Atonement von IvoryRadioStar (Buße) ================================================================================ Kapitel 16: Mourning Day - Trauertag ------------------------------------ 15. Mourning Day - Trauertag Es war Lunas Idee gewesen einen Trauertag einzuführen, um der Schlacht von Hogwarts zu gedenken und obwohl Hermione diesen Gedanken schätzte, war sie nicht in der Stimmung zum Trauern. Es schien, als ob sie dies das ganze vergangene Jahr getan hätte – trauern um ihre verlorenen Freunde und um sich selbst. Sie hatte sich in diesen zwölf Monaten verändert, so eine lange Zeit davon gekämpft, wenn nicht gegen Voldemort, dann gegen Draco Malfoy. Sie zuckte bei seinem Namen zusammen, der stechende Schmerz der Sehnsucht intensivierte sich bei der Erinnerung an ihn. Vier Monate waren vergangen, seitdem er sie gebrochen und schluchzend auf der Wiese vor dem Seagull Cottage verlassen hatte – und er war noch immer nicht zurückgekehrt. Nachdem er drei Wochen fort war, erreichte ein Brief das Cottage, mit welchem er Neville, Dean und Seamus aufforderte, sich mit ihm in London zu treffen. Er hatte ihr nichts geschrieben, nur einen Thymianzweig beigelegt, welchen sie bis zum heutigen Tage als ein zerbröselndes Lesezeichen benutzte – sein Geruch war schon lange verschwunden, doch sie konnte sich einfach nicht davon losreißen und ihn wegschmeißen. Ich werde für dich zurückkommen. Seine Worte jagten jeden ihrer Gedanken, jeden Traum, und sie war einfach nur hier – wartete, so wie sie es versprochen hatte. Zweifel, widerwärtig und bitter, waren kein seltener Begleiter, verspotteten sie damit, dass er nicht wiederkommen würde, dass er gelogen hatte. Am Anfang war es einfach gewesen, diese nagenden Gefühle abzuschütteln, aber je mehr Zeit ohne ein Zeichen von ihm verstrich, desto schwerer wurde es daran zu glauben. Doch sie hatte ihm versprochen, sie würde warten. Sie würde für immer warten. „Das sieht zauberhaft aus, Hermione.“ Lunas träumerische Stimme riss Hermione aus ihren Gedanken und sie hatte beinahe die Krone aus Blumen, die sie flocht, vergessen. Thymian war nicht besonders gut für einen Trauertagskranz geeignet, aber niemand hatte es ihr gegenüber erwähnt. Sie alle kannten Hermiones enge Verbindung mit dieser Pflanze und tatsächlich wusste sie, dass es ein schlechtes Material zum Flechten war, allerdings konnte sie nichts anderes – würde nichts anderes auswählen. Die kleinen, weißen Blüten, die noch nicht richtig dufteten, hielten ein Stück von Draco in sich und sie war hoffnungslos gierig auf jedes Stück von ihm, das sie zu fassen bekam. Sie seufzte und schaute zum Strand, wo Lavender und Ginny Muscheln für die Tischdekoration suchten. „Nun, James, ich habe dir gesagt“, sagte Luna zum x-ten Mal und schaute zu dem Baby, welches nach Lunas Krone mit Astern reichte, „das ist nicht deine.“ Hermione lächelte leicht über den kleinen Jungen, den Mann des Hauses. Er wuchs so schnell heran und war Harry wie aus dem Gesicht geschnitten, abgesehen von seinen hellen, blauen Augen und dem exakt gleichen Gemüt wie Ron, welches sie oft zum Lachen und gelegentlich zum Weinen brachte. Lange Nächte, in denen sie mit Ginny zusammensaß, gaben ihr eine neue Sichtweise über ihre Beziehung mit Ron in Bezug auf ihr Verhältnis zu Draco. „Du betrügst ihn nicht, Hermione“, hatte Ginny eines Abends gesagt, während sie einen schlafenden James gleichmäßig hin und her wiegte. „Du ziehst weiter. Ich weiß nicht, warum es mit dem verdammten Malfoy sein muss, aber es ist das, was du tust.