?" "W...Wir? Uhm... also... ich denke schon... Das theoretische Wissen auf alle Fälle und Praxis... nun ja kleine Einheiten haben wir im Studium schon gebaut... Wenn die Technik auch nur annähernd gleich ist... sicher." Jack nickte zuversichtlich bevor er stirnrunzelnd Camui beobachtete der leise lachend zu ihm sah. "Was ist? Warum lachst du so? Zweifelst du an Alex und meinen Fähigkeiten? Oder warum lachst du nun?" "Tut mir leid aber... es gibt da etwas das ich euch bisher nicht über uns gesagt habe. Wir sind Cyborgs ja... nur sind wir sogesehen nicht aus diesem Zeitalter. Unsere Technik... stammt aus dem letzten Jahrhundert... zweiter Weltkrieg. Über 70 Jahre her." Alex und Jack blinzelten verwirrt, starrten die beiden Männer vor sich an als hätten sie Geister gesehen. Camui konnte sich das leise Auflachen beim Anblick der Beiden nicht verkneifen. Er musterte sie lächelnd. "Alles in Ordnung oder hat es euch die Sprache verschlagen?" Sein Blick glitt über Jack der den Mund immer wieder öffnete und schloss ohne wirklich etwas zu sagen. "Er geht die Evolutionsleiter wieder zurück gerade.... Ein Fisch auf dem Trockenen." murmelte Rei und schmunzelte leicht. Es wunderte ihn etwas das die Tatsache das die Jungs von ihrer Existenz und ihrer Herkunft wussten weniger verängstigte als er es angenommen und immer befürchtet hatte. "Aus... aus dem zweiten Weltkrieg? Aber... wie ist das nur möglich? In den Geschichtsbüchern steht nichts von Cyborgs in den Kämpfen." Jack hatte seine Stimme wiedergefunden und starrte sie fragend an. "Ein geheimes Projekt der SS. Es gab nur wenige Soldaten und auch nur drei oder vier komplette Einheiten." Camui warf einen Blick zu Rei, "Mit deiner damals ... waren es vier. Unsere Delta-Einheiten waren damals die letzten, die wirklich auf dem Schlachtfeld gestanden hatten", murmelte der Jüngere und sah Jack an. "Dann.. gab es schon vor fast 75 Jahren Cyborgs? Die... wenn man sich euch ansieht sogar einwandfrei funktionierten? Wie geil ist das denn??" Der Dunkelhaarige wimmerte vor Aufregung leise auf, entlockte den beiden Cyborgs dadurch nur ein weiteres leises Lachen. "Ich hoffe er ist nicht immer so?" Der fragende Blick den Rei an Alex wandte entlockte diesem ein fast schon entschuldigendes Schulterzucken. "Nicht immer.. aber sehr oft", grinste er und wich Jacks Faust aus die sich ihren Weg in seine Seite suchen wollte. "Hey... das ist gemein!"  Schmollend verschränkte Jack die Arme bevor er sich sofort wieder auf die beiden vor sich konzentrierte.  "Sollen... sollen wir den Test dennoch durchführen? Ich gehe nicht davon aus das es noch irgendwelche Unterlagen gibt, wenn es sich um ein Geheimprojekt gehandelt hatte." "Nein die Akten wurden kurz vor Kriegsende vernichtet. Jedenfalls zum größten Teil. Wir.. haben ein paar davon nur befinden sich darin auch keine Baupläne oder ähnliches." Camui seufzte leise. Das hatte er sich damals ebenfalls erhofft gehabt als sie die Akten gestohlen hatten und war doch enttäuscht worden.  