Tale as Old as Time von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Prinz Adam --------------------- Juni (Jahr, in dem der Fluch gebrochen wurde) - Prinz Adam Schon vor dem Morgengrauen war Adam aufgewacht und auf den großen Balkon vor seinem Schlafzimmer getreten, um den Sonnenaufgang zu bewundern. Es würde mal wieder ein anstrengender Tag werden. So wie eigentlich jeder Tag in den vergangenen Monaten. Seit Belle den Fluch gebrochen hatte, hatte sich sein Leben um 180 Grad gewendet. Nach jahrelangem Einsiedlerleben als fürchterliches Biest war er nun wieder der Herrscher über ein ganzes Königreich. Ein Reich, welches sich nun vor ihm erstreckte. Er mochte den Ausblick von den Türmen seines Schlosses. Endlich war der düstere und dunkle Wald verschwunden und die Ländereien erstrahlten wieder in den herrlichsten Farben. Von der aufgehenden Sonne war alles in ein leuchtendes Gold getaucht. Da seine Untertanen ihn nur als eingebildeten und egoistischen Jüngling kannten, war es nun seine Aufgabe ihn zu zeigen, dass er sich verändert hatte, dass aus ihm ein ehrwürdiger Regent geworden war. Zum Glück erinnerte sich niemand an seine Zeit als Biest. Bis auf die Schlossbewohner hatte sonst niemand eine klare Erinnerung von seinem Dasein als Tier. Trotzdem musste der leichte Schatten, der über allen Erinnerungen noch hing, erst einmal beseitigt werden. Und nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten war es nun Adams Aufgabe stets und ständig präsent zu sein. Ein Gefühl von Sicherheit vermitteln und einen Ausblick auf eine rosige Zukunft bieten waren seine Prioritäten. Und diese Verantwortung nahm er nicht auf die leichte Schulter. Die Ansicht seiner Berater, dass dieses Bild nur von ihrem Prinzen selber, und sonst niemandem, vermittelt werden konnte, teilte er jedoch nicht. Es war ihm nicht erlaubt, sich mit Belle in der Öffentlichkeit zu zeigen. Nach Adams Meinung eine völlig unsinnige Idee. Wie konnte er seinen Untertanen denn besser zeigen, dass er sich verändert hatte und optimistisch in die Zukunft blickte, als mit der Frau an seiner Seite, die diese Veränderung bewirkt hatte? Doch jedes Mal, wenn Adam diesen Einwand vorbrachte, wurde er sofort unterbrochen. Es war zum Verzweifeln. Seine ständigen Ausflüge und öffentlichen Auftritte nahmen so viel Zeit in Anspruch, dass er Belle kaum noch sah. Mit einem kleinen Seufzer stieß Adam sich von der Brüstung ab und ging zurück in sein Zimmer, um sich für den Tag fertig zu machen. Das war zum Beispiel eines der Dinge in seinem Leben, wo er keine Ahnung hatte wie er sie angehen sollte. Er und Belle schliefen in getrennten Zimmern. Nachdem durch den Kuss wahrer Liebe der Fluch gebrochen war, standen die Dinge zwischen ihnen irgendwie still. Natürlich wusste Adam, dass Belle ihn aus tiefstem Herzen liebte. Sonst wäre sie nicht zu ihm zurück gekehrt und er wäre auf ewig in seiner tierischen Gestalt geblieben. Und dass er diese Liebe auch erwiderte, stand völlig außer Frage, aber nach diesem schicksalhaften Abend hatten weder Belle noch Adam es ein zweites Mal über die Lippen gebracht. Sie liebten sich. Es auszusprechen traute sich jedoch keiner von beiden. Wie jeden Tag frühstückte er mit Belle und sie unterhielten sich über oberflächliche Dinge: was für den Tag geplant war oder welche Neuigkeiten es von den Schlossbewohnern gab. Adam vermisste jedoch die wirklichen