Weihnachtswahnsinn - Hakuoki SSL von Moonchichi ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Tokyo, Dezember 2014 „Küssen! Küssen! Ihr müsst euch küssen!!!“ Das kleine Mädchen bekam sich gar nicht mehr ein vor Lachen. „Was...?“ fragte Hajime verwirrt. „Du und Souji, ihr müsst euch jetzt küssen!“ erklärte Tama eifrig. „Weil ihr unter dem Mistelzweig steht!!!“ Diese Erklärung leuchtete Hajime nicht ein. Ob das auch Teil dieses Weihnachtswahnsinns war? Wenige Stunden zuvor... Es dämmerte bereits als Hajime an diesem ersten Wochenende im Dezember an der Haustür seines besten Freundes klingelte. In dem Moment als die Tür geöffnet wurde, konnte er bereits einen Blick auf das werfen, was Souji den „Weihnachtswahnsinn“ seiner Pflegemutter nannte. Der ganze Flur und die Treppe in den oberen Stock waren mit weihnachtlichen Girlanden aus Tannenzweigen geschmückt, die wiederum mit glänzenden Kugeln, Strohsternen und allen möglichen anderen Sachen bestückt waren. „Ich hab´s dir ja gesagt.“ meinte Souji ohne weitere Begrüßung. „Willkommen im Weihnachtswahnsinn.“ „Ich muss zugeben, so extrem habe ich es mir nicht vorgestellt.“ Staunend folgte er Souji hinein. Souji hatte ihm schon erzählt, das Tsune, seine Pflegemutter, während ihres Studiums einige Zeit in Amerika und Deutschland verbracht hatte und sich dort in die Weihnachtsbräuche dieser Länder verliebt hatte und seitdem jedes Jahr im Dezember versuchte soviel Weihnachtsstimmung wie auch nur irgendwie möglich zu schaffen. Soweit Hajime es beurteilen konnte, war sie darin sehr erfolgreich. In jeder Ecke des Hauses schrie es förmlich nach Weihnachten. Es gab all das, was er nur aus ausländischen Filmen kannte. Lichterketten und Schneekristalle an den Fenstern, einen riesigen Adventskranz auf dem Wohnzimmertisch, Engelsfiguren, Kerzen in rauen Mengen...und das waren nur die Sachen die er im vorbeigehen im Wohnzimmer und der Küche erspäht hatte. „Zuckerstange?“ fragte Souji und pflückte sich eine der rot-weiss-gekringelten Stangen die am Geländer der Treppe hingen. „Äh...nein, danke.“ Souji schob sich die Stange genüßlich in den Mund während Hajime ihm die Treppe hoch folgte. Im ersten Stock ging es weihnachtlich weiter. Nur in Soujis Zimmer sah es auf den ersten Blick aus wie immer: unordentlich (zumindest in Hajimes Augen). Hajime schob einen Stapel Schulhefte aus dem Weg und ließ sich dann in der Mitte des Zimmers auf einem flauschigen Teppich nieder, während Souji sich ebenfalls auf den Boden setzte und sich mit dem Rücken an sein Bett lehnte. „Also...womit sollen wir anfangen?“ Während sie eine halbe Stunde später immer noch darüber diskutierten, ob ihr „Diese Filme sind so schrecklich, keiner außer uns will sie sehen“-Abend mit „Sharknado“ oder „Killerbienen vs. Mutantenkängaru“ beginnen sollte, klopft es an der Tür. „Tut mir leid, ihr beiden..." Tsune kam mit gestressten Blick herein, „Ich fürchte euer Abend wird etwas anders als geplant verlaufen.“ Der Plan stand seit Wochen fest: Weil Tsune heute Abend bei ihrer Arbeitsstelle - sie war Lehrerin an der internationalen Schule von Tokyo - eine Weihnachtsfeier mit allen Kollegen und deren Ehepartnern hatte, musste Souji als Babysitter für die vierjährige Tama-chan herhalten, Tsunes und Isamis gemeinsame Tochter. Und da das für einen siebzehnjährigen doch ein ziemlich doofer Plan für einen Samstag Abend war, hatte er Hajime zum übernachten einladen dürfen. Sobald Tama im Bett war, wollten sie mit besagten Film-Abend im Wohnzimmer beginnen und mindestens so lange Filme schauen, bis Soujis Pflegeeltern wieder zu Hause waren. Tsune fuhr sich seufzend durch die Haare. „Gerade eben hat mich meine Kollegin Haruka angerufen. Sie hatte einen Autounfall auf dem Weg zur Schule und steht in der Eiseskälte auf der Autobahn und wartet auf den Abschleppdienst. Jetzt ist niemand rechtzeitig an der Schule um den Caterer für heute Abend in Empfang zu nehmen und die Tische zu richten. Da wir am nähsten an der Schule wohnen und sonst niemand erreichbar war, muss ich jetzt los fahren. Und da es sich dann nicht lohnt nochmal zurück zu fahren, kommt Isami gleich mit und wir bleiben dort bis die Feier beginnt.“ Souji und Hajime blickten sie fragend an. Nichts davon stand ihrem Film-Abend grundsätzlich im Weg, vorausgesetzt Tama probte heute Abend keinen Aufstand, wenn sie ins Bett musste. „Ist ja nicht so schlimm.“ meinte Souji schließlich. „Wir machen Abendessen, bringen Tama pünktlich ins Bett und-“ „Ähm, es gibt da noch etwas anderes...“ unterbrach ihn Tsune. „Ich habe Tama versprochen heute mit ihr Plätzchen zu backen. Der Teig ist schon fertig und es steht alles in der Küche bereit...“ Die beiden blickten sie mit großen Fragezeichen in den Augen an. „Würdet ihr vielleicht...?“ Kurze Zeit später fanden Souji und Hajime sich zusammen mit einer hochmotivierten Vierjährigen in der Küche wieder. Während Tama, die auf einem Stuhl stand um überhaupt über den Küchenblock blicken zu können, mit Hajimes Hilfe den Teig ausrollte, öffnete Souji die Dose mit den Plätzchenformen. „Also wir haben folgendes zur Auswahl: einen Stern, eine Sternschnuppe, einen Tannenbaum und eine Glocke. Mit was willst du anfangen, Tama-chan?“ Tama schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf, so das die zwei kurzen Zöpfe, die Tsune ihr noch schnell gebunden hatte, hin und her wippten. „Ich will einen Prinzessinnen-Ausstecher!!!“ Souji zuckte mit den Achseln. „So etwas haben wir nicht. „Ich will aber eine Prinzessin...“ wiederholte Tama ihren Wunsch und zog einen Schmollmund. „Ich kann höchstens noch nach der Fledermaus- und Kürbis-Form von Halloween suchen...“ bot Souji an, auch wenn er keine Ahnung hatte wo in der großen Küche er mit dem Suchen auch nur anfangen sollte. „Nein, ich will eine Prinzessin!!!“ Mit großen Kulleraugen blickte Tama verzweifelt zwischen Souji und Hajime hin und her. „Tut mir leid, Tama-chan.“ Hajime griff in die Kiste mit den Formen und zog den Stern hervor. „Hör mal, Tama-chan, wie wäre es wenn du hiermit Sterne ausstichst...“ Er stach einen einzelnen Stern aus dem Teig und griff dann nach einem Messer. Tama sah ihn gespannt an. „Als nächstes schneiden wir ihn in der Mitte durch.“ erklärte Hajime weiter und teilte den Stern unterhalb der oberen drei Zacken in zwei Hälften. „Danach können wir die äußeren Zacken noch ein bisschen nach oben formen und dann...“ Er drückte vorsichtig die beiden Zacken nach oben und ignorierte Soujis skeptischen Blick. „Und dann hast du immerhin eine Prinzessinnen-Krone!“ beendete Hajime seine Erklärung zu dem dreizackigen Gebilde das er aus dem Teig geformt hatte. Souji konnte sich das Lachen nicht verkneifen und prustete los. „Hajime, das ist doch wirklich-“ „Schööööööööööööööööööööön! Ich will auch eine Prinzessinnenkrone machen!!!