Allein zu zweit… von Nightprincess (…oder doch zu dritt?) ================================================================================ Kapitel 6: hohes Fieber ----------------------- ~~~~~ 6. hohes Fieber ~~~~~ Es ist Samstag, der 6. Dezember, Nikolaustag, 5 Uhr morgens und ich fülle gerade Joannes, von ihr persönlich geputzten, Winterstiefel mit Schokoladenweihnachtsmännern, Schokoladenchristbaumkugeln, Schokoladenlebkuchen und Schokoladenengeln, in der Hoffnung, dass meine Tochter noch tief und fest schläft und nicht merkt, dass ich den Nikolaus spiele. Sie glaubt nämlich noch fest daran, dass es einen Nikolaus gibt und einen Weihnachtsmann und Weihnachtsengel. Und ich weiß auch, dass Joanne sich zu Weihnachten nur wünscht, dass ihre Mama wiederkommt und mit ihr Weihnachten feiert, wie jedes Jahr. Die letzten Monate waren sehr schwer für uns. Wir haben Beide viel geweint und Joanne hatte öfters Wutanfälle, besonders als ich ihr erzählen musste, dass wir in eine kleinere Wohnung umziehen müssen. Sie hat sich nach den Sommerferien geweigert, wieder in die Schule zu gehen. Ich hab darauf bestanden, was zur Folge hatte, dass ich mehrmals in die Schule zitiert wurde, weil Joanne den Unterricht dermaßen gestört hat, dass eben kein vernünftiger Unterricht mehr stattfinden konnte. Die Lehrer und Mitschüler waren zwar nachsichtig mit ihr in Anbetracht der Umstände, aber so ging das definitiv nicht weiter. Ich sah mich gezwungen einen Kinderpsychologen aufzusuchen, der Joanne und mir vielleicht dabei helfen könnte, dieses ganze Problem in den Griff zu bekommen. Es hat eine ganze Weile gedauert, aber seit ungefähr zwei Monaten geht Joanne wieder gerne in die Schule und fängt auch wieder von selbst an zu erzählen, was sie denn alles gelernt hat. Und sie lacht auch wieder dabei, was mich unglaublich freut. Allerdings wirkt sie seit ein paar Tagen seltsam müde und kraftlos. Sie hatte Donnerstagnacht auch ziemlich hohes Fieber, was zum Glück schnell wieder sank, so dass sie Freitag ganz normal in die Schule gehen konnte. Mit den nun gefüllten Nikolausstiefeln schleiche ich leise in Richtung Schlafzimmer, das gleichzeitig auch Joannes Kinderzimmer ist und öffne ganz vorsichtig die Tür. Es ist noch alles dunkel und kein Geräusch dringt an meine Ohren, Joanne schläft also noch ganz friedlich in ihrem Kinderbett. Ich schleiche auf das Bett zu und stell ihre beiden Winterstiefel neben das Fußende ihres Bettes. Ich will mich gerade umdrehen und das Zimmer wieder leise verlassen, als ich ein leises Wimmern höre. Besorgt gehe ich ans Kopfende des Bettes, um nach meiner Tochter zu sehen. Vermutlich hat sie wieder einen Alptraum, aber was ich sehe, macht mich erst richtig besorgt. Joannes Haare sind ganz nass und verklebt, Schweißperlen glitzern im schwachen Licht, das durch die geöffnete Tür ins Zimmer dringt. Ich lege meine Hand auf ihre Stirn und seufze niedergeschlagen. Schon wieder hohes Fieber. Und ausgerechnet am Wochenende, am Nikolaustag. Der Kinderarzt hat heute geschlossen, auch mein Hausarzt hat Urlaub. „Papa?“ Joanne klingt müde. „Ja, Süße? Tut Dir was weh?“ Sie schüttelt ganz leicht den Kopf. „Mir ist nur ganz heiß. Und ich hab Durst.“ „Ich hol Dir etwas Tee und einen kalten Waschlappen, dann geht es Dir sicher gleich wieder besser.“ Ich streiche ihr eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und verlasse seufzend das Zimmer, um Tee und Waschlappen zu holen, damit ich Joannes Fieber senken kann. Wenn das nicht besser wird, werde ich heute mit ihr ins Domino General Hospital gehen. Vielleicht ist es ja was Ernstes. Eine Viruserkrankung oder Ähnliches. Vielleicht sind es aber auch nur die ersten Anzeichen einer leichten Grippe, das hatte sie schon ein paar Mal. Mai war bisher diejenige, die sich bestens mit sowas auskannte und Joanne immer recht schnell wieder gesund gepflegt hatte. Fast zwei Stunden lang sitze ich an Joannes Bett und versuche ihr Fieber zu senken, doch ohne Erfolg. „Papa, meine Arme tun weh. Und mein Kopf.“ „Wo genau tut es weh?“ Gelenkschmerzen? Kopfweh? Sind das Anzeichen einer normalen Erkältung? „Ich weiß nicht, überall.“ Vermutlich wäre es jetzt doch sinnvoll ins Krankenhaus zu fahren, ich fühl mich jedenfalls im Moment ein wenig überfordert. „Komm, meine Süße, wir ziehen Dir jetzt etwas Warmes an und dann fahren wir ins Krankenhaus, die Ärzte dort können Dir sicher besser helfen als ich.“ „Ich mag Ärzte nicht, die geben immer Spritzen.“ Ich seufze. „Ich weiß, aber die Impfungen sind wichtig, weißt Du? Damit Du keine Kinderkrankheiten bekommst, wie Masern oder Windpocken. Die Ärzte geben Dir keine Spritze um Dich zu ärgern, sondern nur um Dir zu helfen, damit Du gesund bleibst oder wieder gesund wirst.“ Ich nehm Joanne in die Arme und drücke sie fest an mich. Sie ist furchtbar heiß und sie jammert leise. „Ich helf Dir beim Anziehen.“ Eine halbe Stunde später sitze ich mit meiner Tochter im Warteraum der Notaufnahme vom Domino General Hospital und fülle den Patientenbogen aus, den mir eine Dame am Empfang gegeben hat. Was die alles wissen wollen! Mögliche Allergien, bestehende Krankheiten, durchgeführte Operationen, letzte Impfungen. Die Hälfte der Fragen kann ich nicht einmal beantworten. „Mister Joseph Wheeler?“ Ich schaue auf. „Ja?“ Eine Krankenschwester steht im Eingang des Warteraumes und lächelt mich freundlich an. „Sie können jetzt mit ihrer Tochter zum Herrn Doktor Sigand, wenn Sie mir bitte folgen würden?“ „Natürlich.“ Ich erhebe mich und folge ihr. Joanne auf meinem Arm wimmert leise. „Alles wird gut, meine Kleine.“ Beruhigend streiche ich durch ihr nassgeschwitztes Haar. „Alles wird wieder gut, versprochen.“ Auch wenn ich ein ziemlich mulmiges Gefühl habe, wenn ich sehe, wie sehr meine kleine Joanne leidet. Was hat sie nur? ~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)