Gespräche mit Belle und er hatte das Gefühl, dass irgendetwas zwischen ihnen stand. Etwas das verhinderte, dass sie zu dem zurück kehrten, was sie zu Beginn hatten. Eine wirkliche Beziehung. Er vermisste die Zeiten, in denen er und Belle den ganzen Tag zusammen verbracht hatten. Beim Gehen gab Adam ihr jedes Mal einen flüchtigen Abschiedskuss. Und auch wenn er wusste, dass diese Küsse alles andere als leidenschaftlich waren, wollte er nicht darauf verzichten. Das Kribbeln auf seinen Lippen war einfach ein zu schönes Gefühl. Auch jetzt als er in der Kutsche saß und auf dem Weg zum Wochenmarkt war, spürte er es noch. Natürlich hatte er den traurigen Blick in Belles Augen bemerkt und sich vorgenommen ihr eine kleine Überraschung vom Markt mitzubringen. Stunden später saß Adam wieder in der Kutsche und war auf dem Weg zurück ins Schloss. Neben sich hatte er tatsächlich ein Geschenk für Belle liegen. Er hoffte, ihr damit eines ihrer atemberaubenden Lächeln zu entlocken. Nachdem er jeden einzelnen Stand auf dem Markt betrachtet, mit den Verkäufern geredet und die eine oder andere Spezialität probiert hatte, war er noch einmal zu einem kleinen Stand zurück gegangen und hatte es gekauft. Es war schon früher Nachmittag als sie das Tor zum Schloss passierten. Mit seinem Mitbringsel beladen machte sich Adam auf die Suche nach Belle und ging auf dem kürzesten Weg in die Bibliothek. Er wäre stark verwundert, wenn er sie dort nicht finden würde. Belle verbrachte jede freie Minute in diesem Raum. Meistens von riesigen Stapeln von Büchern umgeben und die Nase tief in den Seiten eines Bandes versunken. So auch heute. Die Beine untergeschlagen saß sie auf der ausladenden Couch vor dem Kamin, der aber Dank der sommerlichen Temperaturen nicht gebraucht wurde. Belle war in einer völlig anderen Welt gefangen und hörte nicht, dass Adam den Raum betrat. Das gab ihm die Möglichkeit, sie einfach nur zu beobachten. Wieder einmal konnte er nicht ganz begreifen, welches Glück er hatte. Nie hätte er damit gerechnet, jemanden wie sie in seinem Leben zu haben. Aber allen Widrigkeiten zum Trotz war sie hier, direkt vor ihm. Adam räusperte sich leise, etwas das er vor ein paar Wochen noch nicht einmal gekonnt hatte. Als Belle ihren Kopf hob und ein Lächeln sich auf ihrem Gesicht ausbreitete, spürte Adam mal wieder dieses leichte Ziehen in der Magengegend. Es war alles andere als unangenehm und er ging schnellen Schrittes auf sie zu. „Ich hoffe ich störe dich nicht.“ Wie an all den Tagen zuvor lag eine beachtliche Anzahl von Büchern auf dem Boden zerstreut und es sah aus, als ob Belle krampfhaft nach etwas suchte. Adam ließ sich dennoch neben Belle auf das Sofa fallen und holte den kleinen Samtbeutel aus der Tasche seiner Uniform. „Ich habe dir eine Kleinigkeit mitgebracht.“ Jetzt, wo er Belle den Beutel überreichte, war er sich seiner Sache nicht mehr so sicher. Würde es ihr überhaupt gefallen? An dem Marktstand hatte eine alte Frau handgemachten Schmuck verkauft. Das schlichte Armband mit dem Rosenanhänger war Adam sofort ins Auge gestochen und Belle war ihm wie so oft durch den Kopf gewandert. „Ich musste an dich denken und dachte du würdest dich vielleicht darüber freuen.“, murmelte er etwas unsicher vor sich hin. Schmuck war nun wirklich nicht sein Fachgebiet und Adam hoffte inständig, dass es Belle gefiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)