Die Lebenden sind so unfassbar selbstsüchtig von HellmotherEva ================================================================================ Kapitel 1: Fahr zur Hölle ------------------------- Müde nahm Charles Aston sich die Jacke ab und hängte sie auf die Garderobe. Dieser Tag war nicht einfacher gewesen als der gestrige und der Arzt machte ihm auch keine Hoffnung. Erschöpft setzte der ältere Mann sich auf sein Bett und öffnete seine Nachttischschublade um sich seine Pfeife zu stopfen. „Charles… Da bist du ja…“ Ein Schauer lief ihm über den Rücken und wieder entkam seiner Kehler ein Aufschrei. Wieder, obwohl er es doch inzwischen gewohnt sein sollte, obwohl er es doch inzwischen erwarten sollte. Schon wieder musste er schreien. Schon wieder hatte sie es geschafft seinem schwachen Herzen fast den letzten Gnadenstoß zu geben. Doch es interessierte doch niemanden mehr. Charles hatte so oft geschrien in den letzten Nächten, die hielten ihn alle doch nur für verrückt. „Ein Hals für ein Pferd. Ich finde du hättest mich warnen können, denkst du nicht auch? Ich finde du hättest mir nur ein bisschen mehr Zeit geben können… Nur ein paar Sekunden mehr und ich hätte es noch in den Stall geschafft, ich hätte einfach davonreiten können. Wer hätte auch gedacht dass man mir gleich das antut?“ Die weibliche Stimme die Sprach nahm nun, als er es langsam wagte sich umzudrehen, Gestalt in Form einer jungen Dame an, die in einem Bodenlangen, blutverschmierten, dunkelgrünen Kleid dastand, welches vielleicht mal vor dreißig Jahren in Mode gewesen war. Ihr Korsett war, wie es sich damals gehört hatte, bis aufs Äußerste geschnürt worden und das Kleid war bis zum Hals zugeknöpft. Es war eben ein solches Kleid, welches in den 1880-ern vielleicht mal modisch war. All das Blut, welches aus klaffenden Wunden aus ihrem Hals und ihrer Brust floss wollte nicht wirklich zu ihr passen. Selbst ihr Haar, welches sie sonst sorgfältig hochgesteckt hatte, hing ihr lose über den Schultern. „Warum hast du mir das nur angetan Charles? Warum?“ Die Frau kam einen Schritt näher auf den auf dem Bett sitzenden Mann zu, während dieser ängstlich seine Hände in den Nacken legte und hörbar atmend nach unten sah. Er wollte es nicht mehr wahrhaben. Sie sollte endlich gehen, er konnte das nicht mehr lange ertragen! „Wenn eine Lady mit dir redet, dann hast du ihr gefälligst ins Gesicht zu sehen.“, meinte die junge Dame und sah kurz zu der Blutspur, die ihre Schuhe auf dem Boden hinterlassen hatten, als sie einen Schritt vor getan hatte. Er reagierte nicht, starrte nur weiter zu Boden, in der Hoffnung, dass es endlich aufhören würde. „Charles“, kam es nun merklich aggressiver und verlangender von der jungen Frau „Ich habe dir etwas gesagt!“ Er reagierte immer noch nicht. Dann hörte er etwas umfallen – Den Garderobenständer. Er reagierte noch immer nicht. Die Vase ging zu Bruch. Keine Reaktion. Der Vorhang seines Himmelbettes wurde abgerissen. „Ich kann noch die gaaaaaaaanze Nacht so weitermachen.“, meinte die junge Dame mit einem breiten Grinsen, wobei sie damit beschäftigt war das Blut, welches aus ihrem Mund floss, abzuwischen. Sie war ein paar Sekunden lang so sehr damit beschäftigt, dass sie diesmal sein Mobiliar in Ruhe ließ und ihm Zeit gab sich zu fangen. „Warum jetzt? Warum jetzt, nach dreißig Jahren?