Ego von lil_Scarlet ((LokiXOC)) ================================================================================ Kapitel 3: A new life --------------------- Ein Sonnenstrahl kitzelte seine Nase. Grummelnd öffnete Loki ein Auge. Er hatte das Gefühl, ihm wäre über Nacht ein zweiter Kopf gewachsen. Er schlug die Decke zurück und setzte die Füße auf den Boden. Gedämpfter Verkehrslärm drang durch das gekippte Fenster. Die Jalousie war halb offen und warf gestreiftes Licht in den Raum. Als er sich streckte, wanderten seine Rückenwirbel geräuschvoll in ihre Ausgangsposition zurück. Seufzend griff er nach der Jeans, die über dem Fußende des Bettes lag und schlüpfte hinein. Loki trat ans Fenster und spähte mit zusammengekniffenen Augen zwischen den Aluminiumstreben hindurch. Die Stadt, er erinnerte sich; doch an mehr auch nicht. Er fuhr sich durch das zerzauste Haar und sah sich im Raum um. Das Zimmer war schlicht eingerichtet: Ein Wandschrank, eine Kommode, ein Schreibtisch mit Drehstuhl, das voluminöse Bett mit zwei Nachttischen. Über dem Bett hing ein breites Bild: Eine Flaschenpost im Sand, dahinter unscharf die Brandung zu erkennen. Auf dem Weg zur Tür erhaschte er den Schatten einer Bewegung: Sein Spiegelbild. An der Schranktür hing ein schmaler Ganzkörperspiegel. Bei dem Anblick verzog er spöttisch das Gesicht. Er sah unmöglich aus. Vergeblich versuchte er, seine Haare zu ordnen und gab sich resignierend mit einer -seiner Meinung nach- unzureichenden Zwischenlösung einer Frisur zufrieden, bevor er das dunkelblaue Hemd überzog. mit einem weiteren prüfenden Blick befand er sein Spiegelbild für hinreichend salonfähig und öffnete die Tür. Ein kleiner Flur führte nach rechts zur Wohnungstür, schräg gegenüber war das Bad. Er wandte sich nach links und trat in den offenen Wohnbereich. Rechts eine große monochrom gehaltene Wohnküche, links eine Schrankwand mit diversen Büchern, ein Fernsehbildschirm und noch ein Paar Gerätschaften, die er nicht zuordnen konnte. Gegenüber an der Wand stand eine breite schwarze Couch, zu beiden Seiten ein passender Sessel. Ein niedriger gläserner Tisch mit Zeitungen beladen stand davor auf einem hellbraunen Bastteppich. Nicht zu übersehen war die meterhohe Fensterfront, die sich über die volle Breite des Raumes erstreckte und von diversen transparenten Stoffbahnen in verschiedenen Farbnuancen verdeckt wurde. So monochrom und steril die Einrichtung wirkte, umso mehr Farbe brachten die vielen Bilder an den Wänden in den Raum. Loki griff sich einen Apfel aus der Obstschale auf dem Küchentresen und schlenderte die Regalwand entlang, studierte die Titel der Bücher. Nichts kam ihm bekannt vor. Doch! Immer wieder las er den Namen Shakespeare. Er hatte das Buch geschrieben, das Eve gestern im Pub auf dem Schoß hatte. Er sah sich die Bilder an. Auf manchen war Eve zu sehen, mit anderen Menschen. Meist mit zwei Mädchen, die eine noch ein kleines Kind, die Andere gerade ein paar Jahre älter. Eve mit einem jungen Mann. Beide trugen die selbe gefleckte Kleidung. Ein etwas größeres Bild: Wieder alle im gleichen Anzug. Auf einem Regal stand ein Portrait des jungen Mannes mit einem schwarzen Band über der oberen Ecke, daneben ein Glas mit ein paar bunten Blumen. Der Mann im T-Shirt auf dem nächsten Bild kam ihm bekannt vor. Aber es wollte ihm kein Zusammenhang einfallen, geschweige denn eine Name. Er hatte kurzes dunkles Haar, und trug den Bart nur um Mund und Kinn. Er schien mit Eve gerade an etwas zu arbeiten und beide hielten lachend einen Daumen nach oben. Woher kannte er diesen Mann? Frustriert biss er ein weiteres Mal in seinen Apfel und sah sich weiter um. Küche und Wohnzimmer teilte eine unauffällige Wendeltreppe den Raum, die nach oben an eine weitere Tür führte. Eve war gestern dort hinauf verschwunden. Am Treppengeländer hing sein Anzug mit einer Nachricht. Er riss den Zettel vom Bügel und begann zu lesen.   