Ad Interim von commander-grumpy-gay ================================================================================ Kapitel 1: Jahr 1 ----------------- Als du deine Augen schließt siehst du nur Blaupausen, vollgeschrieben mit Diagrammen unterschiedlicher Art, endlosen Kalkulationen; fühlst die Erschöpfung der letzten Tage – alles für die feine Strukturierung des neuen Bahnsystems. Du bist alles wieder und wieder durchgegangen, hast alles mehrmals durchgerechnet und überprüft. Nun brauchst du dir keine Gedanken mehr zu machen. Das Einzige, das du jetzt noch machen musst ist eine Schleife bei der Eröffnungszeremonie durchschneiden. Du seufzt und öffnest deine Augen, deine Gedanken kreisen weiter. So viel dazu, morgen ausgeruht zu sein. Mit dem zuknoten deiner Robe machst du dich auf dem Weg zu deiner kleinen Werkbank. Sie ist kein Vergleich zu denen in der Fabrik, aber für deine Hobbyprojekte - um einen klaren Kopf zu bekommen -ist sie dennoch völlig ausreichend. Auf der schmalen Werkbank sind Lötkolben, Zangen und Schraubenzieher zusammen mit feinen Metallsplittern verstreut. Du räumst dir einen kleinen Bereich für deine Arbeit frei und setzt dich auf den Stuhl. Du drehst dich herum – in der Hoffnung inspiriert zu werden – und dein Blick fixiert sich auf zerkratztes Metall und trockenes Leder; beinahe vollständig vergraben unter einer Ansammlung von Wochenblättern und Anleitungen. Mit einer gekonnten Handbewegung befreist du ihn aus seinem Gefängnis und ziehst ihn an. Es fühlt sich gut an, das Gewicht auf deiner Hand; mächtig. Seitdem du den Handschuh damals das erste Mal getragen hast, hast du diese Waffe bewundert; auch wenn jemand den du geliebt hast sie gegen dich verwendet hat. Oder gerade deswegen. Probeweise bewegst du deine Finge. Sie lassen sich nur schwer bewegen und beim Nachgeben quietscht das Metall. Die einst fein eingestellten Schrauben haben sich vom Rost umzingeln lassen und letzten Endes nachgegeben; sind nur in der Lage sich durch starken Einfluss von außen ein wenig zu entreißen und zu bewegen. Das Leder ist durch die vernachlässigte Pflege trocken und rissig geworden. Als du deinen Arm mitsamt dem Handschuh nach vorne schwingst, in der Hoffnung ihn zu entladen, blitzt es nur ein wenig blau auf; die letzten Funken haben ihren Weg nach draußen gefunden. Der vertraute Geruch von verbrannten Kabeln schwebt in der Luft. Du schüttelst deinen Kopf. „So also nicht.“ Du streifst den Handschuh ab und beginnst mit deiner Arbeit. ///// Du bist dabei gewesen als Korra nachgegeben und ihren Eltern zugestimmt hat nach Hause zu kehren. Immerhin seid ihr die meiste Zeit zusammen gewesen. Du drückst ihre Hand. „Es ist schon in Ordnung. In null Komma nichts bist du wieder zurück.“ Das hoffst du zumindest. Korra sieht dich nur ebenso an. Du hast da gestanden und zugesehen als Korra mit dem Schiff in Richtung Südpol gefahren ist; du hast das Gefühl, dass ein Teil von dir mit ihr zusammen fortgeht. Sich ‘Auf Wiedersehen‘ zu sagen ist in Ordnung, solange man selbst derjenige ist, der sich verabschiedet – man freut sich auf freut das Neue, Unbekannte; beschreitet ein Abenteuer. Ist man allerdings derjenige, der zurück gelassen wird… Sie trennen sich. Du hast ihnen versprochen in Kontakt zu bleiben, die Kinder zum Abschied umarmt, Mako und Bolin einen Kuss auf die Wange gegeben und dich auf den Weg zurück nach Republica gemacht. Dein Haus – Anwesen – ist riesig und leer und meistens bist du drinnen unterwegs; nutzt jedoch nur einen kleinen Teil und siehst dir die Welt von deinem Fenster aus an. Du hast dir einen Tag freigenommen. Dort läuft alles nach Plan und deine Hilfe wird zurzeit nicht benötigt. Du legst den Handschuh wieder zur Seite. Nur bis es Korra wieder besser geht – von dem du dir sicher bist, dass es bald der Fall sein wird. :: Das leere Blattpapier verwöhnt