Ego von lil_Scarlet ((LokiXOC)) ================================================================================ Kapitel 5: Good Job ------------------- Eve hastete die Treppe hinunter. Verschlafen, großartig! Sie schloss den Deckel ihrer Umhängetasche und griff nach dem Becher der auf dem Tresen stand. Beziehungsweise, nach dem Imaginären Becher, der normalerweise auf dem Tresen stand. Sie blickte verwirrt auf ihre leere Hand und schien erst jetzt zu bemerken, dass sowohl die Küche, als auch der Wohnbereich leer war. "Loki?" Sie spähte in das Gästezimmer. Das Bett war gemacht, der Raum gelüftet. Plötzlich fiel ihr ein, dass Er einige Termine erwähnt hatte. Er war schon weg. Sie hätte auch einfach zur Garderobe spähen können und ihr wäre aufgefallen, dass sein Mantel und seine Anzugschuhe fehlten. Aber es war Montagmorgen, sie hatte verschlafen und war drauf und dran, ein wichtiges Meeting zu verpassen. Auf der Straße war bereits die Hölle los. Schwärme aus Anzugträgern und Touristen wuselten bereits durch die Stadt, der Berufsverkehr ebbte schon wieder ab. Sie sah auf die Uhr. Taxi?-Nein, die brauchten zu lange. Zu Fuß?- In Anbetracht ihres Schuhwerks und des bevorstehenden Meetings war es keine gute Idee, einen Sprint einzulegen. Blieb nur noch ihr Golf. Sie hastete zurück ins Gebäude und nahm den Aufzug in die Tiefgarage. Mit etwas erhöhtem Adrenalinspiegel jagte sie den übermotorisierten Kleinwagen durch den New Yorker Stadtverkehr. Ihre morgendliche Tasse Tee würde wohl bis nach dem Meeting warten müssen. Normalerweise sorgte Loki bereits für eine Befriedigung ihres Koffein- beziehungsweise Teein-Spiegels. Am liebsten hätte sie jemanden fürs Pace-Reading neben sich sitzen gehabt, aber auch dieser Luxus war ihr versagt. Sie quälte das sequenzielle Getriebe, um sich mit der Dreistigkeit eines Taxifahrers in jeden Sicherheitsabstand zu drängeln, der ihr gelegen kam. Sie lachte in sich hinein, als in ihrem Hinterkopf bekannte Stimmen über ihre Fahrerei schimpften. Schließlich kam die Einfahrt zum Firmenparkplaz in Sicht. Mit der momentanen Geschwindigkeit würde sie es nie normal um die Kurve schaffen. Also zog sie die Handbremse und riss das Lenkrad herum. Das Fahrwerk ächzte bei dem Manöver und die Reifen quietschten fürchterlich. Schließlich schnurrte das Fahrzeug in das Parkhaus und ließ den Motor auf einem der Chef-Parkplätze abkühlen. Sogar noch fünf Minuten vor der Zeit; Bravo, Eve.   Das Meeting war furchtbar. Im Rüstungsbereich drängten die Investoren aus allen Richtungen mit utopischen Forderungen. Ungefähr zeitgleich mit Eves Einstellung hatte Stark-Industries einen Vertrag für den Bau eines neuen Jagdflugzeuges unterschrieben. Die Prototypen befanden sich bereits im Bau. Ständig wollte man etwas anderes. Und was man wollte, sei ja begründet. Hohe, ständig wechselnde Anforderungen im Einsatz, Bla. Bla. Diese Hohlköpfe wussten alle drei Wochen aufs Neue ganz genau, was sie wollten. Aber was sie wirklich brauchten oder vielmehr was ihre Leute im Einsatz brauchten, davon hatten die feinen Herren -wie Üblich-  keine Ahnung. Eve war überglücklich, dass Tony in diesen Fällen den selben Grundsatz verfolgte, wie sie selbst: Nicken, Lächeln und am Ende das tun, was man sowieso getan hätte. Trotzdem war dieses "Ja und Amen" unglaublich anstrengend. Während des Gesprächs mit den hohen Herren vom Verteidigungsministerium war Tony die meiste Zeit damit beschäftigt, Eve unter dem Tisch auf den Fuß zu treten, damit sie nicht versehentlich laut aussprach, was sie dachte. Das ganze funktionierte allerdings auch nur so lange, bis Tony der Kragen platzte und er einen der Privatinvestoren kurzerhand mit der Aussage:"Da, wo Sie gerade sitzen, könnte ich mir auch gut eine Zimmerpflanze vorstellen." entfernte. Nun musste sie sich um einen neuen Investor kümmern, da sonst die finanziellen Mittel gerade für die Prototypen ausreichen würden. Einen zu finden war nicht die Schwierigkeit. Den richtigen zu finden war die Crux. Der Aufzug öffnete seine Türen mit einem Ping. In dem Moment fragte sie sich, welche Überraschung Pepper heute an dem Arbeitsplatz vor ihrem Büro platziert haben mochte und beschloss, diese kurzerhand wegzuignorieren. Mit imaginären Scheuklappen ging sie in ihr Büro und warf die Tür schwungvoll in ihre geschlossene Ausgangsposition zurück. Ihr erster Gedanke, war die verzweifelt herbeigesehnte Tasse Tee. Offenbar hatte ihre Verzweiflung in der Zwischenzeit tatsächlich eine kleine Kanne duftenden Schwarztees auf ihrem Schreibtisch generiert. Faszinierend. Neben der Kanne stand eine Tasse umgedreht auf ihrer Untertasse nebst einem Löffel und einem Sahnekännchen; das Ganze