Mauerblume von SkyFisher (oder: Wie es kommt, dass Außenseiter die Schule erobern) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kapitel 1 Es war ein gereizter Donnerstagmorgen in der Highschool Gogyō. Der erste Tag eines neuen Schuljahres und für Alle begann der Lernhorror von Neuem, den sie in den Sommerferien achtlos und erschöpft hinter sich lassen konnten. Wiedereinmal kamen Schüler in die Stufen hinein, in denen es vor ziemlich wichtigen, angeblich zukunftsprägenden Prüfungen nur so wimmelte, weswegen ihre Stimmung weit unterhalb des Glatteises lag. Denn nun mussten sie noch mehr Denkstoff in ihr von Musiklyrics überfülltes Gehirn stopfen und sich sogar auf den Unterricht konzentrieren. Denn viele Lehrer erwähnten kaum etwas darüber, was im Test vorkommen wird, deshalb musste man sich leider so ziemlich jedes Wort in die Wissenshalle eingravieren. Da halfen auch keine Neonfarbenen, kleinen Klebezettelchen mehr. Insgesamt befand sich der Gemütszustand der Menschen in diesem Gebäude in einer neuen Eiszeit. Das einzig Gute daran war, dass man seine Freunde wiedersehen konnte. Dies ließ zumindest Einigen wieder ein kleines Lächeln auf den Lippen erscheinen und überall, wo man nur hinsah, standen kleine Grüppchen von zwei bis drei Personen bis hin zu gigantischen Cliquen. Manche, insbesondere die Mädchen, schmachteten ihren Schwarm hinterher, während Andere auf die Barrikaden gingen und Besitzansprüche hinaus kreischten, die aber meist in dem Getümmel kläglich untergingen. So war es eben, wenn man von der Mehrheit als gut aussehend befunden wurde und einem die ganzen positiven Charaktereigenschaften förmlich zugeschmissen bekam, ohne dass man sie unter Beweis hätte stellen müssen. Somit wurde man eben schnell beliebt, allerdings dachten dann Welche tatsächlich, sie wären so, wie ihre Fans sie in ihren Anbetungen immer beschrieben und mussten sich nicht mehr bemühen, bei Anderen gut anzukommen. Sie hatten es wirklich gut. Jeder beachtete sie sofort und wollte mit ihnen befreundet oder zusammen sein. Nur ob sie es wahrhaftig wollten und an der Person selbst interessiert waren und nicht an ihrem sozialen Status, was ihnen durchaus Vorteile bringen würde, bezweifelte Riri. Riri Chinmoku war ein Mädchen, dass von einer in der Ecke stehenden Bank die anderen Schüler beobachtete. Sie studierte ihr Verhalten. Leise, unbemerkt. So als würde sie gar nicht da sein. Dieses lächerliche Verhalten um Beliebtheit zu erringen, ließ sie unmerklich schmunzeln. Es klingelte zur ersten Stunde und Alle begaben sich zu ihren neuen Räumen. Unbemerkt, ja fast schon für Andere unsichtbar betrat sie den Raum und setzte sich. Zu ihrem Glück war noch ein mittlerer Platz am Fenster frei. Schön am Rand sitzend und nicht in dem Knäuel aus wild unterhaltenden Mitschülern verstrickt sein. Nach wenigen Augenblicken betrat der Lehrer den Raum. Schleichend breitete sich die Stille aus, wurde selten gestört von unwichtigem Geflüster. Riri befand sich in einem neutralen Zustand. Weder gab es gute, noch gab es schlechte Gefühle in ihrem Inneren und wenn doch, dann spürte sie sie einfach nicht. Diese Ruhe war ihr Freund. Schon seit Anfang ihrer Schulkarriere in dieser Einrichtung. Aber ein einsam machender Freund. Der Lehrer ging behutsam die Namensliste durch: „Aburame Shino.“ Besagter hob die Hand, was der Lehrer nach seinem umher suchenden Blick zur Kenntnis nahm und machte weiter: „Akimichi Choji.“- „Hier!“- „Chinmoku Riri.“ Auch sie hob schweigend die Hand und drehte danach sofort den Kopf zur Seite, da manch Andere sie anstarrten, was ihr ziemlich unangenehm war. Die Stunde zog sich hin. Bisher wollte der Lehrer es locker angehen und hat erst mal Alle gefragt, was sie denn in den Ferien gemacht hätten. Zum Ende hin konnte er dennoch ein wenig in den bevorstehenden Unterrichtsstoff einsteigen, was bei der Motivation am Morgen des ersten Schultages nach den Ferien nur schwer zu schaffen war. Die nächste Stunde bahnte sich an und Riri bewegte sich geschmeidig eilig, wie vom nicht vorhandenen Wind getragen zu ihrem nächsten Kurs. Auf dem Weg dorthin wurde sie von keiner Menschenseele beachtet, augenscheinlich gar nicht wahrgenommen. Selbst der neue, junge Hausmeister hatte sie erst dann bemerkt, als sie schon längst um die nächste Ecke gebogen war und dachte sich, er hätte sich das einfach nur eingebildet. Sie ging den Leuten aus dem Weg. Sie wollte niemanden anrempeln und so in eine peinliche Situation kommen, wo sie vielleicht sogar mit dem Angerempelten in ein unangenehmes Gespräch verwickelt werden könnte. In solchen spontanen Dingen war sie einfach nicht gut. Die Angst, man könnte negativ auf sie aufmerksam werden, war einfach viel zu groß. Denn sie wusste durch ihre Beobachtungen der beliebten Mädchen und Jungen, dass diese