Das Tier in mir von _Natsumi_Ann_ (Love is a suicide {Fem!SasuIta}) ================================================================================ Kapitel 1: ~ Flucht ~ --------------------- Es fing alles an als sie zum ersten Mal in diese blutroten Augen geblickt hatte. Voller Gier, Zorn, Hass … und dennoch hatte sie auch diese grenzenlose Verzweiflung gesehen, die sonst keiner je wahrgenommen hatte. ___________________________________________________________ Es ist das Tier in mir! Es weckt die Gier nach dir! Hab dich zum Fressen gern! Kannst du mein Verlangen spür'n? ___________________________________________________________ Ihr Herz klopfte bis hinein zu ihrem Kopf, das Blut in ihren Adern kochte und ihr Atem war schneller als je sonst zu Lebzeiten. Irgendetwas war hinter ihr her, sie wusste nicht was es war, eine Art Tier, größer als jedes andere Tier, was sie jemals gesehen hatte in jenem Wald, wo sie oftmals in der Woche spazieren gegangen war. Woher war es nur gekommen? Der Wald schien so leer und verlassen, so trüb und karg als hätte diese Bestie alles Leben aus ihm gezogen. Sasuke war nie ein Feigling gewesen, sie stellte sich jeder Aufgabe, jedem Feind, doch diesmal hatte ihr Instinkt die Oberhand gewonnen. Ihr Bauchgefühl kannte nur eine Wahl ‘Lauf, so schnell du kannst, … wenn du es noch kannst.‘ Ihre Beine wurden von Sekunde zu Sekunde schwerer, ihre Hände hielten mühevoll den Kimono, den sie trug fest, damit sie Beinfreiheit zum Rennen hatte. Immer wieder drehte sie sich leicht um, nur um festzustellen, dass dieses Monster anscheinend nicht aufgab. Es jagte sie, sie war in sein neues Revier eingedrungen und dafür musste sie bezahlen. Sie wollte noch nicht streben, es gab noch so viel wofür es sich zu leben lohnte, so viel was sie noch erleben wollte… doch das Schlimmste würde sein keinen Abschied von ihrer Familie nehmen zu können. Noch einmal nahm die Schwarzhaarige alle Kraft zusammen und lief so schnell davon, wie ihre Füße sie nie zuvor getragen hatten. Doch es reichte nicht. Unerwartet blieb ein Teil ihres Kimonos an einem Ast stecken, erschrocken versuchte sie daran zu reißen, sie musste sich befreien, doch gerade als Sasuke es halbwegs geschafft hatte, lief ein Schauer über ihren Rücken. Ein grimmiges Hecheln und Knurren war deutlich hinter ihrem Rücken zu hören. Wagemutig drehte sie sich um. Ein paar Meter von ihr entfernt stand es. Das Ungeheuer, blutverschmiert, mit fletschenden Zähnen und Augen, welche sie noch nie gesehen hatte. Giftgrün, doch in ihnen schimmerte ein Hauch von roter Lava. Einige Sekunden geschah nichts, die zwei Wesen sahen sich stillschweigend an, doch als die junge Frau zwei Schritte nach hinten setze, stolperte sie plötzlich und fiel nach hinten, aus dem Augenwinkel konnte sie noch erkennen wie das Tier Anlauf zum Sprung nahm, auf sie zu. Ihr Kopf knallte heftig auf den Grund des Waldbodens auf, fast auf einen Stein. Ihr Kopf brummte, ihr Kreislauf versagte. Mit verschwommenem Blick erkannte sie wie es sich zu ihr runter beugte, heißer streng riechender Speichel tropfte auf ihr Gesicht. Leicht verzog sie das Gesicht und kniff die Augen zusammen. Es war zu spät, sie war hilflos ausgeliefert, sie sah alles nur noch verschwommen, ihr Körper zitterte vor Schwäche, und ihre Gelenke demonstrierten sich zu erheben. Mit letzter Kraft wisperte sie ein unverständliches Wort, wieso gerade dieses wusste sie nicht, doch ihr letzter Gedanke, galte jenem, den sie schon fast in Vergessenheit gewogen hatte, ... und dennoch war er so präsent in ihrem Kopf. “Itachi…“ Dunkle Wolken und finstere Gedanken, Die Vollmondnacht zerbricht meine Schranken. In mir kommt die Gier auf Getier, dass ich massakrier. Spür diese Lust auf Blut jetzt und hier. Tief in der Nacht die funkelnden Sterne. Ein süßer Geruch zieht mich in die Ferne. Aber Acht, wenn ganz sacht in der Nacht meine Glut entfacht und der Jäger in mir erwacht! Sie war noch nicht tot. Ihre linke Hand zuckte als sie langsam wieder zur Besinnung kam. Noch immer konnte sie kaum etwas erkennen als sie leicht blinzelte. „Wo bin ich…?