[Barkeeper-Reihe 03] Barkeeper in Not von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 16: Kapitel 12 - Auf Wiedersehen ---------------------------------------- Kapitel 12 - Auf Wiedersehen ~Anton~ Nachdem ich den Beamten die Sachlage ausführlich erklärt habe, mache ich Platz für sie, damit sie die Personalien des Kerls aufnehmen können. Sie wirken sehr routiniert darin, aber das kenne ich schon zu Genüge. Es kommt immer mal wieder vor, dass ich die Polizei in meinen Club rufen muss, da hier jemand randaliert, oder einen der Gäste bedrängt. Nur ist es etwas komplett anderes, wenn man selbst darin verstrickt ist. Meinem Anwalt habe ich ebenfalls Bescheid gesagt. Er versprach mir, alles erdenkliche zu tun, dass Marcells Ex erstmal in Haft bleibt, was aber schwer sein dürfte, meinte er. Na ja. Wenigstens haben wir ihn erstmal ausfindig gemacht. Vielleicht haben wir Glück und es besteht Fluchtgefahr für diesen Mistkerl. Dann könnte er in U-Haft bleiben. "Herr Hazold? Wir führen ihr erstmal ab." "Ist gut." "Alles weitere wird die Staatsanwaltschaft klären." Ich nicke dem stämmigen Beamten zu und mustere weiterhin diesen Schweinehund, der im Griff des anderen Polizisten hängt. In ihn war Marcell also einmal verliebt gewesen. Marcells Ex. Er sieht ganz gewöhnlich aus. Nicht nett, aber auch nicht so, als würde er seine Mitmenschen skrupellos ausnehmen. Als er abgeführt wird, schaut er mich noch nicht mal an, betrachtet den Boden unter seinen Füßen und trägt eine ungerührte Miene vor sich her. Wahrscheinlich ahnt er noch nicht mal, dass Marcell und mich viel mehr verbindet, als bloß ein schnöder Arbeitsvertrag. Das ist vielleicht sogar ganz gut so. Sie haben Marcells Ex schon fast aus der Hintertür hinausgeschafft, da höre ich meinen Schatz hinter mir aufschreien. "Lass mich vorbei! ... Nein! ANTON!" "Marcell!" Ich bin sofort bei ihm und helfe Theo, der mein Liebling händeringend versucht in Zaum zu halten und auf ihn einredet. Doch er hört nicht auf ihn, weshalb ich auf Marcell einrede. "Hey! Marcell! Hör auf!" Ich versuche seine Aufmerksamkeit zu erlangen, aber er fixiert weiterhin das Ende des Flures, wo eben noch sein Ex zu sehen gewesen war. "HOLGER DU SCHWEIN! DU HAST MEIN LEBEN ZERSTÖRT!" "Marcell!" Mit einem kräftigen Ruck packe ich ihn und zerre ihn in den Aufenthaltsraum, wobei mir Theo erschrocken aus dem Weg springt. "Anton! Lass mich! Ich muss ... Scheiße! Dieser Arsch!" Seine Augen fliegen wirr im Raum umher, dann sackt er vollkommen in sich zusammen. Heulend lehnt er sich gegen meinen Oberkörper. "Ganz ruhig ... Schscht." Ich streichle ihm über Kopf und Rücken, versuche ihn so zu beruhigen. "Sie nehmen ihn mit aufs Revier. Dort bleibt er vorerst. Jetzt wird alles wieder gut, hörst du?" Ich deute Theo an die Tür zu schließen und uns allein zu lassen. "Sie haben ihn. Das ist doch erstmal das Einzige was zählt." "Ich wollte aber ... Ich muss ihm doch sagen, dass ..." Ich kann erahnen was er gerade durchmacht. Mir ging es damals auch nicht viel anders. Am liebsten hätte ich meinen damaligen Ex ebenfalls angeschrien, ihn vor all unsren Kollegen bloßgestellt, so wie er mich bloßgestellt hat. Aber das geht nicht immer. Und meist ist es besser, wenn man die Ruhe bewahrt und die Dinge sachlich angeht. Es ist schwer, ich weiß. Doch da es hier nicht nur um einen bloßen Streit unter zwei Ex-Verliebte geht, ist die Lage zu vertrackt, um sich gegenseitig vor der Polizei zu beschimpfen und anzuschreien. "Ich habe unsren Anwalt angerufen. Der regelt das. Hörst du?" Ich schaue ihn