Alles dieser Welt von Petulia (für dich) ================================================================================ Kapitel 4: Geld --------------- Carl machte sich bald auf den Heimweg. Erst hatte er seine aufgebrachte Schwester und Mutter beruhigt und erklärt, dass Lindsey es nicht so mit Herzduseleien habe und mit Zuneigungsbeweisen nicht sonderlich gut umgehen konnte. Albus bot sogar an, selbst nach ihr sehen zu gehen, doch Carl lehnte höflich ab. “Danke, Albus, aber sie ist meine Freundin. Ich weiß schon, wie ich zu ihr durch komme.” Tatsächlich war er sich allerdings gar nicht so sicher, was in sie gefahren war. Zwar wusste er, dass sie seine Familie nicht mochte, oder eben nicht mochte, dass sie nicht gemocht wurde, wie sie glaubte, jedoch hatte sie das noch nie so offen geäussert. Traurig schüttelte er den Kopf, während er durch die leere und leicht feuchte Winkelgasse Richtung Heim schlenderte. Seine Beziehung war so perfekt abgesehen von seiner Sorge, Lindsey zu verlieren und dem Manko mit seiner Familie. Erst seit relativ kurzer Zeit, vielleicht zwei Jahren, waren Lindsey und er zusammen. Gleich nach Ende der Schulzeit hatten sie sich ein paar Mal gesehen, dann jedoch aus den Augen verloren. Erst als sie das Agrippa aufgemacht hatte, waren sie einander wieder öfter über den Weg gelaufen und hatten sich einander wieder genähert. Bis er irgendwann der letzte Gast gewesen war. An eine Laterne gelehnt und die frische Luft atmend erinnerte er sich daran, wie Lindsey ihm einen Schnaps einschenkte und damit ihre Tradition begann. Er hatte ihn getrunken und dann noch einen und diese zusätzlich zu seinem gesamten Konsum an jenem Abend. Eigentlich hatte er nie viel Zeit dort verbracht, doch an dem Tag wollte er ihr kurz Hallo sagen, ließ sich zu einem schnellen Getränk überreden und beim Beobachten ihrer Interaktionen mit verschiedenen Gästen entschied er sich, zu bleiben. Schon damals hatte es ihn verstimmt, wie die Männer sie ansahen. Doch er hatte ihre taffe und selbstbewusste Art bewundert, die sie seit jeher an den Tag legte und welche sie für viele so unerreichbar erscheinen ließ. Wie schon früher hatten ihre unterschwellig aufreizende Art und Auftritt ihn nicht beeindrucken können. Erst nach seinem zweiten Schnaps, als sie erschöpft gegen die Theke lehnte, verlor er den Verstand. Er war darum herumgegangen und hatte sie einfach geküsst. Daraufhin trafen sie sich regelmäßig, anfangs weniger, später mehr, bis sie einander täglich sahen und er sie irgendwann seiner Familie als seine Freundin vorstellte - war es auch eher unfreiwillig gewesen. Es war bei Fleurrish und Blotts gewesen, erinnerte er sich, wohin er sie geschleppt hatte, weil er ein Buch für sein Regal suchte. Ein neues Buch pro Monat hatte er sich seit seinem ersten Gehalt gegönnt. Dort stolperte er jedoch auch über seine Mutter und Amy. “Carl!”, hatten sie überschwänglich gerufen und ihn fest in die Arme geschlossen. “Ich dachte schon, wir sehen dich gar nicht mehr. Du bist so viel unterwegs in letzter Zeit.”, freute sich seine Mutter übertrieben. “Ja, das stimmt wohl, Mum. Also, äh...”, hektisch suchte er im Laden nach Lindsey, doch leider fand sie ihn zuerst. “Baby, was hältst du von dem hier?”, fragte sie kritisch und hielt ihm einen Pflanzen umrahmten Wälzer hin. Amy und Hannah Longbottom starrten die beiden ungläubig und verwirrt an. Lindsey brauchte eine Sekunde, um sie zu bemerken und dann eine weitere, bis es klickte.
“Longbottom! Und, oh, schön, Mrs Longbottom.” Fehler Nummer eins: Meine Schwester mit dem Nachnamen anreden, dachte Carl panisch. Schon rümpfte seine Mutter die Nase. “Lindsey.”, grüßte Amy unfähig irgendeine Gefühlsregung auszudrücken.
“Ihr kennt euch?”, fragte Mrs Longbottom überrascht. “Aus der Schulzeit.”, erklärte Amy, ohne den Blick von Lindsey zu wenden. “Das ist Lindsey Fl-” “Mum!”, unterbrach Carl. “Das ist meine Freundin.” Damit schlang er einen Arm um eben jene und zog sie an sich, wobei sie sich komplett steif hielt. Nun machte sich unverhohlenes Unverständnis auf Hannah Lonbottoms Gesicht bemerkbar. Lindsey in ihren hohen Schuhen, der engen Jeans, dem blassen Gesicht mit schwarz umrandeten Augen und dunkelroten Lippen. Jeder Mensch würde denken, dass sie fabelhaft aussah. Seine Mutter jedoch dachte offensichtlich ‘Merlin, lass dies nicht von Dauer sein.’ “Wie schön.”, sagte sie stattdessen und streckte eine Hand aus. Lindsey ergriff sie und lächelte unsicher. “Sie interessieren sich also für Kräuterkunde, Lindsey?” Amy schnaubte und erntete undankbare Blicke von Carl und Lindsey. “Nein.”, sagte die Angesprochene dann aufrichtig. “Ich dachte nur, es sieht ulkig aus und hat einen komplizierten Namen - es muss Carl gefallen.” So wenig er gedacht hätte, es könnte in dieser Situation möglich sein, hatte Carl lachen müssen. Fröhlich hatte er sie an sich gezogen und Lindsey einen Kuss auf die Wange gedrückt, woraufhin Amy sich verschluckt und lautstark gehustet hatte und seine Mutter ihre Einkaufstasche hatte fallen lassen. Seitdem war es nicht wirklich besser geworden. Zwar fragte seine Schwester nicht mehr ständig: “Wie Carl? Das kann doch nie im Leben passen!” und sein Vater sah das Ganze entspannter, aber mehr als zivil konnte man das Verhältnis nicht nennen. So offen wie heute, hatten sie sich jedoch nie angefeindet. Er musste dringend mit Lindsey sprechen. Zuhause angekommen stellte er fest, dass die Tür nicht abgeschlossen war und betrat die Bar, woraufhin er zuallererst stockte. Die Haare des Mannes waren ebenfalls blond und nicht viel kürzer als Lindseys, sodass Carl die zweite Person beinahe nicht bemerkt hätte, so nah waren sich die beiden Köpfe. Dann fasste er das gesamte Bild auf. Seine Freundin hatte die Arme um den breiten Rücken eines großen Mannes geschlungen, dessen Kopf hinter ihrem verschwand, aber dessen Mund sich auf Höhe ihres Nackens befinden musste. Seine Hände griffen fest in ihre Taille, sodass sie sich halb unter dem bauchfreien Oberteil befanden und er sehen konnte, dass der Mann sie an sich zog. “Hey!”, rief Carl aufgebracht, da ihm nichts besseres einfiel und marschierte auf die beiden los. Lindsey schrak nicht einmal wirklich auf und machte sich erst recht nicht von dem anderen los. Sondern hob nur den Kopf und sah Carl mit merkwürdigem Gesichtsausdruck an. “Baby -”, begann sie, doch er unterbrach sie wirsch. “Nichts da, Baby. Was ist hier los?” Der andere löste sich von ihr und fuhr sich rasch durchs Haar, wagte es aber nicht Carl für mehr als einen Augenblick anzusehen. Dem Longbottom stockte der Atem. Vor ihm stand Scorpius Malfoy. Jedoch ein Carl bis dato unbekanntes Exemplar. Es machte den Anschein, als habe der Blonde geweint, jedenfalls sah er extrem fertig aus. Aber Carl war wütend. Es war nicht das Bild, dass er beim Nachhause kommen erwartet hatte. Vor allem nicht nachdem, was im Haus seiner Eltern gelaufen war. “Es ist besser du gehst.”, wies er den Malfoy an, welcher nickte und mit einem letzten Blick auf seine gute Freundin disapparierte. “Carl!”, beschwerte die sich sogleich. “Hast du nicht gesehen, dass es ihm dreckig ging?”