säuberlich auf einem kleinen Tableau platziert. Argwöhnisch legte Eve die Mappen aus dem Meeting ab und setzte sich. Sie machte sich eine Tasse fertig und roch daran. Kein Gift, das war schon mal eine erfreuliche Erkenntnis. Der Tee schmeckte überraschend gut. Und diese Ruhe, traumhaft. Es vergingen etwa zehn Minuten, bevor es kurz aber bestimmt klopfte und Loki mit einem Klemmbrett bewaffnet vor ihren Schreibtisch trat. "Guten Morgen, Miss Harrington. Luke Saulsbury."Nach der knappen Vorstellung fuhr er ungehindert fort, während Eve sich eine weitere Tasse Tee eingoss. "Heute sind zwei weitere Termine angesetzt. Nach der Mittagspause hat Mister Stark eine private Besprechung anberaumt und um 16:00 Telefonkonferenz mit Ihrem Korrespondenten in Kyoto. Weiterhin soll ein Prüftermin bei Lockheed vereinbart werden. Während das Meetings hat Mister Greenburg angerufen, er bräuchte einige Unterschriften für die erweiterte Freigabe." Er überreichte ihr das Klemmbrett mit den zu unterscheibenden Dokumenten. "Sobald Sie fertig sind, schicke ich sie unverzüglich raus. Eine Wochenübersicht ihrer Termine ist in Arbeit. Kann ich bis weilen noch etwas für Sie tun?" Eve nippte indes an ihrer Tasse und versuchte das aufkommende Zucken in ihrer rechten Augenbraue zu unterdrücken. "Ja. Machen Sie, dass Sie raus kommen, Saulsbury und organisieren Sie mir ein Stück Zitrone." Loki nickte höflich und verließ das Büro. Dieser... Sie stellte vorsichtshalber die Tasse ab um sie nicht versehentlich aus einem Impuls heraus gegen die Bürotür zu schmettern. Diese Dreistigkeit! Er musste es gewusst haben, als er den Job angenommen hatte. Er wirkte selbstsicher, elegant und die Aktion von eben ließ sich durchaus als effizient bezeichnen. So viel musste man ihm Zugestehen. Na fein, dachte sie und massierte sich die Nasenwurzel. Drei Tage. Wenn er den Job nach drei Tagen nicht hingeschmissen haben sollte, soll er ihn haben. Eve löste die Dokumente aus der Halterung des Klemmbretts und sah sie durch. Zwischenzeitlich stellte Luke ihr wortlos eine filettierte Zitrone auf einem Teller auf den Schreibtisch und verschwand wieder an seinen Arbeitsplatz. In den Dokumenten ging es um die Testfreigabe der Prototypen. Verwunderlicherweise, war es heute sehr ruhig. Kein Telefon klingelte, keine nervigen Menschen, die einfach unangekündigt in ihr Büro platzten. Es war angenehm. Unglaublich angenehm. In der Mittagspause brühte sie sich eine weitere Tasse Tee auf und legte eine Scheibe Zitrone in die Tasse. Sie ging ihre Mails durch und beantwortete das nötigste. Nach der Tasse sammelte sie die Unterlagen für das Meeting mit Tony zusammen. Als sie das Büro verlies hielt sie erstaunt inne. Luke saß an seinem Arbeitsplatz und tippte auf seiner Tastatur herum. "Saulsbury, was machen Sie hier? Sie haben noch 17 Minuten Mittagspause." "Die Übersicht ist noch nicht fertig. Außerdem habe ich keinen Hunger." "Wie dem auch sei. Ich bin jetzt bei Stark. Falls-" "Sie sind nicht da. Selbstverständlich." Luke lächelte kurz und wand sich wieder seiner Arbeit zu. Eve biss sich auf die Unterlippe und ging zum Aufzug. Effizient.   "Also Tony, die Nummer mit der Zimmerpflanze war zwar zum schreien, aber gebracht hat sie uns nichts." "Du musst gerade reden." Eve grinste. Sie hatte gebrüllt vor lachen, worauf der Zimmerpflanzenersatz empört die Szenerie verlies. Tony bot ihr einen Platz in dem Besprechungsraum neben seinem Büro an. "Es ist halb so schlimm. Die Investoren stehen Schlange. Und wer könnte besser auswählen, als Du?" "Auswählen?" Eve schenkte ihm einen ungläubigen Blick. "Allerdings." Tony zauberte einen Aktenordner hervor und setzte sich neben Eve. "Die Investoren stehen Schlange. Es ist ein sehr rentables Projekt. Hoher Absatz, staatliche Förderung. Kriegsmaschinerie kurbelt die Wirtschaft an." Ihre Rückenmuskulatur verspannte sich. "Tony, Du weißt, dass ich da der falsche Ansprechpartner bin." Eve hatte immer versucht, diesem Projekt bis auf die Ingenieursarbeiten so gut wie Möglich aus dem Weg zu gehen. Tony schluckte schuldbewusst und schob ihr wortlos den geöffneten Ordner hin. "Hier." Der Ordner beinhaltete unzählige Personenprofile. "Ich möchte nur einen neuen vertrauenswürdigen Investor. Nichts großes." Er bemerkte, wie sich Eve merklich entspannte. "Ok. Ich werd sie überprüfen." Tony presste die Lippen zusammen und nickte dankbar bevor er das Thema wechselte. "Wegen dem Anzug..." Sie hob interessiert die Brauen, als sie Tony sein Lächeln zu verbergen versuchte. "Wie wäre es mit einem vorläufigen Testlauf?" Eves Grinsen war ihm Antwort genug. "Heute Abend?" "Ach!" Sie verdrehte die Augen. "Tony, die Investorsache geht