Zwei Sturköpfe finden zusammen von Onlyknow3 (E-Mails die zu Herzen gehen) ================================================================================ Kapitel 4: In Aufruhr --------------------- In Aufruhr Teilnahmslos folge ich dem Unterricht. Der Stoff interessiert mich nicht wirklich, zumal ich die Gleichungen, die unser Lehrer akribisch auf die Tafel schreibt, bereits ohne seine Ausführungen lösen kann. Genervt beginne ich meine Nasenwurzel zu massieren, als der Mann anfängt seine Schritte der Klasse zu erläutern. Ich bezweifle, dass jemand aus seinem Gerede schlau werden wird. Natürlich kennt ihr den Lösungsweg, wäre ja noch schöner, wenn dem nicht der Fall wäre, doch er geht die Aufgabe unglaublich kompliziert an, nur seine Erläuterungen übertreffen seinen Rechenweg noch an Komplexität.   Mein Blick wandert automatisch zur Uhr. Noch fast eine Stunde. Erneut bedauere ich, dass ich mir in der Pause keinen Kaffee besorgt habe. Wie viel produktiver könnte ich meine Zeit doch nutzen, wenn ich jetzt in der Firma wäre?   Unwillkürlich wandert mein Blick zu Wheelers leerem Stuhl und erneut spielt sich die Szene in meinem Kopf ab, die sich vor Schulbeginn auf dem Hof ereignet hatte.   Ich hatte gleich bemerkt, dass mit Wheeler etwas nicht stimmte, diesen Umstand jedoch den jüngsten Ereignissen zugeschoben. Es war nicht weiter überraschend gewesen, dass er mich harsch anfuhr, dergleichen bin ich schließlich zur Genüge von ihm gewohnt. Umso erstaunlicher ist dann jedoch sein Angriff auf Taylor gewesen, der ganz offensichtlich im ersten Augenblick nicht einmal wusste, was mit ihm geschah.   Noch immer weiß ich nicht, warum ich eingegriffen habe und das behagt mir keineswegs.   Doch als der Kindergarten keinerlei Anstalten machte, Wheeler von einem weiteren Angriff auf Taylor abzuhalten, habe ich agiert ohne nachzudenken. Taylors Wohlergehen lag mir jedoch sicherlich nicht im Sinn.   Ein kleiner Seufzer verlässt meinen Mund und ich bemühe mich, meine Gedanken weg von Wheeler und zurück zu dieser albernen Gleichung zu bewegen, was mir nicht wirklich gelingt. Noch immer sehe ich den Köter vor mir, der einen undefinierbaren Blick auf seine Freunde und mich wirft, um dann auf dem Absatz kehrt zu machen und davon zu stürmen.   Im Grunde wohl eine logische Reaktion auf seine vorangegangene Tat, denn offensichtlich schien er nicht in der Verfassung zu sein, seinen Freunden oder gar dem herbeieilenden Herrn Arishya Rede und Antwort zu stehen. Letzterer hätte ihn ohnehin nur zum Direktor gebracht.   Und diese Hilflosigkeit in seinen Augen …   Gleichgültig wie ich es auch drehe und wende, es behagt mir nicht, dass der Köter alleine durch die Straßen irrt. Nicht, nach den jüngsten Ereignissen und einem unberechenbaren Wheeler Senior.   Als die Stunde endlich zu Ende ist, atme ich erleichtert auf und packe rasch meine Sachen zusammen. Spätestens wenn ich in der Firma bin, werde ich aufhören können, mir Gedanken um Wheeler zu machen. Sollen seine Freunde das doch übernehmen.   Fast erleichtert höre ich Devlin sagen: „Lasst mich erst einmal alleine nach ihm sehen, ok?“ Und Gardner entgegnet: „Ok, aber halt uns auf dem Laufenden, ich mache mir wirklich Sorgen um Joey.“ Bevor der Würfelfreak etwas erwidern kann, ergreift Taylor das Wort, doch ich höre mir nicht mehr an, was er zu sagen hat, sondern verlasse mit schnellen Schritten das Gebäude. Ja, soll Devlin sich um das Hündchen kümmern. Ich habe wichtigeres zu tun.   