Rise of the Titans von Raija ================================================================================ Kapitel 18: guardians at the gate --------------------------------- Kapitel 18 – guardians at the gate Der Sommer nahte, das merkte man gerade allzu deutlich. Die Sonne schien, Blumen blühten und die Menschen verließen ihre muffigen Wohnungen, um endlich wieder etwas an der frischen Luft zu unternehmen. Der Morgen war meist noch kühl, doch zur Mittagszeit herrschten bereits angenehme Temperaturen. Bald würde die Zeit kommen, in der die Röcke kürzer und die Ausschnitte tiefer wurden. „Ivory du träumst schon wieder!" Aus meinen Gedanken gerissen sah ich zu Petra, die mit vor der Brust verschränkten Armen mir gegenüber saß. „Entschuldige, was hast du gesagt?" „Wenn du deinen Kaffee nicht langsam mal trinkst, wird er noch zu Eiskaffee", wiederholte sie kopfschüttelnd. Es war ihr freier Tag und sie hatte mich dazu überredet mit ihr in die nächste Stadt zu fahren. Und nun saßen wir zusammen vor einem kleinen Straßencafe, aßen Kuchen und plauderten seit langem mal wieder, wenn ich nicht gerade total geistesabwesend war. „Was beschäftigt denn so?", fragte sie. „Doch nicht etwa Levi?" Verschmitzt grinste sie. „Nein", antwortete ich und setzte die Sonnenbrille ab, „diesmal nicht." „Jetzt mach es mal nicht so spannend. Erzähl schon", forderte sie ungeduldig. „Titten und Ärsche", sagte ich grade hinaus. „Was?" Petra blinzelte verwirrt. „Es wird Sommer, da muss man zeigen was man hat", erklärte ich, wobei ich über ihren Gesichtsausdruck schmunzeln musste. „Das muss ich jetzt nicht verstehen", stellte sie korrekt fest. „Nein, das musst du nicht." „Ich habe gehört, du begleitest uns beim nächsten Einsatz", wechselte sie das Thema. „Ja, Erwin will wohl es so", bestätigte ich. Noch immer war ich nicht wirklich begeistert von dem Mann. In meiner Phase der Trauer brauchte ich noch jemanden, dem ich die Schuld für alles zuschieben konnte und Erwin hatte nun mal das Glück diese Arschlochkarte von mir untergeschoben zu bekommen. „Bist du schon aufgeregt?", wollte Petra wissen. „Ich will gar nicht drüber nachdenken, sonst scheiß ich mir jetzt schon ein." „Ich kenne wirklich keinen, der so wortgewandt ist, wie du", lachte sie auf. „Natürlich kennst du noch jemanden! Er ist sogar um einiges schlimmer als ich", korrigierte ich sie. „Ha, Levi zählt nicht." Wir lachten ausgiebig. Breit grinsend griff ich nach der Tasse mit dem kalten Kaffee. „Wie läuft es eigentlich mit euch?", fragte Petra. Zuallererst musste ich an die körperliche Nähe denken, die wir für uns entdeckt hatten. Fast keine Nacht konnten wir die Finger von einander lassen. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg und meine Wangen zu brennen begannen. Hastig führte ich die Tasse zu den Lippen und nahm einen großen Schluck. Petra, die mich genauestens beobachtet hatte, formte die Augen zu engen Schlitzen. Dann bildete sich ein vielsagendes Grinsen auf ihrem Gesicht. Es war, als könnte sie meine Gedanken lesen. „So ist das also." Um mich nicht weiter in Verlegenheit zu bringen, winkte sie dem Kellner, damit wir zahlen konnten. Danach schlenderten wir durch die Einkaufsstraße zur Bahnstation. Ich hakte mich bei Petra unter. „Wie sieht es denn mit dir aus? Kein Prinz in Sicht?" „Nein", sagte sie, wobei sie die Mundwinkel nach unten zog, „und selbst wenn, würde ich eher noch das Pferd nehmen." Laut lachte ich auf. „Wieso?", fragte ich, als ich mich wieder beruhigt hatte. „Na der Prinz würde sofort abhauen, wenn er von meinem Beruf erfährt." „Du meinst, wenn er von deiner geheimen Identität Wind bekommt? Petra der Titanenmetzger.“ „Mach dich nur über mich lustig, Ivory!