Nachkriegszeiten von DoD ("Where there is love, there is live") ================================================================================ Kapitel 5: Erkenntnisse ----------------------- Und er erzählte ihr von seinem letzten Jahr, alles, was sie nicht wissen konnte. Von der Planung, wie Ron und Hermoine beschlossen hatten mitzukommen, wie sie angegriffen wurden, kaum waren sie alle in der Muggelwelt gestrandet. Er erzählte von der Suche und dem Finden der Hokruxe, von Lupin, den er verärgert hatte, von Ron und den Streitereien, wie sie Potterwatch fanden, wie sie von den Heiligtümer des Todes erfuhren, wie Lunas Vater sie verriet, wie er am Grab seiner Eltern stand, das Haus sah in dem er geboren wurde. Er erzählte ihr von Nagini, die in Bathilda Bagshot auf ihn gewartet hatte, er erzählte von davon, wie Draco ihn von Greyback retten wollte, er erzählte von Luna im Keller von Malfoy Manor, wie Hermione gefoltert wurde, wie Ron fast durchdrehte, wie Wurmschwanz durch sein eigenes Zögern starb. Er erzählte Ginny, wie ihm klar wurde, dass er alle Heiligtümer vereinigen würde, wie er im Wald war, wie froh er war, dass sie überlebt hatte. Wie unendlich schuldig er sich fühlte, den Tod ihres Bruders nicht hatte verhindern können, in dem er sich früher gestellt hätte. Wie er nicht wusste, wie er mit ihr umgehen sollte. Das alles, nicht wirklich chronologisch geordnet und auch nicht immer ganz ausführlich flüsterte er ihr teilweise ins Ohr, murmelte in ihre Haare, drückte sie immer wieder an sich und schliesslich, als er geendet hatte und schon dachte, sie sei unter der Geschichte, die er bestimmt nie wieder am Stück erzählen würde weil mittlerweile weit nach Mitternacht war, eingeschlafen, hob sie den Kopf und sah ihn unbestimmt an. "Niemand ist an Freds tot schuld. Ausser der, der ihn umgebracht hat." Sie war bestimmt und Harry, der beinahe einschlief bemerkte dennoch, dass ihr etwas auf der Zunge lag. Interessiert beobachtete er durch halboffene Lieder ihr Mienenspiel: Sie schien sich zu zieren und errötete offenbar wegen ihren Gedanken. Harry musst sich zusammen reissen nicht zu grinsen, zu gerne würde er wissen, was Ginny auf dem Herzen hatte. Und deswegen fragte er danach. Das Mädchen lächelte, war aber offenbar verlegen, als sie ihre Frage formulierte, denn sie schlug die Augen nieder. "Ich weiss, dass klingt jetzt vielleicht verrückt, aber nachdem Fred gestorben ist habe ich mich abgesetzt, ich sass irgendwo in den Trümmern, etwa auf höhe Gryffindorturm und ich hatte das Gefühl..dass du da warst. Irgendwie." Harry sah sie verdutzt an, lächelte sie dann aber sehr müde an. "Ich bin an dir vorbei, als ich in den Wald ging. Und bevor du fragst, ich konnte den Tarnumhang nicht abziehen. Ich..hätte wohl nicht die Kraft aufgebracht zu gehen, wenn du mich gebeten hättest zu bleiben." Während seiner Antwort hatte er sie noch näher an sie gezogen, ohne zu wissen, dass dies überhaupt möglich war. Ginny sah ihn an, gähnte und murmelte : "Ich hätte wohl genau das getan." Und ohne weiteres zog sie den Retter der Zauberwelt zu sich und küsste ihn. "Schlafen wir jetzt. Du hast morgen einen anstrengenden Tag vor dir." Harry nickte, doch anstatt seine Augen zu schliessen zog er ihren Kopf zu sich und küsste sie. Hermione grinste als sie am nächsten morgen, also nur wenige Stunden nachdem Harry und Ginny eingeschlafen waren, die Tür zu deren Zimmer öffnete und feststellte, dass sie sich wohl wieder vertragen hatten. Denn auch wenn Ginny ihr Temperament von beiden Eltern geerbt hatte, ihr Stimmvolumen hatte sie ganz klar ihrer Mutter zu verdanken. Und so hatte wohl das ganze Haus, ausser vielleicht George unter Schlaftrank die Tirade von Ginny - die Hermione ziemlich gut nachvollziehen konnte, was