Rise of the Titans von Raija ================================================================================ Kapitel 30: Stockholm I ----------------------- Kapitel 31 - Stockholm I Murrend wendete Levi die Straßenkarte hin und her. „Kommst du klar?", fragte ich, während ich den Wagen der Autobahn entlang steuerte. Nachdem wir den Titanen entkommen waren, hatten wir im Nachbarort, welches auch überrannt wurde, ein Auto kurzgeschlossen und fuhren nun Richtung Süden. Levi war den Großteil der Strecke gefahren, pausierte nun und wütete mit der Karte. Er antwortete nicht, ließ die Karte frustriert sinken und sah mich, mehr als nur unfreundlich, an. Bei diesem Gesichtsausdruck wurde mir wieder klar, wieso ich den Kater nach ihm benannt hatte. „Konzentriere du dich auf die Straße", maulte er dann. Ich sagte nichts, hob nur beschwichtigend die Hände, ehe ich das Lenkrad wieder umfasste. Per Knopfdruck schaltete ich das Radio ein und die Kassette wurde zum gefühlten zwanzigsten Mal abgespielt. Der Wagen war bestimmt so alt wie ich und die Musik auf der Kassette sogar noch älter. Summend trat ich aufs Gaspedal, während die Landschaft an uns vorbei sauste. Mittlerweile hatten wir Schweden zur Hälfte durchquert und waren in einer Zone, in der es nachts auch wieder dunkel wurde, nur wollten wir schnellstmöglich Deutschland erreichen, weswegen wir uns kaum Pausen gönnten. „Wir sollten bald Stockholm erreichen", informierte Levi, der anscheinend auf der Karte gefunden hatte, wonach er suchte. „Dort suchen wir nach einer Möglichkeit unsere Gasflaschen aufzufüllen und verschwinden." „Aye Aye Captain", rief ich aus und schmunzelte. Ich erinnerte mich an das letzte Mal, an dem ich ihn so geärgert hatte. Damals waren wir frisch verliebt und die Welt noch ansatzweise in Ordnung. „Wenn wir Stockholm hinter uns gelassen haben, suchen wir einen Unterschlupf für die Nacht. Wir sollten mal wieder in einem Bett schlafen und nicht nur im Auto", sagte er, ohne auf mein Necken einzugehen. „Alles was du willst", bestätigte ich zuckersüß, weshalb er mich kritisch über den Rand der Karte musterte. Ich tat hochkonzentriert, konnte allerdings nicht aufhören zu grinsen. Levi widmete sich wieder der Karte, nicht ohne vorher die Augenbrauen skeptisch zusammen zu ziehen. Unterwegs passierte nicht viel, was eigentlich gut war, denn für einen weiteren Titanenangriff waren wir nicht ausgerüstet, denn uns war das Gas ausgegangen. Dadurch wurde die Fahrt aber recht schnell äußerst langweilig. Ich spulte auf der Kassette hin und her, um mich wach zu halten und etwas anderes zu tun, als nur gerade aus zu blicken. Verkehr gab es keinen. Innerhalb der letzten zwei Tage, die nun schon vergangen waren, seit wir von dem Haus am See aufgebrochen waren, hatten wir vielleicht eine Hand voll anderer Autos gesehen. Auch die Städte und Dörfer, durch die wir fuhren, waren so gut wie unbewohnt. Hier und dort war ein Grüppchen Menschen gewesen, jedoch der Großteil von ihnen war von den Straßen verschwunden. Zwar wollten wir den wenigen Leuten, die wir trafen, helfen, doch hatten wir größere Chancen zu überleben, wenn wir nur zu zweit blieben. Der Kater krabbelte von der Rückbank auf meinen Schoß und lenkte mich somit von meinen Gewissensbissen ab. Er strich mit dem Kopf meinem Unterarm entlang und schnurrte so laut er nur konnte. „Wärst