Der Winterball und der Tanz der Elemente von Satomi ================================================================================ Kapitel 2: 2 Der Winterball • STAS ZĒIMĀ SKALĒSNAN --------------------------------------------------   »Mir geht es gut.« Seufzend öffne ich die Augen und spüre im nächsten Atemzug, die warme Hand an meiner Wange, bevor ich ihm in die Augen sehe. »Vater?« Ein wenig skeptisch sehe ich ihn an, er schaut mich so besorgt an. Er soll sich keine Sorgen um mich machen. »Mir geht es wirklich gut.« »Ich würde dir glauben, wenn du nicht in deinem Bett liegen würdest und du scheinst benommen zu sein. Das gefällt mir nicht.« Ich drücke den rechten Arm auf die Matratze und Laken, um mich ihm zuliebe wieder aufzurichten, sodass ich sitze, doch ich kann seinen Arm um mich spüren und wie seine Hand an meinem Kopf sich zu der Stelle hinbewegt, wo ich ja die Beule vom Aufprall habe. »Mir geht es … Au.« Ich zucke zusammen, als er über die Unebenheit streicht, sofort verfinstert sich sein Blick. »Wie ist das passiert?« Er klingt in meinen Ohren viel zu zornig, sodass ich leise seufze. »In der Tanzstunde, ich habe einen Drehwurm bekommen und mit einem Mal, lag ich auf dem Boden.« »Halt kurz still.« Ich halte still und schließe die Augen. Ich ahne, was er vorhat, als ich auch schon die Wärme spüren kann, die sich in meinem Kopf ausbreitet, nur wenige Atemzüge später, spüre ich keinen Schmerz mehr und die Beule vom Aufprall ist verschwunden. »DĪNKAŪT DIN TĀWS.« (Danke dir, Vater.) Meine Stimme klingt erstickt, endlich sehe ich ihn wieder. »Wir sehen uns heute Abend, pass bitte auf dich auf, meine Kleine.« Ich spüre noch den Kuss auf der Stirn und sehe auf, aber da ist er schon hinaus und weg. »Vater.« Die Tür fällt mit einem leisem einrasten zurück ins Schloss. Wieso müssen mich heute alle nur so alleine lassen? Ausgerechnet heute brauche ich meine Familie so sehr. Grummelnd erhebe ich mich. Dank Vater geht es mir wieder gut, sodass ich mein Vorhaben zu üben doch nicht verwerfen muss. Und das Vorhaben kann ich nur draußen tun, denn draußen im Garten gibt es genügend Erde. An meinem Kleiderschrank öffne ich die Schranktüren und schaue, was ich mir am besten überziehe, draußen liegt knietief der Schnee, schnell finde ich meine Winterstiefel und schlüpfe hinein. Übers Kleid ziehe ich einfach meinen schwarzen Mantel. Mit einem klicken weiß ich, dass die Türen des Schrankes wieder zu sind, meine Zofen kümmern sich um mich, aber ich sage ihnen so oft, dass ich möchte das sie nur mein Zimmer in Ordnung halten sollen, sie haben auch immer die Mühe mein Bett wieder zu richten. In den Gängen weiche ich den Dienstboten aus, damit ich unbemerkt hinaus in den Garten huschen kann. Im Garten sind die Gärtner noch immer damit beschäftigt den Schnee von den Wegen zu räumen. Bei dem ganzen Schnee habe ich viel mehr Lust einen Schneemann zu bauen, als zu üben die Erde zu befehligen. Und dabei muss ich wirklich mir etwas einfallen lassen, die Elemente müssen mir heute Abend gehorchen, doch ich weiß gar nicht, was sie tun sollen. »Mit der uralten Macht und Kraft, die in mir wohnt, rufe ich die windige Luft zu mir und befehlige dir, verbinde dich mit dem Schnee zu einem Schneesturm und forme einen großen Schneemann. Und fege den Schnee im Garten von den Wegen.