sie allerdings nicht gerade ihrem besten Freund unter die Nase reiben wollte - mitbekommen. Und das wiederrum hatte Ron wohl ruhig gestellt, zumindest für den Moment, denn die ehemalige Musterschülerin wusste genau, dass er es ihr sicher übel nahm, dass sie ins Vertrauen gezogen worden war und er nicht. Ein kleiner Teil der Eifersucht, die er an den Tag gelegt hatte als er das Amulett trug rührte von seiner starken Unsicherheit her. Hermione seufzte, sie hatte zwar die Zerstörung des Amuletts nicht mitbekommen, aber die Blicke, mit denen Ron sie und Harry manchmal bedachten sprachen Bände. Leise schloss sie die Türe wieder und machte sich auf den Weg in die Küche. Vielleicht konnte sie ihrer Gastmutter zur Hand gehen. Und vielleicht konnte diese ihre mit ihrem Gewissen helfen – den Hermione hatte durchaus Mühe damit, ihre Eltern länger als nötig unter einem Zauber in Australien leben zu lassen, auch wenn sie genau wusste, wie glücklich sie waren. Und genau diesen Umstand verbitterte sie. Den obwohl sie viel über Magie wusste hatte sie gehofft, dass Mutterliebe stärker wäre als die Zauber einer jungen Hexe, egal wie begabt sie war. Als der nächste Morgen anbrach, wachte Harry Potter auf und dankte McGonagall und dem Lehrkörper von Hogwarts, dass die Schule erst Anfangs Oktober ihre Türen wieder öffnen würde. Abgesehen davon, dass sie repariert werden musste und das bei den altehrwürdigen Gemäuern fortgeschrittene Magie brauchte, wollte man den Schülern Zeit geben, die Schlacht zu verdauen. Wenn sie zurückkehren würden, sollte nur noch eine Statue daran erinnern, was geschehen war. Der Grund, warum Harry innerlich inbrünstig dankbar war, war ein simpler: Heute war der erste September und damit würde für Ginny eigentlich das siebte Schuljahr beginnen- und gerade weil sie sich gestern heftig gestritten hatten, war Harry nicht bereit, sie gehen zu lassen. Vor allem jetzt nicht, da sie sich an seiner Seite zusammengerollt hatte und ihn mit einem Arm um den Bauch festhielt. Harry war beinahe dankbar für ihren Ausbruch. Es war ihm nicht leicht gefallen, sie nicht zu berühren oder Intimitäten mit ihr auszutauschen – denn auch er hatte lange auf ihre Nähe verzichtet. Harry gähnte, viel geschlafen hatte er wahrlich nicht. Das Gespräch blieb auch körperlich nicht ohne Folgen – nach dem sie in Hogwarts immer darauf hatten aufpassen müssen, wenn sie miteinander schlafen wollten, mussten sie sich gestern nicht zurückhalten – Muffliato-Zauber über dem Zimmer sei dank. Harry grinste und wurde leicht rot bei dem Gedanken an letzte Nacht. Unruhig strich er sich durchs Haar und küsste seine Freundin schliesslich auf die Stirn. „Wir sollten aufstehen Liebes“, flüsterte er leise und strich ihr seitlich am Körper entlang, bis sie schlaftrunken die Augen öffnete. Der Frühstückstisch war nicht so leer wie das letzte Mal, als Harry zum Gericht aufgebrochen war. Hermione und Ron sassen bereits da, erstere warf Harry und Ginny ein wohlwollendes Lächeln zu, als sie Hand in Hand die Treppe runterkamen. George, der zu Harrys Erstaunen auch am Tisch sass, begrüsste ihn mit einem eindeutig zweideutigen Grinsen, das Harry die Röte auf die Wange trieb. Er fühlte sich ziemlich ertappt. Zum Glück hatte Ron mehr Interesse an reichhaltigen Frühstück, dass Molly Weasly gezaubert hatte. Viel gesprochen wurde am Tisch nicht und schon bald zogen Hermione, Ron und Harry ihre Umhänge an und machten sich bereit. Es war George, der die emsige Betriebsamkeit unterbrach und Harry auf ein Wort ins Wohnzimmer bat. „Weißt du Harry“, sagte er als er die Türe zumachte, „Ich hab dich immer gemocht, aber nicht für den hellsten Apfel am Baum gehalten, aber jetzt möchte ich dir einige Dinge mitgeben: Unsere Eltern hatten zwei sehr beliebte Söhne und wir zwei sehr beliebte Brüder. Totale Ruhe ist also eher verdächtig als beruhigend. Und Ginny ist für mich mehr als eine Schwester, sie ist meine Vertraute und ich erwarte, dass du in Zukunft auf sie aufpasst – wenn du ihr nochmal weh tust, wünschtest du dir, dass du Malfoy am ersten Tag die Hand geschüttelt hättest und nicht Ron.