Behind the Wall von Karo_del_Green (Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft) ================================================================================ Kapitel 24: Mit dem Geruch von Gras und Staub --------------------------------------------- Kapitel 24 Mit dem Geruch von Gras und Staub Richard rührt sich nicht. Selbst, als ich vor ihm stehen bleibe, sehe ich nur, wie sich sein Körper im ruhigen Takt seiner Atmung sanft auf und ab bewegt. Er schläft. Hier, mitten im Hausflur und in meiner Brust explodiert ein kleiner, aber intensiver Sternenschauer, der jede noch so entlegene Stelle meiner Glieder erreicht und die feinen Härchen meines Körpers sich verneigen lässt. So sehr ich mir auch gewünscht habe, dass er sich an meine Bitte hält, so sehr ersehnte mein Inneres, dass er sein Versprechen bricht. Meine Hand greift das Geländer der Treppe noch etwas fester. In diesem Moment bin ich voller Verzweiflung, Scham und Liebe. Sieben Jahre und doch ist er in meinem Herzen so präsent, wie am ersten Tag. Und mit jeder vergehenden Sekunde liebe ich ihn mehr. Es ist hoffnungslos zu glaube, dass ich ihn je vergessen kann. Wir zwei sind hoffnungslos, weil wir trotz aller Widerstände aneinander festhalten. Ich überwinde die letzten Stufen zu meiner Wohnetage. Lautlos hocke ich mich vor ihn, sehe in sein ruhendes Gesicht, welches unbequem auf seinem rechten Arm abgelegt ist. Eine Strähne seines braunen Haares schwebt kurz über seiner Nasenspitze und ich kann mir das Bedürfnis, ihn zu necken, nicht verkneifen. Vorsichtig stupse ich die Strähne an, sodass die weichen Haaren über seine Nase streicheln. Die Reaktion, die ich daraufhin bekomme, ist so unglaublich erfüllend, dass ich das Gefühl habe mein Herz zerspringt vor Glück. Ich wiederhole es, schaue erneut dabei zu, wie sich kleine Runzeln auf seinem Nasenrücken bilden und die Spitze zweimal hin und her wackelt. Ein leises Murren. Ich schmunzele. Rick erwacht, blinzelt benommen und hebt seinen Kopf. Das warme Braun seiner Augen sieht mir verschlafen entgegen. Er braucht einen Moment, um die Situation zu verstehen und sitzt, als er begreift, kerzengerade. „Lee…“ Das Flüstern meines Namens jagt Schauer durch meinen Leib. Heiße. Vertraute. „Hey“, flüstere ich erwidernd. Richard streckt seine Hand nach mir aus, stoppt auf der Höhe meiner Wange. Sein Blick trübt sich, so, als würde ihm erst jetzt das Ende unseres letzten Treffens wieder bewusst werden und die Hand sinkt zurück auf sein Knie. „Ich hab auf dich gewartet…“, sagt er, um die Stille zu füllen und ich komme nicht umher zu schmunzeln, als er den Versuch, zu erklären, fast beschämt wieder abbricht. Er ist nervös. Unruhig. Ich merke es am Tempo seines Gesprochenen. An seinen Händen, die immer wieder etwas suchen und doch nicht finden. Diese Nervosität zeigt er nur mir. Rick streicht sich zum wiederholten Male über das Kinn, reibt dabei über auffälliges Barthaar. Er sieht müde aus. Diesmal bin ich es, der die Hand nach ihm ausstreckt und ihm eine wilde Strähne davon streicht. Es ist nur ein Hauch, doch ich spüre, wie sich Richard unwillkürlich in meine Berührung lehnt. „Du solltest nicht hier sein“, sage ich den Satz, der seit unserem Wiedertreffen wie ein schallendes Mahnen über uns schwebt. Unser ganz persönliches Damoklesschwert. Ricks Augen schließen sich für diesen Moment. Er atmet tief ein, während mein Daumen über seine Wange streicht. Über kratzende Bartstoppeln. Über warme Haut. Über vertraute Glückseligkeit. Am Übergang zu den Ohren färbt sich sein Bart rötlich und das trotz seiner dunklen Haare. Das sehe ich zum ersten Mal und es lässt mich lächeln. Draußen ertönt die Alarmanlage eines Autos und wir schrecken beide zusammen. Rick sieht zu dem schmalen Fenster oberhalb der Treppe, lauscht und greift unwillkürlich an meinen Arm. Seine Unruhe verstärkt sich. „Moore, ist er noch hier?“, erfragt Rick hastig. Ich schüttele den Kopf. „Ich habe ihn gebeten nach Hause zu fahren", sage ich ruhig und fixiere erneut, die feinen roten Härchen an seiner Wange. „Du hast ihn gebeten“, wiederholt er leise und ihm entfährt ein seltsam amüsiertes Schnaufen, „Das schaffst auch nur du...“ Er streicht meinen Arm entlang und greift nach der Hand, die noch immer an seiner Wange ruht. Richard lächelt. Erst sanft. Dann betrübt. „Ich habe erwartet, dass du sauer bist…", flüstert er. Seine warmen braunen Augen sehen für einen Moment zur Seite, fixieren einen imaginären Punkt an der Tür des Nachbarn. Er will nicht sehen, dass es doch so sein könnte. „Das bin ich", antworte ich und sehe ihn unbeirrt an, was seine Aufmerksamkeit zurück auf mich lenkt. Sein Blick ist intensiv. Ich spüre, wie er mich so tief berührt, so wie es kein anderer macht. Ich kann ihm nicht entkommen und ich will es auch nicht. Wollte es nie. Ich richte mich auf, sehe auf meinen geliebten Kindheitsfreund, der sich nun ebenfalls rührt und unter lautknackenden Knochen aufsteht. Er macht einen Schritt auf mich zu und streckt seine Hand nach mir aus. Seine Fingerspitzen gleiten über den metallischen Reißverschluss meiner Jacke. Ich kann sehen, wie es in ihm arbeitet. Mit den Zähnen streicht er sich über die Unterlippen, beißt kurz zu, so als würden seine nächsten Worte nur mit Ansporn hervordringen können. „Schrei mich an!“, fordert Richard mich auf. „Hier im Hausflur?“, frage ich amüsiert retour. Richard schluckt. „Eleen, ich meine es ernst. Bitte. Bitte, schrei mich an“, wiederholt er. Ungewöhnlich ruhig und ernst. Ich sehe auf und verneine seine Bitte mit einem kaum zu erkennenden Kopfschütteln. Richard fasst nach meinen Händen und ich sehe automatisch hinab. Sein Griff ist fest, fast grob. Ich begreife die Situation, als ich zurück in Ricks vertraute, warme Augen sehe. Der Ernst ist bitter. „Sag mir,... dass ich ein dummer, feiger Mann bin. Dass ich selbstsüchtig bin. Egoistisch. Rücksichtlos. Dass ich dich in Gefahr bringe und dass du mich niemals wiedersehen willst. Bitte schrei mich an...sag mir, dass du mich hasst...“ Er schluckt heftig und zwingt sich dazu, weiter zu sprechen. „Sag mir erneut, dass es vorbei ist. Dass ich dich nie wiedersehe. Ein für alle mal. Bitte... Bitte... Tu es." Die Bitte ist nicht mehr als ein Flüstern. Ich sterbe tausende Tode nur, weil ich mir vorstelle es zu tun. Er sucht eine Möglichkeit um mich zu beschützen und er ist bereits meinen Weg zu gehen, auch, wenn es bedeutet, dass wir ihn fortan nicht teilen. Meine Finger beginnen zu zittern. Ich kann es nicht. Werde es nie können. Niemals. Ich schüttele erneut meinen Kopf. Richard packt mich am Jackenkragen, zieht mich so dichter an sich heran. „Eleen, bitte…schrei mich einfach an… Bitte, hasse mich. Sonst…ich werde nicht…ich kann nicht... Ich weiß nicht, wie ich dich anderes beschützen kann.