Starke Kerle, starke Gefühle von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 03 - Starke Überraschung?! --------------------------------------------- Erstmal eine kleine Entschuldigung an alle Bauarbeiter da draußen. Die hier folgenden Geschehnisse spiegeln nicht meine Meinung über sie wieder. Die Dialoge hier dienen lediglich der Geschichte. Also nicht böse sein. Hinterher werde ich noch von einem Baukran erschlagen … -_-" Kapitel 03 - Starke Überraschung?! ~Matthias~ "Sagst du mir wenigstens wie es war?" "Würde ich gern, aber ich muss mich beeilen!" "Muss ich dich dran erinnern, dass du deine freien Tage mit mir verbringen wolltest?" "Sag jetzt ja nicht, dass du schmollend Zuhause gesessen hast. Soweit ich weiß, hattest du ganz gute Unterhaltung auch ohne mich." Mit gewisser Befriedigung registriere ich, wie Laurin einen Hauch dunkler um die Nase wird. "Wie war dein Date mit Vince?", setze ich nach, weil er nämlich mit diesen Infos auch über den Berg hält. Eine Frechheit, wie ich finde. Da hat der Herr mal ein Date und ich werde nur mit einer dummen SMS abgespeist, die er mit heute in aller Herrgotts-frühe geschrieben hatte. "Schön. Wir waren auf seinem Boot", antwortet er mir lapidar, als wäre das eine alltägliche Angelegenheit. "Er hat ein Boot?" Wow! Ich würde auch gerne mal mit einem Boot über einen See, oder besser noch, übers Meer schippern! Mein bester Freund verschränkt die Arme vor der Brust. "Lenk nicht ab! Wie war die Nacht mit Theo? Ist er gut im Bett?" "Darüber rede ich diesmal nicht mit dir." "So gut war er?" Eine Gänsehaut bildetet sich auf meinen Armen, als ich an die gemeinsame Nacht denke. "Besser", sage ich leise und kann nicht verhindern, dass ich anfange zu lächeln. "Dich hat's erwischt." "Ich denke ja. Aber das wird sich alles noch zeigen." Ich werfe frische Kleidung in meinen Koffer und stecke mein Handy ein. "Wenn ich am Wochenende Zeit habe, komme ich wieder. Dann erzähle ich dir alles." "Red nicht!", schnaubt Laurin und stellt sich vor mich. "Falls du das Wochenende frei bekommst, gehst du zu Theo! Und bevor ich dich jetzt in dein Auto steigen lasse, erzählst du mir schnell, was ihr gestern noch so alles getrieben habt." Ich kenne den Blick, mit dem mich Laurin gerade anstarrt. Dieser Blick duldet keine Widerrede und kündigt bittere Vergeltung an, wenn ich mich seinem Willen nicht beuge. "Na schön", seufze ich. "Gehen wir ins Wohnzimmer und ich erzähle dir alles. Ein bisschen Zeit habe ich noch." "Gut so!" Mit einem siegessicheren Lächeln stolziert Laurin an mir vorbei ins Wohnzimmer. Ich fackle nicht lange und beginne meinem Freund alles zu erzählen. "Nachdem wir die Nacht miteinander verbracht hatten, lud Theo mich zum Frühstück ein. Wir gingen in dieses kleine Café neben dem Bahnhof. Es war richtig schön dort. Wir unterhielten uns über alles und nichts, eben so Kram den man sich erzählt, wenn man sich kennenlernt. Und als wir satt waren, gingen wir wieder zu ihm nach Hause, verbrachten den Tag ganz entspannt miteinander und das war's." Laurin blinzelt ein paar mal. "Das war alles?" "Ja." "Und was habt ihr den ganzen Tag über bei ihm gemacht? Händchen gehalten?" Was ist denn mit dem los?! Laurin ist ja richtig informations'geil'! "Was ist den los mit dir Laurin? Seit wann bist du so versessen auf Bettgeschichten?" Er seufzt und lässt sich gegen die Sofalehne