Ego von lil_Scarlet ((LokiXOC)) ================================================================================ Kapitel 10: That was close... ----------------------------- Er Träumte wirr. Das Heulen der Sirene, das Blaulicht des Streifenwagens. Sein eigener Gesichtsausdruck im Rückspiegel, dahinter eine Landschaft, die er nicht zu kennen glaubte, die ihm aber vertraut erschien. Hohe Arkaden und Säulengänge die das Sonnenlicht reflektierten, wie Gold. Endlose blühende Gärten; dort stand Eve regungslos in dem schlichten schwarzen Kleid und ein Goldschimmer umgab sie, als wäre sie in Bernstein eingefasst. Ein metallisches Schlagen und das Laute Kratzen eines Rolltores in seiner Führungsschiene rissen ihn aus dem Schlaf. Der helle Lichtschein der Leuchtstoffröhren in dem ganz und gar gefliesten Raum blendete schmerzhaft, stach in den Augen. Er wollte sie Abschirmen, doch der Schmerz in seinem Arm versagte die Bewegung.  „Aufgestanden, Kleiner!“ Eine vergnügte Männerstimme. Jemand trat in die Zelle. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte sich jemand mit einem Presslufthammer daran zu schaffen gemacht. Langsam sickerte der Schmerz am ganzen Körper in sein Bewusstsein. Ihm wurde übel und er krümmte sich in einem trockenen Brechreiz. Dann kehrte die Erinnerung zu ihm zurück. Der Galaabend auf dem Landgut, die Polizeistreife… Loki schaffte es mühsam sich aufzusetzen, hielt sich den pochenden Schädel. Er saß auf einer Pritsche, sonst befand sich nichts in der Zelle. Ein rundlicher Mann in Uniform mit einem silbernen Stern auf der Brust packte ihn am Arm und half ihm auf. „Mann, was haben sie denn mit dir gemacht Junge?“ Der Polizist mit Schnurrbart sah ihm erstaunt ins Gesicht. Loki antwortete nicht, versuchte vehement seine Beine unter Kontrolle zu bekommen. „Na komm“, sagte der Beamte freundlich und ging genügsam in Lokis Tempo; führte ihn aus der Zelle. „Dein Mädchen kommt dich abholen“, sagte er, als er Loki im Wartebereich auf eine der Bänke verfrachtet hatte. „Hübsches Ding. Hast Glück gehabt, Kleiner.“ Loki bemerkte erst jetzt, dass der Cop in etwa einen halben Meter kleiner war als er selbst. Ein paar Minuten Später brachte ihm Derselbe einen Plastikbeutel indem sich sein Portemonnaie, Mobiltelefon, Armbanduhr und Schlüssel befanden. Sein Sakko legte er neben ihm auf der Bank ab. „Mehr hattest Du nicht dabei?“ Luke besah sich den Inhalt des Beutels schüttelte dann den Kopf, soweit es ihm sein Körper erlaubte. Dann hielt ihm der Polizist ein Klemmbrett unter die Nase, darauf die Empfangsbestätigung für seine Habseligkeiten. Er zeigte auf das Feld und gab ihm einen Kugelschreiber. „Du müsstest bitte hier unterschreiben.“ Loki nahm träge das Klemmbrett und unterschrieb, gab es zurück. „Sie kommt gleich. Pass nächstes besser auf dich auf, Kleiner.“ Er Grinste und ging in eines der Büros hinter einem langen Holztresen. Sie?, dachte er verwirrt. Wer? Er hatte kein Mädchen. Was zur Hölle ist überhaupt passiert? Sein Kopf würde in wenigen Sekunden einfach platzen, dessen war er sich sicher. Wie eine Melone, die man auf den Boden warf. Er stützte mühevoll die Ellenbogen auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. Er erinnerte sich nicht mehr, wie lange er so da saß, bis er eine warme Berührung an seiner Hand spürte. „Hey, du“, sagte sie sanft. Er erkannte sie ohne sie anzusehen. Ihre Stimme, der Leichte Geruch nach Eukalyptus; ihr Shampoo roch danach. Die Mischung des leicht herben Parfums, das sie trug. Sein Mädchen… Innerlich lächelte er bitter und versank in Gedanken. „Loki?“ sie hatte sich vor ihn gehockt und zog langsam seine Hände weg. Ihre dunklen Augen musterten sein Gesicht, dann verzog sie das ihre. „Mein Gott, was haben die mit dir gemacht?