“Hast du dich nicht selbst gesehen, wie du dich hier von einem anderen Mann begrapschen lässt, eine Stunde nachdem du meine Schwester zutiefst beleidigt hast?”
“Zutiefst beleidigt?”, brauste sie nun auf. “Sie hat mich doch nur gefragt, weil sie sich dazu verpflichtet gefühlt hat.” “Sie hat dich gefragt, weil sie dich integrieren möchte, weil sie weiß, dass ich dich liebe und weil sie dachte, du freust dich vielleicht, wenn sie sich dir öffnet.” “Warum sollte mir so was Spaß machen? Mich in ein Kleid zwängen, dass sie ausgesucht hat und welches sicher nicht nach mir aussehen wird, neben Barbie und ihren anderen dicken Freundinnen. Da bin ich das Anhängsel, das eigentlich nichts mit der Gruppe zu tun hat. Es gäbe eh nur böses Blut! Außerdem gehe ich nur deshalb auf Hochzeiten, weil ich trinken und feiern kann und es gutes Essen gibt. Wenn ich die Hochzeit repräsentiere, muss ich mich auch Amy repräsentierend verhalten.” Wütend fuhr Carl sich durch die Haare. “Na schön, dann kommst du nicht mit.”, entschied er klar und deutlich.
“Was?” “Ja, du hast schon richtig verstanden. Du bist meine Freundin, aber Amy ist meine Schwester. Das ist einzig und allein ihr Tag und ich bin als ihre Familie da. Wenn du nicht Teil davon sein willst, dann wirst du es eben nicht.” “Bist du irre?”, fauchte sie zornig. “Irre? Ich bin nicht der, der meine Familie beleidigt, Amy zum Weinen gebracht und danach Zuflucht bei einem anderen Mann gesucht hat.” “Zu deiner Information: Scorpius ist bei mir aufgetaucht, weil es ihm dreckig geht! Wir haben uns lediglich umarmt.” “Wolltest du deswegen früher weg, damit du ihn treffen kannst?” “Nein, Mann! Hör auf dich wie ein Mädchen zu benehmen.” Es war unmöglich gegen sie zu gewinnen. Diskutieren mit ihr war sinnlos, weil sie in ihrem Kopf doch so oder so Recht hatte. Ihre Haltung drückte Selbstbewusstsein aus auf eine Weise, als sei dieser Streit nur ein lästiger Gnom in ihrem Garten. Nichts weltbewegendes, keine große Sache, wertlos. “Vielleicht würde ich das, wenn du dich mehr wie eine anständige Frau verhalten würdest.”, konterte er und ihre Nasenflügel flatterten zornig. “Anständig? Was, wie Amy? Brav und lieb und perfekt? Albus hier und ach wir heiraten, weil alles im Leben romantisch ist und ich habe keine Sorge in der Welt.” Abfällig schnaubte sie und er rollte die Augen zur Decke. “Wenigstens kann sie sich auf einen Mann beschränken.” 
“Um Himmelswillen, sei nicht so melodramatisch! Hab ich ihn geknutscht? Nein. Hatte ich Sex mit ihm? Nein. Hat er mich überhaupt auch nur angemacht? Nein! Er hat mich umarmt!” “Umarmung! Das bedeutet, dass man die Arme UM einander legt und nicht auf halbem Weg Halt macht. Er hat dich angepackt, wie ein Stück Fleisch. Ich habe doch gesehen, wie seine Finger sich in deinen Körper gegraben haben. So viel Fleisch ist gar nicht an dir dran, wie der in der Hand hatte!” “Aargh, wovon redest du überhaupt?”, rief sie verzweifelt. “Die meisten Männer halten Frauen eben so. Das ist er nicht anders gewöhnt.” “Die meisten Männer.”, wiederholte er missbilligend. “Mache ich was falsch, indem ich dich vernünftig in den Arm nehme? Soll ich dich lieber begrapschen?” “JA!”, bestätigte sie zu seiner Überraschung und nahm ihm vorüber gehend den Wind aus den Segeln. “Du könntest ruhig mal zupacken, anstatt mich in den Arm zu nehmen wie eine gute Freundin, oder ein Kind oder... oder deine Mutter!” 
Seine Augen wanderten unruhig zwischen ihren hin und her, unverstehend. “Wo kommt das auf einmal her? Nur weil Malfoy dich einmal zwischen die Finger kriegt, weiß ich nicht mehr, wie ich meine eigene Freundin anzufassen habe?” “Es geht nicht um Malfoy.”, stöhnte sie. “Den hast du ins Spiel gebracht. Und wo wir einmal dabei sind, sage ich dir eben was Sache ist. Du bist fürsorglich und romantisch und zärtlich und das ist super, wirklich. Aber manchmal würde ich gerne begehrt werden -” “Ich begehre dich!”, rief er aus. “Du bist die einzige Person überhaupt, die ich begehre.” Erschöpft rieb sie sich die Stirn. “Ich weiß, aber ich meine es anders. Für dich ist Sex so eine lässige Sache, wenn wir denn mal welchen haben.” Sein Blick konnte erschrockener nicht werden. Mit den Dingen, die sie ihm um den Kopf warf, hatte er nie und nimmer gerechnet. “Wir haben ständig Sex.” “Haben wir nicht! Vielleicht einmal die Woche.” “Man kann halt nicht immer Sex haben!” “Immer? Wir haben fast nie Sex, weil du immer sagst ‘man kann halt nicht immer Sex haben.’ Selbst wenn, es ist immer dasselbe!” “Und was ist so falsch daran, dass ich dich respektiere?” Mittlerweile sah er richtig geknickt aus und er begann ihr Leid zu tun. “Nichts ist falsch daran. Aber sieh mich an, was siehst du?” “Dich.” “Du siehst deine Freundin, die dir gehört. Andere Männer sehen schlanke Beine, einen straffen Hintern, runde Brüste und mein Gesicht vor allem dann, wenn sie es als lüstern oder anzüglich deuten.” “Aber du bist doch kein Objekt!”, protestierte er und schüttelte den Kopf, um nicht daran zu denken, was andere Männer über sie dachten. “Nein, aber ich bin heiß! Das siehst du nur nie. Du denkst ich bin schön und süß und liebenswert - warum auch immer. Und du hast Sex mit mir, weil du es kannst, nicht weil du mich ansiehst und es einfach willst. Du begehrst mich nicht richtig.” Völlig ratlos stand er vor ihr. Was sie von ihm wollte, schien so paradox. “Du willst, dass ich mich wie ein fremder Mann verhalte, der mit dir seinen Sextrieb befriedigen will?” “Ich will, dass du mich willst. Ich will, dass du mir das zeigst und dass du mich anfasst und hältst und dass du... dominant bist.” Wieso verstand er nicht, was sie versuchte ihm zu erklären? “Was, mit fesseln und so?”, brach es heiser und panisch aus ihm hervor. Zügig ging sie auf ihn zu, packte ihn bei der Krawatte und zog heftig daran, sodass er sich auf einen Hocker setzten musste. Dann drückte sie ihn gegen die Bar und eroberte seinen Mund. “Das, das ist dominant. Ich weiß, was ich will und ich bekomme es. Warum? Weil ich dich will.” “Jetzt gerade?”, fragte er ungläubig und entlockte ihr damit ein ungewolltes Lächeln. Schweiß stand auf seiner Stirn und sein Blick war wild. “Ja, weil du sexy bist, wenn du dich aufregst.” “Im Ernst?”