Roland wartet bereits. Ich werfe ihm einen kurzen, fragenden Blick zu. „Er ist jetzt in seiner Wohnung“ , teilt er mir mit und ich nicke knapp, ehe ich einsteige. „Konnten sie sonst noch etwas sehen?“, will ich wissen, als mein Assistent bereits losgefahren ist. „Er wurde verfolgt“, berichtet er ungerührt. „Zwei unabhängige Gestalten. Eine davon war sein Vater, die andere ist mir unbekannt.“ Ich nicke nachdenklich und starre aus dem Fenster.   Devlin wird vermutlich so schlau sein, es gleich bei Wheeler zuhause zu versuchen. Der Schwarzhaarige gestehe ich soviel Kompetenz zu. Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl und muss mich zwingen, es zu ignorieren.   „Was steht heute an?“, frage ich Roland, als er neben mir zu meinem Büro schreitet. Er zieht einen kleinen Notizblock aus seiner Jacketttasche und meint: „Die Verträge aus Europa sind eingetroffen. Ich habe sie bereits geprüft. Es scheint soweit alles in Ordnung zu sein, keine unerwarteten Änderungen. Sie liegen auf ihrem Tisch.“   Ich lasse mich hinter meinem Schreibtisch nieder und Roland fährt fort: „Des weiteren erwartet Herr Dupres ihren Rückruf.“ Ich verdrehe ungehalten die Augen, sage jedoch nichts. „Die vorläufige Monatsbilanz liegt ebenfalls vor und der Architekt erwartet ihre Entscheidung bezüglich seiner Entwürfe.“   Ich bin erleichtert, als er seinen Notizblock wieder in seiner Jacke verschwinden lässt. „Kaffee“, sage ich und Roland nickt nur. Dann beuge ich mich über die Unterlagen vor mir. Abgesehen von dem Telefonat mir diesem aalglatten Franzosen dürfte nichts viel Zeit in Anspruch nehmen. Roland stellt eine Tasse neben mir ab und ich deute ihm an, dass er sich zurückziehen kann. Lautlos verlässt er das Büro und ich widme mich den Verträgen.   Gerade als ich mit ihnen fertig bin, klingelt mein Telefon. Widerwillig nehme ich den Anruf entgegen und meine Sekretärin teilt mir mit, dass ein Mr Devlin zu mir möchte. „Schicken sie ihn rein“, entgegne ich und lege den Hörer zurück auf die Gabel.   Devlin betritt auch schon umgehend mein Büro und gleich im ersten Augenblick kann ich seinem Gesicht entnehmen, dass etwas nicht stimmt. Er sieht mehr als nur besorgt aus. Er wirkt beunruhigt und sofort verspüre ich wieder dieses ungute Gefühl.   „Ich brauche deine Hilfe, Kaiba“, kommt der Schwarzhaarige direkt zum Punkt und ich ziehe eine Braue nach oben, sage jedoch nichts, aber er redet auch bereits weiter: „Genau genommen braucht Joey deine Hilfe.“ Er macht eine kurze Pause und ich bin sicher, dass er mit einer abfälligen Geste rechnet, doch ich frage nur: „Was ist mit Wheeler?“   Für den Bruchteil einer Sekunde überrascht mich mein eigener Tonfall. Die Worte, die aus meinem Mund kommen, klingen bei Weitem nicht so gleichgültig, wie es sein sollte, doch Devlin scheint zu aufgeregt, um sich darüber Gedanken zu machen. „Die Sache ist ernst, Kaiba, irgendwelche obskuren Typen sind hinter ihm her. Typen, die vor nichts zurückschrecken. Ich weiß selbst nicht genau, was los ist, aber er hat mich eben angerufen und mir erzählt, dass er eine massive Drohmail bekommen hat. Jemand hat seinen Account gehakt“, berichtet er schnell und sieht mich erwartungsvoll an.   „Und was willst du von mir?“, frage ich so ungerührt wie möglich, obgleich ich mir denken kann, weshalb er hier ist.   