Kann man zwei Menschen lieben? von SilverSerenity ================================================================================ Kapitel 4: Zwiespalt -------------------- Zwiespalt Usagis Augen hingen nur an der dunkelhaarigen Schönheit, als sie zum Abschied winkte. Immer noch spürte sie die Geborgenheit und Wärme, die der Tanz in ihre Seele getragen hat. Reis Stimme holte sie aus ihrer Erinnerung in die kühle Sommernacht. "Ich bringe dich nach Hause, Usagi", sprach sie sanft. Usagi wandte sich an Rei und die Mädchen: "Das ist lieb von dir, aber ich übernachte heute bei Mamoru. Er wollte mich gerne noch sehen." "Dann begleite ich dich dahin, wenn es dir nichts ausmacht.", lächelte Rei. "Nein natürlich nicht.", antwortete Usagi ruhig, aber ein ungutes Gefühl beschlich sie. Hatte ihre Freundin etwas bemerkt? Ihr war mittlerweile bewusst, dass ihr Verhalten beim Tanz mehr als auffällig gewesen war. Nachdem sich die fünf Frauen an einer Kreuzung verabschiedet hatten, ging jeder seiner Wege. Rei betrachtete Usagi eine Weile im Augenwinkel und fragte dann: "Wie hat dir der Abend gefallen so ganz ohne deinen Prinzen." Ein schmerzender Stich machte sich in Usagis Herzen bemerkbar und sie errötete, als sie antwortete: "Es hat mir gut gefallen. Die Party war sehr gelungen und dir?", fragte Usagi und konnte ihre Unruhe nur schwer verbergen. Rei schaute zum Himmel hinauf und verlangsamte etwas ihren Gang. "Mir hat es auch sehr gut gefallen. Haruka und Michiru sind wirklich ein tolles Paar. Am besten hat mir das Tanzen gefallen und dir?", fragte die Priesterin und beobachtete Usagi genau. Diese hatte sich dem langsameren Gang angepasst. Bei Reis Frage waren ihre Erinnerungen direkt wieder bei der dunkelhaarigen Schönheit gewesen. Starkes fast schmerzendes Herzklopfen erfüllte Usagis Brust. "Mhh... ja, das Tanzen war wundervoll.", seufzte Usagi abwesend. Als sie endlich in der Ferne Mamorus Apartmentblock entdeckte, schüttelte Usagi die Erinnerungen von sich und sie wandte sich lächelnd an Rei: "Ich bin fast da, du musst mich nicht mehr begleiten. Ich danke dir und wünsche dir eine gute Nacht." Usagi hatte sich schon abgewandt, als Rei ihre Hand griff und sie sanft festhielt. "Usagi, warte bitte noch!", sagte Rei bestimmt. Fragend und ängstlich blickte die Blonde Rei an. Die Frau mit den dunkellila Haaren zögerte einen kleinen Moment und stellte sich dann vor Usagi. "Usagi, ich verstehe dich nicht ganz. Du hast einen anständigen Freund den du liebst, oder? Ich glaube dir ist nicht ganz klar, was du Setsuna mit deinem Verhalten antust. Ich habe euch beide genau gesehen und ich konnte die Zuneigung für dich in Setsunas Augen fast greifen. Bitte schaffe klare Verhältnisse, wenn sie wirklich deine Freundin ist.", sprach Rei. Ihre Stimme war nicht verärgert, aber energisch. Usagis azurblaue Augen hatten sich geweitet. Ihre schlimmste Befürchtung war eingetroffen. Reis Worte trafen sie hart und sie wandte ihren Kopf enttäuscht ab, als sie antworte: "Wenn du Setsunas Zuneigung gesehen hast, dann hast du doch auch meine gesehen. Warum wirfst du mir vor, das ich Setsuna verletzten will." Rei klappte der Mund auf und sie zog, ohne zu zögern, Usagi an sich: "Das habe ich so nicht gemeint..." Dann löste sie die Umarmung und legte ihre Hände auf Usagis Wangen, so dass diese gezwungen war in die lila Augen zu sehen. Usagi hielt dem Blick stand. "Usagi, du bist meine beste Freundin. Ich mache mir nur Sorgen. Bitte erkläre es mir, was ist heute Abend passiert? Egal