Guten Morgen! Deine Sachen hast Du ja schon gefunden. Ich bin um ca. 16:00 wieder da. Bis dahin fühl Dich wie zu Hause. Mach in der Zeit bitte nichts dummes und geh nicht ans Telefon. Eve   Er zog eine Braue hoch und biss in das Kerngehäuse. Nichts dummes? Was dachte diese Frau von ihm?   Das Telefon klingelte.   Eve spielte geduldig mit der Telefonschnur an dem Apparat, der auf dem Schreibtisch ihrer nicht vorhandenen Vorzimmerdame installiert war und wartete. "Ja?" Hast du die Nachricht nicht gefunden? "Eve - Ähm. Doch natürlich." "Warum gehst du dann ans Telefon?" "Es hat geklingelt." Eve verdrehte die Augen. Die Logik war bestechend. Zumindest wusste sie nun, dass er noch da war. "Wie geht es Dir?" "Gut, denke ich." Sie war nicht sicher was sie von dieser Antwort halten sollte "Denkst Du..." Als sich am anderen Ende der Leitung nichts hörte, fuhr sie fort. "Worauf hast du nachher Lust? - Zu Essen meine ich." "Nun, was umfasst denn die hiesige Küche?" "Nahezu alles... Italienisch, Asiatisch, Griechisch..." "Ich bin nicht sicher...?" "Sagt Dir Pizza was?" Das musste funktionieren. Pizza kannte jeder! "Nein." Und wieder Lud die Tischplatte zur Kollision mit ihrer Stirn. "Gut, ich...denke mir was aus. Brauchst Du sonst noch etwas?" "Ich denke nicht." "Ok, dann bis später." Eve legte auf.   Im Büro war nicht viel los gewesen. Die wenigen Arbeiten hatte sie mit ein paar Telefonaten delegiert, und sie sich somit vom Hals geschafft. Den Rest des Tages hatte sie sich mit Jarvis beschäftigt. - Und den weltweiten Registrierungskarteien: Vorname Loki, geschätztes Alter Anfang dreißig, Körpergröße ca. 1,90, schlanke Figur. Haarfarbe schwarz, Augenfarbe grün-grau. Herkunft dem Akzent nach zu urteilen britisch, Sucherweiterung Großraum Europa. Nichts. Nada, Niente, Nothing! Nicht in den Staaten, nicht in Europa und auch der Rest der Welt kannte keinen Loki, der auf diese Beschreibung oder zumindest einen zufriedenstellenden Teil davon passte. Eve seufzte und streckte sich. Das passte doch alles nicht zusammen. Nicht den Hauch einer Spur hatte sie gefunden. Sie ließ den Algorithmus weiter laufen, in der Hoffnung, bei Zeiten würde ihr das Programm ein Ergebnis ausspucken. Vielleicht wenn sie etwas mehr wusste, und die Suchdaten anpassen, Radien reduzieren konnte... Leute vielen nicht einfach vom Himmel. Es sei denn, sie hießen Tony Stark und/oder steckten in einem Blech-Smoking. Ihr Telefon klingelte, sie drückte auf den Knopf. "Was?" "Eve? Alles Ok?" Die Stimme hatte eine beruhigende Wirkung. "Entschuldige, Pepper. Ich... Was gibt's?" "Könntest Du bitte kurz in mein Büro kommen?" "Klar. Bin gleich da." Eve klemmte sich ihre Mappe unter den Arm und eilte aus ihrem Büro zum Aufzug. Pepper's Büro war etwas größer als das Ihre. Der Schreibtisch elegant-puristisch in Glas und Edelstahl, wie die restlichen Einrichtungsgegenstände auch. Tony's Verlobte hatte viel Gemüse, also Grünpflanzen