“ Zu diesem Zeitpunkt war die Welt in Ordnung. Schmerz und Leid waren so weit entfernt, Glück und Freude schirmten uns von all der Grausamkeit, die auf der Erde existierte, ab. Doch manchmal kann sich innerhalb eines Herzschlages alles ändern. Einige Tage später war es nun soweit. Ich durfte auf meinen ersten Einsatz. Jedoch verlief er ganz anders, als ich gedacht hätte. Hanji hatte eine Ansammlung von Titanen ausfindig gemacht, ein sogenanntes Nest. Mission war es ein paar Titanen gefangen zu nehmen, während der Rest eliminiert werden sollte. Auch die neuen Rekruten nahmen das erste Mal an so einem Einsatz teil. Tja und ich? Ich stand im sicheren Abstand mit Auruo an einem Auto und beobachtete das ganze Spektakel. Sicherheitshalber hatten wir das 3D-Manöver-Set angelegt, in der Hoffnung, es nicht gebrauchen zu müssen. „Ernsthaft?", schnaubte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Kann ich wirklich nichts machen?" „Nein, Levi will es so und jetzt hör auf herumzuzicken", motze Auruo. Er war ebenso nicht erfreut den Babysitter für mich spielen zu müssen. Beleidigt schob ich die Unterlippe vor, gab jedoch vorerst Ruhe. Mein Unterkiefer mahlte, während ich den anderen zuschaute. Sie hatten bereits die Titanen aus ihrem Nest gelockt, nun galt es sie zu trennen, so dass einige in die ausgelegten Fallen traten. Manche der Neuen stellten sich besonders blöd an, was sich von meiner Position aus recht einfach sagen ließ. Wahrscheinlich hatten sie den Schrecken von dem Amoklauf noch nicht ganz verdaut und nun hatten sie so engen Kontakt zu den Wesen, die die pure Angst verkörperten. Dennoch wollte ich nicht einfach untätig rumstehen und zusehen. „Denkst du nicht wir könnten helfen?“, versuchte ich es erneut. „Hör mal zu Mädchen: Sei froh, dass du dir das alles erst mal aus der Ferne anschauen kannst und nicht gleich vor so einem Ding stehst. Ich wette, die Meisten da drüben haben sich bereits bepisst vor Angst. Guck sie dir doch mal an.“ Ich schaute genauer hin. Die Ranghöheren brüllten Befehle, welche die Rekruten versuchten umzusetzen, was nicht unbedingt gelang, wodurch die erfahrenen Soldaten eingreifen mussten. Es war das reinste Durcheinander. „Schieße ihm ins Knie“, dröhnte der Befehl zu uns rüber. Ein Rekrut brachte das Gewehr in Anschlag, zitterte dabei wie Espenlaub, und drückte ab. Jedoch hatte er gezögert, nur einen Herzschlag lang, und der Titan hatte sich genau in diesem Moment bewegt, machte einen Schritt zur Seite, weshalb die Kugel nicht wie geplant dessen Kniescheibe zertrümmerte, sondern sprengte ein Loch in den Kopf eines anderen jungen Mannes. Ein Aufschrei ging durch die Menge. Geschockt sog ich scharf die Luft ein. Der junge Rekrut war wie erstarrt. Er blickte auf seinen Kollegen, den er soeben niedergeschossen hatte. Unbeabsichtigt, keine Frage, dennoch hatte er ein Leben beendet. Mit dieser Schuld konnte und wollte er nicht leben. Er setzte den Lauf an der weichen Haut zwischen den Unterkiefern an und drückte ab. Entsetzte schreie erklangen, Leute rannten wirr umher, Chaos brach aus. „Oh Gott“, brachte ich hervor und legte beide Hände auf den Mund. Auch Auruo fluchte. „Flipp jetzt bloß nicht aus“, warnte er mich. Währenddessen marschierten die Titanen munter umher und schnappten sich zwischendurch immer mal wieder einen menschlichen Snack. Wäre Levi und der Rest seines Trupps doch bloß hier, schoss es mir durch den Kopf. Doch waren sie bei den Fallen stationiert worden. Ich beobachtete die Titanen. „Sag mal, laufen die nicht in die falsche Richtung?“, fragte ich Auruo. Erst blickte er mich fragend an, bevor er wieder zu den Titanen sah. „Scheiße“, rief er aus, „die laufen direkt in die Stadt!