Little Moments von Fara_ThoRn (~Kurzgeschichtensammlung~) ================================================================================ Kapitel 10: Entenjagd ~ Vince & Laurins Weihnachtsabend ------------------------------------------------------- Hallo und einen schönen ersten Advent! Ja, ich weiß. Ich untreue Tomate mache mich seit Monaten total rar. Das liegt daran, dass ich einfach so wenig Zeit zum Schreiben habe. Familie und Arbeit geht nun mal vor und die wenige Zeit für mich nutze ich zum Abschalten und lese dann lieber, als zu schreiben *seufz* Was aber nicht heißt, ich hätte keine Lust in die Tasten zu hauen. Und weil mich die Adventszeit immer etwas rührselig macht, und ich Sehnsucht nach meinen Jungs hatte (hört sich das jetzt irgendwie komisch an? xD), hab ich mir überlegt, wie sie wohl Weihnachten verbringen. Das Los fiel auf Laurin und Vince, dessen kurze Weihnachts-Kurzgeschichte ich euch jetzt nicht vorenthalten möchte. Vielleicht kommen ja noch ein, zwei weitere dazu, sofern ich zum Schreiben komme. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und vielleicht bis nächsten Sonntag ;-) Eure Fara Entenjagd ~ Vince & Laurins Weihnachtsabend ~Vince~ So! Das war die letzte Kugel. Zufrieden gehe ich drei Schritte zurück und betrachte mit ein klein wenig Stolz in der Brust unseren diesjährigen Weihnachtsbaum. Na ja. Ich gebe zu. So bunt und kitschig wie in diversen Hollywood Schnulzen ist er nicht. Dafür aber mit viel Liebe geschmückt, was die antiken, silbernen Kugeln beinahe noch heller leuchten lässt. Himmel! Das klang jetzt kitschig, oder? Ach was soll's. Am Heiligen Abend darf man das. Ich schalte die Lichterkette wieder aus und lege Laurins Geschenk unter den kleinen Baum. Danach schaue ich nochmal in den Ofen, wo die Ente langsam vor sich hin brutzelt und setze mich dann an den Tisch, um mir ein paar von Laurins selbstgebackenen Plätzchen zu genehmigen. Neugierig schaue ich auf die Uhrenanzeige am Herd. Halb neun. Hoffentlich hat er bald Feierabend. Leider muss mein Göttergatte heute in Antons Club schuften. Ich frage mich, wer denn ausgerechnet am 24.12. unbedingt in einen Club gehen muss. Laut Laurin seien das eine Menge und der Club soll jedes Jahr gerammelt voll sein. Wobei er mir beim Wort 'gerammelt' verschmitzt zugezwinkert hat. Seufzend knabbere ich am Spritzgebäck herum. Mir egal, dass die halbe Menschheit meint, am Heiligen Abend in irgendwelchen Clubs herumrammeln zu müssen. Dass Laurin deswegen jetzt nicht bei mir ist, macht mich traurig. Um mich abzulenken schlurfe ich wieder zurück ins Wohnzimmer und hau mich vor die Glotze. Oh wie schön. Aschenbrödel läuft nochmal. ~Laurin~ "Du bekommt nichts mehr, Kleiner. Du pennst mir sonst noch am Tresen ein." "Ab... aber üsch hab noch ... noch durscht!", hickst der kleine Blonde vor mir schmollend. "Geh besser heim zu Mutti. Du hattest genug Sprit für heute." Aus seinem Schmollen wird ein bissiger Blick, der mich eindeutig in die Hölle wünscht. Fein. Hauptsache er trollt sich, bevor er wirklich noch irgendwo im Club eingepennt. Schnapsleichen zu Weihnachten gibt es bei uns beinahe jedes Jahr. Die Feiertage können echt frusten. Besonders die Singles, die allein und einsam unterm Tannenbaum hocken würden, gäbe es das Velvet nicht. Ich kann sie verstehen. Noch vor nicht allzu langer Zeit war ich einer von ihnen. Aber das ist jetzt vorbei. Leider bin ich trotzdem gerade ziemlich gefrustet. Mein Liebster sitzt nämlich zuhause und wartet auf mich, während ich die wehleidigen Singles abfüllen muss. Sonst hat mir