“ Richard bricht ab, schließt seine Augen und lässt seinen Kopf sinken, bettet ihn gegen meine Schulter. Ich neige mein Gesicht zu seinem weichen Haaren. Es ist der Geruch von Sommer, Freiheit und grünem Gras. Es weckt hunderte Erinnerungen, wie sich aus meinen Gedanken lösen, wie ein Schwarm Schmetterling in den wundervollsten Farben. Ein Flügelschlag und ich sehe wieder deutlich, wie wir gemeinsam am See saßen. Wie es sich anfühlte, als meine Finger erst über das weiche Grün und dann übers Richards warme Haut glitten. Ich denke daran, wie unendlich intensiv das Gefühl gewesen war, als sich seine Finger zum ersten Mal mit meinen verschränkten. Er war so zärtlich und zurückhaltend. Es war ertastend. Probierend. Aber es war niemals unsicher. Er ließ seinen Daumen federleicht über meinen Handrücken streichen. Sein Blick richtete sich auf unsere Hände, während ich mich nur auf das aufgeregte Gefühl konzentrierte, welches mich in diesem Moment durchfuhr, bis ich bemerkte, dass auch Rick seine Augen geschlossen hielt. Danach durchströmte mich reines Glück. Ich erinnere mich daran, dass meine Hände leicht zitterten. So wie jetzt. Doch Richards strahlten so viel Stärke und Sicherheit aus, dass es sich anfühlte, als müsste ich nie wieder etwas anderes berühren als ihn, um glücklich zu sein. Ich war mir damals so sicher, dass uns nichts auseinanderbringen könnte und dass ich mit ihm zusammen alles überstehen kann. Allein daran zu denken, erfüllt mich mit einer unbändigen Glückseligkeit. „Ich liebe dich!“, flüstere ich, spüre, wie sich der Griff am Kragen verstärkt und wie ein Beben durch den Körper des anderen Mannes geht. Ich wiederhole meine Worte, als das, was sie sind. Die Wahrheit. Richard hebt seinen Kopf und ich sehe seine Tränen, die seine Wange benetzen. Seine Finger lösen sich von meiner Jacke, streichen über die kühle Haut meines Halses, über meinen Kiefer bis sie zärtlich streichelnd an meinen Lippen ankommen. Ricks Daumen liebkost sich über die empfindsame Haut meines Mundes und ich hauche einen Kuss gegen ihn. In seinen Augen sehe ich die Liebe, die er für mich empfindet und die Angst, die diese Gewissheit mit sich bringt. Seine Arme umfangen mich fest. Fast verzweifelt. Seine Berührungen ziehen mich tiefer in die begehrte Nähe und wiegt mich in einem Schleier alles verdrängender Nichtigkeit. Nur ein kurzer Moment und ich erwidere die Geste sehnsüchtig. Ich atme tief und genießend das Aroma der Erinnerungen in mich ein, spüre, wie sich Ricks Hände über meinen Rücken bewegen. Sein Körper bebt. Seine linke Hand stoppt in meinem Nacken und ich hauche einen Kuss gegen seinen Hals. Einen weiteren bette ich gegen seine Wange. Ich schmecke das Salz seiner Tränen und küsse seinen Mundwinkel. Zweimal. Dann lege ich meine Lippen auf seine. Er erwidert den Kuss ohne zu zögern und schenkt mir damit all die Gewissheit, die ich brauche. Seine Berührungen sind weich und zärtlich und doch sind sie pures Verlangen und genießerisches Ertasten, welches mich an unsere ersten gemeinsamen Momente erinnert. Sie sind noch intensiver als damals und ich genieße das Gefühl, welches sie in mir auslösen. Mit jedem weiterem Kuss fällt die Anspannung. Mit jeder neuen Berührung versinke ich mich in den Wellen meinen Erinnerungen und wünsche mir nichts sehnlicher als darin zu ertrinken. Richard beendet den Kuss nach einer gesegneten Ewigkeit. Seine Stirn kippt zurück auf meine Schulter und meine Finger streicheln sich zurück in seinen Nacken. Sie gleiten über die warme Haut seines Halses, über den weichen Haaransatz. Ich genieße es, ihn so nah zu spüren, sauge erneut diesen einmaligen Duft in mich ein, der mich jedes Mal wieder zurückversetzt. In keine glücklichere Zeit. Jedoch in eine Unbeschwerte. Erst das feine Seufzen meines Kindheitsfreundes lässt mich reagieren. Meine Streicheleien enden und ich löse mich von ihm. Rick bleibt regungslos stehen, folgt meinen Bewegungen mit den Augen, als ich meinen Schlüssel hervorziehe. Mit der freien Hand greife ich nach seiner. „Komm…“ Die Tür springt auf und obwohl mich Dunkelheit umfängt, bleibt das beängstigende Gefühl der letzten Male aus. Richards Anwesenheit nimmt jegliche Furcht von mir. Sie wog mich bereits früher in eine seltsame Unbesiegbarkeit. So ist es noch immer. Im Flur ziehe ich mir die Jacke von den Schultern und streife unachtsam meine Schuhe von den Füßen. Rick rührt sich nicht und bleibt vor der geöffneten Tür stehen. Ich erkenne Unsicherheit, verstehe das Zögern und strecke ihm meine Hand erneut entgegen. Sicher. Fordernd. Versprechend. Diesmal schwankt er nicht. Seinen warmen Finger umfangen meine Kalten, während er der Tür einen letzten Schubs gibt. Richard ist meine Vergangenheit, meine Gegenwart und meine Zukunft. Egal, was diese auch bringen wird. Im Flur entledigt sich Richard seiner Jacke und Tasche. Danach folgen seine Schuhe. Ich sehe ihm dabei zu, wie er sie sorgsam mit meinen zusammen unter der Garderobe positioniert. Gemeinsam und dicht beieinander. Es lässt mich lächeln und als er aufblickt, erwidert er es. Dann greift er nach meiner Hand und bleibt vor mir stehen. „Du weißt, wie sehr ich dich liebe, oder?“, fragt er mich und will darauf keine Antwort, denn im Grunde ist es eine Feststellung, „Und ich hoffe, dass du auch weißt, dass ich alles, was an dem Tag passiert ist, rückgängig machen würde, wenn ich es könnte.“ Ich nicke, obwohl ich sicher bin, dass ich genauso handeln würde, wie ich es getan habe. Man schützt die, die man liebt. Um jeden Preis. „Glaubst du mir das? Seit ich dich damals in der U-Bahn gesehen habe, da... gibt es nur noch diesen einen Gedanken in meinem Kopf. Ich will dich zurück. Egal, wie...“, setzt er nach. In jedem Wort schreit die Verzweiflung in Panik.  „Ich kann nicht klar denken... ich mache alles falsch... nicht wahr?“ Betrübt weicht Richard meinem Blick aus und fasst meine Hand dennoch fester. Ich spüre, wie seine Finger über die hervortretenden Sehnen meiner Handoberfläche reiben, merke das knubbelige Knacken, wenn die Sehne zurück an ihre Position federt. „Warum sollte es falsch sein, dass du für uns kämpfen willst...