eindringlich an. "Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren. Zuerst muss deine Unschuld bewiesen werden, ja?" Marcell nickt schwach und drückt erneut sein Gesicht gegen meine Brust. "Alles wird gut. ... Ganz bestimmt. Das stehen wir zusammen durch." Marcell beruhigt sich allmählich und auch von mir weicht die Anspannung nun langsam ab. Sie macht Platz für die einsetzende Erleichterung. Endlich ist Marcells Ex gefunden und kann hoffentlich für all das verantwortlich gemacht werden, was er meinem Schatz angetan hat. *** ~Marcell~ "Morgen ... Geht es dir wieder besser?" Die Matratze senkt sich und Anton lächelt mich besorgt von oben herab an. "Etwas", wispere ich und atme tief ein. Mein 'Zusammenbruch', oder sollte ich lieber mein Ausraster sagen, ist mir im Nachhinein total peinlich. "Du hast mich schon wieder gerettet." Sanft streicht sein Daumen über meine Stirn. "Jeder Zeit wieder", antwortet er nach einer Weile, beugt sich zu mir und küsst mich. Was würde ich nur ohne ihn tun? Und wie kann ich das alles wieder bei ihm gut machen? "Hast du hunger?" "Ein bisschen." Mein Magen fühlt sich noch immer nicht ganz erholt an, nach dem ganzen Hin und Her gestern. Holgers Auftauchen hat mir mehr zugesetzt, als ich wahrhaben will. "Dann steh auf und begleite mich." Anton steht auf und grinst mich fröhlich an. "Ich habe Frühstück gemacht." Da gerate ich jetzt aber ins Staunen. "Du? Ein richtiges Frühstück?" "Jawohl! Das habe ich heimlich von dir abgeschaut." Da bin ich jetzt aber mal gespannt! In der Küche dann die Überraschung. Der Tisch ist leer! "Hier Marcell. Auf der Terrasse." Langsam tapse ich wieder aus der Küche und schiele nach links. Und da sitzt er: An einem reichlich gedeckten Tisch, bestückt mit allerlei Leckereien. "Das hast du nicht selbst gemacht!", lache ich wissend. "Nie im Leben!" "Woher willst du das wissen?" "So wie du grinst, habe ich daran keinen Zweifel." "Ertappt", gesteht er. "War wohl zu viel des Guten?" "Oh ja! Aber dennoch sieht es verdammt lecker aus." Ich setzte mich Anton gegenüber und mopse mir eins der Mini-Mohnschneckchen. "Sehr lecker." Anton lacht leise und probiert auch gleich eine davon. "Sag mal … Hat sich Herr Friedrich eigentlich schon gemeldet?" "Nein", antwortet Anton knapp. "Hör auf dir Gedanken zu machen. Er wird alles in seiner Macht stehende tun, damit dein Ex erstmal in Haft bleibt." "Bestimmt." Ich lächle Anton an und grapsche mir eins der Vollkornbrötchen. Leider bin ich nicht so optimistisch wie er, dass Holger wirklich fürs Erste in Haft bleibt. Wenn er beweisen kann, dass er weder flüchtig noch fluchtgefährdet ist, dann lassen sie ihn sicher wieder von dannen ziehen. Deutscher Rechtsstaat lässt grüßen. Solange seine Schuld nicht bewiesen ist, ist das Recht auf seiner Seite, was in anderen Fällen ja nicht gerade verkehrt ist. Nichtsdestotrotz frühstücken wir in Ruhe weiter und reden nicht mehr über den gestrigen Vorfall, worüber ich mehr als froh bin. Er hat eine Menge wieder aufgewühlt. Eigentlich hatte ich gedacht, über die Sache so gut wie hinweg zu sein. Das war wohl falsch gedacht. Holger und die Nummer, die er mit mir abgezogen hat, haben noch einen ganz gewaltigen Einfluss auf mich und meine Gefühle. Falls es wirklich zu einem Prozess kommt, dürfte das ein ziemlicher Kraftakt für mich werden. Ich schaue rüber zu Anton, der sich gerade Kaffee einschenkt und nach seinem Tablet greift, um wie jeden Morgen die Nachrichten zu checken. In den wenigen Wochen ist er wirklich wichtig für mich geworden. Sehr wichtig. Nicht nur, weil er