Ein Leben in London von Gepo (Fortsetzung von "Eine Nacht in Bangkok" (ABGESCHLOSSEN!)) ================================================================================ Kapitel 8: Ginny ---------------- Angst. Welch ein gruseliges, abscheuliches und angsteinflößendes Wort. Angst zu zeigen hieß Schwäche zu zeigen. Das hatte man ihn sein Leben lang gelehrt. Wer Angst zeigte, der war unterlegen. Wer Angst zeigte, der hatte bereits verloren. Nur was, wenn Angst der einzige Weg war? Wenn man seine Angst entweder zeigte, indem man sich in sich selbst zurück zog und sich verletzten ließ oder indem man seine Angst als Waffe nach außen richtete und andere verletzte? Er hatte sein Leben lang noch nichts anderes gesehen. Er wusste nicht, wie man trotz Angst ruhig weiter machen konnte. Er wusste nicht, wie er sich davor schützen konnte, von Angst überwältigt zu werden außer indem er seine Angst als Gewalt gegen andere richtete. Wie machte Harry das? Er war in einem fremden Land, wo er die Zeichen nicht lesen konnte, die Sprache der meisten nicht sprach, keinen Menschen wirklich kannte und nicht wusste, was aus seiner Zukunft werden sollte. Er war allein zwischen Fremden in einem Land, wo alles unbekannt war. Und trotzdem machte er lächelnd seinen Alltag. Woher nahm er den Mut, all das so durchzustehen? Was war der Unterschied zwischen ihnen? Harry hatte sein Leben lang Gewalt erfahren. Er war in die Prostitution verkauft worden. Warum konnte er scheinen, während Severus noch immer durch die Schatten watete? Was machte ihn so anders? Was machte Harry so perfekt im Vergleich zu ihm? Severus wünschte, er könnte ihm diese Frage stellen, aber er würde sich nur lächerlich machen. Harry würde ihn wahrscheinlich nicht auslachen, aber … vielleicht würde er verwundert blinzeln. Oder lächeln. Vielleicht ihn sogar belächeln. Nein, es war besser, wenn er nicht fragte. Wie sollte Harry auch schon auf so etwas antworten? Er warf dem Jungen einen weiteren langen Blick zu. An was mochte er wohl denken, während er über seinen Übungen saß? Nur an Buchstaben, Laute und Klänge? Oder zermarterte er sich die Gedanken genau wie Severus über irgendetwas? Vielleicht dachte er an die Dinge, die er vermisste? Vielleicht dachte er, es wäre besser gewesen, wäre er in Thai- er sah auf. Severus ließ sofort den Blick zurück auf sein Buch fallen. Nicht schnell genug, ihre Augen waren kurz aufeinander gerichtet gewesen. Er spürte Hitze auf seinen Wangen, doch war sich sicher, dass sie nicht errötet waren. Er war noch nie rot geworden. Er war sich sicher, er war nie … aber wer wusste schon, was sein Körper nun tat? Er wandte den Kopf von Harry ab, auch wenn dort nur der Bezugsstoff des Sessels war. Er zählte innerlich bis zehn, bevor er es wagte, wieder zu Harry zu sehen. Dieser hatte sich entgegen Severus Erwartung nicht wieder seinen Büchern zugewandt. Ihre Blicke trafen sich erneut und hielten einander diesmal. Auf Harrys Lippen breitete sich ein Lächeln aus. Severus senkte schnell den Kopf und sah auf sein Buch. Er war sicher, dass seine Wangen brannten. Und er war nicht mehr sicher, ob sie es nicht zeigten. „Guten Morgen, Chef“ Seine Sekretärin lächelte ihn an. „Guten Morgen“ Er nahm ihr den Kaffeebecher ab und zog ihn gierig an sich. „Was sind die schlechten Nachrichten des Tages?“ Sie kicherte kurz und legte den Ordner mit seiner heutigen Arbeit vor ihn, bevor sie sagte: „Es gäbe da wirklich etwas. Mister Johnson möchte Sie sehen.“ „Welcher der vielen?“ Er hob eine Augenbraue. „Der Chef-Chef Johnson“ Sie nickte in Richtung des Büros des ältesten Johnson-Sohns, der mittlerweile die Kanzlei führte. „Ich glaube, es geht nochmal um die zwei Tage, die Sie noch in Thailand waren.“ „Hat er sich noch nicht ausreichend ausgeschrien?“ Severus seufzte in den Kaffee, den er vor seine Lippen hielt. Es machte ihm nicht viel, wenn der Chef sein doch erstaunliches Temperament an ihm ausließ, er stand darüber. Trotzdem war das verlorene Zeit und er hasste es, nicht produktiv zu sein. „Sie haben den zehn Uhr Termin bei ihm.“ „Welch Ehre“ Severus schnaubte. „Seine wichtigste Tageszeit, nur um mich nochmal zusammen zu stauchen?“ „Vielleicht will er ja auch etwas anderes besprechen“ Lydia zuckte mit den Schultern. „Denken Sie an Ihre Telefonkonferenz um neun Uhr.