das nie etwas ausgemacht. Aber da hatte ich ja Vince noch nicht ... Trotz der nächsten gelallten Getränkebestellung huscht mir ein Lächeln über die Lippen. Mein geliebter Vince. Ich kann es kaum erwarten, mich mit ihm zusammen auf die Couch zu kuscheln, wo wir uns gegenseitig die Geschenke überreichen, sie auspacken, danach uns beide gegenseitig auspacken ... "Hey Laurin!" "... Ja?" "Träumst du?" Ja. Von Vince' Knackarsch. Direkt vor meinem Gesicht ... "Laurin!" "Äh ja. Sorry. Was ist?" Ups. Theo sieht mich genervt an. Seine Laune scheint auch nicht besser als meine zu sein. Logisch. Sicher wartet Matthi auf ihn. Genau wie mein Vince auf mich ... "Ach verdammt, Laurin!" Theo haut neben mir auf den Tresen, sodass ich zusammenzucke. "Hör mir endlich mal zu, verdammte Schei..." "Sex on the Beach! Aber Dalli!" Manchmal könnte ich unserer Kundschaft ... Lassen wir das. Ich sollte mich auf Theo konzentrieren. Der schenkt seinen genervten Blick zum Glück dem Typen hinter dem Tresen. Er fertigt ihn schnell ab, kassiert und wendet sich wieder mir zu. "Anton hat Marcell zu sich nach oben geordert", sagt Theo. Ich verdrehe die Augen, da ich nur zu gut weiß, was das bedeutet. "Genau", interpretiert Theo meinen Blick richtig. "Wir teilen uns seinen Bereich. Einverstanden?" "Habe ich eine andere Wahl?" "Ja. Schlag dir mit 'ner Flasche die Rübe ein, dann kannst du vielleicht früher nach Hause." Na Danke! Dann doch lieber Marcells Bereich mitübernehmen. "Drei Kurze! Aber ohne Eis!", flötet mir auch schon ein halbnackter Typ zu und wedelt mit einem Fünfziger. Wäre ich nur schon zuhause! ~Vince~ Ich falle beinahe von der Couch vor Schreck. Da piepst was! Und zwar ziemlich laut und eindringlich. Ich brauche einige Sekunden um mich zu orientieren, dann rieche ich es. "Schieße!" Die Ente! Ich renne in die Küche, reiße den Ofen auf, aus dem beißender Qualm kommt. Total verbrannt. Husten schnappe ich mir die Ofenhandschuhe und stell das verbrutzelte Ding auf die Kochplatte. Verärgert über mich selbst werfe ich die Handschuhe einfach auf den Boden. Schnell den Herd aus und die Küchenfenster auf. Ich bin vom Fernseher eingeschlafen und die Ente kann ich jetzt in die Tonne kloppen. Toll! Frustriert steige ich auf einen Küchenstuhl und fummle die Batterie aus dem Rauchmelder, damit er endlich Ruhe gibt. Anschließend betrachte ich die Bescherung. Kohlrabenschwarz der Vogel. Ich könnte mir in den Hintern beißen! Das war es dann wohl mit unserem schönen Weihnachtsessen. "Und jetzt?" Die verkohlte Ente weiß auch keine Antwort darauf. Deprimiert verlasse ich die Küche und schließe die Tür hinter mir, damit der Qualm nach draußen abziehen kann. Ob der Pizzalieferdienst heute noch ausliefert? Ich schaue auf die Uhr. "Viertel vor drei?!" Das kann nicht sein! Ich ziehe mein Handy aus der Hose. Tatsache! Das kleine Ding zeigt mir die gleiche Uhrzeit. Daneben noch eine Nachricht von Laurin, die ich sofort öffne und mich dabei wieder auf die Couch fallen lasse. 'Hey mein Schokohase. Bei mir wird es leider doch ein wenig später als gedacht. Beeile mich aber :-****' Ich fange an zu grinsen, wie ich es eigentlich bei jeder von Laurins Nachrichten tue. Er und sein Getexte, und diese dämlich-liebenswerten Kosenamen, die er mir immer gibt. Schokohase ... Das hat er sicher von den Plätzchen. Ich wollte unbedingt welche mit Schokolade. Mit viel Schokolade. So gehört sich das ja auch. Seitdem zieht er mich ständig damit auf. Heute Morgen war ich sein Schokobär. Gestern Abend wollte er mein Schokomarzipanschwein vernaschen. Ich muss jetzt nicht genauer erklären, was er damit gemeint hat, oder? Neugierig schaue ich auf die Versendezeit seiner SMS. Erst denke ich, ich habe mich verguckt, zwinkerte kurz, doch die Uhrzeit verändert sich nicht. 