mir hilft, mich bei sich arbeiten und wohnen lässt. Ich liebe ihn. Mehr als irgendjemanden zuvor. "Habe ich mich mit Marmelade bekleckert?" Erst jetzt bemerke ich, dass Anton mein Starren erwidert. "Ähm … Ja! Warte. Ich mach's dir weg." Ich beuge mich über den Tisch und wische ihm auf der Wange herum. "Ist weg", lüge ich, da er gar nichts an seiner Wange hatte. Gerade als ich mich wieder nach hinten lehnen möchte, ergreift er meine Hand und hält mich fest. Seine Lippen sind so schnell auf meinen, dass ich gar nicht reagieren kann. "Erwischt, mein Süßer", flüstert er mir zu und grinst schelmisch. Mein Herz bollert wie wahnsinnig. Und wie ich ihn liebe! Satt und angezogen mache ich mich dran, meine Kleidung in Antons Schrank zu räumen. 'Schrank' ist vielleicht falsch ausgedrückt. Einkleidungszimmer trifft es nämlich schon eher. Natürlich hat Anton ein extra Zimmer für seine Kleidungsstücke. Es ist zwar nicht allzu groß, aber mehr als ausreichend für meinen Geschmack. Dennoch muss mein Freund erst für mein Zeugs Platz schaffen. Wie kann Mann nur so viel Kleidung besitzen? Selbst für einen schwulen Mann sind diese Wäscheberge enorm. "Ich wollte sowieso schon lange mal ausmisten", erklärte er mir vorhin auf meine Frage, ob das auch in Ordnung sei, dass ich mich hier so breit mache. Und jetzt steht neben mir, räumt um, wirft einzelne Kleidungsstücke durch die Tür ins Schlafzimmer, die er anscheinend ausmisten möchte und schafft für mich Platz. Muss ich noch erwähnen, dass ich noch ganz neben mir stehe, weil der Gedanke, dass ich tatsächlich bei ihm einziehe, mich ganz kribbelig macht? Zwar ist es nur probeweise, aber für mich ist dass das Selbe, als wenn ich schon jetzt ganz zu ihm ziehen würde. Ich bin so glücklich! Immer wieder blicke ich zu Anton rüber und schmunzle vor mich hin. Er ist hochkonzentriert bei der Sache, mustert ein Kleidungsstück, überlegt und entscheidet sich dann, was er damit machen will. Er sieht so süß dabei aus! Wieder landet eins auf den mittlerweile mächtig angewachsenen Altkleiderhaufen. "So viel willst du weggeben?" "Ich hatte das ganze Zeug ewig nicht mehr an. Also weg damit. Sollen sich andere darüber freuen." Ein weiteres Textilstück fliegt an mir vorbei. "Reicht dir die Hälfte?" "Welche Hälfte?" "Von meinem Kleiderzimmer." Ich mache große Augen. "Die Hälfte ist viel zu viel! Ein Viertel langt dicke." So viel Kleidung habe ich jetzt auch nicht. Nicht so viel wie er jedenfalls. Bei weitem nicht. Anton atmet laut aus und stemmt seine Arme in die Hüften. Dabei geht er seinen Stauraum durch. "Also diese Ecke hier?" Er zeigt auf eine Kleiderstange. Daneben sind fünf freie Wandrealreihen. "Dann könnten wir noch eine Reihe frei machen, falls es nicht langen sollte. "Gute Idee." "Dann kaufen wir nachher noch ein kleines Schuhboard. Das stellen wir hier drunter und dort kann vielleicht noch ein schmales Regal oder Schränkchen hin." Es ist richtig putzig, dass er sich so viele Gedanken um meinen Kram macht. "Hast du auch Anzüge oder so was?" "Ähm ... Zählt ein gutes Hemd auch dazu?" "Alles was nicht gefaltet werden sollte", sagt er und dreht sich um. "Keine Ahnung." Ich sage jetzt besser nicht, dass ich in Kleidungsdingen eher praktisch veranlagt bin. Bei mir landet auch mal was ungebügelt oder bloß zusammengeknäult im Schrank. Doch wie es aussieht, muss ich das ab sofort ändern. Anton hat alles picobello aufgereiht. Sogar seine Socken, die brav aufgerollt und farblich sortiert in einer extra Schublade liegen. In Reih und Glied versteht sich. "Falls ja, dann hänge es