“ Harry sah ihn an. Er war nicht besonders schockiert oder überrascht – Fred und er hatten sich besser verstanden als er und George und bei sechs Brüdern, notabene fünf, war klar gewesen, dass irgendwann eine Standpauke kommen würde. Was ihn verunsicherte war die Endgültigkeit in Georges Stimme, zusammen mit der Aufforderung, in Zukunft auf die junge Weasly aufzupassen. „Was meinst du mit in Zukunft auf sie aufpassen?“ fragte er George lauernd, der daraufhin seinen Blick kalt erwiderte. Harry erkannte kein Gefühl darin, keine Regung ging von dem ehemaligen Streichekönig aus, kein Grinsen zierte sein Gesicht. Stattdessen strich er sich durch die Haare und legte so auch zufällig sein fehlendes Ohr frei. Snapes verunfallter Fluch hatte eine schwarze, runde Narbe hinterlassen, ein Mahnmal und die lebende Erinnerung an Harrys Flucht aus seinem Zuhause. „Ich werde für einige Zeit weggehen. Mum und Dad wissen davon. Ich brauche Ruhe und eine Umgebung, in der mich nicht alles an meinen Bruder erinnert.“ George hatte kühl geklungen und sehr bestimmt. Harry beschloss, nicht weiter nachzufragen. Stattdessen gaben sich die beiden jungen Männer die Hand und Harry versprach George, auf Ginny aufzupassen. Diese wartete und lächelte, als er die Küche wieder betrat. Sie wertet es offenbar als gutes Zeichen, dass George wieder redete und Harry fühlte sich bereits wieder ertappt – wenn er bereits einige Stunden nach einem Streit, in dem es darum ging dass er ihr Dinge verheimlicht hatte , wieder Begebenheiten verheimlichte, konnte dies wohl nicht besonders gut gehen. Doch es war Georges Aufgabe ihr zu erklären, was ihn umtrieb und er, beziehungsweise er, Hermione und Ron konnten sich nicht länger aufhalten. So beschloss er ihr am Abend sofort als erstes von dem Gespräch zu erzählen, küsste sie kurz und machte sich mit seinen zwei besten Freunden auf den Weg ins Ministerium. An einem anderen Ort traten ebenfalls zwei Personen in einen Kamin, in dem grünes Feuer loderte. Nach dem Ausbruch seiner Mutter am Vortag hielt es Draco Malfoy allerdings nicht für ratsam, gross Konversation mit seiner Mutter zu betreiben. Stumm lies er ihr den Vortritt und als er selbst aus dem Kamin im Ministerium stolperte nickte er den Auroren kurz zu, die ihn und seine Mutter mit Anstand begrüssten und beide nach unten begleiteten. Ron schluckte kurz als er vor der Türe des Gerichts stand und sah seine Freundin und seinen besten Freund zweifelnd an. Obwohl er die Aufmerksamkeit, die er innerlich erwartete, wohl geniessen würde schreckte ihn die offizielle Note der Aufgabe ab. Und die Aufgabe an sich, den mehr noch als Harry und Hermione verabscheute er Malfoy und alles, wofür er stand. Zudem hatte er nicht vergessen, in welchem Haus Hermione gefoltert wurde, hatte nicht vergessen, in wessen Kerker er geschmort hatte und es ging ihm nicht in den Kopf, wie Harry damit so gut umgehen konnte. Das waren Feinde. Und sie waren böse. Als ob Harry seine Gedanken gehört hätte lächelte er zerknirscht, schwieg allerdings. Es war Hermione, welche die Stimmung entspannte, in dem sie sich zu Ron hochreckte und ihn sanft küsste. „Ich bin so stolz auf dich“, wisperte sie, gerade so, dass Harry Teile davon verstand. Rons Ohren wurden rot und er grinste leicht dümmlich, bevor er sich wieder der Türe zuwandte und die Klinke bestimmt nach unten drückte. Ja, es war anders als das letzte Mal, das musste Harry