“ „Ja, Chef“ Severus lächelte sie über den Rand seiner Tasse an. Sie zwinkerte nur und verließ das Büro lächelnd. „Snape“ Johnson nickte und erhob sich. Die Hand schüttelte er ihm trotzdem nur über den breiten Tisch hinweg. „Nehmen Sie Platz.“ Oh, ein Sitz war ihm beim letzten mal nicht angeboten worden. Anscheinend hatte der Chef sich beruhigt. Vielleicht. Man wusste nie bei diesem Mann. Ein Anti-Aggressions-Training würde ihn sicherlich auch nicht schaden. „Ich setze dem Gespräch gleich voraus, dass ich noch immer wütend bin über Ihre unerlaubte Abwesenheit“ Welch Überraschung. „Ihre Sekretärin hat mir die Situation jedoch erklärt und ich bin geneigt, noch mal ein Auge zuzudrücken“ Severus Augenbraue hob sich. Was hatte Lydia wohl erzählt? „Ich brauche Sie zurück im Feld. Die wenigsten hier haben Ihre Expertise und nachdem die letzten zwei Auslandskonferenzen in den Sand gesetzt worden, bin ich nicht bereit zu weiteren Experimenten. Ich gebe Ihnen die Fälle von Fudge, Kalebirth und noch einen von Bell.“ Johnson schob ihm einen Stapel von Akten herüber – die einzigen auf seinem Schreibtisch – mit einem mahnenden Blick. Severus unterdrückte das Lächeln. Johnson mochte gut darin sein, verärgert auszusehen, aber man erkannte die Verzweiflung hinter seinen Worten. Seine jüngeren Kollegen hatten anscheinend mehrere wichtige Kunden verärgert und Johnson konnte nicht anders als einen seiner besten zu schicken, um das wieder auszubügeln. Wie angenehm einer der besten zu sein. Mit aller Ruhe der Welt blätterte Severus durch die Akten und las dabei eigentlich nur, wen diese Idioten verärgert hatten. Industrial Illusions … da hatten sie wirklich einen großen Fisch in einen Hai verwandelt. „Ich soll nach Amerika?“, fragte Severus nach einigen weiteren Momenten nach, die er nur für den Effekt genommen hatte. „In zwei Wochen. Ich wollte sie für eine Woche schicken, aber ihre Sekretärin sagte mir, ich könne sie nur von Donnerstag bis Dienstag schicken“ Johnson sah aus, als wolle er am liebsten deshalb explodieren, aber sie beide wussten, dass er im Endeffekt bettelte. „Enttäuschen Sie mich nicht, Snape.“ „Ich werde versuchen, die verbrannte Erde wieder in fruchtbares Land zu verwandeln“ Er nickte. „Bitte teilen Sie meiner Sekretärin die genauen Daten mit, damit sie sich um die Details kümmern kann.“ Johnson nickte und bewegte eine Hand, als wollte er eine Fliege vertreiben. Severus nahm es als Zeichen zu gehen und erhob sich. Sein Chef fügte jedoch noch hinzu: „Sollten Sie Ihren Sohn mitnehmen wollen, fliegt er auf Ihre Kosten, Snape. Das sind keine Geschäftsausgaben.“ Severus warf dem Mann einen vernichtenden Blick zu, der diesen nach einem Moment schlucken ließ. Erst danach drehte er sich um und verließ das Büro. Harry füllte ihm einen Auflauf auf, der vor Käse nur so triefte. Severus fragte sich wirklich, wo er das Rezept her haben könnte. Hatte es irgendjemanden mit italienischen Wurzeln in diesem Kurs gegeben? Er schnupperte daran und wusste nicht ganz, ob er sich vor dem Fettanteil des Gerichtes gruseln sollte oder nicht. Egal wie, das Gericht versprach wahrlich eine Menge. Er nahm den ersten Bissen und hatte das Gefühl, der Geschmack würde auf seiner Zunge schmelzen. Göttlich – das war das einzig passende Wort dafür. „Das ist exzellent“, lobte Severus, nachdem er im Kopf aus allen möglichen Komplimenten das für ihn als am meisten passendste ausgewählt hatte. „Danke“ Harrys Gesicht leuchtete fast, so sehr schien die Freude aus ihm. „Ich habe die Frau Lehrerin nach einem guten Rezept gefragt.“ „Steht denn wieder etwas an? Hast du einen Wunsch?“, sprach Severus seine Ahnung aus. „Was? Nein … also … na ja“ Ein Rotschimmer legte sich auf Harrys Wangen. „Deswegen habe ich nicht nach Rezepten gefragt. Ich wollte dir eine Freude machen. Aber nachdem ich gefragt hatte, hat sie mich zum Essen eingeladen.“ Severus ging im Kopf durch, ob es von der Zeit her sein könnte, dass sie schon zum Essen gegangen waren, aber wahrscheinlich meinte Harry eine noch in der Zukunft liegende Einladung. Ob er wohl wieder mit sollte? „Sie meinte, sie könnte mich nach dem Kurs mal mitnehmen und du könntest mich abends abholen. Wenn das für dich in Ordnung ist.