Kupfer und Edelstahl von mausejule01 (Die Reise meines Lebens) ================================================================================ Kapitel 1: Kupfer und Edelstahl - Die Reise meines Lebens --------------------------------------------------------- Reisen ist nicht so mein Ding. Ich bleibe lieber in einem gewohnten Umfeld, aber das klappt irgendwie nie so richtig. Meine Eltern und ich ziehen oft um, das scheint sie glücklich zu machen. In ihrem Leben gibt es nur ein paar wichtige Dinge: Arbeit, Abwechslung und ich. 
Ihr fragt euch jetzt sicherlich, warum ich dann nie etwas dagegen sage, wenn wir umziehen. Ich gebe euch ja Recht, ich könnte etwas sagen, aber ich lasse es lieber. Ich will sie nicht unglücklich machen. Wenigstens wird mein Leben so nie langweilig. Abenteuer gibt es wirklich genug.
„Lutetia!“, hörte ich meine Mutter rufen. „Lutetia, Schatz! Wir müssen fahren!“
Wir würden heute erneut umziehen und ich saß noch auf meinem Bett, vor meinem schon beinahe platzendem Koffer, mich von meinem Zimmer verabschiedend. 
Ja, ich heiße wirklich Lutetia - wie Paris damals - wurde aber deshalb auch gelegentlich Paris genannt. Das gefiel mir auch besser. Sogar meine Lehrer nannten mich so, denn es hört sich einfach nicht so altmodisch an. Ich würde mich auch einfach als Paris vorstellen, wenn ich vor meiner neuen Klasse stehen und den ersten Eindruck hinter mich bringen würde. Ich hatte diese Situation schon viel zu oft erlebt, dafür, dass ich erst in meinem 14. Lebensjahr war. 
Schließlich machte ich mich auf den Weg und klapperte mit meinem Koffer die Treppe runter direkt in die Arme meiner Mutter. „Paris! Beeil dich doch!“, hörte ich meinen Vater von draußen rufen. „Ich bin unterwegs, Papa!“, antwortete ich mit einem leicht genervten Unterton. Meine Mutter musterte mich ärgerlich. „Ich weiß, du willst nicht wieder umziehen, aber es ist jetzt schon entschlossen und wir werden auch dieses Mal etwas länger als nur ein Jahr dort bleiben, ja?“, versprach sie mir und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Jaja“, antwortete ich nur und packte den Koffer schließlich in den Kofferraum des Firmenwagens meines Vaters - Das einzige Auto, das wir besaßen. 
Als wir alle in eben diesem Auto saßen und mein Vater den Schlüssel umdrehte, steckte ich mir Kopfhörer in meine Ohren und schloss die Augen. Ich war eine Träumerin, aber manchmal klappte das mit dem Wegdösen einfach nicht und ich entstöpselte meine Ohren nach einer guten Viertelstunde wieder und hörte meinen Eltern und dem Radio zu. Ich musste lächeln. Wir waren eigentlich eine sehr harmonische Familie. Meine Eltern ergänzten sich prima. Manchmal vervollständigten sie sogar ihre Sätze gegenseitig, wie Zwillinge. Das konnte sogar richtig gruselig sein. Ich war aber auch ein relativ unkompliziertes Kind, war zufrieden mit dem was ich hatte und wollte selten noch mehr, und wenn ich etwas wollte, fragte ich einfach danach. Wenn nur dieses Umziehen andauernd nicht wäre, hätte ich vielleicht auch mal richtige Freunde. Mittlerweile suchte ich nicht wirklich nach welchen, da ich sowieso wieder wegziehen würde und das brachte nicht mehr als diese dämlichen Verabschiedungen, bei denen Tränen vergossen und Umarmungen ausgeteilt wurden bis zum Abwinken. Vielleicht kam aber dieses Mal meine Chance. Nach etwa zwei Stunden waren wir angekommen. Zu meiner Überraschung war dieses Haus anders als die anderen. Es war eher… außergewöhnlich. Es war ein altes Rathausgebäude, prima in Stand gehalten, aber klein, jedoch groß genug für uns drei. Es hatte sogar einen Turm mit einer Uhr. Ob man durch sie hindurchsehen konnte, wie durch ein Fenster? Ich würde es ausprobieren.
Auch von innen war es wirklich nett. Gerade erst renoviert worden und eine nette Mischung zwischen modern und altmodisch. Die Decken waren hoch, wie in einem Altbau und verziert mit Ornamenten, die Fenster waren fast so hoch wie die Räume und alles war sehr hell. Es war auch schon fertig eingerichtet. 