einfach hier rein." Er zeigt auf einen schmalen Schrank und öffnet ihn. Da hat er also seine Anzüge drin versteckt. Achtlos lasse ich meine Hose fallen, die ich eben aus der Kiste gekrammt habe und bestaune seine Auswahl. "Sind das viele!" "Kleiner Tick von mir", meint er achselzuckend. Tick ist gut! Sieht alles teuer und edel aus. Als Geschäftsführer muss man wohl einige Standards einhalten. Neugierig wie ich bin, begutachte ich seine Anzüge und bleibe an einem hängen. "Der ist ja schön!" "Findest du?" "Ja." "Den hatte ich noch nie an." "Echt nicht?" Erstaunt lege ich den Kopf schief. "Nein ... Wollen wir weiter machen? Damit wir heute noch fertig werden." "Ist gut." Was hat er denn auf einmal? Täusche ich mich, oder ist mein Schatz nun mürrisch? Wegen eines dämlichen Anzugs? "Wenn du ihn nicht anziehst, solltest du ihn vielleicht auch zu den Altkleidern geben", schlage ich vorsichtig vor. Mal sehen, wie er reagiert. "Ich dachte, er gefällt dir." "Und? Wenn er dir nicht gefällt, dann ..." "Er bleibt!", braust er auf und reißt eine der Schubladen auf. Hoppla! Jetzt werde ich erst recht neugierig, was es mit diesem Teil auf sich hat. ~Anton~ Wohin jetzt mit meinen Socken? Oder soll ich lieber meine Unterwäsche wegräumen? Am besten, ich kaufe für Marcells Socken eine Box. Oder wir tun sie zu meinen. Ich knirsche mit den Zähnen. Was interessieren mich meine Socken? Ich kann ganz deutlich Marcells neugierige Blicke in meinem Rücken fühlen. Sie durchbohren mich. Warum musste er auch diesen dummen Anzug erwähnen? "Also schön!", sage ich vielleicht etwas zu laut als geplant. "Der Anzug war ein Geschenk von meinem Exfreund." Laut schlägt die Sockenschublade wieder zu. Geknickt schaue ich zu Marcell rüber, der wissend nickt. "Dein damaliger Arbeitskollege? Aus dem Restaurant?" "Ja. Wir wollten zusammen auf die Hochzeit seiner Schwester. Dazu haben wir uns Anzüge im Partnerlook gekauft." Ich lache freudlos auf und schüttle den Kopf. "So was dämliches! Als wollten wir ..." Ich breche ab. "Verstehe", flüstert Marcell und kommt auf mich zu. "Das heißt, du kannst dich nicht von diesem Anzug trennen." "Das heißt es. Ich wünschte, es wäre anders, aber ..." "Er erinnert dich an eine schöne Zeit." Für einen Moment schließe ich die Augen, öffne sie wieder und lächle. "Bescheuert was?" "Total bescheuert! Aber glaube mir, mit bescheuerten gefühlsduseligen Dingen kenne ich mich auch aus. Ich habe noch einen kleinen potthässlichen Stoffelefanten von meinem ersten Freund. Ich kann ihn nicht wegwerfen, bewahre ihn aber in einer kleiner Box auf, weil ich ihn nicht sehen will. Bei sentimentalen Dingen, ticken wir alle ein wenig aus." Mein Marcell. Steht da, erklärt mein inneres Chaos bezüglich dieses dummen Anzugs mit so einfachen, schnellen Worten, als wäre es das Normalste auf der Welt. Ich lege meine Arme um ihn und drücke ihn fest an mich. "Anton! Du zerquetschst mich!", lacht er und zappelt wild. Mein Griff wird fester. "Auaaa!" Noch einmal sauge ich seinen Duft ein, dann gebe ich nach und lasse ihn frei. Natürlich nicht bevor ich ihm noch einen dicken Schmatzer verpasst habe. "Wofür war das denn gerade?" "Für dein Verständnis", antworte ich und gehe auf meine Anzüge zu. "Was hast du vor?" Marcell ist mir gefolgt und stellt sich neben mich. "Anton?" "Der kommt endlich weg! Ab damit." Entschlossen greife ich mir den Anzug, den mir mein Ex vor Jahren geschenkt hat. "Sicher?" "Sehr sicher. Ich brauche keinen ollen Anzug, der mich an eine verflossene Liebschaft erinnert. Ich mache jetzt Platz für dich." Marcell