“ „Natürlich“, bestätigte Severus gleich. Nur weil er ein Misanthrop war, musste Harry ja nicht auch einer werden. Und diese Professorin schien eine bodenständige, engagierte Frau. Severus sah kein Problem darin, wenn Harry mal einen Abend in einer echten Familie verbrachte. Das Schlimmste, was kommen könnte, war schließlich, dass man ihm Harry wegnahm. Und er ahnte, dass das für Harry nicht das Schlimmste wäre sondern nur für ihn. Obwohl er selbst da nicht vollständig sicher war. Er mochte Harry, aber … er wusste nicht, ob das hier gut war. Ohne Harry hätte er kein Problem mit seinen Aggressionen. Ohne Harry müsste er sich nicht mit … Dingen … auseinander setzen. „Sag mir einfach vorher, welchen Tag ihr gewählt habt und wie ihre Adresse ist. Sie hat ja meine Nummer, um mich anzurufen … nein, zur Sicherheit schreibe ich sie dir besser nochmal auf“ Und er sollte Harry ein Handy besorgen. „Diesmal habe ich auch eine Anfrage.“ Harry sah interessiert auf und lächelte, als erwarte er etwas Schönes. „Ich soll in drei Wochen für ein paar Tage nach Amerika für die Arbeit. Schaffst du es allein hier im Haus oder soll ich dich mitnehmen?“ Vielleicht konnte Harry auch bei Professor Granger-Weasley unterkommen. Wenn sie ihn nehmen würde. Wahrscheinlich war das zu früh. Zu Hangs Mutter wollte er Harry ehrlich gesagt nicht geben, so lange Harry nicht besser Englisch konnte. Das am Montag war sicherlich aus sozialen Gründen wichtig gewesen, aber man konnte nicht davon sprechen, dass die Kursteilnehmer auch nur im Ansatz Englisch beherrschten. Harry sah nachdenklich in Richtung des Kühlschranks. Von dort aus senkte sich sein Blick, schlich über den Boden, das Tischbein hinauf zu seinem Teller, bevor er vorsichtig aufsah und unsicher fragte: „Dürfte ich … mitkommen?“ „Wenn du möchtest. Ich werde aber keine Zeit für dich haben. Arbeit beginnt dort morgens und geht bis tief in die Nacht. Und jeder Tag wird mit Arbeit gefüllt sein. Du musst dich dort selbst beschäftigen“ Nicht, dass er hier viel Beschäftigung bot. Außer dem gemeinsamen Abendessen und der Massage, die mittlerweile allabendlich war, verbrachten sie zwar Zeit im selben Raum, aber hatten weiter nichts miteinander zu tun. „Wenn du das kannst, kann ich dich mitnehmen.“ „Danke“ Harry lächelte breit. „Werden wir in einem Hotel wohnen? Darf ich das Hotelzimmer verlassen und mich umsehen?“ „Wenn du auch wieder zurück findest. Ich kann dich nicht suchen, wenn du verloren gehst“ Hatte der Junge Erfahrungen damit, eingesperrt zu werden? Nun, im Bordell war er wahrscheinlich eingesperrt gewesen. Es war wahrscheinlich schlecht für Harry, aber Severus war ganz froh, dass er für jede Kleinigkeit nachfragte. Ein Junge, der extreme Angst vor Bestrafungen hatte und daher vorsichtig war, war einfacher als durchschnittliche Menschen. Und Harry war ein ganz dankbarer Junge. Er war einfach zufrieden zu stellen. Er nahm jedes bisschen Zeit, Aufmerksamkeit und Zuneigung als Geschenk statt Ansprüche zu stellen. Severus merkte, dass er sich Harry gegenüber langsam etwas entspannen konnte. „Guten Morgen“ Lydia lächelte mit echter Freude im Gesicht, als wäre er ein für sie erfreulicher Anblick. „Was hat ihr Sohn bezüglich der Geschäftsreise gesagt?“ „Er kommt mit“ Severus nahm den Kaffee entgegen, sog den Geruch auf und stellte ihn zum Kühlen zur Seite. „Buchen Sie bitte für ihn mit.“ „Donnerstag Morgen bis Dienstag Abend ist für sie eine akzeptable Reisezeit?“ Er nickte nur. „Welches Hotelarrangement soll ich treffen?“ Eine gute Frage. Zwei Hotelzimmer? Ein Doppelzimmer? Eine Suite? Er entschied: „Versuchen Sie zwei getrennte Schlafzimmer in einem Raumkomplex zu erhalten, bitte. Alternativ zwei getrennte Betten in einem Doppelzimmer. Ich möchte Harry nicht in einem eigenen Hotelzimmer sehen.“ „Soll ich den Sprachkurs über die Abwesenheit informieren oder rufen Sie selbst an?“, fragte Lydia und notierte bereits seine Wünsche. Hatte er schonmal erwähnt, dass er ihre Effizienz zu schätzen wusste? „Ich rufe selbst an. Ich wollte mit Misses Professor Granger-Weasley noch ein paar Worte wechseln.