in ihrem Büro verteilt, was den Raum freundlicher wirken ließ und die sonst gähnende Leere wunderbar kompensierte. "Miss Potts, Sie haben geläutet?" Pepper grinste, als Eve zur Tür hereinkam und drückte ihrer Assistentin einen Stapel Unterlagen in die Hand, mit der sie rasch -ohne Eve eines Blickes zu würdigen- den Raum verlies. Eve legte die Mappe ab und lies sich in einen lederbezogenen Wippsessel gegenüber ihrer Chefin fallen. Diese seufzte, als sie sich ihrer Freundin und Mitarbeiterin zuwandte. "Es hat Beschwerden gegeben." stellte sie fest. "Wow. Was hab ich diesmal angestellt?" Eve hasste es. "Deinen Mitarbeitern, gefällt nicht was du sagst." "Stell Dir vor, die wüssten, was ich denke." Eve's Stimme triefte vor Sarkasmus. "Eve..." ein leidender Ausdruck huschte über Pepper's Züge. "Was?! Ich bin nur ehrlich. Entschuldige bitte, dass ich nicht jedem dieser Arschkriecher Honig ums Maul schmiere." "Das sollst Du doch gar nicht." "Sondern? Pepper, das hatten wir doch schon oft genug. Diese heuchlerische Art, die leider Gottes ein Großteil der Leute an den Tag legt - am besten noch mit Inkompetenz gepaart - geht mir einfach auf den Keks." Pepper schwieg und versuchte in den dunklen Augen ihres Gegenübers Verständnis zu finden. "Warum seid ihr ehrlich zu mir?" Pepper war im ersten Moment etwas perplex. "Tony und Du.", erklärte Eve schließlich. "Ist es nur weil ihr beide wisst, dass ich es merke?" Die Rothaarige wusste keine Antwort. Vielleicht ja. Andererseits hätte sie Eve ihr Leben anvertraut. Es war schwierig. Eve stand auf und trat an die Fensterfront um Pepper's Blicken zu entgehen. Von hier oben war der Anblick der Stadt noch beeindruckender. Direkt über dem Büro befand sich die Spitze des STARK-Towers mit Tony's Penthouse. "Ich versuche nur meinen Job, den Ihr beide mir gegeben habt so gut ich kann auszuführen, und zwar auf meine Weise. Wenn es denen nicht passt, Bitte. Ich bin froh, wenn ich keinen sehen Muss. Wo ist denn das Problem? Ich verstehe es nicht." "Es gibt kein Problem." Pepper stand nun neben ihr und legte besänftigend eine Hand an Eve's Oberarm. "Es ist nur... Du hast immer Mehr zu tun. Und - um deine Kollegen zu zitieren - du wirst immer unausstehlicher." Pepper versuchte es mit ein wenig Humor. "Tony hat mir von eurem neuen Projekt erzählt.", begann sie und schlenderte durch den Raum. "Der neue MARK." "Hat er Dir auch von den zwölf Prozent erzählt?" Pepper fing an zu lachen, als Eve ihr vom Fenster her einen vielsagenden Blick schenkte. "Nein, hat er nicht." Pepper machte Anstalten, sich wieder zu setzen. Also ging Eve schmunzelnd zurück an ihren Platz. "Was ich damit sagen wollte, Tony und ich hatten eine Idee." Eve hob gespannt die Brauen. "Ein Personal-Assistant." Die Bombe war geplatzt. Eve saß einige Sekunden regungslos da und starrte ihr Gegenüber ungläubig an. "Ein WAS?" "Ein Personal-Assistant. Du weißt schon. Jemand, der Dir das Leben leichter macht; einen Großteil Deiner Arbeit und der Organisation erledigt, damit Du Dich auf die wichtigen Dinge konzentrieren kannst." Pepper war offensichtlich total begeistert von der Idee und lächelte erwartungsvoll. Eve offensichtlich eher nicht. "Ein Personal-Assistant.", wiederholte sie ungläubig. "Und wer auf dieser großen weiten Welt würde diesen Job bitte freiwillig machen?" "Wir schreiben die Stelle aus." "Gute Idee." Eve sah auf die Uhr, 15:37. Als Pepper zu einer Diskussion ansetzen wollte, schnitt Eve ihr wissentlich das Wort ab: "Nein. Auf gar keinen Fall!" "Aber..." "Kein Aber, Pepper. Findet!Nicht!Statt! By the way, es ist Freitag und ich hab' seit einer halben Stunde Feierabend. Wenn Du mich jetzt also entschuldigen würdest?" Eve nahm ihre Mappe und ergriff die Flucht. "Eve! Versuch es doch wenigstens!" "Ich überleg's mir. Schönes Wochenende, Bye!" Tür zu.   