schnappt nach Luft. Es ist immer wieder zu goldig mit anzusehen, wie er auf manche meiner Worte reagiert. Der Anzug fliegt, ebenso Marcell, der nun an mir hängt und mir die Luft aus den Lungen drückt. "Ich liebe dich", säuselt er direkt an mein Ohr, küsst es und flutscht wieder aus meiner erwiderten Umarmung. "Und jetzt raus mit deinem alten Kram!" Laut lachend greift er sich eins meiner Shirts und wirft es in die Luft. "Das behalte ich aber noch! ... Hey!" "Na gut. Dann nehmen wir ... Oh. Mein. Gott!" Mein Katerchen hat allem Anschein nach was Furchtbares gefunden. Oder das Gegenteil. "Was hast du da?" Ich schiele über seine Schulter, sehe aber nichts. Als er aber hat, was ihn so ausflippen lässt, rauscht er herum und hält es mir vor die Nase. "Was ist das?!", kreischt er und lacht wie bekloppt. "Das ist nicht dein Ernst!" "Was denn?" So schlimm ist das Teil nun auch nicht. "Ein Tanga mit Leoparden-Muster?! Ich fasse es nicht!" Gut, dass ich den noch nicht an hatte ... "Hast du noch mehr solcher ... Albträume?" "Tangas?" Marcell nickt eifrig. "Kann sein. Damals waren die halt total sexy." "Sexy?!" Jetzt nicke ich. "Uhwaahh!" Mein Süßer schüttelt sich und schnalzt meinen Leo-String aus der Tür hinaus. "Der kommt weg! Bah!" Ich überlege, ob ich jetzt eingeschnappt sein soll. "Was hast du denn dagegen?" Fassungslos richtet sich Marcell vor mir zu seiner vollen Größe auf. "Was ich dagegen habe? Diese Dinger sind ja so was von ... Bahh!" Nun sieht er so aus, als habe er in einer Zitrone gebissen. "Da ist ja nix ... Alles ist da so ..." Wild gestikulierend fuchtelt er mit seinen Händen in der Luft rum. "Da fällt doch alles ... Buuwwahh!" "Das soll's doch auch", lache ich. Marcell dagegen schüttelt sich ein weiteres Mal vor Ekel. "Zieh so ein Ding an und ich penne auf der Couch." Ist ja nicht zu glauben, was er für ein Aufriss wegen eines Strings macht! Er macht sich wieder daran, meine Kleidung zu durchforsten. Aufreizend wackelt sein Hinterteil vor mir dabei hin und her. Ich schleiche mich leise von hinten an ihn ran. "Was trägst du denn heute drunter, wenn ich fragen darf?", wispere ich und schlage meine Finger in seine knackigen Rundungen. Marcell gluckst, hält aber still. "Finde es heraus." Mein Blut rauscht binnen Sekunden in die untere Hälfte meines Körpers. "Du kannst vorher aber auch einfach mal raten." "Hm ... Ich nehme an, ein Tanga wird's nicht sein." Grinsend spüre ich mein Katerchen unter mir erbeben. Leider nicht aus Lust. "Anton!" "Ist ja schon gut", lache ich. "Okay. Die Farbe zuerst. Lila." "Nein." "Blau." "Nein." "Orange?" "Nein." "Etwa Weiß?" "Nein!" Ich befummle Marcells Hintern eingehender, als könne ich dadurch die Farbe ertasten. "Dann ist dein Höschen ... schwarz." "Bingo!" Na, was sag ich? "Damit treten wir im Fernsehen auf", kichere ich. Mein Süßer stimmt mit ein. "Nur, wenn du auch die Marke errätst." "Tommy Hilfiger", antworte ich wie aus der Pistole geschossen. "Woher ...?" Marcell dreht seinen Kopf zu mir. "Deine Jeans sitzt ganz schön tief. Besonders wenn du dich nach vorn beugst." "Du hast geschummelt!" "Gar nicht!" "Wohl!", faucht mein Katerchen und steht auf. "Du mogelst!" Sein Zeigefinger trifft meine Brust. "Schummler! Du Höschenspanner!" Lachend wehre ich halbherzig seinen pochenden Finger ab. "Das wollte ich nicht!" "Lügen tust du auch noch? Schäme dich!" "Später vielleicht", kontere ich und schnappe mir seinen vorlauten, zupieksenden Finger. "Jetzt würde ich mich gerne für ganz andere Dinge schämen ..." Tief schaue ich ihm in die Augen, während ich den