Was wir verloren haben von Annie (Finden wir uns wieder?) ================================================================================ Kapitel 1: Du kannst vor dem davonlaufen, was hinter dir ist. Aber was in dir ist, das holt dich ein. ----------------------------------------------------------------------------------------------------- “Wie lange wird er noch bewusstlos sein?“ Narutos Frage hing im Raum und schien wie ein Glockenschlag immer und immer wieder zu hallen. Tsunade sah auf den immer noch schlafenden Shinobi hinab und schüttelte den Kopf. “Manchmal dauert es etwas länger, Naruto. Sasukes Körper hat vieles zu verarbeiten und auch seine Seele muss heilen. Wir wissen nicht alles von dem was passiert ist.“ Nachdenklich sah der Blonde zu seinem besten Freund, welcher nun schon seit über drei Wochen hier lag und sich nicht rührte. Ruhe hatte sich über das Dorf, das versteckt unter den Blättern lag, gelegt. Die Spuren des Krieges waren größtenteils beseitigt, jeder beteiligte sich am Wiederaufbau. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen. Am Ende war er es, der den Kampf entschieden und sie alle gerettet hatte. Er seufzte und stand auf, auch wenn er es nur sehr ungern tat, ihn hier alleine zulassen. „Mensch, Teme. Jetzt wach mal wieder auf.“ Damit folgte er der Hokage aus dem Zimmer. „Er liegt jetzt schon fast vier Wochen in diesem Zimmer. Warst du mittlerweile mal bei ihm?“ Sakura spürte den Blick ihrer besten Freundin und Kollegin in ihrem Rücken, während sie einige Krankenakte zurück in den Spind legte. Sie wollte nicht über ihn reden, nicht an ihn denken und ihm vor allem nicht sehen. Ino sollte es langsam verstehen. „Er ist immer noch bewusstlos.“ Ino schüttelte den Kopf. „Du weißt selber, wie viel das Gefühl von Nähe, einem Koma Patienten helfen kann. Vor allem von Personen, die einem wichtig sind.“ Ihm wichtig sein, die junge Iryounin schüttelte den Kopf. Sie war ihm nicht wichtig, war es nie gewesen. Sie wusste, er hatte verlernt, was es hieß, jemanden so nah an sich heran zu lassen, dass er einem wichtig werden konnte. Sie wollte wieder ansetzten etwas zu sagen, doch Ino unterbrach sie. „Komm mit!“ Sie ließ ihr keine Wahl. Sakura kannte die Gänge durch die sie schritten nur zu gut. Sie ging diese verdammten Gänge jeden Morgen und jeden Abend auf und ab und sie kannte jede Kerbe in dieser Tür, vor welcher sie nun hielten. Sie wollte es ja, sie wollte es wirklich. Aber sie brachte es nicht über sich diesen Raum zu betreten, ihn wiederzusehen. Selbst wenn er nur schlief. Sie hatte nie die Behandlung eines Patienten verweigert. Egal wie aussichtslos es schien und egal welche Hintergründe diese Person hatte. Sie war Ärztin, sie hatte geschworen jedem zu helfen. Sie hatte abgelehnt, als Tsunade ihr auftrug seine medizinische Behandlung zu übernehmen, hatte Ino diese Aufgabe geben lassen, weil sie nicht stark genug war ihm gegenüber zu treten. Keiner sprach es aus, aber jeder fragte sich, was mit Haruno Sakura los war. Ino schickte den Anbu vor der Tür weg, eine Sicherheitsmaßnahme, welche sie als völlig unnötig befand, da der Patient zum einen eh bewusstlos war und zum anderen der Grund war warum sie letztendlich doch alle noch am leben waren. Sie öffnete die Türe und schob Sakura, welche sich versuchte zu wehren und zu verkrampfen, ohne Wiederworte hinein. „Er ist dein Patient. Also komm endlich über was auch immer hinweg und kümmere dich um ihn!“ Sie wusste, wenn Sakura es wirklich gewollte oder darauf angelegt hätte, dann wären sie beiden nicht einmal in die Nähe dieses Flures gekommen. Auch wenn sie es nicht gerne zugab, aber Ino war sich durchaus bewusst, dass Sakura sowohl die bessere Iryounin war, als auch die stärke Kunoichi geworden war. Von dem schwachen verliebten Mädchen von früher war nicht viel übriggeblieben. Auch wenn sie in den letzten Wochen nur noch ein Abbild ihrer selbst war. „Ich kann das nicht, Ino.