“, kam es weinerlich von ihm. Er hatte gegen die Tränen anzukämpfen, das sah man. „Aber Charles, das sagte ich doch schon…“ Sie lief ein paar Schritte zu dem Mannsgroßen Spiegel zu, um sich zu betrachten, jedoch nicht ohne bei jedem Schritt etwas mehr ihres Blutes auf dem Boden zu verlieren „Du hörst mir einfach nicht zu…“ Sie begann mit ihren haaren herumzuspielen, die in die verschiedensten Frisuren zu bringen. Doch sie hatte nichts mit dem sie sie zusammenbinden konnte, also musste sie sie so lassen wie sie waren „Du bist wie mein Blut Charles… Egal wie oft man dir etwas sagt, du bleibst immer in deiner Ausgangsposition.“ Zur Demonstration wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund, nur damit es ein paar Sekunden später wieder dort klebte. Charles sah nun langsam auf und sah ihr Gesicht im Spiegel an. „Aber warum lässt du mich nicht endlich in Ruhe? Ich leide doch, siehst du das nicht? Du hast deine Vergeltung! Jeden Tag drehe ich ein bisschen mehr durch, meine Familie spricht darüber mich ins Irrenhaus schicken zu wollen, was…“ Er stockte um die Tränen zurückhalten zu können. „Nun wein nicht, du erbärmliches Weichei“, zischte die junge Frau ihn an „Ich habe weitaus mehr gelitten als du! DU hast mich in einem Todeskampf zurückgelassen, der mich wahnsinnig gemacht hat! Du hast mich geschlachtet wie ein Schwein, DU hast es doch gar nicht anders verdient! Und wenn ich könnte, wenn ich nur die Möglichkeit hätte, dann würde ich es ebenso mit dir tun, wen ich könnte hätte ich das hier schon längst alles erledigt! Aber schau mich an, was kann ich schon? Ich schaffe es nicht mal mit die Haare zusammenzubinden!“ Sie wurde immer lauter in ihrem Tonfall und wollte aus demonstrationszwecken ein Band, welches auf seinem Schreibtisch lag, aufheben. Sie schaffte es nicht. „Siehst du? Ich bin nicht mal fähig ein einfaches Stück Stoff zu berühren… Alles was ich kann ist… ist… ist DAS HIER!“ Sie machte eine schnelle Handbewegung und das Stück Stoff sowie die Gardienen flatterten kurz durch die Luft. „Siehst du was ich meine? Ich bin zu nichts fähig.“ Die Stimme der jungen Frau klang mit einem Mal so unendlich verbittert und wütend, dass Charles sich nicht mal mehr traute ihr über den Spiegel ins Gesicht zu sehen. „Schau mich an wenn ich mit dir rede!“, zischte die Dame, wand sich jedoch nicht vom Spiegel ab. „Felicity… Du weißt dass ich bereue.“ „Nein“, kam es bitter von ihr, während sie aus scheinbarer Langeweile begann in ihren Wunden herumzustochern „Wenn du es bereuen würdest, wenn du mich je auch nur im Ansatz geliebt hättest, dann hättest du mich nie ermordet. Du würdest zumindest zur Polizei gehen. Du würdest dich stellen. Du würdest deiner Strafe wie ein MANN und nicht wie ein Waschweib entgegensehen. Schau dich an. Du bist ein alter Lustmolch, der Mädchen nachstellt die doch kaum ihren neuen Körper kennengelernt haben. Du widerst mich so an. Ständig beobachte ich dich, ständig und alles was du mir bringst in reines Kopfzerbrechen. Du widerst mich so dermaßen an. Wenn ich nicht schon tot wäre, würde ich mir spätestens jetzt eine Kugel durch den Kopf jagen“ Sie spielte weiter an ihren Wunden herum „Dieser Stich ging übrigens fast bis zu den Halswirbeln durch… Und der eine in der Brust hat ganz knapp mein Herz verfehlt.“ Sie drehte sich ein paar mal vor dem Spiegel, ihr Kleid schwang anmutig um sie, ihre langen, dunkelbraunen Haare, welche zur Seite fielen, entblößten nun einige weitere Wunden am Rücken. Als sie kurz mit dem Gesicht zu ihm gewandt stand konnte man konnte sogar sehen, dass ein Teil ihres Kleides an ihrer Brust, dort wo ihr Herz saß, so von Messerstichen zerrissen war, dass man das Fleisch sehen konnte. Sie blieb genau so stehen, den Rücken nun zum Spiegel gewandt. „Du bist ein schrecklicher Mörder. Sieben Messerstiche und kein einziger traf das Herz. Du weißt wie du Leute leiden lässt.