«  Ich kann die Gärtner schreien hören, von den Wegen verschwindet jeglicher Schnee, der sich auf der großen Wiese zu einem Schneemann formt. »Danke dir liebe Luft für deine Hilfe, du kannst dich nun zurückziehen.« Einer der Gärtner weicht vor mir zurück und verneigt sich. »Eure Hoheit, wir schulden ihnen unseren Dank.« »Nicht wirklich, immerhin möchte ich nicht ausrutschen.« Ich folge den Weg weiter und gehe zur großen Wiese und versinke schnell im Schnee bis zu den Knien, während ich versuche einen Schritt nach dem anderen zu setzen. Unter meinen Füßen knackt es nur, als ich sogar noch tiefer sinke. »Schmelz das Eis und den Schnee und befreie mich aus den Fängen des Winters.« Um mich herum schmelzen Schnee und Eis, sodass ich, dann ein Stückchen grüne Wiese unter mir vorfinde. »Dank dir Feuer, zieh dich nun zurück.« Die Wärme des Feuers streicht mir über die kalten Wangen, sodass diese wieder warm werden. Ich hocke mich auf die saftgrüne Wiese und streiche über Gras und Erde. »SĒN KAS PRĀBŪTISKAS WĀLDNĪKĀ WAREN BE SPARTIN, ĒN SUBS, TŪ PRĒI SUBS PRĒI PARĒISEI, ZEMĒ. BE SUBS PĒRWĀKAWUNS TŪ PREI DRIBĪNSNAN BE DEBĪKAN ŠKĀDAN!« (Mit der uralten Herrscher Macht und Kraft, bitte ich dich zu mir zu kommen, Erde. Und ich befehle dir zu beben, ohne Schaden anzurichten!) Ich spüre, wie die Erde unter meiner Hand vibriert, erzittert und dann bebt. Von vielen Bäumen fällt durch das Wackeln der schwere Schnee, die Gärtner wurden von den Füßen gerissen, als das Beben auch schon aufhört. Zufrieden darüber streiche ich über das kleine Stück Wiese. »Ich danke dir für dein Vertrauen Erde, du darfst dich nun zurück ziehen.« Seufzend erhebe ich mich, als ich spüre, wie die Erde sich zurück zieht und die grüne Wiese einen Schimmer von Kälte und Frost wieder annimmt. Auch, das grün in meinen Augen verschwindet. Nur liegt um mich herum so eine hohe Schicht Schnee, dass ich nicht so einfach über den Schneehaufen klettern kann. Und so oft, will ich heute nicht die Elemente rufen. Grummelnd gehe ich zum anderen Ende des Lochs, drehe mich um, nehme Anlauf und springe nach oben und lande mit dem Gesicht mitten im Schnee. Wieso muss es jedes Mal so viel Schnee geben? Zurück auf dem Weg begegne ich einigen Gärtnern, die mich beobachten, ich hingegen spüre nur, wie mir das Feuer wieder Wärme spendet und meine nassen Sachen trocknet, bereits als ich die Treppe zum Saal erreiche ist meine Kleidung trocken, sodass ich ins Innere des Palastes treten kann. »Shekinah!... Du bist ja noch gar nicht umgezogen.« Fragend sehe ich zu Maila, die mir in einem bodenlangen schwarzblauen Kleid entgegenkommt. »Wie spät ist es denn?« Ich habe die Zeit völlig vergessen und so wie der Saal bereits aussieht, habe ich nicht mehr viel Zeit. »In zwei Stunden fängt es an. Und wir brauchen allein für deine Haare schon eine Stunde.« »Ich lasse sie offen.« Nicht einmal Maila lasse ich an meine Haare, aber das weiß sie auch. Nur nimmt mich meine große Schwester an die Hand und zieht mich aus dem Saal in Richtung unserer Zimmer. »Versuche schnell zu duschen, abgetrocknet bist du ja schneller als nass. Los beeil dich. … Wo sind deine Zofen schon wieder?