Was wir verloren haben von Annie (Finden wir uns wieder?) ================================================================================ Kapitel 9: -----------  Der Himmel war wolkenverhangen. Wasser sammelte sich auf dem Boden und bildete kleine Seen, welche unentwegt in Bewegung waren, da neue Tropfen hinzu kamen. Ihr Blick lag auf der Straße vor ihrem Haus. Es waren nur wenige Menschen unterwegs. Sie konnte es verstehen. Seufzend trank sie von dem Tee, welchen sie in ihren Händen hielt. In der Spiegelung ihres Fenster konnte sie ihr Gesicht sehen, sehen wie müde sie aussah, weil sie die letzten Tage nicht richtig hatte schlafen können. Sie musste noch ihre Tasche packen. Sie sah über ihre Schulter zu dem Tisch auf dem die Tasche stand. Das kann doch nicht gut gehen. Langsam stellte sie ihre nun mehr leere Tasse in die Spüle und packte ihre letzten Vorräte ein. Sie sollte sich wohl auf den Weg machen. Als sie am Tor ankam, wartete Sasuke bereits dort und wieder einmal verspürte sie den Drang weg zu laufen. Sie konnte es nicht unterdrücken, die Angst und gleichzeitig das Bedürfnis ihm eine Chance zu geben. Doch jedes Mal, wenn sie seinem kalten Blick begegnete überkam sie ein Gefühl, welches ihr riet weg zu laufen. »Guten Morgen.« ihre Stimme war leise und ihr Blick ging gen Boden. Sie musste nicht zu ihm sehen um den Ausdruck auf seinem Gesicht wahrzunehmen. Er war immer noch so kalt und ausdruckslos wie früher. Es hatte sich nichts geändert. Sein Blick lag auf ihr und für einen Moment fragte er sich, was gerade in ihr vorging. Sie sah müde aus und ihm war klar, dass sie sich nicht wohl fühlte. Er war sich nicht sicher woran es lag. Er wusste nicht ob es ihre Angst war, welche auf ihr lastete oder ob es an ihrem Streit lag, welcher schon einige Tage zurück lag. Er hatte schon wieder Kopfschmerzen und wirklich geschlafen hatte er seit seinem letzten Krankenhausaufenthalt auch nicht mehr. »Morgen.« Schweigend standen sie beieinander, wenige Schritte nur voneinander entfernt. Ihre Blicke schweiften durch die doch so bekannte Umgebung. Sie sahen einander nicht mehr an. Während er versuchte seine Kopfschmerzen zu kontrollieren, hatte sie das Gefühl ihr Herz würde in ihrer Brust zerspringen. Beiden fehlte die Luft zum Atmen. Beiden fiel dieses Zusammensein schwer. Ihr Blick fiel auf ihn und sie sah wie er seinen Nasenrücken massierte. Sein Gesicht wirkte angespannt. »Sasuke?« Sie ging auf ihn zu, blieb vor ihm stehen. Er ignorierte sie. »Was ist los?« zögernd blieb sie vor ihm stehen, kämpfte den Drang zurückzuweichen nieder, hielt seinem kalten und mahnenden Blick stand. Zögernd streckte sie ihre Hand nach ihm aus, ließ sie an seiner Schläfe liegen. Ruhe legte sich über seine angespannten Nerven. Tonlos schloss er seine Augen und ließ sie gewähren. Sie wollte ihm helfe, hatte das Gefühl zu wissen, was los war und der Gedanke machte ihr Angst. Das ist nicht normal. »Sensei.« Bevor sie ansetzten konnte etwas zu tun, wurden sie durch das sich nahende Genin Team unterbrochen. Sie zog sich zurück, wandte ihm ihren Rücken zu. Er beobachtete sie, suchte nach Angst in ihrem Verhalten. Sie verschloss sich vor ihm. »Haruno-san?« Sie blickte in das überrascht wirkende Gesicht von Taichi und seinen Teammitgliedern, versuchte ihre Sorgen zu verdrängen und zwang sich zu einem Lächeln. »Guten Morgen ihr drei.