fallen. "Seit dem ich keins mehr habe." Oh oh! Da ist jemand frustriert. "Vince und du seid nicht im Bett gelandet?", mutmaße ich. "Haargenau. Es ist, als hätten wir beide plötzlich die Rollen getauscht. Du springst gleich mit einem Kerl ins Bett und ich dümple in einer sexlosen Romanze dahin." "Moment mal! Du wolltest doch nicht gleich mit jedem ins Bett. Ich dachte, du suchst diesmal jemanden für längere Zeit. Und das war doch erst euer erstes Date. Oder irre ich mich?" War das nicht so? "Tust du nicht." "Warum dann so frustriert?" Laurin senkt den Kopf und mustert seine Finger, die sich unentwegt ver- und entknoten. "Ich wollte. Er aber nicht." "Oh." "Ja, oh! Mensch Matthi! Ich hatte mir zuvor ehrlich vorgenommen, ihn weder zu mehr zu drängen, oder mich von ihm einfach flachlegen zu lassen. Ich wollte ihn einfach erstmal besser kennenlernen, was ich ja auch getan habe. Und dann lagen wir da auf seinem Boot, über uns die Sterne, um uns herum diese dusseligen elektrischen Kerzen. Es war perfekt! Vincent ist perfekt! Das wusste ich mit einem Mal. Ich näherte mich ihm und wir haben uns geküsst. Ganz kurz nur, aber da war der Funken, den ich so herbeigesehnt hatte, seit Dennis mich von seiner Bettkante gestoßen hatte. Ich ging gleich auf Angriff und war mich sicher, er würde es auch wollen, doch er sagte, dass wir damit noch warten sollten. Erst war ich arg enttäuscht darüber, doch dann … Wir sahen uns an, lächelten beide wie voll-trottelige, verliebte Teenager und er zog mich an sich." Laurin blickt in die Ferne und lächelt. "Ich konnte seinen Herzschlag spüren. So rasend schnell. Wie meiner. Ich hätte darauf schwören können, dass er es auch wollte." Mein Freund schluckt hart und lässt den Kopf hängen. "Wieso kann es nie perfekt sein?" Ich stehe auf, setzte mich neben ihn und lege meinen Arm um seine Schulter. "Hat er noch was dazu gesagt?" "Nur das er noch warten will." "Ist das nicht gut? Du hattest doch immer Angst, dass dich der Mann, in den du dich verliebst, wieder nur benutzt und dann wegjagt. Das heißt doch, dass er dich wiedersehen will." "Vielleicht. ... Nur wann?" "Ruf ihn an." "Dann denkt er doch, ich hab's nötig ihm nachzurennen." "Hast du doch auch", lache ich und stupse ihn an. "Ha ha. Mal im Ernst. Was mache ich jetzt?" "Hattest du wirklich das Gefühl, er ist der Richtige?" "Ja." "Dann wird er auch nicht denken, dass du es nötig hast. Ruf ihn an, sag, dass du ihn wiedersehen willst. Irgendwann musst du auch mal auf einen Kerl zugehen. Du kannst nicht immer warten, bis er auf einem weißen Ross ankommt, dich rettet und ... Stopp mal!" Ich atme tief ein. "Er hatte dich doch gerettet! Ohne ihn wärst du im Kühlraum erfroren!" Ich mache ein gekünstelt, überraschtes Gesicht und schlage die Hand vor den Mund. "Ich glaub's nicht. Selbst du kannst tuntig aussehen", brummt Laurin mich an. "War das ein Kompliment?" Ich bekomme seinen Ellenbogen gegen die Rippen geboxt. "Zieh nicht so ein Gesicht. Versprich mir, dass du ihn noch heute anrufst." "Nur wenn du mir versprichst, dass du mir das nächste Mal Bescheid sagst, wenn du einfach ein ganzes Wochenende bei Theo abtauchst. Ich habe mit echt Sorgen um dich gemacht!" "Nochmal: Tut mir leid. Ehrlich. Und ich verspreche es." "Schön. Dann rufe ich ihn heute noch an." "Super!" Ich klatsche in die Hände. "Und kannst du mir noch einen Gefallen tun? Wenn du Theo