“ Bezüglich der Einladung an Harry, fügte er im Stillen dazu. „Außerdem hat ein Charlie Weasley angerufen“ Sie sah vorsichtig auf. Severus Gesichtszüge verhärteten sich. „Er sagte nicht, wer er genau ist und was er möchte, aber ich solle Ihnen seine Nummer mit einer Bitte um Rückruf geben.“ Wenigstens hatte er den Ansatz von Intelligenz gezeigt, vor seiner Sekretärin nicht auszuplaudern, wer er war. Nur was könnte er wollen? Wollte er Severus sagen, dass er nicht mehr am Kurs teilnehmen konnte aufgrund von persönlicher Befangenheit des Therapeuten? In dem Fall könnte er auch gleich eine sinnvollere Zeitplanung für die Geschäftsreise angeben. „Warten Sie mit den Buchungen, bis ich ihn erreicht habe“, teilte er Lydia mit und nahm seine Arbeitsmappe und den Zettel mit der Nummer entgegen. Lydia betrachtete ihn sehr genau auf der Suche nach dem Hinweis, um was es hier gehen könnte. Er überlegte kurz, ihr einen Hinweis zu geben, aber entschied sich dagegen. Sie blieb seine Sekretärin und damit seine Angestellte, egal, wie sympathisch sie ihm bisweilen war. Würde er sie einst kündigen müssen, könnte das umschlagen. Es war besser, wenn sie nicht zu viel von ihm wusste. Es reichte, dass sie vom Zentrum und seiner Therapie wusste. Im Endeffekt verließ sie den Raum, sodass er den Hörer aufnehmen konnte. Die Nummer war eine Festnetznummer, von der Severus zutiefst hoffte, dass sie ein Arbeitsanschluss und keine Privatnummer war. Er tippte und wartete ab. Es dauerte vier Klingeltöne, bevor abgenommen wurde. Charlie schien weder neben dem Hörer ausgeharrt zu haben noch war er weit weg gewesen. Dieser meldete sich ganz professionell: „Charlie Weasley von Zentrum für Aggressionsbewältigung am Apparat, was kann ich für Sie tun?“ „Snape hier“, kürzte Severus seine Vorstellung ab, „ich sollte zurückrufen.“ „Oh“ Charlies Stimme schlug in etwas weicheres, persönlicheres um. „Danke für den Rückruf. Ich war nicht sicher … ich wusste nicht, wie ich Sie erreichen kann, da keine Nummer hinterlegt war.“ „Mister Lupin hat meine Handynummer“ Severus ließ eine Pause. „Sie scheinen ihn nicht danach gefragt zu haben.“ „Uhm … habe ich nicht“ Charlie schluckte. „Ich hoffe, ich habe Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereitet.“ „Außer, dass meine Sekretärin nun vermutet, dass ich einen geheimen Liebhaber habe, haben sie nichts verbrochen“ Severus Stimme war eisig. Er wollte dergleichen nicht wirklich, aber es war eine automatische Reaktion. Schließlich wusste er immer noch nicht, was Charlie wollte. „Was ist denn so dringlich?“ „Nun … ich … ich wollte mich entschuldigen“ Die Worte schienen dem anderen wahrlich nur zäh über die Lippen zu kommen. „Für Mittwoch Abend. Ich dachte, ich würde nur eine unschuldige Nachfrage stellen. Mir war selbst nicht klar, was dahinter steckte, dass ich … Sie haben ganz richtig erkannt, dass das ein Flirtversuch war. Das habe ich selbst erst verstanden, nachdem Sie mich zurecht gewiesen haben. Damit hatten Sie natürlich völlig recht.“ Severus hob eine Augenbraue, obwohl er natürlich wusste, dass Charlie das am Telefon nicht sehen konnte. Die Überraschung darüber, dass jemand sein barsches Verhalten als richtig und angebracht ansah, war allerdings groß genug dafür. „Ich habe gar nicht viel darüber nachgedacht, außer dass ich Ihre Persönlichkeit faszinierend finde. Aber das ist kein Grund, mich unprofessionell zu verhalten. Ich wollte Sie bitten, mir zu verzeihen und trotz meines Fehltritts weiter zur Gruppe zu kommen. Ich werde mein Bestes geben, so etwas nicht nochmal vorkommen zu lassen.“ „Sie verschwenden erstaunlich viele Gedanken an mich“ Es war das einzige, was Severus spontan auf diese Worte einfiel. „Ich habe bereits Schwierigkeiten, mich zu erinnern, wann ich das letzte mal eine Entschuldigung erhalten habe, geschweige denn über so eine nichtige Sache.“ „Ich war nicht sicher, ob sie mir mein Verhalten vielleicht übel nehmen. Wie Sie wissen, reagieren die meisten bei uns nicht unbedingt … typisch. Ich wollte nur sicher gehen … ich wollte nicht, dass Sie wegen mir die Gruppe abbrechen.“ „Oder sicher gehen, dass ich keine schlechte Meinung von Ihnen habe“ Severus erkannte sich selbst in dem erbärmlichen Gestammel am Ende der Leitung wieder. Ängstlich hoffend, dass man noch gemocht wurde, dass die eigenen Gefühle erwidert werden könnten – die Hoffnung darauf hatte er zu spät aufgegeben, an dem Punkt war er oft genug verletzt worden. Charlie seufzte tief und murmelte: „Das war wieder unprofessionell, oder?