Krallen & Leder von Wernes23 (Red Eyes) ================================================================================ Kapitel 9: Mitten im Wald ------------------------- „Ist es für dich ein Segen, oder die Hölle?“ Seit dem letzten Vollmond und so auch meiner Home-Party, sind fast vier Wochen vergangen. Ebenfalls, war ich seit besagter Zeit nicht mehr in meiner Wohnung, auf meiner Arbeit, oder habe irgendwas von Scott und den anderen gehört. Derek hatte unweigerlich, nach der Fahrt, die irgendwo auf einem verlassenen Grundstück im Wald endete, meine Handy in Beschlag genommen. Darauf hin meinte er nur, es sei das beste für mich, wenn ich meine alte langweilige, aber ungefährliche Welt hinter mir lasse. Was denkt sich dieser Arsch eigentlich, mich in so einem Zustand wie vor vier Wochen, irgendwo in die Pampa zu fahren und meine einzige Möglichkeit, Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen, zu verweigern. Wäre ich doch nur nichts ins Auto gestiegen. Das waren meine ersten Gedanken, nach dem ich mich auf dem Grundstück umgesehen hatte. Mehr als eine kleine Jagdhütte, die nicht mal Strom hatte, gab es hier nicht. Derek stand zwei Meter von mir entfernt und betrachtete mich abschätzend. „Du solltest dich an die Situation gewöhnen, denn du wirst mich brauchen“ sagte er eindringlich und kam langsam auf mich zu. Beim vorbei gehen, legte er seine Hand auf meine Schulter, mit festen Druck und schritt weiter auf die Hütte zu. All meine Wörter, die ich ihn gegen den Kopf klatschen wollte, blieben mir im Halse stecken, als ich ihn hinter her sah, bis er in der Hütte verschwand. Verdammt Martin, warum hast du dich auf das alles eingelassen. Kopfschüttelnd, folgte ich Derek in die kleine Hütte. Leicht wird es Derek aber nicht mit mir haben, das wäre es ja noch, wenn ich nach seiner Pfeife tanze. Am ersten Tag in der Hütte, fing Derek damit an, über Werwölfe und ihre historischen Hintergründe zu reden. Auch erzählte er irgendwas über Alpha, Beta, Omega und all möglichen Rudelkram, der von nun an wichtig für mich sei. Desinteressiert, starrte ich Ihn an und nickte an manchen Stellen. Meine Gedanken galten die ganze Zeit jedoch meinen Freunden und vor allem Scott. Auf seine Nachricht hatte ich nicht geantwortet. Jetzt würde ich mich selbst dafür Ohrfeigen, dass ich es nicht getan hatte. Am zweiten Tag auf einer Lichtung im Wald, brachte Derek mir bei, wie man seine Fähigkeiten kontrolliert. Besser gesagt, er versuchte es mir bei zu bringen. Jede seiner Anweisung ignorierte ich und knabberte an meinen Fingernägeln, bis er den bösen Alpha raus hängen ließ. Danach gehorchte ich widerwillig, in der Angst zerfleischt zu werden. Am dritten Tag vor dem Sonnenaufgang, verschwand Derek aus der Hütte. Das war meine Gelegenheit. Schon seit den letzten beiden Nächten, habe ich versucht von hier zu flüchten. Leider stand Derek immer hinter mir, mit einer imaginären Leine. Jetzt aber war er weg. Leise stand ich auf und versuchte keine Geräusche zu machen. Der kalte Winterwind, empfing mich wie ein alter Freund und begleitete mich durch den Wald. Mit schnellen Schritten, durchquerte ich diesen und der markante Duft von Derek, entfernte sich immer mehr. An einer alten Eberesche, machte ich für einen Moment Pause. Erstens um zu verschnaufen und zweitens, um mich irgendwie zu orientieren. Mein Handy musste ich leider zurück lassen, da Derek es von Früh bis Spät bei sich trug. Ein Navi wäre jetzt echt super oder irgend ein Wegweiser. Doch zu meinem Glück natürlich, gab es hier nichts, außer Bäume und noch mehr Bäume. Mist. Hätte ich Ihm doch besser zu gehört, bei dem Punkt, Orientierungssinn. Egal, es muss auch so gehen. Es müssen schon ein paar Stunden vergangen sein, dass sagt zumindest die schwache Wintersonne, die am höchsten Punkt stand. Irgendeine Straße oder sonst irgendwas, habe ich nicht gefunden. Warum auch, es sind ja nur -10° oder so. Erschöpft, ließ ich mich auf den Boden nieder und schloss die Augen. „Konzentriere