Our Journey von evaENERGY (Die Reise einer jungen Frau und ihren Partnern) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Ich genoss die Sonne auf meiner Haut und lauschte dem Rauschen des Meeres. Es schien so weit, so unglaublich endlos und beunruhigend. Seufzend setzte ich meine Kopfhörer auf und lauschte stattdessen jener beruhigenden Musik, die mir David vor einiger Zeit zukommen ließ. Ich öffnete die Augen, um den Himmel zu erblicken, doch plötzlich sah ich Davids lächelndes Gesicht vor meinen Augen. Erschrocken richtete ich mich auf und riss mir die Kopfhörer vom Kopf. "Du weißt, ich hasse es, wenn du das machst.", sagte ich, als ich mich etwas beruhigt hatte. Er lächelte und nickte. "Ich dachte, wir angeln noch ein bisschen, aber es beißt einfach nichts an.", seufzte ich ihm dann zu. Wieder lächelte er mich nur an und dieses Mal erwiderte ich sein Lächeln. Auch wenn David nicht in der Lage war, auch nur ein Wort von sich zu geben, so wusste ich doch immer, was er sagen wollte. Wir waren miteinander aufgewachsen und bis auf seine Art, sich immer anzuschleichen, die mich nervte, zog ich seine Gesellschaft allen anderen Menschen vor. Sein schwarzes Haar leuchtete manchmal leicht violett in der Sonne und er hatte einen sanften Blick. Oft sahen wir uns stundenlang einfach nur in die Augen und es fühlte sich an, als würden wir telepathisch kommunizieren. Er war mir so verbunden wie niemand anders. "Vielleicht zieht heute ein Sturm auf. Das könnte auf jeden Fall der Grund sein, warum nichts mehr anbeißt, nicht mal ein Karpador." Ich sah, wie David sich aufrichtete und seine Angel aufrollte, also tat ich es ihm gleich. Als wir alle Sachen zusammengepackt hatten und ich mich bereits zum Gehen umdrehte, tippte David mir auf die Schulter. Ich blickte an den Horizont und sah ein Unwetter aufziehen. "Na bitte, ich hatte Recht." Ich hörte David genervt seufzen, doch dann lachte er. Gemeinsam machten wir uns auf zu unserem Dorf zurück und mussten feststellen, dass erneut ein Reisender in unserem beschaulichen Örtchen Rast machte. Dies konnte man immer daran erkennen, dass das ganze Dorf zusammenkam und ein Fest für den Reisenden feierte, sodass jener immer gezwungen war, über Nacht zu bleiben. Derjenige, der heute angekommen war, schien aber sowieso keine Wahl zu haben, da der starke Sturm aufzog. Als ich versuchte, mich an dem Trubel der kleinen Menschenmenge vorbeizuschleichen, sodass mich der Reisende gar nicht erst bemerkt, zog David mich zurück und zwang mich, mit ihm in die Menge unterzutauchen. Was wir dann sahen, schien uns beide zu faszinieren. Ein junger, adrett gekleideter Mann mit silbernem Haar stand in der Mitte der Menschenmasse. Neben ihm standen Davids Mutter, eine alleinstehende Frau, und der Dorfvorstand Henry, ein etwas in die Jahre gekommener Herr. Davids Mutter flirtete unentwegt mit dem Schönling, der ihr unentsprechend seines Alters sehr viel Aufmerksamkeit schenkte. Dennoch schien er nicht ernsthaft interessiert an ihr zu sein, zumal er nur etwa zwei oder drei Jahre älter zu sein schien als David. Apropos David - ich merkte erst, dass ich seine Anwesenheit nicht mehr spürte, als ich sah, wie er sich höflich vor dem Reisenden verbeugte. "Das ist David...", sagte Davids Mutter beschämt. "Mein... Sohn." Wut kochte in mir hoch. Ich sah, wie David den Fremden mit all seiner Herzenswärme anlächelte, dennoch schämte sich seine Mutter so sehr für ihn, dass sie sich nicht traute, ihm von seiner Stummheit zu erzählen. Der Reisende wirkte verwirrt, da David kein Wort sprach, und plötzlich sah ich mich gezwungen, die Stimme für den stummen Mann zu mimen. Vorsichtig platzierte ich mich neben ihm und