Starke Kerle, starke Gefühle von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 23: Kapitel 15 - Starke Familie --------------------------------------- Kapitel 15 - Starke Familie ~Theo~ Ich schiele zu Matthias, der mir gegenüber auf der großen Picknickdecke hockt. Mein armer Schnuckel. Er wirkt nervös und es ist ihm sichtlich unangenehm, dass seine Eltern hier sind. Dabei muss er das gar nicht. Walter und Anita sind richtig nett und unterhalten sich prächtig mit unsren Freunden. Besonders David hat es ihnen angetan. Überraschung! Doch ich bin nicht neidisch oder sauer. Es freut mich sogar, denn David ist meine ganze Familie und man möchte doch mit seiner Familie bei seinen Schwiegereltern gut ankommen. "Und was ist mit euren Eltern? Lernen wir sie auch mal kennen?", fragt Anita interessiert. Überraschung Nummer zwei. Die Frage musste ja irgendwann kommen. Sie schaut erst David dann mich an. "Das wird schwierig", beginne ich leise. "Oh nein! Sind sie etwa ...?" "Nein, nein!", winke ich ab. "Sie sind ..." "Homophobe Schweine!" Alle Köpfe drehen sich zu Benny. "Was denn? So ist es doch! Sie haben ihre eigenen Kinder rausgeworfen, als sie erfahren hatten, dass sie auf Männer stehen. Sowas muss man sich mal vorstellen!" Benny und sein großes Plappermaul! Ich gucke David an, der den Kopf gesenkt hat. "Ganz so dramatisch war es jetzt nicht", übe ich Schadensbegrenzung. "Wir sind freiwillig gegangen." "Pfff!" Benny stochert wütend in seinem Salat herum. "Sie melden sich noch nicht mal bei euch! Als ob ihr andere Menschen wärt, nur weil ihr eben nicht auf Pus... auf Frauen steht, sondern eben auf's eigene Geschlecht." Gut gefangen, der Gute. Das passiert nicht oft. Sonst fließen seine Gedanken geradewegs ungefiltert aus den Mund. "Es ist aber auch nicht leicht zu akzeptieren, wenn der eigene Sohn anders ist", flüstert Anita und streckt sich. "Auch wenn man ihn sehr liebt." Sie schaut Matthi mit einem merkwürdigen Blick an. Und er? Auch seinen Blick kann ich nicht wirklich deuten. Ein Mutter-Sohn Ding, das sich mir seit jeher verschließt. "Anders?" Jetzt mischt sich auch noch Kat ein! "So anders ist das gar nicht. Es gibt mehr von diesen 'Anderen', als Sie vielleicht glauben. Außerdem spielt es doch gar keine Rolle, ob jemand hetero- oder homosexuell ist. Der Mensch zählt doch und ich finde, dass sollte jeder mal vor Augen geführt bekommen. Und falls mein Kind lesbisch oder schwul wird, oder was weiß ich noch alles, dann unterstütze ich es genauso, als ob es 'normal' wäre." Stille. Nur Kat stopft sich nach ihrer applaudier-würdigen Ansprache unbeirrt weiter Kartoffelsalat rein. Dazu noch Würstchen und literweise warmen Kakao. Der Rest von uns, auch Walter und Anita, starren sie an, als wäre sie das siebte Weltwunder. Dabei fällt mir ein ... "Kat?" "Hm?", brummt sie mit vollem Mund, schaut mich aber mit erhobenen Augenbrauen an. "Du hast doch gestern kaum was getrunken, oder?" Überhaupt sieht sie sehr fit aus, im Vergleich zu unsren anderen, unzähligen Katerfrühstück-Quälereien. "Stimmt!", quietscht David. "Ich habe dich kein einziges Mal mit einem Drink in der Hand gesehen!" Kat fällt eine Kartoffelscheibe aus dem Mund, als sie in der Essbewegung innehält und in die Runde starrt. "War dir vorhin nicht auch schlecht?", fragt Jack mit großen Augen. "Scheiße" zischt sie