“ Er schwieg wieder, den Blick auf den Boden gerichtet, die Tränen konnte er kaum mehr zurückhalten. „Du hast mich doch vorhin gefragt warum ich grade jetzt wieder auftauche. Na ja, der erste Weltkrieg ist ausgebrochen… Du bist alt… Du bist so unglaublich alt, da fällt es nicht auf wenn du anfängst vom Geist deiner ehemaligen Verlobten zu erzählen, da wundert es niemanden wenn du verrückt wirst, sie werden dich einfach in irgendeiner Irrenanstalt vergammeln lassen.“ „Wenn du so weiter machst, dann wird das tatsächlich passieren. Felicity…“ „Na also, dann hab ich ja was ich will“ Felicity verschränkte die Arme und drehte sich wieder zu dem Spiegel um „Aber weißt du was ich am schlimmsten finde? Willst du wissen wofür ich dich am meisten hasse?“ Er sah in ihre Reflexion im Spiegel. „Am meisten hasse ich dich dafür dass du mich so früh…“ Jetzt war sie die, die plötzlich glaubte Tränen aufkommen zu spüren. Tränen… Dabei war sie doch tot! Sie war NICHTS! Sie dürfte doch gar nicht weinen, genauso wie sie nicht bluten dürfte. „Ich hatte Pläne und das wusstest du. Ich wollte Kinder haben Charles, deine Kinder.“ Sie begann wieder in ihren Wunden herumzustochern, sie stand inzwischen in einer derart großen Blutlache, dass der Teppich es nicht mehr aufsaugen konnte. „Ich weiß… ich… Ich weiß dass du…“ „Sei still“, brüllte sie plötzlich und drehte sich hastig um „JETZT rede ich! Mein ganzes Leben lang habe ich die Klappe gehalten, aber JETZT lass ich mich nicht mehr durch einen DUMMEN, ALTEN MANN zum Schweigen bringen!“, schrie Felicity und lief gefährlich langsam auf Charles zu, welcher mit zittrigen Knien weiter auf sein Bett rutschte. „Weißt du wie es ist jeden Tag, ständig, egal wo man ist, die ganze Zeit auszubluten? Ich blute und blute und blute und sterbe einfach nicht… ich dummes Ding will einfach nicht sterben!“ Sie schluchzte auf. Sie ertrug es nicht mehr, zumindest für den Moment. Und sehr zu Charles Erleichterung wand sie sich wieder dem Spiegel zu. „Schau mich doch mal an… Das ist doch abartig“ Sie deutete an sich herunter „Seit dreißig Jahren hab ich schon die Möglichkeit mich an diesen abstoßenden Anblick zu gewöhnen und doch…“ Sie hielt inne und betrachtete sich aufmerksam im Spiegel, wobei Charles es aber nicht wagte diese Stille mit auch nur einem Atemzug zu brechen „… und doch widere ich mich mit jedem Tag mehr an. Doch ekelt mich dieser Anblick mit jedem Augenblick den ich ihn sehe immer ein Stückchen mehr an. Jeden blutigen Fußabdruck den ich hinterlasse lässt mich Galle würgen, wenn ich denn nur könnte und jedes Mal wenn ich meine zerstochene Brust sehe glaube ich fast schon, dass sie noch immer weh tut. Dabei ist da nichts. Da ist nichts was mir wehtun könnte, es ist einfach alles taub. Und glaub mir, mein lieber Charles…“ Sie sah zu ihm „Das ist nicht die Art von Leben, die du laut der Bibel nach deinem Tode bekommst.