“, sage ich leise und Richard sieht auf. Ein verzweifelt lachendes Schnauben flieht von seinen Lippen und er beugt sich vor für einen ebenso anmutenden Kuss. Es ist einer dieser Küsse der herzensguten Unvollkommenheit. Leicht schief. Feucht und das obwohl ich deutlich die Trockenheit seiner Lippen spüre. Er ist voller unausgesprochenem Gefühl. Und doch ist er perfekt. Ich schließe meine Augen und lasse sie auch noch geschlossen als er sich sein Mund wieder von mir entfernt. „Wir müssen endlich reden, Richard“, sage ich und benutze absichtlich den vollen Namen meines Freundes. Ich muss nicht spezifizieren, was ich meine. Zu lange haben wir es aufgeschoben. Zu lange verdrängt. Mein Gegenüber nickt zögerlich. „Ich weiß“, bestätigt er noch einmal laut. Rick macht mit mir gemeinsam die ersten Schritte auf das Wohnzimmer zu und ich stoppe ihn. „Ich will noch kurz ins Bad“, bitte ich und löse mich von dem warmen Körper des anderen Mannes. Ricks Finger entlassen mich erst mit etwas Abstand, streichen sich über meine Haut, so, als würde er nicht wollen, dass ich mich nur einen Millimeter von ihm entferne. Im Badezimmer wasche ich mir die Hände. Danach folgt etwas kaltes Wasser ins Gesicht und ich ziehe mir die leichte Stoffhose über, die seit dem Morgen am Handtuchhalter hängt. Ich atme tief durch, als ich in den Spiegel blicke. Ich sehe den Zwiespalt meines Inneren ganz deutlich. Rick ist hier und sollte es nicht sein. Rick ist hier und es macht mich derartig glücklich, dass sich in mir das Gefühl wähnt, dass es für uns doch ein gutes Ende nehmen könnte. Es wäre doch möglich? Vielleicht. Wieso auch nicht? Oder? Was ist falsch daran, es zu hoffen? Es muss eine Möglichkeit geben. Irgendeine. Warum sonst sollte uns das Schicksal wieder zusammenführen? Wenn ich bei ihm bin, will ich es einfach glauben. Ich gehe zu Richard ins Wohnzimmer, der in der Zwischenzeit zwei Tassen Tee gekocht hat und mit geschlossenen Augen auf der Couch ruht. Ich setze mich zu seinen Füßen, die sich ausgestreckt über die halbe Länge erstrecken. Erst, als das Polster merkbar nachgibt, regt er sich. Rick lächelt mir müde entgegen und streckt seine Hand einladend nach mir aus. „Komm her“, sagt er, lässt eines seiner Beine zu Boden gleiten und zieht mich rücklings in eine wohltuende Umarmung. Als ich mich gegen seine Brust schmiege, haucht er mir einen Kuss auf die Schulter. Ich leg meine Hand an seinen Unterarm, streichele mit den Fingern durch die weiche Armbehaarung. Ich sehe dabei zu, wie die Härchen verschiedenartige Muster formen. Richard verschränkt seine Finger in meine. Sie sind so unglaublich warm und wohltuend, dass es sich sofort bis in mein Herz auszubreiten scheint. „Wo warst du heute Abend?", fragt er mich nach einem Moment genießerischer Ruhe neugierig, drückt mir einen Kuss auf die Schulter und atmet dann warm gegen meinen Hals. Ich lasse meinen Augen geschlossen. Das ist es nicht, worüber ich reden wollte, deshalb antworte ich nicht sofort. Ich spüre, wie sich langsam ein seltsames Kitzeln durch meinen Körper arbeitet. Ein Gefühl von Schuldbewusstsein. Und obwohl ich weiß, dass ich nicht so fühlen muss, kann ich es nicht verhindern. Ein weiterer Kuss bettet sich gegen meinen Hals. „Ich war mit meiner Arbeitskollegin essen“, sage ich, streiche verwirbelte Haare auf seinem Arm glatt und spüre die seltsame Aufregung noch etwas intensiver werden. Rick stoppt seine Liebkosungen und beugt seinen Kopf so weit nach vorn, dass er mein Profil sieht. „Kelly?“, erfragt er. „Kaley", berichtige ich und der Name der schönen Kollegin perlt wie selbstverständlich von meinen Lippen. „Ja. Kaley“ Er wiederholt ihren Namen, so, als würde er ihn sich diesmal einprägen wollen. „Gefällt sie dir?", fragt er mich ruhig. Rick streicht mir eine Haarsträhne davon, gleitet danach mit seinen Fingerkuppen über den oberen Teil meines Ohrs. Ein intensives Prickeln entsteht auf meiner Haut und wandert tiefer. Es hinterlässt feine Schauer der Erregung auf meinen empfindsamen Hals und bündelt sich in meiner Brust. „Sie ist sehr nett“, sage ich fahrig, genieße die Wärme und Zärtlichkeit seiner Finger. „Das meine ich nicht", sagt er amüsiert und haucht mir einen Kuss in den Nacken. Ich weiß, was er meint. Ich weiß nur nicht, was ich ihm antworten soll. Sie ist eine schöne Frau. Ohne Frage. Sie ist liebevoll und freundlich. Ein jeder kann sich glücklich schätzen, sie in seinem Leben zu haben. Doch in meinem Kopf gab es bisher immer nur Rick und weder der Prozess mit all seinen Zerstörungen, noch meine Inhaftierung hatten daran etwas geändert. Ich mag Kaley, weil sie mir etwas Normalität vermittelt und weil sie mir eine Erfahrung von Schönheit schenkt. „Ich kann mit ihr reden und sie hört mir zu. Sie… sie ist die einzige, die mich auf Arbeit nicht seltsam behandelt“, sage ich und denke unwillkürlich an meine anderen Arbeitskollegen. An Kai, der Hilfe bei mir sucht, obwohl ich nicht sicher bin, ob sie ihm überhaupt geben kann. Steven. Der Gedanke an ihn jagt mir Angst und Schrecken ein. Ich weiß nicht, was ich ihm getan habe und ich fürchte mich davor, erfahren zu müssen, was noch alles in seinem Kopf nicht normal läuft. Auch, wenn es wirklich zu der Suspendierung kommt, heißt es nicht, dass er mich in Ruhe lässt. Ich richte mich auf, lehne mich nach vorn, von Rick weg und streiche mir die Gänsehaut vom Arm, die mich gepackt hat. „Ich freue mich, wenn sie dir Halt gibt.“ „Ja." Kurz sehe ich zu ihm zurück, „Du würdest sie mögen. Sie ist so schlau und kultiviert wie du. Sie ist studiert und hat so tolle Pläne für die Zukunft", ergänze ich. Ricks Hand streicht über meinen Rücken. Ich schließe meine Augen und atme tiefer ein, während sich sein Daumen meine Wirbelsäule entlang arbeitet. „Eigentlich verstehe ich nicht, warum sie überhaupt mit mir redet. So, wie bei dir damals“, sage ich fahrig lächelnd. Fast wehmütig. „Lee, mach das nicht.“ Richard rutscht höher und setzt sich auf. Seine Arme schlingen sich um meinen Körper und ich spüre, wie sich seine Wange gegen meinen Rücken bettet. Ich blicke mich in der Wohnung um. Die Vorhänge sind geöffnet und ich sehe für einen Augenblick nach draußen. Das fahle Licht der Laternen lässt es noch kälter wirken. Noch unangenehmer. Schon immer war der Herbst eine Jahreszeit der Einsamkeit für mich, denn nach unseren gemeinsamen Sommern, konnte die nachfolgende Jahreszeit nur schlechter sein. Als ich nichts weiter zu dem Thema sage, lehnt er sich wieder zurück ins Kissen. Ich denke an damals. Der Sommer endete und das hieß jedes Mal wieder, dass ich Richard für lange Zeit nicht mehr sehen würde. Dieses Gefühl schwelt noch immer in mir. Nur bedingt es sich nun durch die unzähligen Widrigkeiten und Interessen unserer Umgebung. Ricks Hand wandert erneut über meinen Rücken, streicht über meine Schulter und seine Finger über meinen Nacken. Ich neige meinen Kopf zur Seite, erhasche einen kurzen Blick in das Gesicht des anderen Mannes. Seine Augen sind geschlossen und in dem kühlen Licht wirkt sein Gesicht fahl und ermattet. „Du siehst müde aus“ „Ich habe nicht sehr viel geschlafen die letzten Tage.“ „Meine Schuld?“, frage ich flüsternd. Nur eine rhetorische Frage, denn ich kenne die Antwort. Dennoch lässt Rick seine Hand über meinen Kopf streicheln als beruhigende, beschwichtigende Geste. „Nein, nicht deine Schuld“, lügt er, „Erklärst du mir, was vorgestern geschehen ist?