“ „Zutiefst“ Dennoch regte sich in Severus ein Funken von Mitleid. Nicht genug, um danach zu handeln jedoch. „Bis nächsten Mittwoch. Ich erwarte, dass Sie sich bis dahin fangen.“ „Es tut mir Leid“ Charlie klang, als wäre das ein Schlag in die Magengrube gewesen. „Vielen Dank, dass Sie mir eine zw- dritte Chance geben.“ Severus überlegte, Charlie einen Satz zur Beruhigung zu geben, allerdings fiel ihm nichts dergleichen an. Er wusste nicht, wie man Leuten freundlich einen Korb gab. Er hatte seine stets sehr schmerzhaft erhalten. Demnach legte er einfach auf, bevor er es noch schlimmer machte und erhob sich, um bei Lydia die Reisetermine zu bestätigen. Severus war nicht nervös. Er mochte zwar dieselbe Seite zum nunmehr siebzehnten mal lesen, aber er weigerte sich anzuerkennen, dass das eine Bedeutung hatte. Es war gerade mal acht Uhr abends. Harry würde schon jeden Moment anrufen. Es half wenig, dass er sich das bereits seit sechs Uhr sagte. Es half auch nicht, dass das Telefon mittlerweile neben ihm lag und alle paar Sekunden von tödlichen Blicken durchbohrt wurde. Warum hatte Harry noch nicht angerufen? Wie lang konnte es denn dauern, eine Mahlzeit zu sich zu nehmen? Natürlich ging es hierbei um die Kommunikation und diese ging über das Essen hinaus, aber … vielleicht ging Harry seiner Lehrerin ja auf die Nerven. Vielleicht merkte er das nur nicht. Sie konnte ihn ja nicht freiwillig so lange behalten. Vielleicht hatte sie seine Nummer verlegt. Vielleicht hatte sie sie in eine Kartei geschrieben, die an ihrem Arbeitsplatz lag. Und Harry hatte bestimmt den Zettel mit der Nummer verschlampt. Vielleicht hatte er sich auch verschrieben. Und bei der Anmeldung eine Zahl undeutlich geschrieben. Seine Nummer stand schließlich nicht im Telefonbuch und war bei keiner Auskunft einsehbar. Vielleicht versuchten sie ihn schon die ganze Zeit zu erreichen, aber kamen nicht durch. Vielleicht war auch das Telefonnetz zusammen gebrochen. Ein kaputtes Kabel, eine kaputte Leitstelle … Severus überprüfte, ob sein Funktelefon genug Strom und eine Verbindung zum Verteiler hatte. Von seiner Seite war alles in Ordnung. Vielleicht ging es Harry auch nicht gut. Vielleicht hatten sie ihn ins Krankenhaus gebracht. Vielleicht hatten die Ärzte vergessen ihn zu informieren. Oder sie hatten die Granger-Weasleys für Harrys Eltern gehalten. Vielleicht hatte die Professorin Harry auch zum Jugendamt geschleppt. Oder zum rechtsmedizinischen Institut für einen Vaterschaftstest. Das wäre zwar illegal, aber mit den richtigen Verbindungen kam man an alles, was man haben wollte. Vielleicht war sie auch bei der Polizei und zeigte ihn an. Vielleicht war sie auch gar kein netter Mensch und hatte Harry entführt. Severus wusste schließlich nicht einmal, wo sie wohnte. Was, wenn sie plante, Harry einfach zu behalten und von ihm fern zu halten? Wenn er doch nur endlich anrufen würde. Acht Uhr und vier Minuten. Wie lange wollte er denn noch dort bleiben? Irgendwann war doch der Bogen der Höflichkeit überspannt. Und was, wenn sie anrufen würden, um zu sagen, dass Harry dort übernachtete? Was, wenn er entschied nicht zurück zu kommen? Was waren das eigentlich alles für Gedanken? Er hatte mit Ausnahme der Ehe-Episode sein ganzes Leben lang allein gewohnt. Seit er von seinem Elternhaus weg war, hatte es für ihn nur die Einsamkeit seiner vier Wände gegeben. Wie hatte Harry sich da so schnell rein fressen können, dass er das Gefühl hatte, ohne Harry nicht auskommen zu können? Er wusste schon, dass er es konnte, aber … es war halt Harry. Genauer konnte er sich das nicht mal in der Stille seiner eigenen Gedanken erklären. Harry war Harry. Mit einem Seufzen schloss Severus die Lider. In was hatte er sich hier nur verrannt? Wie hatte er einem Wildfremden – einem Kind – sein Herz öffnen können? Wie hatte er sich so in Gefahr bringen können? War er denn endgültig von allen guten Geistern verlassen? Im selben Moment dieses Gedankens schreckte er zusammen, da ein lauter Ton erklang. Erst nach einem Moment der Besinnung konnte er ihn dem neben sich liegenden Telefon zuordnen. Er nahm es auf, drückte die Anrufannahme und hob das Gerät mit einem tiefen Durchatmen zu seinem Ohr. „Hallo?