“ unterbrach ihn Tama mit Begeisterung und schnappte sich die Sternform. „Was wolltest du sagen, Souji?“ fragte Hajime mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. Souji musste immer noch übers ganze Gesicht grinsen. „Ich wollte natürlich sagen: das ist wirklich total genial!“ Sie waren gerade mit dem ersten Blech fast fertig, als das Telefon im Flur klingelte. Souji konnte sich nur all zu gut denken, wer dran war. Sein Verdacht wurde mit einem Blick auf das Display bestätigt: „Tsune Handy“ stand dort. Seufzend nahm er ab. „Sie sind verbunden mit dem Haus dessen Küche gerade in Flammen steht, was kann ich für Sie tun?“ meldete er sich so trocken wie möglich. Am Ende der Leitung herrschte für einen Augenblick völlige Stille. „SOUJI!!!“ kam es dann von beiden Erwachsenen total entsetzt. Lachend ging er zurück in die Küche, wo Hajime und Tama damit begonnen hatten, die krummen Prinzessinnenkronen zu verschönern: Hajime malte mit Zuckerguß nach Tamas Anweisung die Plätzchen an und Tama warf danach als weitere Zierde eine Handvoll rosa Zuckerperlen darüber. „War nur ein Scherz.“ erklärte Souji den aufgebrachten Eltern lachend. „Hier ist alles super.“ fügte er hinzu, und das war Tamas Stichwort. Seitdem sie diesen Sommer zusammen mit Souji und Hajime den Lego-Film im Kino gesehen hatte, liebte sie dieses Lied abgöttisch. Wohl wissend was gleich passieren würde, hielt Souji seiner kleinen Schwester das Telefon hin. Ohne mit dem werfen der Zuckerperlen aufzuhören, begann sie lauthals zu singen: „Hier ist alles suuuuper, hier ist alles guuuuut, denn du bist nicht allein. Hier ist alles suuuuuuuuuuuuuuuuper, hier kann dein Traum wahr sein!“ Dann holte sie noch mal tief Luft und rief freudig ins Telefon: „Maaaaaamaaaa, ich mach echte Prinzessinnenkronen mit Hajime-kun. Tschüüüüüüüüüüüss, ich muss jetzt weiter machen.“ Dann warf sie die nächste Ladung Perlen über das Blech und Souji übernahm wieder das Telefon. „Also wie ich gesagt habe, hier ist alles bestens, ihr braucht euch wirklich keine Sorgen zu machen. Viel Spaß nachher!“ Wenig später waren alle fertigen Kronen bemalt und die ersten beiden Bleche kamen in den Ofen. „..hier ist alles gut denn du bist nicht alleeeeeeeein...“ trällerte Tama immer noch ohne Unterbrechung, „..hier ist alles suuuuuuuuper – los Hajime-kun sing mit!“ forderte sie schließlich auf. „Ähm...nein.“ meinte Hajime verlegen und nutzte die Gelegenheit für einen Vorschlag: „Willst du nicht mal was anderes singen?“ „Neiiiiiiiiiiin, ich will nur das Lego-Lied singen!“ „Wie wäre es mit einem Weihnachtslied?“ schlug Souji vor, woraufhin Tama plötzlich entsetzt aufsah. „Oh nein...jetzt haben wir gar nicht die Weihnachts-CD gehört, die ich immer mit Mama beim backen höre...“ Plötzlich sah es so aus, als würde die gute Stimmung jeden Moment kippen und Tama in Tränen ausbrechen. „Nun...wir haben ja noch zwei Bleche vor uns, wenn du willst kannst du die CD noch holen.“ meinte Hajime, erleichtert darüber nicht noch weiter mit dem Lego-Lied gequält zu werden. Leider hatte er nicht Soujis abwehrende Gesten gesehen, als er diesen Vorschlag machte. Erst als er fertig war, bemerkte er aus dem Augenwinkel Soujis genervten Gesichtsausdruck. . „Oh ja , ich hol sie gleich!!!“ Mit diesen Worten stürzte Tama aus der Küche. „Das hättest du nicht sagen dürfen!“ empörte sich Souji, kaum das Tama aus dem Raum verschwunden war. „Ach ja..?“ Hajime konnte sich dafür keinen Grund vorstellen, was konnte an einer CD mit Weihnachtsliedern schon schlimm sein. Besser als Tamas Gesang war es in jedem Fall. Souji seufzte. „Diese CD ist ein Grauen! Es sind 24 Weihnachtslieder gesungen von Kindern aus 24 verschiedenen Ländern. Also jedes Lied in einer anderen Sprache, eins schrecklicher als das andere. Aber falls du dich schon immer mal gefragt hast, wie sich „White Christmas“ auf Schwedisch anhört, bekommst du jetzt gleich die Antwort...“ Ehe Hajime etwas erwidern konnte, rief Tama aus dem oberen Stockwerk nach ihm. „Hajiiiiiiiime-kun, hilfst du mir mit dem CD-Player? Das Kabel kommt nicht aus der Steckdose.“ „Ich geh schon“ meinte Souji, doch in diesem Moment klingelte erneut das Telefon. „Geh du ran, ich helfe Tama-chan.“ Hajime verschwand aus der Küche und Souji ging in den Flur und erblickte abermals auf dem Telefondisplay eine ihm wohlbekannte Nummer. Grinsend nahm Souji ab. „Hijikata-san...haben Sie an einem Samstagabend nichts besseres zu tun?“ Kapitel 2: ----------- Zwanzig Minuten später standen sie alle drei wieder vor dem Ofen, in dem schwarzgebrannte Plätzchen vor sich hin kokelten. „Mist...wenn nur dieser doo...“ Souji konnte sich gerade noch so vor Tama zurückhalten. „Wenn nur Hijikata-san nicht angerufen hätte!!!“ Hajime schüttelte den Kopf. „Es ist meine Schuld, ich habe die Temperatur wohl viel zu hoch eingestellt.“ „Und ich habe so lange nach meiner Prinzessinnenkrone gesucht...“ meinte Tama bedrückt und in der Tat hatte Hajime nicht nur ihren CD-Player, sondern auch noch zwei Puppen, eine Stoff-Giraffe und eine Lego-Figur mit nach unten nehmen müssen, denn alle diese Dinge gehörten zum Plätzchenbacken nach Tamas Ansicht natürlich auch unbedingt dazu, genau wie besagte Krone aus pinkfarbenen Plastik, die sie jetzt auf dem Kopf trug. Zu alldem hatte sie sich auch noch in den Kopf gesetzt, Hajime ihr grasgrünes Monster-AG-Kostüm vom letzten Halloween vorzuführen und Hajime hatte sie nicht dazu bewegen können, das Teil auch wieder auszuziehen. So sahen er und Souji sich nun einem kleinen grünen Monster mit pinkfarbener Krone gegenüber, das jeden Moment in Tränen ausbrechen würde. „Wir haben ja noch Teig übrig, das reicht für mindestens zwei Bleche.“ versuchte Hajime die Situation zu retten und ging zum Küchentisch, auf dem die Schüssel mit dem restlichen Teig stand. „Wo...wo ist der Teig???“ verwirrt drehte er sich zu Souji um, der gerade das Blech mit den verbrannten Plätzchen aus dem Ofen holte. „Hast du den Teig in den Kühlschrank gemacht? Hier ist nur noch ein kleiner Rest drin, das reicht nicht mal für drei Plätzchen!“ „Ähm...hm...“ Souji stellte das Blech auf dem Herd ab und schien angestrengt nachzudenken. „Also eigentlich...habe ich mir immer wieder ein Stückchen Teig geholt während ich mit Hijikata-san telefoniert habe und -“ „Aber Mama hat gesagt, wir sollen keinen Teig essen!!!“ fiel Tama ihm entsetzt ins Wort. „Stimmt...“ gab Souji zu und lachte dann verschmitzt. „Aber er schmeckt so lecker!“ Hajime sah ihn an, als wäre er nicht ganz bei Trost. „Willst du etwa sagen, du hast den ganzen restlichen Teig aufgegessen???“ Souji zuckte mit den Schultern. „Offensichtlich habe ich das...“ „Und warum hast du dann nicht gemerkt, dass die Plätzchen im Ofen verbrennen wenn du hier dauernd rein und raus gerannt bist?“ „Also das war Hijikata-sans Schuld!