« Murmelnd erwiderten die drei ihren Gruß und verbeugten sich kurz vor ihr. Ihr Seinsei hatte ihnen noch gar nicht gesagt worum es in diese Mission ging. Fragend sahen sie nun von einem zum anderen, ehe Sasuke sich dazu nieder ließ ihnen den Verlauf der Mission zu erklären. »Wir werden Sakura nach Kiri begleiten und dafür sorgen, dass sie wohlbehalten dort ankommt. Dort werden wir einen kurzen Aufenthalt haben, während Sakura einige Kräuter für das Krankenhaus besorgt. Anschließend geht es zurück nach Konoha.« Schulterzuckend nahmen seine Schüler die Erklärung an und setzten sich schweigend in Bewegung, während sie immer wieder verstohlen zwischen Sakura und Sasuke hin und her sahen. Ihnen war keinesfalls die vertrauliche Geste entgangen, als sie den Treffpunkt erreichten. Eine Weile liefen sie schweigend den Weg entlang, welcher von Bäumen gesäumt war. Immer noch hingen dunkle Wolken über ihnen, welche ab und zu noch den ein oder anderen Regentropfen fallen ließen und ihre Kleider durchnässte. »Haruno-san?« Lächelnd sah Sakura zu dem einzigen Mädchen des Teams und unterbrach sie bevor sie weiter sprechen konnte »Ihr dürft ruhig Sakura sagen.« Das fragende Gesicht des Mädchen zierte nun ein kleines Lächeln ehe sie ihr eine Frage dann doch noch stellte. »Du bist doch eine Kunoichi, warum müssen wir dich dann begleiten?« Weder Sasuke noch Sakura waren sonderlich von dieser Frage überrascht. Sie war durchaus berechtigt. »Weißt du, ich war schon lange nicht mehr auf einer Mission, da ich überwiegend im Krankenhaus benötigt werde.« Sie sah auf das Mädchen zu ihrer Rechten und zuckte ein wenig verlegen mit den Schultern. »Ich bin vielleicht ein wenig aus der Übung.« Sie hoffte, dass die drei ihr das abnahmen. Etwas anderes würde ihr auf die Schnelle sicher nicht einfallen. Kurz sah sie zu Sasuke, welcher ihr kaum merklich zu nickte. Ihr Blick glitt wieder nach vorne und fiel auf Takumi, welche mit ihrer Erklärung tatsächlich zufrieden schien. Einen Moment lang sah sie auf den Boden und runzelte ihre Stirn. Andere Shinobi nährten sich ihnen. Für einen Augenblick ließ sie ihren Blick über die Baumreihen wandern, ehe sie ganz normal weiter lief. Sie würde noch etwas abwarten, ehe sie Sasuke darauf aufmerksam machen würde. Sie war sich sicher, dass er die Chakren noch nicht spüren konnte. Und solange, dass der Fall war, stellten diese Shinobi wohl auch keine Gefahr dar. Die Stille der Gruppe hatte sich gelegt und die drei Genin redeten ausgelassen miteinander, während sie vor ihr liefen, Sasuke immer noch in ihrem Rücken. Langsam sammelte sich die Unruhe in ihr und sie war sich sicher, dass er mittlerweile bemerkt haben musste, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Sie spürten seinen Blick viel zu oft wieder in ihrem Nacken. Die Chakren waren zwar nicht näher gekommen, dennoch stimmte etwas nicht. Sie liefen schon viel zu lange parallel zu ihnen. Als sie Sasukes Blick wieder auf sich spürte ließ sie sich nach vorne fallen. Es sah aus als wäre sie über ihre eigenen Füße gestolpert. Blitzschnell stand er neben ihr und verhinderte, dass sie auf den Boden aufschlug. Er hatte sie ganz leicht an seine Brust gepresst und konnte nicht verhindern, dass er irritiert auf sie herunter sah. Ihr Gesicht hatte sie in seine Halsbeuge gelegt. Ihr Herz raste. Ihre Hände wurden feucht. Er war zu nah. Stockend holte sie Luft. »Wir werden verfolgt.« Für einen Moment festigte sich sein Griff um ihre Mitte. Dann ließ er sie los. »Pass gefälligst besser auf.