Die Unverzeihlichen Flüche von SweeneyLestrange ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Winter 1976 „Ich hab gehört, du interessierst dich für die dunklen Künste.“ So hatte alles angefangen, mit diesem einen Satz gesprochen von Voldemorts treuester Dienerin. Barty zuckte nur vage mit den Schultern und heftete seinen Blick auf das Festmahl, das sich vor ihm auftürmte. „Jaah“, murmelte er lahm. Er hätte so viel mehr sagen können. Er dachte an all die angeregten Unterhaltungen, die er mit Regulus geführt hatte, an die verbotenen Bücher, die er gefunden und verschlungen hatte. Aber sein Mund war trocken. Sein Kopf war leer. Er fühlte sich wie gelähmt. Bellatrix lachte angesichts der verhaltenen Reaktion und fügte mit einem wissenden Lächeln hinzu: „Regulus hat von dir erzählt.“ Bartys Blick huschte zu Regulus, der neben ihm saß und dem das Ganze genauso unangenehm war. Er glaubte eine stumme Entschuldigung in den hellen Augen seines Freundes sehen zu können. Dann hatte sich der Black wieder abgewandt. „Er sagte, ihr hättet euch zusammen ein paar simple Dinge angeeignet.“ Bellatrix hatte sich leicht vorgebeugt. Etwas Lauerndes lag in ihrem Gesicht. Doch Barty erkannte mit einem Mal seine Chance. „Das stimmt“, antwortete er leise. „Das worauf man nun mal so Zugriff hat … Aber viele Sachen …“ Sollte er sagen, dass sie gefährlich schienen? Natürlich waren sie das. Sonst wären sie keine schwarze Magie. Dennoch kam Barty sich dämlich vor, das jemandem wie Bellatrix zu sagen. „Es erschien uns sinnvoller, wenn wir dafür vielleicht jemanden fragen, der sich auskennt?“ Zweifelnd beendete Barty den Satz nicht sicher, das Richtige gesagt zu haben. Doch Bellatrix’ Lippen hatten sich zu einem kleinen Lächeln verzogen. „So, so“, sagte sie. „Crouchs kleines Sohnelein hat einen Blick in die bösen, bösen Künste geworfen.“ Barty erbleichte. „Mein Vater … hat keine Ahnung. Er-“, er stockte und entschied sich dafür einfach gar nicht weiterzusprechen. Bellatrix beobachtete ihn belustigt. Dann lehnte sie sich in dem großen Stuhl zurück und sah erhaben auf ihre Gastgeber. Niemand sprach ein Wort. Walburga und Orion hatten sich stumm ihrer gefüllten Rinderpastete gewidmet, während Regulus noch immer kein Wort von sich gab. Unbehaglich griff Barty wieder nach der silbernen Gabel und begann in seinem Essen herumzustochern. Er spürte, dass er Bellatrix’ Aufmerksamkeit hatte und das verunsicherte ihn. „Warum ist Rodolphus nicht mitgekommen, sagtest du noch mal?“, durchbrach die schneidende Stimme von Walburga schließlich die eingetretene Stille. „Oh, er hat zu tun“, erklärte Bellatrix. „Er erledigt etwas für den Dunklen Lord.“ Walburga verzog keine Miene, als Bellatrix von Voldemort sprach. Dennoch war ihr anzusehen, dass es sie herzlich wenig interessierte. Unbeeindruckt griff sie nach ihrem Kelch und nahm einen Schluck Wein. „Das ist schade“, sagte sie schließlich und tupfte sich bedächtig mit der Serviette die Mundwinkel ab. Ein Schatten fiel über Bellatrix’ Gesicht. „Du solltest dich ihm langsam anschließen...“ Barty indessen fiel jeder Bissen schwerer. Jedes Wort drang glasklar an seine Ohren, als seien sie allesamt mit einem Sonorus-Zauber belegt. Er fühlte sich wie ein Spion. Zwar hatte er es mit Regulus’ Hilfe geschafft, die Skepsis zu beseitigen, die ihm wegen seines Vaters entgegen gebracht wurde, doch wurde er letztlich nur wegen seines Blutstatus’ bei den Blacks geduldet. Was aber Bellatrix gerade von sich gab, waren blacksche Familienangelegenheiten, die nicht für ihn bestimmt waren. Es waren Informationen, die, wenn sie weiter an seinen Vater kämen … Alles verkrampfte sich in Barty. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er wusste, dass er in dieser Situation jegliche nur vorstellbaren Grenzen überschritt. Er gab sich mit einem Todesser ab und hörte Gesprächen zu, in denen es um die Rekrutierung neuer Mitglieder ging! „Bellatrix, wir haben das Thema zu Genüge diskutiert“, erklärte Orion auf einmal entschieden und legte sein Besteck beiseite. Das Gespräch war für ihn beendet. Unwillig verzog Bellatrix das Gesicht und ihr raubtierhafter Blick fiel wieder zu den beiden Jungen. „Habt ihr schon mal einen der Unverzeihlichen ausprobieren wollen?“, fragte sie stattdessen. Barty zuckte zusammen. Konzentriert stocherte er mit seiner Gabel in dem bereits vermanschten Essen herum und tat, als wäre er nicht sicher, welchen Teil genau er nun aufspießen wollte. „Jetzt kommt schon, seid keine Spielverderber.“ „Bellatrix“, sagte Orion mahnend. „Das sind heikle Themen, von denen ich nicht möchte, dass sie weiter in meinem Haus besprochen werden.“ „Aber warum denn? Wäre doch lustig, zu sehen, was der kleine Crouch so denkt.