“, fragte Harry vorsichtig. „Guten Abend“ Severus sackte beinahe in sich zusammen. „Am Telefon meldet man sich mit Namen, Harry.“ „Oh … hier ist Harry“ Die Stimme des anderen nahm Sicherheit auf. „Kannst du mich hören?“ „Klar und deutlich“ Severus runzelte kurz die Stirn. „Ist das das erste mal, dass du telefonierst?“ „Ja?“ Aus der Stimme des anderen war ein Lächeln heraus zu hören. „Wie funktioniert das, dass ich dich hören kann?“ „Das erkläre ich dir wann anders“ Severus seufzte. „Soll ich dich abholen kommen?“ „Ja, bitte“ Allgemein schien er fröhlich. Wahrscheinlich war es ein schöner Abend gewesen. Severus gab es das Gefühl, schlecht und unwert zu sein. „Danke für das Abholen.“ „Wie ist denn die genaue Adresse des Hauses, in dem du bist?“, fragte Severus nach. „Ich weiß nicht“ Unsicherheit schlich sich wieder ein. „Soll ich dir die Lehrerin geben?“ „Ja, bitte“ Severus schloss die Lider, legte das Buch weg und lehnte sich zurück. „Guten Abend, Granger-Weasley am Apparat“ Sie sprach natürlich Englisch. „Guten Abend, Misses Professor Granger-Weasley. Ich wollte Sie nach der Adresse Ihres Hauses fragen, damit ich Harry abholen kann. Ich hoffe, er hat Sie nicht belästigt?“ „Keineswegs, Harry ist ein wunderbarer Junge“ Ja, dergleichen dachte er auch. „Es war uns eine Freude, ihn bei uns zu haben. Ich habe ihn auch direkt für das Ende der Woche nochmal eingeladen, wenn das für Sie in Ordnung ist.“ War es nicht. Absolut nicht. Sie sollte die Finger von seinem Harry lassen. Severus atmete tief durch und erwiderte: „Wenn er das möchte, geht das für mich in Ordnung.“ Sie danke ihm überschwänglich, gab ihm noch ihre Adresse und verabschiedete sich nach allen Regeln der Höflichkeit. Severus stellte sich vor, ihr den Hals umdrehen zu können. Der Mittwoch Abend war diesmal inhaltlich spannender als die male zuvor. Es waren alle – sogar Draco und Barty – da und arbeiteten mit. Und erneut wurde deutlich, wie wenig des Wissens, das Severus als selbstverständlich sah, in dieser Gruppe bekannt war. Es ging ausschließlich um die Grundregeln des sozialen Miteinanders. Wie man einen Menschen grüßte, wofür man die Worte Danke und Bitte benutzte, welche Fragen man Fremden/Freunden/dem Partner stellen konnte und welche vor allem nicht. Was man den einzelnen Gruppen erzählen konnte und was als sozial unangemessene Themen galt. Wann man Menschen anrufen oder besuchen konnte und welche Uhrzeiten unpassend waren. In welchem Situationen man sich trotzdem melden konnte und wie man vorher klären konnte, was der andere für okay und nicht okay hielt. Wie viel Abstand man den sozialen Regeln nach zu einem Menschen zu halten hatte und was mehr und weniger Abstand bewirkte. Severus hatte all diese Dinge als Kind und Jugendlicher gelernt, manche allerdings auch erst als Student. Andere hatten soziale Regeln stets intuitiv verinnerlicht, während er sie erst hatte sehen und verstehen müssen, bevor er sich das Verhalten antrainieren konnte. Somit war er stets etwas langsamer als andere gewesen, was ihn bei seinen Mitmenschen nie hatte beliebt werden lassen. Spannend allerdings waren vor allem die anderen um ihn herum. Interessanterweise waren dieser James und Sirius diejenigen, die solche Regeln noch am meisten beherrschten. Die anderen drei – besonders Barty – hatten wahrlich kaum einen Schimmer, was als okay und als nicht okay galt. So langsam begann Severus verstehen, was ihm seine Aggressionen und auch seine Migräne einbrachte. Er musste sich diese sozialen Reaktionen abverlangen, sie kamen nicht natürlich. Er musste sich stets intellektuell daran erinnern, diese oder jene Reaktion zu geben. Und ganz wie auch Charlie erkannt hatte, fehlte den anderen der Gruppe der Intellekt für solche Reaktionen, sodass sie in einem durch bei anderen Menschen aneckten. Das Anecken und die daraus entstehende Ablehnung stressten und aus Stress heraus wurde man aggressiv, um die Ablehnung durch Einschüchterung zu beenden. Dass einen das im Endeffekt noch mehr isolierte und vereinsamen ließ, machte die Sache nur schlimmer. Aggressionen waren ein Teufelskreis und die meisten hier waren sehr viel tiefer