Nachkriegszeiten von DoD ("Where there is love, there is live") ================================================================================ Kapitel 3: Meinungsverschiedenheiten ------------------------------------ Harry stolperte durch den Kamin des Fuchsbaus und brauchte einen Moment, bis er wieder festen Boden unter den Füssen hatte. Noch immer sagten ihm die meisten magischen Reisemöglichkeiten - ausser Fliegen - nicht wirklich zu und er überlegte kurz, ob das daran lag, dass er es nicht von klein auf gewohnt war, durch Kamine zu zischen und zu apparieren. Zum ersten Mal seit langer Zeit erfasste ihn im Haus der Familie Weasly eine grosse Unruhe. Das letzte Mal hatte er sich im Fuchsbau so gefühlt, als er beschlossen hatte nach der Hochzeit von Bill und Fleur die Schule abzubrechen und andauernd von Molly durch die Gegend gehetzt worden war. Er lauschte, ob seine Ankunft bemerkt worden war, doch die verschiedenen Stimmen, die im Esszimmer erklangen, liessen ihn wissen, dass er sich theoretisch auch wieder hätte verdrücken könne. Das Haus, dass ihm sein Pate hinterlassen hatte, erschien im gerade sehr verlockend. Harry fühlte sich schuldig, besonders Ron gegenüber, den er bisher nicht eingeweiht hatte. Doch er hegte den Verdacht, dass er bei ihm nicht auf besonders viel Verständnis gestossen wäre, weswegen Hermione die logische zweite Wahl war, mit der er sich beraten hatte. Kurz dachte er an Ginny und sein Herz versetzte ihm einen Stich. Was wäre, wenn sie beleidigt wäre und nichts von ihm wissen wolle? Klar schliefen sie seit geraumer Zeit in einem Bett, doch sonst teilten sie keine Intimitäten – nicht einmal Küsse. Er glaubte, dass sie Zeit brauchte um über den Tod ihres Bruders hinweg zu kommen und wollte sie nicht drängen- nicht jetzt, wo sie scheinbar alle Zeit der Welt hatten. Harry seufzte. Flüchten war zwecklos und desto eher er sich der Situation stellte, desto eher war sie vorbei. Sein Magen fühlte sich bei jedem Schritt in das Esszimmer tauber an und als er die Türe öffnete glaubte er, sein Herz würde vor Aufregung zersplittern. Das sassen sie, alle noch lebende Mitglieder der Familie Weasly und ihre jeweiligen Partner, ausser Charlie. Ron hatte rote Ohren und seinen Mund noch offen - offenbar gerade eine hitzige Diskussion mit Percy geliefert, der noch immer seine Arbeitskleidung trug und die Ärmel seines Pullunders unter dem Umhang aufgekrempelt hatte. Hermione warf ihm ein zaghaftes Lächeln zu und Ginny musterte ihn mit einem undefinierbaren Blick, ganz so, als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie wütend oder erfreut darüber sein sollte, ihn zu sehen. Molly lenkte ihren Blick von Arthur weg zu Harry und schenkte ihm ein mütterliches Lächeln, während George eher teilnahmelos am Tisch sass (Harry war kurz verwundert darüber, ihn zu sehen, schliesslich hatte ihn fast niemand zu Gesicht bekommen seit der Schlacht). Es war Bill, der sich erhob und Harry ansah. „Setzt dich doch. Ich glaube, wir sind alle erpicht darauf, deine Geschichte zu hören“, meinte er im neutralen Ton und zeigte auf den Stuhl neben Ginny. Harry nahm das Angebot an, schliesslich fühlte er sich ziemlich doof wie er neben der Türe stand und (schon wieder) angestarrt wurde. „Nun, ehm“, begann er und warf seinen Umhang achtlos über die Stuhllehne, „ich glaube, ich schulde euch alle eine Erklärung.“ Ron nickte. „Das kannst du laut sagen, man“, brummte er mit einem schwachen Grinsen. „Eigentlich, Harry, dürftest du gar nichts sagen, der Minister hat deutlich gemacht, dass jede öffentliche Äusserung..“ begann Percy, wurde aber von unerwarteter Seite unterbrochen. „Ach, halt doch die Klappe Perc. Kingsley hat dich sicher nicht zu Bill und Dad geschickt, damit sie heimkommen, nur um Harry dann anzuweisen, nichts zu erzählen. Wir sind immerhin seine Familie.