“Schon. Der grimmige Blick steht dir.” Überfordert rieb er sich das Gesicht und zog sie an sich, sodass ihr Kopf auf seiner Schulter zu ruhen kam. Einige Minuten saßen und standen sie nur so beieinander und dachten über das Geschehene und Gesagte nach, bis er irgendwann die Stille brach. “Du siehst fantastisch aus, das weißt du doch. Ich begehre dich, nur vielleicht nicht in der Kleidung, bei der du es dir wünschst. Ich mag dich, wenn du die Kleidung trägst, die andere nicht zu Gesicht bekommen. Das macht mich doch anders, oder? Dass ich mich nicht von der Kleidung beeinflussen lasse, die du trägst, um andere zu beeinflussen. Das ist die, in der dich andere Männer sehen. Die, in der du mit ihnen flirtest. Ich bin nicht einer von vielen.” Gedankenverloren streichelte sie mit den Fingerspitzen sein Bein. “So überlässt du ihnen das Spielfeld. Du räumst ihnen einen Teil von mir ein, sogar einen großen. Willst du nicht, dass ich ganz dir gehöre?” Mit 22 Jahren sollte man meinen, dass man sein Leben selbstständig und Eltern unabhängig planen dürfte. Gerade als erfolgreicher Mann wie er, der sich einen Namen machte. Doch wenn seine Mum ihm schrieb, dass es Abendessen bei den Potters gab, dann gab es Abendessen bei den Potters. Weder er noch Rose konnten sich abgesehen von der kurzfristigen Nachricht eigentlich beschweren. Immerhin kamen ihre jeweilig besten Freunde auch. Daher sagte Hugo kurzerhand ein Date ab - wirklich darauf gefreut hatte er sich eh nicht - und kleidete sich etwas alltäglicher. Wie gehabt brachte jeder etwas zum Abendessen mit und so griff Hugo sich eine Tüte Chips. “Mum, du hast vor zwei Stunden Bescheid gesagt! Ich brauche Stunden, um selbst zu kochen.”, begründete er seinen Faux-Pas vor Hermine, die ungeachtet seines Alters mit erhobenem Zeigefinger dastand. Lily kicherte und zog ihn mit sich.
“Ich finde die Chips klasse.” Hermine runzelte die Stirn, war sie doch noch immer sicher, dass Lily magersüchtig war. 
“Lils!”, rief Rose durch den Raum. “Hab gehört, du hast nen neuen Agenten?” Mit dem Zauberstab schleuderte sie den Blattsalat so stark, dass die Schale beinahe vom Küchenblock sprang. “Allerdings.”, brummte Harry. “Ich hab nicht mehr genug Zeit.”, warf Hugo weitaus kleinlauter ein, als er es Rose berichtet hatte. “Dir macht auch niemand einen Vorwurf.”, versicherte Ginny warm. “Scamander ist ein klasse Geschäftsmann.” “Sicher, aber genau das sorgt mich. Er sieht das Produkt, nicht Lily.”, meldete Harry sich erneut, doch Rose hatte längst den Salat vergessen. “Scamander? Lysander? Spinnt ihr?” “ROSE!”, mahnte ihre Mutter und sie verdrehte die Augen. “Er ist ein lebenssaugender, eigennütziger, unflexibler, unausstehlicher Schnöselgnom.”, schnaufte Rose und Lily klatschte in die Hände. “Super! Da waren ein paar bei, die ich ihm noch nicht an den Kopf geworfen habe.” Die meisten außer Albus runzelten die Stirn. “Ich denke, du hast die richtige Entscheidung getroffen, Schwesterlein. Er wird dir deine beste Chance geben.” “Als ob! Genauso gut könnte ich es allein schaffen.”, widersprach sie energisch und Rose bestärkte sie heftig darin. “Wieso bist du dann bei ihm unter Vertrag gegangen?”, fragte Albus misstrauisch und sie verschränkte trotzig die Arme. “Man könnte sagen, es ist so was wie ne Wette.” “Du hast eine Wette auf deine berufliche Zukunft abgeschlossen?”, fragte Harry entgeistert. “So wie ich dich kenne, hast du auf den Teil gewettet, der deine berufliche Zukunft killt?”, tippte Hugo schlau und Lily knuffte ihn in die Seite. “Wie gesagt, ich brauche Scamander nicht.” “Lily!”, stöhnte Harry und rieb sich unter der Brille die Schläfen. “Onkel Harry!”, sprang Rose ein, obwohl sie seine Meinung vollkommen teilte. “Das grau melierte Haar steht dir wirklich spitzenmäßig. Sehr sexy.” “Ganz genau.”, stimmte Ginny leise zu und küsste ihn auf die Wange. “Also, Albus, du hast eine wichtige, lebensverändernde Entscheidung getroffen.”, setzte Ron ernst an, kurz nachdem sie mit der Hauptspeise begonnen hatte. “Ich, als dein Pate, möchte dir ganz dringlich von ihr abraten.”
“RON!”, rief Hermine ohne eine Sekunde zum Aufwärmen zu brauchen. “Amy wird dir dein Leben nehmen, dir alle Freuden vorenthalten -” Außer sich packte Hermine ihren Mann am Arm und zerrte ihn vom Tisch fort, während der versuchte sich zu entreißen. “Es war ein Witz, ein WITZ, Mine!”, hörte man ihn gerade noch rufen, bevor sie in der Küche verschwanden. Ginny verdrehte die Augen über das taktlose Verhalten ihres Bruders und tat Teddy mehr Brokkoli auf, der verspätet erschienen war. Die jüngeren der Anwesenden ignorierten das Verhalten des Ehepaars und Lily drückte Albus fest an sich. “Ich bin so stolz auf dich. Zwar dachte ich immer, du würdest Rose heiraten, aber Amy geht auch klar.” Er schnaubte und wuschelte ihr durchs Haar, was sie ausnahmsweise zuließ. “Wie läuft es mit den Vorbereitungen?”, fragte Teddy. Er klang müde. Da Victoire sich um das Café kümmerte, war er unbewusst zum Hausmann geworden und erledigte ihren Papierkram zuhause, wo ihm seine Zwillinge um die Ohren sprangen. ‘Warum muss jede Weasley Generation Zwillinge haben?’, hatte Fleur gestöhnt, welcher Fred und George nicht gerade gnädig gegenüber gewesen waren. “Gut.”, brachte Hugo sich wieder ein. “Rose hatte Glück, dass sie mich zur Mithilfe nötigen konnte.” “Besser als mein neulich ernanntes Helferlein!”, unterbrach seine Schwester und blickte Albus anklagend an, der wie immer unbeirrt grinste. “Du machst das schon, Rosie. Scorp ist kein übler Kerl, er -” “Ist ein lügender, manipulativer, arroganter, ausnutzender -”, redete sie sich schon in Fahrt, als Ginny den Kopf schief legte. “Ist etwas vorgefallen zwischen euch?” Rose blieben die Worte im Hals stecken, doch unbewusst kam Harry ihr zu Hilfe. “Du weißt doch, dass Ron sie zum Malfoyhass erzogen hat. Albus hat doch immer über die Feindseligkeiten gezetert.” Peinlich berührt fuhr Albus sich in die Haare und mied Roses Blick. “Vielen Dank auch.”, machte sie dennoch auf sich aufmerksam. Lily sah verzweifelt zwischen den beteiligten hin und her und ernannte sich zur Vermittlerin. “Rose, sieh es doch mal so: Scorpius ist Albus bester Freund und dazu noch verdammt sexy. Du hast schon mal mit ihm gearbeitet und es ist super gelaufen, warum sollte es nicht klappen?” Frustriert warf Rose ihr Besteck auf den Teller, sodass es unangenehm klirrte.