zugeben. Nicht nur, weil er im Gegensatz zu gestern nicht alleine war, sondern auch deswegen, weil sein Kommen angekündigt war. Und er war froh, dass er hinter dem Paar lief, denn so konnte er zumindest die Augen schliessen bevor die Blitze der magischen Fotoapparate ihn blendeten. Er sah, wie Rita Kimmkorn sich zu ihm streckte, wie Hermione ihr nonverbal aber unmissverständlich klarmachte, dass sie ihnen aus dem Weg gehen sollte und bevor nur einer der Reporter eine Frage stellen konnte, schallte Kingsleys magisch verstärkte Stimme durch den Raum: „RUHE. Dies ist ein Gericht.“ Harry sah, wie Ron zusammenzuckte und Hermione, um die er den Arm gelegt hatte um sie von der Pressemeute zu schützen noch enger an sich zog. Auch er zuckte leicht zusammen, Kingsleys sonst so beruhigende Stimme hatte etwas bedrohliches innegehabt, etwas, dass bereits mehrfach beobachtet hatte, wenn der amtierende Zauberminister verbal durchgriff. Doch seiner Aufforderung wurde Folge geleistet und so bahnte sich das Trio den Weg nach vorne und nahm in der ersten Reihe platz. Nach einigen Minuten hatte sich der Trubel gelegt und Elizabeth Grey eröffnete wie am Vortag mit einem Räuspern die Sitzung. „Ehrenwertes Gericht, sehr geehrte Anwesende. Der Zaubermagnot hat sich gestern in Sache Narzissa Malfoy, geborene Black nach den neuen Erkenntnissen nach der Zeugenaussage von Harry James Potter zur Beratung zurückgezogen. Ist das Gericht zu einem Entschluss gekommen Herr Minister?“ Am Ende der Begrüssung sah Grey Kingsley herausfordern an und Hermione griff unwillkürlich nach der Hand von Ron. Kingsley, mittlerweilen wieder mit seiner normalen Lautstärke, erhob sich und nickte seiner Sekretärin freundlich zu. „Ehrenwertes Gericht, geschätzte Anwesende. Das Gericht hat sich nach der überraschenden Zeugenaussage gestern zu langen und hitzigen Beratungen zurückgezogen.“ Harry hatte den Eindruck, dass Kingsley das ganze eher zu amüsieren schien, überdachte seine Meinung, als dieser mit ernster Stimme fortfuhr. „Die Meinungen über den Einfluss der Zeugenaussage und des Zeugens sowie seiner Motivation waren unterschiedlich. Nach eingehenden Gesprächen hat das Gericht darüber entschieden, die von Harry Potter beschriebenen Einflüsse der Entscheidung der Angeklagten zu berücksichtigen und wie der Zeuge als Wendepunkt des Krieges zu werten. Aus diesen Gründen sprechen wir Narzissa Malfoy, geborene Black, in allen Anklagepunkten nicht schuldig.“ Kaum hatte Kingsley geendet, stieg der Lautstärkepegel im Saal und Ron war nicht ganz unschuldig daran. „Was bedeutet das jetzt?“ fragte er verwirrt und sah Harry und Hermione an. „ Es bedeutet, dass Narzissa Malfoy nicht verurteilt wird, aber das die Anklage bestehen bleibt.“ Als Ron ihr, es war natürlich Hermione gewesen, die wie aus der Pistole geschossen geantwortet hatte, noch immer irritiert vorkam, setzte sie noch einmal zum sprechen an. „Sie ist frei, wenn sie allerdings wieder einmal vor Gericht müsste würden die bisherigen Anklagepunkte gegen sie verwendet werden.“ Harry sah zur Anklagebank und studierte Narzissa Malfoy. Wie es sich für eine Dame von Stand gehört verzog sie keine Miene und schien enorm gefasst. Erst als sich Kingsley abermals Gehör verschafft hatte und der Saal ruhig wurde, erhob sich die Frau von der Bank und neigte sanft den Kopf in Kingsleys Richtung. „Ich danke dem Zaubermagnot für seine Entscheidung“, sagte sie deutlich und setzte sich wieder hin. Ron war bereits rot geworden und plusterte die Wangen auf – doch es war Elziabeth Grey, die das Wort erhob. „ Danke Herr Minister, Madame Malfoy, sie dürfen die Anklagebank nun verlassen. Als nächstes folgt die Verlesung der Anklage gegen Draco Malfoy.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)