“ George hatte leise gesprochen, aber er verfehlte seine Wirkung nicht. Von allen fehlte ihm Fred am meisten und es waren die ersten Worte seit langem, die er an seine gesamte Familie richtete. Die Stimmung und auch Harry entspannte sich merklich, seine Horrorszenarien wichen dem Gefühl, hier verstanden zu werden. Nur Percy wirkte verstimmt, lehnte sich zurück und verzog seinen Lippen zu einem Schmollmund und lief hinter den Ohren rot an, was sich fürchterlich mit seiner blassen Haut und dem rotem Haar biss. Der ehemalige Schulsprecher sah seiner Mutter, wenn diese brüskiert war, in diesem Moment sehr ähnlich. „Percy, ich glaube, dass George recht hat. Wir sollten uns anhören, was Harry zu sagen hat.“ Arthur entschärfte die Situation mit sanfter stimme, weil Molly offenbar gerade dazu nicht in der Lage war: Sie starrte nämlich, wie alle am Tisch ausser Percy und Harry George an und schien nicht zu wissen, wie sie auf den Gefühlsausbruch des noch lebenden Zwillings reagieren sollte. Arthur nickte Harry aufmunternd zu, und dieser begann zu erzählen, von dem Moment, in dem er die Idee hatte, was er im verbotenen Wald erlebt hatte und vom heutigen Prozesstag. Er erzählte hastig, wie er mit Hermione und Molly darüber gesprochen hatte und wie ihn Kingsley schliesslich wieder in den Fuchsbau geschickt hatte. Als er geendet hatte, war es ziemlich ruhig im Esszimmer. Es war Ron, der als erster den Mund öffnete. „Du willst mir also sagen, das Narzissa Malfoy dir das Leben gerettet hat? Das sind ziemliche Neuigkeiten Alter. Ich dachte erst, du hast einen an der Klatsche als Perce gemeint hat, du seist bei Gericht aufgetaucht und hättest als Zeuge ausgesagt. Warum hast du das nicht früher erzählt, ich mein, warum wissen das nur Mam und Hermione? Du hättest doch mit uns darüber reden können- wir haben doch sonst auch alles zusammen besprochen, weißt du?“ Ron klang gleichzeitig verständnisvoll und enttäuscht, doch bevor Harry ihm antworten konnte, kam ihm Ginny zu vor. „Weisst du Ron, wir waren alle in letzter Zeit in Gedanken und ich glaube, Harry wollte uns nicht belasten, da wir uns doch gerade erst“, sie stockte kurz und warf George einen prüfenden Blick zu bevor sie mit fester Stimme weiterfuhr „von Fred verabschieden mussten.“ Es war Bill, der die kollektive Stille und das Starren auf die Tischplatte unterbrach. „Was bedeutet das jetzt eigentlich für Narzissa und Draco? Kommen sie frei?“ Harry seufzte. „Keine Ahnung. Morgen ist der zweite Prozesstag, ich glaube das Gericht berät jetzt gerade.“ Percy nickte. „Solange kein Urteil gesprochen ist, kann niemand sagen, was passiert.“ Ron sah Harry an. „Gehst du morgen wieder hin?“ Die Frage klang neugierig und zögerlich, so als wolle Ron die Situation abtasten, um abschätzen zu können, was als Nächstes folgte. „Ja“, sagte Harry noch ein bisschen steif. Dann sah er Ron und Hermione an. „Kingsley hat mich gebeten, euch vorzuschlagen, ebenfalls als Zeugen zu kommen und ich wäre dankbar, wenn ich Draco nicht alleine verteidigen muss, also, wenn es euch nichts ausmacht, würdet ihr mich begleiten?“ Hermione nickte nur, Ron grunzte. „Klar. Mitgehangen, mitgefangen, nicht?“ Harry hatte das dumpfe Gefühl, dass das letzte Wort zwischen ihnen bezüglich dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen war und Hermione schien nach einem kurzen Seitenblick auf Ginny seine Meinung zu teilen. Während Kingsley mit dem Gericht diskutierte und Harry klar Schiff im Fuchsbau machte, sassen mehrere Kilometer entfernt zwei Personen gegenüber in Ledersesseln, tranken Feuerwhiskey und hüllten sich seit längerem in Schweigen. Malfoy Manor war an sich ein beindruckendes Gebäude und für zwei Personen beinahe lächerlich gross. Draco und Narzissa schwelgten beide in Gedanken, obwohl sie wussten, dass ein Gespräch dringend war und fast schon fühlbar im Raum schwebte. Narzissa hatte die Hauselfen angewiesen, ein leichtes Abendmahl vorzubereiten, dass weder sie noch Draco bisher angerührt hatten. Zu tief steckte der Abschied von Vater und Ehemann in den Knochen von Mutter und Sohn, ganz zu schweigen von dem Prozesstag, der mehr als unerwartet verlaufen war. Das einzige Geräusch war das klirren von Eis und das bersten von Holz