“Wieso erzählen mir alle das? Ich hatte fast Sex mit dem Kröter. Wenn ich ihn nicht sehen will, will ich ihn nicht sehen.” Wütend stapfte auch sie in Richtung Küche los, bis ihr einfiel, dass ihre Eltern sich dort aufhielten. Also wandte sie sich um und setzte sich auf ein in der Nähe stehendes Sofa. Harry und Ginny starrten unbehaglich auf den Tisch. Da Rose nicht ihre Tochter war, sahen sie es normal davon ab, sie zurecht zu weisen. “Scheint doch nicht wegen Ron zu sein.”, murmelte Harry verlegen. “Wahrscheinlich Erdbeerwoche.”, wisperte Hugo, woraufhin er einen wütenden Tritt von Lily verspürte und man ihr gezischtes “Eine wütende Frau muss nicht zwingend ihre Tage haben, du taktloser Troll.” vernahm. Albus erhob sich und ging zu seiner besten Freundin. Unterwegs wies er die anderen, inklusive seiner Eltern, mit einem energischen Kopfrucken, zu verschwinden. Rose machte widerstrebend Platz für ihn und er zog sie an sich. “Rosie, es ist unsere Hochzeit.”, setzte er nach einer Weile an. “Ja, okay, ich hab’s verstanden. Bitte, fang nicht schon wieder davon an.”, schnappte sie und versuchte von ihm abzurücken, was er nicht zu ließ. “Aber ich bin genau die Person, bei der du dich aufregen solltest. Ich bin dein bester Freund und derjenige, der entgegen deinem und Amys Wunsch, trotzdem Scorpius ausgewählt hat. Du hättest sie nicht so anfahren dürfen.” “Vielleicht hättest du einfach gleich zu mir kommen sollen.”, giftete sie uneinsichtig und er seufzte. “Ich weiß. Was passiert ist, ist passiert. Ich will, dass du ein Teil von unserer Hochzeit bist und dass Scorpius einer ist. Ich will außerdem, dass es die fetteste Party des Jahres wird und dass alle Spaß daran haben. Amy ist nur noch am Weinen. Überall, wo ich hingehe, wird gestritten. Es ist kaum auszuhalten. Was ist passiert? Weißt du noch, als alles mal so gut war?” Während er redete, spürte er warme Tränen auf seinem Hemd und ein ruckartiges Schulterzucken. Mitfühlend rieb er ihren Arm. “Ich hasse es auch, Al! Von dem Moment, in dem Amy es uns gesagt hat, ist einfach alles schief gelaufen. Ich will so sehr, dass sie glücklich ist und wenn ich dafür mit Malfoy ins Bett muss.” “WAS?!”, japste er entsetzt und sie knuffte ihn halb lachend, halb heulend in die Seite. “Ich habe eben ein bisschen viel Koboldschnaps vor getrunken. Und zu allem Übel habe ich auch noch meine Tage.” Er konnte nicht umhin vergnügt zu grinsen. “Zwar wird deine Mum dich umbringen und dein Dad erst Recht, falls meiner ihm erzählt, was du eben hast platzen lassen -” “Merlins alte Unterhosen, verdammt!”, fluchte sie und wahre Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben. “- aber ich habe die perfekte Lösung.” Zwinkernd bugsierte er sie zum Kamin und schrieb eine schnelle Notiz, die er per Eule rausschickte. Dann warf er Flohpulver in die Flammen, schubste sie hinein und sagte seine Adresse auf. Die Wanduhr zeigte 21 Uhr abends an und bisher war nichts schreckliches passiert. Amy und Dominique streckten sich auf der Couch, die Albus verkleinert und an seinen Besen gebunden einmal aus Österreich mitgebracht hatte. Damals war Amy fast umgekommen vor Sorge, denn vor Abflug hatte er ihr eine Eule geschickt und war dann erst fünf Tage später aufgetaucht. Nass vom Schweiß und Regen hatte er vor der Tür gestanden, das zottelige Haar über seinem Gesicht klebend und sie trotz ihres dünnen Nachhemdchens an sich gedrückt. Während er ihr seinen schweren, wärmenden Reisemantel anzog, erzählte er ganz aus dem Häuschen, dass er sie (die Couch) zwar geschrumpft habe, das Gewicht dabei allerdings nur halbiert bekommen hatte, weil ihm der Zauber nicht mehr richtig eingefallen war. Kopfschüttelnd stand sie vor ihm und fragte sich, warum sie nicht endlich ins Haus gingen. Unter dem Mantel klebte ihr Nachthemd an ihren Brüsten und auch ihr Haar wurde immer strähniger vom Regen. Doch Albus war der glücklichste Mensch der Welt. Er zielte auf die Couch und vergrößerte das schöne Stück, deren Polster ebenfalls trieften und aus denen eimerweise Wasser austrat, als er sich mit Amy darauf warf. Lachend lagen sie im Regen und knutschten mitten auf dem Bürgersteig auf einer klatschnassen Couch, an der ein Besenstiel lehnte. Danach lagen sie beide mit einer ganz schrecklichen Grippe flach. Amy seufzte einmal bei der Erinnerung und nahm einen großzügigen Schluck ihres Weins. “Unser Leben war so gut, Dome.”, sinnierte sie und Dominique nickte bedeutungsvoll. “Trotz des Regens und der Grippe waren wir so glücklich und nichts konnte uns stören. Und jetzt? Alles versinkt im Chaos. Die Hochzeit soll perfekt sein und Albus Freunde und meine Freunde hassen sich.” Leicht anklagend schielte sie zu der blonden Schönheit, die sehr konzentriert ihre Nägel studierte. “Hm?”, machte sie, sobald ihr auffiel, dass sie um einen Kommentar nicht drumrum kam. “Komm schon, Amy. Früher hat es dich auch nie gestört. In der Siebten, deiner Sechsten, hast du sogar nen heftigen Streit mit Al vom Zaun gebrochen, weil er ne Party für Gryffindors und Slytherins geschmissen hat!” “Diese Party ist jetzt meine Hochzeit!”, erinnerte Amy düster. “Ich will den neuen Lebensabschnitt nicht mit bösem Blut beginnen.” “Verstehe.”, murmelte Dominique. Bei ihr war auch alles anders. Sie war anders. Seit ihrer Auszeit war es immer schwerer, der unbeschwerte, lebenslustige Mensch zu sein, als den man sie kannte. Immer aufmunternde Worte und ein Lächeln auf den Lippen. Was, wenn sie dieser Mensch nicht mehr war? Früher hatte ihr manchmal Rockwood geholfen, sich daran zu erinnern. Er erwartete gar nichts von ihr, sondern scherte sich nicht darum, ob sie sich freuen oder aufregen wollte. “Sag mal.”, flötete sie los. “Kommt Earl auch?” “Wer?” “Earl Rockwood.” “Bloß nicht!”, stöhnte Amy und nahm darauf einen weiteren großen Schluck. “Ich komme mir jetzt schon vor, als arbeite ich in einem Kindergarten. Ich muss auf Scamanders gutes Benehmen achten, James aus dem Weg gehen, wenn der denn kommt, Rose und Malfoy an der Leine halten, Malfoy aber als willkommenen Teil der Gesellschaft aufnehmen und Flint integrieren!” Sogleich biss Amy sich auf die Zunge, während Dominique sich an ihrer fast verschluckte. “Wie meinst du das, integrieren?” “Ich habe sie gefragt, ob sie Brautjungfer werden will.” Wenn es irgendwie ging, wurden Domes ohnehin riesigen Augen noch größer. “Flint? Warte, warte, warte. Deine