Loki überraschte das Klingeln an der Tür während er sich im TV Nachrichten ansah. Er stand auf und spähte durch den Türspion. Er sah nur eine hellbraune Wand. "Ich bin's, mach die Tür auf." Eve's gedämpfte Stimme drang durch die Tür. Er öffnete. Die hellbraune Wand entpuppte sich als Papiertüte mit Einkäufen, die sie im Arm hielt. Im anderen hielt sie einen Sixpack schwarzer Dosen mit goldenem Emblem. darauf balancierte sie zwei unterschiedlich große Kartons. Und es duftete herrlich nach einer warmen Mahlzeit. "Könntest Du...?" "Natürlich." Er nahm ihr die Tüte und die Kartons ab und ging in die Küche. "Du bist spät.", stellte er fest, während Eve noch die Wohnungstür hinter sich schloss. "Sorry. Im Büro hat es etwas länger gedauert." Nachdem sie ihren Mantel aufgehängt und die Schuhe ausgezogen hatte, gesellte sie sich zu ihrem Gast und beobachtete, wie er jeden Artikel genau studierte, als er ihn aus der Tüte auf dem Küchentresen ausräumte. Eve schmunzelte und beschränkte sich darauf, die Einkäufe, die Loki untersucht hatte zu verstauen und vier der Dosen kühlzustellen. "Was ist das?" Er deutete auf die Kartons. "Pizza." An das Wort konnte er sich erinnern, aber die Bedeutung lag ihm immer noch fern. Er spekulierte, dass es sich um eine Speise handeln musste. "Unser Abendessen.", fügte Eve hinzu und gab ihm den größeren von beiden Kartons. Eve nahm den anderen und griff in die Besteckschublade. "Setz dich." Sie deutete auf die Couch. "Wäre es nicht angebracht, am Tisch zu essen?" Sie schubste die Schublade zu und griff sich mit einer freien Hand beide Dosen. "Wäre es sicherlich.", begann sie und lies sich seufzend auf die Couch fallen. "Aber mein Tag hat gestern Morgen um fünf Uhr angefangen und Pizza isst sich wunderbar auf der Couch." Loki zuckte mit den Schultern und setzte sich neben sie. Das nennt sich also Pizza, dachte er, als ihm aus dem geöffneten Karton ein belegter Teigfladen mit Käse überbacken entgegensah. Er ließ sich nicht lange lumpen und griff sich- das Besteck ignorierend - das erste Stück. Nach dem Newsflash riskierte er schließlich einen Blick auf Eve's Abendessen. "Was ist das?" "Quattro Fromaggi mit extra Käse." Loki runzelte die Stirn und wühlte in seinem Gedächtnis, fand allerdings nicht dergleichen. Der leicht dämliche Gesichtsausdruck ihres Gegenübers sprach Bände. "Das ist 'ne Calzone. Im Grunde genommen nichts anderes als eine Pizza, nur Zusammengefaltet. Dann passt mehr rein. Quattro Fromaggi ist die Art. Übersetzt Vier Käse. Ich hab Dir Speziale mitgebracht: Salami, Pilze, Schinken." "Vier Käse mit Extra Käse?" "Ich liebe Käse." Sie reichte ihm eine der Dosen. Eve klopfte ein paar Mal mit der Fingerspitze auf den Deckel, bevor sie ihre öffnete. "Auf Dich und Deine Gesundheit." Eve war zunächst etwas perplex wegen des Trinkspruchs, erwiderte aber dann Loki's Lächeln und stieß an. "Auf Deine baldige Genesung". "Das kenne ich." Stellte er nach dem ersten Schluck fest. Eve machte innerlich einen freudigen Hüpfer. Yay! Bald