“ Ich denke an das Zusammentreffen mit Rahel, an ihre Worte und wieder trifft mich dieses beklemmende Gefühl, wie ein Paukenschlag. Wie erkläre ich ihm die Wankelmütigkeit? Wie mache ich ihm verständlich, dass ich trotz unserer Gefühle der Überzeugung bin, dass Standhaftigkeit für uns beide besser gewesen wäre? Vielleicht würden wir dann wieder schlafen können. Irgendwann vielleicht. „Bitte, rede mit mir“, fordert er mich auf. Mein Kopf kippt nach vorn. Ich hadere mit meinen Worten und Richard setzt sich wieder aufrecht hin. Er baut Nähe auf. Als Schutz vor meinem Beweggründen? Als Hilfe gegen meine eigene Unsicherheit? Egal, was es ist, es funktioniert. Er berührt die Helix meines linken Ohres sanft mit dem Zeigefinger. So als wollte er mich damit animieren, alles zu offenbaren. Ich bekomme Gänsehaut und das nicht nur wegen des zärtlichen Berührens. „Ich weiß nicht genau wie“, gestehe ich ein. Das hilflose Gefühl, welches das Wissen um das Fehlen unserer gemeinsamen Zukunft in mir auslöst, erfasst mich erneut kalt und erbarmungslos. Es ist so unglaublich stark und präsent. Wie soll ich ihm sagen, dass ich daran zweifele, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben? So viele Dinge liegen im Argen. Zu viele Personen stehen zwischen uns. Und dennoch spüre ich seine Präsenz nah und intensiv. Egal, wo ich bin und völlig egal, wer noch bei mir ist. Richard ist an meiner Seite. „Lee, ich weiß, dass ich…das wir… nicht mehr dieselben sind, wie vor acht Jahre. Wie sollten wir auch? Es ist viel passiert und gerade ich habe viel Mist gebaut.“ Ich spüre, wie er tief einatmet. Seine Arme legen sich noch fester um meinen Bauch. Ricks Atem streift meinen Hals, bevor er einen winzigen Kuss gegen meine Haut haucht. Er ist so unglaublich warm. Das Gefühl so unfassbar gut. „Bitte, gib uns nicht auf", sagt er nach kurzer Stille. Ich spüre, wie seine Worte direkt in mein Inneres dringen. Die Wahrheit, die sie transportieren, trifft mich unerwartet tief. Meine allein getroffene Entscheidung kam wirklich einer Aufgabe gleich. Ich spüre Tränen, doch dieses Mal unterdrücke ich sie. Ich muss stark sein. Stärker sein und noch stärker werden. „Wir haben schon einmal... Nein, ich habe zugelassen, dass wir diese Entscheidung trafen und das kann ich mir nicht verzeihen. Ich hätte damals bei dir bleiben sollen. Wir hätten erklären müssen, dass es ein Unfall war.“ Ein Unfall. Niemand hätte uns geglaubt. „Sie war richtig, Rick“, widerspreche ich ihm seufzend. Sie hätten es nicht als Unfall gelten lassen und seine Familie hätte alles dafür getan, dass Richard keine Strafe erhält und die Schuld nur auf mir lastet. Welchen Unterschied hätte es also gemacht? Renard Paddock war sein Vater. Er stieß ihn von der Treppe, um mich zu beschützen, aber auch aus Wut. Und nichts, was wir ausgesagt hätten, hätte daran etwas geändert. Niemand hätte uns geglaubt. Niemand hätte verstanden, was in dieser Nacht wirklich geschehen war. Von den Erinnerungen übermahnt, richte ich mich auf. Richard folgt, ändert seine Position so, dass er neben mir sitzt. Seine Hände umfassen mein Gesicht. Seine Fingerspitzen sind kalt, doch die Wärme und Liebe in seinem Blick lassen es mich nicht spüren. „Erzähl mir, was passiert ist nach dem ich gegangen bin. Alles“, bittet er. Richard greift nach meinen Händen, verschränkt sie mit seinen und sieht mich an. Ich lasse meine Augen einen Moment geschlossen. Die Erinnerungen kommen sofort zurück. Es ist der Geruch von kalten Staub, der mir als erstes in den Sinn kommt. Es ist verrückt, doch er lag jedes Mal im Haus. Selbst nach ein paar bewohnten Wochen konnte man ihn noch riechen. Immer dann, wenn man sich auf eine Couch niederließ oder einen Stuhl verrückte, konnte man die feinen Staubpartikel sehen, die sich in die Luft ablösten. Ich sah sie oft im Lichtschein tanzen. Auch an diesem Abend. Die Sonne stand tief. Kurz vor dem Untergang. Auch als der Körper von Richards Vater auf den Boden aufschlug, tanzten feine Staubpartikel durch die Luft. Sie erfüllt den gesamten Raum. Doch in diesem Moment atmeten wir nicht, regten uns nicht. Alles andere stand einfach still. Die abrupte Stille brannte sich in mein Gedächtnis. Sie wurde einzig unterbrochen durch den heftigen, lauten Schlag meines Herzens, den nur ich selbst hörte. Es waren Sekunden, die vergingen, bis uns die Situation dämmerte und doch, es vergingen Minuten bis wir es vollkommen realisierten. Richard sprang die Treppe fast hinunter, kniete nieder und wirkte in diesem Moment so hilflos, wie ein Kind. Sein Vater regte sich nicht. Er blutet nur. Viele nachfolgende Teile des Abends liegen im Schatten und je mehr ich darüber nachdenke, umso undurchsichtiger scheint es mir. Hin und wieder erinnere ich Worte und Blicke. Nichts als Bruchstücke. Richard Hände berührten immer wieder den leblosen Körper seines Vaters. Er murmelte irgendwelche Worte. Ich hörte die Unruhe in seiner Stimme, die mehr und mehr der Panik wich. Er begann zu zittern und in diesem Moment wollte ich, dass er geht. Ich glaube, dass ich ihn angeschrien habe. Doch sicher bin ich mir nicht. Ich wollte einfach nur, dass er geht, denn mit jeder vergehenden Minute wuchs das Wissen um die Folgen. Ich nahm sein Gesicht in meine zitternden Hände und die Worte, die ich danach zu ihm sagte, sind mir als einziges völlig klar im Gedächtnis geblieben. Sie wiederholen sich auch jetzt in meinem Kopf, so wie sie es schon hunderte Male getan haben seit diesem Abend. ~ Richard, du musst gehen! Geh! Du warst nie hier. Hast du verstanden?~ ~ Ich kann nicht.~ ~ Du musst. Rick geh! Bitte. Du warst nie hier.~ ~ Ich kann nicht. Lee, ich kann das nicht.~ ~ Doch du kannst. Du musst stark sein, hörst du? Für uns beide. Versprich es mir. Bitte, versprich es mir.~ Ich spüre, wie mich eine intensive Gänsehaut erfasst und fahre fort mit der Ankunft der Polizei am Tatort. Die Sirenen, die näher kamen und mir die Luft zum Atmen raubten. Das blaue Licht, welches alles in eine gespenstische Kühle tauchte. Ich berichte von den nervenzerrenden Verhören derselben Nacht. Richard hört einfach zu, greift meine Hände in einigen Momenten fester und senkt seinen Blick. Ich erzähle von den Wochen in Untersuchungshaft, die mir das Fürchten gelehrt haben, weil ich in dieser Zeit kaum ein Auge zugetan habe. Wie hätte ich auch? Die Ungewissheit über das, was kommen würde, was mich erwartete und der Verlust jeglichen Vertrauens von denen, die ich in diesem Moment am meisten gebraucht hätte, haben mich nicht schlafen lassen. Ihre Blicke aus Enttäuschung und Unglauben begleiten mich noch heute bis in meine Träume. Meine Brüder schwankten zwischen Unglauben und dem Wissen, dass sie schon immer dachten, ich würde irgendwann Ärger machen. Stille Wasser sind tief und nicht selten schmutzig. Meine Mutter weigerte sich lange, es hinzunehmen. Aber auch sie konnte irgendwann der Geißelung nicht mehr entfliehen, es akzeptieren zu müssen. Das Urteil stand. Schuldig des Totschlags nach § 212 StGB. Laut des Richters habe ich billigend in Kauf genommen, dass der Geschädigte zu Tode kommt. Nur die von mir benannten Umstände, mein Schuldbekenntnis und mein Alter veranlassten den Staatsanwalt auf einen minderschweren Fall zu plädieren. 