Schlangenherz und Löwenmähne von MeropeGaunt ================================================================================ Kapitel 13: Cruciatus --------------------- Das Zittern in Dracos Körper hörte nicht auf, egal, wie er sich hinlegte und versuchte endlich zu schlafen. Jeder einzelne Knochen im Körper tat ihm weh; jedes Atmen brannte in seinen Lungen und ließ ihn nicht vergessen, was in den letzten Stunden und Tagen alles passiert war. Er erinnerte sich an das Chaos in Hogwarts, als sei es Jahre her gewesen, obwohl er erst seit zwei Tagen wieder zu Hause war. Doch es waren die zwei schlimmsten Tage gewesen, die er jemals erlebt hatte bis jetzt. Weggezogen hatte sie ihn, an seiner Nackenhaut, die spitzen Nägel in seine Haut gekrallt; seine Tante Bellatrix. Draco hatte tief im Innern noch gehofft, dass sie nicht alles gesehen hatte, was zwischen ihm und Hermine gewesen war in den Gängen und dem Chaos; doch seine Hoffnung wurde zunichte gemacht. Bellatrix hatte mit ihm appariert, auf der Stelle waren sie geflohen. Sie hatte den Griff nicht locker gelassen, und es hatte Draco gewundert, dass sein Kopf während des Vorgangs nicht abgerissen ist, so fest hatte sie sich ihn gekrallt. Angekommen waren sie in Dracos Zuhause, wo sein Vater schon voller Wut auf ihn wartete. Das erste, was er spürte, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, war ein heftiger Schlag ins Gesicht, der von seinem Vater kam. „WAS MUSS ICH DA ÜBER DICH HÖREN, DRACO??? SCHLAMMBLÜTER??? VERRÄTST DU ETWA UNSER BLUT??? DASS DU DICH NICHT SCHÄMST!!“ Noch nie zuvor hatte er seinen Vater derart wütend erlebt und noch nie wurde er dermaßen angeschrien. Seine Mutter stand nur blass und mit Tränen in den Augen in einer Ecke und sagte gar nichts; ihr entwich jedoch jedes Mal ein heftiges Wimmern, als Lucius zulangte und Draco ein, zwei weitere Ohrfeigen gab, von denen Dracos Kopf brummte und die derart im Gesicht brannten, dass Draco fast geschrien hätte, er könne ihn doch gleich mit Feuer anzünden. Doch er wagte nicht ein Wort. Schlimmer noch als die Züchtigung seines Vaters waren die Worte und die Gewalt seiner Tante, die außer sich war vor Wut und Abscheu. Ihr kleiner silberner Dolch, den sie immer bei sich trug, riss eine Kerbe in Dracos Wange, als Bellatrix ihn nach einer Tirade an Schimpfwörtern damit geschnitten hatte. Und das war noch nicht alles: Noch bevor Lucius oder Narzissa dazwischen gehen konnten, ließ Bellatrix vor lauter Wut auf ihren Neffen den Cruciatus los; Draco, der noch nie im Leben derartige Schmerzen gespürt hatte, schrie jäh auf und krümmte sich heftig unter den Schmerzen zusammen, die der Fluch mit sich brachte. Dracos Mutter warf sich jedoch dazwischen und schrie Bellatrix an; der Fluch hatte nur wenige Sekunden, gedauert, vielleicht zwei oder drei, jedoch waren sie Draco wie eine unendlich leidvolle Ewigkeit vorgekommen. Als er, betäubt von den Schmerzen, langsam wieder zu mehr Sinnen kam, spürte er die Umarmung seiner Mutter, die ihn lange hielt. So lange, bis er wieder laufen konnte und sich im Bad das Blut aus dem Gesicht wischen konnte, den der Schnitt von Bellatrix Dolch angerichtet hatte. Dracos Mutter beobachtete ihn sorgenvoll durch den Spiegel. Draco mied ihre Blicke. „Ist es denn wahr, Schatz...?“ Draco wischte sich den Rest Blut von der Wange; sie war rot und leicht geschwollen von den Schlägen seines Vaters. Er senkte den Blick auf den Boden. „Vielleicht, Mutter. Ich kann dir dazu nichts sagen. Ich habe aber ganz sicher nichts verbotenes getan...“ Narzissa legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Draco, du weißt doch, wie das hier läuft... und egal, wie hübsch sie ist, so etwas darf nicht geschehen... Du weißt, wie dein Vater und Bella darauf reagieren. Du hättest so etwas nicht tun dürfen...“ „Ach ja?“ Zorn stieg in Draco auf; er ballte die Hände, die er am Waschbeckenrand abgestützt hatte, zu leichten Fäusten. „Ja, Draco. Du bist gerade noch einmal aus dem Schneider gekommen wegen der Sache mit dem Dunklen Lord... dann musst du doch nicht auch noch so etwas provozieren. Oder?“ „Ich habe nicht provoziert, Mutter.“ „Was hast du dann mit diesem Mädchen dort getan? War es nur dieses eine Mal? Du musst ja auch verwirrt sein und unter Schock nach den letzten Erlebnissen.. der ganze Druck... deswegen ist dir sicher dieser Ausrutscher passiert.