“ verteidigte Souji sich und die Antwort verwunderte Hajime kein bisschen. Egal wie unlogisch, Souji fand immer einen Grund warum alles irgendwie Hijikata-sans Schuld sein sollte. „Er hat nämlich angerufen weil er seine Aktentasche mit seinem Handy und seinem Laptop verloren hat – wie kann man nur so doof sein? Naja, wenigstens hatte er seinen Haustürschlüssel in der Jackentasche sonst hätten wir ihn wahrscheinlich heute Abend noch als Übernachtungsgast. Jedenfalls gibt es genau eine Telefonnummer die er auswendig kann - dummerweise eben unsere Nummer. Und nachdem er mir alles erzählt hatte, hat er mich gebeten ihm ein paar Telefonnummern durchzugeben. Ab da bin ich auch nicht mehr in die Küche gegangen um nach den Plätzchen zu schauen. Erst musste ich im Arbeitszimmer die Nummern aus unserem zweiten Telefon raus suchen und dann wollte er noch die Nummer von einem Restaurant, das musste ich erst mal googeln und als er endlich aufgelegt hatte, war es schon zu spät.“ „Aber... was ist jetzt mit den Prinzessinnen-Plätzchen???“ fragte Tama verzweifelt. „Sie waren doch so schön!“ „Wenn wir noch alle Zutaten haben, können wir nochmal neuen Teig machen.“ beruhigte Hajime das kleine Mädchen während er im Geiste den gemütlichen Filmabend in weite Ferne rücken sah. Souji öffnete den Kühlschrank und einen Küchenschrank während Hajime die Zutaten des Rezepts vorlas. „Hm...es ist alles da...außer Eier.“ meinte Souji zögerlich. „Aber das macht nichts, ich kann schnell welche beim Kombini am Bahnhof holen“ fügte er schnell hinzu, als Tama schon wieder schmollend ihre Unterlippe nach vorne schob. „Ihr könnt ja schon mal den Rest vorbereiten, ich bin in zehn Minuten wieder da.“ Mit diesen Worten verschwand Souji nach oben in sein Zimmer um sich noch einen wärmeren Pullover und seine Jacke zu holen. Tama schaute immer noch skeptisch, als Souji sich auf den Weg gemacht hatte und sie alleine mit Hajime in der Küche stand. Hajime griff seufzend wieder zu dem Rezept. Anstatt den Kampf zwischen Haien, Killerbienen und Mutantenkängaruhs zu genießen, war er in seinem persönlichen Horror-Film von ganz anderen Ausmaßen der Hauptdarsteller und seine Herausforderung bestand darin das kleine grüne Monster bei Laune zu halten. So hatte er sich den Abend wirklich nicht vorgestellt. „Haajimmmee-kun, meinst du die neuen Plätzchen werden auch so schön wie die von vorhin?“ „Da bin ich mir ziemlich sicher.Willst du mir jetzt mit dem Teig helfen? Du könntest mir mal den Zucker und das Mehl geben und wir messen dann zusammen ab, okay?“ Als Souji zurückkam standen schon alle übrigen Zutaten abgewogen und abgemessen bereit und die Weihnachts-CD mit den schrecklichen Liedern schallte durch das Haus. Tamas Puppen und Kuscheltiere waren auf den Küchentisch aufgereiht und Tama selbst trällerte die russische Version von „Stille Nacht“ mit. Oh ja, Souji hasste diese CD. Er überließ Hajime weiter die Küche um sich wieder umzuziehen und dem Gesang wenigstens noch für ein paar Minuten zu entkommen. Schließlich war der neue Teig fertig und Hajime und Tama begannen wieder mit dem ausstechen der Sterne. „War doch alles halb so wild!“ meinte Souji als er wieder in die Küche kam und sich als erstes ein Stückchen Teig aus der Schüssel stibitzte. „Ihgitt!!!“ „Hä???“ Hajime und Tama drehten sich gleichzeitig zu ihm um. „Das schmeckt ja eklig!“ stieß Souji hervor und verzog angewidert das Gesicht. „Ich brauche Zucker!“ Mit diesen Worten rannte er aus der Küche und nahm sich von dem geschmückten Treppengeländer eine weitere Zuckerstange. Hajime schwante nichts gutes, als er sich etwas Teig nahm und vorsichtig probierte. „Mist...“ „Ihr habt Salz anstatt Zucker verwendet!“ erklärte Souji, der nach dem unappetitlichem Schock selig an der Zuckerstange lutschte und seinen Blick über die Vorratsdosen auf den Küchenblock schweifen ließ. Dann holte er die Dose mit Zucker aus dem Schrank. „Das wäre die richtige gewesen...“ Tama-chan blickte unglücklich auf das halb angefangene Blech und die Dose mit Salz. „Das ist meine Schuld...“ „Ist es nicht!“ erklärten Souji und Hajime gleichzeitig. „Ich hätte erst probieren sollen.“ setzte Hajime nach. Souji nickte bestätigend. „Hättest du. Du kannst dich doch nicht drauf verlassen, dass eine vierjährige dir alles richtig aus dem Schrank reicht!“ Hajime stöhnte innerlich auf. Er mochte Souji wirklich, aber wenn es darum ging eine unangenehme Situation noch unangenehmer zu machen, konnte er sich sicher sein das Souji jede Gelegenheit dazu ergreifen würde. „Danke für den guten Tipp. Er kommt leider zu spät.“ entgegnete Hajime und beglückwünschte sich zu seiner eigenen Gelassenheit. „Ich weiß, ich weiß.“ gab ihm Souji großzügig recht. „Und was machen wir jetzt?“ Hajime zuckte mit den Schultern. „Von den Zutaten aus dem Rezept scheint nicht mehr alles da zu sein. Die Vanilleschoten sind aufgebraucht und die gemahlenen Mandeln - wo auch immer man so was kaufen kann - sind auch alle. Von dem Färbemittel für den Zuckerguss ist auch fast nichts mehr da.“ „Das ist gemein...“ schluchzte Tama „Ich wollte Mama doch mit den schönen Plätzchen überraschen...“ Souji kniete sich neben sie und nahm seine kleine Schwester in den Arm. „Tut mir leid, Tama-chan. Aber die Sachen die fehlen, bekommen wir nicht im Kombini und wahrscheinlich auch nicht im nächsten Supermarkt. Bestimmt hat Mama die Sachen aus dem Ausland bestellt.“ „Nein, hat sie nicht.“ wandte Tama schniefend ein. „Sie hat alles in dem Laden gekauft in dem sie auch immer die bunten Nudeln aus Italien holt.“ „Der Feinkostladen in Ishikawa?“ fragte Souji. „Dort wo es auch die vielen verschiedenen Brote gibt?“ „Ja, genau da. Ich war nämlich dabei als Mama alles eingekauft hat.“ bekräftigte Tama. „Hm...nach Ishikawa schaffen wir es jetzt trotzdem nicht mehr, kleine Monsterprinzessin.“ erklärte Souji behutsam. Hajime überlegte. „Ishikawa, das ist doch in der Nähe von -“ „Genau!“ unterbrach Souji ihn euphorisch. „Genau das gleiche habe ich auch gerade gedacht!!!“ „Aber wie willst du -? Hajime wurde abermals unterbrochen weil das Telefon klingelte und Souji hinaus in den Flur ging. „Ha, wenn man vom Teufel spricht!“ rief Souji außer sich vor Begeisterung über den Zufall. Dann nahm er ab. „Hi-ji-ka-ta-saaaaaaaaaaaaaaan“ flötete er übereifrig ins Telefon „Was kann ich für Sie tun?“ Grinsend kam er mit dem Telefon zurück in die Küche. „Sie möchten bei uns vorbeikommen und unseren Laptop benutzen?“ wiederholte Souji die Worte betont freundlich und unschuldig, so dass selbst Hajime nur noch schmunzeln konnte. „Aber natürlich können Sie das machen, Sie sind uns immer willkommen.“ säuselte Souji weiter ins Telefon und sein Tonfall war inzwischen so unnatürlich das Tama ihn ganz stutzig anschaute. Mit dem nächsten Satz beendete Souji sein Spiel und sprach wieder normal. „Es gibt aber noch eine Bedingung, Hijikata-san...