was du mir sagst oder was du tust, ich halte zu dir! Ich will dir helfen.", flüsterte die junge Frau leise. Usagi legte ihre Hände auf die von Rei und lächelte traurig: "Rei, ich danke dir. Glaub mir, ich weiß es selber nicht. Ich..." Die blonde Frau zögerte, schaute prüfend in die lila Augen und sprach dann weiter: "Ich fühle mich sehr hingezogen zu Setsuna. Auch jetzt, wenn ich nur an sie denke, wenn ich nur ihren Namen aussprechen, führt es dazu, dass mein Herz vor Sehnsucht zerspringt. Ich möchte am liebsten auf der Stelle umdrehen und bei ihr bleiben. Rei, sag mir, kann man zwei Menschen lieben? Habe ich mich in Setsuna verliebt, obwohl ich mit Mamoru zusammen bin? Warum fühle ich diese starken Gefühle, wenn doch Mamoru meine Bestimmung sein soll?" Während Usagi sprach, beobachtete die Frau mit den lila Haaren ihre Freundin genau. Sie kannte Usagi sehr gut und die Worte der jungen Frau vor ihr wurden von glasigen Augen und roten Wangen untermalt. Rei ließ ihre Hände sinken und führte Usagi zu einer kleinen Bank am Ende der Straße. "Mir war nicht bewusst, dass es so ernst ist. Ich hatte gehofft, dass es wie bei Seiya damals ist, dass du die Zuneigung genießt, aber das dein Herz klar weiß was es will. Aber wenn ich dich so ansehe, wenn ich deine Worte höre, dann weißt du nicht mehr was du willst, richtig?", fragte Rei, während sie sich setzte und Usagi zu sich auf die Bank zog. "Richtig, ich weiß gar nichts mehr. Ich weiß auch nicht, was ich Mamoru sagen soll.", antwortete Usagi beschämt. "Nichts, es gibt auch Nichts, das du ihm sagen musst. Du und Setsuna habt getanzt, mehr nicht. Aber Usagi, du musst dich entschieden, wen du liebst und bei wem du sein möchtest. Das ist nur fair für Mamoru und Setsuna. Lass dir die Zeit, die du brauchst! Hör auf dein Herz! Aber du musst eine Wahl treffen.", ermahnte Rei ihre Freundin sanft. Usagis Hand war zu der kleinen Kette um ihren Hals gewandert. Zärtlich strich sie über die Lilienblüten und nickte. "Rei, kann ich dich mal etwas fragen?", fragte die Frau mit den zwei Zöpfen nach einiger Zeit. Die Priesterin schaute Usagi skeptisch an und nickte dann mit einem Lächeln: "Natürlich!" "Warst du schon einmal in eine Frau verliebt?" Rei schaute zum hellen Vollmond hinauf und Usagi konnte deutlich die Röte auf den Wangen ihrer Freundin erkennen. Es dauerte eine Weile, bis Rei antwortete: "Wenn ich ehrlich bin, bin ich in eine Frau verliebt!" Usagi stand der Mund offen. Ihre großen blauen Augen fixierten ihre Freundin. "Schau mich nicht so entsetzt an!", neckte Rei sie. Verlegen schloss Usagi ihren Mund und murmelte: "Tut mir leid! Sagst du mir wer?" Rei streckte ihre Hände nach vorne und verschränkte sie ineinander. Dann drehte sie sich wieder zu Usagi und blickte in die immer noch großen blauen Augen: "Sie hat wundervolles langes blondes Haar und die schönes blauen Augen der Welt. Kennst du jemanden, auf den die Beschreibung zutrifft?" Mit gelassener Ruhe betrachtete Rei die immer roter werdende Usagi. Diese versuchte zu antworten, das konnte die Priesterin deutlich erkennen. Überrascht blickte Usagi auf, als Rei plötzlich lachte. "Entschuldige Usagi, ich konnte nicht widerstehen.", kicherte Rei und stupste Usagi an. Verwirrt blinzelte Usagi ihre Freundin an und stotterte: "Jetzt verstehe ich gar nichts mehr." "Das ist nichts neues!", lachte Rei und zwinkerte Usagi zu. Dann lehnte sich Rei an Usagis Schulter und flüsterte: "Minako!" Endlich reagierte Usagis Verstand und sie atmete erleichterte