du nicht nur dann so lieb, wenn du etwas von mir willst", nuschelte ich und strich ihm über den Rücken. • „Wir suchen uns ein neues Auto und verschwinden", wies Levi mich an, nachdem wir ein Outdoorgeschäft verlassen hatten, in dem wir unsere Gasvorräte aufstocken konnten. Im Laufschritt eilten wir die Straße entlang und rüttelten an den Türen mancher Autos, um zu schauen, ob sie abgeschlossen waren. Bislang erfolglos. Auch hier war keine Menschenseele zu entdecken. Überall lagen Schutt und Trümmer, die darauf hinwiesen, dass auch hier die Titanen gewütet hatten. Ein süßlicher Geruch lag in der Luft, der von den verwesenden Leichenteile stammten, die gelegentlich auf unserem Weg lagen. „Schau mal dort", deutete ich auf einen Van, der Mitten auf der Fahrbahn stand. Die Türen standen allesamt offen und als wir in den Fahrerraum hinein lugten, steckte sogar - zu unserem Glück - der Schlüssel im Zündschloss. Ich schnallte die Schwertscheiden von meinen Oberschenkeln und verfrachtete sie auf der Rückbank, während Levi Tank und die Reifen prüfte. Danach hielt ich Ausschau nach dem Kater, damit ich ihn ebenfalls ins Auto setzen konnte. „Na los, komm schon her", drängte ich das Katzenbiest, als ich auf ihn zu schritt. Der Kater machte einen Buckel, sträubte das Fell und fauchte in meine Richtung, wobei er seine spitzen Zähne entblößte. Unsicher hielt ich inne, da ertönte ein lautstarker Knall und mir wurde der Boden unter den Füßen weggerissen. Die Erde bebte und ein tiefes Grollen ließ meine Nackenhaare zu Berge stehen. Ich machte Levi unweit von mir aus, der schwankend versuchte zu mir zu gelangen. „Pass auf!", warnte er mich noch, als die Hauswand neben mir zu bröckeln begann. Die Fenster zerbarsten und Glassplitter regneten auf mich hinab, die mir in die Haut schnitten. Ich legte die Arme schützend über meinen Kopf, als mich plötzlich ein brennender Schmerz in meinem Oberschenkel aufschreien ließ. Eine handgroße Scherbe steckte in meinem Fleisch. Kurz darauf erstarb das gewaltige Beben, doch hatte ich das Gefühl, das Nachhallen der Vibrationen in meinem Körper zu spüren. Sofort war Levi an meiner Seite und sah nach meiner Verletzung. Er setzte zu einem Vorwurf an, doch unterbrach ich ihn. „Spar dir deinen Spruch, selbst wenn du auf mich aufpasst tu ich mir noch weh", versuchte ich zu scherzen. Alles andere als Begeisterung stand in sein Gesicht geschrieben, jedoch schnalzte er mit der Zunge und sparte er sich einen Kommentar. Stattdessen nahm er sein Tuch von Hals und knotete es straff oberhalb der Wunde. Er war ebenfalls von haarfeinen Schnitten übersät und voller Staub. „Das wird jetzt schmerzen", prophezeite er und ergriff die Scherbe. Ich nickte und holte tief Luft. Der Schmerz der folgte war kaum auszuhalten. Es brannte höllisch, so dass ich die Zähne fest zusammen biss, um nicht los zuschreien, während ich meine Finger in den Betonboden zu krallen versuchten. Sobald Levi den Splitter entfernt hatte, zog er sein Tuch auf die Wunde, damit es als provisorischer Verband diente. „Alles in Ordnung?", fragte Levi danach mit sanfter Stimme. Dabei umfasste er mein Gesicht mit seinen Händen und wischte mit dem Daumen eine kleine Träne, die ich vor Schmerz verdrückt hatte, von meiner Wange. Ich wär überrascht von der Zärtlichkeit, die er in diesem Moment aufbrachte, weswegen ich