vor. Und für die Überprüfung hiervon brauche ich mindestens zwei Tage." sie schenkte dem Ordner einen abfälligen Blick. "Aber Du brauchst doch sicher nicht 24 Stunden vom Tag dafür?" "Essen und Schlafen darf ich noch, oder." "Schlaf wird völlig überbewertet." Er hob herausfordernd die Brauen. "Fein, heute Abend." "Hervorragend." Tony klopfte geschäftig auf den Tisch und stand auf. "Das wäre dann soweit alles, Eve. Wir sehen uns dann später." Eve ergriff etwas demotiviert den Ordner. "Sie hätten mir wenigstens eine Vorauswahl geben können, Mister Stark.", bemerkte sie, als sie durch die aufgehaltene Tür trat. "Das ist die Vorauswahl. Ach ja, zieh am besten bequemere Schuhe an." Er deutete kurz auf ihre Pumps und schloss die Tür hinter ihr. "Na großartig." murmelte sie leise und stapfte zurück zum Aufzug. "Ich hasse meinen Job."   "Die Lockheed-Dokumente." Sie legte ihm das Klemmbrett hin und lehnte sich gegen den Tresen hinter dem sich sein Arbeitsplatz befand. "Ich bin morgen nur kurz im Büro. Merlin aus der Personalabteilung braucht morgen einige Akten. Die sind in der grünen Mappe im Schrank neben meinem Schreibtisch. Sagen Sie an sonsten für morgen alle Termine ab. Nachdem sie mich mit Kyoto verbunden haben, können Sie Feierabend machen." Sie verschwand wieder in ihr Büro während Luke sich um die Dokumente kümmerte. Offenbar hatte sie bemerkt, dass er alle Anrufe für sie entgegengenommen und den Großteil abgewürgt hatte. Er hatte es sich anders vorgestellt, für Eve zu arbeiten. Schlimmer. Die professionelle Distanz war etwas merkwürdig. Aber er würde sich daran gewöhnen. Eve hatte Recht. Ein Großteil der Leute, mit denen man hier arbeitete waren einfach nur anstrengend. Er machte die Dokumente Versandfertig und ging dann in den Konferenzraum, um sich mit dem Korrespondenten in Japan in Verbindung zu setzen.     "Ich habe mich eben gefragt, wo Du bleibst." Tony lächelte süffisant, als sich die Aufzugtüren öffneten. "Mein Japanisch ist etwas eingerostet. Hat also länger gedauert." Sie folgte Tony in seine "Werkstadt" und wandte sich an Jarvis. "J! ich verhungere, könntest du mir was zu essen auftreiben?" "Ich könnte etwas ordern..." "Quattro Frommagi mit extra Käse." Innerlich freute sie sich bereits unglaublich darauf. "Sie wissen schon, dass das überläuft?" -Das sagte Jarvis jedes Mal. "Für mich wie immer, Jarvis. Pepper ist nicht da.", begann Tony, als er einige überdimensionierte Equipmentkoffer heranrollte. "Weiß ich doch. Oh! Alles für mich?" Eve schlug die Hände zusammen und mimte überschwängliche Freude. "Das wär doch nicht nötig gewesen." "Hast Du 'ne Ahnung." Sie half ihm mit den Koffern und räumte die Arbeitstische mit ihm zur Seite. "Was ist das alles?" "Die Schubmodule." Eve stutzte. "Nur die Schubmodule?" "Ja richtig!" Mit diebischer Freude im Gesicht präsentierte er ihr ein kleineres Modell des Kofferensembles in geöffnetem Zustand. "Und zwar in Einzelteilen!" Tony grinste bis über beide Ohren. Eve beäugte die polierten Metallteile und filigranen Platinen mit offensichtlichem Widerwillen und sah dann wieder zu Tony, der sich das Grinsen mittlerweile bildlich im Gesicht festgetackert hatte. "Fast so schön wie Weihnachten.", bemerkte sie sarkastisch. Sein Lächeln starb. "Hat nicht geklappt?" Eve presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. "Schade." Er stellte den Koffer auf einen der Arbeitstische. "Aber Du wirst sehen, in zwei bis drei Stunden sind wir fertig."   Sechs Stunden und eine Calzone später: "Hättest du die Teile nicht wenigstens schon in Baugruppen liefern lassen können?", fragte Eve entnervt und legte den Schraubendreher zur Seite. "Damit Du wieder was zu meckern hast?" "Ich finde immer was zu meckern, Tony. Auch an meiner eigenen Arbeit." "Immer was zu meckern, Tony...", äffte er sie nach und bekam eines der polsternden Verpackungselemente an den Kopf. "Anthony!" "Eve, lass das!" Sie lachte. Eve hatte es einmal versehentlich in einer ähnlichen Situation geschafft, den tadelnden Tonfall seiner Mutter perfekt zu imitieren. Sie nahm einige der zusammengesetzten Baugruppen auf und platzierte sie auf der großen Arbeitsplatte. "Die Einsätze sind fertig. Vorne links," Sie lief zurück und kam mit einem weiteren Schwung wieder. "Vorne rechts, hinten links, hinten rechts. Sind die Control-Panels fertig?" "Gleich. Setz die Teile schon mal in den Cage." Tony lötete unter einer Lupe an einer kleinen Platine herum. Mit dem Cage war das Grundgerüst der Schubmodule gemeint: Die Hand-und Fußelemente des Anzuges. Diese Hatte Tony zu Anfang zusammengefügt. Für jemanden, der die Konstruktionspläne nicht kannte, mussten sie wie die Trümmerteile eines