« Er wusste, dass sie ihn verstanden hatte. Sie würden erst einmal weiter gehen und so tun als hätten sie nichts bemerkt. Als sie die gepresste Stimme ihres Senseis hörten, wandten alle drei für einen Moment ihren Blick nach hinten und sahen gerade noch wie er die Iryounin aus seinen Armen entließ und sie aus zusammengekniffen Augen ansah. Taichi hatte ihnen erzählt, dass ihr Sensei noch bei der Rosahaarigen geblieben war, nachdem Taichi versorgt wurde. Die beiden schienen sehr vertraut miteinander zu sein, jedenfalls wirkte der Sensei in ihrer Nähe weniger schlecht gelaunt als gewöhnlich. »Vielleicht ist sie ja seine Freundin.« kam es von Yoichiru, dem letzten im Team. Grinsend ging Taichi auf seinen Kommentar ein und nickte zustimmend. »Das würde erklären, warum sie nicht alleine auf diese Mission gehen darf. Er hatte sicher was dagegen.« Auf Takumis Wangen legte sich eine leichte Röte. Sie konnte nur den Kopf über diese wagen Vermutungen schütteln. Sie kamen näher. Er konnte sie spüren. Prüfend lag sein Blick auf seinen Schützlingen, welche noch immer in ihr Gespräch vertieft waren. Sie konnten es noch nicht spüren. Dafür waren sie noch zu weit am Anfang ihrer Ausbildung. Dennoch würde er sie wegen ihrer Unaufmerksamkeit noch zurechtweisen. Langsam schloss er zu Sakura auf, legte seinen Arm um sie. Es durfte nicht so aussehen, als würde er sie warnen wollen. Sie konnte ein zusammenzucken nicht unterdrücken, als er seinen Arm um sie legte. Sie ahnte, dass er das nur machte um mit ihr die Lage zu besprechen. Sie wusste das diese Fremden näher kamen. »Sie kommen näher. Ich kann sie spüren.« Sein warmer Atem an ihrem Ohr ließ sie schlucken. »Halt dich möglichst zurück.« Beinah mechanisch nickte sie seinen Befehl ab und sah nach vorne, löste sich von Sasuke, welcher sich nun durch die Haare fuhr. Das Rascheln der Blätter wurde kaum hörbar lauter und es war als würde der Rest der Natur für einen Moment den Atem anhalten. Alles in ihr stellte sich auf Angriff. Sie spürte, dass eine Konfrontation nun unumgänglich wurde. Auch die Genin wurden nun unruhig, sahen immer wieder zurück zu den beiden älteren, liefen langsamer, ließen sich zurück fallen, sammelten sich um Sakura, hielten ihren Blick auf die Baumreihen um sich. Die Gruppe blieb stehen. Sie kamen von allen Seiten. Sie waren umzingelt von sechs fremden Shinobi, Nukenin. Adrenalin verteilte sich in ihrem Blut und sie war versucht sofort anzugreifen. Der Drang sich und die anderen zu schützen konnte nur schwer zurück gedrängt werden. Das ist nicht meine Mission. Sie musste den Kleinen eine Chance geben. Ihr Hals schnürte sich zu. Vertrau ihnen. Vertrau ihm. Ihr fiel es so schwer. Der Startschuss fiel ohne irgendein Zeichen. Die Nukenin kamen auf sie zu geschossen und obwohl sie technisch nicht sonderlich gut waren, waren sie den Genin doch an Erfahrung deutlich überlegen. Sie war abgelenkt, wollte sicher gehen, dass niemanden etwas ernsthaftes geschah. Ein Windzug ließ sie aufschrecken, plötzlich spürte sie ein weiteres fremdes Chakra. Sie fuhr herum, zog ein Kunai, wollte sich verteidigen, spürte eine Hand um ihren Hals und sah in ein spöttisch grinsendes Gesicht. »Na, na meine Schöne. So zarte Händen sollten keine so scharfen Gegenstände halten.« Sein Gesicht kam ihrem immer näher und sein abgestandener Atem schlug ihr entgegen. Sie verzog ihr Gesicht. »Finger weg.« Ihre Stimme klang gepresst, sie bekam nur schwer Luft, versuchte eine unauffällige Möglichkeit zu finden sich zu befreien. Er hörte nicht auf sie, zog sie näher an sich, grinste noch breiter. »Nur über meine Leiche, Süße.