Weihnachtswunsch von Ice_Alessia ================================================================================ Kapitel 1: erstes und letztes ----------------------------- Weihnachtswunsch Manchmal ist das Leben so schwer, dass man nichts mehr machen möchte. Einfach sitzen und die Wand anstarren. Alles vergessen was passiert ist. Und dann fängt man an am Leben zu zweifeln, man fragt sich warum bin ich hier und warum passiert das alles? So ergeht es auch Elaine Cooper. Sie ist 16 Jahre und geht auf die Taniha High School. Elaine hat lange braune Haare und graue Augen. Eigentlich ist sie ein wunderschönes Mädchen, aber sie weiß es nicht. Oder sie will es nicht wahr haben. In der Schule ist sie eine Einzelgängerin und Außenseiterin, hat keine Freunde und macht Partnerarbeiten immer allein. Sie distanziert sich von den Menschen, die versuchen sich ihr zu nähern. Seit ihre Eltern tot sind und lebt sie im Waisenhaus. Sobald sie 18 ist, wird sie die Firma ihres Vaters übernehmen und es leiten, egal ob sie will oder nicht. ~~~~~ Heute ist Mittwoch und es ist kalt draußen. Kein wunder, es schneit und es ist Heiligabend. Oh man, wie sehr Elaine diese Jahreszeit doch hasst. Sie liebt nun einmal den Sommer, liegt einfach an den schöneren Erinnerungen. Die 11b macht heute einen Ausflug ins Kino. Sie wollen einen Film über Weihnachten schauen. Um ehrlich zu sein, möchte es nur der Klassenlehrer Mr. Blair, aber er hat es nun mal als Pflichtveranstaltung abgetan. Also geht die Klasse brav in den Kinosaal und jeder sucht sich den Platz, den Mr. Blair ihm zugewiesen hat. Die Klasse hat die hinterste Reihe. Elaine sitzt ganz außen. Sie hat kein Problem damit, dann muss sie den anderen nicht zu hören, wenn sie sich über sie hinweg unterhalten. Nachdem sie sich hingesetzt hat, bemerkt sie nur nebenbei wie sich jemand neben sie setzt. Es ist ihr egal wer es ist, sie wird sowieso nicht mit ihm oder ihr reden. Jacken ausgezogen und auf den Platz gelegt, gehen die ersten auch schon wieder raus um sich was zum Essen oder Trinken zu holen. Das braunhaarige Mädchen sitzt aber als einzige auf ihrem Platz und kramt in ihrer Tasche herum. „Willst du dir nichts holen?“ Eine Stimme reißt Elaine aus ihren Gedanken. Wer in ihrer Klasse hat bloß so eine angenehme Stimme? Sie hebt ihren Kopf und schaut direkt in ein blaues Augenpaar. „Nein ich will nichts.“ Das ist doch Jayden Miller. Kurz: Er ist 17, hat blaue Augen und karamellfarbene, etwas längere Haare –eigentlich perfekt um die Hand darin zu vergraben. Der Star des Fußball-Teams –dementsprechend auch muskulös, ein Einserschüler und wie man sich denken kann, auch ein Frauenschwarm. Aber definitiv kein Playboy. Gerüchten zu Folge, soll er noch nie eine feste Freundin gehabt haben, oder sonstige Beziehungen. Alles in allem, der perfekte Mann, wenn man seinen Charakter noch mitzählt. „Wirklich? Ich kann dir was mitbringen wenn du keine Lust hast rauszugehen“, charmant lächelt der Junge sie an. Sprachlos schüttelt Elaine nur den Kopf. Wieso muss er auch so gut aussehen? „Wie du willst.“ Damit geht Jayden aus dem Saal. >Eigentlich ist er ja nett. Und gut aussehen tut er auch. Vielleicht sollte ich….nein, dumme Gedanken. < Traurig sucht sie in ihrer Tasche weiter. In dem Moment als sie die gesuchten Sachen aus ihrer Tasche nimmt, kommen die Schüler, die draußen waren, wieder rein. ~~~~~ Der Film hat schon seit einer Stunde angefangen. Kevin allein zu Haus. DAS ist der Film den Mr. Blair schauen wollte? Der läuft doch eh jeden Tag im Winter im Fernsehen. Trotzdem leiden in diesem Moment die meisten Mädchen der 11b mit dem kleinen Kevin zusammen und wollen am liebsten diese beiden Bösewichte verprügeln. Die Jungs? Die Lachen was das Zeug hält. Und Elaine Cooper? Sie schreibt in ihrem schwarzen, mit Aufklebern besetzten Buch. Was sie schreibt? Alles mögliche. Ihre Gedanken, Zitate von Berühmtheiten und Gedichte, die sie selbst schreibt. Jayden, der den Platz neben Elaine hat, schaut wieder zu ihr rüber. Er mag sie, sogar sehr. Schon in der Grundschule war er fasziniert von diesem Mädchen. Vor allem von ihren grauen Augen, die manchmal total verträumt