« »Weiß nicht, die zwei Pokern gerne mit den Wachen.« Allein der Gesichtsausdruck von Maila, lässt mich lachend in mein Badezimmer verschwinden. »Was weiß ich denn, wo die zwei sich herum treiben. Ich bin im Bad.« »Shekinah! Du weißt, dass Vater will, dass unsere Zofen bei uns sind, vor allem jetzt müssten deine hier sein.« Seufzend lasse ich Mantel, Kleid und Stiefel und meine Unterwäsche auf einem Haufen fallen und verschwinde in Richtung Dusche. »Dann geh raus auf dem Gang und rufe sie doch einfach.« Ich drehe das Wasser auf und höre das Grummeln meiner großen Schwester nur noch gedämpft. Diese Unterstellungen von ihr mag ich nicht, als ob ich nicht schnell nass werden würde, so schnell, wie mich das Wasser im Sommer gerne in den Brunnen oder gar in den See geworfen hat, als ich es immer wieder versucht habe, bin ich jedes Mal nass aus dem See oder dem Brunnen gekommen. Ich kann nicht verstehen, wie sie so scharf auf das Wasser sein kann, auch wenn ihr Name sogar es beweist, dass sie ein »Kind des Wassers« ist und zum Wasser gehört, genauso heißt meiner auch, dass ich zum Feuer gehöre. Kaum trete  ich aus der Dusche und lege ein Handtuch um meinen Körper, bin ich bereits trocken, ohne mich abzutrocknen. Ganz verschwindet das Feuer nie, es beschützt mich und spendet mir Wärme. Als ich in mein Zimmer trete, würde ich am liebsten kehrt machen. Maila hat meine Zofen gefunden und diese sind mit einigen Utensilien bewaffnet. »Du willst mich quälen!« Ich verschränke die Arme vor der Brust und ziehe einen Flunsch. Maila schiebt mich in Richtung Zofen, sodass ich keine Gegenwehr leisten kann und von vier Händen eilig eingekleidet werde. Der Stoff fühlt sich weich auf der Haut an, schwarz rot, um zu zeigen, dass ich das Feuer beherrsche. Froh darüber, dass sie mich meine Haare selber kämmen lassen, sehe ich in den Spiegel. »Nun siehst du wirklich wie eine Prinzessin der Dämonen aus. Du siehst jetzt schon so schön aus. Mutter wird begeistert sein.« »Soll ich dir die Haare machen? Oder willst du die offen lassen?« Ich lenke mich mit der Frage ab, ich möchte jetzt nicht daran denken, was nachher passieren wird und ich habe schon, als kleines Mädchen meiner Schwester gerne die Haare gemacht. Ihre rabenschwarzen Haare zu flechten fällt mir einfacher, als jemand anderes an meine eigenen ran zu lassen. Schnell setzt sich Maila auf den Stuhl vor meinem Schmink- und Frisiertisch. Ich bin wegen nachher wirklich aufgeregt. Doch im Moment fühle ich nur die Haare meiner Schwester zwischen den Fingern, während ich diese kämme, in Abschnitte teile und zu flechten anfange. Sie beobachtet mich im Spiegel vor sich. Anscheinend bin ich ihr nicht fröhlich genug, denn ihre feingeschwungene Braue hebt  sich irgendwann fragend. »Wieso bist du so niedergeschlagen? Hat dich jemand geärgert?« Bei ihren Fragen erreiche ich gerade das Ende ihrer Haare und befestige das Ende mit einem Haargummi, damit die Haare nicht wieder aufgehen. »Ich bin nicht niedergeschlagen und mich hat auch keiner geärgert,… nicht direkt.