Roboters aussehen, den eine Explosion kürzlich in seine Bestandteile zerfetzt hatte. Eve setzte die filigranen Baugruppen in den zugehörigen Cage und begann, die Kabelbäumchen zu pflanzen. Nachdem Tony die Steuerungselemente online geschaltet und kalibriert hatte, ging es endlich an den Test. "Okay...", meinte Tony. "Ich denke, wir sind soweit." "Dann mal los." Eve machte Anstalten, sich an das virtuelle Keyboard zu setzen, um bei dem Test die Funktionen zu überwachen. "Ähm, Eve?" Sie drehte sich um. "Sehe ich aus, als hätte ich Schuhgröße 39?" Es dauerte einen kurzen Augenblick bis Eve realisiert hatte, was er damit sagen wollte. "Nicht. Dein. Ernst." "Dein Baby, Dein Testflug." "Tony, ich weiß nicht mal, wie ich die Dinger anschmeißen soll." Aber der Millionär wäre nicht der Philanthrop, hätte er nicht schon eine Antwort auf ihre passive Frage. Er verschwand hinter einem der Pulte und kam mit einem silbernen Aktenkoffer zurück. Darin befand sich ein sehr interessantes Konstrukt, das dem im Mark verbauten Arc-Reaktor sehr ähnlich schien. "Du erinnerst Dich an die Tesserakt-Problematik?" Sie nickte und trat näher, um Tony auf die Finger sehen zu können. Es war eine Transparente Kugel in etwa so groß, wie ein Apfel. Darin umspannten filigrane Metallringe eine blau meliert schimmernde Kugel. Wie ein kleiner Planet dessen mit Wasser bedeckte Oberfläche von Stürmen gepeitscht wurde; und die Metallringe darum gleich zweier koaxial zueinander verlaufenden planetaren Ringsystemen. Sie nahm die Kugel aus der Halterung im Koffer und drehte sie in der Hand. "Wir haben das Zepter und den Tesserakt weiter analysiert und festgestellt, dass der Tesserakt einen molekularen Empfänger mit Energie speisen kann. Also haben wir so lange herumexperimentiert bis es uns möglich war,  einen Synthetischen Empfänger herzustellen. Das ist das Ergebnis." Eve sah verträumt ins schimmernde Innere der Kugel. "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll." Sie sah auf und gab ihm den kleinen Planeten zurück.  Tony spannte ihn in die externe Konsole, die darauf ein virtuelles Display projizierte. "Und wie genau löst es jetzt unser Energieproblem?", fragte Eve und beäugte interessiert die Daten auf dem Display. "In den Schubmodulen sind kleine Zellen verbaut, die die Discokugel hier anzapfen und das System so mit Energie versorgen." Bevor Eve etwas weiteres sagen konnte, schob er sie zur arbeitsplatte, auf der die fertigen Schubmodule lagen. Tony half ihr in die Millionenschweren Carbonfaser-Stiefel und anschließend in die dazu passenden Handschuhe, nachdem sie unterarmlange Handschuhe aus dünnem neoprenartigen Material angezogen hatte. "Und jetzt?" Eve stand etwas verwirrt in der Mitte des Raumes und beobachtete mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, wie ein Dum-E mit einem Feuerlöscher bewaffnet heranrollte. "Wehe, wenn Du mich löschst." Tony aktivierte die Kameras im Raum zur Aufnahme des ersten Tests. "Versuch eins, 21. Oktober 2014." er wand sich an sein Versuchskaninchen. "OK, Du aktivierst die Module mit Deinen Absätzen. Versuch es mit einem hohlen Tritt." Sie verlagerte ihr Gewicht auf die Ballen und trat bestimmt mit der Ferse auf. Mit einem kleinen klicken startete die Energieeinspeisung und wanderte in Form von blau leuchtenden geometrischen Äderchen den Stiefelschaft hinauf und lief dann weiter in die Handschuhe. Sie spürte kleine Taster, die leicht gegen ihre Hosenbeine und das Neopren an ihren Armen drückten und sich der Form ihrer Gliedmaßen anpassten. Fasziniert betrachtete sie ihre Hände, oder viel mehr das, worin sie steckten und bewegte vorsichtig ihre Finger. Das Carbonmaterial der Module war unglaublich leicht und die Übersetzung ihrer Bewegungen war absolut akkurat. "Das ist der Wahnsinn." "Kannst Du Deine Hände uneingeschränkt bewegen?" Sie  wackelte mit den Handgelenken. "Ja, völlig problemlos." "Ok, jetzt die Füße. Geh' mal ein paar Schritte." Während Tony die Anweisungen gab, überwachte er die Funktionsparameter auf mehreren Displays. Vorsichtig setzte Eve einen Fuß vor den anderen und testete den Spielraum ihrer Gelenke. "Wie ist es?" "Nicht ganz so Einfach, wie mit den Handschuhen. Es ist ein Bisschen wie mit neuen Kampfstiefeln." Sie streckte die Füße, soweit möglich und balancierte auf ihren Ballen. "Das geht." Sie ging in die Hocke. "Das geht auch. Ich muss mich erst noch dran gewöhnen. Aber insgesamt, scheint alles so zu funktionieren, wie's soll." "Sehr gut.", kommentierte Tony und tippte etwas ins Protokoll. "Okay, jetzt schweb mal." er sah sie erwartungsvoll an. "Wie, schweb mal?" "Na..." Er hob die Hände schwungvoll nach oben, um ihr zu signalisieren, dass