Was wir verloren haben von Annie (Finden wir uns wieder?) ================================================================================ Kapitel 4: Der schlimmste aller Fehler ist, sich keines solchen bewusst zu sein ------------------------------------------------------------------------------- Die Tage wurden wieder kürzer und das Leben auf den Straßen kehrte zur seiner Normalität zurück. Die Menschen gingen ihren täglichen Aufgaben nach und verarbeiteten nach und nach die Geschehnisse der vergangenen Monate. Kaum etwas erinnerte noch an die schrecklichen Bilder jener Tage, in denen Menschen ihr Leben ließen und Angehörige alleine zurück blieben. Im Krankenhaus war Ruhe eingekehrt. Der normale Alltagsbetrieb floss vor sich her und erledigte sich beinah schon von selbst. Man achtete penibel genau darauf, dass sie nicht länger als abgesprochen blieb. Seufzend fuhr sie sich durch ihre Haare und band sie erneut zu einem lockeren Dutt. Ihre Frühschicht war fast zu Ende, nur noch die Visite lag vor ihr und dann durfte sie gehen. „Haruno-san.“ gerade als sie das nächste Zimmer betreten wollte, erklang die Stimme einer jungen Krankenschwester, welche auf sie zugeeilt kam. „Die Notaufnahme ist unterbesetzt, weil Yamanaka-san noch nicht mit ihrer OP fertig ist.“ Obwohl die Schwester es nicht aussprach wusste sie genau was sie nun von ihr wollte. Ihr kam ein wenig Ablenkung gelegen und da sie die Visite trotzdem noch machen musste, hatte sie wohl einen Grund gefunden etwas länger zu bleiben. Ihr fiel es immer noch schwer sich nicht in ihren Erinnerung zu verlieren. Ihre Ängste zu überwinden. Gedankenverloren legte sie die Akte aus ihrer Hand zurück in den Schrank und folgte der Krankenschwester, welche von einem verletzten Gennin berichtete. „Ihm scheint es zwar ganz gut zu gehen aber die Wunde ist doch sehr tief und blutet sehr stark.“ Vor dem Behandlungszimmer verabschiedet sich die Schwester, während Sakura in die Akte vertieft, die Tür öffnete und eintrat. Die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf und ohne zu wissen warum ging ihr Blick in Richtung Wand, an welcher ein Shinobi lehnte. Seine Augen lagen auf ihr als sie den Raum betrat. Sie schien in Gedanken vertieft, sah auf die Akte in ihrer Hand. Es vergingen einige Sekunden ehe sie inne hielt und ihren Blick in seine Richtung wandte. Sie sah verwirrt aus, zwiegespalten. „Sakura.“ Sie zuckte kaum merklich zusammen, dennoch bemerkte er es und sah auch wie sie ihren Blick senkte „Sasuke.“ Sein Gesicht verzog sich vor unterdrückter Wut auf sich selbst. Er durfte ihr keine Vorwürfe machen. Sie sollte ihn ignorieren. Sie musste ihre Arbeit erledigen. Mit einem fürsorglichen Lächeln auf den Lippen, schritt sie auf seinen Schüler zu. „Ich bin Haruno Sakura, Taichi-kun.“ Dieser sah unsicher zu seinem Sensei, was er mit einer gleichgültigen Miene erwiderte. „Hallo, Haruno-san.“ gab er daraufhin leise von sich. Die Stimmung im Behandlungszimmer schien ihm auf einmal sehr erdrückend. Sein Sensei wirkte noch verstimmter als sonst schon und die junge Ärztin vor ihm schien sich nicht weniger unwohl zu fühlen als er. „Zeig mir doch mal deine Wunde.