« Das würde sich hier keiner trauen. Aber es stimmt, ich bin traurig. Während Maila mich noch immer ansieht, klopft es an der Tür. Ich spüre, wie sich meine Nackenhaare aufstellen. Da ist nicht irgendwer eingetreten, ich kann spüren, wie mächtig sie sind, aber da ich zu ihnen mit dem Rücken stehe, kann ich unsere Eltern nur durch den Spiegel sehen. Den restlichen Tag, habe ich versucht ihnen nicht zu begegnen. »Mutter. Vater. Ihr seht ja umwerfend toll aus.« Maila hat damit nicht Unrecht, unsere Eltern sehen wirklich toll aus, Mutter trägt nun ein bodenlanges schwarzes Kleid mit einigen Stickereien und schwarzen Bändern und einem Hauch grün, blau und weiß. Ihre Arme wurden von einem durchscheinenden  Stoff mit schwarzen Bändern durchzogen. Dazu noch diese hochgesteckten Haare, ja Maila hat Recht, Mutter sieht toll aus. Also wie immer. Ich traue mich nicht zu meinen Vater zu sehen und beiße mir auf die Unterlippe. Ich spüre seinen Blick auf mir. »Dabei sehen unsere Mädchen viel bezaubernder aus.« Ich schlucke, Vaters Stimme zu hören versetzt mir einen Schlag. Kurz blicke ich durch den Spiegel zu ihm, auch er trägt schwarz, einen aufwendig verarbeiten Anzug, der einen leichten Schimmer rot, blau, grün und weiß hat. Die Farben für die Elemente. Seine schwarzen Augen suchen, die meinen, doch ich wende wieder den Blick ab. Ich will ihn einfach nicht enttäuschen. Da fällt mir der Blick von Mutter auf, wie sie Mailas Frisur begutachtet. »Du hast wirklich eine passende Frisur für deine Schwester gewählt, aber wieso trägst du deine Haare offen? Die stören doch nur beim Tanzen. Komm ich mache dir die Haare.« Ich wende den Blick von Mutter ab, die Wahrheit ist ja ganz einfach, ich lasse niemanden an meine Haare heran, außer einen! Meinen Vater. Auch, wenn es seltsam klingen mag, als ich noch klein war, hat er mir fast täglich eine andere Frisur gemacht. Doch seit einiger Zeit habe ich ihn auch kaum zu Gesicht bekommen. In Gedanken versunken, lasse ich auf meine Antwort warten. »Na ja, einfach weil ich sie offen tragen will.« Sage ich dann leise. Mein Blick wandert nun zu Vater, der grinsend neben mir steht. »Ich weiß schon, was zu meiner kleinen Prinzessin passt. Komm, setz dich.« Schmunzelnd sehe ich ihn an und setze mich auf den Stuhl, auf dem vorhin noch Maila saß. Kaum sitze ich, spüre ich auch schon, wie nervös ich bin. Mein Herz klopft mir bis zum Hals. Die Nervosität wird ein wenig schwächer, als Mutter und Maila den Spiegel mit einem Stofftuch verhängen. Nur schaue ich die beiden verunsichert an, Vater sieht beide fragend an. »Wir wollen ja nicht, dass du dich schon vorher im Spiegel siehst.« Das vorlaute Grinsen von Maila wird vom selben Grinsen meiner Mutter unterstrichen. »Das ist aber nicht gerecht.« So kann ich Vater nicht beobachten. »Dann wird es halt eine Überraschung, dann legen wir mal los, damit die Gäste bei dir mal umfallen.« Ich kann das Grinsen in seiner Stimme hören. »Es soll aber keiner umfallen.« Es macht mich schon genug nervös, dass ich später im Mittelpunkt stehen werde. Schweigsam macht sich Vater an die Arbeit und Mühe meine Haare zu einer Frisur zu arrangieren, aber wie er, bin auch ich schweigsam. Wir brauchen keine ausgesprochenen Worte um uns gegenseitig zu verständigen. Wir beide sind die einzigen in unserer Familie, die, die seltene Fähigkeit der Telepathie besitzen und miteinander kommunizieren können, ohne ein Wort auszusprechen. Wir haben es eher zufällig vor einigen Jahren herausgefunden, dass ich diese Fähigkeit ebenfalls besitze. „Keine Sorge Kleines, die Frisur wird dir gefallen, wenn nicht dann…“ „Vater, sie wird mir ganz bestimmt gefallen, mach dir mal keine Sorgen.