Merry Christmas von glurak42 ================================================================================ Kapitel 1: Wiedersehen ---------------------- Wiedersehen »Hey Misty, es ist lange her ...« »Ja, eine Ewigkeit ...« Was war das? Dieses Gefühl ... Dabei hatte sie doch abgeschlossen. War es Freude? Freude ihren besten Freund wieder zu sehen? Ja, ganz bestimmt. »Wie geht‘s dir, Misty?« Der Schwarzhaarige sah seiner alten Freundin unsicher ins Gesicht und grinste verlegen. »Ganz gut. Was ist mit dir? Ich habe gehört, dass du es endlich geschafft hast.« »Ja! Und deshalb bin ich auch hier, ich hab es endlich geschafft Pokémon Meister zu werden! Und ... und jetzt kann ich endlich zu dir zurück kommen ...« »Ash ... weißt du eigentlich wie lange ich hier auf dich gewartet habe? Zehn Jahre Ash! Zehn verdammte Jahre! Und du hattest es noch nicht einmal nötig nur ein einziges Mal vorbei zu kommen!« Ihre Freude wurde je zu einer unbeschreiblichen Wut. Wütend über ihn, den Jungen, den sie damals als Kind geliebt hatte. Ihre erste große Liebe. Doch das lag Jahre in der Vergangenheit, genauso wie er. »Misty ... bitte, du musst mich verstehen-« »Verstehen?! Ash, du hast mir versprochen, dass du wieder kommst!« »Deswegen bin ich doch hier! Hör mich doch wenigstens an!« Auch er verlor langsam seine Geduld und Beherrschung, vor allem war das ja noch nie wirklich seine Stärke gewesen. »Ich habe jeden Tag gehofft, dass du durch diese Tür kommst Ash, dass du in die Arena kommst und mich wieder mit nimmst ... aber du kamst nie ...« Tränen schlichen sich in die meeresblauen Augen der Orangehaarigen. »Misty ...« So schnell wie Ashs Wut aufflammte, so schnell erlosch sie auch. Er konnte es einfach nicht ertragen sie so zu sehen und dann noch wegen ihm. »Was ist denn hier los Misty? Ist etwas- oh, ich sehe schon was passiert ist ... Hallo Ash.« »Garry?! Was machst du denn hier?« Nichts verstehend und komplett verwirrt sah Ash seinen Rivalen an. »Betreibst du keine Forschungen mehr in Sinnoh?« »Ash, ich betreibe seit Jahren schon keine Forschungen mehr in Sinnoh. Aber du bekommst ja nichts mit. Du lässt ja auch nie was von dir hören.« Mit Bedacht schritt der Junge die Treppe hinab. Sollte Ash ihn mit einem Luxtra vergleichen, so majestätisch und vor Stolz und Selbstbewusstsein strotzend, oder doch eher mit einem Washakwil, der seine Beute mit seinen Adleraugen im Blick hatte? »Tut mir ja leid, dass ich mich nun mal nicht immer melden konnte, aber ich war auf Reisen! Und ihr habt immerhin auch nicht oft von euch hören lassen.« Trotz überkam den Pokémon Trainer. Er merkte zu spät, welch fatale Folgen seine Worte hatten. »Wir haben uns nicht oft genug gemeldet? Ash, weißt du wie schwer es jedes Mal war dich ausfindig zu machen? Und wenn wir es mal wussten, warst du schon wieder auf und davon!« Mistys gefallene Mauer hatte sich in der kurzen Zeit wieder aufgestellt und sie schien nun bereit für weitere Konversation mit ihrem Gast. »Wir rennen dir nicht hinterher Ash. Und du kannst mir auch nicht sagen, dass sich Rocko, Maike oder Lucia öfter bei dir gemeldet hätten als wir. Selbst Opa und deine Mum haben es irgendwann aufgegeben.« Gary war nun bei ihnen angekommen und stellte sich press neben Misty, was Ash beinahe in den Wahnsinn trieb. Garys Augen funkelten, doch Ash konnte nicht sagen was eine Art funkeln es nun war. »Ja, ich ... ich hatte eben meine Gründe gehabt okay? Und jetzt bin ich doch wieder hier, können wir nicht darüber reden?« Ihm wurde ganz unwohl in seiner Haut. Er sah ein, dass er vieles falsch gemacht hatte. Doch fühlte er sich gerade in die Enge getrieben und Gary, der sich als überlegen präsentierte, machte es nicht wirklich besser. »Tut mir leid Ash, ich dachte ich wäre bereit ... aber ich habe mich anscheinend doch geirrt-« Ein Schluchzen entglitt der Arenaleiterin. Sie machte auf dem Absatz kehrt, noch bevor einer der Jungs auch nur reagieren konnte und verschwand die Treppen zur Wohnung hinauf. »Misty!