irgendwohin schauen. Damals hat sie mehr gelacht und war glücklicher. Aber nach dem Unfall hat sie sich sehr verändert. Seit zwei Jahren wohnt sie im Waisenhaus und seit dieser Zeit lacht sie nicht mehr. Eigentlich schade, Jayden hat es einfach geliebt wenn sie gelacht hat. Ob sie sich überhaupt noch an damals erinnert? Kurz wirft er einen Blick in ihr Buch um zu schauen was sie immer rein schreibt. Sie zeigt es ja keinem wenn man danach fragt. »Kalt ist der Winter Und Schnee macht ihn aus Lachen tuen alle Kinder Und geschmückt wird jedes Haus Plätzchen werden gebacken Der Duft überall Schlitten werden gefahren Und nichts ist mehr Zufall Das Schicksal bestimmt Mit der Liebe auf ewig Ist ein Jeder auf diese Zeit gestimmt Und nie mehr traurig Weihnachten ist diese Zeit In Erfüllung Wünsche gehen Wir sind alle bereit Um die Welt aus anderen Augen zu sehen Oh man jetzt schreib ich wieder so einen quatsch. Manchmal denk ich wirklich ob ich den Winter so sehr hasse wie ich immer sage? Egal. Immerhin ist es schön den Kindern zu zuschauen wenn sie im Schnee herumtollen. Sie sind dann einfach so glücklich und unbeschwert. Was sagst du? Bist du derselben Meinung Jayden? « „Was?“, murmelt der Junge neben ihr. „Ich hab schon lange gemerkt, dass du mitliest. Leugne es nicht.“, flüstert Elaine. Ertappt, dreht er sich wieder der Leinwand zu. Bis zum Ende des Filmes schweigen beide über die Tat von Jayden. ~~~~~ Endlich ist der Film zu Ende und die Schüler stehen vor dem Kino. „So meine Lieben, dass war doch ein toller Film, ich will keine Kommentare von euch…Oder wartet, doch, ihr schreibt mir alle bis zum nächsten Mal einen Aufsatz warum ihr diesen Film toll fandet, oder warum nicht. Tja, damit wünsche ich euch einen guten Rutsch ins neue Jahr, schöne Ferien und zauberhafte Weihnachten.“ Mit dem letzten Satz zwinkert er Elaine zu, lächelt seine Klasse an und geht winkend davon. Verwirrt schaut die Grauäugige ihren Lehrer an. Jetzt fangen auch an die Schüler sich von einander zu trennen. Wünschen sich schöne Ferien. Nur Elaine nicht. Als Außenseiterin ist sie jedem egal. Denkt sie. Also macht sie sich auf um nach Hause zu kommen. Kalt ist es nicht mehr so wie am morgen, aber es schneit noch. Dieses romantische Schnee, dass weich und langsam vom Himmel fällt. Es ist herrlich und da fängt Elaine auch schon an zu reimen und redet vor sich hin: „Weiß und weich fällst du runter Herrlich und Zauberhaft Am schönsten im Dezember Gibst jedem noch einmal Kraft“ „Wow. Du bist einfach so gut. Von wem hast du das gelernt?“ Fragend schaut Jayden sie an. Er ist ihr doch tatsächlich gefolgt. Irgendwie redet er heute sehr häufig mit Elaine. „Warum verfolgst du mich?“, fragt das Mädchen ihn mit monotoner Stimmlage. So redet sie seitdem ihre Eltern tot sind. Als ob sie die Fröhlichkeit des Mädchens mitgenommen hätten. „Weil du und ich die einzigen sind die in dieser Richtung wohnen und ich dachte wir könnten zusammen nach Hause.“, antwortet Jayden. Kurz schaut Elaine ihn an und geht dann mit einem nicken weiter. Er versteht die Stumme Aufforderung und folgt ihr. Schweigend gehen sie neben einander her. Sie nehmen den Weg durch den Park. Der ist kürzer als der durch die Stadt. „Hier haben wir früher gespielt.“, sagt Elaine mit einem Lächeln und ohne ihn dabei anzusehen. „Du erinnerst dich?“, fragend schaut Jayden sie an und bleibt stehen. Das einzige was er von ihr als Antwort kriegt ist ein nicken „Ja wir haben gespielt. Vor allem im Winter. Schneeballschlacht, du warst gut.“ Jayden hebt Schnee vom Boden und formt ihn zu einem Ball. Er wirft ihn mehrmals in die Luft und fängt ihn wieder auf. Plötzlich wirft er den Schneeball auf das Mädchen das etwas weiter vor ihm geht. „Heeey!“ Elaine dreht sich um und schaut den lachenden Jungen verdutzt an. „Was sollte das?“ „Ich wollte nur schauen ob du immer noch so gut bist wie früher, aber du hast mich gerade mächtig enttäuscht Kleine.“ Lachend wischt sich Jayden die Lachtränen weg. Kleine hat er sie früher genannt und wie sie sich dann immer aufgeregt hat. Einfach herrlich. „Erstens, nenn‘ mich nicht Kleine. Zweitens, ich bin immer noch gut darin.