sagte: "David ist stumm." Davids Mutter wich einen Schritt zurück. Der Dorfvorstand Henry lachte. "Ja! Ein herzensguter Junge sage ich ihnen, Mister Trumm! Sein Vater war ehemaliger Dorfvorstand, bis er... verschwand. Deswegen hat er sich nur seiner Höflichkeit entsprechend bei Ihnen vorstellen wollen." Ich versteckte mich leicht hinter David, damit dieser Mister Trumm nicht allzu viel Kenntnis von mir nahm. "Lassen wir die Förmlichkeiten beiseite. Nennt mich einfach Troy. Meine Pokémon haben mich zu dieser Insel gebracht, weil wir auf dem offenen Meer treibten und sie fühlten, dass sich ein starkes Unwetter anbahnen wird. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich bei einem großzügigen Gastgeber die Nacht verbringen kann!" Seine Stimme war bestimmend, aber ehrlich und aufrichtig. Er blickte sich um und sah unsere kleine Gemeinde an. Auch auf mir blieb sein Blick für den Bruchteil einer Sekunde hängen und als er mich ansah, fühlte ich plötzlich einen stechenden Kopfschmerz. Gleichzeitig brachte dies mein Herz zum Rasen und ich sank an Davids Schulter hinab. Dieser fing mich auf und sah mich besorgt an. "Bitte... bringst du mich... nachhause?", flüsterte ich ihm ins Ohr und er überreichte unsere Angeln an seine Mutter, bevor er mich auf den Rücken hob. Aus unserer Gemeinde beachtete uns niemand, da sie es gewöhnt waren, uns beide so zu sehen, doch ich spürte die Blicke des Troy Trumm in meinem Rücken, während David mich behutsam vom aktuellen Geschehen entfernte. Bis zu meiner Bleibe war es nicht weit, da ich in einer kleinen Holzhütte am Ende des Dorfes wohnte. Direkt neben meiner Hütte befand sich ein wirklich winziger Wald, in den ich mich manchmal verzog, um alleine zu sein und meinen Frieden zu finden. Es gab in der Mitte des Wäldchens eine kleine Lichtung, die nur sehr schwer zu finden war, doch ich ließ mich immer von den Waumboll führen. "Die Waumboll!", rief ich, als David mich auf mein Bett hievte. Verwundert sah er mich an. "Sie brauchen Schutz vor dem Unwetter. Ich sollte losgehen und ihnen bei mir Unterkunft gewähren." Daraufhin schüttelte David entnervt den Kopf. "Was? Was ist so falsch daran, dass ich es vorziehe, einem Haufen kleiner Pokémon für eine Nacht einen Unterschlupf zu bieten, aber keinem Menschen? Dieser Troy Trumm wirkt auf mich sowieso wie ein eingebildeter Wichtigtuer." Mit eindringlichem Blick sah David mich an. "Na gut, ich bleibe hier und ruhe mich aus. Ich möchte sowieso allein sein." David nickte und erhob sich. Bevor er aus der Tür ging, sah er mich noch einen Augenblick lang fragend an, bis ich ihm versicherte, dass ich der Feier im Haus des Dorfvorstandes beiwohnen würde. Sobald er aus meiner Hütte verschwunden war, öffnete ich das Fenster und kletterte auf den naheliegenden Baum heraus. Ich versteckte mich in der Baumkrone und beobachtete, wie David zu dem Haus seiner Mutter trottete. Als ich ihn nicht mehr sehen konnte, beschloss ich, herunterzuklettern. "Nanu? Gerade eben aus den Latschen kippen und jetzt auf Bäumen herumturnen? Das klingt nicht, als hättest du einen guten Hausarzt.", hörte ich die Stimme des Fremden vorsichtig lachend. Ich erschrak und rutschte ab, sodass ich unsanft auf dem Boden landete. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Bist du in Ordnung?", fragte er und beugte sich zu mir hinab. Ich wich ein Stück zurück und lehnte die Hand, die er mir freundlich entgegenstreckte, bestimmt ab, indem ich mich vollkommen ohne Hilfe wieder aufrappelte. "Ich bin nicht aus Zucker. Ich habe nur manchmal... schreckliche Kopfschmerzanfälle. Die Dorfbewohner sagen, dass das bei meiner Mutter genauso war." Er nickte. "Was machst du hier?", fragte ich ihn barsch, um von meinem Thema abzulenken. "Nun ja", sagte er. "Euer Dorfvorstand meinte, er müsse noch einiges für meine Übernachtung vorbereiten und hat mir daher geraten, mich ein bisschen in dem kleinen Wäldchen am Ende des Dorfes nach Pokémon umzusehen." Mein Blick muss sehr feindseelig ausgesehen haben, denn er fügte noch hinzu: "Ich habe gehört, es soll hier Waumboll und einige Elfun geben. Ich wollte jene schon immer einmal in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten." Mein finsterer Blick wich einem erleichterten. "Das trifft sich gut, denn bald zieht ein Sturm auf und ich wollte die Waumboll sowieso besuchen gehen. Ich wollte ihnen meine Wohnung als Unterkunft anbieten. Aber, Elfun habe ich hier noch nie gesehen, um ehrlich zu sein. Lediglich meine Mutter war im Besitz eines Elfun und dieses... ging mit ihr." Die letzten Worte verschluckte ich und hoffte, dass der Fremde sie nicht weiter beachten würde. Zu meiner Erleichterung blieb er bei dem vorhergehenden Thema und sagte: "Es könnte sein, dass es hier nur Waumboll gibt, weil es auf eurer kleinen Insel keine Möglichkeit gibt, an einen Sonnenstein zu kommen. Diese kleinen Feenpokémon entwickeln sich nämlich nur mithilfe eines Sonnensteins." Ich nickte und dachte an die Kette, die ich auf alten Fotos meiner Mutter immer sah. Der Anhänger war groß, orange und in Form einer Sonne. Ältere Fotos und meine verschwommenen Erinnerungen an sie beinhalteten jedoch niemals diese Kette. Vielleicht war dies ein Sonnen... "Wo ist denn deine Mutter jetzt?", unterbrach Troy meine Gedanken. Ich seufzte, während ich ihm den Weg durchs Dickicht wies. "Ich weiß es nicht. Alle sagen, dass sie nicht mehr lebt. Aber es ist, als würde ich ihre Präsenz noch immer in unserer Welt spüren. Um ganz ehrlich zu sein, glaube ich, dass sie vor langer Zeit mit Davids Vater durchgebrannt ist, denn... beide verschwanden zur selben Zeit, vollkommen überraschend und ließen zwei Kinder zurück. Davids Vater war ein Seemann, es könnte also gut sein, dass er einfach mit ihr auf einem kleinen Boot abgehauen ist. Oder auf dem Rücken eines Pokémon. Was weiß ich..." Zum ersten Mal wagte ich es, einen Blick auf Troy zu werfen. Besorgt sah er mich an. "Kommst du... klar?", fragte er und als mein Blick zu seinen Augen wanderte, spürte ich wieder einen Stich in meinem Kopf. Das Herzrasen kam ebenfalls wieder und ich sackte zu Boden. Er wollte mir helfen, als er sich zu mir hinunterbeugte, doch das Stechen in meinem Kopf wurde schlimmer. *Hilfe*, hörte ich jemanden rufen. Ich riss die Augen auf und blickte mich erschrocken um, doch ich konnte nur den besorgten, siberhaarigen Mann vor meinem Gesicht sehen. "Was ist los?", fragte er, sodass meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn gelenkt wurde und ich ihn nun zum ersten Mal aus nächster Nähe betrachtete. Das Herzrasen wurde schlimmer, die Kopfschmerzen unerträglich. "Sind es wieder... diese Kopfschmerzen?", fragte er vorsichtig. Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zustande. Auf einmal berührte er vorsichtig meinen Hinterkopf und eine sanfte Welle der Wärme durchströmte meinen schmerzerfüllten Kopf. Ich sank in seine Arme und verlor das Bewusstsein. Mein Erwachen kam erschreckend wie das aus einem Albtraum, da ich plötzlich schrecklich laute Gewittergeräusche wahrnahm. Ich fühlte keinen Regen auf meiner Haut, aber ich konnte hören, wie er in Strömen heruntergerasselt kam. "Waumboll! Waaaaum...boll!", hörte ich um mich herum ganz viele kleine Waumboll hetzen. Ich sah mich um und erblickte Troy, an einen Baum gelehnt. Ich hatte vermutlich auf seinem Schoß geschlafen und in dem Moment, als ich