« Ash wollte hinterher. Sie trösten. Ihr alles sagen, was ihm klar geworden war. Er wollte einfach nur für sie da sein. Doch er kam zu nichts, denn Gary war noch da. Niemals hätte Ash gedacht, dass er einmal so eine Abscheu und so einen Hass seinem Rivalen und irgendwo auch bestem Freund entgegen bringen könnte. »Ich glaube es ist besser, wenn du jetzt gehst Ash.« Diese Worte waren nicht mehr als ein hohles Krächzen, die aus dem sonst so kühnen Gary kamen. Ash wollte nicht gehen, er wollte an Gary vorbei die Treppen hoch und zu Misty! Aber ihm wurde sehr schnell bewusst, dass das alles nur schlimmer machen würde. Also nickte er stumm und quälte sich aus der Arena. »Komm schon Pikachu.« Es war kalt, sehr kalt. Azuria City hüllte sich allmählich in eine Schneedecke ein. Die Gedanken schwirrten und doch war kein einziger klar genug, dass Ash ihn fassen konnte. Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren unter seiner Cap. »Hast du es gesehen Pikachu? Wie er sich so selbstverständlich schon fast schützend vor sie gestellt hat? Als ob ich ihr was antun würde!« Doch er hat ihr bereit etwas angetan, immerhin hatte sie wegen ihm geweint ... Er schwieg, er schwieg und vergrub ein Gesicht in seinen Schal. Pikachu sah seinen Trainer traurig an. Es wusste genau, was in Ash gerade vorging und es wusste auch, dass es so gut wie nichts tun konnte um ihn aufzumuntern. Also kuschelte es sich in seine Jacke an seine Brust um ihm zu zeigen, dass es immer für ihn da war. Natürlich registrierte Ash den Versuch von Pikachu ihn aufzumuntern, doch geistig war er immer noch bei dem vorigen Szenario. Was ist wenn-? Nein, das kann nicht sein, das darf nicht sein! Aber wenn doch ...? Ash schüttelte hartnäckig seinen Kopf, in der Hoffnung damit auch seine Gedanken von sich zu schütteln. »Misty? Misty-« »Lass mich bitte in Ruhe.« Gary bekam nicht einmal die Chance etwas zu sagen. Er blickte auf sie hinab. Auf das Mädchen, dem keine das Wasser reichen konnte, dem Mädchen, das steht‘s ihre starke Seite zeigte obwohl sie innerlich vor langer, langer Zeit zerbrochen war. Es machte ihn wütend Misty so daliegen zu sehen, das Gesicht in ihr Kopfkissen gedrückt. Wieso musste er bloß zurückkommen? Konnte er mir nicht einmal mein Glück gönnen?! »Misty ... vergiss ihn, du hast ihn schon lange vergessen. Du hast mit ihm abgeschlossen, vergiss nicht, wie kaputt es dich gemacht hat, wie kaputt es dich immer noch macht ...!« Er näherte sich sachte ihrem Bett und ließ sich auf der Bettkante nieder. »Wie könnte ich ihn vergessen Gary? Seine Augen, seine Stimme, seine Art und sein geliebtes Pickachu? Wie soll ich die gemeinsamen Jahre vergessen? Wie?!« Ihre Augen waren gerötet und selbst in diesem Moment, als sie ihn ansah flossen die Tränen unaufhörlich über ihre Wangen. Was hat Ash nur, was ich nicht habe?! Was hat dieser Mistkerl, dass Misty, meine Misty, ihm nach all den Jahren immer noch so hinterher trauert? Gary konnte nicht mehr nur still dasitzen, er nahm Misty in den Arm, drückte sie so fest er nur konnte an sich und musste selbst ein Schluchzen unterdrücken. »Du hast mich Misty! Ich bin bei dir geblieben, ich habe dich nicht verlassen wie er! Wieso kannst du ihn nicht loslassen ...? Du hast so lange um ihn geweint ... und er? Er schneit hier rein als ob nichts gewesen wäre! Als ob die letzte zehn Jahre nicht existiert hätten! Du tust dir nur was guten, wenn du ihn nicht nur verdrängst, sondern auch vergisst.« »Gary ...