Jack legte den Kopf schief, blinzelte nachdenklich. "Das... macht die Sache zwar etwas schwerer aber heißt nicht das es unmöglich wäre." "Wir werden es auf alle Fälle versuchen. Dazu brauchen wir nur einige Werkzeuge, nen Laptop... und einen Platz wo wir ungestört sind.", murmelte Alex vor sich hin und musterte die Beiden. "Unser Haus... dort wären wir auf alle Fälle ungestört. Was das Werkzeug angeht oder den Laptop... da müsstet ihr uns sagen was ihr genau braucht. Wir haben nur einen normalen PC. Ich denke nicht das dieser genügen wird." Camui zuckte leicht mit den Schultern, sah Jack und Alex fragend an. "Nun, wir bauchen die Standardausrüstung.. ich würde sagen Schraubenzieher, Spannungsmesser, Zange, Lötkolben.. dann neue Drähte und ne externe Festplatte. Dazu dann nen Haufen Kabel und Adapter um diese an eure.. nun ja... internen Festplatten und Motherboards anschließen zu können.", murmelte Jack vor sich her während er auf seinem Collegeblog alles mitschrieb. "Das klingt alles so.. unwirklich und gefährlich", mumelte Rei leise als er Jacks Ausführungen lauschte. "Keine Angst, du wirst davon nichts mitbekommen. Man.. kann euch laut Camuis Aussage sogesehen ausschalten. Das ist vergleichbar mt einer Narkose. Du wirst sogesehen schlafen und erst aufwachen wenn alles vorbei ist." Rei nickte nur leicht. Er war nervös, sehr nervös und gleichzeitig war ihm bewusst, dass dies seine wohl letzte Chance war, wenn er Camui nicht irgendwann verlieren oder noch schlimmer selbst verletzen oder versehentlich töten wollte. "Keine Angst Rei... ich bin dabei und werde aufpassen. Es wird alles gut werden." Camui sah den Jüngeren an, lächelte aufmunternd. "Schon okay.... wann soll das stattfinden? Am.. am besten so bald wir mlglich", murmelte dieser leise. "Nun ich denke bis zum Wochenende haben wir die nötigen Materialien zusammen. Das ist in drei Tagen. Sollen... wir zu euch kommen oder treffen wir uns hier? Für ersteres... bräuchten wir eine Adresse." Jack blinzelte die Beiden an während er seinen Block zurück in die Tasche stopfte. "Wir... treffen uns hier. Ich... würde sagen zur Mittagszeit." Camui wollte nicht sofort ihre Adresse nennen. Auch wenn das Vertrauen zu den Beiden recht groß war, so übertraf die antrainierte Vorsicht noch immer. Alex schmunzelte leicht, nickte dann. "Okay. dann treffen wir uns Samstagmittag wieder hier. Wir werden bis dahin alles besorgen was wir brauchen."   Nachdem alles besprochen war und sie den beiden Jungs noch eine Weile nachgesehen hatten, machten sich auch Camui und Rei schweigend auf den Heimweg. "Meinst du... es wird nun wirklich alles gut?", murmelte Rei so leise das selbst Camui im ersten Moment Mühe hatte ihn zu verstehen. "Natürlich wird es das. Ich bin mir ziemlich sicher das die Beiden dich wieder hinbekommen."  Camui blinzelte den Jüngeren fragend an als dieser ihn kurz am Handgelenk zum Stehen brachte. "Sollten... sollten sie es aus irgendeinem Grund nicht schaffen... dann,.. dann möchte ich erst gar nicht das ihr mich wieder einschaltet." Er hob hektisch die Hand als Camui protestieren wollte. "Ich bin eine Gefahr Camui, für dich... mich und alle anderen. Was wenn ich irgendwann tatsächlich die Kontrolle verliere und du mich nicht stoppen kannst? Wenn ich dich.. umbringe und vielleicht noch andere? Camui ich habe Angst davor... Angst davor diese Zeitbombe zu sein die irgendwann explodiert wenn Jack und Alex nichts ausrichten können." Reis Stimme war immer leiser geworden und Camui hatte die leichten Tränen in den Augen des anderen gesehen auch wenn dieser bemüht gewesen war sie nicht zu zeigen. "Rei..." er schluckte schwer. Nur zu gut verstand er die Gedankengänge des anderen, nur zu oft hatte er ja selbst bei einem von Reis Ausfällen überlegt gehabt ihn erst gar nicht mehr zu aktivieren. Doch jedes Mal hatte sein