“ Kapitel 3: ----------- Toshizou Hijikata stand höchstgenervt in einem total überfüllten Feinkostladen und verfluchte sich zum hundertsten mal dafür, dass er seine Tasche mitsamt Laptop und Handy verloren hatte. Das ganze wäre nicht halb so schlimm gewesen wenn er sich irgendwann in den letzten Jahren die Zeit genommen hätte, wichtige Telefonnummern in einem Notizbuch zu vermerken und sich jetzt nicht auf das Adressbuch seines besten Freundes verlassen musste um an alle Nummern aus seinem Bekanntenkreis zu kommen. Was wiederum auch nicht schlimm gewesen wäre, wenn Isami und Tsune nur zu Hause gewesen wären als er angerufen hatte. Stattdessen hatte er Souji ertragen müssen, der sich erst mal ausgiebig über seine Situation lustig gemacht hatte. Auch das wäre in seinem derzeitigen Gemütszustand gerade noch so zu verkraften gewesen, aber das eigentliche Unglück an der Sache war sein Date heute Abend. Er kannte sie erst seit kurzem und wusste weder ihre Adresse geschweige denn ihre Telefonnummer auswendig. Im Trubel der letzten Woche hatte er auch ganz vergessen das wahnsinnig teure Restaurant für heute Abend zu reservieren, zu dem sie unbedingt wollte. Zum Glück hatte er vorhin noch den allerletzten Tisch bekommen weil ein anderes Paar abgesagt hatte. Allerdings zu einer anderen Uhrzeit als geplant, sie mussten nun eine ganze Stunde früher am Restaurant sein. Seine einzige Möglichkeit ihr das mitzuteilen war per Email. Und das hatte ihn dummerweise wieder in die Situation gebracht bei Souji anrufen zu müssen. Er bereute zutiefst, sich auf diesen doofen Handel eingelassen zu haben. Aber Souji hatte ihn solange bequatscht und Tama so oft und ausgiebig „Biiiiiiiiiiiiiiiiiiiittttttttttttttttttttttttttteeee“ ins Telefon gerufen, das sein Widerstand gebröckelt war. Da hatte er auch noch nicht gewusst wie lang diese Einkaufsliste werden würde und wie voll ein Spezialitätenladen für Lebensmittel aus Europa am frühen Samstag Abend sein konnte... *** „Küssen!Küssen! Ihr müsst euch küssen!!!“ Das kleine Mädchen bekam sich gar nicht mehr ein vor Lachen, als Souji und Hajime fast in der Tür zum Wohnzimmer zusammengestoßen wären. „Was...?“ fragte Hajime verwirrt. „Du und Souji müsst euch jetzt küssen!“ erklärte Tama eifrig und deutete auf den grünen Zweig über der Tür. „Weil ihr unter dem Mistelzweig steht!!!“ Die Erklärung leuchtete Hajime nicht ein. Nicht zum ersten mal heute Abend fragte er sich wie um alles in der Welt ein geplanter Film-Abend in dieses Chaos ausufern konnte und er sich jetzt so vorkam als wäre er selbst der Hauptdarsteller in einem der schrecklichsten Filme aller Zeiten. „Ist ein Brauch aus Amerika“ ergänzte Souji. „Aber nur Männer und Frauen küssen sich, wenn sie sich unter dem Mistelzweig treffen, Tama-chan.“ versuchte er dann den Enthusiasmus seiner kleinen Schwester zu bremsen. „Aber letzte Woche hat Papa dir auch einen Kuss gegeben, als ihr unter dem Zweig gestanden seid!“ warf Tama ein, woraufhin Souji knallrot wurde. „Nun.....also...zwischen Eltern und Kindern ist es nochmal etwas anderes und...und das war ein Gute-Nacht-Kuß, kein richtiger Kuß.“ meinte Souji verlegen und ignorierte Hajimes immer ungläubigeren Gesichtsausdruck. „Kuß ist Kuß. Und unter dem Mistelzweig muss man sich küssen. Also los, küsst euch!“ forderte Tama sie erneut auf. Das Klingeln an der Haustür erlöste Hajime aus der peinlichen Situation und er folgte Souji rasch zu Tür. Obwohl klar war, wer auf der anderen Seite der Tür stand, öffnete Souji diese nicht sondern drückte die Gegensprechanlage. „Haben Sie die Ware?“ fragte er frech. „Souji, das geht echt zu weit...“ empörte sich Hajime und öffnete die Tür. „Guten Abend, Hijikata-san. Bitte kommen Sie doch rein.“ Hijikata trat ein und sah ihn fragend an. „Du bist auch hier? Und ich dachte Souji hätte alleine für das ganze Chaos gesorgt.“ Nun war es an Hajime zu erröten, sehr zu Soujis Belustigung. „Toshiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!“ Tama kam freudestrahlend aus dem Wohnzimmer gerannt. „Ist schon wieder Halloween?“ fragte Toshi amüsiert als er von dem kleinen grünen Monster in Beschlag genommen wurde. „Ich bin eine Monsterprinzessin!“ verkündete Tama stolz und klärte Toshi dann über den Stand der Dinge auf: „Hajime-kun hat mit mir Prinzessinenkronen gebacken aber weil du angerufen hast, sind alle verbrannt!“ „Klingt absolut einleuchtend...“ meinte Toshi ironisch und warf einen angesäuerten Blick zu Hajime und Souji. Hajime fühlte sich noch unwohler mit der Situation als zuvor, doch Souji blieb gelassen. „So war es eben.“ bemerkte er trocken und nahm Toshi die Einkaufstüte ab. „Ich hoffe, Sie haben alles bekommen!“ Toshi spürte wie sich sein Puls erhöhte, doch gerade als er zum Gegenangriff starten wollte, zog Tama ihn am Arm. „Backst du auch mit uns, Toshi?“ „Nein, tut mir leid, das müssen Hajime und Souji mit dir machen. Ich bleib nur ganz kurz.“ „Aber es macht ganz viel Spaß!“ versuchte Tama ihn zu überzeugen. „Tut mir leid kleines, heute nicht.“ „Hijikata-san hat es eilig, es wartet nämlich eine schöne junge Dame auf ihn!“ erklärte Souji seiner Schwester, was ihm ein genervtes Augenrollen von Toshi und Hajime einbrachte. „DU-“ „Wir haben den Laptop schon für Sie angemacht, er steht im Wohnzimmer.“ unterbrach Hajime Hijikata-san schnell, bevor er und Souji in eines ihrer nie endenwollenden Streitgespräche verfielen. Das sie den Laptop extra aus dem Arbeitszimmer im oberen Stockwerk geholt hatten, damit Souji zumindest die Möglichkeit hatte, Hijikata-san über die Schulter zu sehen wenn er seine Mails ansah, musste er ja nicht erwähnen – zumal es wahrscheinlich für ihn sowieso offensichtlich war. ***. Toshi hatte sich kaum in seinen Emailaccount eingeloggt als Souji sich neben ihn auf das Sofa setzte. „Zuckerstange?“ „Nein...danke“ lehnte Toshi irritiert ab, woraufhin Souji sich das süße Gebilde in den Mund schob. „Diesind aber wirklich lecker!“ versuchte er es nochmal. „Souji, ich möchte keine. Wirklich nicht.“ „Na schön. Wenn Sie sich umentscheiden, es hängen noch genügend am Treppengeländer.“ Toshi nickte und wartete darauf, das Souji wieder ging. Was er nicht tat. „Sonst noch was?“ Souji schüttelte den Kopf und lutsche weiter an der Zuckerstange. Toshi spürte wie ihn langsam aber sicher die Geduld verließ. „Souji... könntest du dann bitte gehen.“ bat er so gelassen wie möglich. „Ich wohne hier!“ entrüstete sich Souji und schaute ihn mit großen unschuldigen Augen an. Toshi seufzte. Nach dem schrecklichen Tag und den nervenden Suchen nach Backzutaten in einem überfülltem Feinkostladen, den zwei Staus in denen er gestanden hatte bis er hier angekommen war und dem leichten Schneefall welcher den Samstagabendverkehr noch langsamer gemacht hatte, war Souji in Höchstform das letzte was er gebrauchen konnte. „Souji, bitte. Du weißt doch genau was ich meine. Lass mich bitte kurz alleine. Solltest du nicht sowieso mit deiner Schwester in der Küche sein?