dich. Du bist dir nicht sicher, was du schreiben sollst; allzu viel Zeit ist nicht ins Land gestrichen – genutzt hast du sie ungeachtet dessen nicht. Liebe Korra, ich vermisse dich bereits. Bitte komme schnellstmöglich wieder. Alles Liebe, Asami. Du stöhnst entnervt und wirfst den Brief in den Müll. Du wünschst dir, Korra wäre hier – ihr habt nie Probleme gehabt direkt miteinander zu sprechen. Liebe Korra, ich hoffe, dir gefällt es am Südpol. Wir vermissen dich alle und wünschen dir eine schnelle Genesung. Asami. Schon besser. :: Briefe schreiben fällt dir inzwischen leichter und ‘Alles Liebe‘ hast du ebenfalls nicht mehr geschrieben; es ist ein Müh zu viel gewesen. Du hast bisher allerdings keine Antwort von ihr erhalten. Nachdem das Suchen nach einem Brief von ihr sich als vergebens bewiesen hat, seufzt du und liest dir die Tageszeitung durch. Du erfährst von Bolins neuem Job. Sein Name ist in der Liste der Bewohner Republicas gewesen, die sich Kuviras Spezialeinheit schließen möchten – die Zeitungen sind vorsichtig genug es nicht als Armee zu bezeichnen. Du runzelst die Stirn – hat Bolin nicht daran gedacht, dass du gerne eine Benachrichtigung bekommen hättest; sei es nur ein Brief. Aber dann hast du angefangen die Tage zu zählen und dir ist erst jetzt bewusst geworden, dass du die Jungs seit drei Monaten nicht mehr gesehen hast. Du lehnst dich zurück. Dass die letzten drei Monate vergangen sind ist dir kaum aufgefallen. Und was hast du in der Zeit gemacht? Du hast gewartet. Darauf, dass Korra zurückkehrt und alles wieder so wie vorher wird. Bolin hat offenbar nicht gewartet und sich aufgemacht, sein eigenes Abenteuer zu beschreiten. :: Es tut deinem Herzen gut Ikki und Meelo wieder zu sehen. Sogar Pokey ist zu dir geflogen und hat sich auf deine Schulter gesetzt. „Hast du schon was von Korra gehört?“, fragt Ikki, ihr Gesicht in freudiger Erwartung. Du schüttelst deinen Kopf. „Nein. Habt ihr?“ Beide Kinder lassen enttäuscht ihre Köpfe hängen und du runzelst die Stirn. Hat Korra wirklich zu niemand Kontakt gehalten? Lange Zeit darüber nachzudenken hast du jedoch nicht, denn die Kinder ziehen dich hinter sich her in Richtung Haupttempel. Es ist wesentlich lebendiger als vorher mit den neuen Luftbändigerakolythen in ihren orangefarbenen Roben. „Wo ist Jinora?“, fragst du. Ikki dreht mit ihren Augen. „Meditieren. Oder mit Kai rummachen.“ Pema begrüßt dich herzlich und lässt euch in die Küche gehen. Welches Gericht auch immer sie gerade kocht duftet köstlich. Sie umarmt dich kurz bevor sie wieder sich wieder zu den Töpfen bewegt. „Es ist schön dich wieder zu sehen, Asami. Wir haben dich alle vermisst, besonders nachdem Korra gegangen ist.“ „Es ist auch schön wieder hier zu sein. Vielen Dank für die Einladung.“ Du lächelst und setzt dich während du beobachtest wie Ikki Meelo durch den Raum jagt. „Hast du zufällig etwas von ihr gehört?“, fragt Pema; ihr sorgloser Ton klingt gezwungen. „Nein, leider nicht.“ „Ich bin mir sicher, dass sie sich auf ihre Genesung konzentriert.“ Zumindest Pema scheint etwas zuversichtlicher. Du nickst. „Ja, das wird es sein.“ Die Tür fliegt auf und Jinora stürmt hinein. Es ist fantastisch zu sehen, dass ihre Haare schon wieder so lang sind; sie überschatten langsam aber sicher das hellblaue Tattoo. „Wann ist das Essen fertig? Oh, hey, Asami!“ „Sobald du und deine Schwester den Tisch decken.“ Pema deutet auf das Besteck vor ihr. Ikki fuchtelt mit ihren Armen. „Wie kommt es, dass Meelo nicht helfen muss?“ „Weil ich ein Mann bin!“, antwortet er schnell und klopft sich stolz auf die Brust. „Nein“, korrigiert Pema. „Er wird mir beim Tragen des Essens helfen.“ Du versuchst dein Lachen so gut es geht zu unterdrücken. „Kann ich helfen?“ „Mach dir keine Gedanken, Liebes, du bist unser Gast.“ Sie überreicht Meelo die Schüsseln. „Und jetzt hopp hopp, Meelo.