« Misty wollte ihn eigentlich von sich stoßen, doch sie konnte es aus irgendeinem Grund nicht übers Herz bringen. »Du weißt doch, ich liebe dich. Und ich werde nicht einfach abhauen wie Ash. Ich bin für dich da im Gegensatz zu ihm.« So leid es der Arenaleiterin tat, sie musste Gary zustimmen. Er hatte in den letzten Jahren schon so oft bewiesen, dass es nur sie für ihn gab. Die Mädchen liefen ihm genauso hinterher wie damals, doch es interessierte Gary nicht, es war nicht der Gary Eich von vor zehn Jahren, der es genoss so umwoben zu werden, es war ein Gary Eich, der sich nur für sie, Misty Waterflower, einsetzte. Selbst ein Labor für Meerespokémon hatte er in Azuria City gegründet, worin sie selbst auch forschen konnte, wenn sie wollte. Aber es war immer noch derselbe Ash Ketchum von vor zehn Jahren, den nichts als seine Trainerkarriere interessierte. Sie lernte doch die letzten Jahre von Ash loszulassen, sie lernte Gary zu lieben und war doch glücklich mit ihm. Er half sogar in der Arena, seit ihre Schwestern wieder auf Reisen waren. Wieso können eigentlich alle auf Reisen gehen nur ich nicht? »Gary, ich weiß doch, was du alles für mich getan hast und ich bereue auch nichts.« Sie löste sich langsam von ihm, damit sie einander ansehen konnten. Misty versuchte zu lächeln, versuchte den Jungen, der all die Jahre ihre Stütze war zu versichern, dass alles gut sei. Aber auch wenn sie Gary belügen könnte, sich selbst konnte sie es nicht. Sie hasste Ash dafür, sie hasste ihn, weil er immer wieder ihr Leben durcheinander brachte. Jedes Mal, wenn sie dachte, dass er keine Rolle mehr in ihrem Leben spielen würde, tauchte er irgendwie auf und stürzte ihre gesamten Entschlüsse ins Chaos. Ein Teil hasste Ash und wünschte ihn nie wieder sehen zu müssen, doch ein anderer Teil liebte diesen Kerl einfach und sehnte sich nach ihm. Misty wollte Gary nicht länger so sehen, er hatte so viel für sie geopfert, es wurde langsam Zeit, das sie etwas davon zurückgab. Sie tat das, was sie am besten konnte, verdrängen. Zärtlich hob Misty ihre Hand und nahm Garys Wange in ihre, kurz zuckte er zusammen bevor er seine Hand über ihre legte. Er lächelte, genau wie sie es wollte. Dann, küsste er sie, sie ließ es zu, ließ es geschehen, denn sie verdrängte, verdrängte Ash und ihre Gefühle. Kapitel 2: Entscheidung der Liebe --------------------------------- Entscheidung der Liebe Gary wusste nicht weiter, was sollte er tun? Seitdem Ash in die Arena gestürmt kam, war Misty distanziert. Sie besuchte ihn nicht einmal in seinem Labor und er wusste weshalb, auch wenn sie es versuchte es zu verstecken, sie war sichtlich durcheinander und ging deshalb auf Abstand. Der Pokémonforscher konnte sich nichts vormachen, sie liebte Ash immer noch, sie hatte nie aufgehört ihn zu lieben. Ich dachte eigentlich, dass ich es geschafft hätte ihr Herz zu erobern ... lag ich denn so falsch mit dieser Einschätzung? Habe ich mich die ganze Zeit über selbst belogen? Tief und schwer war das Seufzen, welches Gary entwich. »Ist alles in Ordnung mit ihnen Prof. Eich?« Schneller als ein Gallopa erschien seine Sekretärin in der Bürotür. »Ja, alles bestens Jessica. Hast du schon neue Ergebnisse bezüglich der Lapras?« »Nein, sie sind lediglich tiefer ins Meer getaucht, vielleicht ist es dort um diese Jahreszeit ja wärmer?« Skeptisch sah die Blonde ihren Chef an. Sie fand, dass er niedergeschlagen aussah, mehr als das, Prof. Gary Eich sah aus, als habe man ihm alles genommen, wofür es sich zu kämpfen lohnte, als hätte man ihm sein gesamtes Leben genommen. »Lass mich mal sehen, ich habe doch vor ein paar Monaten doch extra einen Temperaturen empfindlichen Chip an eines der Lapras befestigt.« Er eilte um seinen Schreibtisch und lehnte sich über seine Assistentin. »Hier, da sehen wir den Temperaturverlauf ihrer zurückgelegten Strecke, damit-« »Professor, ist etwas mit Misty?