“ ihre Stimme war nur ein Hauchen, geprägt von Unsicherheit und der Panik in ihrem Inneren. Sie sah ihn vor sich, wie er sie an einen Baum drängte, ihr sein Katana an den Hals hielt und aus seinen Sharingan zu ihr hinab blickte. Sie hörte seine Stimme, rau vom Zorn und dem Gedanken Konoha dort zu treffen wo es am meisten schmerzen würde, wie er die Hokage und den Ältestenrat in die Knie zwang „Ich werde bei dir anfangen. Du warst schon immer die Schwachstelle, Sakura. Wenn man dich erst einmal aus dem Weg geräumt hat, wird der Rest unter deinem Verlust zusammenbrechen und ich werde mich für den Mord an meiner Familie rächen.“ Er hatte schon des Öfteren versucht sie umzubringen, dass war ihr immer bewusst gewesen und sie hatte nie an seinem Vorhaben gezweifelt. Doch dieses eine Mal war er so erschreckend anders, seine Worte, seine Taten. Seine Blicke. Sie spürte noch immer die Klinge, wie sie ihre Haut durchschnitt, wie ihr das Blut den Hals hinunter ran, wie er sie quälte und den Moment ihrer Erlösung, weiter hinauszögerte. Dann hatte sie einen Windhauch gespürt, das Katana war von ihrem Hals verschwunden und anstelle von Sasukes Augen sah sie seinen Rücken. Sie spürte Kakashis Anwesenheit und sank schluchzend an dem Baumstamm hinter sich hinab. „Weißt du, ich kenne da ein Mädchen, das war unsterblich in diesen Jungen verliebt. So sehr, dass sie sogar in Kauf nahm, eine wirklich enge Freundschaft zu beenden. Sie war so unglaublich in diesen Jungen verliebt, der sie nie beachtet hatte, dass sie übersah wer alles für sie gegeben hätte. Für ein Lächeln, ein bisschen Aufmerksamkeit von ihr. Sie hat dem Jungen, der sie liebte, so behandelt, wie der Junge den sie selbst liebte, sie behandelte. Dann verschwand er ohne ein einziges Wort, ließ sie hier alleine zurück und wieder war da der eine Junge, der dann ihr bester Freund wurde, obwohl es für ihn eine Qual war. Und das wusste sie! Sie wusste es so genau, dass es sie selber zu zerreißen schien. Trotzdem versprach er ihr, ihre große Liebe wieder zurück zu holen. Und er hat sein Versprechen gehalten.“ Ino sah aufmerksam zu ihrer Freundin, welche stumm vor sich hinstarrte und der all jene Erinnerungen Tränen in die Augen trieben. Sie versuchte nicht sie zu verbergen, sie versuchte nicht sich zu wehren. „Wenn du es nicht für dich tust, Sakura, dann tue es für Naruto. Nicht nur du hast unter Sasukes Weggang gelitten. Naruto hat seinen besten Freund verloren und nun liegt er hier, ist zurück und keiner von uns kann ihm helfen. Naruto hat ihn zurück nach Konoha gebracht, für dich. Jetzt musst du Naruto einen Gefallen tun und ihn zurück ins Hier und Jetzt bringen.“ Sie sah Sasuke nicht mehr in seinem Krankenhausbett liegen, sie sah ihn wieder auf dem großen Marktplatz, Tsunade über ihn gebeugt, sie und Naruto daneben. Und Naruto, der sie anlächelte, der ihr sagen wollte, wir sind wieder zusammen, alles wird gut, wir schaffen das. Ihre Augen schlossen sich und ihre Füße setzten sich in Bewegung. Sie legte ihre Hand auf seine Stirn und ließ ihr Chakra aufglühen. Sie fühlte keine Veränderung, nichts ungewöhnliches, er hätte schon langst wach sein müssen. Sie ließ ihre Hand sinken und sah auf ihn herab, sank auf ihre Knie und begann zu schluchzen, während sie ihr Gesicht in ihren Armen vergrub, welche gekreuzt auf seinem Bett lagen. „Ich hasse dich, Sasuke! Ich hasse dich dafür, dass du uns alleine gelassen hast, dass du nicht auf mich gehört hast. Ich hasse dich dafür, dass du nicht mit uns zurück gekommen bist und dich stattdessen gegen uns gestellt hast. Ich kann dich vielleicht nicht dafür hassen, dass du mich töten wolltest. Aber dafür, dass du Naruto das Herz aus der Brust reißen wolltest. Ich liebe dich immer noch und nur Kami weiß, dass ich nicht eine Sekunde damit aufgehört habe.