in diesem Kreislauf als Severus. Seine Intelligenz hatte ihn vor den schlimmsten Auswirkungen bewahrt. Und aus irgendeinem Grund schien das Charlie genug zu faszinieren, dass dieser über sein grässliches Äußeres hinweg sah und an dem Menschen darunter interessiert war. Zum Glück war es in dieser Runde angemessen, den Gruppenleiter stets im Blick zu haben, sodass er Charlie in aller Muße mustern konnte. Severus hatte sein Leben lang von so einem Menschen geträumt. Jemand, der nicht all seine sozialen Schwächen sah sondern die Dinge bewunderte, die er schon erlernt hatte und konnte. Jemand, der gleichzeitig allerdings gleich viel oder mehr konnte und nicht auf Severus Fähigkeiten angewiesen war. Jemand, der in sich selbst stabil war und Severus trotzdem brauchte. Einfach als Mensch, als Wesen, das da war. Ohne dass Severus dabei mehr tun musste als er konnte. Sein Traum stand vor ihm und Severus merkte, dass ihm der Gedanke, sich auf die fleischgewordene Gestalt seiner Träume seit er das Konzept einer Beziehung verstanden hatte einzulassen, zu viel Angst machte. Denn was für einen Grund hätte ein Mensch wie Charlie langfristig an ihm interessiert zu sein? Was sollte ein junger, attraktiver Mann mit einer festen Arbeit, sozialer Kompetenz und sicherlich einer intakten Familie und einem Freundeskreis von einem Misanthropen wie ihm wollen? Da war vielleicht Faszination und kurzes Interesse, aber für mehr als einen One-Night-Stand würde das niemals reichen. Und doch – was wäre, wenn? Das mit Harry war ein flüchtiger Traum. Mit den Granger-Weasleys hatte er einen Vergleich, was sein könnte. Eine echte Familie, Liebe, Freunde … all das konnte Severus nicht bieten: Seine Familie war tot, seine Zuneigung machte ihm jetzt schon Angst, obwohl er sie nicht einmal als Liebe bezeichnen konnte, Freunde hatte er nicht. Auch von Harrys Seite war es nur eine Mischung von Faszination, Dankbarkeit und Abhängigkeit. Das hatte keine Zukunft. Charlie könnte eine Zukunft sein, aber ehrlich gesagt bezweifelte Severus auch das. Das könnte vielleicht ein paar Wochen halten, aber nicht viel mehr. Es war besser, Charlie gleich nein zu sagen. Es ersparte ihm den Schmerz, es später durchleben zu müssen, wenn er noch tiefer in der ganzen Sache drin war. Aber was wäre, wenn es doch halten könnte? Severus spürte den sehnsüchtigen Blick in seinem Rücken, als er den Raum verließ. Charlie hatte sich wirklich die komplette Stunde nichts anmerken lassen. Und Severus hatte als erster nach Schluss den Raum verlassen, um ihnen auch keine Chance zu lassen. Aber was wäre, wenn er geblieben wäre? Was hätte alles geschehen können? Severus legte ihm seine Stirn auf das Lenkrad und gab sich einen Moment des Selbsthasses für seine Feigheit. Severus atmete tief durch, bevor er die Klingel betätigte, unter der in geschwungener Hand die Gravur „Granger-Weasley“ stand. Er hatte das Klingelschild schon beim letzten mal bewundert. Und auch die Klingel. Es war kein einfacher Knopf, es war eine Klingel in Form eines alten Türklopfers, der beim Aufprall mit einem elektrischen Signal das Klingelgeräusch auslöste. An sein schlichtes Haus würde es nicht passen, aber diese Familie wohnte in einem Gebäude aus dunklem Stein, das mit seinem einen Turm mit Turmerker mittelalterlich anmutete. Er spürte eine gewisse Eifersucht, auch wenn er wusste, dass die Familie sich das Haus nur leisten konnte, da viele Verwandte des Mannes mit im Haus lebten und Miete zahlten. So viel hatte die Frau Professorin ihm erzählt, als er beim letzten Besuch ihr Heim komplimentierte. Diesmal hatten sie eine feste Abholzeit ausgemacht. So viel hatte er seinen eigenen Ängsten zugestehen müssen. So etwas wie am Montag würde er auf Dauer nicht durchstehen. Ein fester Zeitpunkt war fraglos besser für seine Nerven. Auch wenn dieses frohe, glückliche, mit Lachen gefüllte Haus zu betreten ein einziger Schlag ins Gesicht war und seinen Nerven auch nicht gerade Beruhigung gab. Wie auch beim letzten mal öffnete die Frau Professorin und begrüßte ihn mit einem breiten Lächeln. Er wusste nicht, ob sie erstaunlich gut schauspielern konnte oder wirklich irgendetwas Erfreuliches an seiner Ankunft fand, aber es wirkte stets echt. Sie führte ihn in ein riesiges