“ Hastig ging er ums Auto und riss die Fahrertür auf. „Da ist eine Stadt?“, fragte ich fassungslos. Auruo beachtete mich gar nicht. Er holte ein Funkgerät hervor und versuchte Kontakt zu Levi und Erwin aufzunehmen. Anscheinend erfolglos. Ich schaute wieder du den anderen. Die Formation war völlig auseinander gebrochen, jeder kämpfte um sein überleben. Wenn ich doch nur etwas machen könnte. Auruo und ich konnten schlecht alle Titanen im Alleingang erledigen, wenn es schon der Trupp vor uns nicht geschafft hatte. Zumal hatte ich selbst noch nie einen Titanen beseitigt. Da kam mir der Einfall und schon setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ich rannte auf das offene Feld, so dass ich gut sichtbar war. Wenn Hanji recht hatte und ich wirklich ein Magnet für diese Kreaturen war, dann musste ich sie nur auf mich aufmerksam machen und zu Levi locken, dieser würde sich mit den restlichen Leuten um alles kümmern. Mit einem mulmigen Gefühl blieb ich stehen und sah zu den Titanen, die allerdings keine Notiz von mir nahmen. Ich holte tief Luft, sammelte all meinen Mut und brüllte. „Hey!“ Urplötzlich drehten sich viele der Köpfe zu mir, ich hatte ihre Aufmerksamkeit erlangt. Dennoch kein Grund zur Freunde, denn ich erkannte, welch großen Fehler ich gemacht hatte, als sich die ersten Titanen auf mich zu bewegten. Ich machte auf dem Absatz kehrt, nahm die Beine in die Hand und rannte um mein Leben. Für einen kurzen Moment schien es, als wäre die Welt stehen geblieben. Ich fühlte, wie mein Herz heftig in meiner Brust schlug, hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Deutlich spürte ich, wie sich die Muskeln in meinen Beinen anspannten, wie sich meine Füße in den weichen Erdboden eingruben, das Beben unter ihnen, das durch die Schritte der Titanen ausgelöst wurde. Auruo rief mir noch irgendwas zu, doch verstand ich nicht was, was mir in diesem Moment auch herzlich egal war. Nun galt es so schnell wie möglich zu Levi zu gelangen. Als ich nah genug an den ersten Bäumen des großen Waldes vor mir war, fummelte ich die Controller aus den Holstern und wechselte auf das 3DMG. Die Erde hinter mir bebte, Bäume wurden umgestoßen und fielen krachend in andere. Fluchend schwang ich mich voran, wich gierigen Mäulern und großen Händen aus. Mein Körper handelte automatisch, mein Kopf war nur von dem Gedanken erfüllt heil bei Levi anzukommen. Nach einiger Zeit, ich schwang mich gerade um eine große Birke, da erblickte ich Levi schon. Überraschung spiegelte sich in seinem Gesicht wider. Mein Herz machte einen Hüpfer vor Erleichterung. Doch ehe ich mich freuen konnte, entdeckte ich einen Titanen, der von der Seite auf mich zuraste. Ich schlug einen Haken und in diesem Moment passierte es. Einer der Titanen bekam nicht zu fassen. Zwar streiften mich nur seine Fingerspitzen, jedoch reichte es aus, um eine persönliche Katastrophe auszulösen. Seine Berührung war einem Schlag nach einem Insekt gleich. Wie eine getroffene Fliege, sauste ich Richtung Erdboden, wo ich wie ein Flummi abprallte. Ich bekam keine Luft und hatte das Gefühl, als würden Tausende Glassplitter in meinem Brustkorb tanzen. Kurzzeitig war ich wie erstarrt, bis ich das zweite Mal auf dem Boden knallte. Erneut beförderte mich der Schwung wieder in die Luft, was meinen Kopf jedoch wieder klar werden ließ. Ich versuchte den Sturz abzufangen, landete sogar auf den Füßen und rannte ein paar Schritte, doch war ich zu schnell, stolperte und landete mit einem Purzelbaum wieder auf der Erde, wo ich noch weiter rollte, bis ein Busch meinen Körper stoppte. Das war der Zeitpunkt, als eine undurchdringliche Schwärze mich von meinen Schmerzen erlöste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)