“ Traurig sah Ino dabei zu wie Sakura vor Sasukes Bett zusammenbrach und ein Schwall von Worten aus ihr heraus brach. Sie hörte all ihre Worte und trotzdem vermochte sie es nicht ihrer Bedeutung bis zum Ende zu folgen. Sie war sprachlos und fasziniert zugleich als der Shinobi im Bett sich zu regen begann. „Ich versuche, trotz allem was passiert ist, dir zu vergeben und ich habe dir schon so unendlich viel verziehen. Aber jetzt musst du mir verzeihen, dass ich nicht mehr für dich da sein kann, dass ich es nicht mehr mit dir alleine in einem Raum aushalten kann, obwohl du ohne Bewusstsein bist. Ich kann dich einfach nicht mehr ansehen ohne Panik zu bekommen. Jeder Blick auf dich, bedeutet dem Tod in die Augen zu sehen. Und das habe ich schon viel zu oft getan... wegen dir.“ Etwas war anders gewesen. Die Wärme, die ihn durchfuhr war anders als die, die ihn sonst erfasste, wenn jemand ihn berührte. Diese Wärme zog ihn weiter in die Gegenwart, hielt an und war von Dauer. Es war ein anderes Gefühl als sonst, als die Wärme nachließ. Er spürte seine Glieder wieder und langsam konnte er seine Lieder öffnen. Die Wärme verschwand nicht wie sonst. Sie gab ihm die Kraft aus der Dunkelheit und der Taubheit seiner Alpträume aufzuwachen. Einen Moment blendete ihn das Licht. Doch nach kurzem Blinzeln konnte er seine Augen offen halten. Dann vernahm er eine Stimme. Eine Stimme, welche er unter tausenden wiedererkannt hätte. Sie klang gebrochen und wurde zwischendurch durch ein Schluchzen unterbrochen. Er wandte ihr seinen Blick zu und sah eine Flut aus rosa Haaren, welche sich auf seinem Bett ergoss. Langsam und noch ein wenig unkontrolliert hob er seine Hand und legte seine Hand auf ihren Kopf, strich über ihr Haar. Sie war hier „Sakura...“ Sie erstarrte. Ihr Schluchzen verstummte und ein Kribbeln wanderte von seiner Hand auf ihrem Kopf durch den Rest ihres Körpers. Ihr Blick schoss nach oben und traf auf seine noch benommen wirkenden Augen. Sie schluckte und ein Zittern durchlief sie und mit dem Zittern und der Erkenntnis, dass er wach war, kehrte auch die Panik zurück, die sie zuvor noch verdrängen konnte. Sie sprang auf und seine Hand rutschte von ihrem Kopf und blieb reglos auf seinem Bett liegen. Sie musste hier raus. Sofort! Ihr Hals zog sich zusammen und sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Ohne ein Wort oder einen weiteren Blick in das Antlitz dieses Mannes, stolperte sie aus dem Raum heraus. Ihre Schritte hallten in den leeren Gängen wieder. Ihr Puls raste und pochte in ihren Ohren so laut, dass es alles andere übertönte. Sie blendete ihre Umgebung aus und jeden der an ihr vorbei kam. Sie hörte nicht Inos Rufe. Sie sah nicht Naruto, welcher ihr entgegenkam und dann besorgt nach blickte. Sie überhörte Shizune und lief an Tsunade vorbei. Sie wollte nur noch raus hier. Raus aus dem Krankenhaus. Weg von ihm. Weg. Weg. Weg. Weg. Weg. Sie durchschritt die Tür nach draußen und passierte den Marktplatz, die Einkaufsstraße, den Park. Sie nahm nichts wahr. Nicht mal das sich nähernde Tor. Sie lief und ihr Herz raste und ihre Lunge brannte. Dann blieb sie stehen. Seit diesem einen Tag, hatte er immer ein Auge auf sie. Er wusste um ihre Angst. War bei ihr gewesen, hatte sie weinen und heilen lassen. Doch ihre Narben waren nicht verheilt, sie waren zu dünn um all diesen Kummer zu halten, welchen sie in sich trug. Sie war zu gebrochen um zu erkennen was so nah liegend war. Er sprang von dem Baum, auf welchem er verharrte, nachdem sie stehen geblieben war, ging zu ihr und blieb neben ihr stehen „Sensei.“ Stumm sah er zu ihr hinab und wartete. Ihre Füße hatten sie zu ihrem alten Trainingsplatz geführt, hatten sie zu den Anfängen ihrer Freundschaft und ihren wahren Gefühle gebracht. Hier hatte sie ihn wirklich kennen gelernt, sich wirklich in ihn verliebt. Hier hatte sie Naruto eine Chance gegeben, ihr Freund, ihr bester Freund zu werden. Hier waren sie ein Team geworden, Team 7. Hier wurden sie erwachsen, größer, stärker. Hier war der Beginn von dem, was sie heute waren. Hier war ihr Anfang. „Hier hat alles begonnen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)