“ Vorsichtig schob er den Ärmel seines Shirts hoch, während er versuchte keine Miene zu verziehen. Er wollte nicht, dass sein Sensei Grund hatte ihn zu kritisieren. Er wollte ihm beweisen, dass er stark war, dass er das Zeug zum Shinobi hatte. Der Schmerz in seiner Schulter brachte ihn dennoch beinah um den Verstand. Kurz besah sie sich die Wunde und desinfizierte sie anschließend „Wie ist das denn passiert Taichi-kun?“ Errötend wandte der Jungen seinen Blick von der Rosahaarigen ab, was Sasuke zum Schnauben brachte. Nun schämte der kleine Nichtsnutz sich auch noch „Er war unaufmerksam.“ Überrascht sah Sakura zu ihrem ehemaligen Team Kameraden. Kurz sahen sie sich in die Augen und ihr fiel es schwer seinem durchdringenden Blick auszuweichen. Es fiel ihr schon die ganze Zeit über schwer ihn auszublenden. Schließlich wandte sie sich doch der noch immer blutenden Wunde zu und stoppte die Blutung mit ein wenig Chakra „Auf einer Mission kann das schwerwiegende Folgen haben.“ sie war sich sicher, dass ihrem kleinen Patient keinesfalls ihr tadelnder Unterton entgangen war. Kurz stand sie auf und holte eine sterile Nadel und einen Faden um damit die Wunde zu verschließen „Auf einer Mission gefährdest du nicht nur dich, sondern auch die restlichen Mitglieder deines Teams.“ Sie setzte den ersten Stich an und spürte wie er versuchte seinen Arm zurück zu ziehen. „Ich weiß.“ Nur leise erwiderte er etwas auf ihre Zurechtweisung. Sie war sicher nicht die erste die ihm das heute sagte. Das spürte sie an dem stechenden Blick in ihrem Rücken, welche Sasuke ihnen zuwarf. Der zweite Stich kam zwar weniger überraschend, dennoch zeichnete sich der Schmerz auf dem Gesicht des Jungen ab. Noch zwei weitere Stiche und sie war fertig. Sakura stand von ihrem Hocker auf und notierte etwas in der Patientenakte ehe sie sich dem Kleinen wieder zu wandte. „Also für heute solltest du dich etwas ausruhen. Achte darauf, dass kein Schmutz in die Wunde kommt und falls sie sich entzündet kommst du sofort hier her.“ Ein letztes Mal sah sie ihn mahnend an, ehe sie ihm zulächelte. „Du kannst jetzt gehen.“ Dankbar verbeugte er sich und wollte seinem Sensei aus dem Raum folgen als Sakura nochmal ihre Stimme erhob „Sasuke. Wartest du kurz.“ Sasuke blieb stehen und warf ihr aus zusammengezogenen Augen einen fragenden Blick zu. Sie sah jedoch nicht zu ihm, sondern aus dem Fenster. Er spürte den fragenden Blick seines Schülers auf sich und deute ihm schließlich mit einem Nicken an zu gehen, was er auch sofort tat. „Was willst du?“ Er konnte sich nicht vorstellen, was sie nun mit ihm besprechen wollte. Seit er wieder hier war hatte sie nur das nötigste mit ihm geredet. Schon gar nicht war sie mit ihm alleine in einem Raum geblieben. Selbst jetzt, während sie seinen Schüler behandelt hatte, wirkte sie auf ihn wie ein verschrecktes Reh, wich seinen Blicken aus und tat als wäre er nicht da, sofern er gerade schwieg. Sie fuhr sich über die Augen und sah schließlich doch zu ihm. Auch wenn sie beide wussten, dass sie ihm nicht würde standhalten können, musste sie ihm seine Überlegenheit nicht bei jeder Gelegenheit demonstrieren. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. „Du warst nicht bei den Nachsorge Untersuchungen.“ „Ich hatte keine Beschwerden.