aus. Liebvoll blickte sie auf die Frau mit den magentafarbenden Haaren und lehnte ihren Kopf an das dunkle Haar. "Minako also....", sprach sie nach einer Weile. "Ja...", antwortete Rei und Usagi entging nicht die Schwere in Reis Stimme. "Du hast es ihr nicht gesagt?", fragte Usagi nach. Rei schüttelte den Kopf und flüsterte nach einer Weile: "Nein, sie ist meine Freundin. Wenn sie nicht das Gleiche fühlt, dann verliere ich eine wertvolle Freundin." Usagi dachte über Reis Worte nach und bemerkte dann mit sanfter Stimme: "Wenn du es ihr aber nicht sagst, dann kannst du niemals wissen, ob sie nicht das gleiche fühlt." Ein Seufzen wich über die dunklen Lippen der Priesterin. Schweigend legte Usagi ihren Arm um ihre beste Freundin und blickte zum Mond hinauf. "Niemand kann sagen, ob Mamoru wirklich deine Bestimmun ist. Niemand kann die sagen, wohin der Tag fließt oder wohin die Straße des Lebens führt, das kann nur die Zeit sagen.", flüsterte Rei. Rei war noch lange bei Usagi geblieben und hatte sie anschließend bis zum Apartment ihres Freundes begleitet. Als sie sich von ihrer Freundin verabschiedete, beteuerte sie noch einmal, dass sie jeder Zeit für sie da war. Nervös drehte Usagi den Schlüssel und betrat die Wohnung. Die junge Frau seufzte, als sie bemerkte, dass im Schlafzimmer noch Licht brannte. Eigentlich hatte Usagi gehofft, dass Mamoru schon schlief und sie ihren Gedanken nachgehen konnte. "Da bist du ja.", wurde sie liebvoll begrüßt. Usagi lächelte Mamoru sanft an und war von sich selbst enttäuscht, dass sie nicht das gleiche Herzklopfen empfand, was sie den Abend über gespürt hatte. Der junge Mann bemerkte nichts von Usagis inneren Konflikt und sprach weiter: "Du siehst aber bezaubernd aus. Das Kleid kenne ich nicht, sehr elegant!" Bei diesen Worten zog er Usagi an sich und küsste sie zärtlich. Usagi ließ die Zärtlichkeit zu und schloss ihre Augen. Während sie denn Kuss sanft erwiderte, fragte sich die Frau mit den zwei Zöpfen, wie es wohl gewesen wäre, hätte sie Setsuna geküsst. Erschocken über ihren eigenen Gedanken beendete sie den Kuss langsam und antwortete: "Das Kleid hat mir Setsuna geliehen, weil ich mich bekleckert habe." Mamoru lachte und sprach: "Das passt zu dir. Aber wenn Setsuna noch mehr solcher schönen Kleider hat, dann solltest du dir öfters etwas von ihr leihen." Usagi fehlten die Worte, sie löste sich aus der Umarmung und ging ins Bad. Mamoru schaute ihr nach und fragte: "Hat dir die Party gefallen?" Während Usagi ihr Spiegelbild betrachtete antwortete sie: "Ja es war sehr schön, ich wäre gerne länger geblieben. Konntest du gut lernen?" Mamoru begann zu erläutern, was er die letzten Stunden gelernt hatte und die junge Frau hörte nur noch mir einem halben Ohr zu. Als sie das Kleid ausgezogen hatte, schaute sich Usagi zögerlich um. Die Tür des Badezimmers war angelehnt und es gab keine Möglichkeit hinein zu blicken. Seufzend hob sie das Kleid an und vergrub ihre Gesicht darin. Mit einem tiefen Atemzug atmete Usagi den vertraute Duft nach Jade ein, der sie den ganzen Abend, seit dem sie das Kleid trug, umhüllte. Nur zögerlich und mir schwerem Herzen trennte sich Usagi von dem Duft und legte das Kleid bei Seite. Nachdenklich blickte Usagi in den Spiegel und unterbrach Mamorus Ausführungen: "Ich werde noch kurz duschen!" "Mach das!", antwortete die vertraute Stimme. Mit Herzklopfen öffnete Usagi die Duschkabine. Inständig hoffte sie, das eine warme Dusche ihre Gedanken sortieren würde. Aber kaum berührte das heiße