bist du ihn los! Eve mochte keine Menschen; allgemein. Ausnahmen bestätigten die Regel. Es gibt immer solche und solche. Und gutes Personal war heutzutage schwer zu finden. Sie konnte es selbst noch nicht glauben, dass jemand, den sie erst vor weniger als 24 unter äußerst unorthodoxen Umständen kennengelernt hatte, jetzt neben ihr saß und die Pizza verschlang, als hätte er seit Wochen nur Wasser und Brot bekommen. Er hatte etwas faszinierendes an sich. Sie musste sich keinerlei Mühe geben, seine Taten und aussagen zu analysieren. Es war merkwürdig. Noch merkwürdiger war Pepper's Idee. Es war zweifellos Pepper's Idee, Tony wäre es vielleicht eingefallen aber er hätte es sofort wieder verworfen. Er wusste genau, wie Eve tickte, wenn es um ihre Arbeit ging. Sie schalt sich, ihr kurzes Wochenende zu genießen, so gut es ging. Also leerte sie ihre Dose Cider und nahm die Überbleibsel des Abendessens mit in die Küche. "Willst Du auch noch was?" Als Loki den Kopf drehte, ragte hinter der geöffneten Kühlschranktür nur noch Eve's Arm mit einer Dose in der Hand hervor. "Gerne." Als sie mit der nächsten Runde anstießen, schaltete sie den Fernseher auf Lautlos. "Loki," begann sie unsicher und drehte sich zu ihm. "Nein.", beantwortete er ihre ungestellte Frage und trank. "Ich bin so klug, wie zuvor. Zumindest was meine eigene Person betrifft." "Was mach ich nur mit Dir, Loki?", seufzte sie und nippte an der Dose. Loki zog eine Braue hoch und musterte sie aus dem Augenwinkel während er die zweite Dose leerte. "Mehr davon?" Eve musste schmunzeln. "Ich habe auch noch guten Whiskey." Ein einladendes Lächeln war die Antwort. "Da vorn im Schrank sind die Gläser.", erklärte Eve während sie hinter dem Tresen eine bauchige Flasche hervorzauberte. "Halt!" Bevor Loki mit ihr anstoßen konnte, zog sie ihr Glas weg. "Vorher musst Du mir noch ein paar Fragen beantworten." "Wie Du willst." "Bist Du Dir sicher, dass Dein Name Loki ist?" "Nichts bin ich mir mehr sicher." "Du musst wissen, ich konnte nichts über Dich herausfinden. Gar nichts. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen bis gestern hast Du einfach nicht existiert. Du bist nirgends registriert, nicht mal Dein Fingerabdruck hat etwas genützt." "Mein Fingerabdruck." "Gestern im Pub hab ich eines Deiner Gläser mitgenommen. In der Hoffnung, mit deinem Fingerabdruck hätte ich Deine Identität in ein paar Sekunden, aber weit gefehlt. Ich entschuldige mich dafür. Der Abdruck ist vernichtet, Du musst mich also nicht wegen Datenmissbrauchs verklagen." Loki lachte laut. "Nichts Läge mir ferner, als Dich vor Gericht zu bringen, Eve." "Da bin ich ja beruhigt.", sie sah ihm wieder in die Augen. "Du kannst Dich immer noch nicht an Deine Vergangenheit erinnern?" "Ich wünschte, es wäre so. Nein, ich kann mich an nichts erinnern. Alles wirkt vertraut auf mich in irgendeiner Weise. Aber ich kann mich an nichts erinnern, was vor Gestern Nacht passiert ist." "Ok." Mit einem Gesichtsausdruck, den Loki nicht recht zu deuten wusste - er erkannte den Hauch eines Lächelns darin - stieß sie mit ihm an. "Auf Dich. Wir haben heute noch eine Menge zu tun." Loki leerte sein Glas mit einem skeptischen Blick. "Haben wir?" "In der Tat." Eve stieg eilig die Wendeltreppe neben der Couch hinauf, öffnete die Tür am Absatz und verschwand. Loki unterdrückte den Drang, ihr nach oben zu Folgen. Es musste einen Grund geben, warum sie diese Tür verschlossen zurückgelassen hatte.  