gerne welche runter machten, um sich vor den Anderen aufzuplustern und auch ihre eigene Angst, vor der angeblich ansteigenden Unbeliebtheit zu vergessen. In der nächsten Stunde lief alles nach dem vorigen Schema ab. Nur dieses Mal drehte sich niemand zu ihr, als ihr Name gesagt wurde. Die Schüler hatten es wohl eher als ein komischen Huster oder Räusperer wahrgenommen, was ihr ganz recht war. Sie mochte es nicht, angestarrt zu werden. Da hatte sie immer das Gefühl irgendwas tun zu müssen, was die Sympathien der Anderen auf sie ziehen könnte. Doch wusste sie immer wieder beim besten Willen nicht, was genau sie machen sollte. Deshalb ließ sie es lieber bleiben, anstatt sich lächerlich zu machen. Wie bereits erwartet machten sie auch diese Stunde kein Unterricht. Konnte man auch gut verstehen. Der Urlaub beider Parteien, also die der Schüler und der Lehrer, hatte bis zum heutigen Tag geendet und jeder musste sich zu dieser Schule schleppen, weshalb es jedem nicht gepasst hätte, hätten die Lehrer sofort mit dem Unterricht angefangen. Erlösend für fast Alle war die Klingel. Diese läutete nun die lang ersehnte große Pause ein, wobei ganze Schülerschaaren aus den Zimmern stürmten und sofort auf die Kantine zusteuerten, um sich sowohl etwas neben den, von Mutter gepackten, Essen noch etwas zu holen und natürlich um sitzen zu können. Einige Wenige hingegen gingen nach draußen an ein friedliches Plätzchen oder spazierten herum, während sie sich unterhielten. Die Chinmoku setzte sich auf eine einsame Bank, direkt unter einem Baum und packte ihr kleines Lunchpaket aus. Ihre braunen Haare wurden leicht vom Wind bewegt und einzelne Sonnenflecken ließen es an manchen Stellen funkeln. Wie abwesend aß sie ihr Brot und sah sich um. Die Natur konnte wunderschön sein. Der Anblick dieser Szenerie verleitete sie beinahe dazu, diese auf eine Leinwand zu bringen. Wären nur diese hässlichen, kahlen Betonböden nicht, nur damit Leute, die sich zu fein für Mutter Natur sind, sich auch hier draußen langweilen können. Da musste sie direkt an einen Vorfall denken. Vor über einem Jahr kurz vor den Sommerferien hatte eine Abschlusskandidatin aus lauter Spaß und Heiterkeit in eine kleine Schnapsflasche etwas Stoff gesteckt, ihn angezündet und in das kleine Stück Natur geworfen. Sekunden später kam ein lauter Knall gefolgt von um sich reißenden Feuer, welches die Pflanzen erbarmungslos angriff. Von deren Seite kamen zuerst Schreie aufgrund der Explosion und dann ein wenig Gelächter, was aber größten Teils von ihr selber kam. Bald darauf kamen die Lehrer an und zogen sie zum Direktor. Natürlich bekam sie eine Strafe, aber der Abschluss war dennoch gültig. Die Spuren, die auf diese Tat hinwiesen, waren noch genau zu erkennen. Die Stelle der Explosion war kahl, der Baum nah daneben hatte nun graue, bröckelige Rinde, da sie zu Holzkohle verschmort war. Einfach grauenhaft, wie sie fand. Sie sah kurz auf ihre Uhr und aß noch rasch ihr Frühstück auf, ehe sie zusammenpackte und sich auf den Weg machte. Wenig später betrat sie den viel volleren Teil des Schulhofes. Denn dort befanden sich einige Gruppentische, die bis zum Überquellen besetzt waren, Automaten mit Snacks und Kaffee und natürlich die Stammplätze der beliebteren Schüler. Genau diese wurden gerade kreischend belagert von vielen 'unsterblich verliebten' Mädchen, die sie aber scheinbar gekonnt ignorierten. Einerseits könnte man denken, dass der Ruhm ihnen zu Kopf gestiegen war und sie sich nicht mehr mit dem 'einfachen Volk' abgeben wollten. Andererseits ließ sie das niveauvoller erscheinen, da sie die naiven Mädchen nicht ausnutzten oder ihnen absichtlich falsche Hoffnungen machten, sondern ihnen von vorneherein zeigten, dass sie kein Interesse an ihnen hatten. Es war ehrlich, aber schon schmerzhaft. Zumindest stellte Riri sich das so vor. Manche Mädchen schienen jedoch wirklich in eine Art Trance gefallen zu sein, da sie diese indirekte Abweisung wohl nicht wahrnahmen und mit Manche waren eigentlich fast alle Schülerinnen gemeint. Riri schritt unbemerkt durch die kichernde Menge ins Gebäude, wo sie leichten Fußes durch die Gänge streifte und möglichst allen auswich und auch zu niemanden Augenkontakt aufbaute. An ihrem Spind angekommen, packte sie ihre unnötigen Sachen hinein und kramte geräuschlos die benötigten Dinge in ihre schlichte Braunledertasche, die sie einfach um ihre Schulter hängte und losging. Exakt zum Stundenklingeln betrat sie den Raum als eine der Ersten und sicherte sich wie sooft einen einsam wirkenden Platz am Fenster, durch das sie hinaus starrte. Die Schülerschaft, die ebenfalls in den Raum trat, blendete sie mitsamt der restlichen Umgebung vollkommen aus, bis die Lehrerin eintrat und der Unterricht begann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)