“ Die jüngere Hexe hatte sich missmutig eingestanden, dass Draco ihnen allen – als Buße seiner vergangenen Sünden – eine zweite Chance auf ein Leben gegeben hatte. „Weiter zu gehen ist der einzige Weg, wie wir dies überleben können“, fügte Ginny leise hinzu und streichelte mit einem Daumen über James' rosige Wange. Hermione hatte Ginny gefragt, wann sie plante, ihren eigenen Rat selber zu befolgen und Ginny hatte sehr reif geantwortet, indem sie ihr die Zunge rausgestreckt hatte. „Sind wir fertig?“, fragte Lavender und Hermione schreckte zusammen, da sie die Frau nicht hinter sich kommen gehört hatte. „Ich glaube schon“, antwortete Luna und gab ihr eine Krone aus Lavendel, über welche das Mädchen kicherte und sie lächelnd auf ihrem Kopf platzierte. „Und für dich, Ginny“, sagte Luna und gab ihr einen Kranz aus roter Scharfgarbe, welcher sich bravourös mit Ginnys rotem Haar biss. Luna setzte sich die Krone aus Astern auf, bevor sie einen winzig kleinen Kranz aus kurzlebigen Kokardenblumen auf James' Haare legte, welchen er sofort herunterzog und in seinen Mund steckte. Ginny rollte ihre Augen und nahm den halb gegessenen Kranz von dem Kind, welches mürrisch drein blickte, jedoch schnell wieder lächelte, als seine Mutter ihn hochhob. „Setz deinen Kranz auf, Hermione“, sagte Luna, nachdem sie aufgestanden war und ihr die Hand reichte. Hermione blickte hinab auf den Haufen voller Thymian in ihren Händen und drückte ihn auf ihren Kopf, die Zweige lösten sich sofort und nur die kleinen, weißen Blüten blieben auf ihrem Haar zurück. Sie runzelte die Stirn, als das Kraut um sie herum hinab fiel. Einige Zweige blieben in ihrem wilden Haar hängen, doch Luna schüttelte ihren Kopf und sagte ihr, es wäre in Ordnung. Sie lief mit Luna zur Vorderseite des Häuschens. Hermione sah einen langen, eingedeckten und mit Blumen vom Garten und Muscheln vom Strand dekorierten Tisch. Es gab fünf Stühle, einen für jede Frau und dann noch einen extra Stuhl – ein Platz für diejenigen, die sie verloren hatten – am Kopfende des Tisches. Sie nahm neben Ginny Platz und begutachtete müde den Stuhl, Knoten bildeten sich dabei in ihrem Bauch. Das war eine schlechte Idee. Zu viel war geschehen und selbst der einfache Akt des Erinnerns war hart. Ginny wippte James mit ihrem Knie auf und ab und erlaubte ihm, an einer Karotte zu kauen, während sie alle in Stille dasaßen – niemand aß wirklich etwas. Die Stille wurde durchbrochen, als Lavender hörbar nach Luft schnappte. Alle Blicke lagen auf ihr, sogar Klein-James, der so erschrocken war, dass er seine Karotte fallen gelassen hatte. Lavenders Augen blickten starr auf den Horizont und perplex folgte Hermione ihrem Blick – aus ihrer Kehle kam ebenfalls ein Keuchen. Drei Personen erklommen den Hügel und kamen auf sie zu. Die anderen hatten noch nicht einmal begriffen, was hier geschah, als Lavender auch schon aufsprang und quer über die Wiese auf sie zu rannte. Hermione stand sofort auf – ihr Herz schlug wild in ihrer Brust, während sie schnell zu den Männern lief. Als sie Lavender in die Arme von Seamus springen sah, fing sie an zu rennen. Neville und Dean lachten, als ihr Kumpel Lavender schwungvoll in seine Arme nahm und ihrem begeisterten Kreischen zuhörte. Hermione schaute verzweifelt umher, suchte nach dem blondem Haarschopf, diesem Geruch nach Thymian. „Ihr seid zurück!