Gewissen es nicht geschafft den Schalter ruhen zu lassen. Er hatte selbst Angst davor das die beiden Studenten überfordert sein könnten, das ihre Technik zu alt und verbraucht wäre um sie zu reparieren und dennoch wollte er nicht sofort aufgeben. So lange hatten sie nun schon durchgehalten und Camui betete für einen guten Ausgang. "Ich... kann es dir nicht versprechen Rei.", murmelte er leise. "Wir... wir haben so viel durchgemacht so viel erlebt gemeinsam, dass ich nicht daran denken will dich zu verlieren." Rei schluckte leicht als er die Worte des Älteren hörte. Es stimmte, sie hatten viel erlebt, viel durchgestanden und das hatte sie wohl enger zusammengeschweißt als manche anderen. Vermutlich enger als es ein Treffen unter normalen Umständen je geschafft hätte. Camui lächelte leicht als er den Arm um Rei legte und mit diesem langsam zurück zu ihrer Wohnung wanderte. Nun mussten sie nur noch auf das Wochenende warten und darauf hoffen, das ihr Leben sich grundlegend ändern würde danach.   Rei wanderte den ganzen Vormittag wie ein Tiger im Käfig durch die Wohnung. Es war Samstag und Camui hatte sich auf den Weg gemacht die beiden Studenten auf dem Unigelände zu treffen. Nun war Rei allein mit seinen Gedanken und Ängsten. Würden die beiden Jungs es wirklich schaffen seine Systeme wieder zum laufen zu bringen? Würde er nach dem Eingriff anders fühlen? Wie sehr würde es wohl sein Leben ändern? In den letzten Tagen hatten er und Camui schon fast geübt ab und an spazieren zu gehen, einzukaufen und anderen Menschen zu begegnen. Es hatte nie Zwischenfälle gegeben, doch würde der Eingriff diese komplett abstellen können? Die Warnmeldungen wenn fremde Menschen einen bestimmten Radius in seiner Nähe übertraten? Er beneidete Camui darum sich so offen durch die Welt zu bewegen. Seufzend ließ er sich auf das Sofa sinken, nur um kurz danach doch wieder aufzustehen. Sein Blick wanderte zur Tür als er den Schlüssel im Schloss hörte. "Wir sind da", rief Camui leise als er die Tür öffnete, sich umsah bevor er die beiden Jungs eintreten ließ. Jack ließ leise keuchend die beiden Taschen zu Boden sinken und sah sich um. Auch Alex war bepackt und selbst Camui hatten sie eine Tasche in die Hand gedrückt. "Das... sieht fast so aus als wolltet ihr hier einziehen?", murmelte Rei als er die vielen Taschen musterte. Jack grinste breit. "Neeeeee keine Angst, das... sind nur die Sachen die wir brauchen oder vielleicht auch nicht. Wir haben einfach alles mitgebracht was uns nützlich erschien. Was und wie wir es verwenden merken wir dann." Rei nickte nur leicht. Je mehr er die Taschen und die Jungs betrachtete desto höher stieg die Anspannung in ihm. "Wir können sofort anfangen", murmelte Jack während er den Laptop auf dem Tisch platzierte und startete. Camui beobachtete die Jungs dabei wie sie Instrumente und anderes Zubehör zurechtlegten und Vorgehensweisen besprachen. Er bemerkte die Anspannung in Rei und hoffte darauf das der Andere seinen Mut nicht verlieren würde. Es war immer etwas. das Camui nervös machte wenn er selbst Rei ausschalten musste. Er kannte die Abwehrmechanismen die sie beide hatten wenn ihnen jemand zu nahe kam. Bisher hatte er damit nie Bekanntschaft gemacht da Rei in den Situation nicht bei Bewusstsein gehandelt hatte doch nun war der Jüngere bei klarem Verstand. "Wir können dann anfangen", murmelte Jack und holte Camui damit wieder aus seinen Gedanken.  "Hm ja, okay. Rei.. muss sich dazu wohl hinlegen zum Ausschalten." Jack nickte leicht. "Ja auf den Bauch denn ich gehe davon aus, das die Anschlüsse in der Nähe des Schalters sind. Bedeutet der Schalter im Nacken, die Einheit im Rücken. Wäre auch für die biologische Erklärung am einfachsten." Camui nickte leicht. Die Erklärung war einleuchten selbst für hin der bisher nur einmal aus der Not heraus damit zu tun gehabt hatte. Kapitel 10 ---------- Er drehte sich zu dem Jüngeren um der wie angewurzelt im Zimmer stehen geblieben war. Die Anspannung war ihm anzusehen und er näherte sich daher auch nur sehr langsam, den beiden Jungs bedeuten das sie sich nicht bewegen sollten. Niemand konnte wissen ob er nicht einen von ihnen in der Stresssituation als Feind ansehen würde. „Rei? Es ist alles okay. Nichts wird passieren“, langsam näher tretend versuchte er mit Worten den Cyborg zu beruhigen und abzulenken. Er musste schnell handeln und das bevor der Jüngere irgendwie zu einer Gegenwehr ansetzen konnte weshalb er froh war das dieser tatsächlich ruhig blieb und ihn nur beobachtete. Rei hatte das Gefühl seine Sensoren würden jeden Moment an Überlastung aufgeben. Die Gefahrenmeldungen und Alarme die vor seinen Augen flackerten schienen nicht enden zu wollen. Selbst Proto löste diese Reaktion in ihm aus auch wenn die Stimme des anderen Cyborgs ruhig und gelassen klang. Als er die Berührung an seinem Arm spürte reagierte sein Körper wie von selbst. Seine Hand schoss nach vorn, versuchte sein Gegenüber von sich zu stoßen und sich gegen ihn zu wehren. Da sein vermeintlicher Angreifer dadurch allerdings nur noch mehr nach ihm griff, ihn versuchte zu umklammern löste noch mehr Abwehrreaktionen in ihm aus. Wild um sich schlagend versuchte Rei sein gegenüber abzuschütteln um Gelegenheit zu finden einen Weg zur Flucht zu haben, doch wurde er unbarmherzig weiter festgehalten. Irritiert blinzelnd spürte er die Hand in seinem Nacken, verkrampfte sich bevor alles um ihn herum plötzlich schwarz wurde. Als er Rei am Arm berührt hatte, hatte er mit vielen Reaktionen gerechnet jedoch nicht mit der heftigen Abwehrreaktion die erfolgt war. Es kostete ihn einige Mühe den Jüngeren unter Kontrolle zu halten und gleichzeitig den Schalter in dessen Nacken zu erreichen. Als er es endlich schaffte und der Andere in seinen Armen zusammensank war er erschöpft und schweißnass. Langsam legte er Rei auf das Sofa ab, blickte zu den beiden jungs die die Szene verängstigt verfolgt hatten. „Nun… nun seid ihr dran,“ murmelte er und holte die Beiden damit aus ihrer Starre zurück. Sofort nickten sie und machten sich eifrig daran die benötigte Steuereinheit auszubauen. „Was… ist denn da passiert…?“ murmelte Jack als er den kleinen Kasten in reis Rücken genauer inspizierte. Der kleine Metallkasten der augenscheinlich die Steuereinheit beinhaltete und schützen sollte wies mehrere Löcher und Risse auf als Jack ihn vorsichtig ausbaute und betrachtete. Camui blinzelte leicht als er den Kasten betrachtete. Er war etwa zehn auf fünfzehn Zentimeter und drei Zentimeter hoch. „Das… muss von damals gewesen sein. Ich… wusste das nicht.“ murmelte er leise. „Damals? Was war damals denn genau?