« Er hatte sie die ganze Zeit im Auge, achtete darauf, dass sie sich möglichst zurückhielt und sich ihr niemand näherte. Für einen Moment nur war er abgelenkt gewesen, hatte einem seiner Genin geholfen, hatte nicht zu ihr gesehen. Als er sich ihr wieder zu wandte kochte die Wut in ihm auf. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und innerhalb eines Atemzuges stand er hinter dem Shinobi, hörte seine Worte und ein dunkles Grollen, kämpfte sich seiner Brust empor. »Den Gefallen kann ich dir tun.« Im nächste Moment hörte man das Genick des Fremden brechen. Atemlos sah Sakura in die roten Augen vor sich, schnappte nach Luft und stolperte zurück. Sie fiel, landete auf dem Boden. Es war das erste Mal, dass sie in diese Augen sah, seit... Es schnürte ihr den Hals zu. Für einen Moment ließen seine Augen von ihr ab. Sie nahm nur am Rande wahr, dass die letzten Nukenin um sie herum, sich kommentarlos entfernten. Ihr Blick löste sich nicht einen Augenblick von ihm, beobachtete jede seiner Bewegungen. Alles in ihr war zu Flucht bereit. Sie wollte. Sie wollte wirklich. Sie war wie gelähmt. Er sah die Angst in ihren Augen, sah sie noch klarer als all die Male zuvor. Für einen Moment schloss er seine Augen und als er sie wieder öffnete, waren sie wieder schwarz wie die Nacht. Er ging vor ihr in die Knie, hob seine Hand, wollte sie berühren. Ein trockenes Schluchzen drang aus ihrer Kehle und sie schob sich noch ein Stück weiter von ihm weg. Ihre Hände schlug sie über ihren Mund zusammen. »Lass mich in Ruhe.« Sie sprang auf, lief an den noch völlig erschöpften Genin vorbei, ignorierte ihre irritierten Blicke. Sie musste Abstand zwischen sich bringen. Sie musste Luft holen, sich beruhigen, die Panik zurück drängen. Einen Moment lang sah er ihr nach, stand auf. Mit einem kurzen Blick versicherte er sich, dass es seinen Schützlingen soweit gut ging, deutete ihnen an zu warten. Dann folgte er ihr. Sie war in den letzten Jahren sicherlich schneller geworden, dennoch holte er sie binnen weniger Augenblicke ein, stellte sich vor sie, versperrte ihr den Weg, sah auf sie hinab. Sie wandte ihren Blick ab, wich einen Schritt zurück. Sie wollte ihn nicht sehen, wollte nicht mit ihm reden, wollte atmen. Er hatte keine Ahnung, wie er sie wieder beruhigen konnte, hatte keine Ahnung, wie er sich selber wieder beruhigen sollte. Das Adrenalin in seinem Blut wurde weniger, Erschöpfung kündigte sich an, andere Gefühle kamen hoch. Wut sammelte sich in seiner Brust. »Ich habe gesagt, du sollst aufpassen!« Ungläubig schüttelte sie ihren Kopf, kämpfte die Angst nieder und machte ihrer Wut Platz. »Verdammt Sasuke, ich bin nicht mehr das kleine naive Mädchen, dass man beschützen muss! Dem man sagen muss was sie zu tun hat!« Sie schrie ihn an, vergrub ihre Händen in ihren Haaren, drehte ihm den Rücken zu und schluchzte kurz auf. Mit wenige Schritten war er bei ihr, packte ihren Arm, drehte sie zu sich, zog sie an sich. Sein Atem streifte ihr Gesicht. Er stand ihr so nah, viel zu nah. So nah, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste um in seine kalten Augen sehen zu können. Sie schluckte, atmete stockend ein, atmete seinen Atem ein. Unruhig versuchte sie sich zu lösen, versuchte sich von ihm zu schieben. Seine Stimme war nicht mehr als ein leises raunen »Hör endlich auf. Du wirst für mich immer das Mädchen sein, dass ich beschützen muss!<< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)