11:42 steht dort. Feierabend hat er regulär um halb eins. Und selbst wenn es etwas länger dauert, so müsste er längst hier sein. Wieso fällt mir das jetzt erst auf? Unruhig wähle ich seine Nummer. 'Der von Ihnen gewählte Anschluss ist momentan nicht erreichbar ...', tönt eine monotone Frauenstimme. "Mist!" Auf der Stelle mache ich mir Sorgen. Ich versuche es direkt im Velvet, doch dort ist besetzt. Selbst noch nach fünf Minuten, als ich es ein weiteres versuche. Das ungute Gefühl nimmt zu. Sofort fühle ich mich an damals erinnert, als Niels ... Nein! Laurin ist ganz anders als er und er hat mir ja auch geschrieben, dass es später wird. Nur leider schließt das nicht aus, dass trotzdem etwas passiert sein könnte. 'Vielleicht sollte ich im Velvet vorbeifahren und nachschauen', überlege ich und habe keine fünf Sekunden später meine Autoschlüssel in der Hand. ~Laurin~ Erleichtert schließe ich unsere Wohnungstür auf und schleiche leise in den Flur, um Vince nicht zu wecken. Bestimmt schläft er schon. Ist auch verdammt spät geworden! Als ich allerdings meine Jacke ausziehen will, bemerke ich einen ekelhaften Geruch. Als würde etwas kockeln. "Vince?" Egal, ob er schläft oder nicht. Hier stimmt was nicht. Ich schalte im Wohnzimmer das Licht an, doch das ist menschenleer. Nur nebenbei bemerke ich, dass Vince den kleinen Weihnachtsbaum, den wir heute Vormittag noch zusammen aufgestellt haben, schon fertig geschmückt hat, laufe rüber ins Schlafzimmer, das jedoch auch leer ist. "Vince?!" Im Bad ist auch niemand. Doch als ich die Küchentür öffne, verziehe ich angewidert das Gesicht. Hier hat definitiv irgendwas gebrannt. Das Fenster steht offen, weshalb es sicher nicht mehr halb so ekelhaft riecht, wie zuvor, aber auch hier ist kein Vince zu sehen. Einzig der schwarze Rest unseres Abendessen steht auf dem Herd. Unten, auf dem Boden, Ofenhandschuhe. Mir wird ganz anders. Was ist hier denn passiert? Schnell kombiniere ich das Offensichtliche: Vince muss den Vogel vergessen haben und sich dann bei der vergeblichen Entenrettungsaktion irgendwie verletzt, wahrscheinlich verbrannt, haben, denn wieso sonst ist er jetzt nicht hier? "Verdammt!" Ich ziehe mein Handy aus der Tasche, doch das Mistding hatte vorhin schon wenig Akku und inzwischen total den Geist aufgegeben. Deshalb schnappe ich mir den Hörer des Festnetzanschlusses im Büro und wähle Vince Handynummer, während ich mein totes Handy im Wohnzimmer an die Ladestation hänge. Plötzlich höre ich es neben mir leise zwitschern. "Vince?" Mit dem Hörer am Ohr laufe ich rüber und sehe schon vom Türbogen aus Vincents Handy hellblau leuchten. Ich muss schlucken. Wenn Vince in aller Hektik sein Handy liegengelassen hat, muss ihm tatsächlich etwas passiert sein. Normal hat er es immer in seiner Hosentasche, auch wenn er das Ding hasst. Meine Gedanken überschlagen sich. Sollte er sich verbrannt haben, ist er bestimmt ins Krankenhaus gefahren. Ich schlucke einen dicken Kloß runter, mache auf dem Ansatz kehrt, werfe das Telefon auf die Anrichte neben der Wohnungstür und stürme nach unten zu meinem Wagen. Als ich dann auch noch sehe, dass Vince Wagen nicht mehr dort steht, wo er heute Morgen noch geparkt hatte, bestätigt mir das meine Vermutung nur noch. Vince muss verletzt sein! 