Kurze Zeit Später kam sie  mit einem Aktenkoffer bewaffnet zurück und setzte sich wieder neben Loki, der gerade nachschenkte, auf die Couch. Sie öffnete den Koffer auf ihrem Schoß und begann auf der Tastatur des darin befindlichen Laptops herumzutippen. "Du brauchst eine Identität. Am besten einen Gleichklang mit Loki." "Was ist falsch an meinem Namen?", fragte er etwas verärgert. "Loki ist im Moment ein bisschen negativ behaftet, seit vor ein paar Jahren so ein Irrer mit dem gleichen Namen New York beinahe in Schutt und Asche gelegt hätte." Sie sagte das, als wäre es eine völlig beiläufige Feststellung. Ähnlich, wie : "Hey, Deine Schnürsenkel sind offen." "Da magst Du Recht haben...", lenkte er ein. Währenddessen sinnierte Eve leise vor sich hin: "Loki...Loki...Lo...Luke!" Sie sah ihn Fragend an. "Luke? Kannst du damit leben?" Loki überlegte kurz, nickte aber dann. "Ein klingender Nachname wäre angebracht.", stellte er fest und nippte an dem samtig schmeckenden Whiskey. "Skywalker!" Eve lachte und schüttelte den Kopf. "Entschuldige, das musste sein." "Was ist so lustig? Ich finde den Namen durchaus passend." Verdammt. Das war ja fast so schlimm, wie mit Rogers. Nur hatte dieser Mittlerweile alle Star Wars-Filme gesehen. "Vergiss es." Sie überlegte nach Namen aus ihrer Schulzeit oder beim Militär. "Danbroock, Sandford, Kalloway?" Loki brachte seine Meinung meist lediglich durch seinen variierenden Gesichtsausdruck zum Ausdruck. Dieser schwankte zwischen einem Anerkennenden Nicken, einer abwägend hochgezogenen Braue und einem etwas verstörten Gesichtsausdruck hin und her. "Ebsworth, Knotsford, Hiddleston- Ne, das klingt zu sehr nach Harrington. Sinckclare, Desborough, Sheffeild- Obwohl, nein Sheffield war der Idiot in meiner Grundausbildung." Und so weiter und so fort. Loki entschied sich schließlich für Saulsbury - Nachdem er Eve über ihre Grundausbildung ausgefragt hatte. Eve beschränkte sich auf eine allgemeine Zusammenfassung: Ausbildung bei den Royal Engineers, dann zur Royal Navy, mehrere Einsätze bei Joint Operations, dann die Nato-Verwendung in den USA, Austritt aus dem aktiven Dienst, Festanstellung bei Stark-Industries.     "Befinden sich dort oben Deine Gemächer?", fragte er plötzlich. Eve blinzelte verwirrt. "Meine... Ja, Mein Schlafzimmer und mein Büro...Gemächer." Sie schüttelte den Kopf und wandte sich wieder ihrem Laptop zu. "Du solltest Deine Ausdrucksweise noch etwas anpassen. Sonst gucken Dich die Leute schief an." "Ich versuche daran zu denken. Was genau tust Du da?" Er rutschte zu ihr und spähte auf das Display. Ein schwarzes Fenster mit weißer Eckiger Schrift war geöffnet, in das sie zügig die Daten einhakte. "Ich bastel Dir eine Identität." Nachdem sie die Enter-Taste gedrückt hatte, Klappte sie unvermittelt das Display zu, schloss den Koffer und leerte das Glas wieder in einem Zug. "Schade drum. Ich muss nochmal weg.", sagte sie und sprang auf. "Wo willst du denn hin?" Loki sah ihr perplex dabei zu, wie sie in ihren Mantel schlüpfte und stand auf. "Das weißt du besser nicht." Sie nahm den Schlüssel vom Küchentresen. "Es ist im Moment alles furchtbar kompliziert. Es tut mir leid." Es tat ihr wirklich leid. Sie hätte ihm gerne mehr gesagt, aber es war ihr simpel nicht möglich. Noch nicht. Sie konnte sich nur ansatzweise vorstellen, wie er sich fühlte. Eve hasste es selbst wie die