und schmeißt die Gabel auf den Teller. "Ja, Jungs. Ich gebe es zu." Sie ergreift Markus Hand, lächelt ihn an und dann platzt die Bombe, die wir alle schon im Raum haben schweben sehen. "Ich bin schwanger. In der neunten Woche." Wieder Stille. Dann ... "AHHHHHH!!!" David springt auf, wirft dabei das halbe Frühstück um und wirft sich in Kats Arme. "DU BIST SCHWANGER!!!" "Leise David! Ich bin zwar schwanger, aber nicht taub." Kat wird von uns allen umzingelt, breit angestrahlt und teilweise abgeknutscht. Markus darf unzählige Hände schütteln und bekommt wohlwollende Schläge auf die Schulter. "Und wann wolltest du und das sagen?", ranzt David die schwangere Kat an. "In den nächsten Tagen. Wir wissen es ja selbst erst seit drei Tagen." David zappelt auf und ab. Er war schon immer verrückt nach kleinen Kindern. "Wie aufregend! Damit wird unsre kleine Familie immer größer! Erst Matthias, heute Morgen Walter und Anita, und jetzt noch ein kleines Kat&Markus-Baby!" Alle lachen und wir unterhalten uns noch lange. Über Eltern, Babys und Heirat. Markus und Kat wollen unverheiratet bleiben. Vorerst. Natürlich bringt das Thema mit sich, dass David sein Handy herausholt, und Matthias, Walter und Anita die Hochzeitsfotos der Doppelhochzeit von ihm, Jack, Benny und Georg zeigt. Alles in allem ein schöner Vormittag und als Anita Matthias auf das Bein klopft, bin ich mir ziemlich sicher, dass die beiden heute einen neuen Weg eingeschlagen haben. Beneidenswert ... *** ~Matthias~ "Hier ist es richtig schön." Mama blinzelt in die Sonne und genehmigt sich einen weiteren Löffel Eis. "Ja. Wir sind immer gern hier", sagt Theo und winkt die Bedienung heran. Nicht Betty, die sonst hier immer bedient, was mich echt beruhigt, denn ich glaube eine herausgeputzte Transe könnte die Toleranzgrenze meiner Mutter heute doch noch sprengen. "Das war wirklich ein toller Tag. Anders als gedacht, aber schön." Mein Vater trinkt einen Schluck seines alkoholfreien Bieres und prostet mir zu. "Auf deinen Geburtstag und auf deinen Partner und zu guter Letzt auf deine Freunde." Ich lächle meinen Vater dankbar an. "Auf meine starke Familie." "Hört, hört!", kichert Mama und erhebt ihren Eislöffel, da sie kein Getränk vor sich stehen hat. Es ist schon erstaunlich, doch es ist das erste Mal seit Jahren, dass ich mich nicht unwohl und klein in der Gegenwart meiner Mutter fühle. Das mag daran liegen, dass ich wirklich glaube, dass sie mich jetzt akzeptiert. Das ausgerechnet Theo diesen Wandel in ihr bewirkt hat, grenzt echt an ein Wunder. Besser kann ich es nicht beschreiben. Auch die Gespräche beim Katerfrühstück scheinen sie nachdenklich gestimmt zu haben. Insbesondere die von Kat. 'Es ist aber auch nicht leicht zu akzeptieren, wenn der eigene Sohn anders ist.' Immer wieder geht mir dieser Satz durch den Kopf. Empfand sie das wirklich so? All die ganzen Jahre lang? Jedenfalls denke ich, dass ich sie jetzt ein wenig besser verstehe. Und ich denke auch, dass sie mich ein wenig besser verstanden hat. Die ganze Zeit sahen wir uns nur zu feierlichen Anlässen. Geburtstagen, Weihnachten, Ostern. Nie hat sie sich für mein Leben interessiert, das außerhalb meiner Arbeit stattfand. Nie wollte sie meine Freunde kennenlernen, fragte mich nie, ob ich verliebt wäre. Jetzt kennt sie all das, und kann damit umgehen. Meine Mama kennt