“ Erschrocken sah Barty auf. Sein Blick irrte unsicher von Bellatrix zu Orion und Walburga und suchte dann schnell wieder die Überreste seines ungegessenen Abendmahls. „Ich … ich weiß, dass man dafür nach Askaban kommt“, murmelte er kaum verständlich und wünschte, er wäre in der Lage, sich einfach unsichtbar zu machen. So wie Winky es manchmal tat, wenn sie die feinen Herrschaften nicht mit ihrer Anwesenheit stören wollte. „Das hast du aber schön gesagt“, lachte Bellatrix. „Das hast du bestimmt von Papi, hm?“ Orion räusperte sich vernehmlich. Regulus indessen stand abrupt auf. Ein Klirren durchbrach das unangenehme Schweigen, als er dabei gegen die dunkle Tischplatte stieß. „Das Essen war sehr lecker“, brachte er höflich heraus. „Barty und ich gehen jetzt besser nach oben, wir müssen noch unseren Aufsatz für Verwandlung beenden.“ Eilig tat Barty es ihm nach, bedankte sich artig für das gute Essen und lief Regulus hinterher, durch das große düstere Haus. „Es tut mir leid“, sagte Regulus, kaum dass die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. „Sie hätte dich nicht über die dunklen Künste ausfragen dürfen, schließlich weiß sie, wer dein Vater ist und kann sich die Bredouille denken, in die sie dich damit bringt.“ Doch Barty winkte ab. In seinen Augen blitzte es und Regulus hatte das ungute Gefühl, dass der Jüngere etwas ausbrütete. „Meinst du, sie kann uns mehr erzählen?“, fragte Barty unvermittelt. „Bellatrix?“ „Ja, Bellatrix.“ „Das“, Regulus suchte nach Worten. Barty kannte seine große Cousine nicht, da war ihm diese Überlegung zu verzeihen, aber der bloße Gedanke seine launische, unberechenbare Cousine über etwas derart Gefährliches auszufragen, schien geradezu absurd. „Das, nein. Nein, Barty. Vergiss es, niemals.“ „Aber …“ „Nein! Du kennst sie nicht. Du gerätst in Teufelsküche.“ Unzufrieden ließ Barty sich auf das große Bett fallen. Sein Blick schweifte durch das Zimmer, das in den stolzen Farben des Hauses Slytherin gehalten war. Eine Seite der grünen Wände zierten Zeitungsberichte. Es waren noch nicht viele, doch Barty wusste, was es mit ihnen auf sich hatte. „Du willst es doch auch wissen“, sagte er schließlich. Sein Tonfall hatte etwas Quengelndes. „Aber nicht so! Außerdem sind wir minderjährig wir-“ Es klopfte. Verwirrt sahen sich Barty und Regulus an. „Herein“, rief Regulus unsicher und beobachtete, wie die große, schlanke Gestalt seiner Cousine durch die Tür trat. Ihr Gesicht trug ein selbstsicheres Lächeln. „Da seid ihr ja“, sagte sie. „Ich wollte mich doch noch verabschieden, bevor ich gehe.“ Regulus Miene war anzusehen, dass er ihr alles glauben würde, nur das nicht. „Es war schön, dich zu sehen“, entgegnete er freundlich, auch wenn seine Stimme etwas Gegenteiliges zu behaupten schien. Doch Bellatrix ignorierte ihren Cousin. Stattdessen hatte sie sich an Barty gewandt und streckte ihm die Hand entgegen. Vorsichtig erhob sich Barty von dem Bett und ergriff, die ihm dargebotene Hand. „War nett, dich kennenzulernen. Hoffe, man sieht sich wieder“, sagte Bellatrix. Unsicher nickte Barty. Plötzlich wurde der Griff fester und ehe er’s sich versah, hatte Bellatrix ihn dicht zu sich gezogen. „Ihr müsst nur etwas sagen“, flüsterte sie, „dann kann ich euch zeigen, was ihr wissen wollt.“ Barty hatte keine Gelegenheit mehr zu antworten, denn da hatte sich Bellatrix bereits ihrem Cousin zugewandt. „Wir sehen uns“, sagte sie beschwingt, wobei es mehr unheilverkündend als einladend klang. Regulus antwortete bloß mit einem stummen Nicken und sah zu, wie Bellatrix wieder sein Zimmer verließ. „Siehst du?“, meinte Barty mit einem Anflug von Triumph. „Wir können-“ Aber Regulus schnitt ihm das Wort ab: „Du hast keine Ahnung, wovon du sprichst.“ „Aber du?“ „Ja, zumindest mehr als du.“ „Ach ja?“ Verärgert sah Barty seinen Freund an. „Ich weiß sehr wohl, um was es geht. Mein Vater hat…“ Er hielt inne. „Ich habe ein Buch bei ihm gefunden, das sich mit den Flüchen befasst“, sagte er leiser. „Ehrlich?“ In Regulus Stimme schlich sich ein Anflug von Interesse. „Ja. Aber er versteckt es gut. Ich weiß nicht, wie ich da drankommen soll, ohne dass er was davon bemerkt. Ich dachte, vielleicht könntest du noch einmal gucken, was ihr in eurer Bibliothek habt, denn es schien wirklich informativ zu sein…“ Mit einem Mal war der aufkommende Streit wieder vergessen. Voller Feuereifer steckten die beiden die Köpfe zusammen und begannen ihre spärliches Wissen über die unverzeihlichen Flüche zusammenzutragen. Bellatrix’ Angebot hing jedoch im Raum und senkte unmerklich seine folgenschwere Last auf die beiden Jungen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)