Devlin seufzt. „Weil ich niemanden kenne, der uns sonst helfen könnte. Wenn jemand in der Lage ist, herauszufinden, von wem diese Mail stammt und wie man an seinen Account gekommen ist, dann du, Kaiba.“ Ich nicke leicht und ein Teil von mir ist versucht zu sagen, dass hier wohl nicht Mutos Herz der Karten weiterhilft.   „Wo ist er?“, will ich wissen und erhebe mich. „In einem Internet Café. Ich habe ihm gesagt, er soll sich nicht von der Stelle rühren“, erwidert der Schwarzhaarige. Ich nehme meinen Mantel und streife ihn mir über. „Roland wird uns fahren“, teile ich dem Würfelfreak mit, der für einen kurzen Augenblick erstaunt zu sein scheint. „Was?“, zische ich ihn an, doch er schüttelt nur abwehrend den Kopf. Ich schreit an ihm vorbei, aus dem Büro und teile meiner Sekretärin mit, dass ich bis auf weiteres nicht zu sprechen bin und Roland den Wagen vorfahren solle.   Dann gehe ich zum Fahrstuhl und Devlin folgt mir. Schweigend fahren wir nach unten und ebenso schweigend steigen wir in die bereitstehende Limousine.   Eine Drohmail also. Zweifellos stammt sie nicht von seinem Vater. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sein Erzeuger zu solchen Mitteln greifen würde. Andererseits hat der Mann sich als unberechenbar erwiesen.   „Da drüben ist es“, meint Devlin und deutet auf einen kleinen Laden. Ich sage Roland, dass er auf uns warten soll, dann folge ich ihm in das Internet Café und bin tatsächlich erleichtert, als ich den Köter wohlauf sehe.   „Was...“, er deutet auf mich. „Will der hier, den kann ich gerade echt gar nicht brauchen!“   Ich überlasse es Devlin zu antworten. „Beruhige dich, Joey, aber wenn uns jemand helfen kann, dann er.“   Einen kurzen Augenblick sehen Wheeler und ich uns an, dann nickt er mir widerstrebend zu.   „Joey, es geht hier dabei herauszufinden wie dein Vater an deine E-Mailadresse gelangen konnte und ich kenne keinen außer Kaiba, der uns dabei helfen könnte“, erläutert Devlin meine Anwesenheit weiter und sieht den Blonden dabei eindringlich an. Ohne etwas zu sagen, schiebe ich mich an dem Schwarzhaarigen vorbei und nehme an dem Computer Platz, an dem Wheeler zuvor wohl aktiv war.   Routiniert checke ich die Systemdaten und überprüfe einige Programme, dann teile ich den Beiden mit, dass der PC auf dem neusten Stand ist und über ein Standartsicherheitssystem verfügt. Ich bezweifle, dass man auf diesem Wege, an Wheelers Daten gekommen ist. Dafür müsste man sich schon in den Hauptrechner des Ladens hacken. Devlin nickt, doch der Köter sieht mich verständnislos an.   Unwillkürlich erinnere ich mich an das, was Wheeler zu Taylor gesagt hatte. Von einem kaputten Laptop war die Rede.   Ich wende mich an Devlin. „Devlin, Wheelers Laptop, was war der Grund für den Defekt?“, frage ich und der Schwarzhaarige antwortet auch prompt: „„Das Werk nannte drei Trojaner als Grund, die an einer Datei anhingen von einer Mail von einer nicht gesicherten Webseite, das heißt das entweder Joey eine Spamnachricht geöffnet hat oder was viel wahrscheinlicher ist, dass Tristan sie mit der Kartenbestellung heruntergeladen hat.“   Ich lehne mich für einen kurzen Augenblick zurück und massiere meine Nasenwurzel.   Darum ist Wheeler also auf Taylor losgegangen. Doch wer auch immer diesen Anhang mitgeschickt hat, konnte nicht wissen, dass nicht der Köter am Rechner war. Wheeler seufzt leise und ich werfe ihm einen kurzen Blick zu. Er sieht fertig aus, macht sogar den Eindruck, als würde er jeden Augenblick zusammenklappen.   „Was ist mit der Mail, die du bekommen hast, Wheeler?“   Wortlos reicht er mir ein Blatt Papier und ich überfliege genau die Devlin die Nachricht. Schon bei der Kopfzeile stutze ich und auch Devlin scheint dieses Detail nicht zu entgehen. Ich widme wich wieder dem Rechner, nur um sicherzugehen, dass ich mich nicht irre und tatsächlich...   „Diese Mail wurde hier geschrieben, in diesem Café, sogar an dem Rechner hier“, teile ich den Beiden mit.   „Wie meinst du das?“, fragt Wheeler und mir entgeht nicht der Anflug von Angst, der in seiner Stimme mitschwingt. „Ganz einfach, Wheeler, wer auch immer diese Mail geschrieben hat, saß in diesem Moment auf diesem Platz in diesem Raum!“, erkläre ich ihm die Sachlage und er starrt mich entgeistert an.   „Weißt du noch, was du an jenem Tag gemacht hast?“ Devlin ist nicht minder beunruhigt. Sein Blick spricht Bände. Wheeler zuckt leicht mit den Schultern, sieht sich dann jedoch die Mail näher an. „Ich glaube, das war der Tag, an dem du wegen deines Laptops bei mir warst“, meint Devlin und der Blonde schluckt. „An dem Tag wurde ich von meinem Vater angegriffen. Zuvor war ich hier. Ich habe Ryou und Tea getroffen. Als die beiden weg waren bin ich dann ins Netz und habe mich noch mit meinem Chatfreund unterhalten, aber nicht lange, weil dieser arbeiten musste“, erzählt das Hündchen nachdenklich und bei seinen Worten muss ich stutzen. Mein Blick wandert wieder kurz zu dem PC und für einen Moment zieht sich alles in mir zusammen.   „Chatfreund?“, wiederhole ich und Wheeler herrscht mich an: „Na und? Ich habe wenigstens Freunde, die mir helfen. wenn ich sie brauche, du machst ja lieber alles alleine!“   Für diesen kurzen Augenblick ist er wieder ganz der Alte. Aufbrausend wie eh und je. Er reckt sogar kurz die Faust in die Höhe und sieht mich herausfordernd an. Ich bin nicht in der Lage etwas zu erwidern, dafür ist die Entdeckung, die ich gerade gemacht habe, ein zu großer Schock.   Kann es wirklich sein?   Es kann. Es muss. Bei genauerer Prüfung der Sachlage gibt es keine andere Möglichkeit. Die Beweise sind erdrückend.   Unwillkürlich erinnere ich mich wieder daran, was RedEye mir geschrieben hat. Er hat erzählt, dass sein Laptop wegen Viren bzw. Trojanern kaputt gegangen sei und er mir deshalb aus Internet Café schreiben würde.   Und die IP-Adresse war exakt die Gleiche.   Ich schlucke hart und die Erkenntnis trifft mich wie ein Eimer eiskaltes Wasser. Der Chatfreund, von dem er redet, bin ich und somit ist RedEye niemand anderes als Joseph J. Wheeler. Wie ist es möglich, dass ich nicht schon früher darauf gekommen bin? Mit einem Schlag fallen mir wieder die kleinen Einzelheiten ein, die mich bei unseren Unterhaltungen überrascht haben.   Die Geschichte von der Gruppenarbeit … dem arroganten Fatzke … mir   Meine Gedanken überschlagen sich.   „Joeys Nerven liegen blank, Kaiba, er meint es sicher nicht so. Denk daran, wie er vorhin auf Tristan losgegangen ist. Er steht sicher noch immer unter Schock“, höre ich Devlin sagen und nicke kaum merklich, ohne den Blick von Wheeler zu wenden, der mich noch immer mit wütend funkelnden Augen ansieht. Mein Plagegeist, mein Anhängsel „Wir sollten erst einmal von hier verschwinden. Roland sagte, dass man Wheeler beobachten würde, vermutlich sogar jetzt und hier“, beschließe ich und der Köter nickt leicht, dann wandert sein Blick zu Devlin.   