“ Loki wollte Antworten, doch irgendetwas ließ es nicht zu. „Verschwinden wir von hier“, sagte sie leise und half ihm auf. Seine Versuche alleine zu Gehen scheiterten kläglich. Eve nahm seinen Arm, legte ihn sich um die Schulter. Zunächst wollte er sich wehren. Es war ihm peinlich, dass sie ihn so sah. Doch er musste einsehen, dass der ihre Hilfe brauchte. Außerdem war er ihr noch nie so nah gewesen, wie in diesem Augenblick. Ihre Wärme hatte etwas Magisches an sich. Eve Nahm das Sakko und die Plastiktüte, stützte ihn mit ihrem Arm zusätzlich an der Taille und führte ihn hinaus. Vor dem Police-Department stand ein kleiner blauer Golf mit bunten Wärmeaufklebern und einer Großen 13 an den Seitentüren und der Motorhaube. Eve half ihm einzusteigen, setzte sich hinters Steuer und fuhr los.   „Sie hatten Glück, Mister Saulsbury. Man hat ihnen nichts gebrochen, und sie haben bis auf die zahlreichen Hämatome keine inneren Verletzungen davon getragen. Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung erlitten, nichts worüber man sich allzu große Sorgen machen müsste. Ein paar Tage Ruhe, und alles ist wieder im Lot.“ Der Arzt hing sich das Stethoskop um den Hals, mit dem er eben noch die Atmung seines Patienten kontrolliert hatte. Er war mittleren Alters, von drahtigem Körperbau und hatte kurzes hellbraunes Haar nebst einem leichten Bartschatten „Ich lasse ihnen etwas für ihre Blessuren da…“ Er wühlte in der großen Arzttasche, die auf dem Küchentisch stand und holte einige Salben und eine Packung Schmerztabletten heraus. Dann klappte er geräuschvoll die Tasche zu. „Ich überlasse sie dann wieder der Obhut von Miss Harrington.“ Er lächelte, verabschiedete sich von Eve und verließ die Wohnung. Loki fingerte an der Packung mit den Schmerztabletten herum. Eve reichte ihm ein Glas, das er gierig mit zwei Pillen hinunter stürzte. „Wie geht es dir?“ Eve setzte sich neben ihn auf die Couch. Sie hatte ihn nicht in seine Wohnung gebracht, sondern zu sich. Kaum waren sie angekommen, rief der Portier an und meldete den Arzt, den sie nur Caleb nannte, am Empfang. „Besser“, nuschelte er und starrte an die gegenüberliegende Wand. Es waren neue Bilder hinzugekommen. „Ich hab‘ dir ein heißes Bad eingelassen“, sagte sie und stand auf. „Das hilft gegen die Schmerzen.“ Und gegen den Gestank, dachte er zynisch. Er wusste, dass er erbärmlich roch. Doch Eve schien es völlig egal zu sein. Sein Hemd hatte beinahe alle Knöpfe eingebüßt, die Fliege war verschwunden, auch das Sakko war Ruiniert, sowie die Hose und der Kummerbund. Die Lackschuhe hatten an allen Seiten Kratzer, die man definitiv nicht mehr herauspolieren konnte. Die Manschetten waren Aufgerissen und nur einer der schlichten goldenen Manschettenknöpfe war ihm geblieben. Ja, dachte er, ein Bad würde jetzt gut tun. „Danke“, sagte er schließlich und stand auf, wankte kurz, winkte ab, als Eve ihn stützen wollte und ging langsam ins Badezimmer. Er schloss die Tür hinter sich. Der ganze Raum roch angenehm. Das heiße Badewasser hatte bereits den ganzen Raum aufgeheizt, kleine Dampfschwaden lagen in der Luft und der Spiegel war schon beschlagen. Er entledigte sich der Reste seiner Kleidung, die er nach der Untersuchung noch anhatte, erhaschte einen Blick auf sein durch Kondenswasser verschwommenes Spiegelbild, auf die dunkle Verfärbung in seinem Gesicht an der Stelle, wo Caleb die aufgeplatzte Haut am Auge geklebt hatte. Loki trat näher, stützte sich auf dem Waschbecken ab und wischte mit der flachen Hand über den Spiegel. Gleich darauf wünschte er, er hätte es nicht getan. Abgesehen von seinen zerzausten Haaren zierte jetzt ein lila-blaues Hämatom seinen rechten oberen Wangenknochen und reichte um die Augenhöhle herum bis zur Braue. Sein Auge war blutunterlaufen und die Lider leicht angeschwollen. Außerdem war seine Unterlippe angeschwollen und wies eine stattliche Verkrustung auf. Er verzog das Gesicht, betastete vorsichtig die Klebenähte, entdeckte noch mehr blaue Flecke an Schultern und Schlüsselbein. Er sah an sich herunter und musste feststellen, dass der Rest seines Körpers nicht viel besser weggekommen war. Etwas unbeholfen stieg