“ Ausrutscher? Eine Stimme in Dracos Kopf lachte laut. Er beugte sich mit einem leichten Kopfschütteln erneut über das Becken und ließ sich kaltes Wasser in den Nacken laufen. Es tat gut, denn die Nagelabdrücke seiner Tante brannten dort immer noch. Ohne hinzusehen wusste er, dass dort tiefe Spuren sein mussten, Fleischwunden, die immer so unangenehm im Heilprozess waren. Als Draco nichts sagte, ergriff Narzissa erneut das Wort. „Du wirst dieses Mädchen nie mehr wiedersehen. Hast du mich verstanden, Draco?“ Sie sagte es sanft, doch in dieser Sanftheit lag ein strenger und bestimmender Unterton, der keine Widerrede zuließ. Draco antwortete nicht, bis er den brennenden Blick seiner Mutter spürte. „Hast du gehört? Du wirst sie nie wieder sehen, dafür sorge ich. Und jetzt zieh dich um und geh zu Bett. Es ist spät und du hattest einen harten Tag... Magst du noch etwas Essen?“ Er schwieg einen Moment, bevor er seufzte und leise „Ja, Mutter, aber ich brauche nichts zu essen“ sagte. Narzissa ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Die leisen Schritte auf der Treppe führten nach unten, und Draco wusste, dass sie mit seinem Vater und seiner Tante ernsthaft reden würde. So wie er seine Mutter kannte, würde sie den beiden einreden, dass es nur ein Versehen war; dass Draco einfach zu viel Stress hatte oder dass er unter einem Zauber stand, den die „Schlammblüterin“ ausgeheckt hatte. Es war so lächerlich alles und doch so verzweifelnd, dass Draco sogar einen Moment lachte. Da war er nun, saß zu hause und bekam den Kontakt mit der einzigen Frau verboten, die er wirklich jemals geliebt hatte. Geliebt. Dass ich so etwas einmal sage... Aber das Gefühl konnte er einfach nicht mehr weglügen. Es war die pure, erschütternde und raue Wahrheit, die sich da abgespielt hatte. Wo sie jetzt war, das wusste er nicht. Er hatte ihr weder Lebewohl noch auf Wiedersehen sagen können. Sie waren einfach auseinander gerissen worden, und er wusste nicht, ob und wann sie sich wiedersehen würden und was dort dann sein würde. Würde sie auf ihn warten? Oder würde sie sich einen Mann suchen, dem nicht verboten wurde, dass man sie liebte? Der sie nicht jahrelang beschimpft und gedemütigt hatte, bevor er sich Hals über Kopf in sie verliebte? Als er im Bett lag, war ihm schlecht und sein Körper pochte vor Schmerz und Hass und Ekel. Hermine geisterte ihm im Kopf herum, seine Tante, der Dunkle Lord, seine Mutter und sein Vater, die toten Schulkameraden, Dumbledore, der vom Turm fiel. Alles pochte, alles machte ihm Vorwürfe und sagte, er hätte es falsch gemacht; und egal, wie er es drehte und wendete, immer wieder fühlte er sich, als hätte er sich selbst sein Leben verbaut. Es vergingen Tage, bevor Draco wieder normal mit seinem Vater und seiner Tante reden konnte; beziehungsweise es versuchte. Bellatrix war derart in Rage, dass sie ihn immer wieder beschimpfte, auch wenn Narzissa jedes Mal drohte, sie aus dem Haus zu werfen. „Wenn der Dunkle Lord das wüsste... Dracolein“, hauchte Bellatrix ihm entgegen, als sie sein Kinn so nah an sich heranzog, dass sich fast ihre Nasenspitzen berührten und ihm böse in die Augen sah; ihr Griff war so kräftig, dass es weh tat. Doch bevor Draco etwas erwidern konnte, hatte sie ihn weggestoßen; Draco reckte das Kinn, sagte jedoch nichts. Dass seine Tante nicht zum Dunklen Lord ging, verdankte er seiner Mutter, das wusste er genau. „Da das Schuljahr noch nicht vorbei ist, wirst du morgen wieder nach Hogwarts fliegen. Die Abschlussprüfungen wirst du gefälligst gut abschneiden. Die Schullage hat sich wieder normalisiert; Ich denke, dass Snape bald Schulleiter werden wird, nachdem diese McGonagall abgesetzt wurde..“ Die Stimme seines Vaters klang rau. Draco nickte. Niemand brauchte zu erwähnen, dass er sich zu benehmen hatte. Die letzten Tage waren Drohung genug gewesen. „Du wirst dieses Mädchen nie wieder auch nur ansatzweise ansprechen oder dich sonst wie in ihrer Nähe aufhalten. Wir werden es erfahren, wenn du uns etwas verschweigst. Lass dir das eine Lehre sein, Draco.“ „Ja, Vater.“ Bellatrix schnaubte laut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)