Zeigefinger in meinen Mund gleiten lasse. "Wehe, du schämst dich nicht ordentlich", keucht mein Liebling. "Habe ich dich in dieser Hinsicht jemals enttäuscht?" Kopfschütteln. "Na siehst du. Und jetzt" ich lüpfe seine Hose "zeig mir mal den Schnitt deines Höschens. Ich will sehen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege." "Was vermutest du denn?", schnurrt er und zupft schon an seinem Hosenknopf herum. "Da es kein Tanga ist ... Au! Ist ja schon gut." Frechheit! Piekst mich einfach mit der anderen Hand weiter. "Bestimmt eine enge Pantie." "Mal sehen, ob du recht hast." Und unten ist die Jeans. Natürlich hatte ich recht! Habe ich doch immer ... *** ~Marcell~ Anton liegt leise schnarchend neben mir. Nach unserer Schrankakrobatik haben wir es uns noch mal im Bett gemütlich gemacht. Ich checke die Uhrzeit. Halb vier schon. Perfekt! So leise es geht steige ich aus dem Bett und ziehe mir was über. Danach stolpere ich fast über Alfredo, der mich halb verhungert anschreit und mich somit überredet, seinen Napf zu füllen. Erst dann begebe ich mich in meine noch-Wohnung und suche meinen eReader. Wo habe ich den nur hin getan? In meiner Nachttischschublade finde ich ihn schließlich. Der kleine Schwerenöter ist ganz nach hinten gerutscht. Nervös schalte ich ihn an und suche eine Kurzgeschichte aus. Als ich die meiner Meinung nach Richtige gefunden habe, tippe ich sie an und begebe mich mit dem Reader wieder nach oben. Ich finde, es ist mal an der Zeit, dass Anton endlich mehr von meinem Hobby kennenlernt. Zugegeben, ich bin total nervös deswegen. Bis jetzt weiß noch keiner meiner Freunde und Bekannten, was ich in meiner Freizeit alles so dahin tippe. Anton ist der erste Mensch, dem ich meine Schreibkünste bewusst präsentiere. Wieder in Antons Wohnung (und meiner natürlich! Ich muss mich erst noch dran gewöhnen), lege ich den Reader auf mein Kopfkissen. Mal schauen, ob er ihn findet wenn er wach wird. In der Zwischenzeit mache ich es mir auf dem Balkon gemütlich. Die Sonne scheint so herrlich und es wäre eine Schande, jetzt in der Bude hocken zu bleiben. Mit einer Zeitschrift, etwas zu Trinken und zu Naschen bewaffnet, haue ich mich auf eine der Liegen. Ich bin sofort ganz vertieft in meine Zeitschrift, dass ich Anton erst bemerke, als sich zwischen mich und die Sonne schiebt. "Oh." Die Zeitung ist vergessen. "Schon wach?" "Und wie", sagt er. Seinen Gesichtsausdruck kann ich leider nicht erkennen, da sein Gesicht im Schatten liegt. "Du liest?" "Ja." Ich bekomme Bauchschmerzen. Hat er den Reader gefunden? Hat er meine Geschichte gelesen? "Habe ich auch gerade." Er hat! Aufgeregt richte ich mich auf. "Wie fandest du es?", frage ich vorsichtig nach. "Rückst du mal ein Stück?" Ich mache Platz und Anton setzt sich breitbeinig auf das Fußende der Liege. "Es war interessant", beginnt er. Das kann aber viel heißen. Interessant abartig. Interessant skurril. Interessant verkackt. "Und heiß. Sehr heiß." Mir fällt die Zeitschrift aus der Hand. "Ich wusste ja gar nicht, dass du so eine blühende Fantasie hast." "Na ja ..." Werde ich gerade rot? Bitte nicht! Ich wusste doch, dass er sie liest! "Am besten fand ich die mit den beiden, die es in dem Gartenhäuschen getrieben haben. Sehr prickelnd." "Du hast auch noch die anderen gelesen?" Das gibt's nicht! "Sollte ich nicht?" "Ähm ... Doch. Aber ..." "Nur die Ruhe Marcell. Ich habe nur drei von deinen Kurzgeschichten durchgelesen und fand sie alle richtig gut." "Wirklich?" "Ja. Absolut." Bin ich erleichtert! "Danke", sage ich leise. "Wofür?" "Das du sie