Brautjungfern sind: Rose, Roxanne, ich und Lily - deine besten Freundinnen und die Schwester deines Bräutigams. Was hat Flint denn da drin zu suchen?” “Sie ist mit meinem Bruder zusammen. Ich liebe ihn, tja und er... also, er liebt sie eben auch. Oder wurde einer Gehirnwäsche unterzogen, oder hat nen Liebestrank geschluckt, was weiß ich!”, fügte sie beim angewiderten Blick ihrer Freundin hinzu. “Du kannst sie nicht einmal leiden.” “Muss ich mich jetzt auch noch mit dir rumschlagen?”, fragte Amy müde. “Sie hat sowieso nein gesagt.” “Was hat sie?”, rief Dominique jetzt noch empörter aus als zuvor. Ihr stand wortwörtlich der Mund offen. “Wie unverschämt! Wann war das?” “Vorgestern beim Abendessen mit meinen Eltern.” Frustriert ließ Amy den Kopf von der Lehne baumeln. Sie hatte die Entscheidung ganz allein getroffen, ohne Albus oder Carls Einfluss. Das gesamte Abendessen hatte es sie gebraucht, den Mut zusammen zu nehmen und den Mund auf zu machen. “Man hätte meinen können, ich habe verkündet: ‘Hallo, alle zusammen, ich bin schwanger und werde ein Marsmännchen gebären, dass die gesamte Erde dominieren soll.’ Carl und Albus waren positiv überrascht -” “Weil die Invasion eines Babyaliens auch ziemlich angenehm sein muss.”, witzelte Dominique, hörte jedoch beim Anblick von Amys undankbarer Miene zu grinsen auf. “Mein Vater hat eigentlich nicht zugehört und meine Mutter sah irgendwie... komisch aus. Eben so als würde ich einen Marsmenschen gebären, der die Welt dominieren will.” “Jetzt komm mal zum Punkt.”, zeterte Dominique, auf das eigentliche Ereignis pochend. “Okay! Flint hat erstmal gelacht und das hat Mum zehn mal wütender gemacht. Dann hat sie mein Gesicht gesehen und so voll entsetzt geguckt. So, weißt du, wenn man was checkt und der Kopf nach hinten ruckt? Wie bei nem Huhn? Nur, dass sie leider trotzdem klasse aussah.” “Ja, ja, Huhn. Kann ich mir gut vorstellen. Ein Albino-Huhn mit schwarzen Augenringen. Wir könnten auf deiner Hochzeit Hühner-Frikassee servieren...” “Was? Ihh!”, protestierte Amy angewidert. “Hör jetzt mal auf, oder willst du die Geschichte nicht hören?” Brav blinzelte Dominique mehrmals mit verschlossenen Lippen, um ihr voran stehendes Schweigen anzukündigen. “Jedenfalls hat sie nicht lang gezögert, nachdem der Groschen gefallen war und meinte nur ‘Nee, lass mal.’” Wie versprochen blieb Dominique stumm. “Das war dann so, als hätte sie verkündet, dass sie einen Außerirdischen einer anderen Galaxie gebären wird, der gegen mein Alienbaby um die Macht kämpfen will! Da war es wieder einen Moment still, davon abgesehen, dass Albus gelacht hat, weil er die Situation so bescheuert fand - hoffe ich. Wir haben sie alle nur angestarrt und irgendwie hat sie das als Angriff genommen.” ‘Okay, weiter mit den Konversationen.’, hatte Lindsey mit gehobener Augenbraue gesagt und die Familienmitglieder kritisch betrachtet. Amys Gesicht musste zu dem Zeitpunkt eine sehr entstellte Version eines Horrorfilmopfers widerspiegeln, das gerade erfahren hatte, dass es selbst der Mörder war. ‘Meine Tochter hat gefragt, ob du ihre Brautjungfer sein möchtest.’, wiederholte ihre Mum tonlos, doch zutiefst bestürzt. ‘Hab ich mitbekommen. Aber es macht mir nichts aus, kein Stück damit zu tun zu haben. Ich brauche kein Mitleid.’ Gerade als Amy erklären wollte, dass sie es nicht aus Mitleid gesagt hatte, sprang ihre Mutter erneut ein. ‘Wie kannst du es wagen, so undankbar zu sein, wenn Amy dir trotz allem so viel Nettigkeit entgegen bringt. Schämst du dich nicht?’ Flints Augen verengten sich. ‘Nein, eigentlich geht es mir ganz gut damit, dass ihr mich nicht leiden könnt. Dann muss ich nichts vorspielen, mich in abscheuliche Kleider zwängen und so tun, als ob mir High Tea tatsächlich schmecken würde.’ ‘Raus aus meinem Haus, du Dirne!’ fauchte ihre Mum. Carls Freundin machte einen spöttischen Knick und verschwand in dem Augenblick, in dem Amy wütend ‘Mutter!’ rief und in Tränen ausbrach. “Heftig.”, kommentierte Dominique und schenkte sich bei dem Stichwort mehr Wein ein. “Ganz schön dreist von der ‘Dirne.’” Jedoch war Amy nicht danach sich über Lindsey Flint auszulassen. Bisher hatte sie sich nie Gedanken darüber gemacht, wie sie sich gefühlt haben musste, als Carls Freundin nicht akzeptiert zu werden. Oder überhaupt als die Person, die sie war, nicht akzeptiert zu werden. Mit Carl sprach ihre Mutter momentan auch nicht, denn anstatt den gesamten Abend dort zu verbringen und sich zu entschuldigen, hatte er sich lautstark mit Mrs Longbottom gestritten und Albus gebeten, da zu bleiben. “Ach, da gibt es ja noch eine ganz andere Sache!”, fiel es Amy wieder ein. “Seit du deine Zeitung rausbringst, hast du immer den neuesten Klatsch. Wer hätte es gedacht.” Dominique zwinkerte ihr zu, jetzt da sie sich vom tiefsten Schock erholt hatte. Knapp erzählte Amy von Carls Fund, als dieser nach Hause gekommen war. “Geheult?”, keuchte Dominique, gerade als der Kamin aufloderte. “Wer hat geheult?”, japste Rose, die selbst ein wenig mitgenommen war und gerade aus dem Kamin gepurzelt kam. “Es tut mir leid, Amy, dass ich so einen Aufstand gemacht habe. Darf ich mit euch Wein trinken?” Die Hausherrin lächelte erfreut und winkte den Neuankömmling in ihre Arme. “Dieser Bissen Gerüchteküche wird dich interessieren, Rosie.” Mit einem trockenen Roten versorgt richtete Rose ihre volle Aufmerksamkeit auf ihre jüngere Freundin. “Als Carl neulich nach Hause kam, hat er Malfoy im Agrippa gefunden, wo er sich ausgeheult hat!” Bedeutungsschwanger nickte Dominique, als ihre Cousine bei ihr nach Bestätigung suchte. “Wieso hat er geheult?” Nun konnte Amy leider nicht weiterhelfen. Rasch erklärte sie, dass Carl den Eindringling ohne zu zögern oder nachzufragen, raus geschmissen hatte, um ein Huhn mit Lindsey zu rupfen. “Immer dasselbe mit den Klatschzeitschriften.”, seufzte Rose theatralisch. “Sie haben den großen Aufhängertitel, aber keine Aufhängerstory dahinter.” Spielerisch boxte Amy sie in die Seite. “Die MirrorMail ist keine Klatschzeitung, danke sehr. Wir legen hohen Wert auf Wahrheit und Glaubwürdigkeit und Relevanz unserer Texte!” “Natürlich.”, bremste Dominique, einen barmherzigen Ausdruck auf dem Gesicht. Rose tätschelte Amys Kopf, die sie verzweifelt abzuschütteln versuchte, bis alle drei in Gelächter ausbrachen. Tausendmal hatte er Amy versprochen, nichts dummes anzustellen.
