Merciless Cult von ScarsLikeVelvet ================================================================================ Kapitel 5: Unsicherheit ----------------------- +++4 Tage später+++   Kyo saß unruhig auf der kleinen Bank unter dem Kirschbaum im Garten. Sein Blick schweifte unstet umher und er war sich nicht sicher, wie er sich verhalten sollte. Kaoru war vor vier Tagen nach Tokyo zurück gefahren, um ihm seine Klinge zurückzuholen, aber bisher hatte er noch keine Rückmeldung von seinem Bandleader und Freund. Diese Funkstille verunsicherte ihn deutlich sichtbar und er hatte sich Ablenkung gesucht. Keisuke hatte ihm vor zwei Tagen erlaubt wieder aufzustehen und nachdem er ausgiebig gebadet hatte, hatte er im Garten Zuflucht gesucht. Jetzt saß er in einen der warmen Yukata seines Liebsten eingehüllt und lauschte dem leisen, gleichmäßigen Klickklock des Bambusbrunnens und beobachtete die Kois im Teich. Ab und an schweifte sein Blick hinauf zum Haus. Er liebte den Anblick des alten im japanischen Stil gebauten Hauses, auch wenn es von innen mit all den neuzeitlichen Annehmlichkeiten ausgestattet war, so hatte es doch noch die alten Reispapiertüren und wirkte ganz so, als hätte es schon zur Zeit der Meijirestauration hier gestanden.   Drei Tage und einige endlose Diskussionen hatte es gefordert, bevor das Management nachgegeben und Kyos Besitz wieder an Kaoru ausgehändigt hatte. Jetzt, am Morgen des vierten Tages, befand er sich gerade auf der Autobahn in Richtung Kyoto und stand im Stau. Ungeduld machte sich in ihm breit, denn er wollte zurück zu Kyo und ihm dieses für ihn so wichtige Utensil aushändigen. Da er nicht wusste, wie lang er brauchen würde, nutzte er seine Freisprechanlage und rief auf Kyos Handy an.   Keisuke war gerade von seinem Arbeitszimmer auf dem Weg in die Küche, als er Kyos Stimme durch das Haus hallen hörte. Erst irritierte es ihn, dass er ihn singen hörte, doch dann begriff er, dass es sich um Kyos Handy handelte. Genauer gesagt um Kyos Klingelton. Er folgte Kyos Stimme, welche 'Ain't afraid to die' zum Besten gab und nahm den Anruf schließlich entgegen. "Hallo, Kiriyama bei Niimura.", meldete er sich.   "Keisuke? Ich bin's…Kaoru…ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich SIE endlich habe…ich bin auf dem Weg zu euch, aber steh im Stau…das wird wohl noch ein Weilchen dauern…aber sag's Kyo schon mal…ich denke mal, er wird sich Sorgen machen, weil ich mich nicht gemeldet hab, oder?", sprach Kaoru und freute sich, da er endlich mal wieder ein paar Meter vorwärts kam.   "Kaoru…schön von dir zu hören…ja…er macht sich wirklich schon die ganzen letzten Tage Gedanken…ich kann ihn kaum ablenken…nicht mal Texten hilft ihm", sagte Keisuke und fuhr sich durch die dunklen Haare. "Im Moment ist er im Garten…ich werde gleich zu ihm gehen und mit ihm reden. Fahr du einfach nur vorsichtig und pass auf dich auf."   "Ja, das werde ich machen…pass du mir gut auf ihn auf.", erwiderte Kaoru und beendete dann das Gespräch, wollte er Keisuke doch nicht unnötig aufhalten.   Keisuke verabschiedete sich ruhig von Kaoru, legte dann Kyos Handy wieder auf die Anrichte im Flur und machte sich auf den Weg in den Garten. Mit einem Lächeln stellte er fest, dass Kyo mal wieder einen seiner Yukata stibitzt hatte und unterm Kirschbaum saß. Er sah wirklich hübsch darin aus und er konnte nicht verhindern, dass er sein Handy zückte und einige Schnappschüsse von Kyo in seiner nachdenklichen Position zu machen, bevor er zu ihm kam.   