sie abheben sollte. "Ich hab sie auf 20% Schub gedrosselt. Du steuerst einfach mit Händen und Füßen. Wie im Wasser, wenn du nicht untergehen willst." Eve schenkte ihren Carbonstiefeln einen skeptischen blick. "Ist ganz einfach. Wie Fahrradfahren." Das nächste, woran sich Eve erinnerte, waren höllische Schmerzen im kompletten Gestell und ein Eisbeutel auf ihrem Kopf. "Fahrradfahren am Arsch.", stöhnte sie, und richtete sich auf. "Sorry, ich hätte Dich vorwarnen sollen." "Ach, was!" Sie saß auf der niedrigen Couch, auf die sie Tony verfrachtet hatte auf und hielt den Eisbeutel auf ihrem Kopf fest. Sie steckte immer noch mit Händen und Füßen in den Schubmodulen. "Ich dachte 20% würden ausreichen, um so etwas zu verhindern. Mir ist das gleiche bei den ersten Versuchen mit dem MARK passiert." "20% von wie viel?" Er lächelte entschuldigend. "Offensichtlich mehr, als ich erwartet hatte. Hey, wenigstens hat Dich der Dum-E nicht gelöscht." Sie seufzte und legte den Eisbeutel zur Seite. "Versuchen wir's nochmal." Sie stand auf und schaltete die Kameras im Vorbeigehen wieder auf Aufnahme "Versuch zwei. Drosselung auf 5%." Tony trat wieder hinter die virtuellen Displays und änderte die Kalibrierung. "Bist Du Dir sicher, dass Du weitermachen willst?" "Zeit ist Geld, Tony. Also los." "Ok, das gleiche nochmal, diesmal aber nicht so stürmisch." "Du redest Dich leicht. Du fliegst mit den Dingern ja auch schon seit Jahren." Sie atmete tief durch und setzte den Schubempuls. Wieder schoss sie direkt in die Höhe, schaffte es aber nach etwa zwei Metern, abzubremsen und sich mit den Modulen in ihren Handschuhen auszubalancieren. Das ganze sah noch sehr wackelig und unbeholfen aus; wie ein Rehkitz, das bei den ersten Schritten Gefahr läuft, über die eigenen Beine zu stolpern. "Und jetzt?" "Probier die Steuerung aus. Bisschen nach links, bisschen nach rechts..." Eve schwebte im Raum hin und her. Die Bewegungen wurden schnell einfacher. "Super und jetzt komm runter." Aber der Versuch, den Schub weiter zu drosseln ging in die Hose, was dazu führte, dass sie unsanft auf ihrem Hintern Landete. "Verdammt!" "Alles ok?" Tony eilte zu ihr. "Ich glaub, ich hab mir was gebrochen." Sie kam etwas schwergängig wieder auf die Beine und rieb sich über die lädierten Gliedmaßen. "Was hältst Du nächstes Mal von 'ner Matte auf dem Boden, oder wenigstens ein Paar Protektoren, damit ich mir nicht versehentlich das Genick breche?" Tony seufzte. "Wir sollten Schluss machen. Du musst noch ins Büro." "Wie spät ist es?" "Kurz nach Acht." "Morgens? Na Großartig." Eve unterdrückte ein Gähnen. "Ich geh Duschen und fahre dann ins Büro." "Apropos, wie läuft's mit der Assistentensuche?" fragte Tony mit einem schelmischen Grinsen. "Willst Du das wirklich wissen? Wie zur Hölle komme ich aus den Dingern eigentlich wieder raus?" "Warte." Er fuhr die Einspeisung der Discokugel herunter und half ihr zunächst aus den Handschuhen und dann aus den Stiefeln. "Wenn der Anzug fertig ist, läuft das automatisch ab. Können wir heute Nachmittag weitermachen?" Sie begann, ihre Sachen zusammenzusuchen. "Ich muss die Investorenliste noch prüfen, Tony." "Kann das nicht einer von den anderen übernehmen?" Eve seufzte und warf sich die Umhängetasche über. "Ich muss zumindest dabei sein." Tony wirkte enttäuscht. "Willst Du noch was essen oder so?" "Danke, ich hol mir in der Cafeteria irgendwas." Sie stieg in den Aufzug. "Jarvis?" "Ihr Wagen steht wie gewohnt bereit, Ma'am." "Ok, dann bis später." "Bis dann."   Das Büro war recht groß, wirkte aber immer noch sehr klein gegen das von Miss Potts, bei der er Vorgesprochen hatte. Der U-Förmige Schreibtisch stand in der Mitte des Raumes und öffnete sich nach hinten zum Fenster. Dieses Streckte sich vom Boden bis zur Decke über fast zwei Drittel des Raumes. Auf der linken Seite schloss ein kleines Badezimmer an. In der rechten Hälfte des Raumes stand ein niedriges puristisches Ledersofa in schwarz. In der Ecke eine kleine Pantry, die sich auf einen kleinen Kühlschrank und eine Tee-Bar beschränkte. Die Wände waren größtenteils von Regalen bedeckt, in denen sich die Ordner und Dokumentmappen wie Sardinen in einer Konserve drängelten. Luke ging zu dem Aktenschrank, der neben Eves Schreibtisch stand und suchte die grüne Mappe. Plötzlich flog die Tür auf. "Guten Morgen." Es dauerte eine Weile, bis sie den sprechenden Haarschopf hinter dem Aktenschrank identifiziert hatte. "Guten Morgen. Was-" Sie erinnerte sich. "Richtig, die Mappe." Eve legte ihre Tasche ab. "War Merlin schon da?" "Nein, noch nicht. Luke tauchte hinterm Schreibtisch auf und musterte sie. "Heute haben Sie ja wieder ihre schönsten Augenringe