mich jetzt … Merkwürdiges Gefühl. Nachdem wir alle unsre Gläser und Mama ihren Eisbecher geleert haben, bezahlt Theo die Zeche und zu Fuß marschieren wir vier langsam zu dem Auto meiner Eltern. "Und wir sollen euch wirklich nicht nach Hause fahren?", fragt mich Papa, als wir vor seinem heißgeliebten schwarzen Geländewagen stehen. "Brauchst du nicht. Wir nehmen die Straßenbahn." "Na schön. Wie du meinst." Er gibt mir zwei feste Schläge auf die Schulter und schüttelt meine Hand. Seine Standartverabschiedung. "Wir kommen dich bald mal wieder besuchen." "Gerne", antworte ich und meine es sogar mal ernst. "Oder ihr kommt mal über das Wochenende zu uns! Dann kannst du Theo dein altes Zuhause mal zeigen." Mein Herz macht einen Sprung. Hat sie das gerade wirklich gesagt? "Wirklich Mama?" Ich drehe mich zu ihr herum und schaue auf sie hinab. "Das würdest du wirklich wollen?" "Würde ich", bestätigt sie mir und schlüpft an meine Brust. Sie reicht mir tatsächlich nur bis dahin, weshalb sie fast in meinen Armen verschwindet, als ich sie fest an mich drücke. "Auch wenn ich nicht 'normal' bin?", flüstere ich ihr erstickt zu. Ich muss es jetzt einfach wissen. Sie rückt ein Stück von mir ab und sieht mich lange an. Plötzlich lächelt sie. "Du warst noch nie normal. Es hat gedauert, bis mir das bewusst wurde, aber" sie legt ihre Hand auf meine Wange. Genauso, wie sie es früher immer gemacht hatte, als ich traurig war, oder mir weggetan hatte "ich war schon immer stolz auf dich. Eben weil du anders bist. Weil du mein Sohn bist. Nur diese eine Sache ..." Ihr Lächeln verschwindet für einen Moment. "Und eben weil du was Besonderes bist, hatte ich deshalb sehr große Angst um dich. Es tut mir leid, dass ich dir das nicht immer so zeigen konnte." Stille. Wir schauen uns an. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Dann, nach gefühlten Ewigkeiten, kehrt ihr Lächeln wieder zurück. "Aber jetzt schau dich nur an! Du bist groß und stark und gehst seit langer Zeit schon deinen eigenen Weg. Und du bist nicht mehr alleine." Sie wirft Theo ein herzliches Lächeln zu. In mir rumort es. Nach all den Jahren, in denen wir uns nur oberflächlich miteinander unterhalten haben, ist das jetzt einfach zu viel für mich. Ich will nicht, aber "Wehe! Nicht heulen!" Sie patscht mir auf die Wange. "Große Jungs weinen nicht", droht sie mir gespielt streng, lacht dann aber und windet sich aus meiner Umarmung. Große Jungs weinen nicht. Das hatte sie früher immer gesagt, wenn ich mit meinem Rad wieder einen Salto gedreht hatte. Das dämliche Ding wollte auch nie so wie ich wollte! Mein Theo wird ebenso herzlich verabschiedet wie ich und dann brausen meine Eltern auch schon davon, hupen nochmal und weg sind sie. "Geht's?" Theo legt seinen Arm um meine Schultern. "Ganz ehrlich?" Er nickt. "Nein. Ich bin total runter mit den Nerven. Bis ich diesen Tag hier verarbeitet habe, dauert es bestimmt noch mehrere Tage. Oder Wochen. Oder Jahre." "Dito", murmelt er und legt seinen Kopf gegen meinen. Fragend gucke ich ihn an. "Ich musste andauernd an meine Eltern denken." Natürlich! Warum bin ich nicht selbst drauf gekommen? Ich war so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich gar nicht an meinen Freund gedacht habe! "Geht's?", frage ich ihn nun im Gegenzug. "Es muss. Ändern kann ich sowieso nichts mehr dran." Ich