'Bin gleich bei dir, Babe!' ~Vince~ Der Vordereingang der Clubs ist schon dicht. Also versuche ich es am Hintereingang. Leider ist der auch zu. Aber zum Glück nicht verschlossen, wie ich bemerke, als ich die Türklinke drücke. In dem langen Flur dahinter brennt noch Licht. Dann muss die Crew vom Club noch hier sein, was mir einen kleinen Stein vom Herzen fallen lässt. Ich durchquere den Flur und laufe zielgerichtet auf den eigentlichen Clubbereich zu. Ein paar Mal war ich schon mit Laurin hier hinten, doch da ich mich eher selten in die Clubszene stürze, passiert das nur, wenn ich ihn von hier abhole. Wobei ich da auch meistens vorn durch den Haupteingang gehe. An der Bar angekommen, erkenne ich erleichtert, dass Theo, ein Kollege von Laurin. den auch ich ganz gut kenne, noch hinter dem Bedientresen steht. "Verdammt Jascha! Pass auf wo du hinlatschst!", keift er einen kleinen schmächtigen Kerl mit dunkelrot gefärbten Haaren an, der ihm gerade mal bis zur Mitte der Brust reicht. "Maul mich nicht an! Ich will auch schnell heim, du unsensibler Affe!" Sehr weihnachtlich, die Stimmung hier. Bevor sich die beiden an die Gurgel gehen, trete ich an Theo heran. "Hallo. Frohe Weihnachten." Ich lächle die zwei dünn an. Theo glotzt dagegen wie ein aufgeplatzter Ballon, als er mich erkennt. "Was machst'n du hier?" "Ich suche Laurin", entgegne ich und schaue ihn erwartungsvoll an. "Ist er unten?" Ich deute unter die Bar, wo der Keller mit den Bierfässern steht. Falls er dort ist, weiß ich auch schon, wie ich ihn überraschen werde. Schließlich haben wir uns im Keller kennengelernt ... "Laurin?" Der kleine rothaarige Kerl sieht überrascht aus. "Der ist doch schon lange weg." Mein Herz segelt abermals Richtung Boden. "Hat sich einfach vom Acker gemacht, diese Schweinebacke", grollt Theo, was ich jedoch übergehe. "Wann?", will ich von dem Rothaarigen wissen. Er stürzt die Lippen und zuckt mit den Schultern. "Vor gut einer halben Stunde, schätze ich. Eher länger." "Was?" "Ist er noch nicht zuhause gewesen?" Doofe Frage, Theo! "Sonst wäre ich jetzt nicht hier!", blaffe ich. "Dann müsst ihr euch verpasst haben", blafft er zurück. Seine Laune ist heute noch mieser als sonst und das will bei ihm schon etwas bedeuten. "Ja. Kann sein", überlege ich. "Verflucht!" Theo grinst. "Dass ich dich nochmal fluchen höre ..." Ich verziehe das Gesicht, bedanke mich bei den beiden und wünsche noch schöne Festtage, ehe ich mich schleunigst wieder auf den Rückweg mache. ~Laurin~ "Entschuldigung?" Mit wild schlagendem Herzen, dass nicht nur so schnell und fest in meiner Brust herumspringt, weil ich vom Parkplatz bis hoch zum Krankenhaus gerannt bin, komme ich an der Anmeldung des Krankenhauses an. "Ja?" Die dort sitzende älter Frau hat ein paar graue Strähnen in ihrem sonst braunen Haar und sieht zwar müde und erschöpft aus, lächelt mich dennoch freundlich an. "Ich würde gerne wissen, ob ein gewisser Vincent Löffler heute hier war oder noch ist. Vermutlich mit Bandverletzungen." Mir wird wieder übel. Mir vorzustellen, Vince, mit Verbrennungen ... "Sind Sie ein Verwandter?", fragt sie mich, was mich nervös auf die Unterlippe beißen lässt. Muss sie mich das jetzt fragen? "Ja, bin ich", antworte ich und versuche dabei nett zu bleiben. "Ich bin sein Partner." Ihre Stirn runzelt sich, dann lächelt sie wieder, als sie versteht. "Ah ja", meint sie nur und tippt dann auf ihrer Tastatur herum. Ich tripple derweil nervös von einem Fuß auf den anderen. Die leise, kratzige Weihnachtsmusik, die aus einem kleinen Radio hinter der Empfangsdame dudelt macht mich ganz kirre. "Wann soll das nochmal gewesen