„Wie gefällt es dir hier, Paris?“, fragte mich mein Vater, der auf einmal hinter mir aufgetaucht war und seine Hand auf meine Schulter gelegt hatte. „Es ist unglaublich!“, staunte ich und lief zu einem der riesigen Fenster. Es war wirklich sehr zentral in der kleinen Altstadt gelegen und vor unserem Haus stand ein großer Springbrunnen in der Mitte eines Stadtplatzes. „Impressive“, hauchte ich. Ich hatte diese Angewohnheit ab und zu englische Wörter zu benutzen, anstatt Deutsche, was gelegentlich selbst für mich verwirrend werden konnte. 
Mein Vater brachte mich zwei Stockwerke höher in mein Zimmer und - Überraschung! - Es grenzte direkt an das sogenannte „Uhrenzimmer“. Sofort rannte ich zu der riesigen Uhr, welche von vielen kleinen Lampen umrandet war, welche sie in der Nacht erleuchten sollten. Sie war immer noch intakt, aber eher elektronisch gelenkt, als mit einem richtigen Uhrwerk. Das Ziffernblatt jedoch, welches aus Glas bestand, sah wirklich alt aus. 
 Nachdem ich ausgepackt hatte, beschloss ich mich vor die Uhr zu setzten und zu telefonieren. Ich wählte also die Nummer der einzigen Freundin, die ich in meiner alten Stadt hatte und hielt mein Handy an mein Ohr, klemmte es zwischen Schulter und Wange ein und kritzelte etwas in meinen Terminplaner, bis jemand abhob. „Clara! Hier ist Paris! Wie geht’s? Du glaubst nicht, wo ich jetzt wohne!…“ Ich erzählte in einem Fluss und lies sie zunächst nicht zu Wort kommen, doch dann fing sie an und erzählte, wie sehr sie mich vermisste und auch die anderen, mit denen ich mich ganz passabel verstanden hatte, wären nicht gerade glücklich, dass ich weg war und so weiter bis mir eine wirklich komische Aura einen Schauer über den Rücken jagte. „Clara, warte ganz kurz… irgendwas ist hier komisch…“, unterbrach ich sie mit ernster Stimme und stand auf. Es war etwa zwei Minuten vor drei und die Lichter fingen an, aufzuflackern. Ich näherte mich den Lampen und berührte eine von ihnen. Ein kribbelnder Schmerz zuckte durch meinen Körper, ein Stromschlag. Ich checkte jede einzelne Lampe und alle flackerten gleichzeitig in regelmäßigen Abständen.
Plötzlich, als der Minutenzeiger auf die römische Zahl „Zwölf“ glitt und der erste Schlag ertönte, der die volle Stunde ankündigen sollte, leuchteten die Lampen so hell auf, dass ich geblendet wurde. Ich stieß einen lauten, hohen Schrei aus, ließ das Handy fallen und taumelte. Ich war geblendet. Auf einmal fiel ich, mit meinem Rücken voraus, durch die Uhr. Das Glas zerbrach nicht, ich wurde mehr hindurchgezogen, als ob ich durch eine dünne Wasserschicht treten würde. 
Ich fiel, fiel auf den Boden zu, den Stadtplatz. Jeden Moment würde ich aufprallen. Das letzte was ich hörte war die Stimme meiner Freundin, die durch das Handy meinen Namen rief. Einmal. Zweimal. Dreimal. Dann war alles schwarz, den Aufprall spürte ich nicht mehr. Ein warmes Licht drang durch meine Augenlieder und ich sah statt schwarz nun orange, doch plötzlich wurde das Orange wieder zu Schwarz als ob jemand die Lichtquelle zuhalten würde. Irgendetwas bedeckte das Licht und um zu sehen was es war, öffnete ich meine Augen und im nächsten Moment sah ich in ein paar strahlend grüne Augen. Ich blinzelte ihnen benommen entgegen und realisierte schließlich, dass ich niemanden mit grünen Augen kannte. Schlagartig war ich hellwach und stieß einen erschreckten Schrei aus. Die Gestallt, der die grünen Augen gehörten zuckte zusammen und wich ein bisschen zurück. 
Ich richtete mich auf und schaute mich um. Ich lag in einem Wald. „W… Wo bin ich?“, stammelte ich ängstlich und sah zu der grünäugigen Person. Es war ein Junge etwa in meinem Alter, vielleicht ein wenig älter. „Schön, dass du wach bist!“, antwortete er und lächelte. 