Pest, wenn man ihr Informationen vorenthielt. "Du erwartest jetzt hoffentlich nicht von mir, dass ich hier untätig sitzen bleibe, während Du ständig verschwindest?" Loki war kurz davor sich aufzuregen. Gestern Abend hatte er angefangen, etwas Sympathie für Eve zu entwickeln und die Unsicherheit verflog. Vielleicht lag es am Alkohol? Er verstand allerdings immer noch nicht, warum sie das alles tat. Menschen taten solche großzügigen Dinge nicht; zumindest nicht ohne Hintergedanken und das plagte ihn. "Es bleibt Dir leider vorerst nichts anderes übrig, Loki." Sie hatte Recht. Was sollte er tun? Wo sollte er hin? Er hatte keine Papiere, kein Geld, keinen Ort, an den er gehen konnte. "Der Laptop. Du kannst ihn haben, bis Du etwas eigenes hast." In Windeseile hatte sie ihre Stiefel angezogen und war aus der Tür. "Du könntest mir zumindest mitteilen wann Du" -Tür zu- "zurück kommst..." Wut kochte in ihm hoch. Am liebsten hätte er das Whiskeyglas an die Wand geschmettert doch dann erinnerte er sich, dass es Eve gehörte, und nicht ihm. "Verdammt!" Ärgerlich schüttete er den Inhalt des Glases hinunter, setzte sich wieder auf die Couch und schenkte sich erneut ein.   Die Stunden vergingen. Kein Anruf, nichts. Eve war - wieder einmal - verschwunden. Loki spähte immer wieder  zwischen den Vorhängen nach unten auf die Straßen in der Hoffnung, irgendetwas zu entdecken, doch weit gefehlt. Er stemmte die Hände in die Hüften und wanderte durch den Raum. Diese Machtlosigkeit machte ihn wahnsinnig. Warum konnte er sich an nichts erinnern? Loki goss sich ein weiteres Glas ein. Er versuchte sich abzulenken und nahm Eines der Bücher aus dem Regal, die ihm heute Morgen aufgefallen waren: Shakespeare. Er schlug es auf und begann zu lesen. Diese Art der Lyrik hatte etwas vertrautes, das ihn ruhiger werden ließ. Zuerst schritt er noch lesend die Fensterfront ab, dann setzte er sich wieder auf die Couch. Es wurde später, dann früh.   Als Loki erwachte, fand er das Buch auf dem Couchtisch neben einer Flasche Wasser, einem Glas und ein paar weißer Tabletten. Auch der Aktenkoffer lag auf dem Tisch, darauf ein großer A-4-Umschlag. Er schlug die Decke zurück und hielt inne. Er konnte sich nicht erinnern, sich eine Decke geholt zu haben. Unter dem Glas klemmte ein Zettel:   Gegen die Kopfschmerzen. Der Umschlag ist für Dich.   Eve   Er war dankbar für die Medizin. Er hätte es nicht als Schmerz bezeichnet, aber sein Kopf fühlte sich tatsächlich sonderbar an. Er hatte gestern die Flasche Whiskey geleert und versucht, die aufkeimende Verzweiflung damit zu ertränken. "Eve?" Er bekam keine Antwort. Vielleicht schlief sie? Doch als er zur Garderobe spähte, und weder ihr Mantel noch ihre Schuhe ausfindig machen konnte, vermutete er, dass sie - schon wieder - weg war. Loki nahm den Umschlag an sich, auf dem in geschwungener Handschrift sein Name stand, und öffnete ihn. Er zog einen dicken Stapel Dokumente heraus und drehte den Umschlag, sodass sein restlicher Inhalt auf die Tischplatte viel. Er nahm die Plastikkarten in die Hand und zog verblüfft die Augenbrauen hoch. Versicherungskarte, ID, Greencard; alle mit einem Passbild von ihm, und alle auf den Namen Lukas Saulsbury. Der Dokumentenstapel enthielt einen -seinen- Lebenslauf und eine Menge Instruktionen. Loki betrachtete mit gemischten Gefühlen das, was vor ihm Lag : Ein neues Leben Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)