Wasser ihre Haut, schloss Usagi ihre Augen. Mit einem leisen Seufzer musste sie resignierend feststellen, dass ihre Gedanken sofort bei Setsuna waren. Vor ihrem geistigen Auge sah sie den schlanken braunen Körper ihre Freundin. Zu gerne wollte sie in diesem Augenblick Setsunas Taille küssen und dabei langsam über die braune Haut Richtung Brust wandern. Usagi erschrak, als sie bemerkte, das ihre Hand ganz automatisch an ihrem Körper hinab gesunken war. Ihre Haut prickelte verlangend und mit schweren Atemzügen ließ Usagi ihren Kopf gegen die kalten Kacheln sinken. Hitze die nicht vom Wasser kam durchfloss ihren Körper. Noch nie hatte ihre Haut vor Verlangen geschmerzt. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Usagi sich aus der Dusche lösen konnte. Mit geröteten Wangen zog sie sich ihr Schlafzeug an. Grade als sie die Kette lösen wollte, hielt Usagi inne. Mit einem Seufzen lies sie die Kette um ihren Hals. Für die junge Frau war es, als würde sie sonst den Abend von sich legen und sie wusste, dass sie das nicht wollte. Mamoru lag schon im Bett, als Usagi aus dem Bad kam. Mit einem Gähnen legte sich Usagi in das große Bett und kuschelte sich in die warme Decke. Mamoru schlang seine Arme um die junge Frau und flüsterte: "So müde?" "Ja, sehr!", log die Blonde und drehte sich auf die Seite. Mamoru akzeptierte ihre Antwort und schlief in wenigen Minuten ein. Usagi hingegen lag mit offenen Augen da. Vor ihren azurblauen Augen spielten sich wieder und wieder die Bilder des Abends ab. Mit starkem Herzklopfen dachte, sie wieder an Setsuna. Es überraschte Usagi, wie sehr der Abend ihre Gefühlswelt ins Chaos gestürzt hatte. Die Eindrücke des Abends rauschten an ihr vorbei und erneut war sie bei dem Moment, als sie ins Badezimmer gestürmt kam. Jeden Zentimeter des schönen Körpers ihrer Freundin hatte sie in ihr Herz geschlossen. Ein Seufzen entwichen den pfirsichrosa Lippen. Erschrocken blickte Usagi zu Mamoru, doch dieser schlief tief und fest. Mit einem schlechten Gewissen betrachtete sie den Mann neben sich. Ihr Herz verkrampfte sich schmerzhaft. Sie versuchte sich an die Zärtlichkeiten des Mannes, den sie doch so liebte zu erinnern. Angst beschlich Usagis Herz, dass sie sich in eine Vorstellung verrannte. Vielleicht war es nur das Unbekannte, dass sie reizte, dass sie erkunden wollte. Aber das starke Herzklopfen, das Kribbeln im Bauch verriet Usagi, dass es mehr war als eine Fantasie. In ihren Gedanken wollte sie mehr, als nur Zärtlichkeiten mit Setsuna verbringen. Sie wollte immer bei ihr sein, so wie sie es zu beginn des Abends gewesen war. Mit einem melancholischen Lächeln erinnerte sie sich an Setsuna, wie sie sich den Kopf gestoßen hatte. Krampfhaft versuchte Usagi das Herzklopfen zu verdrängen, das der Jadeduft und die granatroten Augen auslösten. Der Versuch schmerzte noch mehr, als der Gedanke den Mann neben ihr zu verletzten. Als Usagi spürte, wie sich Tränen ihren Weg suchten, schlug sie ihre Hände vor den Mund und unterdrückte das Schluchzen. Sie wollte niemanden verletzten, sie wollte nicht der Mensch sein, der eine Beziehung beendete. Sie konnte aber auch nicht die dunklen Augen und das dunkelgrüne Haar aus ihrem Herzen verdrängen. "Wie soll ich eine Wahl treffen, wenn ich nie die Chance hatte mit Setsuna zu sprechen?", fragte Usagi sich in Gedanken und rollte sich weinend zusammen. Mamoru bekam an diesem Abend nicht mit, wie sich seine blonde Freundin in den Schlaf weinte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)