“, fragte Alex nach während er versuchte eine vergleichbare Version aus den ihnen vorhandenen Materialien zu bauen. „Als Rei und ich aufeinander trafen…“, murmelte Camui als ihm der Moment auf dem Schlachtfeld wieder in Erinnerung trat. „Rei war schwer verletzt gewesen, einer der Offiziere hatte ein Magazin eines Maschinengewehrs auf ihn geschossen. Als ich dazu kam lebte er noch und ich hatte ihn mitgenommen. Mir war damals die ganze Technik in uns nicht komplett bekannt. Die Forscher und Mitarbeiter sagten uns nichts freiwillig und unter Zwang meist auch nur bruchstückhaft wenn man genau nach etwas fragte. Sie hatten zwar Angst vor uns aber nicht genug und wie soll man gezielt nach etwas fragen… das man in den Grundzügen nicht versteht?“ Camui seufzte leise, lies sich in den Sessel sinken. „Ich hatte rei mitgenommen, doch mehr als die sichtbaren Verletzungen konnte ich nicht heilen oder behandeln. Seinen linken Arm oder ihm neue Beine zu geben. Alles andere lag außerhalb meines Wissens oder meiner Fähigkeiten.“ Jack blinzelte. „Moment, du meinst du hast ihm neue Gliedmaßen angesetzt? Dafür das du davon keine Ahnung gehabt haben willst ist das eine ziemliche Leistung besonders wenn man die Umstände dabei berücksichtigt.“, murmelte der Junge während er mit ruhiger Hand die einzelnen Komponenten von einer Box in die andere übertrug. „Und das hier konntest du wirklich nicht ahnen. Du hast Rei das Leben gerettet und nun wird es ihm sicher demnächst noch besser gehen.“ „Ich.. war damals so schockiert Rei zu sehen, zu erfahren dass er eigentlich wegen mir ermordet und zum Cyborg gemacht worden war. Anfangs war es nur so, dass ich mich deswegen für ihn verantwortlich gefühlt habe, aber mit der Zeit war er mir als Freund und Begleiter immer wichtiger geworden. Ich weiß nicht ob ich ohne ihn heute noch hier wäre“, murmelte Camui leise während er den reglosen Körper auf dem Sofa betrachtete. „Wart… wart ihr die letzten? Ich meine wurden nach euch noch andere Cyborgs gemacht? Wisst ihr davon etwas?“, fragte Alex neugierig während er Jack weiterhin half. „Wir.. hatten nur einen noch gesehen. Als ich damals während eines Einsatzes geflogen war, waren mir vier meiner Leute gefolgt, auf der Flucht haben wir uns getrennt ich.. weiß nicht ob jemand überlebt hat und wenn ja wie lange. Reis Einheit war die letzte gewesen die je auf einem Schlachtfeld gestanden hatte. Außer ihm hat aus dieser Einheit niemand überlebt gehabt. Wir sind kurz vor Kriegsende nochmals in ein Lagerhaus der damaligen SS eingebrochen in dnene Akten zu G.H.O.S.T. gesammelt worden waren. Dort haben wir neben unseren Akten auch noch einen letzten Cyborg angetroffen. Die Akten… hatten ihn NITRO genannt. Er war jedoch nicht einsatz- oder lebensfähig. Blind und taub und laut Aufzeichnungen fast unbeweglich. Sie hatten ihn im Lagerhaus zurückgelassen.“ „Was… ist aus ihm geworden?“ Jack traute sich fast nicht die Frage zu stellen. „Kurz nachdem ich ihn ausgeschalten hatte.. hat die SS das Gebäude bombardiert und in die Luft gejagt: Rei und ich sind mit Müh und Not entkommen“, seufzte Camui leise. „Wir haben unsere Akten mitgenommen aber viel Aufschluss über uns hatte das auch nicht gebracht. Meine noch etwas mehr als Reis aber dennoch ist es eher frustrierend darin zu blättern wenn man nichts von dem versteht was drin steht.“ Er schmunzelte etwas schief bevor er aufstand und in der kleinen Küche verschwand. Jack tauschte einen kurzen Blick mit Alex aus bevor er sich wieder konzentriert den kleinen Drähten und Verbindungen der Steuereinheit widmete.  