schweige dazu, lege bloß meine Hand auf seinen Rücken und streichle ihn sanft. Ich würde ihm gern so einiges dazu sagen. Das er mit David endlich reden soll. Ob er schon mal versucht hat, seinen leiblichen Vater ausfindig zu machen. Ob er nicht doch nochmal bei seiner Mutter vorbeischauen möchte. Doch ich lasse es. Ich kenne die Antworten auf diese Fragen. Und ich würde sie selbst genauso beantworten. Bis auf eine. Nur das muss er selbst wissen. Irgendwann wird er mit David darüber reden können, das weiß ich. *** ~Theo~ "Möchtest du noch was aus der Küche?" "Nein, danke." Ich brauche eigentlich auch nichts mehr, lösche daher das Licht im Flur und schließe hinter mir die Schlafzimmertür. "Was für ein Tag", wispert mein Schnuckel und kuschelt sich tiefer ins Kissen. "Wie wahr. Aber auch recht angenehm." Matthias lacht. "Dank dir, mein Superschwiegersohn." Ich grinse schief und steige unter die Decke zu meinem Süßen. "Jetzt mal im Ernst. Seit wann kannst du so gut mit ..." "Eltern?" Matthi nickt. "Keine Ahnung! Das kam einfach so. Ich wollte deinen Eltern unbedingt gefallen und ich habe mir überlegt: Was würde Davi tun. Denn der kann mit solchen Situationen super umgehen. Anscheinend hat's funktioniert." "Total! Da siehst du mal wieder, dass du viel mehr mit deinem Bruder gemeinsam hast, als du denkst." Nachdenklich betrachte ich das Gesicht meines Freundes. Hat er recht? Habe ich wirklich so viel gemein mit David? "Guck nicht so. Ich habe dir schon mal gesagt, dass du der wundervollste Mensch bist, denn ich kenne. Jeder hat seine Macken und mit deiner kann ich hervorragend leben." Ich schnaufe skeptisch. "Wirklich?" "Wirklich." Matthi schmust sich an mich ran und küsst mich. "Das du über mich wachst und jedem, der mich schief anstarrt in die Schranken weist. Nur ... Übertreib's bitte damit nicht." Was soll ich denn davon jetzt halten? "Du weißt ja: Alles in Maßen genießen." "Alles?", frage ich dunkel. "Ja. Zu viel ist ungesund." "Auch, wenn wir zu viel davon machen?" Bevor mein Schnuckel reagieren kann, liegt er auch schon unter mir und bekommt von mir die Lippen aufgedrückt. Meine Hand greift in seinen Schritt, sodass er mir in den Mund keucht. Schmunzelnd löse ich unsren Kuss. "Kann man davon auch zu viel haben?" "Nein", haucht er mit ganz gerötetem Gesicht. "Mehr!" Das muss er mir nicht noch einmal sagen! *** ~Matthias~ "Ding Dong!" Ein Lächeln legt sich auf die Lippen meines Gegenübers. "Matthi! Wie schön, dass du dich auch mal blicken lässt!" "Das Gleiche könnte ich zu dir sagen." "Stimmt", Laurin zieht einen Schmollmund. "Aber du weißt ja wie das ist." "Oh ja!", lache ich und betrete Laurins Wohnung. "Wie läuft es bei euch?" Laurin dirigiert mich ins Wohnzimmer. "Super! Vince ist einfach der Traum meiner schlaflosen Nächte!" "Man sieht's", necke ich ihn. "Deine Wangen sehen aus wie frische, junge Rosen und in deinen Augen steigen rote Herzchen auf." "Arsch!" "Hab dich auch lieb." Wir grinsen uns an und setzen uns auf die große Couch. "Mal was von Niels gehört?" Laurin schüttelt den Kopf. "Theo auch nicht." "Das mit Niels hat Vince ziemlich mitgenommen, auch wenn er es nicht zugibt." "Kann ich mir denken." Das war, ist!, auch eine schlimme Sache. "Und sonst so?" "Justin. Er ist unsre nächste Baustelle." "Echt? Was hat er denn?" Laurin beginnt zu erzählen, über