« Erschrocken hielt sich Jessica die Hand vor ihren Mund. »Was? Wie kommst du darauf?« Sofort nahm er Abstand zu ihr. Hatte sie ihn durchschaut? Den kühnen Gary? »Sie machen in den letzten Tagen ein trauriges und auch sehr besorgtes Gesicht Professor und außerdem war Misty auch seither nicht mehr hier gewesen. Verzeihen sie mir, aber das sieht man doch wirklich sofort, dass da was los ist. Tut mir Leid ... ist es was ernstes?« »Jessica, du bist wohl der einzige Mensch, dem ich absolut nichts vormachen kann ... Ja, Ash kam vor ein paar Tagen in die Arena und hat buchstäblich unser gesamtes Leben auf den Kopf gestellt.« Gary konnte nicht mehr, er wollte nicht mehr. Es war egal was er machte, immer kam Ash und immer schaffte es Ash ihm alles wegzunehmen. Mutlos ließ er sich auf den Stuhl neben Jessica fallen. »Gary, ich arbeite tagtäglich von morgens bis abends mit dir in diesen vier Wänden zusammen und das schon über Jahre hinweg. Ich kenne dich langsam zu gut. Du hattest damals auch keine leichte Zeit, als du alles für Misty gegeben hast, damit sie Ash endlich vergisst. Aber ich nehme an, sie hat sich für ihn entschieden? Ansonsten wäre zwischen euch wohl kaum diese Stimmung ...« Schon fast mütterlich setzte sie sich neben ihn und legte eine Hand auf seine Schulter, denn mehr traute sie sich dann doch nicht. »Hach, ja, ja ich glaube innerlich hat sie sich für Ash entschieden und das schon vor Jahren. Ich muss wohl einsehen, dass ich bloß ein Lückenbüßer war, all die Zeit über ... und jetzt will sie mich nicht verletzten.« Sein Kopf versank in seinen Händen, er hatte das ausgesprochen, was er versuchte zu verdrängen. Wovor er am meisten Angst hatte ist bittere Realität geworden. »Was würdest du tun Jessica? Was würdest du tun, wenn der Mensch den du über alles liebst jemand anderes will?« Seine Stimme ist nur noch ein Flüstern ... Ist meine Hilfe so egoistisch? Aber sie ist besser als gar keine Hilfe. »Ich würde sie gehen lassen. Solange sie glücklich ist, wäre ich das auch ... natürlich tut es weh, es tut immer weh einen geliebten Menschen nicht an der eigenen Seite zu haben, aber noch mehr würde es doch schmerzen, wenn du genau wüsstest, dass gerade dieser Mensch wegen dir leidet oder?« Jessica wusste selbst nicht genau, ob sie mehr zu sich oder zu Gary sprach. »Danke, du hast genau das gesagt, wozu ich zu feige war. Mach für heute Feierabend, ich muss gehen.« Ihm war erst viel später aufgefallen, dass sie ihn Gary genannt hatte. Aber er machte sich keine weiteren Gedanken darum, er hatte was zu erledigen. »Frohe Weihnachten Professor. Ich hoffe, du tust das Richtige ...« Doch da war er bereits hinaus gesprintet und auf und davon. Was hat das Alles denn bitte für einen Sinn? Jetzt habe ich meinen Traum erreicht und bin genauso weit von ihm entfernt. Wieso? Wieso konnte mir nicht viel früher klar werden, dass ich nur sie brauche um glücklich zu sein?! Egal wie viele Kämpfe ich gewonnen hatte, egal wie viele Reisen ich auch antrat, es war nie mehr das Gleiche. Dieses Gefühl, das Gefühl der völligen Zufriedenheit und des Glücks hatte ich nur bei ihr, nur damals auf unseren Reisen ... und ich habe es einfach nicht gemerkt und jetzt ist es nun zu spät. »Ash? Schatz, du hast Besuch.« Hallte die Stimme seiner Mutter von unten hoch. War es eventuell Misty? Der bloße Gedanke beflügelte ihn und brachte ihn dazu, in einem Satz quer durch sein Zimmer zu hechten und die Treppen runter seiner Liebe entgegen. »Ash, können wir reden?« »Gary?!« Alles drehte sich schwindelerregend, was hatte das zu bedeuten? Was konnte dieser Mistkerl jetzt nur wollen? »Bitte, es ist wichtig.