Wohnzimmer mit mehreren Couchen, wo immer jemand zu sein schien. Beim letzten mal war ihm ein älterer Bruder des Mannes namens Percy vorgestellt worden, der dort ein Buch gelesen hatte. Dieses mal saß Harry einem jungen Mädchen gegenüber, deren Namen Severus sogar in seinem Gedächtnis fand. Ginny hieß sie. Sie war auch letzte Woche Montag bei dem Kurstreffen gewesen. Eine kleine Schwester des Mannes, wenn er sich recht entsann. Der Mann schien erstaunlich viele Geschwister zu haben. Severus wusste, dass er sich mit Gedanken über Ronald Granger-Weasleys Familienverhältnisse nur von der Tatsache ablenkte, dass Harry noch nicht einmal aufgesehen hatte. Ob er so tief in das Brettspiel vertieft war, das sie spielten oder in das Mädchen, was ihm gegenüber saß, wusste Severus nicht recht, aber unter dem Strich war es auch nicht wichtig. Wichtig war, dass da kein Interesse daran war, ob er da war. Vielleicht würde Harry sogar traurig sein, ihn zu sehen. Vielleicht würde er sagen, er hätte nicht kommen sollen. Ginny bemerkte ihn als erste. Sie lächelte, erhob sich und begrüßte ihn nach allen Regeln der Höflichkeit mit einem Handschlag. Severus tat sein Bestes, zumindest den Hauch eines Lächelns auf seine Lippen zu zwingen. Neben ihr war er … gar nichts. Sie war jung, schön und bemerkenswert wohl erzogen. Er drehte sich Harry zu, der sich auch erhoben hatte. Dieser murmelte mit einem schüchternen Lächeln „Guten Abend“ und schielte vorsichtig zu Ginny herüber. Severus versuchte gegen das Gefühl der Übelkeit zu schlucken, doch sein Adamsapfel blieb oben im Hals stecken statt wieder hinab zu wandern. Mit einem Nicken wandte er sich ab und trat zurück zur Professorin, die gerade zurück aus der Küche kam. „Ich hoffe, er hat sich gut verhalten?“, fragte er mit leiser Stimme. Er konnte nur leise sein, denn die andere Wahl wäre ein Schrei gewesen. „Harry verhält sich stets vorbildlich“ Sie winkte ihn etwas zur Seite. „Sagen Sie, was haben Sie für seinen Geburtstag nächste Woche geplant?“ Beinahe wäre ihm die verwirrte Nachfrage heraus gerutscht, was für ein Geburtstag gemeint war, doch zum Glück hatte er vor langer Zeit gelernt, erst zu denken und dann zu sprechen. Geburtstag … ja, sie hatten Halloween als Harrys Geburtstag eingetragen. Das war nächste Woche Samstag. Severus seufzte tief. „Ich habe das Gefühl, Sie möchten mir einen Vorschlag unterbreiten?“ Er hob müde den Blick. Was sollte es schon? Er würde Harry an diese Ginny verlieren, da brauchte er nur die Augen für öffnen. Was machte es noch, ob es früher oder später war? „Wenn Sie noch keine Feier für ihn geplant haben, können wir gern hier feiern. Wir haben ein großes Haus und alle würden sich freuen, ihn hier zu haben. Meine Schwiegermutter backt gern und meine beiden Schwager sind Barkeeper und mischen sehr gern Cocktails. Wir feiern wirklich gern und für Harry zu feiern wäre uns allen eine Freude. Außerdem wären dann viele Leute auf seiner Geburtstagsfeier. Und man feiert am besten groß, finden Sie nicht?“ Überhaupt nicht. Er hasste Feiern. Nur leider wusste sein kulturell gut gebildetes Hirn, dass auch in Thailand gerne groß und ausladend gefeiert wurde. Er nickte und versuchte sein Seufzen leise zu halten. „Wunderbar“ Zum Glück sprang sie nicht gleich über den Mond sondern lächelte nur. „Dann würde ich für nächste Woche eine Überraschungsparty für ihn vorbereiten. Welche Uhrzeit passt ihnen?“ In solchen Moment wäre es gut, seinen Terminkalender stets dabei zu haben. Wie viele Termine hatte er wohl nächste Woche Samstag? Er erwiderte: „Ich werde Ihnen eine Zeit mitteilen, nachdem ich meine Sekretärin konsultiert habe. Reicht es Ihnen, morgen eine Antwort zu erhalten?“ „Aber natürlich“ Erneut dieses freundliche Lächeln. Wenn sie es sich auch für ihren Thailändischkurs angewöhnt hatte, war sie beim Lernen erfolgreicher gewesen als er. „Oh, das ist Harry ja schon.“ Severus wandte sich um und sah den Jungen fertig angezogen in Mantel, Mütze und Handschuhen vor sich stehen. Er nickte nur, verabschiedete sich von der Frau Professorin und brach schweigend auf. Keine zehn Pferde hätten ihn dazu bringen können nachzufragen, ob Harry einen guten Nachmittag gehabt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)