Meine bizarre Welt von Kaylien (oder wie ich den Tod kennenlernte) ================================================================================ Kapitel 1: Das warten auf den Zaubertrank ----------------------------------------- Das Wort ist der Zaubertrank, der uns vor Selbstmord schützt. Wenn das so ist… was ist dann, wenn die Welt um dich herum langsam aber sicher stumm wird? Unaufhaltsam? Was ist, wenn auf einmal keiner mehr seine Worte an dich richtet? Kein einziges? Was passiert dann? Muss man dazu taub werden? Spricht nicht alles in der Welt auf seine Weise zu uns? Jeder Mensch, jedes Tier, sogar jedes Ding? Aber… was ist wenn man blind für all das wird? Darauf wartet, dass Man angesprochen wird? Das einem jemand diesen einen Zaubertrank anbietet…? Aber es kommt keiner? Es gibt keinen, der ihn dir anbietet? Nein, ich bin nicht taub für alles um mich herum. Wie könnte ich? Dann hätte es ja auch keinen Sinn mehr zu warten, nicht? Aber niemand sieht mich. Und ich kann nicht schreien. Ich habe Angst dass sie mich nicht hören. Dass sie mich gar nicht hören. Dass ich nicht blind für sie geworden bin, sondern sie blind für mich. Dass sie mich gar nicht mehr wollen… Ich hatte auf den Zaubertrank gehofft… Aber er kommt nicht. Er kommt einfach nicht. Niemand sieht mich an und spricht mit mir. Ich bin schon zu lange unsichtbar für sie, oder? Würde es überhaupt auffallen, wenn ich auf einmal nicht mehr da wäre….? Einfach weg... wie ein Sandkorn. Dem weint man auch nicht hinterher. Das ist doch auch nur im Weg… Auf einmal ist mir kalt. Eiskalt. Der weiche Vorhang bauscht sich vor dem großen Fenster, in der kalten Winterluft. Durch das Fenster sehe ich die Stadt unter den Sternen leuchten. Friedlich und freundlich sieht sie aus. Mit einem großen, rundem Vollmond darüber, und alles überzuckert mit weißem Schnee. Ob gerade jemand an mich denkt? Schließlich ist heute ein besonderer Tag… Ich hab mich extra schön gemacht. Das Make-Up hervor gekramt und mir sorgfältig geschminkt. Schließlich will man doch hübsch sein, an seinem Geburtstag, nicht wahr? Ich habe auch extra mein schönstes Kleid angezogen… es soll schließlich ein ganz besonderer Tag werden, für mich. Das lange, rote. Das so schön fällt und meine Figur gut betont. Das mit den passenden Handschuhen. Und der Rose, die so schön zu meinem dunklen Haaren passt. Der Kuchen steht auf dem kleinen Tischchen in der Ecke neben dem Fenster. Ein einzelner Stuhl davor. Hübsch sieht sie aus, die kleine Torte… ich hab mir viel Mühe damit gegeben. Stunden lang stand ich in der Küche. Und die kleine, blutrote Rose in der Vase… Was habe ich nicht alles getan um eine so perfekte Rose zu bekommen. Und dann auch noch eine Karte, die zur Rose passt… fast unmöglich. Aber ich hab es geschafft. Und ich habe mich sehr bemüht, als ich sie beschriftet habe. ‚Niemand gibt etwas auf das er als Teil von sich selbst betrachtet.‘ Mein Lieblingsspruch. Die Lehne des alten Stuhls kippt nach hinten. Ganz langsam. Krachend fällt der Stuhl zu Boden. Ich schmecke das rote Blut auf meiner Zunge. So rot wie die Rose. Schnappe gierig nach Luft. Aber ich spüre nichts in meiner Lunge. Meine Lieder flattern. Meine Hände greifen hektisch an meinen Hals. Zerren an dem festen Seil. Es bewegt sich nicht. Ich kann nicht schreien. Und es wird schwarz. Alles um mich herum wird schwarz. Ob jemand dastehen wird, an meinem Grab? Mir die kleine Rose schenken? Den Zaubertrank in der Hand? In einem kleinen, schönem Fläschchen? Vielleicht weinend? Traurig, dass er es nicht geschafft hat? Bereuen, das er sich das eine Mal in seinem Leben zu viel Zeit gelassen hat, wo er sonst doch immer so korrekt ist? Auf meinen kalten, vom dunklen Sarg bedeckten, Körper herunter sehen und bereuen wird? Oder gibt es gar keinen Zaubertrank für mich? Gab es nie einen? Bilde ich mir nur ein, dass es mal jemanden gab, der sich für mich interessierte? Der mich vermissen wird? Werden sie jetzt anfangen sich für mich zu interessieren? Ein weit ein weit entferntes Krachen. Wie von einer heftig aufgeschlagenen Tür. Es wird dunkel und still um mich herum. Dunkler als schwarz. Und still… So still… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)