7 Jahre Gefängnis, wovon 4 Jahre auf Bewährung ausgesetzt wurden. Vorausgesetzt, ich würde mir im Gefängnis nichts zuschulden kommen lassen und meine Auflagen einhalten. Darunter zählte die Aufnahme und der erfolgreiche Abschluss einer Ausbildung, sowie die vollkommende Kontaktsperre zu der Familie Paddock. Die Worte des Richters hallen noch jetzt, wie ein Echo durch meinen Kopf. Sie sind so nah und klar, dass ich das Gefühl habe wieder in dem Gerichtsaal zu stehen und ihre Blicke zu spüren. Vor allem die von Richards Mutter. Sie starrte mir ununterbrochen in den Rücken. Ich habe es nie gesehen, aber die gesamte Zeit über gespürt. Es war mehr als die bloße Wut über den Verlust ihres Mannes. Es war eindringlich und seltsam wissend. Doch wie viel hat sie wirklich gewusst? Was hat sie mitbekommen? Ich weiß bis heute nicht, was Richard ihr erzählt hat und das macht mir Angst. „Wie viel weiß deine Mutter eigentlich über uns?“, frage ich interessiert. Rick hebt den Kopf. Für einen kurzen Moment kräuselt sich seine Stirn. „Sie weiß nicht, dass wir uns wieder getroffen haben. Das musst du mir glauben“, versichert er mir schnell, ob wohl das gemeint habe. Das hat er schon einmal. Ich zweifle nicht daran, dass er das wirklich glaubt. Ich lehne mich zurück und sehe den anderen Mann seitlich an. „Weiß sie von uns? Ich meine, weiß sie, dass wir schon damals mehr waren als Freunde?“, präzisiere ich die Frage, die ich mir schon seit langem stelle. Was genau weiß Sybilla Paddock? Ich strecke meine Finger, sodass sie sich etwas aus Richards Hand lösen. Auch er lehnt sich zurück, stützt seinen Arm auf der Rückenlehne ab und hält damit seinen Kopf aufrecht. Als ich aufsehe, blicke ich in das warme helle Braun seiner Augen. „Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher. Sie hat nie irgendwelche Fragen gestellt. Sie vermied es, deinen Namen auch nur auszusprechen und als du nicht mehr in meiner Nähe warst, hat sich die Frage nicht gestellt, denn war ja brav...“, antwortet er mir, lässt deutlich erkennen, wie wenig er von der Einstellung seiner Mutter hält. „Sie wollte nie die genauen Gründe erfahren?“, frage ich, schließe meine Finger und schmiege sie zurück in die warme Hand des anderen Mannes. Ein leichtes Kopfschütteln. Richard senkt seinen Blick. Ich bin nicht überrascht. Ihr Verhältnis zueinander war nie sehr herzlich und familiär gewesen. Für sie war ich immer der böse Junge, der ihr den Mann und beinahe auch den Jungen genommen hatte. „Nein, du kennst sie. Ihr hat die Erklärung vor Gericht ausgereicht. Sie redet, sie weist an und sie schreibt vor. Das und nichts anderes. Sie hat nie mit mir darüber gesprochen, Eleen. Kein einziges Wort und wenn ich es versucht habe, dann hat sie mich einfach nur angeschrien und weggeschickt. Sie wollte nie meine Meinung wissen. Sie wollte nicht wissen, wieso sie mich nicht bei der Veranstaltung gesehen hatte. Sie wollte nicht wissen, wieso ich bei der Beerdigung nicht...“ Er beißt sich auf die Unterlippen und stoppt. „Auch als sie das Kontaktverbot initiiert hat, legte sie keinen Wert auf meine Meinung, verstehst du? Ich konnte nur meine Füße stillhalten und dabei zusehen, weil alles andere zu auffällig gewesen wäre.“ Ich höre deutlich die Wut, die er empfindet. Es folgt ein leises Zähneknirschen, was die Wut noch einmal lautmalerisch hervorhebt. Richards Wange bettet sich in meine Halsbeuge und er schweigt. Ein Zeichen seiner Hilflosigkeit. Seine Bartstoppeln pieken und es macht mir Gänsehaut, die ich so sehr genieße, dass es fast unheimlich ist. „Ich habe angewiesen, dass meine Anwälte mit den Recherchen aufhören.“ Er macht eine Pause, atmet tief ein, so als würde es ihm unendlich schwer fallen, auch nur darüber nachzudenken. „Ich wollte immer nur, dass wir wieder zusammen sein können. Am liebsten sofort ohne all diese Probleme... Ich würde alles dafür tun... aber ich verstehe auch, dass dieser Weg Frage aufwirft, die wir nicht gebrauchen können. Ich vertraue meinen Anwälten, aber... meiner Mutter...“ Er spricht es nicht aus. „Ich weiß… Ich bin müde“, sage ich leise und meine nicht nur meinen jetzigen Gemütszustand, sondern die gesamte Situation. Rick wirft einen Blick auf die Uhr und ich spüre, wie er nickt. „Soll ich gehen?“, fragt er leise und ich vermeide es ihn anzusehen. Wieder liefern sich mein Kopf und mein Herz ein Duell. Es wäre besser, wenn er geht, doch ich sage, dass genaue Gegenteil. „Bitte bleib.“ Richard haucht mir einen Kuss auf die Fingerspitzen und steht auf. Er verschwindet im Badezimmer. Ich folge ihm nach kurzer Verzögerung, suche ihm eine Zahnbürste heraus und sehe dabei zu, wie ihm beim Putzen Zahncremeschaum über die Lippen quillt. Wenn ich ihn bei so etwas beobachte, dann habe ich noch immer das Gefühl wieder 17 Jahre alt zu sein. Ich spüre das Glück und die Unbeschwertheit. Ich streiche ihm Reste der Zahnpasta aus dem Mundwinkel und Richard küsst mich. Als ich am Morgen erwache, liegt Rick schlafend neben mir. Es fühlt sich gut und richtig an. Ich höre seinen ruhigen Atem und spüre seine warmen Füße an meinen. Ich bleibe ruhig liegen, schließe meine Augen und genieße das angenehm beruhigende Gefühl, welches sich in mir ausbreitet. Erst eine halbe Stunde später beginnt Rick sich zu rühren. Erst sind es nur seine Hände. Sie schieben sich aus der Decke hervor und nach kurzer Zeit wieder runter. Seine Füße reiben an meinen. Ich öffne meine Augen und schaue in das entspannte Gesicht meines Freundes. Er dreht sich auf die Seite und murrt. Danach rollt er zurück auf den Rücken und wieder auf die Seite. Obwohl seine Augen geschlossen sind, lächelt er mich an. Er murmelt etwas, was ich als ´Guten Morgen´ identifiziere und ich streichele ihm wirre Haare zurück. Danach schwinge ich schnell und bestimmt die Beine aus dem Bett. „Nicht gehen“, murmelt er und streckt seine Hand nach mir aus. Er kriegt mein Handgelenk zu fassen. „Ich kann nicht mehr liegen…und brauche einen Kaffee“, erkläre ich, löse seinen Griff und setze meinen Weg unbeirrt fort. Als ich wieder aus dem Bad komme, stolpert mir Richard entgegen. Er drückt mir mit halbgeöffneten Augen einen fahrigen Kuss auf, der mehr Wange als Lippen trifft  und torkelt Richtung Toilette. Ich höre, wie sich Richard über den Flur bewegt als er mit Duschen fertig ist. Leise summend, so, als gäbe es nichts auf der Welt, was ihn betrüben könnte. Ich lausche seiner Melodie, erkenne ein Lied unserer gemeinsamen Vergangenheit und schließe meine Augen, bis er hinter mir stehen bleibt. Rick legt sorgsam seine Arme um mich, während ich den Kaffee aufgieße. „Wie hast du geschlafen?“, fragt er mich, schmiegt seine Wange gegen meine und beginnt erneut, leise zu summen. „Ganz gut.“, antworte ich und untertreibe. Es war seit langem die erste Nacht, in der ich ohne Unruhe und Albträume einfach nur geschlafen habe. „Schön zu hören. Immerhin warst du so entspannt, dass du leise geschnarcht hast. Wie ein kleiner Bär im Winterschlaf“, kommentiert Richard schmunzelnd und ich brauche einen Augenblick, um zu verstehen, dass er übertreibt. Ich höre, wie er leise kichert und mir dann sanft in den Hals beißt. Die Stelle danach küsst. „Möchtest du etwas essen?