“ Damit formt auch sie einen Schneeball, wirft ihn und trifft den Jungen mitten im Gesicht. Völlig verwirrt mit dem was gerade passiert ist, schaut der Blauäugige das lachende Mädchen an. Er hat es geschafft. Sie lacht, und wie sie das tut. Sie liegt schon halb auf dem mit Schnee bedecktem Boden. Noch nie war Jayden Miller so stolz auf sich, wie in diesem Moment. Ein Mädchen das so viel Leid erfahren musste zum Lachen zu bringen ist nicht einfach, aber er hat es geschafft. Und er liebt sie. Das weiß er jetzt nachdem sein Herz so schnell rast, als würde es bei einem Triathlon mitmachen. Überhaupt ist er in diesem Moment so glücklich. Nicht einmal bei dem letzten Fußballspiel das sie gewonnen haben hatte er solche Gefühle. Und es war das Endspiel der Saison gewesen. Dem nächsten Schneeball den Elaine wirft kann Jayden jedoch ausweichen. Und schon liegen die Taschen unter einem Baum und da beginnt auch schon die Schneeballschlacht. ~~~~~ Stunden später liegen die beiden Jugendlichen auf dem Boden und schauen in den Himmel. Es ist schon dunkel und die Sterne funkeln wunderschön. „Erinnerst du dich noch Kleine, Mrs. Connor hatte mal gesagt, wenn man an Heiligabend in den Himmel schaut, die Sterne beobachtet und sich etwas wünscht, dann geht das Gewünschte in Erfüllung.“ Er tut es nicht gerne, dennoch unterbricht Jayden diese angenehme Stille. „Ja.“ Zwar ist Elaine jetzt offener geworden, aber trotzdem gibt sie ihm meistens noch kurze antworten. „Lass uns etwas wünschen.“ Und schon hat der Junge seine Augen geschlossen. Die Grauäugige tut es ihm gleich. Sekunden später öffnen sie ihre Augen und sie machen sich dann auf den Heimweg. Wie ein richtiger Gentleman bringt Jayden sie nach Hause. Unterwegs fragt er sie ständig was sie sich doch gewünscht hätte. Eine Antwort erhält er jedoch nie. Die ganze Zeit hat es nicht aufgehört zu schneien. ~~~~~ Beim Waisenhaus angekommen, macht Elaine auch schon die Tür auf. Von innen kann man lachende Kinder hören und der Duft von Plätzchen liegt in der Luft. Das alles zaubert ein Lächeln auf Jaydens Gesicht. „Den Tag heute sollten wir wiederholen.“ Er würde sie jetzt gerne umarmen, küssen und nie wieder loslassen, auch wenn er es nicht zugibt. „Ja, vielleicht machen wir das.“ Lächelnd schaut Elaine ihn an. Sie muss sich gestehen, es hat ihr mehr als nur gefallen mit ihm so unbeschwert zu sein. Es ist einfach unglaublich, wieder einmal Kind zu sein. Am liebsten würde sie ihn nie wieder gehen lassen. „Dann sehen wir uns nächstes Jahr.“ Gerade wollte er sich umdrehen und gehen, mischte sich eine weitere Stimme dazu. „Ihr zwei wollt doch so einen tollen Brauch nicht brechen, oder?“ Die beiden schauen zu der älteren Dame im Flur. Sie verstehen nicht was Madison, die Leiterin des Waisenhauses, meint. Mit funkelnden Augen und einem grinsen, zeigt sie oben auf die Haustür. Dort hängt doch wirklich ein Mistelzweig! Sowohl Jayden, als auch Elaine wissen was das bedeutet. „Du musst nicht.“, murmelt Elaine leise. „Ich muss mich danach aber nicht rechtfertigen. Außerdem will ich es.“ Damit nimmt er ihr Gesicht zwischen seine Hände, schaut ihr ein paar Sekunden lang in die Augen und küsst sie dann. Während des Kusses schließen sie ihre Augen. Erst ist es ein schüchterner Kuss, doch nach einiger Zeit wird er verlangender. Elaine krallt ihre Hände in seine Haare und seine Hände finden den Weg zu ihrer Hüfte. Keiner von beiden merkt wie sich Madison von ihnen entfernt. Aus Luftmangel lösen sie sich von einander. Mit geröteten Wangen schauen sie sich wieder einmal in die Augen. „Und, willst du mir verraten was du dir gewünscht hast?“ Wie es aussieht wird er nie locker lassen. „Der Winter ist doch nicht so übel wie ich dachte.“, ist das einzige was Elaine auf seine Frage erwidert, bevor sie ihn ein weiteres Mal küsst. ~~~~~ Der Schnee jedoch hat während dessen nie aufgehört seinen Weg zum Erdboden zu suchen. Manchmal ist das was wir uns wünschen so nah, dass wir es auch mal übersehen können. Und manchmal ist das was wir glauben nicht zu mögen, eigentlich das was uns glücklich machen könnte. Frohe Weihnachten! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)