stotternd bejahte. „Kannst du aufstehen?", wollte er als nächstes wissen, was ich erneut bestätigte. Er half mir auf und stützte mich, während wir zum Auto eilten. Die Straße war kaum wiedererkennbar. Der Boden war aufgerissen, Straßenlaternen umgekippt und Teile aus manchen Häusern gebrochen. Ein eiskalter Hauch strich über meinen Nacken, der mich dazu veranlasste nach Hinten zu sehen. Geschockt blieb ich mit offenem Mund stehen. Levi stoppte ebenfalls und wandte sich um. Bedächtig langsam erhob sich ein Titan aus einem der Graben, die sich durch die Straßen gefressen hatten, und blickte mit höhnischem Grinsen auf uns hinab. Ungläubig sah ich dabei zu, wie er sich zu voller Körpergröße aufrichtete. „Geh zum Wagen und sieh zu, dass du Land gewinnst", raunte Levi mir zu. Gleichzeitig zog er mich hinter sich. „A-aber", setzte ich zum Widerspruch an. „Verschwinde!" Als ich die Entschlossenheit in seinem Blick erkannte, machte ich auf dem Absatz kehrt und flüchtete hinkend zum Van. Dort blickte ich mich hastig nach dem Kater um. Ich machte ihn unter dem Auto aus, packte ihn unsanft im Knick und warf ihn in den Innenraum. Bevor ich einstieg, sah ich noch einmal zu Levi, der versuchte den Titanen niederzustrecken. Schnell hüpfte ich auf den Fahrersitz und startete den Motor. Erst da fiel mir auf, dass die Heckklappe noch geöffnet war. Also sprang ich wieder nach außen und flitzte zum Kofferraum, um diesen zu schließen, da ich befürchtete sonst den Kater noch zu verlieren. Danach erhaschte ich noch einen Blick auf Levi und blieb wie vom Donner gerührt stehen. Der Titan war an den Drähten, an denen die Anker befestigt waren, hängen geblieben und hatte somit die Anker aus der Fassung gerissen. Bei dem Versuch sich davon zu befreien, schlug der Titan um sich und erwischte Levi. Dieser raste im Sturzflug auf eines der Gebäude zu, durch dessen Schaufensterscheibe er krachte. Geschockt schlug ich die Hände vor den Mund. Es war, als würde mir erneut von den Füßen gerissen werden. Ich verlor all meinen Halt, all meine Hoffnung. Betend fixierte ich mit den Augen das große Loch im Schaufenster, hoffte, dass Levi gleich auftauchen würde, doch nichts geschah. Tränen kullerten über meine verstaubten Wangen, während ich auf die Knie sackte. Ich konnte nicht atmen und ich spürte eine arktische Kälte am ganzen Leib. In meinem Kopf herrschte nur ein Gedanke. Nein! Nun bemerkte der Titan meine Gestalt. Langsam, aber sicher schlenderte er auf mich zu, wobei seine Schritte den Boden erzittern ließen. Augenblicklich erwachte ich aus meinem Schock. Nicht auf die Schmerzen in meinem Bein achtend sprang ich auf die Füße und setzte mich wieder hinter das Steuer des Vans. Es war ein Wagen mit Automatikgetriebe, deshalb schaltete ich auf Drive und gab Gas. Kurz darauf lenkte ich stark ein, wobei ich gleichzeitig bremste, und das Heck schleuderte herum. Schaukelnd kamen wir zum Stehen. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte ich den Titan an, trat dann das Gaspedal durch. Der Wagen raste an ihm vorbei und ich hielt auf das danebenliegende Fenster, durch das Levi verschwunden war, zu. Lautstark zersprang das Glas. Durch den Aufprall wurde kein Airbag ausgelöst, weshalb ich hart mit der Stirn auf das Lenkrad knallte. Dann war plötzlich alles schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)