Homoarsch von Jaelaki (schrieben sie) ================================================================================ Kapitel 5: Dein Engel schweigt ------------------------------ Kapitel 5 Dein Engel schweigt halt mich - schrei nicht  spür dich - fest in meiner hand seh dich - wein nicht fühl dich endlich frei frag nicht - küss mich geh nicht nicht in dieser Nacht glaub nicht - such mich flieh nicht vor dir selbst (Staubkind – Dein Engel schweigt) Tagelang wich er mir aus. Meiner Berührung, meinem Blick, meinen Fragen, die in der Luft hingen. Irgendwann griff ich nach seiner Hand, während wir die Straße entlang gingen. »Was hat dein Vater gesagt?«, flüsterte ich. Er erstarrte und dann sah mich an, mit diesem Ausdruck in den Augen, den ich nie vergessen sollte. Liebe ist Liebe. Aber nicht für jeden. »Ich erinnere mich nicht genau an seine Worte. Aber es war etwas mit widerlich und abnormal.« Er sagte es ganz ruhig, als ginge es ihn eigentlich gar nicht direkt etwas an. Mir lief das Gefühl von Unglaube und Ohnmacht durch die Adern. »Aber ich dachte –«, brach ab und setzte mich auf eine Bank, vergrub meine Finger in meinen Haaren und saß da, die Ellenbogen auf die Schenkel gestützt. »Ich dachte, es – ich meine, wir wären für dich kein Problem.« »Es ist kein Problem für mich«, flüsterte er. In seinen Worten schwang mit, was er nicht sagte. »Du hast gesagt, dass du immer zu mir stehst«, erinnerte ich ihn und ich fühlte mich plötzlich so dumm und verletzlich. »Deswegen habe ich gedacht, dass –« »Deswegen habe ich es meinem Vater gesagt.« Er beugte sich zu mir, strich mir eine Strähne aus der Stirn. »Niemand darf einem vorschreiben, was Liebe ist«, behauptete er, »und auch nicht mit wem.« Ich wollte protestieren, doch er brachte mich mit seinen nächsten Worten zum Schweigen: »Es geht nicht um Junge oder Mädchen, es geht um die Person, es geht um dich. Nur um dich, Johannes.« Und so saßen wir da. So nahe, dass wir uns berührten, so entfernt, dass uns niemand seltsam anschaute. Ich legte meine Hand auf seine. In diesem Moment fühlte ich mich frei und geliebt und trotzdem wusste ich, dass sein sorgloses Lächeln nicht echt war. Genau dieses unechte Lächeln schwebte vor meinen Augen, als ich einen Tag später meine Freundin zur Rede stellte. »Wem hast du es sonst noch erzählt?«, fragte ich sie und der Vorwurf stand in meinen Augen, sie schaute verlegen. »Niemandem – bis auf – ich mein – ich hab's nur Sarah erzählt in der Pause, ich hab nur gemeint, dass ich es total wichtig finde, dass – also liebt wen man will und wenn man dazu steht. Und dass es trotzdem Idioten gibt, die das nicht kapieren, aber dass du dass du dich nicht davon unterkriegen lässt.« Wir saßen uns auf ihrem Bett gegenüber und sie knabberte auf ihrer Unterlippe herum, als wäre sie sich ihrer Schuld bewusst, aber dann sah sie auf und in ihren Augen stand, dass sie nicht verstand, warum ich mich so darüber aufregte. »Ich hab es dir erzählt!«, entgegnete ich aufgebracht. »Jetzt weiß es die ganze Schule!« »Sorry, Johannes«, meinte sie, »aber – früher oder später hätten sie es doch ohnehin erfahren, oder?« Ich warf ihr einen wütenden Blick zu. »Ich gehe. Von der ganzen Sache hab ich Kopfschmerzen.« Ich erhob mich und griff nach meiner Schultasche, streifte meine Jacke über, als sie mich am Ärmel zog. Dieses Mal wich sie meinem Blick aus. »Hey, Jo, ich – es tut mir leid.« »Ja – schön.« »Nein, wirklich«, wiederholte sie. »Ich hab es nicht böse gemeint.« Ich zuckte die Achseln. »Wir sehen uns in der Schule.« Sie folgte mir auf den Flur. »Ich –« Sie wollte noch etwas sagen, aber sie tat es nicht. Stattdessen nickte sie nur traurig und erwiderte ein leises »Ja, bis morgen«. Ich schloss die Tür zu der Wohnung hinter mir zu. Das Lächeln aus seinen Augen verschwand. Jedes Mal wurde er stiller. Das feixende Funkeln aus seinen Augen wurde stumpfer. Ich konnte nicht genau sagen, warum. Konnte es nicht festmachen, was sich veränderte. Jedes Mal, wenn ich ihn darauf ansprach, wiegelte er ab. »Stress mit meinem Vater«, meinte er oder »nur ein paar Idioten aus der Schule«. »Ich steh zu dir«, flüsterte ich ihm zu. »Egal, was sie sagen.« Er lächelte gequält und schwieg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)