“ Seine abweisende Art machte es ihr nicht leichter und sie fragte sich wo die starke und selbstbewusste Sakura geblieben war zu der Tsunade sie gemacht hatte. Sie bedachte ihn mit einem Blick, welchen sie normalerweise für Naruto reserviert hatte, wenn er sich mal wieder besonders dumm anstellte. Augen verdrehend folgte er ihrer stummen Aufforderung und setzte sich auf die Liege, auf welcher zuvor noch einer seiner Gennin gesessen hatte. Langsam kam sie auf ihn zu und legte ihre Hand an seine Stirn. Die Wärme ihres Chakras durchfloss ihn und ein nicht wahrnehmbares Seufzen verließ seine Lippen, während sich seine Augen schlossen. Ihre Hand wanderte nach einigen Minuten zu seinen geschlossen Lidern. Für einen Augenblick verharrten sie in dieser Position, obwohl ihr Chakra längst erloschen war. Sie hatte das Gefühl ihr Herz würde jeden Moment aus ihrer Brust springen. Sie wusste nicht woran es lag. Diese Situation versprühte eine Vertrautheit, welche gar nicht existieren konnte. Nicht zwischen ihnen. Nicht nach alldem was geschehen war. Seine Hand glitt über ihre und erschrocken wich sie einen Schritt zurück. Sie drehte ihm den Rücken zu und schrieb etwas auf einen separaten Zettel „Es scheint alles soweit in Ordnung zu sein.“ Der Raum kam ihr auf einmal viel zu klein vor. Sasuke sah ihr dabei zu wie sie sich wieder aufrichtete und den Zettel in ihrer Kitteltasche verstaute „Hn.“ Sie sah nicht mehr zu ihm, als sie gemeinsam den Raum verließen. „Warum hast du Taichis Wunde nicht vollständig geheilt?“ Ihr war klar gewesen, dass ihm dieses Detail nicht entgangen war. Dennoch wunderte es sie, dass er sie darauf ansprach. Es war so untypisch für ihn. „Er hat einen Fehler gemacht. Der Schmerz soll ihn daran erinnern, den gleichen Fehler nicht nochmal zu begehen.“ Sie wusste wovon sie sprach. Ihre Worte hatten ihn nachdenklich gestimmt. Er hatte das Gefühl, dass sie ihm damit mehr sagen wollte als sie zu gab. Es war seltsam. Sie mied ihn, sie wich vor ihm zurück, sie schrie innerlich vor Angst, wenn sie alleine in einem Raum waren. Dennoch hatte sie ihn behandelt, sich um ihn gesorgt. Er wollte es sich nicht anmerken lassen, aber sie verwirrte ihn. Sie hatte ihn schon immer verwirrt. Naruto neben ihn schien einen Heidenspaß zu haben seine Gennins beim Training zu zuschauen und ihnen immer wieder Verbesserungsvorschläge zu zurufen „Vielleicht sollte ich auch mal ein Gennin Team ausbilden?“ Die Augenbrauen zusammengezogen warf er Naruto einen zweifelnden Blick zu „Wenn du meinst.“ Vielleicht sollte er mit Naruto darüber reden..? „Sensei, Takumi hat gewonnen.“ mit hängenden Schultern kamen seine zwei Schüler gefolgt von seiner grinsenden Schülerin auf ihn zu. Gelegentlich zweifelte er an dem Verstand dieser Gennin. Sie waren alle drei etwas eigenartig. Auf gewisser Weise waren sie Team 7 ziemlich ähnlich. „Wir machen Schluss für heute.“ Deutlich enthusiastischer packte nun auch die Jungs ihre Sachen zusammen und gingen in Richtung Innenstadt. Er und Naruto blieben noch ein wenig auf ihrem alten Trainingsplatz und schwelgten in Erinnerungen. Wenn er die Zeit zurückdrehen könnte... Eine Weile herrschte Stille zwischen den beiden bis Sasuke schließlich mit geschlossenen Augen das Wort erhob „Sie hat Angst vor mir, weil ich sie umbringen wollte.