“, rief Ginny aus, als sie zu ihnen dazustieß. James, welcher sein Gesicht schüchtern versteckte, trug sie auf ihrer Hüfte. „Wo ist Draco?“, fragte Hermione und suchte immer noch den Horizont nach ihm ab... sie wartete. Wartete immer noch... „Wie war eure Reise?“, fragte Luna, als ob sie im Urlaub gewesen wären, und der Rest der Gruppe tauschte Blicke aus, bevor sie leicht lachten. „Erfolgreich“, sagte Neville und alles Geschnatter verstummte, eine erschütternde Stille legte sich über sie. „Erfolgreich?“, fragte Ginny langsam, ihre Augen zogen sich vor Misstrauen zusammen. „Erfolgreich, wie...?“ Sie wollte nicht hoffen, keiner von ihnen wollte nach allem, was passiert war, noch weiter hoffen. Doch Neville nickte langsam und ein unsicheres Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als ob seine Muskeln nicht mehr daran gewöhnt waren zu lächeln. Dann war es, als ob eine Bombe explodiert wäre, jeder jauchzte und brüllte, weinte und jubelte. Alle außer Hermione, welche noch immer den Horizont absuchte. „Wo ist Draco?!“, rief sie letztendlich über das Gebrüll hinweg. „Ja, wo ist Draco?“, fragte Ginny im Kreis tanzend und James kicherte vergnügt. „Pass auf, Hermione, ich könnte ihn dumm und dämlich küssen.“ „Wo ist er?“, fragte Hermione und griff nach Deans Arm, um seine schwindelerregenden Bewegungen zu stoppen. „Ähm...“, stammelte er und sah zu Neville, welcher sich von Luna wegdrückte, um sich vor Hermione zu stellen – sein Blick wurde ernst. „Wo ist er?“, fragte Hermione, ihre Brust verengte sich und ihr Herz drohte ihr in die Hose zu rutschen. Er hatte es versprochen. „Es tut mir leid, Hermione...“, sagte Neville, nahm seine Hände in ihre und die gesamte Welt hörte sich auf zu drehen. Er hatte es versprochen. Er hatte ihr versprochen, er würde zurückkommen. Sie hatte gewartet. Sie hatte auf ihn gewartet. Er musste zurückkommen. Ihre Atmung stockte, Nevilles Gesicht verschwamm, als Tränen ihre Augen füllte. Sie spürte, wie er ihre Hände drückte und sie schloss ihre Augen, wartete auf die Worte. Sie würde es nicht glauben, bis die anderen diese Worte gesagt hatten. „Es tut mir leid, Hermione...“, sagte Neville erneut, seine Stimme sprudelte mit irgendetwas über, doch sie konnte es nicht einordnen. „Er ist...“, sie würde es nicht glauben, bis er nicht die Worte gesagt hatte. „Er ist gleich dort drüben.“ Hermiones Augen flogen auf und sahen, wie Neville sie angrinste und dann seinen Kopf nach links drehte. Hermiones Kopf wirbelte in diese Richtung und sie entließ einen erstickten Schrei, als sie Draco – mit seinen Händen in den Taschen und seinem Haar aus seinem Gesicht geweht – auf dem kleinen Hügel sah. Hermione rannte los, hörte kaum wie Ginny „Neville, du blöder Bastard!“ rief, gefolgt von einem lauten Klaps und Nevilles reumütiger Antwort „AU! Es tut mir leid! Es war seine Idee...“ Hermiones Beine konnten sich nicht schnell genug bewegen, ihr Haar wehte durch den Wind nach hinten und jeder Muskel ihres Körpers spannte sich an, versuchte ihn zu erreichen. Er grinste sie an, stand einfach nur da und als sie nur noch fünf Fuß von ihm entfernt war, öffnete er seine Arme und erlaubte ihr, sich an ihn zu schmeißen, ihre Beine wickelten sich um seine Hüfte, ihre Hände klammerten sich an seinen Rücken. Er strauchelte leicht, als sie sich an ihn geworfen hatte und schließlich taumelte er nach hinten und fiel auf das weiche Sommergras. Sie weinte mittlerweile heftig, ihre Hände klammerten sich an sein Hemd, ihr Mund drückte Küsse auf sein ganzes Gesicht, während die Worte „Draco“, „habe dich vermisst“ und „du hast es versprochen“ zusammenhanglos über ihre Lippen schwappten. Er lachte, seine Hände versuchten sie zu packen und festzuhalten, damit er sie ordentlich küssen konnte. „Weib, willst du endlich still halten!