„Wo, zum Teufel, bin ich?!“, wiederholte ich energisch. Der Junge legte den Kopf schief und musterte mich mit einem riesigen Fragezeichen im Gesicht geschrieben. „Und wer bist du überhaupt?!“, fügte ich verwirrt hinzu. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn dann wieder und öffnete ihn schließlich erneut. 
„Also… Ich bin Valentin und, naja, du bist hier im Prismawald“, erklärte er und wirkte ebenfalls verwirrt. 
„I…ich bin Lu…. Paris und… äh… wie weit genau ist das weg von Marington?“, fragte ich in der Hoffnung eine Antwort zu bekommen, wurde allerdings enttäuscht. Er warf mir einen fragenden Blick zu.
„Was ist Marington? Wo genau soll das liegen?“, wollte er wissen und ich gab zu, die Stadt war nicht sehr bekannt. „Naja, in Deutschland“, antwortete ich um sicher zu gehen, dass ich überhaupt noch in Deutschland war. Was auch immer passiert war, war wirklich sehr komisch und für mich schon unerklärlich, doch ich bekam nur erneut einen verwirrten Blick von ihm. „Sag mir nicht, du weißt nicht was Deutschland ist?“, fragte ich ängstlich und versuchte meine Situation zu begreifen. 
„Tut mir Leid, aber die nächste Stadt von ihr ist Partevalley und dann kommt erstmal gar nichts mehr, abgesehen von diesem Wald. Partevalley ist vom Prismawald umgeben“, erklärte er mit einem besorgten Blick. Ich fing an zu realisieren, dass ich weit weit weg von meiner Zivilisation war und keine Ahnung hatte, wie ich wieder zurück kommen sollte. 
„Oh nein… nein, nein, nein!“, klagte ich und stand auf, Valentin ebenfalls. „Kannst du stehen?“, fragte er besorgt. „Das ist nicht mein Problem!“, meckerte ich verzweifelt. „Ich bin vielleicht in einer anderen Welt gestrandet weiß nicht, wie ich hier her gekommen bin, geschweige denn wieder nach Hause kommen soll… Ich weiß ja nicht mal wo mein Zuhause so genau ist!“, überlegte ich gestresst und lief auf der kleinen Lichtung auf und ab, bis Valentin mich unsanft an den Schultern packte und mich einmal kräftig durchrüttelte. „Keine Sorge! Du findest einen Weg und ich helfe dir, einverstanden?“, meinte er ernst und ließ mich wieder los. In mir drehte sich alles und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, nickte nur und er zog mich in irgendeine Richtung mit sich. „Wohin gehen wir?“, fragte ich nicht gerade aufgeklärter als vorher und bekam eine klare Antwort: „Nach Partevalley!“ Während wir liefen, fing er auf einmal an mich mit Fragen zu bombardieren. „Also… was ist das letzte, woran du dich erinnern kannst?“, fragte er gespannt und ließ das Ziel nicht aus den Augen.
„Naja, ich habe mit meiner besten Freundin telefoniert…“, fing ich an, wurde aber von einem verdutzen Blick seinerseits unterbrochen. „Ich habe über ein spezielles Gerät mit ihr geredet“, drückte ich deutlicher aus und fuhr fort, nachdem ich einen „Aha“-Blick auf seinem Gesicht identifiziert hatte. „Und auf einmal, fängt die Uhr, des Rathausgebäudes in dem ich jetzt wohne an zu leuchten und geblendet wie ich war, fiel ich um, durch die Uhr durch.“ 
„Also ist sie kaputt gegangen?“, schlussfolgerte er und ich schüttelte energisch den Kopf. „Nein, komischerweise nicht. Ich bin einfach hindurchgefallen“, erklärte ich. Darauf folgte eine Stille, in der wir vermutlich beide überlegte, was genau passiert sein konnte. 
Schließlich waren wir in Partevalley angekommen. Es war eine kleine, mittlelalterlich aufgebaute Stadt, oder eher ein größeres Dorf. Jetzt fiel mir auf, dass es schien, als wäre ich in der Zeit nach hinten gereist. Die Leute hier trugen Klamotten, welche nicht aus meinem Jahrhundert stammten. Ich musste ziemlich auffällig sein mit meiner Jeans und dem langen, dunkelrot-weiß-gemustertem Cadigan. Meine kastanienbraunen Haare waren allerdings kunstvoll geflochten, was wirklich in diese Zeit passte. Auch Valentin sah wirklich nicht aus, wie ein Junge aus meinem Zeitalter. Ich glaube, dass kaum jemand in seinem Alter ein weißes Hemd tragen würde und die hellbraunen Haare nicht irgendwie hochgegelt hatte. 