Camui seufzte leise als er sich an den Küchentisch lehnte und darauf wartete, dass das Kaffeewasser kochte. Es war das erste Mal seit Jahren das er wieder offen über die Vergangenheit gesprochen hatte und es nahm ihn noch immer genauso mit wie damals. Immer wieder hatte er mal die Akten aus dem Schrank geholt und versucht darin zu blättern, etwas von dem komplizierten Aufbau zu verstehen nur um meist frustriert nach Stunden wieder aufzugeben. Die beiden Jungs im Wohnzimmer waren wohl ihre Chance wirklich etwas zu verstehen was ihre Vergangenheit anging, diesen wichtigen Teil ihrer Vergangenheit. Er seufzte leise als er den Kaffee fertig machte und die Tassen auf dem kleinen Tablett ins Wohnzimmer trug. Der Anblick von Rei auf dem Sofa machte ihn etwas nervös doch ließ er sich dies nicht anmerken als er langsam in den Sessel zurücksank. „Wie sieht es aus?“, fragte er leise während er sich fast schon haltsuchend an der Tasse festhielt. „Nun ich hab die Einheit eins zu eins übertragen, was locker oder defekt war habe ich ausgetauscht und repariert. Ich hab jetzt eine Aufzeichnungseinheit entdeckt, die versuche ich gerade an meinen Laptop anzuschließen. Vermutlich handelt es sich dabei um Daten aus Einsätzen oder so etwas. Kannst du dich an Situationen erinnern in denen man versucht hat Daten bei euch auszulesen?“, murmelte Jack während er die Einheiten versuchte mit allen möglichen Adaptern und Kabeln an seinen PC anzuschließen. Camui schüttelte den Kopf. „Ich bin mir nicht sicher aber ich erinnere mich nicht bewusst an etwas,“ murmelte Camui. „Wenn du einverstanden bist dann können Jack und ich ja mal einen Blick auf die Akte werfen… wenn ihr das erlaubt. Vielleicht können wir etwas aus dem Akten übersetzen. Und euch so noch etwa mehr helfen.“ Alex sah den Cyborg an und lächelte leicht. Er hatte gemerkt das der andere noch immer in den Gedanken an die Vergangenheit gefangen zu sein schien. Schweigend lehnte sich Camui zu dem kleinen Schrank neben dem Sofa und zog die abgegriffene, in Leder gebundene Mappe heraus, legte sie vor Alex auf den Tisch. Fast schon ehrfurchtsvoll griff dieser nach der Mappe und öffnete sie langsam. Seine Augen flogen langsam über die Daten, Zahlen und nüchternen Fakten. „Ich kann mit dem wenigsten was darin steht klar, da ich von all den technischen Dingen keine Ahnung habe. Ich wüsste zu gerne was genau man an uns verändert hat um es besser zu verstehen um Reaktionen einzuschätzen und zu reagieren. Das ich Rei damals reparieren konnte war Zufall und basierte nur auf dem was mir verängstigte Helfswissenschaftler erzählt hatten. Mehr zu wissen, hätte vielleicht das alles hier verhindern können.“ „Verhindern vermutlich auch nicht. Nachdem was du erzählt hattest hättest du auch mit dem Wissen nicht alles bemerken können. Die Box liegt so versteckt und eine neue zu bauen wie wir gerade wäre auf Kriegsgebiet nicht möglich gewesen.“ Alex sah den Cyborg an. „Niemand hatte das sehen können Camui,“ murmelte er während er weiter durch die Seiten blätterte. Camui seufzte leise und nickte schwach. „Wirst du aus den Akten schlau?“ fragte er skeptisch als der Junge vertieft einzelne Seiten genauer betrachtete und immer wieder nickte. „ja doch sogar ziemlich. Es ist… beeindruckend wenn man genau nimmt aus welchem Jahr diese Aufzeichnungen stammen und wie fortschrittlich diese… Umwandlung für die Zeit damals war. Uhm…“ er unterbrach sich als er Camuis fragenden Gesichtsausdruck sah. „Tut mir leid aber ich verstehe davon nichts.