siehst, grüß ihn ganz lieb von mir." "Mach ich. Grüße, Küsse und Liebesschwüre. Richte ich alles aus." Das macht er doch nicht wirklich alles?! "Ähm. Die letzten beiden Sachen lässt du weg." "Ah. Du hast es ihm nicht gesagt? Das große Wort, das mit einem großen 'Lie' anfängt und mit einem geschmeidigen 'be' aufhört?" Laurin grinst dreckig. "Du doch Vince auch nicht", kontere ich zurück. "Außerdem ist es für Liebesschwüre noch viel zu früh. Für uns beide." Das Grinsen auf Laurins Gesicht verschwindet. "Für mich nicht", flüstert er. "Ich bekomme schon Herzrasen, wenn ich bloß an ihn denke." Das es mir mit Theo genauso geht, verschweige ich. Schon komisch. Laurin hatte recht. Es ist, als hätten wir beide die Rollen vertauscht. Mit dem kleinen Zusatz, dass wir uns diesmal gleichzeitig verliebt haben. Und das habe ich. Bis über beide Ohren. *** ~Theo~ Ich glaube es nicht! Jetzt bin ich auch einer von denen geworden! Dabei habe ich sie immer gehasst. Mit denen kann man keine fünf Wörter reden, ohne das sie nicht auf ihr dämliches, kleines Ding starren. Aber jetzt tue ich das auch! Alle paar Minuten starre ich mein Handy an und kontrolliere, ob Matthias mir geschrieben hat. Hat er nicht. Er hat mir zwar gesagt, dass er kaum Zeit haben wird, um mir zu Antworten, dennoch werde ich unruhig. Das ist ja nicht zum aushalten! "Theo? Geht es dir gut?" Besorgte, wasserblaue Augen begegnen mir. "Ja! Ich war nur in Gedanken." "Fein! Dann können wir ja weiter machen." Mein kleiner Bruder strahlt mich an und wendet sich an Benny. "Hast du schon eine Idee?" "Wir könnten und doch alle verkleiden! Oder eine Entführung. Ja! Genau!" Ich schüttle nur mit dem Kopf. Benny wieder! "Hinterher bekommt Jack noch einen Herzkasper. Er ist ja auch nicht mehr der Jüngste." Empört bläst sich Benny auf und guckt mich böse an. "Er ist so alt wie ich! Also lass den Scheiß mit: nicht mehr der Jüngste!" "Beruhige dich Schatz." Georg, Bennys Partner, greift mit ruhiger Stimme ein. "Eine Entführung ist vielleicht wirklich nicht die beste Idee." Ich greife mir an die Schläfen. Warum wollte mich David nur bei der Planung von Jacks Geburtstagsfeier dabei haben? "Theo? Schläfst du schon wieder?" "Sorry ... Bin wach." David durchbohrt mich förmlich. "Es geht mir gut! Macht ruhig weiter." "Hättest du eine Idee?" Mein kleiner Davi ist sichtlich hilflos und ohne Plan. "Nein. Aber warum machst du so einen Aufriss um Jacks Geburtstag?" "Na weil es der Letzte vor der großen Drei ist! Den muss man feiern." "Meinen haben wir auch nicht so groß gefeiert." "Das stimmt doch gar nicht!", empört sich David. "Du warst nur stinkbesoffen und erinnerst dich nicht mehr dran!" "Oh ja! Das war 'ne Party." Benny lacht dreckig. "Wir haben es im Vorraum getrieben und ..." "Bitte keine Details deines Sexlebens Benny!" Mich überläuft es. Benny und Sex … "Pffff! Du bist ja nur neidisch, weil du kein Sexleben hast." Ich bekomme eine Zunge rausgestreckt. Benny kann froh sein, dass sein Lover hier ist, sonst hätte ich ihn spätestens jetzt übers Knie gelegt. Aber wahrscheinlich würde ihm das noch gefallen. "Kleinkind", knurre ich deshalb nur. "Jetzt hört auf zu streiten! Ich bitte um noch mehr Vorschläge, die Herren." Während Benny noch mehr verrückte Ideen in den Raum schmettert, klinke ich mich wieder von der ganzen Planerei aus. Für sowas habe ich sowieso kein Händchen. Ein