Kyo blinzelte leicht, als er hörte, wie die Reispapiertür zum Garten aufgeschoben wurde und Keisuke heraustrat, hob aber den Kopf nicht. Erst als er dieses typische Kamerageräusch hörte, welches Keisukes Smartphone von sich gab, als dieser einige Fotos machte, blickte er hoch und zog einen Schmollmund. "Mou…Kei-chan…du weißt, dass ich das nicht mag.", schmollte er und sah seinen Lebensgefährten mit seinen braunen Kulleraugen an.   Als er Kyo so gucken sah, musste er schmunzeln. "Aber ich mag es, dich so zu fotografieren. Das gibt viel schönere Bilder als diese ganzen Fotoshoots je hervorbringen würden.", sagte er und setzte sich neben Kyo, nahm ihn sanft in den Arm und hauchte einen Kuss auf seinen Schmollmund.   Keisukes Aussage beruhigte ihn und als er dann noch so sanft geküsst wurde, verflog auch der letzte Rest an schlechter Laune. Er löste sich nach einigen Momenten aus dem Kuss und blickte Keisuke neugierig an. "Was hat sich aus dem Arbeitszimmer getrieben? Ich dachte, du hast noch zu tun.", erkundigte er sich und lehnte sich zeitgleich in die sanfte Umarmung.   "Kaoru hat sich gemeldet…er ist auf dem Weg hierher, steht aber leider im Stau…er hat sie endlich wieder…hat wohl eine Weile gedauert, das Management zu überzeugen", sagte er und hob seine Hand, um Kyo durch die weichen, blonden Haare zu streicheln.   Erleichterung machte sich in Kyo breit und er lehnte sich jetzt merklich entspannt in Keisukes Arme und schloss die Augen. "Gott sei dank…ich wüsste nicht, was ich ohne sie tun würde.", wisperte er leise und schloss die Augen für einige Momente. Er genoss die Wärme, die sein Schatz verströmte und fuhr sich mit seiner Hand abwesend über die Augen. "Ich bin froh, wenn ich sie endlich wieder in den Händen halte…ohne unser Versprechen…ohne sie…könnte ich nie beenden, was damals angefangen hat…wenn es zu schlimm wird.", wisperte er leise.   Keisuke schloss seine Augen und lehnte seinen Kopf gegen den Stamm des Kirschbaumes in seinem Rücken. Er mochte es nicht, wenn Kyo davon sprach, seinem Leben ein Ende zu setzen, aber er hatte ihm versprochen, ihn ziehen zu lassen, sollte ihm das alles jemals zu viel werden. Im Gegenzug dafür würde Kyo versuchen, solange durchzuhalten, wie es eben ging, und aus diesen Versuchen durchzuhalten und Kyos Besuchen zusätzlich zu ihren Therapiesitzungen hatte sich irgendwann ihre jetzige Beziehung entwickelt. "Du weißt, dass ich nicht mag, wenn du darüber sprichst, dich umzubringen…wenn es soweit ist…dann sag es mir…aber nicht vorher…ich werde bei dir sein, aber ich möchte nicht darüber nachdenken, dass ich dich jederzeit verlieren könnte, Tooru.", sagte er ebenso leise wie Kyo und atmete tief durch.   Kyo nickte leicht. "Hai…ich weiß…tut mir leid, Kei…wirklich. Aber du weißt, wie wichtig das für mich ist.", meinte er und horchte dann auf. "Da kommt jemand ums Haus."   Kaoru war erleichtert, als er endlich die Autobahn verlassen konnte. Letztendlich hatte der Stau sich dann doch recht schnell aufgelöst und er konnte zügig weiter in Richtung Kyoto und zu Kyo und Keisuke. Er parkte und ging ums Haus herum, da er ja wusste, das Kyo sich dort aufhalten würde. Als er um das Haus herumtrat und die beiden Männer unter dem Kirschbaum sitzen sah, musste er lächeln. Sie sahen beide so friedlich und entspannt aus, wie er sie noch nie gesehen hatte. Der Bandleader ging langsam näher und winkte, zog dann das wichtigste für seinen Bandkollegen aus der Tasche. "Hier ist SIE…", sagte er und legte die Klinge ohne zu zögern in Kyos bereits ausgestreckte Hand.   Ganz behutsam betrachtete Kyo die eingesiegelte Rasierklinge in seiner Handfläche und atmete erleichtert auf. "Gott sei dank…", murmelte er und lächelte Kaoru dankbar an. "Danke, Kao…wirklich…damit hast du mir das Leben gerettet."   ~Owari~   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)