“Es ist nur ein Abend mit den Jungs. Sogar Carl kommt, was soll da schon schlimmes passieren?” Missbilligend hatte sie nur ab gewunken und ihn damit aus der Küche gescheucht. Wegen gehäufter Delikte in den letzten Monaten schlossen viele Bars bereits sehr früh, also hatten sie sich auf Lysanders Einladung in eine seiner Örtlichkeiten eingelassen. Als Albus ankam war sie gut besucht. Beinahe ausnahmslos Männer lachten laut am Tresen, sprachen vertraulich auf den Sesseln, oder beäugten zufrieden die leicht bekleideten Tänzerinnen. Das Licht war schummrig und zeichnete weich, was es berührte. Die lauten Klänge der Musik dröhnten in seinen Ohren, bis sie sich in den Hintergrund spielte, sobald er es als unangenehm empfand. Lysander grüßte ihn mit seiner Zigarre wedelnd und Albus nahm Platz schräg gegenüber des gut gekleideten Herrn, der ihm fröhlich zu zwinkerte. Scorpius war ebenfalls schon da, äußerst angeheitert. Innerlich seufzte Albus, während er sein Lächeln nicht verlor. Sein bester Mann musste sich am Riemen reißen. Momentan schlug er heftig zwischen den Extremen und spätestens bis zur Hochzeit mussten sie das in den Griff kriegen. Oder besser noch, vor dem Treffen mit Rose. “Albus, du siehst gut aus!”, pfiff nun jemand hinter ihm und er erblickte Fred, der auf ihn zu schwankte. Erfreut sprang Albus auf und zog ihn in eine brüderliche Umarmung. Diesen Weasley hatte er schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen und allzu schlecht schien es ihm nicht zu gehen. “Schön, dass du da bist, Bruder!” Auf dem Weg zu seinem Sitzplatz stieß Fred sich das Knie an dem tiefgelegenen Glastisch.
“Hornschwanz Scheiße, dieser Design. Scamander, du Sack -”, jaulte Fred überzogen und rieb sich das Bein, als habe jemand hineingestochen. Unbeirrt widmete Lysander sich weiter seiner Zigarre und seinem Whiskey. “Die Runde ist fast vollständig.”, stellte Lysander fest und blickte die ehemaligen Slytherins an. “Fehlt nur Earl.” “Den konnte ich genauso wenig erreichen, wie meinen Bruder. Habe seit mindestens einem Jahr nichts von ihm gehört. Ihr?” Rasch schüttelte Scorpius den Kopf und auch Lysander verneinte, während Fred sich unerklärlicherweise vor Lachen schüttelte. “Warte mal, fast vollständig?” Stirnrunzelnd sah Albus sich mit einem mal um und sein Freund nickte zu den Stangen, die vom Boden bis zur Decke ragten. An einer davon stand eine unverkennbare Blondine mit ranken, schlanken Beinen, die ausgelassen mit einer ihrer Freundinnen tanzte. Ungemein erleichternd war ihr normaler Aufzug, dennoch drohte Albus Unterkiefer die Tischplatte zu grüßen.
“Lindsey ist hier?”, rief er überrascht und die anderen drei nickten unbeeindruckt. Sein Blick auf ihr erweckte ihre Aufmerksamkeit und sie ließ die Tanzfläche für ihn hinter sich.
“Albus!”, rief sie und drückte ihn an sich. Ihre kurze Lederhose umfasste gerade ihren schönen Hintern und da sie stand, war es ihm unmöglich sie ebenfalls vernünftig zu umarmen. Den anderen warf sie Luftküsse zu und machte es sich auf der Sessellehne bequem. Als Lysander ihr eine Zigarette anbot, nahm sie die ohne zu zögern an. “Al, warum siehst du so aus, als hättest du nen Geist gesehen?”, bemerkte sie nach ein paar Zügen belustigt. Der Angesprochene atmete tief ein und versuchte Worte zu fassen.
“Was macht sie hier?” Die Frage richtete sich an Lysander und ignorierte den beleidigten Gesichtsausdruck der Frau. “Die Runde kommt zusammen. Ich hatte Lust auf alte Zeiten.” Lysanders schöne Gesichtszüge strahlten Unverständnis aus. “Ich hätte auch auf Linda verzichten können.”, warf ein lallender Fred ein und zwinkerte ihr schief zu. “Jetzt kann ich mich nich entspannen. Muss auf der Hut sein.” Albus war beinahe außer sich. “Carl kommt heute Abend. Trauzeugen ONLY, heute Abend.”, erklärte er verzweifelt. “Longbottom kommt?”, fragten Scorpius und Lysander aus einem Mund, woraufhin Albus sie mit einer Geste bedachte, die ungewohnt unfreundlich für ihn war. “Hört ihr je zu, wenn ich was sage?”, rauchte er. Mütterlich streichelte Lindsey seinen Hinterkopf.
“Keinen Grund zur Sorge, Al. Carl muss heute lange arbeiten. Er kommt frühestens in einer halben Stunde.” “Musst du nicht arbeiten?”, brummte Albus. Sie zuckte nur mit den Schultern, sodass er annehmen musste, ihre Aushilfe sei eingesprungen. “Und was sagt Carl, wenn er dich hier findet?” Erneut zuckte sie mit den Schultern, woraufhin Albus schon nachfragen wollte, doch dies zu Verhindern schien in ihrem Interesse zu liegen. Ein neues Thema suchend beugte sie sich interessiert zu dem Besitzer der Örtlichkeit vor. “Unser Küken hat sich die Frau fürs Leben geangelt. Bei dir kann es ja wohl kaum an fehlendem Interesse liegen, dass du es so weit nicht geschafft hast.”
“Sehr gut erkannt.”, lobte Lysander arrogant. “Es liegt an meinem fehlenden Interesse.” “An Frauen oder Heirat?”, kicherte Fred, der stark auf ersteres hoffte und dem bereits ein beleidigendes Wort auf der Zunge lag. “An den meisten Frauen, die sich für mich interessieren. Sie bieten nichts.” “Was muss eine Frau dir bieten, Scamander? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mehr als eine hübsche Statur braucht.”, unterbrach Carl Longbottom. Albus stand auf und gab ihm die Hand, ebenso der etwas unbeholfenere Fred und die anderen beiden nickten ihm zu. “Sieh an, wenn es nicht der Mann ist, der Lindsey gezähmt hat.”, säuselte Lysander und kommentierte damit sogleich den spannungsgeladenen Blickkontakt des Pärchens. Carl runzelte die Stirn ob ihrer unerwarteten Anwesenheit, schien jedoch keine Szene machen zu wollen. Höflich lächelte er stattdessen den Gastgeber an und nahm das Getränk entgegen, das herbei geschwebt kam. “Hey-”, grüßte Lindsey. Ihr Ton war weit weniger anzüglich als der, mit dem sie zuvor jeden der anderen Männer angesprochen hatte. Er war weniger schwer, nicht so betrunken von der Atmosphäre der Bar, nüchterner, neutraler. Auch war es, als wollte sie mehr sagen, beließ es jedoch bei dem einen Wort. Ihre Unentschlossenheit war deutlich spürbar. Ein Limbo zwischen dem, was sie tun wollte und was sie unsicher war, tun zu können. Scorpius spürte es alles in dem kleinen Wort. “Hey.” Carls Blick, der auf ihr ruhte, war warm, vertraut, ermutigend. “Ich konnte nicht umhin, die vorherige Konversation zu überhören.”, gestand er dann, um von sich abzulenken. “Frauen müssen was genau mitbringen, um dich zufrieden zustellen?” Der Angesprochene schnaubte. Mysteriös umspielte der dabei freigesetzte Rauch sein Gesicht. “Ich mag nicht so tief gehend und umsichtig sein wie du, Longbottom, doch ich bin vielschichtiger, als du annimmst.” “Ach ja?”, grunzte Scorpius amüsiert und warf einen Arm um Carl, der sich sogleich versteifte. Albus schloss, dass er wohl immer noch nicht sehr gut auf Scorpius zu sprechen war. Natürlich hatte Amy ihm gleich von dem Vorfall im Agrippa berichtet. Scorpius zu konfrontieren hatte er noch nicht geschafft. “Mein umsichtiger Kumpel hier und ich fragen uns, wie das aussieht. Was meinst du, Carlo? Einem Hochstapler wie dem glauben wir kein Wort.” ‘Carlo’ schien die versuchte, wenn auch unbeholfen betrunkene Entschuldigung zu erkennen und ließ die ungewollte körperliche Nähe über sich ergehen. In Lindseys Blick schien etwas wie Dankbarkeit zu liegen. Entspannt lehnte Albus sich zurück und nahm sich erst einmal aus der Konversation heraus. Wenn es um das Gewinnen von Herzen ging, hatte er den Grand Prix bereits Heim geholt. “Klar, in nichts bin ich besser, als im Überzeugen.” “Eher manipulieren.”, murmelte Fred und die anderen Männer schnaubten zustimmend. Es war äußerst selten, dass Lysander eins auf die Schuppen bekam und sie kosteten es gerne aus. “Oder auch unrealistische Wünsche erzeugen.” “Oder arrogant gucken...” Unbeeindruckt lächelte Lysander in die Runde und ließ die spaßhafte Kritik an sich ab perlen. “Ein Beispiel für die eigentliche Frage: Ich traf eine Frau in einer Disco. Sie war schön, mit sehr vollen Lippen. Unsere Blicke gingen tief.” “Tieeef?”, fragte Fred glucksten und malte mit seinen Fingern Kreise über seinem Brustkorb. “Auch das, wenn du es wissen musst, aber das spielt keine Rolle. Jedenfalls war klar, dass hier was lief. Ich wusste, heute Nacht geht garantiert nichts schief. Ich schließe jeden Deal.” 