im Kamin. Draco setzte sein Glas an seine Lippen und seine Mutter musterte ihn. Er hatte das helle Haar seines Vaters, war allerdings zu einem weitaus attraktiverem jungen Mann herangewachsen, als es Lucius gewesen war. Sein spitzes Kinn harmonierte mit den prägnanten Wangenknochen und die Haare fielen im die hellgrauen Augen, was ihm etwas Verwegenes gab. Narzissa war stolz auf ihren Sohn- allerdings fand sie, dass er für sein junges Alter viel zu ernst aussah. Als sie volljährig war, hatte sie sich zusammen mit ihren Schwestern und ihrem Verlobten von langweiligen Familienfeiern abgeseilt und zusammen mit ihren Freunden Snape, Mulciber, Nott, Crabbe, Goyle und der Zabini unter dem Deckmantel der Nacht allerlei Unfug angestellt. Meist waren sie dazu in die Ferienhäuser der verschieden Familien geflohen, um zumindest ein bisschen ihre Freiheit zu haben. Klar, sie waren die Elite gewesen, schön, jung, reich, magisch begabt und von reinem Blut. Geendet hatte der Spass erst, als ihre Eltern hinter die Beziehung von Andromedar und dem Muggel gekommen war. Danach hatten sie die Freiheiten von Bellatrix und Narzissa empfindlich eingeschränkt. Nach der Verbannung von der Ältesten war beiden Schwestern eingeschärft worden, was sie zu erwarten hatten, wenn sie sich rebellisch oder daneben benahmen. Narzissa hatte sich gefügt – sie liebte ihre Familie und sie und Lucius waren sich zugetan gewesen, daher war das ganze für sie weit weniger schlimm zu heiraten als für Bellatrix, die schon damals nur einen Mann als ihren Partner akzeptiert hätte. Doch Voldemort, grausam und mächtig wie er gewesen war, interessierte sich nicht für Frauen und so fügte sich Bellatrix und wurde eine Lestrange. Hochmütig, stolz und schön wie sie war, beherrschte sie ihren Mann und verweigerte ihm nach Gutdünken das Ehebett, wann immer ihr danach war. Ihre Ehe war kalt, kälter als das Eis in den Gläsern. Narzissa dachte an ihre eigene Ehe. Lucius hatte sie mit Respekt behandelt und zwischenzeitlich sicher auch geliebt. Geachtet hatten sich die Eheleute immer, auch wenn sie wusste, dass Lucius wahrscheinlich nicht immer der treuste Mann war, so konnte sie sich auf ihm verlassen. Sie hatte ihn immer spüren lassen, wenn sie sein Verhalten nicht billigte und es ihm mit gleicher Münze zurückgezahlt, wenn er zu offensichtlich einer anderen Hexe hinterher sah. Ihr Machtverhältnis war ziemlich ausgeglichen gewesen und Narzissa wusste, sie würde ihren Mann schmerzlich vermissen. Er war ihr Partner, bester Freund, ihr engster Vertrauter und nach dem Tod ihrer Schwester und den vielen Freunden aus vergangen Zeiten auch ihr einziger Trost neben Draco. Nun müsste sie für die Familie aufkommen und zusehen, dass das Erbe in den nächsten zwanzig Jahren nicht komplett verschwand. Sie hatte vielleicht nicht die Liebe erlebt wie Andromedar, doch sie war auch einer Zweckehe entgangen. Im Grunde genommen stand sie zwischen ihren Schwestern und das schien nicht das schlechteste Los zu sein, das sie hätte ziehen können. Im Endeffekt waren weder sie noch ihr Mann tot. Und vielleicht käme eine Zeit, wo sie ihre Schwester wiedersehen würde. Den obwohl ihr Verhältnis abgekühlt war, Narzissa glaubte zu wissen, dass Andromedar zwar mit Bellatrix das Aussehen teilte, innerlich aber ihr selbst einiges ähnlich war- sie konnte Liebe empfinden und stellte ihre Familie ebenso über alles. Ein Stich durchzuckte ihr Herz als sie daran dachte, wie sie in der grossen Halle gesessen hatte, Draco im Arm, Lucius Arme um ihre Schultern und wie gut es sich angefühlt hatte, so innig ihre Liebe zeigen zu können. Ihre Gedanken fanden ein jähes Ende, als ihr Sohn sich erhob, um sein Glas zu füllen. Unschlüssig blieb er neben dem Servierwagen stehen und fixierte seine Mutter, die seinen Blick direkt erwiderte. Draco schien mit sich zu ringen und atmete hörbar aus, bevor er seiner Mutter die Frage stellte, die ihn schon den ganzen Abend bewegte. „Was wirst du jetzt tun, Mutter?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)