Kuchen und reichlich Getränke reichen doch dicke, um einen Geburtstag zu feiern. Und an runden Geburtstagen geht man halt mal in ein Lokal oder haut ab, damit mal nicht groß Feiern muss. "Verreist doch einfach", platzt es schon aus mir heraus. Benny hält inne (er redete doch gerade nicht wirklich von bunten Luftballons?), und David hört mir ruhig zu. "Verbring mit ihm doch einen schönen Tag, weit weg von all dem Trubel. Damit ist Jack sicher auch zufrieden, so wie ich ihn kenne." "Theodor Müller! Hast du eben tatsächlich einen Vorschlag bezüglich des Geburtstages meines Liebsten gemacht?" "Du hast doch gefragt." Was stellt sich David so an? "Na schön! Stimmt. ... Eine Reise habe ich aber für seinen Dreißigsten ... Oh Mist!" David verzieht sein Gesicht. Selbst schuld. "Benny? Das hast du jetzt nicht gehört. Sag, dass du das nicht gehört hast." "Was guckst du so? Als ob ich kein Geheimnis für mich behalten könnte", schnaubt unser Paradiesvögelchen Benny. "Doch. Kannst du. Aber auch nur für wenige Sekunden", brumme ich. "Na hör mal! Als sich damals Jack mit David verloben wollte, habe ich auch nichts weiter geplaudert! Man kann sich auf mich verlassen, bei wichtigen Dingen." "Du wusstest davon?" Benny nickt meinem Brüderlein zu. "Und hast wirklich nichts verraten. ... Respekt." Benny seufzt theatralisch auf. Er antwortet etwas, doch das entgeht mir. Mein Handy summt! Nicht zu auffällig ziehe ich es aus meiner Hosentasche und schaue nach, ob sich endlich mein Matthias bei mir meldet. Mein Matthias. Komisches Gefühl. Und doch so gut. 'Ich freue mich auch schon aufs WE. Denke oft an dich. :)' Ich habe schon immer diese Mistsmilies gehasst. Doch dieses hier liebe ich! Kommt es doch von Matthias. "Was hast'n da? Eine lustige SMS?" "NEIN!" Voller Panik entreiße ich Benny mein Handy wieder, das er sich gerade einfach geschnappt hat. "Oh Gott! Entschuldige Missie!" Benny zieht seine Hände weg und ich schaue in drei verdutzte Gesichter. Mensch, ist mir das peinlich! "Sag mir endlich was los ist Theo." "Das war nur ... Von einem Arbeitskollegen. Wegen der Arbeit. Im Velvet, lüge ich mir einen ab. Habe ich schon erwähnt, dass ich ein miserabler Lügner bin? Und David durchschaut mich jedes Mal. "Theo?!" Wenn er mich so anschaut, sieht er aus wie unsre Mutter. "Du hast doch keine Geheimnisse vor mir?" "Habe ich nicht", lüge ich ein zweites Mal. "Bist du dir da sicher?" "Sehr sicher. ... Wie wäre es, wenn wir Betty und ihre Freundinnen bitten, für Jack eine Nummer hinzulegen?" Wo auch immer dieser Einfall herkam. Er rettet mir den Arsch! Benny quiekt sofort und klatscht wie ein hirnamputierter Schmetterling in die Hände. "Oh ja! Eine Travestie-Show!! Jack wird umfallen!" Das befürchte ich auch ... Es ist ja nicht so, dass ich Matthias vor meinem Bruder geheimhalten möchte. Doch ich will ihm noch nichts von ihm erzählen. Erst muss ich mir sicher sein, dass wir beide es ernst miteinander meinen. Und vor allem möchte ich noch etwas Zweisamkeit mit ihm genießen, bevor sich alle auf ihn stürzen. Ich kenne die Meute, die sich meine Freunde schimpfen, nur allzu gut. Wie ich David kenne, wird auch er ganz aufgeregt um mich herumschwirren, mich über Matthias ausfragen und mich anbetteln, dass ich ihn mal mit zum Essen herschleife, damit er und Jack sich ihm vorstellen können. Das kann ich ihm nicht antun. Nicht, bevor ich ihn