“ Er schwieg, schaffte es nicht ihrem Blick standzuhalten. Mal wieder musste er wegsehen. Es war ihm, als sie noch gelebt hatte, leicht gefallen sie anzusehen. Er hätte sich in ihren braunen Augen verlieren können, doch dieses Wesen, was in seinem Schlafzimmer stand, war nicht seine Verlobte von vor dreißig Jahren. Diese Felicity hier machte ihm einfach nur Angst. „Aber das ist nicht das schlimmste. Das schlimmste ist, dass ich niemals meine Ruhe finden werde. Ich will irgendeinen Richter sagen hören, dass du mich ermordet hast. Ich will dass irgendwer, irgendwo vollkommen überzeugt dieses Urteil spricht. Und doch weiß ich…“ Sie wischte sich einige Tränen aus dem Gesicht „Es wird nie so seien. Ich werde niemals von dieser Welt hier loskommen, ich werde auf ewig hier unten gebunden sein. Denn auf dich kann ich nicht mehr zählen… Schon so lange nicht mehr.“ „Warum verstehst du mich nicht? Ich bin nicht bereit zu sterben. Ich weiß dass ich dir nie hätte was antun sollen, aber ich bin nicht beriet für deine Ermordung zum Henker zu kommen.“, wisperte Charles kaum hörbar. „Oh Charly… Mein dummer, kleiner Charly… Du schaffst es selbst mich nach meinem Tode leiden zu lassen… Wenn du doch nur wüsstest wie sehr ich dich hierfür hasse… Wenn ich dir doch nur einmal noch eine Ohrfeige verpassen könnte…“ Sie wand sich wieder ihm zu und stand nun direkt vor ihm. Sie sah ihn einige Momente an, so als ob sie überlegen würde, was sie als nächstes vorhatte. Und ehe er sich versah schlug sie ihn, mit Schwung und aller Kraft die sie aufbringen konnte. Zumindest wollte sie das. Aber alles was er verspürte war ein leichter Windhauch, der seine Kerzen ausließ. Einzig und allein das Licht der Petroleumlampe rettete ihn vor der kompletten Dunkelheit. „Na? Hat DAS etwa wehgetan? Ich denke nicht, ich denke du… du…“ Schon wieder kamen diese Stimmungsschwankungen, schon wieder fühlte sie sich gefangen zwischen diesem Wissen der absoluten Unbeholfenheit, dass sie nichts tun konnte und dieser katastrophalen, endlosen Wut! Sie setzte sich auf sein Bettende und begann zu weinen. Sie ertrug es schon wieder nicht. Seit dreißig Jahren war sie in dieser Gestalt als auch in dieser Zwischenwelt gefangen, war immer hier und da gewesen, hatte ihr eigenes Pferd zum Schlachter begleitet ohne etwas dagegen tun zu können, hatte zugesehen wie ihr Vater ihren geliebten, kleinen Schoßhund erschoss, wie ihre Schwester zu der Art von Mädchen wurde, welches sie nie gehofft hatte, das sie werden würde. Es war als ob nach ihrem Tod jeder irgendwie auf ihrem grab getanzt hätte. Es war als ob jeder froh darüber war nun frei mit ihren Dingen tun und lassen zu können, was sie wollten. Wenn sie noch gelebt hätte, oh nein, Sie hätte das nie zugelassen. Und nun wurde es langsam immer sicherer. Nun wurde ihr mit jeder Nacht, in der sie Charles aus lauter Rache heimsuchte, immer klarer, dass sie nie ihren Frieden finden würde. Denn er war nicht bereit ihr zu helfen. Er war der einzige Grund aus dem sie noch immer in dieser dunklen, dunklen Welt war. Sie hatte die Welt wachsen sehen. Und sie hatte begonnen sie über alles zu hassen. „Felicity…“ Charles machte einen vorsichtigen Versuch sie anzusprechen. Er mochte es nicht wenn sie sich ihm abwand, aber noch immer hier war. Er mochte es nicht wenn er nicht sehen konnte was sie tat. „Du weißt nicht was du mir angetan hast! Du hast keine Ahnung wie du mich mit allem was du je getan hast gequält und gefoltert hast! Du weißt nichts, du weißt gar nichts!“, schluchzte sie und eilte vor den Spiegel. Dann herrschte plötzlich Stille. „Du solltest dich sehen. Du solltest sehen wie erbärmlich du bist. Ich bin nicht mal wirklich hier. Du kannst mich hören und sehen, aber doch bin ich nicht da. Und doch redest du mit mir, doch hast du eine solche Angst vor mir!