“Und ich bin raus!”, verkündete Lindsey, während sie ihre Zigarette im Aschenbecher zerdrückte. “Ich habe eine gesamte Schullaufbahn eurer Schürzenjagden hinter mir. Genug ist genug.” Entschlossen stand sie auf und strich ihr lockeres Top glatt. “Ist ja ne Männerrunde, nicht Albus?” Liebevoll streckte sie ihm ihre pinke Zunge entgegen. “Tut mir Leid, Lin.”, gluckste er, entspannter als zuvor. Einen zarten Lippenstiftglanz hinterlassend drückte sie Carl einen Kuss auf und marschierte in Richtung der Tür. Mit dem Blick folgte er ihr, sich wünschend er könnte bei ihr bleiben. An der Tür fasste ein Suffopfer ihr an den Hintern und gerade als er sich schon erheben wollte, schlug sie die Hand des Mannes weg und hielt ihm ihren Mittelfinger vors Gesicht. Zufrieden widmete Carl sich wieder Lysanders Erzählung. “Nach einigem Geplänkel, das man sich im Nachhinein hätte sparen können, gingen wir zu ihr.” “Als Mann wie du einer bist, hätte ich erwartet, dass du sie mit in dein beeindruckendes Heim nimmst.”, gestand Carl neugierig. “Auf keinen Fall. Vielleicht wenn ich auf ein richtiges Date gehe, also tatsächlich mal eine interessante Dame kennenlerne, deren Gunst etwas Aufwand Wert ist, dann vielleicht. Aber solche findet man nicht in einem Club und denen, die man dort findet, verrate ich lieber nicht zu viel über mein Privatleben.” “Meine Worte!”, stimmte Scorpius überschwänglich zu und lachte dann im Chor mit den anderen darüber. “War nur ein Witz. So viel denke ich darüber nicht nach.” Lysander gönnte sich einen Moment Auszeit, um den Weg zur Bar einer knapp bekleideten Kellnerin genau zu verfolgen. Carl hingegen wandte seinen Blick unbehaglich von diesen Damen ab, wohl in dem Wissen, dass Lindsey vor ihrer Selbstständigkeit in ähnlichen Verhältnissen gearbeitet hatte. Dass sie augenscheinlich immer noch in Bars wie diese zurück kehrte, machte ihm mulmig zumute. “Sobald wir da waren, hatte ich keine Lust mehr, meine Zeit unnötig zu verschwenden, denn sie ist kostbar. Ich wollte nur noch eins und war bereit dafür. Immerhin war sie jung und wunderschön, doch sie fand ihre Zeit scheinbar etwas kostbarer. Sie gab mir zu verstehen, sie wollte erstmal meine Brieftasche sehen.” “Sie wollte Geld?”, fragte der Longbottom verblüfft und Scorpius ruckte ein wenig an dem Arm, der immer noch um dessen Nacken lag. “Geld, Geld, Geld, mein Freund.” “Hat der sich ne Prostituierte geangelt.”, lachte Fred außer sich vor Spott. “Wohl kaum. Sie war eine Spielerin, die genauestens die Zeitung gelesen hat und wusste, wer ich bin und was ich bieten kann.” “Hast du bezahlt?” “Bei Merlin, nein! Als ob ich das nötig hätte. Schau uns an. Wir sind erfolgreiche, gut aussehende Männer, wir brauchen uns niemanden kaufen.” Bei diesen Worten lag sein Blick eher weniger auf dem Außenseiter in der Gesellschaft. “Sex ist kein Marktgut. Das hat sie in meinen Augen entstellt.” “Will denn jeder nur Geld?”, klinkte Albus sich jetzt noch mal ein. Wohlstand war eher ein Nebenprodukt von etwas gewesen, dass er liebte. “Auch wenn euch das nicht so gefällt, das Wichtigste auf dieser Welt ist Geld.”, entschied Lysander gleichgültig. “Das sagst du, weil du es hast.”, gab Fred zu bedenken. “Was ist mit Liebe?” “Und Familie.”, fügte Carl hinzu, sodass die anderen sie überrascht ansahen, besonders Fred. Sogleich verteidigte er sich. “Ich mein ja nur! Klar, ich knie und bete um einen Haufen Knete, weil mein Job anständig bezahlt werden sollte, aber es gibt doch auch andere Dinge.” “Ich bin ziemlich zufrieden so mit meinem Leben.”, deklarierte Scorpius und mied konsequent Albus Blick, der mit sorgevollem Anliegen auf seinem Freund lag. “Ah, da fällt mir plötzlich doch eine Lösung ein, denn ein Geheimnis gibt es schon zum Glücklichsein. Ich weiß es jetzt, Scamander. Deine These wird gleich aus den Angeln gehoben, denn ich weiß, wie man auch als armer Schlucker mega happy wird. Ich werde es beweisen.”, dröhnte Fred begeistert und nickte heftig, darauf wartend, das sie es ihm nachtäten. “Schieß los, Weasley.”, forderte Lysander und Fred zwinkerte ihm zu. “Es ist einfach, eher schlicht, doch ich sag’s euch ins Gesicht: so richtig billig wird der Tipp dann leider nicht, denn ich will... Geld!” Kichernd kugelte er sich in seinem Sessel, während die anderen die Augen verdrehten und sich fremdschämend die Stirn rieben. “Wo wir von Frauen sprechen-”, der Scamander musterte Carl genüsslich. Die Luft, die zwischen dem Pärchen gestanden hatte, war auch ihm nicht entgangen. “Drei haben keine Beziehung, einer übertreibt es und du Longbottom? Das ist wohl die verrückteste Kombination, die mir seit Malfoy und Weasley untergekommen ist.” Scorpius verstärkte seinen Griff um Carl, der sich daraufhin endlich losriss. “Na ja, es funktioniert prima.” Scorpius lachte. “Der Vamp und der Nerd, wo hört man so was? Es funktioniert, das habe ich ja letztens gesehen.” Wütend funkelte Carl ihn an, doch Lysander schaltete sich ein. “Deswegen macht diese Vereinigung auch so wenig Sinn. Eine konventionelle Beziehung würde doch für Lindsey nicht funktionieren und eine unkonventionelle nicht für dich.” “Warum interessiert euch das so?”, seufzte Carl. Immer war es das selbe, egal aus welcher Richtung die Kritiker sein Zusammenleben mit Lindsey auseinandernahmen. “Es funktioniert so, wie es ist. Sie weiß schon, was sie tut, sonst wäre das nicht so lange gegangen.” Beinahe wie als Schutzfunktion verschränkte er die Arme. “Ist doch egal.”, bat Albus um Einhalt. “Wenn Carl sagt, alles ist gut, können wir ihm das in Bezug auf sein Privatleben glauben.” Nun prustete Fred los. “Gut? Das klingt