dich“ sagte ich immer wieder zu mir selbst und ignorierte alles um mich herum. Nur den Geruch ließ ich zu. Der Geruch von Harz, Vogelbeeren und Tannen lag in der Luft. Ein wenig so wie zu Weihnachten. Unweigerlich kamen alte und längst verdrängte Erinnerungen zurück. Erinnerungen an meine Eltern, meinem Bruder und meiner Schwester. Der Tisch war reichlich gedeckt, der Tannenbaum mit unzähligen Kugeln geschmückt und bunte Lichterketten hingen in der Wohnung verteilt. In der Luft lag Wintermusik und brachte den süßen Geruch von Zimtsternen mit sich. Vor sieben Jahre, verbrachten wir das letzte mal Weihnachten. Seit sechs Jahren, verbringe ich Weihnachten immer am Grab meiner verstorbenen Familie und lege etwas Tanne dazu. Doch dieses Jahr ist alles anders. Eine einzelne Träne fiel auf meinen Handrücken, als mich ein anderer Geruch erreichte. Dazu war er auch noch zu bekannt. Derek. Erschrocken, rieb ich schnell über meine Augen und schaute in die Richtung, aus der Geruch kam. Derek war noch nicht in Sicht. Ungeschickt, kam ich auf die Beine und rannte wieder los, in die andere Richtung. Stolperte über ein paar Wurzeln, verlor das Gleichgewicht und kullerte einen hohen Abhang hinunter. Mit den Händen vor dem Gesicht, versuchte ich irgendwie mich zu schützen. Erfolglos. Irgendwas hartes, vermutlich ein Felsen, stieß gegen meinen Kopf und alles verschwamm für einen Moment. Es folgte etwas weiteres, dass gegen meinen Kopf stieß und mich Sterne sehen ließ. Alles war still, bis auf den Wind. Mein rollen endete auf etwas hartem, dass jedoch sehr glatt war. Mein Kopf pulsierte und etwas warmes lief meine Wange hinab. Blut. Mit viel Kraft und starken Schmerzen, schaffte ich es mich in eine aufrechte Position zu bringen. Schwindel und Übelkeit überkamen mich. Der Geruch von Derek wurde intensiver und oben auf dem Berg, konnte ich eine schemenhafte Gestalt erkennen. Der Boden vibrierte und ein dröhnendes Geräusch drang an meine Ohren. Zwei weiße Lichter kamen langsam auf mich zu und ein erneutes Dröhnen ließ mich zusammen zucken. Bin ich im Himmel, fragte ich mich und schloss die Augen. Nicht mal in Ruhe schlafen kann man. Das nächste, was ich spürte, war eine warme Hand auf meiner Wange und der Geruch von frischem Tee? Ja frischer grüner Tee, mit einem Spritzer Zitrone. Auch war es nicht mehr so kalt und der harte Boden war flauschig. Langsam öffnete ich meine Augen und sah in Derek´s besorgtes Gesicht. Man konnte sehen, wie seine Anspannung verschwand und platz machte für sein typische grimmige Visage. „Mach das nie wieder!“ sagte Derek in einen bestimmenden Ton, der keine Wiederworte zuließ. Mit einem Seufzer setzte er sich zu mir, auf die Bettkante und reichte mir den heißen Tee. Langsam setzte ich mich auf und nahm dankend die Tasse entgegen. Beim trinken, warf ich Derek immer wieder ein Blick zu, aber er reagierte auf keinen. Sein Blick galt dem alten Holzboden, der eindeutig mal erneuert werden könnte. Vor drei Tagen sah er noch aus, wie ein schwer Verbrecher, aber jetzt wie ein verletzlicher junger Mann, der nicht genau weiter weiß. Irgendwie tut er mir in diesem Augenblick ziemlich leid. Schweigend trank ich meinen Tee aus und stellte die Tasse auf den Boden. Gerade, als ich mich wieder hin legen wollte, ergriff Derek wie aus dem nichts das Wort. „Bitte Martin, mach das nie wieder. Du hättest drauf gehen können“ sagte er und wurde zum Ende hin immer leiser. Jedoch sah er mich nicht an und zeigte mir nur seinen Rücken, der leicht zusammen zuckte. Verwirrt, über sein Verhalten, setzte ich mich wieder an die Bettkante und nehme seine Hand in meine. Keine Ahnung warum ich das tat, aber es erschien das richtige zu sein. Mit seinen grünen Augen, schaut er mich an wie ein junger Welpe. „Nein Derek, ich bleibe bei dir, aber ich will nicht immer hier bleiben. Meine Freunde machen sich bestimmt schon Sorgen um mich“ sagte ich mit einem leichten Lächeln und streichelte über seinen Handrücken. Gefasster, als