“ :: Als das Essen beendet ist und die Kinder ins Bett geschickt sind sitzt du noch zusammen mit Pema und Tenzin; die Stimmung ist gedrückt. Tenzins Stirn ist in Falten gelegt; die Situation im Erdkönigreich macht ihm schwer zu schaffen. Sie haben alle die Hoffnung gehabt, dass sich die Situation von alleine einpendelt, aber es scheint als wäre der Traum vom Roten Lotus wahr geworden – Chaos regiert und das Erdkönigreich zersplittert und jeder der ausreichend Kraft hat nimmt sich ein Stück. Nur wenige können sich vor Räubern schützen und ihren Abschnitt verteidigen. Es klingt nicht wirklich ‘frei‘ in deinen Ohren. „Warum wollte Su die Aufgabe nicht übernehmen?“ Du bist überrascht gewesen zu hören, dass sie den Posten nicht übernommen hat als sie gefragt worden ist. Sie hat Charisma und eine klare Vision. Tenzin seufzt. „Sie hat sicher ihre Gründe.“ „Und ist stur wie alle anderen Beifongs“, fügt Pema trocken hinzu. Tenzin hebt eine Augenbraue und sieht sie an. „Immerhin unternimmt Kuvira etwas“, ergänzt du. „Aber genug von Politik. Was hast du die letzte Zeit gemacht?“ Einen Augenblick lang sitzt du nur da und bist dir nicht sicher, wie du antworten sollst. Du hast eine Menge kurzer Briefe zum Südpol geschickt; deine Post jeden Tag zur selben Zeit – wie ein Ritual – überprüft; dein Unternehmen am Laufen gehalten. „Nicht so viel“, gibst du zu. „Ich denke, ich habe gewartet.“ Beide werfen dir einen verständnisvollen Blick zu, während du in deinem Sitz hin und her rutscht. „Es ist nur, was ist wenn ich ein großes Projekt beginne und Korra zurückkommt und wir, wie immer, die Bösen im Erdkönigreich besiegen müssen?“ Du versuchst es so leichtherzig wie möglich klingen zu lassen. Pema atmet kurz ein. „Ich glaube, dass es besser ist, wenn du dein Leben nicht danach versuchst zu planen, wann Korra vielleicht wiederkommt.“ Tenzin nickt zustimmend zu und erklärt weiter: „Mutter hat mir geschrieben. Es kann noch seine Zeit dauern bis sie zurückkehrt. Ihr geht es nicht gut und hat noch einen weiten Weg vor sich.“ Dein Herz wird schwer. „Das heißt nicht, dass wir sie vergessen sollten.“ „Das stimmt, aber du musst dein Leben in der Zwischenzeit weiterführen. Du bist jung und erfolgreich, du solltest dein Leben in vollen Zügen genießen.“ Du starrst intensiv in deine Teetasse und beobachtest wie sich die Blätter umher bewegen. Du fragst dich, ob es eine geheime Nachricht ist und du nur nicht weißt, wie du sie zu interpretieren hast. Es ist nicht so, dass du dein Leben auf Eis gelegt hast; es liegt daran, dass du so viel Zeit mit Korra, Bolin und Mako verbracht hast, dass du dir nicht sicher bist, was du machen sollst, wenn ihr nicht gerade die Welt rettet. „Ihr beide habt recht.“ Du lächelst warm. Du siehst wie beide erleichtert ausatmen. :: Du sitzt in deinem dunklen Arbeitszimmer; nur das dimme Licht der Schreibtischlampe versucht den großen Raum zu erhellen. Liebe Korra, heute bin ich auf der Insel der Lufttempel gewesen und habe Tenzin, Pema und die Kinder besucht. Du möchtest nicht schreiben worüber ihr gesprochen habt – Korra muss nichts darüber wissen, das andere ihr Leben weiterführen; sie vergessen. Am Rand zeichnest du einen Lemur. Du bist fasziniert von Pokeys Flügelform und wie sie ihn in immer höhere Lüfte tragen. Von der Luftfahrttechniksicht aus sind Lemuren faszinierende Wesen. Du nimmst dir ein Blatt Papier und zeichnest Formen; ein paar grobe Diagramme und versuchst die Mechanik dahinter zu verstehen. Du hast dich gefragt, ob die bisherigen Ergebnisse hochgerechnet werden können. Die neuen Ergebnisse beweisen sich als nicht umsetzbar; unmöglich. Unmöglich, außer man ist in der Lage, die Luft um sich herum zu manipulieren und für Auftrieb zu sorgen. Du legst Korras Brief beiseite und beginnst ernsthaft mit deiner Arbeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)