“ Das sind solche Gespräche der Stille mit ihm, die ich vermisst habe, da uns keiner belauschen kann, nicht das wir Geheimnisse vor unserer Familie haben. Aber es tut gut, ihn im Moment wieder bei mir zu wissen und ihn wieder zu sehen. Nur werden die Gesichter unserer Familie misstrauisch, während Vater und ich telepathisch miteinander reden. „Mutter wird misstrauisch.“ Kaum habe ich ihm das mitgeteilt, höre ich ihn leise kichern. »Ihr habt doch keine Geheimnisse vor uns, oder?« Oh je, Mutter ist wie so oft misstrauisch geworden, wenigstens lenkt es Vater nicht ab, stattdessen steckt er mir irgendwas ins Haar, was ich durch verhängten Spiegel nicht sehen kann. Haarschmuck, aber was für welchen? Hat er die ganze Zeit das etwa geplant? Kurz hält Vater in seiner Bewegung inne, mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich geknurrt habe. Nicht gut, vor allem, weil ich meinen Vater angeknurrt habe, nein nicht gut. Gerade als ich mich, für mein Verhalten entschuldigen will, kommt Vater mir zuvor. »Shekinah und ich haben keine Geheimnisse vor euch, dass wisst ihr...« Ich merke, dass Vater nicht wegen mir aufgebracht ist, sondern wegen Mutter, weil sie uns diese Geheimnisse vorwirft. Zu spät merke ich die Haarnadel, die sich an meinen Haaren vorbei, in meine Kopfhaut bohrt, sodass ich weg sinke und auf die Unterlippe beiße, erneut knurre ich. Wenn Vater aufgebracht ist, dann wird er unberechenbar. Und das habe ich zu spüren bekommen. Gewiss ist es keine Absicht gewesen, dennoch hätte es vermieden werden können. „Tut mir leid. Ich habe mich ablenken lassen, ich wollte dich nicht verletzen.“ „Schon okay. Es ist auch nicht wirklich schmerzhaft.“ „Dennoch…“ „Vater, es ist in Ordnung, auch, wenn du mir gerade wehgetan hast. Ich liebe dich und ich mache mir um den Tanz viel mehr Sorgen, als die Haarnadel eben in meinem Kopf. Was ist, wenn ich mich und unsere ganze Familie blamiere?“ Ich drehe den Kopf zu ihm, als ich seine Stimme nicht höre. »Vater, was ist denn?« Noch bevor, ich weiter nachfragen kann, gluckst Vater leise. »Wenn sich jemand von uns beiden blamiert, dann werde ich das wohl eher sein. Du hast es nicht bemerkt, aber ich war oft anwesend, als du deine Tanzstunden hattest. Ich glaube meine Tochter kann sogar besser tanzen, als ich!« Bei dem was er da sagt, wird mir bewusst, ich kann mich beim Eröffnungstanz gar nicht blamieren, weil ich ja mit Vater tanzen werde und dabei kann er so traumhaft schön tanzen. Aber in nicht einmal einer halben Stunde, würde er mich über die Tanzfläche führen und ich mit ihm tanzen. Doch das, was mich wirklich nervös macht, ist die Tatsache, dass mich dann alle anstarren werden und das gefällt mir so gar nicht! Da fällt es mir sogar leichter die Elemente zu befehligen, da ich so oder so die versammelte Gesellschaft ausblenden werde. »So, fertig.