diesen Jungen, Ramon, den Justin in Spanien kennen und lieben gelernt hat. Justin wird von Tag zu Tag mürrischer und man sieht ihm an, dass er totalen Liebeskummer hat. "Ramon versucht ihn die ganze Zeit zu erreichen, doch Jus blockt total. Romantische SMS, flehende Bitten, sich doch endlich bei ihm zu melden, gesäuselte Liebesschwüre auf der Mailbox ... Das lässt Jus äußerlich alles kalt. Und das nur, weil Ramon ihn gefragt hat, ob Justin mit ihm ins Restaurant einsteigen will und bei ihm einziehen mag." "Oh je! Und was habt ihr vor." Laurin grinst hinterhältig. "Justin weiß es noch nicht, aber Vince und ich haben Ramon angerufen." "Ach du …!" Das ist mal wieder so typisch für meinen besten Freund! "Ramon will herkommen und Jus überraschen." Na, wenn das mal nicht ins Auge geht! "Dann drücke ich mal die Daumen, dass Justin euch nicht erwürgt." "Warum sollte er? Er liebt Ramon." Manchmal kann Laurin echt naiv sein! "Und wenn Justin euch nicht alles erzählt hat?", frage ich meinen leichtgläubigen Freund. "Wie meinst du das?" "Kann ja sein, dass was Hässliches zwischen den Beiden vorgefallen war, und Justin ihn deshalb nie wieder sehen will. Und das man nach so einer Trennung noch Liebeskummer haben kann, wissen wir beide." Laurin schüttelt entschieden den Kopf. "Nein! Ich habe mir Ramon telefoniert und er hat mir alles erzählt. Justin ist einfach abgehauen, aus einem Grund, den nur er weiß." "Dann will ich das mal glauben." Warum nur habe ich das dumme Gefühl, dass uns diese Geschichte noch verfolgen wird? "Ich wollte dir auch noch etwas erzählen." Ich beuge mich nach vorn und kann es kaum erwarten, meinem besten Freund von all den Neuigkeiten zu berichten, die sich in den paar Tagen ergeben haben. "Ab übernächste Woche arbeite ich wieder hier." "Echt?! Das ist ja toll!" Laurin strahlt mich an. "Auf einer Baustelle?" "Nein. Ich werde Leiter des Großbüros hier in der Stadt. Das heißt: Ich bleibe vorerst für einige Zeit hier." "Wie schön!" Laurin packt mich und knutscht meine Wange feucht. "Und? Wie sehr hat sich Theo darüber gefreut?" "Er weiß es noch nicht." "Was?" "Ich will ihn überraschen." "Ah ja." Laurin grinst wissend. "Sag mir wie es gelaufen ist", gluckst er und zwinkert mir zu. "Mal sehen ... Da ist aber noch was." "Noch mehr?" Ich nicke. "Meine Eltern waren da. Gestern Morgen." "Oh oh." Ein betroffenes Gesicht machend, schmiegt sich Laurin an meine Seite. "Was hat sie gemacht?" "Sie hat mich und Theo eingeladen, sie mal in meinem alten Zuhause zu besuchen." Ratlos mustert mich mein Nebenmann. "Nochmal von Anfang?" "Bitte", haucht er ungläubig. "Theo war wunderbar! Meine Mutter war nach einer holprigen Anlaufzeit total begeistert von ihm. Sie hat Witze mit ihm gemacht!" "Deine Mutter? Witze?" Ich nicke. "Mit Theo?" Erneutes Nicken. "Ha!" "Wir sind dann zusammen mit meinen Eltern zu Kat gefahren, die uns zum Katerfrühstück eingeladen hatte. Und da ... Ach! Kat ist schwanger!" Laurin glotzt wie ein U-Boot auf Tiefgang. "Egal. Jedenfalls haben sich alle super gut verstanden und ich denke, meine Mutter hat es endlich akzeptiert, dass ich schwul bin", schließe ich meine Erzählung. "Wir waren noch Eisessen", füge ich noch hinzu. "Wow!" Laurin drückt mich an sich. "Das freut mich für dich." Ich lächle Laurin an, und lege meinen Kopf auf seine Schulter. "Das kommt mir