Ich warte die Antwort des Schwarzhaarigen nicht ab, sondern verlasse den Laden und steuere auf die Limousine zu. Vage nehme ich wahr, dass die Beiden mir folgen. Ich brauche ein paar Sekunden, um meine Gedanken zu ordnen.   Vielleicht sollte ich Wheeler sagen, dass …   Ich verwerfe den Gedanken schnell wieder. Das Ganze ist viel zu absurd und das Hündchen, wie Devlin richtig bemerkt hat, auch vollkommen neben sich.   „Am Besten kommst du erst einmal wieder bei mir unter“, höre ich Devlin zu Wheeler sagen, dann wendet er sich an mich. „Können wir vielleicht Joeys Sachen mit deiner Limo zu mir bringen? Sorry, aber mir fällt gerade nichts besseres ein.“   Ich überlege kurz und erneut begegnet mein Blick dem des Blonden. Ich kann ihm deutlich ansehen, welche Reaktion er von mir erwartet. Die braunen Augen sprechen Bände. Ohne ein weiteres Wort an ihn und den Schwarzhaarigen zu verschwenden, weise ich Roland an, uns zu Wheelers Wohnung zu fahren. Dann steige ich in den Wagen und die Beiden tun es mir gleich. Schweigend fahren wir und ich warte, während die Beiden Wheelers Sachen zusammenpacken und im Wagen verstauen. Viel ist es nicht.   Wheeler … RedEye …   Ich bin unschlüssig, wie ich in dieser Angelegenheit verfahren soll, wie ich überhaupt mit ihr umgehen soll.   „Wir können los“, teilt Devlin mir mit und reißt mich aus meinen Gedanken. Ich nicke und die nächste Station ist sein Haus. Erneut warte ich, während die Beiden dieses Mal entladen. Als sie fertig sind, verschwindet Wheeler wortlos im Haus, während Devlin zu mit tritt.   Der Schwarzhaarige betrachtet mich einen kurzen Augenblick abschätzend, dann fragt er: „Woher wusste Roland, dass Joey verfolgt wird?“ Mir entgeht nicht, dass seine grünen Augen mich genau beobachten. Ich vermute, der Köter hat ihm nicht erzählt, dass ich es war, der ihn ins Krankenhaus bringen ließ und insgeheim frage ich mich, warum er es seinem Freund nicht erzählt hat. Ich mache eine wegwerfende Geste und entgegne gleichmütig: „Weil er ein Auge auf den Köter hatte.“   In Devlins Augen blitzt es kurz, vermutlich wegen der Bezeichnung „Köter“ und ich rechne fast damit, dass er mich diesbezüglich zurechtzuweisen versucht. Doch stattdessen werden seine Augen zu zwei Schlitzen, die mich skeptisch ansehen. Ich halte seinem Blick gelassen stand. „Und wieso hatte er ein Auge auf ihn?“   „Weil ich ihm den Auftrag dazu gegeben habe“, erwidere ich und verschränke die Arme vor der Brust. Meine Haltung und auch mein Blick dürften deutlich genug machen, dass ich nicht wünsche, über dieses Thema zu brechen. Devlin zögert, dann reicht er mir die Hand.   „Danke für deine Hilfe, Kaiba“, ist alles was er sagt und sein Blick ist aufrichtig. Einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, mich einfach umzudrehen und in den Wagen zu steigen. Doch etwas an dem Blick des Schwarzhaarigen, bringt mich dazu, seine Hand zu nehmen und unverbindlich zu drücken. „Ich hoffe, du behältst das Hündchen im Auge, Devlin! Pass auf, dass er nichts dummes tut“, sage ich und lasse ihm keine Zeit etwas zu erwidern. Ich steige in den Wagen und bin erleichtert, als Roland losfährt.   