« Kaum höre ich Vaters Worte, drehe ich mich zu ihm um, ich habe nicht mal bemerkt, dass er noch etwas gemacht hat. »Pass auf Igneus, sie schaut dich so an, als würde sie dich gleich anspringen.« »Meinst du wirklich, Abhilasha?« Mein Blick wandert zwischen meinen Eltern hin und her. Ich sehe sie fragend an, als Maila das Tuch vom Spiegel zieht, sehe ich erstaunt mein Spiegelbild an, vorsichtig berühre ich den Haarschmuck, der zwischen meinen hochgesteckten Haaren steckt, an vier schwarz schimmernden Schnüren hängen kleine Zeichen der Elemente, eine rote Flamme, blaue Tropfen, ein grünes Blatt und eine weiße geschwungene Luftströmung. „Ich muss Mutter Recht geben.“ Kaum drehe ich mich vom Spiegel weg, springe ich in Vaters Arme, der mich auffängt, umarmt und festhält. Und zwar nicht nur so, wie vor paar Stunden. Die ganze Zeit hat er so viel zu tun gehabt, dass ich ihn nicht sehen durfte. Es fällt mir schwer mich von ihm lösen. »Danke. Es sieht wirklich toll aus.« In meinen Augen steigen Tränen auf, was Vater gar nicht mag. »Hey, nicht weinen.« Nur wollen die Tränen raus, sodass ich mich einfach mehr an ihn kuschele und  er versucht mich zu beruhigen. „Ich habe dich vermisst.“ „Shekinah, es tut mir leid, ich hatte so viel zu tun, dass ich keine Zeit für meine kleine Prinzessin fand.“ „Ja ich bin deine kleine Prinzessin. Nur …“ Ich kann den Satz nicht zu Ende sagen, da Mutter auf uns zukommt. »Schluss jetzt ihr beide, es wird Zeit, sonst verspäten wir uns noch.« Ich sehe flüchtig zur Uhr und tatsächlich in einer viertel Stunde fängt alles an. Mit einem Mal kehrt eine verhängnisvollere Nervosität zurück, als ich schon den ganzen Tag über habe, ich bekomme weiche Knie und sinke gegen Vater, der mich festhält und besorgt ansieht. Auch Mutter und Maila sehen mich besorgt an. »Mir geht es gut. Nur ein wenig nervös.« Ich merke, dass mich Vater zögernd loslässt, daher atme ich ein paar Mal tief ein und spüre sogleich, die Wärme des Feuers um mich herum und in meinem Inneren. Ich will Mutter und Maila folgen, als ich sachte von Vater zurück gehalten werde. »Warte kurz, ich habe noch etwas für dich.« Erst weiß ich nicht, was er meint, bis ich etwas um meinen schlanken Hals liegen habe, mein Blick wandert nach unten, eine rabenschwarze Kette mit einem Anhänger liegt nun um meinen Hals. »Was hat das zu bedeuten?« Einfach so schenkt mir Vater sonst nichts. Und mein Geburtstag ist vier Monate her. Bittend sehe ich zu ihm. »Sie wird dich beschützen und dir die Angst nehmen. … Öffne den Anhänger mal.« Ich tue das, was er sagt, vorsichtig öffne an der Seite des Anhängers und klappe die beiden Seiten auseinander und sehe im Inneren ein Foto meiner Familie, auf der anderen Seite ist der Leitspruch unserer Familie. »Bewahre die Macht und Kraft der Elemente«. Ich schließe den Anhänger vorsichtig und sehe auf die Außenseite, wo das Familienwappen als Relief, wie die Symbole, der einzelnen Elemente abgebildet sind. Für die Erde, ein Stück Erde, Luftströmungen für die Luft, für das Feuer eine Flamme und für das Wasser, Tropfen. »Danke.« Ich flüstere es nur, weil ich wieder mit den Tränen kämpfe. Ich sehe auf, als Vater mir einen Kuss auf die Stirn drückt. Gleich würde ich wieder alleine sein.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)