aufgesetzt, Miss Harrington." Sie war heute Nacht nicht im Apartment gewesen, also hatte sie wohl mal wieder eine lange Nacht gehabt. "Das ist nicht witzig. Termine?" "Sie wollten, dass ich für heute alles absage." "Da war ja was.", murmelte sie und kramte in ihren Manteltaschen. "Haben Sie schon gefrühstückt, Luke?" "Nein." Er runzelte die Stirn aufgrund der ungewöhnlichen Frage. "Um die Ecke gibt es ein nettes Café mit einem annehmbaren Frühstück." Es war offensichtlich eine Einladung. "Sehr gerne." "Nehmen Sie die Mappe mit." Sie verließ das Büro. "Was ist mit Merlin?" "Ich hab' ihm eine Nachricht geschickt." Luke schlüpfte in seine Lacke und folgte ihr an dem Tresen der Kaffeküche vorbei zum Aufzug. Als sich die Türen schlossen und sich die Kabine langsam abseilte seufzte Eve und lehnte sich gegen die Wand. "Wie geht es Deinem Fanclub?" "Meinem was?" "Dein Fanclub. Die Ladies aus der Personalabteilung. Sag bloß, Du hast sie nicht bemerkt?" Die Aufzugtüren öffneten sich und Luke folgte Eve aus dem Gebäude. "Nein, ich habe nichts bemerkt." Es war ein erstaunlich milder Tag für Ende Oktober, der Himmel war leicht bedeckt und ließ ab und an ein paar wärmende Sonnenstrahlen durch. "Eve, wo warst Du letzte Nacht?" "Arbeiten." Er setzte zu einer Erwiderung an, aber sie brachte ihn mit einem sanften Lächeln zum schweigen. "Ich hab's Dir schon mal gesagt, Loki. Je weniger du weißt, desto weniger kannst Du beim Verhör erzählen." Sie bogen nach links ab und überquerten die Park-Avenue. Loki hob nur die Augenbraue und schnaubte leise. Das Cafè gehörte zu einem Hotel und war mediterran eingerichtet. Eve manövrierte zwischen den Stühlen mit geschwungenen Lehnen und Sitzkissen und den kleinen runden Marmortischchen hindurch und nahm an einem größeren der Tische Platz. An allen Tischen war bereits eingedeckt. Rasch kam eine junge Kellnerin zu ihnen und zückte aus einer an ihrem pastellgelben Kleid befindlichen Tasche Zettel und Stift. "Guten Morgen!" Sie strahlte die beiden an. "Was darf Ich ihnen bringen?" "Für mich erst einmal eine Kanne Tee, englisch bitte.", bestellte Eve. Das Mädchen hieß Stella, das sagte zumindest das kleine Namensschild an ihrer Brust. Sie war Jung, vermutlich ein Ferienjob. Das gepflegte lange blonde Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ein Frecher Pony fiel ihr ins Gesicht. Ihre Augen waren angenehm geschminkt, kein Lippenstift, ihre Hände manikürt. In Kombination mit ihrer stetig wunderbaren Laune, ließ alles darauf schließen, dass Stella frisch verliebt war. Sie sah Loki freundlich an. "Für mich das gleiche bitte." "Und die Karte für's Frühstück." "Sehr gerne." Stella verließ den Tisch und huschte in die Küche. Kurz darauf erschien sie wieder und drückte jedem der beiden die auf Elefantenhaut gedruckte Frühstückskarte in die Hand. Dann legte sie noch, wie es im Hause üblich war, eine frisch gedruckte Ausgabe der New-York-Times auf den Tisch gefolgt von einem blauen Aktenordner. "Danke, Stella." Eve lächelte und schlug die Times auf. Loki blickte verwirrt auf den Ordner und versuchte, durch die Schlagzeile hindurch Eve's Aufmerksamkeit zu erregen. Stella kam mit Einem Tablett zurück, auf dem die beiden Kannen standen und stellte diese nebst einer Zuckerdose und einem Kännchen sahne auf den Tisch. "Zwei Croissants bitte." Eve sah von den Times auf und zwinkerte dem Mädchen zu. "Ich nehme den Lachsbagel." Stella nickte und verschwand - lächelnd. "Eve, was macht der Aktenordner hier?" "Lass mich bitte erst meinen Tee trinken." Sie legte die Times zur Seite und drehte die Tasse um, die auf ihrem Platz eingedeckt verkehrt herum auf ihrer Untertasse stand und machte sich in aller Ruhe ihren Tee. Loki tat es ihr gleich und rührte einen Löffel zucker in seine Tasse; keine Sahne. Nach dem ersten Schluck entspannte sich Eve merklich und griff schließlich zu dem Aktenordner. "Gestern ist uns leider einer unserer Investoren abgesprungen und jetzt benötigen wir schnellstens Ersatz. Hier-" Sie schlug den Ordner auf. "sind die Kandidaten aufgelistet, die Mister Stark in Betracht zieht." Eve drehte ihn zu Loki um. "Die Herren und Damen hier drin sind bereits überprüft. Alle Daten befinden sich in dem Ordner." Loki blätterte durch die minutiös angefertigten Profile. "Warum erzählst Du mir das? Und wie zur Hölle kommt der Aktenordner hier her?" Aus dem Nichts stand Stella vor den Beiden, stellte das Frühstück auf den Tisch und verschwand wieder. Eve biss ein Stück von ihrem Croissant ab und nippte an ihrer Tasse bevor sie fortfuhr. "Ganz einfach. Du suchst mit mir drei Kandidaten aus, wirst die Interviews durchführen und den Geeigneten Kandidaten auswählen." Sie leerte ihre Tasse und wartete Die Reaktion ihres Gegenübers ab. Er  sah sie ungläubig an. "Du lässt mich frei in Dein Büro; lässt mich die Terminarbeit machen, ohne auch nur einmal nachzuhaken und jetzt soll ich klassifizierte Daten durchsehen?" Zur Antwort bekam er ein Zauberhaftes Lächeln und anschließend erneut die Schlagzeile der Times zu sehen. Loki schnaubte und biss frustriert von seinem Bagel ab.   