Schließlich blieben wir vor einem kleinen Haus stehen. Ich vermutete, dass er mit seiner Familie dort wohnte. Wir traten ein und er schloss hinter mir die Tür. Im Vergleich zu der hellen und großen Altbauwohnung, die meine Eltern gekauft hatten, war das hier ein Witz. Es war klein, die Decke war niedrig und es war ziemlich dunkel. Das einzige Licht kam von den beiden Fenstern, durch die das Sonnenlicht mehr oder weniger durchschien, so dreckig waren sie. 
„Wo ist deine Familie?“, fragte ich interessiert und schaute ihm dabei zu, wie er einen Kamin anzündete, um Licht in diesem Raum zu schaffen. 
Er starrte in den schwach leuchtenden Kamin, als er antwortete. „Meine Eltern. Ich bin ein Einzelkind und meine Eltern sind oft nicht da, da sie in der Stadt nebenan arbeiten. Hier gibt es nicht sehr viel Arbeit und der Weg durch den Wald ist zu lang, weshalb sie nur an Wochenenden kommen. Sie verdienen recht viel, aber auch nur, wenn sie die Woche über dort bleiben. Umziehen wollen sie nicht.“ 
Irgendwie fand ich es traurig, dass er die ganze Woche alleine hier war, sodass es mir bei dem Gedanken an pure Einsamkeit schon fast die Tränen in meine rötlich-braunen Augen trieb. Wäre er der Sohn von meine Eltern, wäre er nie alleine und wäre wahrscheinlich schon längst in die andere Stadt gezogen. „Ich wünschte, ich würde mal länger an einem Ort bleiben“, wechselte ich das Thema und setzte mich auf einen Stuhl in der Nähe des Kamins. „Meine Eltern wollen die ganze Zeit nur umziehen und ich kann nicht richtig Freunde finden. Würde ich an einem Ort bleiben, hätte ich mehr Freunde.“ Er nickte nur zustimmend und sagte nichts weiter dazu. 
Nach einer längeren Schweigepause fragte ich schließlich: „Hey, wie denkst du, kriegen wir mich wieder nach Hause? Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich irgendwo in einer anderen Welt ausgesetzt wurde.“
Er setzte sich gegenüber von mir auf einen Stuhl.„Ich habe Erzählungen gehört und gelesen, dass es ab und zu vorkam, dass Leute in seltsamer Kleidung aus dem Nichts auftauchten und genauso schnell wieder verschwanden“, erzählte er mit einem kurzen Blick auf meine Kleidung. „Ich verstehe“, stimmte ich zu und lies ihn weiter erzählen. „Niemand wusste, wo sie herkamen, aber wenn man sie ansprach, erzählten sie alle von einer Uhr. Fakt ist: Wir haben ebenfalls eine Rathausuhr, die durch einen bestimmten Mechanismus beleuchtet wird. Eine Seltenheit in unserer Gegend, weshalb die Stadt auch so berühmt ist.“ Ich nickte. Es fing an interessant zu werden. „Vielleicht hat es ja etwas miteinander zu tun. Wir sollten die Uhr untersuchen. Vielleicht findest du so wieder nach Hause zurück. Da gibt es allerdings ein Problem… die lassen nicht alle zu dieser Uhr und erst recht keine Fremden“, gab er zu bedenken und schaute mich mit einem Überlegenden Blick an. „Ich bin schon oft dort oben gewesen, da ich ab und zu den Mechanismus überprüfen darf, aber dich da hoch zu schaffen scheint mir so unmöglich… Wir sollten dir irgendetwas vernünftiges zum Anziehen besorgen.“, überlegte er und stand auf. „Vielleicht finden wir irgendwas von meiner Mutter. Sie ist nicht viel größer als du und hat so viele Kleider, da wird eins mehr oder weniger nicht auffallen.“
„Geht das wirklich in Ordnung?“, fragte ich besorgt und zog die Schultern hoch. Er nickte mal wieder nur und führte mich ins Zimmer seiner Eltern. „Dort ist der Schrank, such dir eins aus und komm wieder runter, wenn du fertig bist“, und mit diesen Worten verschwand er wieder. 