“, frage ich nach einem genießenden Moment, während Rick erneut beginnt zu summen. „Kaffee reicht erstmal“, sagt er und lehnt sich rücklings an den Küchentresen. Ich schiebe ihm die dampfende Tasse zu und er schenkt mir ein dankendes Lächeln. Seine Haare sind noch immer feucht vom Duschen. Ein Wassertropfen löst sich aus einer Strähne, während Richard einen ersten Schluck vom Kaffee nimmt. Das leichte Brummen, was folgt, ist kein Ausdruck des Wohlgefallens. „Wow, du kochst Teer! Ich brauche Zucker…“, entflieht es ihm, nachdem sich sein Gesichtsausdruck wieder normalisiert hat und nimmt dennoch einen zweiten Schluck. „…und Milch“, ergänzt er. Suchend öffnet er eine beliebige Schranktür und starrt einen Moment auf den Stapel Teller, der vor ihm aufgetaucht ist. Ich schließe sie für ihn und greife zielsicher zu der unscheinbaren Zuckerdose, die neben Mehl und Salz auf dem Küchentresen steht. Rick nimmt sie dankend entgegen, löffelt sich gleich zwei große Portionen in die schwarze Flüssigkeit und schnuppert. „Entschuldige, ich mag ihn so“, gestehe ich und mache einen Abstecher zum Kühlschrank. Leider kann ich keine Milch finden. Nicht mal Kaffeesahne. Ich sehe ihm entschuldigend entgegen. Milch ist keine meiner typischen Einkaufskomponenten. Richard lächelt, streckt seine Hand nach mir aus und nimmt einen weiteren Schluck der nun gesüßten Flüssigkeit. Ich nehme die Aufforderung gern wahr. „Musst du heute los?“, fragt er mich, während er mir einen Arm an die Hüfte legt und mich so wieder dichter an ihn heranführt. „Nein. Du?“, frage ich retour, spüre, wie sich die Hoffnung in mir breit macht, dass Rick länger bei mir bleiben könnte. Sie währt nicht lange. „Leider ja. Ich habe nachher noch ein Abschlussmeeting für eine geplante Übernahme…“ „An einem Samstag?“, frage ich seltsam enttäuscht, obwohl es mich nicht überrascht. „Ja, auch an einem Samstag. Internationale Firmen unterliegen einem anderen Zeitplan… und…Rahel bringt später Kaya zu mir.“ Beides überrascht mich nicht. Doch letzteres versetzt mir zum wiederholten Mal einen Stich. Die zwiespältigen Gefühle im Zusammenhang mit Richards kleiner Tochter machen mich verrückt. Ich will sie nicht spüren. Ich schäme mich zutiefst und schaffe es nicht alle Regungen zu verstecken. Unwillkürlich weiche ich seinem Blick aus. Richard stellt die Tasse zurück auf die Arbeitsplatte und umfängt mich dann mit beiden Armen. So als hätte er es ganz genau gesehen, wie schwer ich an dem Gedanken knabbere. „Rahel ist nicht unser Feind. Sie ist verletzt und sauer. Aber sie spielt keine Spielchen…So ist sie nicht. Bitte glaub mir...“, setzt er an und ich unterbreche ihn. „Ich bin ihr vor der Bar begegnet“ Ich denke an das Bild, welches sie mir von Richard und seiner Tochter gegeben hat. Ich habe es noch immer in der Innentasche meiner Jacke. Rick seufzt, als würde ihm mit einem Mal klar, weshalb dieser Abend so geendet war. Das schwere Gefühl habe ich noch immer. Und es wird auch nicht so schnell verschwinden. „Sie muss es am Abend zuvor mitangehört haben. Lee, es tut mir leid. Ich…“, setzt er an und seufzt ein weiteres Mal, doch dieses Mal deutlich verzweifelter. Richard stellt seine Kaffeetasse ab. „Was hat sie getan oder gesagt, was dich derartig verunsichert hat? Hat sie dir gedroht?“ Ich vollführe eine Mischung aus nicken und Kopf schütteln. Ich verneine es bejahend und bin hin und hergerissen. Ich deute ihm an, dass er einen Moment warten soll. Aus dem Flur hole ich das Foto und überreiche es Richard. „Sie gab mir das.“ Ich senke meinen Blick auf die Abbildung, ebenso wie er. Diesmal flieht ein angestrengtes Seufzen über seine Lippen und er lässt seine Hand samt Foto sinken. Ich sehe ihn schlucken. „Ich werde mit ihr reden.“ „Zu welchem Zweck? Nichts, was sie zu mir gesagt hat, war unwahr oder zumindest nicht verständlich. Sie hat Angst. Sie will ihre Familie beschützen. Sie liebt dich und ich kann verstehen, warum sie so handelt.“ „Aber sie versteht nicht, was du mir bedeutest.“ „Das ist nicht wahr. Sie versteht es ganz genau und ich wiederum verstehe, dass sie nur sieht, dass ich mich wieder in dein Leben dränge und alles durcheinander bringe. Ich bringe alles durcheinander, Rick! Nicht nur für sie. Für deine Tochter genauso. Auch für Ewan. Selbst für Moore. Er sollte seinen Ruhestand genießen. Irgendwo an einem Teich stehen und angeln. Stattdessen sitzt er seit Wochen in seinem Auto und versucht mich davon zu überzeugen, dass wir niemanden einen Gefallen tun, mit dem, was wir machen.“ „Du darfst dich nicht dafür verantwortlich fühlen. Für nichts davon. Ich habe mich von ihr getrennt und das lange bevor wir uns wieder gesehen haben. Sie hat nicht das Recht, solche Dinge zusagen. Und Moore ist nichts weiter als ein wahnhafter alter Mann, der Gespenstern hinterher jagt, weil es nicht schafft sich nach all den Jahren ein eigenes Leben aufzubauen. Er kennt es nicht anders. Lee, du bist nicht derjenige, der alles durcheinander bringt. Sie sind es. Diese Schatten der Vergangenheit, die alles wieder hochholen. Warum können sie es nicht einfach ruhen lassen...“ In seiner Stimme liegt Wut als er den Vorwurf formuliert. Ich spüre die Verzweiflung und obwohl er in gewisser Weise recht hat, fühle ich mich nicht besser. All diese Geister. All dieser Erinnerungen. Sie lasten schwer auf mir. Im Wohnzimmer beginnt Richards Handy zu klingeln. Doch statt darauf zu reagieren, zieht er mich in eine feste Umarmung. Erst nach einer weiteren Tasse Kaffee, diesmal weniger stark und ein Toast mit Streichschokolade sammelt Richard seine Sache zusammen. Im Flur schiebt er das Telefon in seine Brusttasche und sieht mich an. Wir haben nicht darüber gesprochen, wann wir uns wiedersehen und ob. Haben nicht darüber gesprochen, was wir gegen die Schatten tun werden. Ich will nicht, dass er geht. Ich lasse meinen Augen geschlossen, während sich seine Hände über meine Arme nach oben arbeiten. Ich weiß, dass er mich ansieht, dass er jede meiner Reaktion beobachtet. Seine Fingerknöchel streicheln über meine Wange und ich blicke auf. In diesem Moment umfängt er mich mit einer intensiven Umarmung. Liebevoll gleitet seine Hand durch mein Haar. Ich will nicht, dass er geht. Seine Augen bleiben genießend geschlossen und er bettet seine Stirn gegen meine. „Ich muss los“, flüstert er in diesem weichen, warmen Tonfall, der mich fast jedes Mal auf die Knie zwingt. „Ich weiß“, antworte ich knapp, aber ruhig und mache keine Anstalten mich von den warmen, anziehenden Körper zu entfernen. Richard haucht mir einen Kuss auf die leicht geöffneten Lippen. Kurz und sanft. Seinen Blick haftet an der berührten Stelle. Es folgt ein zweiter, der noch etwas länger dauert und ein wenig sehnsüchtiger ist. Der Abstand zwischen unseren Lippen ist nicht mehr als ein Hauch des Widerstandes, der trotz seiner Sanftheit jedes Blatt eines jungen Baumes zum Vibrieren bringt. Kein Hindernis. Keine Barriere. Den dritten Kuss erwidere ich energisch. Neckend. Fordernd. Rick nimmt meine Unterlippen zwischen seine Lippen. Ein leichtes Saugen lässt meine Haut tanzen. Ein zärtliches Knabbern lässt mich nur