“ probierte er es mit einem Appell an Soujis Vernunft. „Seit Hajime die Idee mit den Plätzchenkronen hatte, bin ich als großer Bruder abgeschrieben.“ schmollte Souji und setzte eine beklagenswerte Miene auf. Dann packte er Toshis Arm und legte den Kopf an seine Schulter. „Hijikata-san, ich bin sooooooooo einsam!“ Toshi stöhnte genervt auf. „Souji, es reicht! Was willst du denn von mir?!?“ Ein spöttisches Grinsen erschien auf Soujis Gesicht. „Ich will gar nichts von Ihnen!“ erklärte er lachend und sprang auf. „Ich will Sie nur ein bisschen ärgern!“ Damit verschwand er aus dem Wohnzimmer und Toshi war endlich allein. Zufrieden begann er seine Email zu schreiben und genoß die Stille. „Tama-chan, du hast ja ganz vergessen deine CD wieder anzustellen.“ erklang Soujis Stimme aus der Küche. Hajimes „Souji, warum hast-“ wurde verschluckt von Tamas Aufschrei („Oh jaaaa, die CD!!!!“) und der schrecklichsten Version von Jingle Bells, die Toshi jemals gehört hatte. Hi, bitte schreib mir gleich zurück wenn du das liest. Hab mein Handy und meinen Laptop heute verloren und keine andere Möglichkeit dich zu erreichen. Unser Tisch ist auf 19.30 Uhr reserviert, ich hoffe das ist nicht zu umständlich für dich. Wir sehen uns dann dort. Ich freue mich schon auf dich. Auf Jingle Bells folgte eine Version von „Rudolph the red-nosed Reindeer“ in einer Sprache die Toshi spontan Kopfschmerzen bekommen liess. Offenbar ging es nicht nur ihm so, den mitten in der zweiten Strophe brach der Lärm plötzlich ab und er hörte wieder die Stimmen aus der Küche. „Du musst aber auch wirklich mitsingen, Hajime-kun!“ erklang Tamas Stimme als erstes. „Ich lade euch noch die Karaoke-Version von Youtube.“ Das war Souji. Toshi bezweifelte das was auch immer ihm jetzt bevorstand, viel besser sein würde als die merkwürdige CD. „Hier ist alles suuupppperr...“ *** Als es langsam Zeit wurde zu dem Restaurant aufzubrechen, hatte er auf seine Email immer noch keine Antwort bekommen und sein Kopf schrie förmlich nach einer Aspirin. Hajime hatte irgendwann mit dem singen aufgehört, aber Tama war noch mit Feuereifer dabei den Refrain dieses dämlichen Liedes immer und immer wieder zu singen. Toshi beschloß sich zu verabschieden. In der Küche holte Hajime gerade mit Tama das letzte Blech mit den Plätzchen aus dem Ofen und Souji dokumentierte das ganze mit seinem Handy, was glücklicherweise dazu führte, dass das Karaoke-Lied von youtube endlich verstummte. „Tooshiiiiiiiiiiiii, du musst ein Plätzchen probieren!“ Nachdem er eines der pappsüßen dreizackigen Gebilde gegessen hatte und nach einigem hin und her mit Tama („Warum bleibst du nicht noch ein bisschen und spielst mit mir???“) endlich wieder an der Haustür stand und diese öffnete, traf ihn fast der Schlag. „Verdammter Mist...“ tbc Liest das überhaupt jemand?^^°Wenn ja, schreibt mir mal wie es euch gefällt, hihi. Eigentlich sollte die Geschichte nur zwei Teile haben, aber dann hat sie sich verselbstständigt... Im nächsten Teil geht es gewohnt chaotisch weiter:-) Armer Hajime, zu seinen Filmen wird er auch im nächsten Kapitel nicht kommen... Kapitel 4: ----------- Die wenigen Schneeflocken mussten sich seit seiner Ankunft in einen Schneesturm verwandelt haben. Der hatte sich zwar schon wieder gelegt, aber die Straße, der Gehweg, sein Auto - alles war mit einer üppigen Schicht Schnee überzogen. „So ein verdammter Mist!“ fluchte Toshi nochmal. Tama dagegen war hocherfreut. „Schneeeeeeeeeeeeeeeee! Schneeeeeeeeeeeeeeeeee!“ Begeistert drehte sie sich zu Souji um. „Gehen wir jetzt Schlitten fahren?“ Das Knirschen des Schnees bei jedem ihrer Schritte hörte sich ungewohnt an, genauso wie das schleifende Geräusch des Schlittens den Souji hinter sich herzog. Tamas Gesang hingegen war etwas an das Hajime sich heute irgendwie wohl gewöhnt hatte. Soujis kleine Schwester saß in einem rosafarbenen Schneeanzug auf dem Schlitten und trällerte „Willst du einen Schneemann bauen?“ aus „Frozen“ mit der gleichen Inbrunst mit der sie schon den ganzen Abend gesungen hatte. Aufgrund eines unbedachten Versprechens seitens Soujis, waren sie nun unterwegs zu einem Park in der Nähe des Bahnhofs wo Tama ihren Schlitten bei einem kleinen Hügel ausprobieren wollte. Den Schlitten hatte Tama zu ihrem Geburtstag im November geschenkt bekommen und war eigentlich für einen Urlaub auf Hokkaido nach Weihnachten gedacht. Weil das für eine vierjährige im November noch unendlich weit weg schien, hatte Souji ihr arglos versprochen, dass er mit ihr den Schlitten ausprobieren würde, sobald einmal genügend Schnee in Tokyo liegen würde. Zu Hajimes Pech war das genau heute Abend der Fall. „Souji...ich will meine Handschuhe mit den Teddybären, die hier sind nicht so warm!“ quengelte Tama kaum das sie eine Straße weiter gekommen waren. „Mmmmmhhh...okay, ich hol sie.“ willigte Souji ein und übergab Hajime die Schnur des Schlitten. „Ihr könnt ja schon mal vorgehen, ich hol euch schnell wieder ein.“ Hajime nickte und stapfte mit dem Schlitten und Tama im Schlepptau weiter. Den Park hatten sie bald erreicht, nur von Souji war weit und breit nichts zu sehen. Obwohl es noch nicht einmal acht Uhr war, war bei dieser Kälte kein Mensch unterwegs. Der einsame Spielplatz vor ihnen wirkte in Hajimes Augen irgendwie ein wenig gruslig und die unberührte Schneedecke machte das ganze noch unwirklicher. Nur Tama schien sich daran nicht zu stören und stürmte gleich begeistert zu einer der Schaukeln am Wegrand. Nach einer gefühlten Ewigkeit tauchte Souji endlich auf. „Tut mir leid, die Handschuhe mit den Bären hat Mama wohl heute in die Waschmaschine gemacht.“ erklärte er Tama mit einem entschuldigenden Lächeln. „Doooooooooooooooooooooooooooooof“ kommentierte seine kleine Schwester die Neuigkeit und schaukelte aber unbeirrt weiter. Anscheinend waren die anderen Handschuhe doch nicht so schlimm. „Ist alles okay?“ fragte Hajime, der gleich gemerkt hatte das mit Souji etwas nicht stimme. „Mmmh...klar“ nuschelte Souji und begann dann auf seinem Handy zu tippen. Ehe Hajime nochmal nachfragen konnte, vibrierte sein eigenes Handy in seiner Jackentasche. Er sah Souji mit hochgezogener Augenbraue an. „Echt jetzt?“ fragte er verwirrt als er sah das Souji der Absender der soeben eingegangen Nachricht war. Souji nickt und forderte ihm mit seinem Blick förmlich dazu auf die Nachricht zu lesen. „Ich hab den Schlüssel vorhin vergessen und uns ausgeschlossen. Tama darf nichts wissen, als uns das mal vor ein paar Monaten passiert ist, hat sie voll die Panik geschoben und Angst gehabt wir kommen nie wieder ins Haus....