Ich schluckte und öffnete den Schrank. Es dauerte eine Weile, bis ich eins gefunden hatte, das mir passte, aber ich war eigentlich ganz zufrieden mit dem lilanen bodenlangen Rock und der weißen Bluse. Ich wickelte meine eigenen Sachen in meinen zu langen Cadigan und machte mich auf den Weg nach unten, wo Valentin bereits auf mich wartete. Er grinste als er mich sah. „Du könntest glatt von hier sein, Paris“, bemerkte er und bot mir seinen Arm an. Ich verdrehte die Augen. „Dieses Kleid ist sehr ungemütlich“, gab ich zu, als ich mich bei ihm eingehakt hatte und wir aus der Tür hinausgingen in Richtung Stadtmitte. 
Wir standen keine zehn Minuten später vor dem Wächter, der den Uhrturm bewachte und baten um Einlass. „Ich bin hier um den Mechanismus der Lichter zu untersuchen. Gestern nacht haben die Lichter stark geflackert und ich soll auf meine Cousine Lina aufpassen, darf sie also nicht alleine lassen. Bitte lass uns durch, Paulo“, log Valentin geschickt und Wachmann Paulo, erst skeptisch, lies uns schließlich rein. Wir gingen also die Treppe hoch und kamen so in dem Uhrenzimmer an. Es war genau 5 Minuten vor sechs und man hörte das Ticken der Uhr. Die Lampen flackerten, zwar noch so schwach, dass man es kaum bemerkte, aber sie flackerten. 
„Denkst du, dass das etwas mit der Reise zu tun haben könnte?“, fragte ich und ließ meinen Blick nicht von dem komplizierten Uhrwerk ab. „Ich denke schon“, bekam ich als Antwort und Valentin lief langsam darauf zu. „Die Spannung hier ist unglaublich. Es fühlt sich an, als würde es meinen Körper gleich zerreißen!“, klagte ich und bemerkte, dass mein kompletter Körper zitterte. „Keine Angst, Paris, das kann hier nicht passieren. Dieses Gefühl liegt an den Lampen. Die Energie ist ungewöhnlich stark und von ihnen geht diese Spannung aus“, erklärte er mit einem Funkeln in seinen grünen Augen. Er nährte seine Hand einer der Lampen und plötzlich wurde sein Finger mit der Lampe durch einen violetten Lichtblitz verbunden. Ich schreckte zusammen, aber er lachte nur. 
Das Flackern wurde stärker, als er schließlich auf mich zulief und lächelte. „Nun ja… Ich denke es heißt nun Abschied nehmen“, meinte er und ich bemerkte, dass er Recht hatte. „Ja, leider.“
„Ich hab noch was für dich!“, sagte er auf einmal und kramte in seiner Tasche. Schließlich holte er ein winzig kleines kupfernes Zahnrad heraus und drückte es in meine Hand. „Damit du mich nicht vergisst.“ Er zwinkerte. Ich grinste und da kam mir eine Idee. Ich nahm einen Ohrring ab, einen Edelstahlkreolen und gab ihn Valentin. „Für dich gilt das selbe!“, bemerkte ich dazu und bewegte mich langsam auf das Uhrwerk zu. Die Lampen leuchteten eine nach der anderen auf und blendeten mich, bis ich mich schließlich umdrehte um ihn noch einmal zu sehen. „Danke, dafür, dass du mich auf meiner kleinen Reise begleitet hast“, dankte ich. „Kein Problem und pass auf dich auf!“, antwortete er und als ich zurück zu den Lampen schaute und sah, dass sie nun alle grell leuchteten, schloss ich die Augen und ließ mich nach hinten fallen, das kleine Zahnrad fest umklammert.
Ich glitt durch das Uhrwerk und fiel, fiel in Richtung Boden. Alles wurde schwarz, den Aufprall spürte ich nicht mehr.

Schweißgebadet schreckte ich hoch. Ich lag in dem Uhrenzimmer und neben mir mein Handy. Es war kurz nach sechs. Ich hatte also die ganze zeit über geschlafen. Oder… plötzlich kam mir alles wieder in den Sinn und ich schaute an mir runter. Mein viel zu großer Cadigan lag auf meinen Beinen, die in meiner Jeans steckten. Ich seufzte. Es war ein Traum gewesen. Langsam stand ich auf, packte meine Sachen zusammen und lief in mein Zimmer, stellte mich vor meinen Spiegel. Nach dem zweiten Blick fiel mir auf, dass irgendetwas anders war… mein linker Ohrring fehlte. Ich musste ihn wohl verloren haben. Dann fiel mir noch etwas auf. Meine rechte Hand war die ganze Zeit zu einer Faust geballt und nun hielt ich sie hoch und öffnete sie langsam. In ihr lag ein winzig kleines Zahnrad. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)