“ Sie drehte sich nach ihm um „Ist es das? Hast du eine solche Angst vor mir, dass du dich nicht traust auf meine Forderungen einzugehen? Soll ich mich erst auf deinen Schoß setzten, so wie damals? WAS muss ich tun, damit die Engel mich endlich ins Jenseits bringen können? Wie lange willst du mich noch hier leiden lassen?“ „Felicity…“ „Ich BIN nicht Felicity“, unterbrach sie ihn verzweifelt „ich bin NICHTS! Wenn du meinen Arm berühren wölltest, wenn du wölltest, dass ich den Arm nach dir ausstrecke, würdest du nichts berühren! Da wäre nur Luft! Die Luft die du atmest und an der ich bis heute zu ersticken scheine…“ Sie musste in diesem Moment husten, da ihr Schluchzen ihr die Worte abschnitt. Das Blut aus ihrem Mund tropfte an ihrem Kinn auf den Boden und sie hustete etwas davon in Charles Richtung, wobei dieser jedoch erschrocken zur Seite wich. Er wollte dieses Blut nicht an sich haben. Nicht schon wieder. „Bitte vergebe mir…“, flehte er nun angsterfüllt und sah ihr mit einem Blick in die Augen, der sie an den eines Kinders erinnerte, wenn es etwas falsch gemacht hatte. „Nein“, war ihre trockene Antwort, nachdem sie wieder Luft geschnappt hatte „Du fragst mich das fast jedes Mal wenn ich hier bin und meine Antwort bleibt nein. Ich kann es einfach nicht.“ Sie ließ den Blick von Charles weichen und sah wieder sich im Spiegel an. Sie war mal so schön gewesen. Eine Schande was er aus ihr gemacht hatte. „Ich war immer so ein dummes, naives Mädchen. Ich hab doch tatsächlich versucht so was wie…“ Sie suchte nach Worten, weshalb wieder diese schreckliche Stille im Raum lag „… wie das Gute in Menschen zu sehen. Aber jetzt… Nein. Nein, ich kann das einfach nicht mehr. Ich kann dir nicht mehr verzeihen. Die Lebenden sind so unfassbar selbstsüchtig. Sie denken an nichts außer sich selbst. Und du… Du hattest nicht ein einziges Gebet für mich übrig. Ich wurde obduziert, mein Körper wurde irgendwelchen fremden Männern überlassen und du hast es zugelassen. Du hast zugelassen dass Fremde mich begutachten. Du hättest einfach sagen sollen dass du das warst, dann hätte ich mir diese… diese… Diese Schmach ersparen können.“ Sie schniefte noch immer und wischte sich mehrmals durch das Gesicht. „Felicity... Ich… wenn du willst… kann ich mich in einem anonymen Brief für Schuldig erklären.“, begann Charles zögerlich und wieder einmal sehr leise. „Anonym? Warum, fehlt dir der Mut?“ Schwiegen. Diesmal dauerte es länger als sonst. Und diesmal war es ihr egal, dass er sie nicht ansah. „Fahr zur Hölle, Charles“, kam es leise von ihr „Obwohl… Du bist schon mitten in einer.“ In dem Moment in dem sie weg war, zerbärstete der Spiegel in tausend Teile. Charles schreckte im Schlaf auf. Einen Augenblick glaubte er noch immer zu träumen, noch immer den Geruch des Blutes zu riechen, doch als er im Schein seiner Petroleumlampe sein ordentlich aufgeräumtes Schlafzimmer sah, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Er hatte wieder nur geträumt! Er dankte dem Herrn dafür. Zittrig wischte er sich über seine Schweißnasse Stirn und ging ans Fenster. Draußen, in der Einfahrt des Herrenhauses, sah er seinen Stallmeister vom Fahrrad steigen. Der gute Mann kam immer gegen fünf Uhr an, Charles selbst hatte also noch ein wenig Zeit zu ruhen, bis auch er sich für die heutige Fuchsjagd bereit machen würde. Dieses Jahr hoffentlich ohne Tote. Er legte sich gerade wieder zu Bett, den leichten Schmerz in seiner Wange ignorierend. Wahrscheinlich nur ein Mückenstich, es war ja immerhin Juni. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)