sein?" "Heute Abend", erwidere ich. Wieder runzelt sie die Stirn. "Nein." Kopfschütteln. "Werder wurde heute jemand mit Brandverletzungen eingeliefert noch ist jemand selbst zu uns gekommen." "Auch nicht in der Notaufnahme?" "Bis jetzt nicht. Aber vielleicht ist er noch im Wartebereich." Sie deutet hinter mich auf das große 'Notaufnahme' Schild. "Versuchen Sie es dort. Falls er an der Anmeldung noch nicht aufgenommen wurde, finden Sie ihn wahrscheinlich da." "Mache ich. Danke." Die Schlage vor der Anmeldung zur Notaufnahme ist riesig! Doch Vince kann ich dort nicht erkennen. Rechts neben mir ist ein abgetrennter Wartebereich mit Stühlen, einem Getränkeautomat und sogar einem kleinen Fernseher. Dort schaue ich mich anschließend um. Wieder kein Vince. Kurz überlege ich, doch an der Anmeldung zu fragen. Aber die Dame vorn hat ja gesagt, wäre er schon aufgenommen worden, hätten sie ihn bereits im System. Was mache ich denn jetzt? In ein anderes Krankenhaus ist er sicher nicht gegangen. Die liegen viel zu weit von uns weg. Aber vielleicht war er ja hier und ist wieder entlassen worden? Wieder eile ich vor zum Empfang. Die Frau dahinter grinst mich an. "Erfolg gehabt?", fragt sie mich. Ich schüttle enttäuscht den Kopf, was sie die Lippen stürzen lässt. "Sehen Sie auch, wer schon entlassen würde?" Ich zeige auf den Monitor. "Ja", lautet ihre knappe Antwort. "Wenn Sie schon mal bei uns waren, und ich Ihren Namen in die Suchmaske eingebe, kann ich das sehen. Egal wann das war." "Okay ... Fuck!" Ich fahre mir durch die Haare. "Wo steckt der Kerl nur?" Ich mache mir immer größere Sorgen. Was wenn er unterwegs irgendwo liegen geblieben ist? Weil er so schwer verletzt ist. 'Am Steuer ohnmächtig geworden ...' Okay, Schluss jetzt! Ich sollte den Teufel mal nicht an die Wand malen. Ich atme tief ein und gehe die nächsten Optionen durch. Leider sind das nicht sehr viele. "Darf ich fragen, was Sie glauben lässt, dass Ihr Partner verletzt ist?" Die Empfangsdame sieht mich interessiert an. Also erzähle ich, was ich zuhause vorgefunden habe. Sie denkt kurz nach. "Das Essen ist verbrannt?" Ich nicke. "Vielleicht ist ihr Freund unterwegs, um etwas anderes zu besorgen", schlussfolgert sie, zugegeben, äußerst einleuchtend. Am liebsten würde ich mir gegen die Stirn hauen. "Danke", brumme ich, über mich selbst sauer, dass ich so am Rad gedreht habe. ~Vince~ "Laurin?" Die Wohnung ist leer und dunkel. Im Schlafzimmer ist das Bett noch unberührt. "Das gibt's doch nicht!" Spätestens jetzt müsste Laurin doch schon längst hier sein! Ich versuche nochmal ihn am Handy zu erreichen. Vergeblich suche ich in meinen Jackentaschen nach meinem Handy. Habe ich es liegen lassen? Im Wohnzimmer sehe ich es auf dem Tisch liegen. Als ich es mir schnappe, erkenne ich einen Anruf in Abwesenheit. "Unsere Nummer?" Ich muss dreimal nachschauen, bis ich mir sicher bin. Jemand hat mich von hier aus versucht anzurufen. Ich sehe mich um und dann fällt mir Laurins Handy ins Auge. Es hängt am Ladekabel, was bedeutet, er muss zuhause gewesen sein, als ich unterwegs war. Ich seufze erleichtert auf. Aber wo steckt er jetzt? Unschlüssig tippe ich mit dem Fuß auf dem Parkett herum. Wenn ich jetzt wieder von hier verdufte, um ihn zu suchen, verpassen wir uns bestimmt wieder. Ich schmeiße also meine Schlüssel in die dafür vorgesehene Schüssel im Flur, ziehe mir Schuhe und Jacke aus und bringe alles an Ort und Stelle unter. Kaum damit fertig, höre ich Schlüsselgeklapper draußen vor der Wohnungstür. "Da bist du ja!" Laurin hat kaum die Tür aufgeschoben, da