ausreichend vorgewarnt habe. "Und wo lassen wir die Party steigen?", fragt Georg in unsre Runde. "Das weiß ich schon. An dem See, wo er mir ursprünglich den Antrag machen wollte." David lächelt glücklich. "Oh ja! Wie romantisch! Dann könnt ihr doch gleich euer Gelübde erneuern! Wir auch, Schatz?" Wieder flattern Bennys Hände wild durch die Luft. "Nach noch nicht mal einem Jahr? Sowas macht man erst nach 25", werfe ich ein. "An eurem Gelübde muss noch nichts erneuert werden." "Du unromantischer, brummiger Vogel! Verlieb dich erstmal! Dann wirst du sehen, was es heißt, sich für immer und ewig an einen anderen Menschen binden zu wollen!" Benny läuft rot an und plustert sich auf. "Oh man, Georg! Sag mir, dass Benny nur hier so austickt! Hält der auch irgendwann mal die Klappe?" "Ich weiß schon, wie ich ihm den süßen Plappermund stopfen kann", bringt Georg zum Besten. Ich fange lauthals an zu lachen. So hektisch und unruhig Benny ist, so leise und ruhig ist sein Partner. Doch wenn er was sagt, dann haut's mich jedes Mal um. "Ihr beide macht mich fertig!", kichere ich und wische mir die Lachtränen aus den Augenwinkeln, während Benny seinen Schatz empört anschaut, seinen Mund öffnet und schließt und dabei, oh Wunder oh Wunder, mal keinen Ton herausbekommt. Georg nimmt ihn lachend in den Arm und kann ihn mit leisen Worten und kleinen Küsschen wieder beruhigen. Dabei fällt mir auf, wie sehr ich Matthias vermisse. Wie kann man sich in noch nicht mal zwei Tagen so sehr an einen anderen gewöhnen, dass man nur noch darüber nachdenkt, wann man ihn endlich wiedersieht? Eins ist klar. Bis zum Wochenende halte ich es nicht mehr aus. ~Matthias~ "Nein, verflucht! Nicht dreihundert Paletten! Dreißig! Was will ich hier mit dreihundert Paletten Betonmischung?!" Verzweifelt reibe ich mir die Stirn, während die dusselige Kuh am anderen Ende der Leitung mir das Ohr abquatscht. "Ist mir egal, dass sie die Paletten nicht mehr stornieren können. Auf meinem Durchdruck stehen eindeutig dreißig Paletten. Versuchen Sie also nicht, die Schuld auf mich abzuwälzen. Und sollten morgen hier mehr als die bestellten Paletten stehen, hören Sie von mir. Versprochen!" Sauer beende ich das Gespräch. "Chef? Wir machen Mittach." "In Ordnung, Karl. Stellt aber die Maschinen nicht wieder vor das Gebäude. Da laufen Kinder rum." "Alles klar." Karl schlurft zu den anderen Bauarbeitern, die schon alle ein Bier in der Hand halten. Haben die es gut! Was würde ich alles für ein kühles, prickelndes Bier geben! Bei der Bullenhitze wäre das jetzt genau das Richtige. Aber ich kann mir noch keine Mittagspause erlauben und Alkohol erst recht nicht. Eine Menge Arbeit wartet noch auf mich und noch etwas anderes, das nicht bis nachher warten kann. Theo. Ich muss ihn anrufen. So schwer es mir auch fällt, aber ich kann am Wochenende nicht von hier weg. Wir liegen hinterm Zeitplan und müssen das Wochenende ziemlich ranklotzen. Dabei würde ich alles dafür geben, übermorgen zu ihm zu fahren, mich in seine starken Arme schmiegen zu können und endlich wieder der sein zu können, der ich bin. Letzteres wird mir immer schwerer, seit ich Theo kenne. Meine Kollegen und die Bauarbeiter sollen nichts davon mitbekommen, dass ich anders bin. Das es mir nicht gefällt, wenn in den Toilettenhäuschen Bilder von gänzlich nackten Frauen hängen, oder das ich nicht der Blondine im kurzen