“ Hajime verabschiedete sich innerlich von den Haien und Mutanten-Kängaruhs, die auf einmal wieder unendlich weit entfernt waren. Kopfschüttelnd schrieb er seine Antwort. „Ersatzschlüssel????“ „Unsere Nachbarn haben einen. Aber die sind nicht zu Hause. Ich bin um das ganze Haus gelaufen, aber alles war dunkel...“ „Deine Eltern anrufen???“ „Es ist nicht mal acht Uhr. Die Weihnachtsfeier fängt gerade erst an . Das kann ich nicht bringen...“ Hajime warf ihm einen genervten Blick zu. „Wir können aber auch nicht die nächsten vier Stunden hier draußen in der Kälte verbringen. Gibt es sonst niemand, der einen Schlüssel hat?“ Souji schürzte die Lippen und tippte eine kurze Antwort. „...“ kam es bei Hajime an. „Souji!“ rief Hajime genervt. „Sorry...“ antwortete er dann wieder im Chat. „Raus damit! Du hast doch noch eine Idee, ich weiß es!“ Souji rang mit sich und tippte dann wieder nur kurz. „Hijikata-san...“ Der Abend konnte kaum schlimmer werden. Nachdem er durch den Schnee etwa eine halbe Stunde später als geplant bei dem noblen Restaurant angekommen war, hatte er Glück gehabt das der hochnäsige Kellner ihn überhaupt noch den reservierten Tisch überlassen hatte. Schon am Empfang war er sich vorgekommen wie in einem falschen Film, als er das Menü und den Wein bereits im voraus mit seiner Kreditkarte bezahlen musste. Wo gab es denn so was??? Auf seine höfliche Nachfrage, das er und seine Begleitung ja vielleicht gar kein Menü wollten, erntete er nur einen abschätzigen Blick. Das Restaurant war so exklusiv, es gab keine Karte. Der Koch kreierte jeden Abend ein einziges Menü, klärte der Empfangsmitarbeiter ihn abschätzig auf, und wem das nicht schmeckte war ja wohl kaum ein Genießer dieser hochangesehenen original französischen Küche. Das hätte ihm schon zu denken geben müssen, aber als er dann die stattliche Summe auf der Rechnung sah, wäre er am liebsten sofort wieder aus diesem schrecklichen Laden gerannt. Die Aussicht das dieser furchtbare Tag noch einen schönen Abend als Ausklang für ihn bereit halten würde und das Gefühl, vielleicht endlich die eine gefunden zu haben, hielten ihn dann doch zurück. Er bezahlte und ließ sich von dem arroganten Keller zu ihrem Tisch führen. „Möchten Sie mit der Getränkebestellung bis zur Ankunft der Dame warten?“ fragte dieser dann süffisant und ließ mit seinem abschätzigen Blick durchblicken, dass er nicht daran glaubte das hier noch eine weibliche Begleitung für Toshi auftauchen würde... Toshi hoffte wirklich, dass das Essen in diesem Laden sein Geld wert war, den Service konnte man jedenfalls vergessen. Eine halbe Stunde später saß er immer noch allein an dem Tisch, vor sich ein halbleeres Glas Wasser und um sich herum glückliche Paare, die schon beim Hauptgang des Menüs angekommen waren – und er musste zugeben es sah wirklich ausgezeichnet aus und duftete auch sehr gut. So langsam wurde Toshi unruhig. Selbst wenn sie seine Nachricht nicht bekommen hatte, sollte sie inzwischen da sein, den die ursprüngliche geplante Zeit war nun auch vorbei. Wahrscheinlich war sie von dem Schnee genauso überrascht worden wie er und brauchte jetzt eben länger. Oder... Plötzlich stand der Mitarbeiter des Empfangs neben ihm und reichte ihm zwei zusammengefaltete Zettel. „Entschuldigen Sie bitte, wir haben soeben zwei Nachrichten für Sie erhalten.“ Verwirrt nahm Toshi die Zettel an sich. Das konnte nichts gutes bedeuten. Er wartete bis der Kellner sich wieder entfernt hatte und faltete dann das erste Blatt Papier auf. Empfänger: Toshizou Hijikata Absender: Souji Okita Nachricht: Hijikata-san, wir haben uns ausgeschlossen, nur Sie haben einen Ersatzschlüssel weil unsere Nachbarn nicht da sind. Bitte kommen Sie schnell. Sie erreichen uns unter den folgenden Nummern: 01822 3764272 01498 3849274 PS: Keine Angst, Sie können ihr Date ruhig mitbringen. Toshis Puls hatte sich beim lesen der Nachricht in nicht gerade gesunde Höhen geschraubt. Dieser verdammte Bengel, irgendwann würde er ihn vor Isamis Augen einfach erwürgen. Hatte er das etwa absichtlich gemacht??? Oder stimmte die Geschichte etwa gar nicht und die drei saßen daheim im Warmen und lachten sich kaputt über ihn? Toshi verscheuchte den Gedanken schnell wieder, so etwas ungehöriges traute er Souji dann doch nicht zu und außerdem hätte Hajime das niemals zugelassen. Er raufte sich restentnervt die Haare. Zumindest anrufen musst er Souj schon... Wenn die drei sich wirklich ausgeschlossen hatten und er nicht auf ihren Hilferuf reagierte, konnte er Isami und Tsune nicht mehr unter die Augen kommen. Er wollte sich gerade auf zum Empfang machen um das Telefon dort zu benutzten (die Mitarbeiter hier mussten ihn wirklich für den letzten Looser halten, der nicht mal ein Handy besaß), als ihm der zweite Zettel einfiel. Er hoffte inständig, das es eine zweite Nachricht von Souji war mit dem Inhalt „Haha, reingefallen!“ oder von Hajime („Es tut mir leid, ich konnte ihn nicht zurückhalten. Bei uns ist alles in Ordnung, bitte entschuldigen Sie vielmals...“). Leider war dem nicht so. Es war eine Absage für den heutigen Abend von der Frau, von der er dachte sie wäre vielleicht endlich die richtige. Wütend zerknüllte er das Stück Papier. Einen Grund für die Absage lieferte sie auch nicht. Das wars dann wohl gewesen. Kapitel 5: ----------- Shark! Shark! Shark! Shark! Go, go, go, go, go, go, go Run away from the sharknado Hajimes derzeitiger Klingelton erschallte durch den menschenleeren verschneiten Park und ließen ihn und Souji erleichtert aufatmen. Sie hatten inzwischen einmal den kompletten Park umrundet, Tama war dutzende Male den kleinen Hügel runter gefahren, sie hatten sich etwas warmes zu trinken beim Kombini am Bahnhof geholt und waren jetzt wieder im Park und beschäftigten Tama mit einer Schneeballschlacht. Der Himmel war komplett aufgeklart und anstatt Wolken waren nur noch ein großer gelb leuchtender Halbmond zu sehen, der den Schnee auch in der Nacht hell schimmern liess. „Ah, Hijikata-san!“ brach es aus Hajime erleichtert hervor als er abnahm. Am anderen Ende der Leitung war Toshi seinerseits genauso erleichtert Hajime erreicht zu haben (er hatte absichtlich als erstes die zweite Nummer gewählt, die auf dem Zettel gestanden hatte, in der Hoffnung nicht Souji am Telefon zu haben sondern den immer vernünftigen und besonnen Hajime). „Ja, es stimmt leider alles.“ bestätigte Hajime Soujis Nachricht und bemühte sich vor Tama keine Andeutungen zu machen, die auf ihre prekäre Lage hinweisen würden. „Ja, vielen Dank.“ Hajime entfernte sich ein paar Schritte von den anderen, glücklicherweise verstand Souji sofort und begann Tama, die gerade einen großen Vorrat an Schneebällen herstellte, in ein Gespräch zu verwickeln. „Hijikata-san, bitte kommen Sie schnell.