gelesen hast. Deine Meinung ist mir sehr wichtig." Anton lächelt und deutet mir an, ihm noch etwas mehr Platz zu machen. Kaum bin ich zur Seite gerutscht, drängelt er sich neben mich. "Die Liege quietscht. Du bist zu schwer", kichere ich und wackle als Beweis mit meiner Hüfte hoch und runter. "Die hält das schon aus." "Wenn du meinst." "Meine ich", gurrt er und legt seine Hand in meinen Nacken. Unsere Lippen finden sich wie zwei Magneten. Zärtlich streicht seine Zunge über meine Oberlippe, stiehlt sich dann weiter hinab, um dann in meinen Mund zu gleiten. Ich seufze leise, schließe die Augen und gehe auf Antons Zungenkuss ein. Er kann aber auch küssen sage ich euch! Als wir uns wieder voneinander lösen, schwebe ich auf Wolke sieben."Weißt du, was wir jetzt machen?" Ich verneine, kann es mir jedoch fast schon denken. "Wie gesagt, die Story im Gartenhäuschen war wirklich sehr anregend. Da dachte ich, das probieren wir doch mal aus." Mein Unterleib beginnt zu kribbeln. Hab ich es mir doch gedacht! Doch als er sein Handy zückt, werde ich stutzig und mir kommen plötzlich ganz andere Ideen. In Gedanken gehe ich die Kurzgeschichte durch, die er meint und ich weiß ganz genau, auf was er damit anspielt. "Du willst uns filmen?" Ist das wirklich sein Ernst? Es ist ja schön, dass ihn meine Fantasie genauso einheizt wie mich, aber die Wirklichkeit ist dann doch einen Zacken waghalsiger. Nicht, dass ich ihm misstraue, aber ich will ungern ein Video von mir haben, auf dem ich mit jemanden Sex habe! "Vielleicht ... Vorerst langen mir aber auch Fotos." Die Linse wird auf mich gehalten. "Sag Kääääse!" Es klickt. "Käse", murmle ich. "Das kannst du doch besser!" Noch ein Klicken. "Du willst kein Video, in dem wir beide ...?" Anton grinst mir schräg an, verpasst mir einen Schmatzer, den er auch ablichtet. "Heute nicht. Aber lass uns kitschige Pärchenfotos fürs Familienalbum machen." So ein Spinner! "Wenn's weiter nichts ist", gluckse ich und strecke der kleinen Linse die Zunge raus. *** ~Anton~ Verflixt! Stöhnend reibe ich mir über die Augen. Sie brennen höllisch. Ich sollte mal eine Pause einlegen. Zum hundertsten Mal nehme ich mein Handy in die Hand und schalte es an. Marcell lächelt mir entgegen. Auf der Stelle wird meine Laune besser und auch meine Augen scheinen kaum noch zu brennen. Unsere kleine Fotosession auf der Terrasse war ziemlich erfolgreich gewesen. Es war aber auch zu schön mit ihm dort zu liegen. Wie er in meinen Armen lag und wie wir wie verliebte Teenager dumm herumgeblödelt haben, uns in Pose gesetzt haben und Grimassen für die Kamera geschnitten haben. Das schönste Bild von uns habe ich mir gleich als Bildschirmsperre und Hintergrund eingerichtet. Zärtlich wische ich über Marcells Wange. Mit einem leisen Klick löst sich die Sperre und öffne den Fotoordner. Viele Bilder waren dort vor der Fotosession nicht drin. Ich schieße nicht oft welche. Na, dass wird sich ab jetzt wohl ändern, denn mein Katerchen ist wirklich unglaublich fotogen. Bauchkribbeln. Bei jedem einzelnen Bild. Marcell lacht, zieht eine Schnute, küsst mich, streckt der Kamera die Zunge raus, versucht sich hinter meinem erhobenen Arm zu verstecken. Bei jedem weiteren Bild bekomme ich mehr Bauchkribbeln. So geht das nicht! Ich muss ihn jetzt einfach sehen! Nein, das reicht nicht. Ich muss jetzt dringend bei ihm sein! Ganz nahe. Der Bürostuhl rollt leise zischend von meinem Schreibtisch zurück und ich stehe auf. Vor der Fensterfront bleibe ich stehen und blicke zum Barbereich. Mein Liebling ist allerdings nicht zu sehen. Ich