falle ich ihm schon erleichtert um den Hals. "Das Selbe könnte ich sagen", meint er, gleichfalls hörbar erleichtert. "Was ist denn passiert? Wo warst du so lange?" "Ich habe dich gesucht", erwidert er. "Alles okay bei dir?" "Okay? Ja, klar. Wieso?" "Na weil's hier riecht, als wäre die halbe Bude abgefackelt. Ich dachte, dir sei was passiert, weil du nicht zuhause warst." Er deutet zur geschlossenen Küchentür. "Oh." Daran habe ich gar nicht mehr gedacht. "Nein." Ich schüttle den Kopf. "Bei mir ist alles bestens. Mir ist nur unser Weihnachtsessen angebrannt, weil ich auf dem Sofa eingeschlafen war." Laurin schnappt sich meine Hände und dreht sie mehrmals hin und her. "Also keine Verbrennungen?" "Nein", lache ich. "Alles dran und unversehrt." Mein Schatz atmet auf, verdreht aber die Augen. "Und ich Idiot rase zum Krankenhaus, weil ich dachte, es wäre sonst was mit dir passiert." "Du warst wo?" Er ist extra ins Krankenhaus, weil er dachte, mir wäre etwas passiert? Irgendwie süß. Laurin verzieht ärgerlich den Mund, weil ich mir einfach das Grinsen nicht verkneifen kann. "Und wo warst du jetzt? Zuhause ja offensichtlich nicht." Ertappt vergeht mir das Grinsen, denn eigentlich ging es mir ja genauso wie ihm. "Als ich wach wurde, und du nicht da warst, bin ich ins Velvet gefahren", antworte ich kleinlaut. Laurins Rechte Augenbraue hebt sich nach oben. "Ich habe dir doch geschrieben, dass es später wird." "Es war Viertel vor drei!", verteidige ich mich. "Ich hab mir Sorgen gemacht. Hätte ja sein können, dass du unterwegs einen Unfall gehabt hast, oder wie Nie..." Ich breche ab und beiße mir auf die Zunge. "Wie wer? Niels?" Oh je. Laurin hat meinen Versprecher mitbekommen. "Glaubst du ernsthaft, ich würde wie er einfach abhauen?" "Nein!", japse ich. "Es war nur ein kurzer Gedanke. Natürlich habe ich nicht wirklich geglaubt, dass du abgehauen bist." Laurin sieht angepisst aus, was ich verstehen kann. Ich ärgere mich ja selbst darüber. Wieso kann ich Niels nicht endlich ganz vergessen? Ich bin glücklich mit Laurin. Sehr, sehr glücklich. Und trotzdem geistert mein Ex hin und wieder in meinem Kopf herum. Dagegen kann ich nichts tun. Laurins Kiefer spannen sich an. Dann seufzt er und zieht mich wieder fest an sich. "Du Idiot", brummt er und küsst mich zärtlich. "Als ob ich dich jemals verlassen würde." "Das weiß ich doch", seufze ich, da Laurin begonnen hat, an meinem linken Ohrläppchen zu knabbern. Seine Hände haben sich langsam auf meinen Hintern geschoben, wo sie ihn sanft zu kneten beginnen. Sofort spüre ich, wie meine Libido erwacht. ~Laurin~ "Ich schätze, auf Abendessen hast du jetzt keine Lust, hm?", kichert Vince. Seine dunkle, raue Stimmlage verrät mir, dass er selbst sehr wahrscheinlich ebenfalls null Bock auf verkohlte Ente hat. "Eher nicht", schnurre ich ihm ins Ohr und lecke von unten nach oben an seiner Ohrmuschel entlang. Vince lacht und zieht die Schultern hoch. "Ich habe auf etwas ganz anderes Appetit." "Das merke ich!" Vince schlängelt sich aus meiner Umarmung. "Es ist schon ganz schön spät, findest du nicht? Lass uns das Essen und die Geschenke auf morgen verschieben und lieber ins Bett gehen." Er dreht sich um, packt meine Hand und zieht mich hinter sich her Richtung Schlafzimmer. Na wenn das mal nicht endlich schöne weihnachtliche Aussichten sind! Ende Und wer Laurin und Vince noch nicht kennt, sie aber gerne kennenlernen möchte, kann das hier tun: https://www.animexx.de/fanfiction/autor/723837/ordner/-1/order_1_1/334036/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)