er in die Wanne. Zunächst stach das heiße Wasser, wurde aber schnell zu einer Wohltat. Auf der von Seife trüben Oberfläche des Wassers trieben kleine Ölaugen und vereinzelt ein paar getrocknete Blätter. Er fischte eines davon heraus, roch daran. Lindenblüten – schmerzlindernde Wirkung. Er musste lächeln und rutschte bis zum Kinn in das warme Wasser, schloss die Augen. Er wusste nicht, wie lange er so in der Wanne verharrte. In der Zwischenzeit hatten sich seine Kopfschmerzen etwas gelindert. Er sinnierte über den abgefahrenen Traum, den er gehabt hatte. Dieser merkwürdige Ort… war er dort schon einmal gewesen? Wo zum Teufel gab es denn goldene Dächer und Statuen? Er musste fantasiert haben. Entnervt fasste er sich an den Kopf, als ihm sein zerzaustes Haar, in dem immer noch die Pomade vom gestrigen Abend klebte, in den Sinn kam. Er sollte sich die Haare waschen. Auf dem Wannenrand stand nicht viel, nur ein Duschgel, ein Shampoo und ein Conditioner. Immer noch von seinen Blessuren geplagt griff er nach der Shampooflasche und platzierte etwas von dem nach Eukalyptus duftendem Inhalt in seiner Handfläche. Es klopfte leise und er hörte, wie die Tür einen Spalt breit geöffnet wurde. „Ist bei Dir alles okay?“ Eves Stimme drang von hinten gedämpft an seine Ohren und er setzte sich unbewusst auf. „Ja, alles okay“, nuschelte er. Die Tür ging weiter auf, kühlere Luft drang an seine Schultern. „Ich hab vergessen, Handtücher rauszulegen. Ich leg sie Dir hierhin, ja?“ Er nickte nur, starrte auf das trübe Wasser. Absichtlich drehte er sich nicht zu ihr um. Vermutlich hätte ihm die Bewegung Schmerzen bereitet und außerdem wusste er, was für einen furchtbaren Anblick sein Gesicht darbot. Er hob die Arme, um das Shampoo endlich in den Haaren zu verteilen und unterdrückte einen Aufschrei. Seine Schultern ließen die Bewegung einfach nicht zu. Die Tür klackte leise, als sie hinter ihm verschlossen wurde. Eve war wortlos verschwunden. Loki seufzte resigniert und rutschte bis zur Nasenspitze zurück ins Wasser, was seine Lädierten Knie zum Vorschein brachte. Wie aus dem Nichts griff plötzlich hinter ihm eine schlanke Hand nach der Shampooflasche auf dem Wannenrand. Er schreckte hoch und bereute instantan die abrupte Bewegung. Etwas Wasser platschte aus der Wanne auf den Fliesenboden. „Entschuldige. Ich dachte, du hättest mich bemerkt.“ Sie saß hinter ihm auf dem breiten Wannenrand, berührte sanft seine Schulter und zog ihn mit sanfter Gewalt zurück, sodass er sich anlehnen konnte. „Eve, was…“ Bevor er seine Frage ausformulieren konnte, hatte sie etwas Shampoo in ihren Händen verteilt und begann ihm vorsichtig durchs Haar zu fahren. „Entspann Dich.“ Loki gehorchte und schloss die Augen. Zunächst war ihre Berührung unangenehm an seinem immer noch pochenden Kopf. Doch kurz nachdem sie das Gel verteilt hatte, war sie dazu übergegangen, seinen Hinterkopf und seine Schläfen mit sanftem Druck und kreisenden Bewegungen zu massieren. Die Kopfschmerzen lösten sich immer mehr in Luft auf. Ob es der verspäteten Wirkung der Schmerztabletten oder der ihrer Hände geschuldet war, war ihm herzlich egal. Er wollte hier nie wieder weg. Viel zu schnell war der Moment vorbei und Loki tat seinen Unmut darüber mit einem murrenden Laut kund. Er öffnete schwerfällig die Augen und beobachtete, wie Eve sich neben ihm am Wannenrand abstützte. Plötzlich lachte sie. „Was?“ Er versuchte so genervt dreizuschauen, wie es sein Veilchen zuließ. „Sieht fast aus, als hättest Du Hörner“, lächelte sie. Loki brauchte einen Moment, bis er begriff, dass sein vor Schaum stehendes Haar die entsprechende Form angenommen haben musste. „Ha.Ha.“, quittierte er trocken. „Jetzt sei doch nicht so…“ Eve streckte sich nach dem Duschkopf über dem Wasserhahn und rutschte ab. „Wuaaah!“ Lautes platschen.   