“ flüsterte Hajime so leise wie möglich in sein Handy. „Tama-chan fängt an zu quengeln und Souji geht es nicht so gut. Er gibt es zwar nicht zu, aber er ist ganz fahl im Gesicht, ich glaube das liegt an dem ganzen Teig und an den Zuckerstangen die er heute gegessen hat...“ Soujis Handys vibrierte und er sah wie Hajime, der sich immer weiter von ihnen entfernt hatte, ihm zuwinkte. „Die gute Nachricht: Hijikata-san ist auf dem Weg. Die schlechte: er muss erst noch zu seiner Wohnung fahren, weil er euren Schlüssel natürlich nicht immer mit sich herumträgt...Es wird also mindestens noch eine Stunde dauern...“ Das schlechte Gewissen nagte an ihm, als er die drei verfrorenen Kinder vor dem dunklen Haus vorfand. Er hatte doch länger gebraucht wie gedacht, weil das Restaurant darauf bestanden hatte, ihm das bereits bezahlte (und offenbar auch bereits fertig gekochte) Menü einzupacken und mitzugeben. Nun ja, so hatte er wenigstens gleich noch was zum essen für die drei dabei. Offensichtlich hatten Souji und Hajime sich alle Mühe gegeben Tama-chan bei Laune zu halten. Neben der Haustür stand einer der größten Schneemänner den Toshi jemals in einem Tokyoter Vorgarten gesehen hatte und um ihn herum eine Armee aus Schneehasen. Souji sah angeschlagen aus und Hajime hatte offenbar keine Handschuhe dabei und hatte schon ganz weiße Finger. Nur Tama war bester Laune und mindestens genau so erfreut ihn zu sehen wie die beiden Jungs. „Ihr beide zieht euch jetzt was frisches an und ich kümmere mich um Tama-chan. Dann können wir alle was essen“ erklärte Toshi während er die Haustür aufschloss. „Hast du was vom Kombini mitgebracht?“ wollte Tama wissen. „Nicht ganz...es gibt heute Abend ein französisches Fünfgänge-Menü.“ Nachdem er Tama aus ihrem Scheeanzug befreit hatte ( er fragte sich wie in alles in der Welt es Souji geschafft hatte, sie mitsamt dem „Monster-AG“-Kostüm da rein zubekommen) und nach einer kurzen Diskussion dazu gebracht hatte sich von der Monster-Prinzessin in eine rosa Gute-Nacht-Prinzessin ( so stand es jedenfalls auf dem grell pinkfarbenen Aufdruck ihres rosa Schlafanzugs geschrieben) zu verwandeln, richtete er in der Küche das Essen und schenkte sich selbst ein Glas von dem Rotwein ein, der ebenfalls in der Tüte gewesen war. Er stellte einfach alles auf den Tisch und so wie aussah war es trotz der vielen kleine Portionen mehr als genug für sie alle. „Sind das Schnecken???“ fragte Tama erstaunt und deutete auf eine Schüssel mit Weinberg-Schnecken in Kräutersoße. „Wollen Sie uns vergiften?“ Souji griff sich mit einer dramatischen Geste an den Hals und gab einen würgenden Laut von sich. „Weinbergschnecken sind eine Delikatesse in Frankreich“ klärte Hajime Souji auf, woraufhin Souji noch übertriebener zu würgen begann, doch das entpuppte sich dann noch als der ruhigste Teil des Abendessen. „Ich will keine Schnecken essen!“ erklärte Tama abwehrend. „Wie wäre es mit diesem hier? Das scheint Lamm-Fleisch zu sein.“ Tama inspizierte den Teller den Hajime ihr hin hielt und lehnte nach einer kurzen Bedenkpause ab. „Nein, auf keinen Fall! Ich spiele bei unserem Krippenspiel im Kindergarten das Lamm, da kann ich doch kein Lamm essen!“ „Ich glaube nicht, das dir das jemand übel nimmt.“ meinte Souji und Hajime nickte bekräftigend. „Doch, natürlich! Ich kann mich doch nicht selbst essen!“ „Aber du spielst nur ein Lamm, du bist keines!“ „Das ist fast dasselbe! Hajime, willst du nachher mal mein Kostüm sehen? Ich sehe damit wie ein richtiges Lamm aus, sagt auch Mama.“ „Also weißt du Tama, Souji hat schon recht mit dem was er sagt, denn...“ Irgendwann war es Toshi egal, das er heute Nacht nicht mehr nach Hause fahren konnte, wenn er sich noch einen weiteres Glas Wein einschenken würde. Er würde diese sinnlose Diskussion keine Minute länger ohne mehr Alkohol in seinem Blut ertragen. Zum Glück waren in der Tüte gleich zwei Flaschen von dem französischen Burgunder dabei gewesen. Der Wein war stark und schwer und allmählich überkam ihm das selige Gefühl vom Rest der Welt durch eine gemütliche Wolke getrennt zu sein. Trotz seiner matten Sinne registrierte er irgendwo in seinem Hinterkopf wie Souji sich immer weniger an dem Gespräch beteiligte und schließlich gar nichts mehr sagte. Herrlich!!! Endlich hielt dieser nervige Quälgeist mal die Klappe. Die zahlreichen Speisen wurden nur zur Hälfte aufgegessen, dafür war die erste Flasche Wein fast leer. Zeit das Abendessen zu beenden. Die Küche drehte sich für einen Moment um Toshi herum als er aufstand und sich dann gleich wieder auf den Tisch abstützen musste. Mist... „Alllllso...“Er stockte sofort wieder, weil er selbst bemerkte wie schwer ihm das reden fiel. „Alllso..ich...bring Tama jetzt ins Bett...und ihr beide räumt hier auf...“ brachte er den Satz zu Ende, allerdings entgingen ihm die skeptischen Blicke der drei nicht. Egal. So betrunken war er ja auch wieder nicht. Das Telefon im Flur klingelte während Hajime gerade dabei war die Spülmaschine einzuräumen. „ Tsune Handy“ leuchtete imDisplay. Zögernd nahm Hajime ab. „Hallo, hier ist Hajime.“ Wieso mussten Soujis Eltern ausgerechnet jetzt anrufen... „Nein, hier ist alles super.“ erwiderte er die Nachfrage von Tsune und verfluchte sich dann für die Wortwahl. Dieses verdammte Lied war wie eine Gehirnwäsche. „Tama ist schon im Bett und Souji ist gerade im Bad.“ erklärte er weiter. Das Tama gerade von seinem und Soujis sturzbetrunkenen Lehrer, dem besten Freund der Familie, ins Bett gebracht wurde und Souji sich schon seit einer halben Stunde ständig übergab weil er zu viel gegessen hatte, musste er ja nicht zwingend erwähnen. Kaum hatte er aufgelegt, stand plötzlich Tama-chan hinter ihm. „Hajime-kun...kannst du mir meine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen? Toshi spricht so komisch und starrt immer so lange auf das Buch...ich glaub er kann gar nicht richtig lesen!“ Hijikata-san saß neben Tama-chans Bett auf dem Boden und starrte mit glasigem Blick auf das Buch in seinen Händen. Er schien gar nicht bemerkt zu haben, dass Tama weg gewesen war. „Ähm, Hijikata-san-“ „Toshi, Hajime soll mir vorlesen!“ unterbracht Tama-chan ihn und kletterte über Toshi zurück ins Bett. „Wennu meinst...“ Oh je...Hajime war leicht überfordert. Hijikata-san lallte noch viel stärker als vorhin beim Abendessen. Vorsichtig nahm er ihm das Buch aus der Hand. „Wie wäre es wenn Sie sich im Wohnzimmer etwas ausruhen, Hijkata-san?“ fragte er vorsichtig. „Issss schon gut...ich...ich bleib hier...“ Nicht ganz die Antwort die Hajime sich erhofft hatte. Er schlug das Buch auf (ein Vorlesebuch zu „Frozen“, was ihn nicht gerade überraschte) und setzte sich auf Tamas Bett, damit sie mit ihm zusammen in das Buch reinschauen konnte. Nach nur drei Seiten war immerhin einer seiner beiden Zuhörer eingeschlafen. Leider der falsche. Immerhin schnarchte Hijikata-san (noch) nicht und er konnte das Buch ungestört zu Ende vorlesen. „Das war schön!