Rock nachgröle, sondern dem Kerl an ihrer Seite. Sie sollen in mir nicht die Schwuchtel sehen, die auf dem Bau nix zu suchen hat. Ich habe Angst davor. Über das Gerede, die hässlichen Anspielungen, wenn nicht sogar den Handgreiflichkeiten, obwohl das eher unwahrscheinlich wäre, bei meiner Statur. Es geht sie einfach nichts an. Basta! Ich gehe zurück in den Bauwagen und schließe die Tür, damit mich auch ja niemand hören kann. Beim entsperren des Bildschirms taucht Theos schlafendes Gesicht auf. Ich hatte es heimlich gemacht, kurz nachdem ich an seiner Seite aufgewacht war. Die einzige Schwäche, die ich mir hier erlaube. Doch da es auf meinem privaten Handy ist, ist die Chance gleich null, dass einer meiner Mitarbeiter es je zu Gesicht bekommen wird. Sanft fahre ich mit dem Daumen darüber und wähle dann Theos Nummer. Nach kurzem Klingeln geht er auch schon dran. /Hey, Matthias./ Er klingt müde. "Habe ich dich geweckt?" /Ja. Macht aber nix. Rufst du aus Sehnsucht an, oder aus Langeweile?/ "Ersteres trifft es eher", kichere ich und schließe die Augen, um mir Theo vorzustellen, wie er mit verwuschelten Haaren in seinem Bett liegt. Das macht den Grund des Anrufs auch nicht leichter für mich. "Ich rufe wegen dem Wochenende an." /Ich freue mich schon so auf dich./ Ich beiße mir auf die Zunge. Gott! Ich zerfließe gleich vor Sehnsucht! "Hör zu. ... Wir haben hier noch viel zu tun. Unser Zeitplan ist eng, und ..." /Du schaffst es nicht/, nimmt er mir vorweg. "So leid es mir tut, aber nein. Ich muss arbeiten." Es bleibt still am anderen Ende der Leitung. "Theo? Noch da?" /Ja./ Ich atme erleichtert aus. /Da kann man nichts machen. Die Arbeit geht vor./ "Ich wünschte, es wäre anders", flüstere ich und schaue aus dem kleinen Fester. Die Bauarbeiter sitzen auf Kisten und Eimern, lachen und prosten sich mit dem Bier zu. /Wünschte ich mir auch./ Ich räuspere mich. "Telefonieren wir heute Abend nochmal?" /Ich muss um sieben in den Club./ "Ach so. Okay. Dann ... Morgen?" /Mal sehen./ In meinem Magen bildet sich ein Klos. "Bist du jetzt sauer?" /Nein. Nur enttäuscht./ Ist das jetzt besser? /Mein Hirn ist noch nicht richtig wach. Mach dir keinen Kopf, ja? Dann sehen wir uns eben ein paar Tage später./ "Hört sich gut an." Tut es gar nicht! /Dann arbeite noch schön. Bis später./ "Ja. Bis dann." Das Tuten in der Leitung schnürt mir die Kehle zu. "Ich vermisse dich so." *** ~Matthias~ Müde trotte ich aus der Dusche. Ich habe keine Lust auf die Arbeit. Eigentlich sollte ich heute bei Theo sein. Ich würde spätestens jetzt in meinem tollen Firmenwagen sitzen und über die Autobahn preschen, um ganz schnell zu ihm zu gelangen. Doch das Leben spielt nicht immer so, wie es soll. Deshalb öffne ich meine Reisetasche und krame mir Unterwäsche heraus, ziehe sie an, nehme meine Kleidung vom Bügel, ziehe diese an, danach meine teuren Treter und verlasse mein kleines Hotelzimmer. Als Bauleiter lege ich wert auf gute Kleidung. Auch wenn ich die meiste Zeit im Staub rumrenne, sieht es einfach besser aus, als wenn ich ebenfalls in blauen oder orangenen Latzhosen mit den Kunden oder meinen Vorgesetzten rede, sollte sich mal einer von ihnen hier her verirren. Unten betrete ich den kleinen Speisesaal und drücke mir einen widerlichen Automatenkaffee in einen Pappbecher. Die Kaffeemaschine brummt und dampft und lässt meine Stimmung noch schlechter werden. Zuhause oder bei Theo hätte ich jetzt guten Bohnenkaffee und keine verbrannte Pulverbrühe mit Kaffeeweißer. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass das Wochenende ganz furchtbar wird. Den Kaffee in der einen und ein geschmackloses Käsebrötchen in der anderen Hand setzte ich mich an einen der freien Tische. Es dauert nicht lang, da kommen schon einige meiner Mitarbeiter zu mir. "Gestern waren Torsten und ich in diesem Blue Paradiese", berichtet uns Helge. "Da siehste keine einzige unoperierte Titte." Dreckiges Lachen ertönt. Ich lächle bloß und beiße in mein Möchtegern-Brötchen. Wüssten die Ehefrauen über das Treiben ihrer Männer während ihrer Abwesenheit Bescheid, würden die nicht mehr so lachen. "Und? Teuer?" Karl ist ganz interessiert. Mich wundert es, dass er nicht sauer ist, weil sie ihn nicht mit ins Paradies genommen haben. "Mittlere Preisklasse. Aber da bekommste was für dein Geld. Nichts so wie in Frankfurt." Ich starre aus dem Fenster und schalte auf Durchzug. Das billige Hotelfrühstück ist schon Zumutung genug am frühen Morgen, aber das Gerede über operierte Freudenmädchen schlägt dem Fass den Boden aus. Auch wenn's mir nicht schmeckt, möchte ich ungern mein Frühstück wieder auskotzen müssen. Theo kommt mir in den Sinn. Was er wohl gerade macht? Gestern musste er nicht arbeiten. Ob er schon wach ist? Ich könnte ihm eine SMS schreiben. Einen kleinen Morgengruß wie jeden Tag. "Willste mit? Heute Abend gibt's Happy Hour. Mit Happy End, wenn du verstehst?" Reden die mit mir? "Matthias geht doch nie mit!" Oh oh. "Bestimmt hat er was Heißes Zuhause sitzen." Ich fange an zu grinsen. "Ha! Ich hatte recht! Guckt mal, wie der glotzt!" "Los! Erzähl! Wie ist sie?", fragt Karl und er, sowie die anderen beiden rücken nah an mich heran. "Wunderschön. Schwarze Haare, blau-grüne Augen und ein Lächeln, das mir das Blut zum kochen bringt", sinniere ich und stelle mir Theo vor. Ich kann ihn förmlich vor mir sehen, stelle mir vor, wie er auf mich zukommt. Das Haar offen, welches vom Wind durcheinandergeweht wird ... "Haste en Foto? Mit Hupen drauf?" Ich kenne die Kerle ja schon etwas länger. Dennoch drehe ich mich entsetzt zu Helge, der mir diese Frage gestellt hat. "Nein. Hab keins. Wir haben uns erst kennengelernt." Soweit stimmt das ja auch. Halbwegs. "Mach mal eins." "Wenn ich dran denke." Ich stopfe mir den Rest des Brötchens in den Mund, damit ich eine Ausrede habe, nicht mehr weiter zu sprechen. Viel lieber hänge ich wieder meinen Gedanken nach. Natürlich drehen die sich um meine schwarzhaarige Schönheit. Und ich bin mir sicher, sein Brustumfang würde die Tussen im Blue Paradiese vor Neid erblassen lassen. Ich seufze leise. Theo ... "Matthias?" Erst sehe ich ihn, und jetzt höre ich ihn auch noch. Mich hat es wohl voll erwischt. "Matthias?" Ich runzle die Stirn. "Was denn?" Ich schaue meine Kollegen an. "Wir waren es nicht. Der da hinter dir will was von dir." Hinter mir? Mir sackt das Blut in die Beine. Langsam drehe ich mich auf dem knarrenden Holzstuhl um und erstarre. "Theo?" Halluziniere ich jetzt schon? "Überraschung!" Ruft ein völlig realer Theo und strahlt mich breit an. Ich stehe ruckartig auf, werfe dabei fast den Stuhl um und gehe auf Theo zu. "Man. Die Überraschung scheint mir wirklich gelungen zu sein", lacht er und macht Anstalten, mich in seine Arme zu ziehen. Ich weiche