noch mehr verlangen. Mit der Zunge tippe ich gegen seine Oberlippe, treffe den kitzelnden Punkt genau in der Mitte und merke mit Genugtuung, wie sich seine Lippen zu einem feinen Lächeln verziehen. Nur für eine Sekunde unterbricht es den Kuss. Der, der folgt, ist noch intensiver, als die vorigen. Ich schmiege mich dichter an ihn und genieße das atemberaubende Kribbeln, welches durch meinen Körper jagt, als sich unsere Zungenspitzen nähern, spielen und verzehren. Tausende kleine Explosionen durchfahren mich, wie eine ersehnte Entladung all meine Frustrationen. Sie entfliehen meiner Kehle, sorgen dafür, dass sich mein gesamter Körper leichter anfühlt. Schwerelos. Großartig. Die warme Haut unter meinen Fingerspitzen macht mich nur noch höriger. Alles in mir reagiert auf ihn. Jede Faser meines Körpers. Jedes noch so winzige Molekül. Ricks Hände streicheln sich unter meinen Pullover. Sie schieben ihn nach oben und ich nehme unwillig meine Hand aus seinem Nacken, lasse zu, dass das Stück Stoff auf den Boden landet. Ricks Mantel fällt als nächstes und seine süßen Lippen nehmen meinen Mund sofort wieder in Besitz. Ich spüre, wie sich die Wärme seines Körpers beruhigend um mich legt, wie sie in mich eindringt und wie sie mich jedes Mal aufs Neue alles vergessen lässt. Ich will ihn spüren. Noch dichter als jetzt. Noch tiefer. Ich greife in den Stoff seines Pullovers, ziehe ihn nach oben bis Rick nach meinen Handgelenken fasst. Erst nur, um mich davon abzuhalten, weiter an dem Stoff zerren. Dann drückt er sie jedoch  hoch und an die kalte Wand, nippt an meinen Lippen, als wären sie Teil seiner Belohnung. Als ich versuche meine Arme aus der Position zu befreien, hindert er mich daran. Er fasst meine Handgelenke fester und stiehlt sich einen Kuss, während dem er mich anblickt. Direkt und eindeutig. Ich sehe die Dominanz, die hin und wieder arrogante Züge annimmt. Rick drückt meine Arme weiter nach oben und lässt seine Lippen neckend, nippend über meinen Kiefer gleiten. Das zärtliche Flüstern prickelt sich über meine Haut bis ich vor Spannung die Luft anhalte. Darauf wartend, dass sein Mund einer Stelle gnädig wird, sich ihr mit all der Leidenschaft widmet und meiner Erregung Abhilfe verschafft. Doch seine Lippen setzen ihren Weg fort. wandert bis zu meinem Ohr, wo mich die Wärme seines Atems unwillkürlich erbeben lässt. Ein Keuchen perlt von meinen Lippen. Es ist tief, wohlig und erwartend. Fast ein wenig fordernd. Es überrascht nicht nur mich. Rick löst sich von meinem Hals und sieht mich an. Seine warmen braunen Augen sind getränkt mit Lust und Erregung. Dieser Blick jagt mir jedes Mal wieder bloße Schauer durch den Leib. Ich unterdrücke ein weiteres Keuchen, spüre das Beben auf meinen Lippen und wie es Rick kurz darauf kostet. So, als wäre es das erste Mal. Während des Kusses entlässt er meine Hände aus seinem Griff. Richard streichelt über meine verhüllte Erregung. Ich ziehe scharf die Luft ein und schließe meine Augen, während er sich neckend meinen Kiefer entlang küsst. Bis zu meinem Ohrläppchen. Mit leichter Reibung bewegt sich seine Hand über meine Erregung. Ein kurzer Biss in das zarte, weiche Fleisch meines Ohres und ein erneutes fahriges Keuchen erfüllt den Raum. Es ist tiefer und intensiver. Richard schließt genießerisch seinen Augen und saugt jeden Laut in sich ein. „Stöhn für mich“, fordert er mich neckend auf und legt seinen Mund gegen die empfindliche Haut meines Halses. Ich spüre die Hitze seines Körpers, fühle ihn. Vollkommen und intensiv. Ricks Härte drückt sich gegen meinen Oberschenkel und ich greife zu seinem Hosenknopf. Er hält mich zurück, schiebt erneut meine Hand nach oben und es erfasst mich eine erregende Welle. Sie breitet sich in mir aus, wie ein Feuer voller Leidenschaft. Ich möchte mehr. „Stöhn für mich!“, wiederholt er, doch diesmal ist es nicht fordernd, sondern eindeutig bittend. „Nimm mich“, sage ich stattdessen, folge seinem Blick bis er mich direkt ansieht. Seine Lippen nippen an meinem, kosten die unbestimmbare Süße, die nur wir beide schmecken und die mich tiefer in die Sucht treibt. Ich wiederhole meine Aufforderung flüsternd und sehe ihn unverwandt an. Ein eindeutiges Lächeln umspielt seine Lippen und selbige suchen erneut nach meinen. Der Kuss ist intensiv und leidenschaftlich. Richard zieht mich von der Wand weg, direkt in seine Arme. Dieses Mal stoppt er mich nicht, als ich versuche, seine Hose zu öffnen. Doch durch die Nähe des anderen Körpers habe ich wenig Spielraum. Der Knopf löst sich nicht und ich bin nicht gewillt den intensiven Kuss zu beenden. Stattdessen bringe ich etwas Abstand zwischen unsere Unterleiber. Nicht sehr lange, denn Richard schließt jede Lücke sofort und schiebt mich mit jedem Versuch etwas weiter Richtung Wohnzimmer. Erst, als meine Waden gegen die Couch stoßen, schaffe ich es, öffne den Reißverschluss und lasse meine Hände in die wohlige Tiefe seiner Hose gleiten. Mühelos streiche ich direkt in seine Unterhose, fühle wie sich mir seine Härte bettelnd entgegenstreckt. Rick entledigt sich selbst seines Pullovers und zieht mich sofort wieder in einen Kuss. Seine Hände wandern über meinen Rücken. Ein wissendes und intensives Streicheln, welches tief in meine Haut eindringt. Ich will ihn spüren. Noch viel stärker. Noch viel mehr. Ich umfasse seine Erregung fester, genieße die Hitze auf meiner Haut und das scharfe Zischen, welches von Richards Lippen flieht. Es erregt mich ungemein, ihn so zu hören. Das Wissen darum, dass ich solche Empfindungen in ihm auslöse, ist beruhigend und aufrührend zu gleich. Ich bewege meine Hand schneller über seine Härte, entlocke ihn weiteres Stöhnen. Wir lösen unseren Kuss und Rick lässt seinen Mund über meinen Kiefer wandern, zu meinem Hals, zu meinem Ohr. Ein sanfter Biss und ein Keuchen. Erst seines, dann meines. Ich intensiviere meine Massage und merke schnell, dass Richards Liebkosungen fahriger werden. In diesem Moment ist nichts von seiner vorigen Dominanz zu spüren. Er genießt meine Berührung in vollen Zügen und gibt sich mir hin. Ein weiteres Mal zieht er scharf die Luft, greift dann nach meiner Hand und hindert mich daran, weitere Intensität aufzubauen. Rick sucht meine Lippen, trifft nur meinen linken Mundwinkel und keucht. „Du hast doch bestimmt irgendwas hier?