“ bedankte sich Tama als er fertig war. „Anna ist meine Lieblingsprinzessin, aber ich mag auch Elsa. Wer ist deine Lieblingsprinzessin, Hajime-kun?“ Oh je...wie als ob er sich darüber schon mal Gedanken gemacht hätte. Tama schaute ihn erwartungsvoll an. Er hoffte inständig das Souji nicht vor der Tür stand und lauschte. Hijikata-san war offensichtlich im Tiefschlaf und würde sich an diesen Abend sowieso nur noch bruchstückhaft erinnern können. Die Antwort war ihm trotzdem peinlich, aber ihm fiel nichts anderes ein. „Du bist natürlich meine Lieblingsprinzessin, Tama-chan.“ Hochzufrieden kuschelte sich Tama unter ihre Decke. „Das sagt Souji auch immer.“ erklärte sie kichernd. Im Wohnzimmer hatte Souji schon eine der DVDs eingelegt und wartete auf ihn. Er war zwar immer noch etwas blass, sah aber weit besser aus als zu dem Zeitpunkt zu dem er ins Bad verschwunden war. „Es geht schon wieder...“ beteuerte er auf Hajimes Nachfrage. „Wo ist Hijikata-san?“ Hajime kratzte sich verlegen am Kopf. „Also um ehrlich zu sein...er schläft oben neben Tamas Bett auf dem Boden. Ich hab ihn einfach nicht mehr wach bekommen...“ Souji brach in schallendes Gelächter aus und ließ sich dann von Hajime alle Details erzählen, was ihn noch viel mehr erheiterte. Er freute sich schon auf Hijikatas verkaterten Anblick morgen früh. Als sie endlich mit dem ersten Film anfingen, merkte Hajime schon bei der ersten Szene wie müde und kaputt er eigentlich war. Er schloss für einen Moment die Augen, hörte noch wie eine Frau im Film einen markerschütternden Schrei wegen des mutierten Kängurus ausstieß und Souji darüber lachte, dann verloren sich seine Gedanken in wohliger Wärme und Zufriedenheit und er schlief erschöpft ein. Es schneite wie verrückt als sie mitten in der Nacht endlich wieder zu Hause ankamen. Vor ihrer Haustür stand ein gigantischer Schneemann, um ihn herum eine Armee aus Schneehasen. „Tama scheint die beiden ganz schön auf Trap gehalten zu haben...“ Tsune lachte belustigt. Es schien alles gut gegangen zu sein heute Abend. Dann öffneten sie die Haustür. Ein extremer Essensgeruch schlug ihnen entgegen, es duftete nach einer Vielzahl unterschiedlicher Speisen... Im Eingangsbereich stand Tamas Schlitten, daneben lag achtlos auf den Boden geworfen ihr Schneeanzug und...ihr grünes Monster AG-Kostüm von Halloween. In der Küche fiel ihnen als erstes die riesige Papiertüte mit dem Aufdruck eines französischen Restaurants ins Auge, das erklärte zumindest den Geruch, nicht aber was es damit auf sich hatte. „Was um alles in der Welt...bitte sag mir, dass das nicht wahr ist!“ Entsetzt deutete Tsune auf die leere Weinflasche auf dem Küchentisch und das noch halbvolle Glas daneben. „Bestimmt...gibt es dafür eine logische Erklärung“ versuchte ihr Mann sie zu beruhigen. Kopfschüttelnd stürmte Tsune ins Wohnzimmer. Wie erwartet lief da gerade noch einer der Filme, der Abspann immerhin. Souji und Hajime lagen in jeweils in einer anderen Ecke des Sofas und schliefen tief und fest. „Lass sie schlafen.“ bat Isami flüsternd. Mit einem wütenden Schnauben verließ Tsune das Wohnzimmer um nach Tama zu sehen. Gerade als sie ihre Hand auf die Türklinke des Kinderzimmers legte, wurde diese von innen geöffnet und ein großer schwarzer Schatten stand vor ihr. Tsune stieß einen entsetzen Schrei aus und reagierte blitzschnell. Mit zwei Handgriffen packte sie den ihr unbekannten Eindringling, der aus dem Kinderzimmer ihrer Tochter kam und warf ihn zu Boden. Durch das jahrelange Aikido-Training hatte sie ihren Gegner innerhalb von Sekunden außer Gefecht gesetzt. Ein schmerzerfüllter Aufschrei war alles was der Unbekannte von sich gab. „Mama...was machst du da mit Toshi???“ Tama stand verschlafen hinter ihr im Flur. „Tama-chan, was machst du denn hier? Und warum...“ Tsune drehte sich wieder zu dem stöhnenden Haufen Mensch am Boden um. „Oh Mann...mein Kopf...bist du irre???“ stöhnte Toshi und rieb sich seinen Hinterkopf. Durch das Geschrei waren nun alle Bewohner und Gäste des Hauses um ihn versammelt. Sein bester Freund beugte sich besorgt zu ihm herunter und untersuchte seinen Kopf. „Scheint nur eine Beule zu werden... was um alles in der Welt machst du hier?“ Toshi hatte das Gefühl um sich herum drehte sich immer noch alles und gab nur einen stöhnenden Laut von sich. Fragend blickten beide Eltern zu Souji und Hajime. „..und weil Tama-chan wegen dem lauten Schnarchen nicht mehr in ihrem Zimmer schlafen wollte, habe ich sie in euer Bett gebracht.“ beendete Souji seine Erklärungen zu dem heutigen Abend. Gemeinsam mit Hajime saß er in der Küche und hatte seinen Eltern auf den neuesten Stand gebracht. „Egal was wir auch versucht haben, Hijikata-san war wirklich nicht wach zu bekommen.“ versicherte Hajime noch mal. Toshi selbst lag inzwischen mit einem Kühlpad im Gästezimmer und Tama war in ihrem eigenen Zimmer wieder ins Bett gebracht worden. Weit nach Mitternacht, nachdem Souji und Hajime noch einen neuen Versuch gestartet hatten, einen Film anzuschauen nur um wieder nach wenigsten Minuten einzuschlafen, legte sich endlich Ruhe über das Haus. Als Hajime sich am nächsten Morgen nach dem Frühstück verabschiedete, schlief Hijikata-san immer noch seinen Rausch aus. Tama bestand darauf das er eine Tüte mit den rosa Plätzchen mit nach Hause nahm und brachte ihn mit Souji zur Tür. „Der Tag gestern war lustig, oder?“ Tama lachte übers ganze Gesicht und Souji und Hajime mussten beide grinsen. „Ja, das war es...“ bestätigte Hajime. Die ganzen chaotischen Sachen, das nicht enden wollende Plätzchen backen und die Stunden in der Kälte, in der sie verzweifelt versucht hatten, Tama-chan zu beschäftigen und all die anderen Sachen die passiert waren, erschienen ihm im Nachhinein nicht mehr so schlimm sondern wirklich nur noch komisch. „Hajiiimmeeeeeeeee-kuuunn...“ rief Tama-chan ihm noch hinter her als er schon den Vorgarten verlassen hatte und draußen auf dem Gehweg stand. „Magst du vielleicht nächsten Samstag mit zu meinem Krippenspiel kommen?“ Oh je... Hajime hatte kein gutes Gefühl bei dem Gedanken. Aber er konnte seiner Lieblingsprinzessin wohl kaum einen Wunsch abschlagen. Außerdem hatten er und Souji sowieso einen zweiten Versuch für ihren Film-Abend geplant. „Na klar...ich muss mich doch vergewissern ob du wirklich so ein überzeugendes Lamm bist!“ Er winkte Tama und Souji nochmal zu, die beide sehr zufrieden mit seiner Antwort zu sein schienen. Hajime seufzte innerlich als er durch den Schnee zum Bahnhof stapfte. Worauf hatte er sich jetzt nur eingelassen? Anderseits... Verrückter als der letzte Abend konnte es kaum werden. Ende :-) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)