Während er sich Notizen machte und die Akten durchsah, beobachtete er belustigt, wie ab und an Eves Hand hinter der Zeitung hervortastete und entweder nach einem Stück Croissant oder der Teetasse fischte. Irgendwann - Stella hatte in der Zwischenzeit das Mittagsmenü auf den Tisch gelegt - legte Eve die Zeitung weg und beugte sich nach vorn um sich Lokis Arbeit anzusehen. "Und?" "Ich bin bald soweit.", sagte er ohne aufzusehen und blätterte auf eines der letzten Profile. Eve lehnte sich entspannt zurück und bedeutete Stella für Loki eine Tasse Kaffee und noch etwas Tee zu bringen. Während sie die Times gelesen und ihren Tee geschlurft hatte, konnte sie ihn wunderbar bei der Arbeit beobachten. Er war erst den zweiten Tag hier und schon lief alles wie von selbst. Sie musste sich kaum um etwas kümmern außer ihrer tatsächlich eigenen Aufgaben. Jetzt wollte sie sehen, wie er sich damit schlug. Schließlich klappte er den Ordner zu und nippte von dem Cappuccino, den Stella gebracht hatte. Innerlich fragte sich Eve, welcher Typ Mann Cappuccino trank. Dann wurde sie kurz von seiner Zunge abgelenkt, die den Schaumrest von seiner Oberlippe entfernte. Das war immer das Problem, wenn man mit Attraktiven Menschen arbeitete. Er räusperte sich und nahm seine Notizen zur Hand. "Insgesamt kommen neun in Frage, den Rest kannst Du direkt schreddern." Eve hob überrascht die Augenbrauen und stützte das Kinn auf ihre verschränkten Hände während sie seinen Ausführungen lauschte. "... haben genügend Ressourcen sind aber meist etwas indiskret, vor allem der jetzige Vorstandsvorsitzende. Das würdest Du nicht wollen, also bleiben nur noch Anderson, Hughes und die Virgin Firmentochter übrig." "Dann haben wir morgen einen engen Zeitplan vor uns. Hughes sitzt in Philadelphia und Anderson Wohnt irgendwo in der Pampa auf einem alten Gutshof." Loki kniff die Augen zusammen und versuchte irgendetwas in Eves Mimik zu finden, dass auf einen Trick hindeutete. Es war ihm nicht geheuer nach all dem was sie erzählt hatte, wie sie seine Vorgänger losgeworden war. Sie ließ ihn unter Garantie gerade ins offene Messer laufen. Er nippte von seinem Cappuccino. Eve schickte sich selbst ein imaginäres Memo, dass sie daran erinnern sollte, sich nie wieder in seiner Nähe aufzuhalten, wen er Cappuccino trank. Dieser scheiß Cappuccino! Warum kein Espresso, oder stinknormaler Kaffee?! Nein, Cappuccino! Himmelnocheins. Loki stand vor dem Firmengebäude und sah auf die Uhr. Eve war heute Nacht wieder nicht nach Hause gekommen. Sie hatte ihm eine Nachricht geschickt, jemand aus der Pers-Abteilung würde zur Protokollierung vor Ort sein. Er sah nach wie vor niemanden. Als die Pünktlichkeit es forderte, ging er hinein und meldete sich an der Rezeption an. Die Empfangsdame brachte ihn freundlich lächelnd in einen edel eingerichteten Warteraum und bat ihn, noch einen Augenblick Platz zu nehmen. Nachdem Eve gestern sang- und klanglos seiner Auswahl stattgegeben und Stella ein dickes Trinkgeld in die Hand gedrückt hatte, war sie Direkt vom Café aus in eine andere Richtung verschwunden und hatte ihn ins Büro geschickt, um die Termine zu vereinbaren. Die Glastür schwang nahezu lautlos auf und jemand setzte sich. Luke schenkte der Person, deren Schritte sich als die einer Frau identifizieren ließen, keine weitere Beachtung und sah noch einmal seine Unterlagen durch. Lieber Himmel, hatte er sich aufgebrezelt. Das glänzende schwarze Haar sauber nach hinten gekämmt, wacher Blick, frisch rasiert, der Anzug saß makellos und seine Hände wirkten wie frisch manikürt, nebenbei ging ein angenehm frisch-herber Geruch von ihm aus. Er sah aus, als wäre er eben aus einem Hochglanz-Modemagazin gehüpft. -Und das ganz ohne Photoshop. Schließlich räusperte sie sich und erlangte so seine Aufmerksamkeit. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis er sie erkannte. Eve trug ein edles schwarzes Kostüm und eine weiße Bluse darunter. Ihr langes dunkles Haar war hochgesteckt und sie trug eine Brille mit markantem Gestell. "Guten Morgen, Mister Saulsbury.", begann sie und hatte sichtlich Mühe, nicht über seinen entgleisten Gesichtsausdruck zu lachen. "Ich werde Sie heute begleiten und Protokoll führen." "E-" Er besann sich auf seine Rolle. "Ok, aber warum die Brille?" "Wirkt authentischer, finden Sie nicht?" Sie grinste und rückte das Gestell auf ihrer Nase zu Recht. Ihm entkam ein Lächeln. "Mister Grayham erwartet Sie." Die Empfangsdame stand in der Tür und geleitete die Beiden zum Chefbüro. Eve spielte brav die Assistentin und reichte dem potentiellen Investor die Dokumente, während Luke Saulsbury die Geschäfte machte. Auf dem Rückflug von ihrem letzten Termin in Philadelphia hielt es Loki nicht mehr aus. "Eve, wie ist der Aktenordner am Dienstag in des Café gekommen?" Sie hätte sich vor Lachen beinahe an ihrem Saft verschluckt. "Das wurmt Dich immer noch?" "Ja!" Sie schüttelte den Kopf und lächelte. "Betriebsgeheimnis." Loki schnaubte und sah aus dem Fenster. Draußen war der Dunkle Himmel von den Lichtkegeln der umliegenden Städte erhellt. Sein Blick schweifte durch das teure Interieur des Stark-Industries-Privatjets. Helle Verkleidungen und moderate beleuchtung machten die breiten mit beigem Leder bezogenen Sessel noch bequemer. Ihm gegenüber saß Eve. Sie hatte sich auf die Armlehne gestützt und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Die stärkelose Brille hatte sie abgelegt, als sie den Hughes-Komplex verlassen hatten. Trotz des Makeups war ihre Müdigkeit für ihn klar ersichtlich. Immer noch zeichneten sich leichte Schatten unter ihren Augen ab. Er beobachtete, wie sich ihr Brustkorb sanft hebte und senkte. Ihre vollen Lippen waren leicht geöffnet und ihre Augen Geschlossen. Sie war eingeschlafen. Als er ihre Züge studierte, keimte in ihm wieder die Frage nach dem Warum auf. Er erinnerte sich wieder an die Nacht in der es in Strömen geregnet hatte, bis plötzlich sie mit dem völlig überdimensionierten Regenschirm dastand. Obwohl er seit geraumer Zeit mit ihr unter einem Dach lebte und sie ihm jetzt gerade keinen Meter entfernt gegenüber saß, hatte er das Gefühl, als wäre sie unglaublich weit entfernt.  Ihr schlaf war nur von kurzer Dauer. Als der Flugbegleiter die Kabinentür öffnete, um die Passagiere über die bevorstehende Landung zu informieren, schlug sie die Augen auf und unterdrückte ein Gähnen. "Sind wir schon da?" fragte sie mehr sich selbst und streckte sich, bevor sie den Sicherheitsgurt für die Landung anlegte. Am Terminal stiegen die Beiden in ein Taxi - nicht das selbe. Während Loki nach Hause fuhr, ließ Eve sich zum Avengers-Tower bringen, wo Tony sie bereits mit einer Kanne Tee und einer Calzone erwartete.   Es klopfte. Sie kannte dieses Klopfen. "Ja?" Luke schob sich mit einem Tablett, auf dem sich ihre morgendliche Portion Tee befand, durch die Tür und stellte es neben ihr auf ihren Schreibtisch. "Vielen Dank." Nach ein paar Stunden Schlaf auf Tonys Couch in der Werkstatt war sie froh über diese routinemäßige Geste ihres Assistenten. Sie tippte die letzten Zeilen auf der Tastatur und ließ das Dokument drucken, während Luke die Morgenlage vortrug. Es war fast, wie vor ein paar Jahren, als sie noch in der Nato-Base gearbeitet hatte. Jeden Morgen eine kurze Besprechung zu den Tagesordnungspunkten: Die Morgenlage. Sie unterschrieb das mehrseitige Dokument und legte es in eine schwarze Mappe. "Ist der Vertrag für Houghes raus?" "Schon bei Merlin." "Wunderbar." Sie reichte ihm die Mappe. "Bringen sie das bitte direkt zu Miss Potts. Sie wartet darauf." Er nickte höflich und verließ das Büro. Kaum war er verschwunden, machte sich Eve grinsend ihre Tasse Tee fertig.   "Ja, bitte?" Eves Assistent betrat das Büro und reichte der Geschäftsführerin die Mappe. "Miss Harrington meinte, es sei eilig." Er machte gerade Anstalten, wieder zu gehen, als Pepper ihn aufhielt. "Bitte, Mister Saulsbury. Setzen sie sich einen Augenblick." Er kam ihrer Bitte nach und nahm etwas unschlüssig Platz. Miss Potts öffnete die Mappe und schien die Blätter durchzuzählen. "Es geht um ihre Stelle.", begann sie und ordnete das Papier wieder. "Miss Harrington hat mir einen Bericht vorgelegt. Sie hält sie für qualifiziert und vertrauenswürdig Außerdem hat sie Ihren Vertrag bereits unterschrieben. Ich würde sagen, sie haben den Job." Sie lächelte und reichte ihm die Dokumente. "Lassen Sie sich ruhig Zeit, alles durchzulesen." Luke war für einen kurzen Moment sprachlos. Er hatte den Job. Nachdem er die Wichtigen Seiten gelesen hatte, nahm er den Angebotenen Kugelschreiber und setzte seine Unterschrift unter Eve's. Anschließend unterschrieb Pepper das Dokument und schickte ihre Assistentin los um die Duplikate anzufertigen. Sie reichte ihm einen Umschlag mit weiteren Dokumenten und seinem ersten Gehaltscheck. "Na dann." Pepper reichte ihm die Hand. "Willkommen bei Stark Industries." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)