“, rief er nach einem Moment aus und sie gehorchte, wurde mit seinen Lippen, die sich auf ihre drückten, belohnt und seine Zunge glitt in ihren Mund, um sie zu schmecken. Er schob sich weg, fiel zurück auf das Gras, legte seine Hände unter seinen Kopf und sah zu ihr hinauf. Sie saß auf seinem Schoß und strahlte ihn an, stille Freudentränen flossen ihre Wangen entlang und ihre Hände klammerten sich immer noch an seine Brust. „Du bist zurück!“, verkündete sie glücklich und er schaute sie herablassend an. „Schlaue Beobachtung, Granger“, sagte er trocken und sie zerquetschte ihn mit einer Umarmung. Dann keuchte sie, kam einigermaßen zu sich und schlug ihm hart auf die Brust, was ihn dazu brachte, vor Überraschung aufzuschreien. „Draco Malfoy, du Bastard!“, kreischte sie und er schaute sie erstaunt an. „Was fällt dir ein mich glauben zu lassen, du würdest nicht kommen!“ „Was, das war Nevilles Idee!“, rief Draco aus, seine Stimme wechselte eine Oktave höher und sie schlug ihn erneut. „Lüg mich nicht an!“, schrie sie und er lachte erneut, sodass sie sich einfach zu ihm beugen und ihn erneut küssen musste. Seine Hände umgriffen ihr Gesicht, wanderten zu ihren Haaren und verschwanden darin – sendeten damit einen Thymianregen wie eine Dusche über die beiden. Er zog seine Hände lächelnd zurück, seine silbernen Augen funkelten wie Diamanten. Er zog einen Zweig aus ihrem Haar und zwirbelte ihn zwischen seinen langen Fingern. „Wälzt du dich im Garten herum?“, fragte er und ließ den Zweig vom Wind fort tragen, bevor er seine Finger mit ihren verhakte. „Es war mein Trauertagskranz“, sagte sie und starrte ihn an, glaubte immer noch nicht wirklich, dass er zurück war. „Trauertag?“, höhnte er, sein Gesicht zeigte ein spöttisches Grinsen und sie küsste ihn schnell erneut – einfach weil sie es konnte. „Heute ist ein Tag zum Jubeln, Hermione“, sagte er leise, als sie sich wegstieß. Er nahm ihr Gesicht erneut in seine Hände und ihre Haare hingen wie ein Vorhang um ihre Gesichter herum. „Ist es wahr?“, flüsterte sie, ihre Lippen streiften seine, als sie sich wagte, diese Worte zu sagen – sich wagte zu hoffen. „Ja“, sagte er leise, sodass sie es kaum hörte. Hermione schloss ihre Augen, Tränen drängten sich hervor, während sich ein Gewicht von ihr löste, von dem sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie es trug. Es war vorbei. Sieben Jahre voller Kämpfe und Rennen und Verlust waren vorbei. Der Tag, nach dem sie sich gesehnt hatte, war endlich gekommen. Sie öffnete ihre Augen und sah, wie er sie aufmerksam beobachtete und regelmäßig eine widerspenstige Locke hinter ihr Ohr klemmte, die der Wind immer wieder frei blies. Während sie ihn anschaute, fragte sie sich kurz, was nun mit ihnen geschehen würde. Die meiste Zeit in ihrem Leben hatte sie für diesen Triumph gekämpft, den Sieg gejagt und jetzt, da er ihrer war, war sie ratlos darüber, was als nächstes zu tun war. „So“, hauchte sie, ihre Finger fuhren durch sein seidiges Haar, „was machen wir jetzt?“ „Alles“, war seine Antwort, als seine Lippen auf ihre trafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)