viel zu langweilig für Madame Flint.” Jetzt platzte Carl der Kragen. Mit rotem Kopf hieb er auf die Lehne seines Sessels und sagte laut: “Ich bin ja auch zu langweilig!” Nun waren die anderen still und die Rhythmen des Raums rückten wieder ein wenig mehr in den Vordergrund. “Da habt ihr es.”, grummelte Carl wieder leiser. Scham stand in seinem Gesicht, dass er diese Tatsache freigelegt hatte und dann auch noch auf solch explosive Art und Weise. “Wie meinst du das?”, fragte Albus besorgt. Erst schwieg Carl, doch weil die anderen geduldig und neugierig warteten, gab er nach. “Es war alles gut, bis Malfoy hier letztens da war.” Zwar wenig zu seiner Überraschung, dennoch zu seinem Missmut, kannten sie alle die Geschichte. Auch Scorpius schien wenig begeistert darüber. Dennoch waren die Herren plötzlich sehr an Longbottoms Geschichte interessiert. Immerhin ging es um ihre alte Freundin und den Mann, dessen Leben das unproblematischste ganz Englands zu sein schien - von ihr abgesehen. “Dann haben wir gestritten und plötzlich aus dem nichts heraus, wirft sie mir diese Dinge an den Kopf, die alle mit Sex zu tun haben.” “Woooh!!!”, brach Fred ungeschickt die Stimmung mit einem Aufschrei und seiner in die Luft gestoßene Faust. “Wenn es um Sex geht, wird es immer heikel. Das behalten die ewig in sich drin.”, gab Scorpius zu bedenken. Albus vermutete, dass dahinter auch die Absicht lag, von seiner Beteiligung an der Geschichte abzulenken. “Aber Lindsey doch nicht!”, beklagte Carl sich. “Sie hält mit nichts hinter dem Busch.” “Wenn sie einen mag schon. Darf ich fragen, was genau sie dir an den Kopf geworfen hat?”, fragte Lysander sachlich fachmännisch, sodass sein Gegenüber unruhig im Stuhl herumrutschte. “Sie sagt ich soll dominanter sein. Es ist total absurd!”, brauste er auf. Es war mehr als offensichtlich, dass er sich ununterbrochen den Kopf darüber zermartert hatte. “Sie will, dass ich sie wie ein Objekt behandele, sie mehr begehre. Das ist doch Blödsinn!” Endlich hatte sich Lysanders Zigarre ausgeraucht und er drückte sie im Aschenbecher aus. Dort brauchte es nicht lange, bis sie sich erneut zusammensetzte. Stolz deutete Fred darauf, denn sie stammte aus der Phönixkollektion seines Vaters. “Sie will nicht, wie ein Objekt behandelt werden.”, begann Albus. “Offensichtlich will Lindsey etwas ernstes, sonst wäre sie nicht mit dir zusammen. Aber sie liebt es, die Draufgängerin zu sein, die sie ist. Weil du ihre ganzen “inneren Werte” so verehrst, hat sie die Sorge, dass du das, was sie eigentlich ausmacht, nicht wertschätzt und nicht willst.” “Ich kenne sie schon echt lange, Kumpel.”, beteiligte sich Scorpius ernst. Seinem Blick in Carls Richtung unterlag noch immer eine entschuldigende Note. “Sie liebt das Feuer, das Spiel, das Risiko. Am Anfang dachte ich eigentlich, sie macht nur deswegen mit dir rum.” “Vielen Dank auch.”, erwiderte Carl ungewohnt spitz. “Willst du die Meinung eines Experten -” “Wer macht dich zum Experten?”, wandte Scorpius ein, der mindestens genauso viel Erfahrung hatte. “- der einigermaßen nüchtern ist?” Mit gefalteten Händen lehnte Lysander sich vor. Carl zuckte mit den Schultern. Der Großteil ihrer kleinen Gruppe würde sich morgen wahrscheinlich eh nicht zurück erinnern können. “Über gute Beziehungen kann ich dir nichts sagen, da bist du dein eigener Experte.” Lysanders Stimme hatte einen beinahe väterlichen Klang eingenommen. Nichts liebte er mehr, als Dinge besser zu wissen. “Aber was verdammt guten Sex angeht, bin ich dein Mann.” Bisher erschien Carl wenig überzeugt, was Lysander dazu verleitete, eindringlicher zu werden. “Verdammt gut, himmlisch, unvergesslich, alle Sinne raubend, unersättlich. Einmaliger Sex, Carl.” “Raus mit den Tipps, ich bin ganz Ohr.”, verkündete Fred. Beim Vorlehnen vergoss er sein Herrengedeck Zentimeter von Lysanders Schuhen entfernt. “Zum Glück.”, gluckste Fred und plumpste dann vor dem beinahe Geschädigten auf die Knie. “Oh, du Gott des Sexes, vergib mir und behellige uns mit deiner Weisheit. Ändere unsere Leben.” Allesamt sahen sie auf den ausgelassenen Weasley hinunter. “Wahrscheinlich ganz gut, dass er den Teppich getränkt hat an seiner Stelle.” “Carl.”, sagte Lysander wieder fachmännisch. “Du vergötterst Lindsey und das ist gut.”
 “Vertrauen ist sehr wichtig.”, warf Albus ein. “Aber sie muss das Gefühl haben, dass es besonders ist, dass sie dich hat. Dass sie dafür arbeiten muss. Sie will dich auf jegliche Weise beeindrucken müssen. Deshalb ist es so schwer für sie, dass du sie nicht ganz akzeptierst.” “Aber ich akzeptiere sie ganz!” “Wieso berührt es dich dann nicht, wenn sie arbeitet. Wenn sie sich außerhalb eurer vier Wände befindet?” Forsch kam Scorpius Stimme von Carls rechter Seite. Beinahe anklagend. “Ich will nicht einer von vielen Männern sein.”
“Ignorier doch diese Grindelohs.”, befahl Lysander barsch. “Darum geht es ja. Sie will ihren Spaß haben und den will sie mit dir, aber du willst ihn nicht. Zeig ihr, dass du sie begehrst, dass sie dir gehört.” “Ich kann so etwas nicht.”, heulte Carl auf. “Ich bin nicht so. Ich kann ihr nicht geben, was sie will. Ich bin nicht gut genug für sie!” Schweigend, resignierend betrachteten sie ihn. Interessant zu wissen, dass nirgends alles reibungslos lief. Traurig zu wissen, womit das Paar kämpfte. Genugtuend zu wissen, dass man nicht der einzige war, der sein Soll nicht erfüllen konnte. “Solange du das glaubst, wirst du es nicht sein.”, verkündete Lysander das Urteil und hielt dem Blickkontakt eisern stand, bis sein Gegenüber ihn unzufrieden brach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)