vor ein paar Sekunden, nickt er, steht auf und kramt aus seiner Lederjacke einen Gegenstand. „Okay“ Mit diesem Wort reicht er mir mein Handy. Dankend nehme ich es an und tippe sofort drauf rum. 39 Anrufe 17 SMS 84 neue Nachrichten bei Whats App 3% Akku Na Klasse. Schnell überflog ich ein paar Nachrichten und tippte endlich eine Antwort an Scott. Just in diesem Moment schaltete sich mein Handy ab. Strom gab es hier leider nicht. Seufzend schmiss ich das Handy aufs Bett und ging hinüber zu Derek. „Wann können wir von hier wieder gehen“ Er runzelt und sah dabei aus dem Fenster. „Wenn du dich beim Vollmond kontrollieren kannst“ gab er als knappe Antwort und ging aus der Hütte. Jetzt jedoch, verstehe ich langsam die Worte von Derek, auch wenn es mir nicht unbedingt gefällt. Mein Leben, so wie ich es kenne, gibt es seit dieser einen Nacht nicht mehr. Die Nacht, in der mich Derek zu seines Gleichen gemacht hat. Werwolf. Verzweifelt habe ich versucht, diese Gedanken und all das zu verdrängen, aber je mehr ich mich dagegen weigerte, desto härter wurde Derek. „Es ist dein Training“ sagte er immer wieder zu mir, wenn ich erschöpft auf den Boden lag und nach Luft schnappte. Nach unendlichen Niederlagen und weiteren Knochenbrüchen, gab ich mich geschlagen und ließ meinen inneren Wolf, an die Oberfläche. Seit diesem Zeitpunkt, ging alles viel besser. Zwar konnte ich Derek nie wirklich verletzten, aber dafür immer länger stand halten. So meldeten sich auch meine viel besseren Sinne. In der Nacht konnte ich problemlos mit schnellen Schritten den Wald durch schreiten, ohne zu stolpern oder wo gegen zu rennen. Genauso konnte ich, in sehr weiter Entfernung Dinge hören, wie z.B. ein Eichhörnchen, dass versucht eine Nuss zu knacken. Es war eine Walnuss, wie mir meine Nase kurze Zeit später mitteilte. So vergingen die Tage, wie im Flug. Derek lehrte mir, fast alles was er wusste. Von Training, über Kontrolle, bis hin zu den Hintergründen und meine Aufgabe. Doch das, was er mir noch nicht lehren konnte war, wie ich am besten mit dem Vollmond zu recht komme. Klar, Übungen und Mantra sind wir oft durch gegangen, aber ob es hilft, weiß vorher keiner. Mit diesen Gedanken, sitze ich am Fenster einer kleinen Hütte und schaue in den Nachthimmel. Den zunehmenden Mond, spüre ich schon seit wenigen Tagen. Das alt bekannte kribbeln unter der Haut und das schärfen der Sinne. Dann rieche ich es. Derek. Leider nur nicht das. Es lag noch etwas anderes in der Luft. Lust. Ich kann gar nicht sagen, wie das passiert ist. Eines Abends nach dem Training, stand ich draußen unter der Regendusche, als Derek hinter mir auftauchte. Dann ist es einfach passiert. Jetzt verbringen wir fast jeden Abend intim mit einander. Die erste Zeit, fand ich es eine angenehme Abwechslung, nur mit der Zeit verging mir die Lust daran. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich es ihn immer besorgen muss und ich zu kurz komme. Dieser Arsch. Mit einem Lederrucksack, betritt Derek kurze Zeit später, die kleine Hütte. Fleisch und Gemüse, sagen mir meine Sinne, befinden sich darin und sogar eine Flasche Wein, die Derek gleich nach dem Ankommen öffnet und einen großen Schluck nimmt. Er meinte zwar, das Werwölfe nicht betrunken werden können, aber es macht Sie trotzdem lockerer. Mit einem Seufzer lässt mein Alpha, wie er es mir eingetrichtert hat, auf einen alten Sessel nieder. Unsicher schaue ich erneut aus dem Fenster, werde aber durch eine Geräusch abgelenkt. Derek klopft mit seiner Hand auf sein Knie und den beißen Blick merke ich im Nacken.Genervt und ergeben, begebe ich mich in seine Richtung und lasse mich vor Ihm nieder. Als ich einmal Nein gesagt habe, wurde ich brutal gegen die Wand gedrückt. Scharfe Zähne an meiner Kehle und der Druck um meine Arme unerbittlich. Dazu ein gefährliches Knurren. Erotisch und Bedrohlich zu gleich, dass ist Derek. Manchmal frage ich mich echt, wie er mir leid tun konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)