“ Ein leiser Laut, der kläglich im Raum verstummte. Sie spürte eine Hand, die sich auf ihre Stirn legte, ein ihr angenehmer Duft streifte ihre Nase, ein menschlicher. Er kam ihr bekannt vor. Wieder versuchte sie ihre Augen zu öffnen. Dichtes, schwarzes Haar kitzelte ihre Wange, zwei rote Augen sahen sie untersuchend an. Ihr Herz stoppte für einen kurzen Moment als sich ihre Blicke fest für eine Millisekunde trafen. Es war fast so als würde ihr schlecht werden, doch auf positive Art und Weise. War das etwa ihr Retter gewesen? Es musste so sein … die Stärke in seinen Augen hatte sie gleich erkannt. Der wundervolle Fremde, von dem ihre Mutter immer gesprochen hatte, war er nun endlich da? Ihr Prinz, ihr Befreier, ihr Sinn des Lebens. Der Schock, Fieberwahnsinn, ganz sicher. Wie fühlte sich Liebe auf den ersten Blick an? Waren es die tausend Schmetterlinge, die durch die Magen flogen, oder das Gefühl von Schwerelosigkeit? All das hatte sie sich immer gefragt, doch nie hatte sie eine Antwort darauf bekommen. Denn wem hätte sie schon glauben schenken können? Ihren Eltern, die nie wirklich über so etwas sprachen, nur in verschlüsselten Worten, die niemand verstand, oder ihren angeblichen Freundinnen, die sich Hals über Kopf in jeden jungen Mann, der ins Dorf kam und halbwegs gut aussah, verguckten? Sasuke streckte sich unbewusst nach vorne, ihre Hände legten sich auf die Brust ihres Gegenübers, ihre zierlichen Finger krallten sich in sein Oberteil, sie zog sich an ihm hoch, sackte sogleich wieder fast nach hinten, hätte der Mann sie nicht rasch gepackt und festgehalten. Ihr Kopf klatschte gegen seine Schulter, sie versuchte sich zu fangen, aber der Schwindel wollte einfach nicht aufhören. „Schlaf“, wisperte ihr vermeintlicher ‚Retter‘ mit einem Hauch in ihr Ohr. Eine Gänsehaut überkam sie. Dann spürte sie wie er sie zurück nach unten drückte und zwei Finger auf ihre Stirn setze. Diese Geste kam ihr durchaus bekannt vor, doch in ihrem Rausch an Übelkeit, Schwindel und Gefühlen konnte sie diese nicht einordnen. Ob diese eine besondere Technik war, um jemanden außer Gefecht zu setzen? Doch zum Weiterdenken kam sie nicht. Ihre Augenlider wurden schwer und schwerer, bis sie schließlich ganz zu fielen. „Wer ein hübsches Mädchen zu hüten hat, muss einen leichten Schlaf haben.“ . . . Vogelgezwitscher. Wenige Sonnenstrahlen streiften ihr Gesicht, ein leichter Windzug streifte ihre Wange. Sasuke zuckte leicht auf und rieb sich die Augen. Ihr Kopf schmerzte noch etwas, einige Bilder von gestern kamen im ihr hoch. Die Bestie, ihre Flucht durch den Wald und dieser Mann … Fast stoppte ihr Herzschlag erneut als sie wieder an ihn dachte. Rasch hatte sie sich aufgerichtet und sah sich um, er war nicht mehr hier … oder? Sie starrte auf kahle, graue Wände, Gestein anscheinend. Es war ziemlich dunkel, nur etwas Licht, das genau auf sie schneite, gelang durch eine Öffnung, eine Art Fenster in den Raum. Ihre Augen folgten der tristen Wand weiter, doch sie entdeckte nichts. Nicht mal eine Tür … Nicht mal eine Tür! Ihre Augen wurden größer, sie schaffte es auf die Beine und lief zu der Wand, tastete mit ihren Händen ob sich etwas im Verborgenen befand. Doch da war nichts, rein gar nichts. Ihre Pupillen wurden kleiner, wie sollte sie hier jemals wieder rauskommen? Hatte man sie gefangen genommen? Sie schritt zu dem ‚Fenster‘, welches weder Gitter noch sonstigem Schutz erlegen war, vielleicht konnte sie dort hinausgelangen. Doch als sie ihr Ziel erreichte und hinaus sah, stockte ihr der Atem. Sie blickte in die Tiefe, in eine Tiefe, die grenzenlos war. Wer hier springen würde, würde in den Tod springen. Deswegen keine Gitter … Leicht lugte sie nach rechts und links. Fast sah dies aus wie eine alte Burg oder ein Turm, indem sie sich befand. Sacht sackte das Mädchen zusammen, ein seltsames Gefühl durchzog ihren Körper. Natürlich fragte sie sich als erstes, ob sie ihre Familie jemals wieder sehen würde. Doch sie war sich nicht sicher, ob sie dies wirklich wollte. Sie hätte sich selbst geohrfeigt und ausgepeitscht für diesen Gedanken, doch für eine Millisekunde war er vorhanden. Zurück zu dem Vater, der lieber einen Sohn gehabt hätte und sie dies auch jeden Tag spüren ließ? Zurück zu der zwar warmherzigen Mutter, die jedoch nichts Gravierendes tat, damit ihr Mann aufhörte an etwas zu hängen, was nicht existierte? Die grenzenlose Stille, die jeden Tag am Esstisch aufkam, wenn ihre Eltern leicht zu dem leeren Platz neben Sasuke sahen. Sie wünschten sich sicher, sie wäre damals verschwunden, nicht er … Mit ihren damaligen vier Jahren hatte sie kaum noch Erinnerungen an ihr altes Familienmitglied oder die Zeit, die sie zu viert verbracht hatten. Man erinnerte sich meist erst im Alter von sechs Jahren an etwas zurück, davor verschwamm alles, in dem unbeugsamen Gehirn eines Kleinkindes … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)