“ Er konnte die Vergangenheit nicht rückgängig machen. Er konnte nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Verwirrt setzte Naruto sich auf und sah auf seinen besten Freund herab. Für einen Moment verschmolz das Rascheln der Blätter mit dem Rauschen des Blutes in seinen Ohren. Unglaube spiegelte sich in seinen Augen wieder. „Für einen Moment war ich der festen Überzeugung ich würde es tun.“ Er wusste nicht warum er Naruto gerade jetzt davon erzählte. Vielleicht war es, weil Sakura ihn verwirrt hatte. Vielleicht war es, weil ihm dieser Ort eine Vertrautheit und Sicherheit schenkte, welche ihm lange Zeit gefehlt hatte und obwohl er es nicht zugab, sehnte er sich immer noch nach diesen Gefühlen. Sakura gab ihm dieses Gefühl, obwohl sie wohl der letzte Mensch war, der wollte dass er blieb. Und Naruto auf irgendeiner Weise wohl auch. Auch wenn er ihre Freundschaft mit diesem Geständnis ziemlich ins Wanken brachte „Ich weiß nicht was passiert wäre, wenn Kakashi nicht aufgetaucht wäre.“ Narutos Lippen entrann ein Keuchen. Er fühlte sich überrollt und ein wenig verloren. Sasuke hatte schon Vieles in seinem Leben verbrochen und sicherlich hatte er auch sie beide schon zu genüge verletzt und enttäuscht. Es gab einige dieser Situationen, in denen er nicht wusste, ob sie beide ihr Gegenübertreffen überleben würden. Er hatte einmal gesehen, wie er Sakura unter Druck setzten wollten. Er hatte gewollt, dass sie aufhörte auf ihn zu warten, dass sie aufhörte ihn zu suchen. Er hatte gedacht, dass Sasuke ihr nur Angst einjagen wollte. Scheinbar hatte er es wohl doch ernst gemeint. Und das machte ihm auf gewisser Weise Angst. „Scheiße.“ Naruto sprang auf und lief unruhig auf und ab. „Verdammt, Sasuke!“ Er wusste nicht was er jetzt machen, wie er reagieren sollte „Was erwartest du jetzt von mir zuhören, Mann?!“ „Gar nichts.“ Sasuke stand auf und stellte sich ihm gegenüber. „Ich dachte nur, du solltest es langsam erfahren.“ Naruto stand vor ihrer Wohnung. Zu viele Gedanken gingen ihm durch seinen Kopf. Ihr Verhalten in den letzten Wochen machte auf einmal so unendlich viel Sinn, selbst für ihn. Es machte so viel Sinn, dass es ihm Angst machte. Er war sich auf einmal nicht mehr sicher ob er auch für Sasukes weiteren Aufenthalt hier gestimmt hätte, wenn er davon früher gewusst hätte. Er machte sich Vorwürfe, dass er sie gerade zu dazu gedrängt hatte, dass sie sich zu Sasukes Gunsten aussprach. Er lehnte seinen Arm gegen den Rahmen ihrer Türe und stützte seinen Kopf darauf ab. „Verdammt!“ Er richtete sich wieder auf und wie von selbst fanden seine Finger die Klingel. Immer und immer wieder drückte er auf die Klingel, obwohl sich im inneren nichts regte „Sakura!“ Er klopfte nun zusätzlich gegen die Türe. Und während seine Rufe lauter wurden und sein Klopfen immer beharrlicher, machte sich Wut in ihm breit, weil sie ihm nichts davon erzählt hatte. Wut auf sich selbst, dass er ihr das Gefühl gegeben hatte Sasuke wäre ihm wichtiger „Verdammt, Sakura, mach endlich auf!“ Nur unbewusst nahm er wahr, wie jemand hinter ihm die Treppen hinauf kam. Über sein Klopfen hinweg hörte er nicht wie die Schritte hinter ihm verklangen. „Naruto?“ Er fuhr herum und sah sie mit geweiteten Augen an. Er schluckte, sah auf einmal die dunklen Ringe unter ihren irgendwie leeren Augen. „Naruto, was ist los?“ „Wir müssen reden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)