irgendwie bekannt vor. So haben wir schon lange nicht mehr zusammen gesessen" schmunzelt er nach einigen Minuten des Schweigens. "Kann sein." Vor nicht allzu langer Zeit haben wir auch so eng beieinander gesessen. Laurin hatte mir gerade von seiner Rettung erzählt. Von seinem Retter mit den eisblauen Augen. Vince. "Es hat sich ganz schön was verändert seitdem, was?" "Und wie! Zum Glück, kann ich da nur zu sagen." Oh, wie wahr! Innerhalb weniger Wochen haben wir zwei die Liebe unseres Lebens gefunden und führen ein fast komplett anderes Leben. Und dennoch ist es irgendwie das Selbe. Nur viel, viel besser! *** Eine Woche später ~Theo~ Traurig starre ich auf die Uhr. Gleich sechzehn Uhr. "Schnuckel?" Es brummt leise neben mir. "Du musst bald wieder los." Wieder brummt es. Seufzend drücke ich meine Nase in Matthis Haar. Es duftet so gut! Nach Shampoo und nach seinem ganz eigenen Geruch. Ich will ihn nicht gehen lassen! Ich würde jetzt so gern noch etwas bei ihm liegen bleiben, nachdem wir uns so sehr im Bett verausgabt hatten. Würde uns dann ein Bad einlassen, oder mit ihm unter die Dusche schlüpfen, und dann schnell was für uns Kochen, oder was bestellen. Mit ihm in Ruhe essen, danach zusammen mit ihm einen Film anschauen, ihn dann ins Schlafzimmer tragen und an seiner Seite einschlafen. Das klingt so einfach, so verlockend harmlos, dennoch geht es nicht. Matthias Atmen, der meine Brust streift, wird immer ruhiger. "Nicht einschlafen Matthi. Du musst los. Sonst kommst du erst mitten in der Nacht in Darmstadt an." Es tut weh, aber ich richte mich auf und wische mit meinen Fingern über seine Stirn. "Matthi ... Schnuckel ..." "Will schlafen", seufzt er bloß. "Du musst zur Arbeit." Zu deiner dämlichen Arbeit, die uns wieder für mindestens fünf Tage trennen wird. Für fünf Tage und fünf Nächte. Und falls er erst am Samstag nach Hause kann, kommt nochmal ein Tag und eine Nacht dazu. Das wäre dann 144 Stunden. Mit denen, die heute noch dazukommen wären das schon 152 Stunden. Ich hasse es! Ich beuge mich hinab und lege meinen Mund auf seinen. Gleichzeitig halte ich seine Nase zu. So muss er aufwachen! Tatsächlich strampelt er auch gleich los und setzt sich sauer auf. "Hey!" "Du musst duschen und dein Zeug packen, Mister." Hoffentlich kommt die Info jetzt bei ihm an. "Willst du mich loshaben?!" "Was? Nein! Aber du musst los!" Rafft er es nicht? "Du musst auf Arbeit", erkläre ich daher nochmal. "Aber erst morgen frühü!", trällert er im gleichen Singsang zurück. "Und? Fährst du also erst morgen früh los?" "Genau das habe ich vor", erwidert er schnippisch und landet wieder auf der Matratze. Ich weiß mich nicht mehr zu helfen und glotze auf Matthi hinab, der in aller Seelenruhe wieder die Augen geschlossen hat, und ... grinst! "Matthi? Was geht hier vor?", frage ich. Sein Grinsen wird breiter. "Matthi! Verflucht noch mal! Rede schon!" Seine Lider heben sich wieder an und funkeln mir frech entgegen. Prompt habe ich die dumpfe Gewissheit, dass ich irgendwas noch nicht mitbekommen habe. "Was ziehst du hier für 'ne Nummer ab? Antworte!" Es fällt mir echt schwer ernst zu bleiben, denn ich ahne es. Oder ich erhoffe es mir, trifft es wohl eher. "Ich fahre erst morgen früh auf die Arbeit und dann ..." Sein Zeigefinger tippt in meinen Bauchnabel. Ich platze gleich vor Spannung. "Dann arbeite