gucke auf die Uhr. Viertel vor neun. Vielleicht macht er Pause. Dann wird er im Aufenthaltsraum sein. Tja, wenn das so ist, sollte ich ihn dort einfach mal besuchen, oder? Ich laufe den Flur entlang, tripple eiligst die Treppe hinunter, sprinte zwischen den Besuchern meines Clubs hindurch, passe auf, dass ich niemanden umrenne und wuchte die Tür zum Mitgliederbereich auf. In dem langen Flur dort begrüße ich zwei meiner Angestellten und ziele den Aufenthaltsraum an. "Marcell?!" Stolpernd komme ich vor der Couch zum stehen. Sie ist leer. Ich schaue mich um. Niemand zu sehen. Dann ist er in der Umkleide! Doch als ich sie betrete, ist mein Katerchen auch dort nicht zu finden. "Hey Boss. Suchst du was?" Laurin betritt hinter mir die Umkleide. "Marcell. Hast du ihn gesehen?" "Ähm. Der war eben noch hinter der Bar." "Wann eben?" "Vor so ca. zehn Minuten. Vielleicht macht er Pause." "Nein." Plötzlich beschleicht mich ein ganz ungutes Gefühl. Ich hole mein Handy hervor und wähle seine Nummer. Es klingelt hinter mir in seinem Spind. "Er muss hier sein", sage ich und lege wieder auf. "Er geht nicht ohne sein Handy vor die Tür. Und erst recht nicht ohne mich." "Dann ist er bestimmt frische Luft schnappen. Lass uns mal draußen nachschauen." Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht und folge Laurin schließlich nach draußen. Der Hinterhof ist ebenfalls leer. Kein Marcell. "Das gibt's doch nicht!" Langsam werde ich richtig panisch. Wo ist er? "Hast du drinnen alles abgesucht?" "Nein." "Sicher ist er irgendwo im Club. Er kann sich ja schlecht in Luft auflösen, oder?" Wahrscheinlich hat Laurin recht. Dieses ungute Gefühl in mir hat bestimmt auch nichts zu bedeuten. Beschützerinstinkt lässt grüßen. Außerdem habe ich es nicht gern, wenn ich nicht weiß was in meinem Club vorgeht. Laurin und ich machen uns auf den Weg in den Clubbereich, da klingelt mein Handy. Erst denke ich, das kann nur Marcell sein, doch der hat ja sein Handy noch im Spind. Ein Blick auf den Bildschirm verrät mir, dass es Herr Friedrich, mein Anwalt, ist. Jetzt steigert sich das ungute Gefühl in Panik. Da stimmt was nicht! Dessen bin ich mir mit einem Schlag hundert pro sicher. "Ja?" Meine Stimme zittert. /Herr Hazold? Schön, dass ich Sie noch erreiche. Ich habe leider eine schlechte Neuigkeit für Sie./ Meine Beine werden taub und ich muss mich an der Wand anlehnen. /Holger Küngel wurde aus der U-Haft entlassen. Ich konnte leider nichts mehr ausrichten./ "Wann wurde er entlassen?", frage ich hastig. /Schon heute Nachmittag./ "Und da rufen Sie mich erst jetzt an?" /Es tut mit leid. Meine Sekretärin hat mir eine Notiz hinterlassen, die ich eben erst .../ "Schon gut. Ich muss auflegen. Danke." Ich zerquetsche fast mein Handy vor Wut und Angst. Wut wegen der Unfähigkeit dieser Sekretärin und meinem Anwalt, der mich erst jetzt anruft, und Angst vor der Ungewissheit, was mit Marcell ist. Es kann einfach kein Zufall sein, dass Marcells Ex wieder auf freiem Fuß ist und Marcell nun unauffindbar ist. "Boss? Wer war das?" Bis eben hatte ich das Muster der Bodenfliesen studiert, schaue jetzt aber zu Laurin, der mich noch immer vor mir steht. "Wir müssen Marcell finden. Unbedingt." "Was ist passiert?" "Ich hoffe, dass noch nichts passiert ist." Das hoffe ich inständig. ****** Hier mal ein bisschen Eigenwerbung: http://farathornstorys.blogspot.de/ Klein Fara hat jetzt einen Blog. ^^ Wenn ihr also wissen wollt, was ich gerade so mache, oder auch nicht, dann könnt ihr das dort nachlesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)