ihm geschickt aus und deute ihm mir zu folgen. "Du kippst doch jetzt nicht vor lauter Schreck um, oder?" "Nein." Als wir außer Sichtweite meiner Arbeitskollegen sind, greife ich seine Hand und ziehe ihn in mein Hotelzimmer. Erst dort, nachdem ich die Tür geschlossen habe, fällt die Anspannung von mir ab, die mich bei Theos Auftauchen angefallen hatte. "Was machst du hier?!" Ich drehe mich zu Theo, der sich vor mein Bett gestellt hat. "Ich dachte, wenn du schon nicht zu mir kannst, komme ich eben zu dir. Ich hatte mir eh freigenommen. ... Du hättest eben dein Gesicht sehen ..." "Woher weißt du, in welchem Hotel ich wohne?" Höre ich mich gerade so scheiße hysterisch an, wie ich denke? Theos Mundwinkel zucken leicht nach unten. "Von Laurin." Theo kommt auf mich zu, legt seine Arme um mich und ich kann nicht anders, lege meine Stirn gegen seine Brust und umarme ihn ebenfalls. "Ich werde dich auch nicht nerven. Ich bin ganz still und brav. Und wenn du Feierabend hast, dann verwöhne ich dich nach Strich und Faden." Sein Mund legt sich auf meinen Hals und verteilt dort samtweiche Küsse. Hat jemals ein Mann etwas süßeres für mich getan? Nein! Deshalb bringe ich die folgenden Worte fast nicht über die Lippen. "Du musst wieder gehen." Sofort versteift sich Theo in meinen Armen. "Meinst du das Ernst?" "Leider ja." Theo tritt einige Schritte zurück und sieht mich unverständlich an. "Du bist dir schon im klaren, dass ich eben über drei Stunden bis zu dir gefahren bin. Und da schickst du mich gleich wieder weg?!" Ich nicke, unfähig einen Ton herauszubringen. "Schön! Bitte! Dann eben nicht. Und ich dachte, du freust dich." Er läuft an mir vorbei auf die Zimmertür zu. "Theo!" Ich greife nach seinem Hemdzipfel. "Das verstehst du falsch!" "Wie kann man das falsch verstehen?!" Ich kaue auf meiner Unterlippe herum und atme tief ein. "Hier weiß niemand, dass ich schwul bin. Und das soll auch so bleiben. Kannst du das nicht verstehen?" Flehend schaue ich ihm in die Augen. Er muss doch dafür Verständnis haben! "Lass uns nicht jetzt darüber reden." Er fährt sich durch seine Haare. "Hier ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt." "Bitte Theo! Das hat überhaupt nichts mit dir zu tun! Ich freue mich riesig, dass du extra den weiten Weg bis zu mir gefahren bist, aber es ... Es ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt. Ich hätte dir sagen sollen, dass es hier keiner weiß." "Vielleicht. ... Doch jetzt ist es dafür zu spät." Er dreht sich um und öffnet die Tür. "Wir reden, wenn du wieder zurück bist." Damit geht er durch die Tür und schließt sie hinter sich, ohne mich nochmal anzuschauen. Ein bitterer Klos wächst mir im Hals. Am liebsten würde ich ihm nachrennen, bin auch kurz davor zur Tür zu hechten, sie aufzureißen und Theos Namen laut über den Hotelflur zu schreien, doch ich lasse es. Ich bleibe einfach mitten im Zimmer stehen, merke, wie das dunkle Holz der Zimmertür vor meinen Augen verschwimmt und kann nur daran denken, was für ein feiger Idiot ich doch bin. ****** Nicht erschlagen. Bitte! *tief einatme* Ich muss was beichten … Um Spoilergefahr bei 'Barkeeper auf EIS' zu vermeiden, kommt das nächste Kapitel erst in ein, zwei Wochen. Dafür aber beeile ich mich bei BaE. Versprochen! Also bitte nicht hauen! Sonst kann ich ja nix mehr hochladen xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)