ich bis so um siebzehn Uhr und mache dann Feierabend und ..." "WAS UND?!" Das ist ja nicht zum aushalten! "Und dann setzte ich mich ins Auto und fahre nach Hause." "Nach Hause?!" "Jepp. Oder zu dir. Was dir lieber ist." "Du veräppelst mich!" Falls er das tut, dann ... "Warum sollte ich dir so einen bösen Streich spielen?" Matthias setzt sich auf und blickt mir in die Augen. "Ich hab 'ne neue Stelle. Ich arbeite jetzt im Hauptbüro meiner Firma, dessen Sitz hier in der Stadt ist und ... AHHH!" Genug der Erklärungen! Ich werfe mich auf Matthias, schiebe diesem lachenden und schreienden Bündel die Zunge in den Hals und begrabe ihn unter mir. "Theoooo!", gluckst er und legt seine Hände auf meine Schultern. "Nicht so stürmisch." Er lächelt mich an und leckt sich über die Lippen, während ich ihm dabei wie hypnotisiert zuschaue. "Du gehst nie wieder nach Darmstadt?" "Nie wieder. Es sei denn, wir wollen mal einen Ausflug dorthin machen." "Und du wirst auch nicht einfach in eine andere Stadt gerufen, um dort die Woche über zu arbeiten?" "Nein. Das passiert nicht mehr." "Und das sagst du mir erst jetzt?" "Ja. Überraschung", flüstert er und zieht mich wieder zu sich. "Du hast mich jetzt Tag und Nacht am Hals. Also, wenn wir nicht am arbeiten sind ..." "Ich liebe dich!" Matthias stockt schüttelt leicht den Kopf. "Ich dich auch, mein Hase. Und wenn du magst, darfst du das jetzt auch jede Nacht tun." Meine Haut kribbelt. Mein Herz zieht sich heftig zusammen und donnert mit einer Wucht gegen meine Rippen, dass es mich schwindeln lässt. Mein Schnuckel bleibt bei mir! Nie wieder Skypen! Nie wieder die Nacht alleine verbringen, während man weiß, dass der Andere ebenso allein weit, weit entfernt in einem Hotelbett liegt! "Baden oder duschen?", frage ich ihn hektisch. "Was?" "Baden oder duschen?" "Ähm ... Duschen?" "Kochen oder was Bestellen?" "Bestellen ..." Ich fange an zu lachen, als ich Matthis leicht ratlosen Blick sehe. "Also schön. Aber vorher ..." Ich reise die Bettdecke nach hinten und rutsche zwischen Matthias Beine. "Vorher feiern wir deinen Jobwechsel ..." ~Matthias~ Ich weiß zwar nicht, was seine Fragen zu bedeuten haben, aber das ist mir gerade auch völlig schnuppe. Denn das, was Theo gerade mit mir anstellt, lässt alles andere in den Hintergrund rücken. "Ohh! ... Theo!" Ich glaube, die Überraschung hat eingeschlagen wie eine Bombe! Eine ziemlich heiße, feuchte Bombe ... ****** Ich glaube es gerade nicht, aber ich bin tatsächlich fertig! Seit ich mit 'Barkeeper auf Eis' angefangen habe, scheint es ewig gedauert zu haben, bis ich das hier fertig hatte, obwohl mir 'Starke Kerle, starke Gefühle' ziemlich fix von der Hand ging. Ich freue mich richtig! Und noch mehr freue ich mich, dass Theo und Matthi noch ein paar Gastauftritte in anderen Storys von mir bekommen werden. Einige davon habe ich schon angefangen. Haltet also nach ihnen Ausschau, wenn sie euch auch so sehr ans Herz gewachsen sind wie mir! ;-) Tja, und was soll ich sagen? Ich habe auch noch ein Bonuskapitel für euch, das ihr in Kürze hier noch finden werdet. Also bis dann! Und danke, dass ihr bis zum Schluss mit meinen beiden starken Kerlen mitgefiebert habt! Eure Fara P.S.: Bald gibt's eine kleine Fortsetzung hierzu. Ihr dürft euch also schon mal darauf freuen. ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)