“ Camui lächelte entschuldigend. „Uhm, ja natürlich. Also momentan ist der Stand der Forschungen dabei für Menschen eine Art Exoskelett zu entwickeln, eine Unterstützung des Skelettes von außen durch Metall, Bionik und andere Elemente um einen Menschen stärker zu machen.“ Er sah den Cyborg an. „Bei euch hat man so etwas auch gemacht nur… noch fortschrittlicher als wir es momentan können. Eurer „Exoskelett“ ist nicht extern sondern.. intern unter eurer Haut.“ Camui hob eine Augenbraue, sah den Jungen blinzelnd an. „Aber.. wie haben die das gemacht? Ich meine wenn man erst jetzt daran forscht das… außerhalb zu schaffen?“ Alex blätterte durch die Akte. „Nun es waren Experimente das schreiben sie hier auch. Viele sind bei dem Prozess verstorben oder kurz danach.“ Er überflog die Seiten blinzelte leicht. „Sie.. haben hier sowas wie ein Tagebuch deiner Umwandlung geschrieben.. darauf haben sie dann später vermutlich auch für die Umwandlung Zeros zurückgegriffen.“ „Kannst.. du mir das übersetzen was da steht? Ich… verstehe nur die Hälfte maximal wenn ich es selbst lese. Ich hatte mich damals freiwillig gemeldet.. im Gegensatz zu anderen oder auch Rei….“ Camui sah Alex bittend an. Er wünschte sich wirklich zu verstehen was man getan hatte. Alex legte die Akte auf den Tisch und lehnte sich darüber um lesen zu können. "Der Probant ist etwa 28 Jahre alt. Freiwilliger für das Projekt G.H.O.S.T. Heute wurden die allgemeinen Tests durchgeführt und deren Ergebnisse waren durchweg positiv. Der Pobant wurde im folgenden Schritt in einen künstlichen Tod versetzt, durch Senkung der Körpertemperatur auf zirka 15 Grad Celsius, das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert zurückgeführt. Es wurden damit begonnen das Skelett des Probanten mit Metallplatten und Schienen zu stärken. Arme und Beine sowie Brustkorb werden durch den Umbau verstärkt und geschützt." Alex blinzelte als er Camui ansah. Dieser saß schweigend im Sessel und hörte dem Jungen zu. "Der nächste Eintrag ist von etwa eine Woche später.... Der Probant hat sich vom ersten Eingriff gut erholt, alle Werte sind stabil genug um in Phase zwei überzugehen. In diesem Schritt werden wir die Hydraulikleitungen sowie die Steuereinheit einbauen und mit dem Gehirn verbinden. Dies ist die wichtigste Phase des Umbaus. Die Steuereinheit wird ihre Energie durch Bewegung selbst regenerieren. Sobald das Objekt sich bewegt, läuft oder andersartig in Bewegung ist, lädt der Akku sich auf, und sorgt für konstante Energiezufuhr." Alex blinzelte. "Das ist sogesehen das gleiche was man heutzutage in diesen neuen Fahrrädern verwendet. Die Pedelecs laden sich auch durch eigene Bewegung auf. Ihr habt also sogesehen einen Akku und... seid euer eigenes Kraftwerk dafür, darum geht die Energie nicht aus. Nur wenn ihr euch gar nicht mehr bewegen würdet und dann ist die Frage, wie lange es dauern würde bis der Akku leer ist." Camui sah den Jüngeren an.  "Ich gehe davon aus, das kann zwischen Tagen und Monaten alles sein... Jahre denke ich nicht... oder.. doch?" Er warf einen vorsichtigen Blick zu Rei, dessen regloser Körper noch immer auf dem Sofa lag. "Hier steht, das man aus Gründen der Wartung und Sicherheit Schalter in eurem Nacken angebracht hatte." Camui nickte Alex zu, dass er fortfahren sollte. Endlich erfuhr er, wie man sie umgebaut hatte, was man getan hatte und mit welchen Auswirkungen es geschehen war. "Der Umbau und alles funktionierte reibungslos. Der Probant ist funktionabel und beweglich. Die Codeprogrammierung wurde in die Steuereinheit eingespielt und funktioniert fehlerfrei. Neben Standardszenarien wurden einige Sonderbefehle auf Wunsch des Oberst eingespielt. Um möglichen Gefahrensituationen zu entkommen schaltet die Steuereinheit bei Umzingelung und erhöhter Gefahr in den Code 55. Bei Gefangennahme durch den Feind tritt Code 99 in Kraft." "Moment... Verhaltenscodes? Werden.. werden diese auch irgendwo beschrieben? ich meine bisher handelten wir nie nach... vorgegebenen Richtlinien.. wir entscheiden noch immer selbst was wir tun und lassen. Jedenfalls.. dachte ich das bisher immer." "Es wird denke ich auch noch so sein. es handelt sich wohl eher um armeebezogene Verhaltenscodes. Auf Befehle zu reagieren und sowas zum Beispiel. Alles andere sind eure eigenen Entscheidungen."  Alex blätterte durch die Akten, blinzelte leicht als er an einer Seite hängen blieb. "Ich hab denke ich die Seite gefunden auf der die Codes gelistet sind. Es sind wirklich nur militärische Szenarien die man eingespielt hat. Ich hab hier auch die vorher erwähnten Sondercodes 55 und 99 gefunden", murmelte Alex leise und schluckte. "Jack, versuch diese Codes bei Rei zu löschen...." Der Angesprochene hob fragend eine Augenbraue. "Was ist das denn für ein Code?" murmelte er wähernd er angestrengt auf seinen PC sah. "Uhm, hier steht: Code 55 inkraft treten bei aussichtsloser Situation im Frontalkampf. Probant schaltet automatisch in Kampf bis Erschöpfung oder Fluchtmöglichkeit. Keinerlei Unterscheidung zwischen Freund und Feind. Dieser Zustand soll mit einem Timer versehen eine Stunde anhalten. Bei Code 99 steht im falle einer Gefangennahme durch den Feind wird alles daran gesetzt eine Selbstzerstörung auszulösen. Ob durch Fremdeinwirkung oder Eingenantrieb ist eine vollständige Zerstörung herbeizuführen." Camui schluckte bei Alex Worten, schloss die Augen für einige Sekunden als er sich an eine Situation des Berserkerfalles in seinen ersten Tagen zurückerinnerte. Damals war seine Einheit in einen Hinterhalt geraten und hatte sich den Weg freikämpfen müssen. Genau das war allerdings der Moment an den er sich nichtmehr erinnerte. Das nächste was er wieder klar vor Augen gehabt hatte, war das zerstörte Dorf gewesen in dem sie zu sich gekommen waren. Camui erinnerte sich an die zerstörten Häuser, die Leichen auf den Straßen und besonders an die Leiche des kleinen Mädchens im Alter von vielleicht sieben Jahren, das ihm Tränen in die Augen getrieben hatte und seine Kameraden vollkommen überrascht hatte. Er schluckte den Gedanken daran herunter und blinzelte Alex an. "Man sollte diese Codes.. nicht nur bei Rei löschen. Die Codes existieren ja sogesehen auch bei mir", murmelte er. Alex nickte. "Ich denke.. man sollte bei euch beiden diese Wartung durchführen. Wenn Jack mit Rei fertig ist, sollten wir mal bei dir nachsehen.." "Wir können eigentlich gleich weitermachen. Rei... ist fertig." murmelte Jack als er den Rücken des Cyborgs auf dem Sofa verschloss. Camui sah den Jungen an. "Alles soweit wieder in Ordnung?" fragte er vorsichtig während er aufstand. Jack nickte. "Ich hab die Steuereinheit gewartet und repariert., diese... Codes gelöscht und alles wieder eingebaut wie es war. Du... musst ihn so gesehen... nur wieder anschalten." 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