Rise of the Titans von Raija ================================================================================ Prolog: 1995 ------------ Prolog - 1995 „Maamaaaaa!“, verlangte ich nach der Aufmerksamkeit meiner Mutter. Schon seit einer Ewigkeit latschten wir durch die Gegend mit all diesen fremden Menschen und ein Mann sprach die ganze Zeit eine Sprache, die ich nicht verstand. Außerdem waren wir nun schon an der dritten Eisdiele vorbei gelaufen ohne ein Eis zu kaufen. Schmollend zog ich meinen Plüschhasen, der auf der Erde schleifte, hinter mir her. „Mama!“, versuchte ich es diesmal lauter. Doch wieder wurde ich nicht erhört. Jetzt sprach meine Mutter auch diesen Kauderwelsch mit dem komischen Mann. „Menno, Papa!“, war mein nächster Versuch. Er schenkte mir sofort seine ungeteilte Aufmerksamkeit. „Was ist los, Prinzessin?“ „Ihr habt versprochen, dass wir Eis essen gehen!“, beschwerte ich mich. „Und dieses Versprechen halte ich.“, versicherte mir mein Vater. „Wann?“, wollte ich wissen. „Später mein Schatz. Deine Mutter und ich wollen uns erst noch diese Altstadt anschauen. Diese Häuser hier sind schon viele viele Jahre alt. Älter als deine Großmutter.“ „Ja und? Ich will mein Eis!“, quengelte ich weiter. Dabei übersah ich eine Kante in dem unebenen Kopfsteinpflaster und drohte hinzufallen. Mein Vater, der Held meiner Kindheit, fing mich noch rechtzeitig auf. Er nahm mich auf den Arm und sah mich belustigt an. „Ständig muss man auf dich aufpassen!“, lachte er. Ich hingegen, drückte meinen Hasi enger an mich und schaute beleidigt in die entgegengesetzte Richtung. Noch immer schmunzelnd setzte er mich auf dem Rand einer diesen Brunnen ab, in diese die Leute immer Münzen warfen und hübsche Engelchen Wasser spien. Ich strafte ihn weiterhin mit all der Nichtachtung, die nur ein Kind aufbringen kann. „Ganz schön heiß hier.“, nuschelte mein Vater mehr zu sich selbst, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte und sich dem Laberfritzen wieder zu wandte. Schön, dass er das nun auch mal bemerkte. Genau aus diesem Grund wollte ich ja auch mein Eis! Trotzig setzte ich Hasi etwas unvorsichtig neben mich. Natürlich hatte das Plüschtier keinerlei Körperspannung und fiel deshalb nach hinten um ins Wasser. Die Wellen, die durch die Wasserstrahlen aus den Wasserspeiern entstanden, zogen meinen Kuschelfreund immer weiter in die Brunnenmitte. Ich versuchte ihn noch zu erreichen, griff aber nur ins Wasser. Blitzschnell zog ich meine Hand zurück. Tränen schossen mir in die Augen. Nicht nur, weil grade mein Hasi seelenruhig davon schwamm, sondern weil das Wasser so brühend heiß war und ich mir die Hand verbrannt hatte. Jetzt sah ich auch, dass Dampf vom Wasser aufstieg. Die großen ruhigen Wellen waren nun klein und zittrig und man könnte meinen, die Münzen würden auf dem Brunnenboden entlang krabbeln. Ein Vibrieren ging von dem breiten Rand, auf dem ich kniete aus. Fragend sah ich zu meinen Eltern, doch die waren in das Gerede von dem Mann vertieft. Also blickte ich wieder zu meinem Plüschtier, dass nun unerreichbar schien. Und da viel es mir auf: Ein kleiner Riss zog sich über den Boden zu einer Säule hin. Je länger er wurde, desto breiter wurde er in der Mitte. Er schlängelte sich die Säule hinauf und fraß sich haarfein über den Engel, aus dessen Pfeilspitze Wasser floss. Das Wasser stoppte. Und jetzt? Mit einem lauten Knacken zersprang die Engelsfigur. Alle umstehenden Menschen blickten geschockt zu dem zerstörten Wasserspeier, manche schrien sogar kurz auf. Plötzlich spürte ich Hände unter meinen Achseln, die mich hochhoben und wegzogen. Ein tiefes Grollen war zu vernehmen und der Riss im Boden wurde in Sekundenbruchteilen riesig groß. Es knallte abermals und die eine Seite von dem Riss senkte sich, während die andere empor stieg. Die Menschen schrien wirr durcheinander und rannten wie aufgeschreckte Hühner in alle Himmelsrichtungen. Mein Vater hatte mich über seine Schulter gelegt und eilte zu meiner Mutter. Mittlerweile hatte sich dort, wo der Brunnen war, ein tiefes Loch aufgetan, das sich immer weiter vergrößerte. Selbst auf dem Arm meines Vaters spürte ich, wie stark die Erde bebte. Was war los? Was passierte hier? Meine Mutter tauchte in meinem Blickfeld auf. Sie rannte, genauso wie mein Vater. Die Sonne blendete mich und ich kniff die Augen zusammen, um sie besser sehen zu können. „Es wird alles gut, Liebling!“, sagte sie aufmunternd. Doch in ihrem Gesicht konnte ich nur das Gegenteil ablesen. Sie wirkte gehetzt und panisch. Ich bekam Angst. „Mama..“, wimmerte ich leise. Sie lächelte mir zu. Als sie erneut zum Sprechen ansetzte, wurde sie angerempelt, wodurch sie hinfiel. Ihr Fuß stand unnatürlich von ihrem Bein ab. Das Erdloch vergrößerte sich weiterhin und drohte sie in die Tiefe zu reißen. „Mama!“, wiederholte ich diesmal lauter. Mein Vater stoppte abrupt und sah sich nach seiner Frau um. „Carla!“, rief er entsetzt als er sie entdeckte. Ich drehte mich in seinen Armen, damit ich meine Mutter sah. Sie lag dem Abgrund sehr nahe. Plötzlich kam etwas aus der Tiefe. Ich kniff wieder die Augen zusammen. Es sah aus wie eine riesige Hand, der ein ebenso riesiger Körper folgte. Ich schirmte meine Augen mit der Hand und versuchte den Blick scharf zu stellen. Der Riese nahm meine Mutter in de Hand und hob sie hoch. Sah ich das wirklich? Urplötzlich fuhr ein Ruck durch meines Vaters Körper. Ein Mann zog an ihm und brachte uns aus der Gefahrenzone. Ich schaute zurück zu meiner Mutter, doch ich sah sie nicht mehr. Gestalten in weißer Kleidung mit grünen Umhängen flogen über unsere Köpfe Richtung Erdloch. Ich blickte ihnen hinterher. Auf ihren Rücken waren zwei große Flügel abgebildet. Waren das Schutzengel, die uns beschützen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)