Loki zuckte zusammen, als Eve vorsichtig die Salbe auf der geklebten Platzwunde und an den außenrändern seines Veilchens verteilte. Er saß in einen Bademantel gewickelt neben Eve auf der Couch und ließ sich mehr oder minder genügsam verarzten während er zum wer weiß wievielten Mal in Gedanken versank. Im letzten Moment hatte Loki sie an den Oberarmen gepackt und so einen Sturz in die Wanne verhindert. Wie er feststellen musste, hatte er zu seinem Leidwesen auch möglicherweise etwas anderes verhindert. In diesem Moment befand sich ihr Gesicht vielleicht eine Wimpernlänge von seinem entfernt. „Das war knapp“, hatte er gemurmelt. Eve hatte sich daraufhin beschwert, dass er ja nicht das Bad hätte fluten müssen. „Ich hätte Dich auch einfach fallen lassen können“, hatte er gegrinst und so getan, als wolle er sie zu sich in die Wanne ziehen. Für diesen Scherz hatte er prompt aus dem Duschkopf einen Strahl kaltes Wasser ins Gesicht bekommen. „Du garstiges Reptil!“ Eve hatte gelacht und ihm anschließend mit warmem Wasser wortlos den Kopf gewaschen. Loki beobachtete die ganze Zeit über ihre Gesichtszüge. Sie biss sich die ganze Zeit über seitlich auf die Unterlippe. Eine Angewohnheit, wenn sie sich auf etwas konzentrierte. Bei besonderen Anlässen kam ihre Zungenspitze seitlich zum Vorschein. Warum hatte er sie nicht einfach fallen gelassen, verdammt?!“ Eve traute sich nicht, seinem Blick zu begegnen. Das war knapp. Sie hatte die Enttäuschung in seiner Stimme bemerkt. Enttäuschung worüber? Und jetzt saßen sie sich seit einer gefühlten Ewigkeit schweigend gegenüber. „Es tut mir leid“, sagte sie plötzlich. „Huh?“ Loki blinzelte verwundert. „Das hätte nicht passieren dürfen…“ „Was meinst Du?“, fragte er verwirrt. Eve ließ von seinem Auge ab und wischte sich die Salbenreste mit einem Taschentuch vom Finger, bevor sie nach einer anderen kleinen Tube aus dem ausgebreiteten Arzneiarsenal auf dem Couchtisch angelte. „Ich hätte dich nicht in dem Roadster nach Hause fahren lassen sollen. Die Cops dachten, Du seist betrunken.“ Loki zog die Brauen kraus und fing ihre Hand ab, als sie mit der anderen Salbe fortfahren wollte. „Das ist nicht Deine Schuld, Eve!“ Seine grünen Augen funkelten. Eve sah ihn überrascht an und bemerkte, dass die Schwellung an seinem rechten Wangenknochen merklich zurückgegangen war. Caleb hatte scheinbar eine neue Wundertinktur fabriziert. Loki brach abrupt ab und lies ihr Handgelenk los. Er hatte sie beinahe angeschrien. Es hatte ihn aufgebracht, dass sie sich die Schuld gab. Und er war immer noch wütend, dass er sich vorhin selbst die Tour vermasselt hatte. Ohne ein weiteres Wort fasste sie mit einer Hand sein Kinn und tupfte mit einem Finger die gelartige Salbe auf die Stelle, wo seine Lippe gestern Nacht aufgeplatzt war. Wieder biss sie sich konzentriert auf ihre Unterlippe. Sie trennten vielleicht fünfzig Zentimeter. Ihr Blick unter den langen dunklen Wimpern war total auf ihre Tätigkeit fixiert. Das Überraschungsmoment wäre auf seiner Seite. Wie aufs Stichwort legte sie den Kopf leicht schräg und war ein kleines Stückchen näher an ihn gerückt. Kaum merklich streckte er eine Hand nach ihr aus. „So.“ Plötzlich ließ sie sein Kinn los und zog sich aus seiner unmittelbaren Reichweite zurück. Wieder wischte sie sich den Finger an dem Taschentuch ab. „Sieht nur noch halb so schlimm aus“, lächelte sie, bekam von Loki allerdings nur einen ungläubigen Gesichtsausdruck. Er tobte innerlich. Das durfte doch nicht wahr sein! „Ehrlich!“, versicherte Eve. Sie hatte offensichtlich keine Ahnung, was in ihm vorging. „Du heilst verdammt schnell“, fuhr sie fort. – Sogar schneller als ich, dachte sie. „Mit dem zeug von Caleb sieht man in drei Tagen wahrscheinlich wirklich gar nichts mehr.“ Eve sammelte die handbeschriebenen Tuben und Pillendöschen ein und brachte sie zurück ins Badezimmer um sie zu verstauen. Sie stellte die letzte Dose in den Spiegelschrank und schloss ihn. Nach einem tiefen Atemzug musterte sie aufmerksam ihr Spiegelbild. „Mann, das war knapp.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)