“, raunt er fragend, berührt meinen Hals zärtlich mit dem Mund und nippt sich zu einer besonders weichen Stelle an meinem Schlüsselbein. „Wenn du das dritte Buch im dritten Fach des Bücherregals nach hinten ziehst, öffnet sich die Tür zu meinem geheimen Spielzimmer“, kommentiere ich trocken und schließe meine Augen, um das sanfte Spiel an meinem Hals noch intensiver zu spüren. Doch nichts passiert also öffne ich meine Lider und sehe zu meinem Kindheitsfreund. Ich beginne zu kichern als er mich mit hochgezogener Augenbraue anblickt. „Scherzkeks... und nicht hilfreich“, lässt er verlauten und zieht mich dennoch  in einen intensiven und energischen Kuss. Nur widerwillig löse ich mich von ihm als ich als erstes begreife, dass sich weiter Küssen keine Lösung für das Problem bringt. „Warte hier…“, weise ich ihn an, deute auf die Couch und tapse mit wackeligen Beinen ins Badezimmer. Ich finde ein Massageöl und bin damit sehr zufrieden. Richard trägt nur noch seine Shorts, als ich zurück komme und hat sich auf die Couch nieder gelassen. Vor ihm bleibe ich stehen. Er beugt sich direkt zu mir, greift in den Bund meiner Hose und lässt sie über meine Beine gleiten. Ich trage nichts drunter. Zärtlich haucht er mir einen Kuss gegen den Unterbauch. Einen weiteren gegen meinen Bauchnabel. Dann blickt er auf. Seine warmen braunen Augen erfassen mich, während er seine Lippen auf die Spitze meiner Erregung bettet. Ich zucke unwillkürlich mit genau dieser Gegend und treffe dabei seine Nasespitze. Rick grinst, wiederholt die sanfte Berührung mit seiner Zungenspitze und schließt dann seine Lippen vollends um mich. Die Wärme ist atemberaubend. Die feuchte Reibung wohltuend. Ich schließe angeregt meine Augen und merke, wie mir Richard das Öl aus der Hand nimmt. Seine Hand gleitet meinen Innenschenkel entlang, schiebt sich zwischen meinen Beinen weiter nach oben. Zu meinem Hintern. Sanft streichelt er über die Spalte nach vorn, stoppt bei meinem Damm und fährt dann mit mehr Druck wieder zurück. Er wiederholt es, bis sein Finger neckend über meinen Eingang streicht. Das Öl hinterlässt ein feuchtes und samtiges Gefühl auf meiner Haut. Sein Finger dringt in mich ein, während sein Mund sich noch etwas fester um mich schließt. Er nimmt mich tief, lässt seine Zunge kreisend um meine Eicheln spielen. Es fühlt sich wundervoll an. Heißt und Feucht. Ich lasse meine Augen geschlossen bis ich merke, dass Rick kurz von mir ablässt. Dann sehe ich hinab. Seine Lippen schweben nur Millimeter von meiner Härte entfernt. Er sieht zu mir auf, lässt seine andere Hand nicht ruhen. Ich keuche leise auf. „Stöhn für mich“, wiederholt er seine Bitte vom Anfang und lässt seine Zunge über meine feuchtglänzende Spitze gleiten. Direkt über den schmalen Schlitz. Ich werde schlagartig rot, merke die enorme Hitze auf meinen Wangen und kann nicht verhindern, dass er es bemerkt. „Rick, ich…“, setze ich an, doch spreche nicht aus, was ich denke. „Bitte…“, sagt er und setzt seine wohltuende Massage fort. Ich lasse meine Finger durch sein dichtes Haar fahren, ertappe mich dabei, dass ich ihn ab und an dichter an mich heran drücke, um ihn noch mehr zu spüren. Rick lässt es geschehen, nimmt seine freie Hand dazu, um noch mehr Reibung zu erzeugen und stoppt jedes Mal wissend, bevor er mich zum Höhepunkt bringt. Mit jedem Mal keuche ich lauter, bis er sich erneut von mir löst. Er lehnt sich zurück, greift nach dem Fläschchen mit Öl und gießt ein paar Tropfen auf seine Körpermitte. Dann streckt er seine Hand nach mir aus und ich folge ihm willig. Ich küsse ihn gierig. Ich will ihn spüren. Überall. Ganz tief. Richard greift meine Hüfte und ich sinke kontrolliert und langsam auf ihn nieder. Bis er mich vollkommen ausfüllt. Kreisend beginne ich mich auf ihm zu bewegen. Rick zieht scharf die Luft ein und lässt seinen Kopf nach hinten kippen. Er stöhnt wohlig auf, streichelt mit seinen Händen über meine Oberschenkel und über meinen Bauch. Mit der linken gleitet er über meine Brust, schmiegt sie an meine Wange und führt mich in einen weiteren Kuss. Ich umfasse mich selbst, pumpe mich erst im selben ruhigen Takt, wie ich mein Becken bewege. Doch es reicht mir nicht. Ich will ihn noch deutlicher spüren. Noch heftiger. Unwillkürlich werden meine Bewegungen unruhiger. Rick merkt es und sieht mich für einen Moment fragend an. „Mehr…“, keuche ich ihm zu. Er beobachtet mich und nickt. Er stoppt meine Bewegungen und deutet mir an aufzustehen. Ich steige von ihm runter und spüre ihn sofort hinter mir. Meinen Oberkörper drückt er nach vorn und mein Becken zieht er zurück. Schnell dringt er in mich ein. Stößt tief. Erst langsam und bedacht. Ich drücke ihm mein Becken entgegen. Fordere mehr. Erst, als er das Tempo deutlich anzieht, genügt es mir. Diesmal stöhne ich laut und irritiere Richard damit so sehr, dass er kurz stoppt. Mehrere Küsse treffen meinen Nacken und Rücken, während er weitere heftige Stöße setzt. Die Hitze in meinem Inneren wird unerträglich. Mit jedem Stoß schiebt sich die atemberaubende Befriedigung durch meinen Leib. Sie ist heiß und wohltuend. Ich stöhne wieder auf und merke, dass der folgende Stoß noch etwas intensiver ist, als die anderen. Ricks Atmen trifft meinen Rücken. Er ist schnell und unkontrolliert. Er wird mit jeder Sekunde fahriger. Mit drei tiefen Stößen kommt er heiß und heftig in mir. Ich spüre seine Hitze direkt. Auch die Feuchtigkeit. Nach kurzem Luftholen setzt er seine Bewegungen fort. Weniger heftiger und weniger intensiv. Doch das ist mir egal, denn seine warme Hand legt sich um meine Erregung und beginnt mich in selben Takt zu pumpen. Ich brauche etwas länger um mich der Befriedigung hinzugeben. Rick zieht mich zurück, als ich heiß in seiner Hand komme und doch hinterlasse ich Spuren auf dem Stoff der Couch. Auch das ist mir vollkommen egal. Wir lassen uns zurückfallen, atmen unkontrolliert und schnell. Ich beruhige mich erst, als mich Richards Arme umfangen und ich mich an seinen Körper schmiegen kann. „Danke“, haucht er mir ins Ohr und ich sehe ihn an. „Wofür?“ „Dafür, dass du mir nach alldem noch vertraust.“ Ich hauche ihm ein Kuss auf die Lippen und schließe meine Augen. Erneut beginnt Richards Telefon zu klingeln und er drückt mich noch fester an sich, bevor er sich löst und nackt in den Flur trabt. Ich bleibe noch einen Moment liegen. Ich kann nicht verstehen, mit wem er spricht, doch er klingt kurz angebunden. Vermutlich jemand aus seiner Firma. Sie einigen sich auf eine spätere Uhrzeit und ich angele nach meiner hingeworfenen Hose. Als Rick zurückkommt, streicht er sich ermattet durch die Haare und lächelt mir entgegen. „Entschuldige. Ich würde viel lieber hier bleiben, aber die Arbeit ruft laut und bald auch schrill, wenn ich das Meeting nicht wahrnehme.“ Mit schrill spielt er auf seine Mutter an. Sie war es aber nicht am Telefon. „Schon gut.“ Er kommt auf mich zu, gibt mir einen Kuss und greift nach seinen Klamotten. Ich begleite ihn zur Tür und wir starten einen zweiten Versuch, uns zu verabschieden. „Lass uns heute Abend noch mal reden.“ „Während du deine Tochter auf dem Arm hast? Nein.“ „Dann lass mich morgen Abend noch mal vorbeikommen. Wir müssen überlegen, was wir tun wollen. Zusammen. Bitte.“ Zusammen, wiederholt sich in meinem Kopf. Ich nicke es ab, obwohl sich erneut ein weniger gutes Gefühl in meiner Magengegend bildet. Mit einem Lächeln schließt er die Tür hinter sich. Was machen wir hier bloß? Auch ich fahre mir durch die zerzausten Haare und brauche dringend einen zweiten Kaffee. Ich bin noch keine zwei Schritte von der Tür entfernt, als es leise klopft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)