Zurück in der Firma, widme ich mich erst einmal der Bilanz und suche studiere die Baupläne für den neuen Park. Fast schaffe ich es darüber Wheeler und diese merkwürdige Geschichte, in die er geraten ist zu vergessen. Der Rest des Nachmittags verläuft ohne weitere Zwischenfälle und ich verlasse die Kaiba Corporation früher als ursprünglich geplant. Das Gespräch mit dem Architekten kann bis morgen warten. Augenblicklich habe ich nicht die Nerven für den jungen Mann, der stets dazu neigt, mich mit seinen „genialen“ Ideen zu überhäufen.   Ich fahre nach Hause. Mokuba ist noch bei seinem Training. Ich dusche kurz, ziehe mich um und dann fällt mein Blick auf die Uhr. Normalerweise chatte ich um diese Zeit kurz mit Red. Ich spüre wie mein Magen sich zusammenzieht. Dann greife ich wie automatisch zu meinem Laptop und logge mich ein.   RedEye ist online.   Wie ferngesteuert beginne ich zu schreiben.   Ice-Dragon: „Wie geht es dir, Red? Du machst dich zurzeit rar.“   Es dauert einen Moment, bis er antwortet.   Red Eye: „Sorry, Dragon, ich habe momentan leider keine Zeit und weiß auch nicht wann ich mich wieder melden kann. Ich muss leider eine Weile verschwinden. Ich melde mich, sobald ich kann.“   Die Antwort irritiert mich. Immerhin habe ich ihn gerade zu Devlin gebracht, er müsste sich sozusagen in Sicherheit befinden. Und was meint der Köter mit verschwinden? Meine Finger rasen über die Tastatur.   Ice-Dragon: „Was ist passiert? Brauchst du Hilfe?“   Erneut dauert es kurz, bis seine Antwort erscheint.   Red Eye: „Ich glaube kaum, dass du mir helfen kannst. Ich bin da echt in was ganz Mieses geraten und jetzt sind irgendwelche Typen hinter mir her. Vorhin stand sogar einer von ihnen bei meinem Freund im Laden. Ich muss schleunigst weg.“   Ich starre entsetzt auf den Bildschirm. Einer von diesen Kerlen war in Devlins Laden? Verflucht, wo ist dieser Würfelfreak?   Ice-Dragon: „Red, beruhige dich und dann sag mir was los ist. Mach nichts unüberlegtes. Wenn du einfach davon stürmst, rennst du diesen Kerlen vielleicht direkt in die Arme. Vielleicht wollen sie genau das erreichen!“   Red Eye: „Und was soll ich deiner Meinung nach machen, hast du eine Lösung?“   Ice-Dragon: „Bleib ruhig und vor allem in der Nähe deines Freundes. Ich werde sehen, was ich für dich tun kann, ich kenne ein paar Leute bei der Polizei.“   Red Eye: „Vergiss es, Dragon, das bringt nichts. War schon bei den Bullen.“   Fantastisch. Wie ich Wheeler kenne, hat er ihnen einfach nur die Mail gezeigt und die ganze Geschichte auf haarsträubende Weise, wild gestikulierend erzählt. Vermutlich haben ihn die Beamten nicht ernst genommen. Ich überlege noch, was ich erwidern soll, schließlich muss ich aufpassen, dass ich mich nicht verrate, doch dann erscheint schon eine neue Nachricht von ihm.   Red Eye: „Sorry, ich muss weg. Melde mich wenn ich kann. Bye.“   Ich komme nicht mehr dazu etwas, zu erwidern, denn er geht sofort offline und für ein paar Sekunden starre ich den Bildschirm an. Dann greife ich zum Telefon und lasse mich mit der Polizei verbinden. In knappen Zügen schildere ich dem Beamten mein Anliegen und sagen ihnen, dass sie zu Devlins Laden fahren sollen. Allem Anschein nach habe ich es mit einem kompetenten Polizisten zu tun, denn er stellt keine unsinnigen Fragen, sondern verspricht sofort zu reagieren.   Dieser verfluchte Köter!   Mit noch nassen Haaren verlasse ich die Villa und fahre selbst zu Devlins Laden, wobei ich sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen außer Acht lasse. Ich treffe zeitgleich mit der Polizei ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)