das realisierte, fühlte ich mich kurz etwas beschämt. Dennoch konzentrierte ich mich schnell auf die herumirrenden Waumboll und versuchte, ihnen mitzuteilen, dass sie mich zu der Lichtung führen sollten. Mit einem leichten schlechten Gewissen ließ ich Troy zurück, doch ich konnte es nicht riskieren, einen Fremden in das Herz des Wäldchens eindringen zu lassen. Es dauerte einen Moment, bis ich an der Lichtung ankam, doch was ich dort vorfand, erschrack mich zutiefst. Die sonst so friedliche Lichtung war einem Schlachtfeld gewichen. Der Sturm verwüstete alles, was er durch die Baumkronen erreichen konnte und inmitten dieses Schlachtfeldes stand ein Elfun, dass sich gegenüber einem anderen Pokémon behauptete, welches ich noch nie vorher gesehen hatte. Es war nicht ganz einen Meter groß und stand gebrechlich auf allen Vieren. Elfun machte sich zum Kampf bereit, doch ich ging dazwischen. "Was soll das? Was ist hier los?" Beide sahen mich erschrocken an. Gedankenverloren stampfte ich in Elfuns Richtung und wurde von dem strömenden Regen klitschnass. Es sah mich mit vorwurfsvollem Blick an. *Das war ein Eindringling*, maulte es. *Ich habe die hier noch nie gesehen und ich finde auch nicht, dass sie hier was verloren hat.* Bockig blickte es zur Seite. "Elfun, ich wollte dir und deinen Waumboll anbieten, dass ihr während des Sturms in meinem Haus Schutz suchen könnt. Es ist nicht weit von hier und ihr solltet darin alle Platz haben." Der Blick des Elfuns lichtete sich und es sah mir in die Augen. *Danke, aber wir wissen schon, wie wir uns vor Regen und Stürmen schützen können. Kümmer dich lieber um den Eindringling... oh, sie ist verschwunden!* Erschrocken drehte ich mich um und hielt nach dem fremden Pokémon Ausschau. Wie ferngesteuert rannte ich los und konzentrierte mich auf alles, was ich hören konnte. *Mami!* *Schon gut, meine Kleinen, es wird alles... gut.* *Mami! Mami, was ist mit dir?* Es fühlte sich an, als würde mein Herz zerrissen, je näher ich den Stimmen kam. Doch bald hatte ich sie gefunden. Ich konnte sehen, wie vier kleine Schwanzspitzen unter einem großen Blatt hervorragten. Vorsichtig hob ich das Blatt an und traute meinen Augen kaum: Das von eben geschwächte Pokémon lag gekrümmt da und vier kleine, etwa 30 Centimeter große Pokémon kuschelten sich an sie. Zwei von ihnen hatten braunes Fell und zwei von ihnen silbern schimmerndes Fell. "Warte, ich hole dir einen Trank! Mensch, warum bin ich kein Trainer, sonst hätte ich welche dabei...", war das erste, was ich von mir gab, doch gerade, als ich mich aufrichten wollte, hörte ich, wie sie sagte: *Bitte... warte...* Ich blickte sie erstaunt an und musterte ihr violettes Fell. Ihr Schwanz war am Ende wie ein Y geteilt und sie schlang eben jenen um die vier kleineren Pokémon. *Bitte, kümmere dich nicht um mich... Ich habe wirklich genug Tage gezählt... Aber sie... Bitte kümmere dich um meine kleinen Engel.* Sie sah mich mit eindringlichem Blick an. Einen Moment lang zögerte ich, doch dann entledigte ich mich meiner dünnen Jacke und breitete sie auf dem matschigen Boden aus. Vorsichtig platzierte ich ein zitterndes Pokémon nach dem anderen auf meiner Jacke und wickelte sie dann sanft ein, sodass ich sie transportieren konnte. *Ich danke dir... Das werde ich dir niemals vergessen...*, sagte das verbliebene Pokémon mit gebrechlicher Stimme. Ich nickte und eine Träne schoss mir aus meinem rechten Auge. "Warte hier auf mich. Ich komme zurück und hole dich", doch ich wusste, selbst wenn ich ihr das verspreche, so standen die Chancen schlecht, dass ich ohne die Waumboll noch einmal den Weg zur Lichtung finden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)