« So elendig hatte Ash Gary noch nie gesehen, er war total blass im Gesicht, als ob er krank wäre. Er zittert am ganzen Körper. Ob etwas mit Misty ist? Wenn er ihr irgendwas angetan hat, bring ich ihn um! »Also gut, was willst du?« Kaum war die Zimmertür geschlossen, war Schluss mit der gespielten Nettigkeit. »Du Bastard!« Gary gab Ash keine Zeit sich vorzubereiten und schlug ihm mit der Faust so hart ins Gesicht, dass dieser gegen seinen Schrank polterte. Völlig außer Atem stand der Forscher vor seinem ehemaligen besten Freund. »Das war für all die Jahre, in denen du Misty hast sitzen lassen!« »Du elender ...« Ash sprang auf Gary zu und vor lauter Wucht stürzten die beiden auf seinen Schreibtisch und rissen jegliche Gegenstände zu Boden. »Glaubst du, ich habe das mit Absicht getan? Ich wollte sie nicht noch mehr verletzen! Außerdem hatte ich viel zu viel Angst!« »Vor was solltest du denn bitte schön Angst haben, hä?« Selbst Pikachus Bemühungen waren vergeblich, die beiden Männer waren in ihrer eigenen kleinen Welt, eine Welt in der nur Misty existierte. »Vor was denn wohl! Vor dem, was passiert ist! Ich komme zu ihr und sie ist mit jemand anderem zusammen und dann ausgerechnet noch mit dir!« Die Worte sprudelten aus dem Zwanzigjährigen heraus, noch bevor er sie zurückhalten konnte. Er ließ von Gary ab. Ash hatte erkannt, dass er nicht nur seine Liebe, sondern auch seinen besten Freund verloren hatte. Die zwei Menschen, die ihm immer die nötige Kraft gaben weiter an sein Ziel zu glauben. Was hatte das alles eigentlich für einen Sinn, wenn es gerade diese zwei Menschen waren, weswegen er einfach nichts mehr spüren wollte? »Versprich es mir.« »Was?« Was sollte Ash versprechen? Hatte er den Anfang nicht gehört, was Gary sagte? »Versprich mir von nun an gut auf sie aufzupassen Ash.« Endlich konnte sich Gary überwinden den Blick zu heben. Er sah in Ashs verständnisloses Gesicht. Tränen sammelten sich in seinen Augen, doch diese mussten warten. »Sie hat nie aufgehört dich zu lieben Ash, sie hatte mich niemals geliebt, höchstens einen Ersatz oder einen Trost in mir gesehen, aber das war‘s auch schon. Also pass gut auf sie auf und vor allem ... mach sie glücklich, nicht wie in den letzten Jahren.« Ein letzter Atemzug und dann war alles gesagt. Wortlos ging er an seinem besten Freund vorbei. Irgendwann werden wir es wieder sein Ash, beste Freunde. Irgendwann, wenn ich über Misty hinweg bin. Kapitel 3: Merry Christmas -------------------------- Merry Christmas Die Stadt war hell erleuchtet und trotzdem sah die Arena von außen bedrückend und dunkel aus. Jetzt war er hier, nur noch einige Meter von seinem wahren Traum entfernt, von ihr, dem Mädchen, von dem er erst viel zu spät merkte, was sie eigentlich für ihn war. Was sollte er sagen? Ash hatte sich rein gar nichts überlegt und nun stand er wie immer total planlos in der Gegend. Bei den wirklich wichtigen Dingen im Leben weiß ich einfach nie, was zu tun ist! Wieso kann das Leben nicht so einfach wie ein Pokémonkampf sein? Er seufzte, wenn er weiterhin im Schnee stehen würde, würde das auch nichts an seiner momentanen Situation ändern. Es war Zeit endlich das zu tun, wovor sich der Trainer schon seit Jahren gedrückt hatte, es war an der Zeit seine Gefühle einzustehen. Einmal tief durchatmen. »Jetzt oder nie Pikachu.« Zehn Jahre hat er mich im Stich gelassen. Zehn verdammte Jahre hat er mich in diesem Gefängnis verrotten lassen! Und jetzt steht er einfach vor mir, einfach so und wirft mein ganzes Leben über den Haufen! Wieso? Wieso komme ich einfach nicht über diesen Kerl hinweg ...? Und Gary ist derjenige, der wirklich dran zu leiden hat ... ich hoffe er hasst mich jetzt nicht ... »Misty? Bist du hier drin?« Diese Stimme, die einzige Stimme, die sowohl den Segen als auch die Hölle für Misty bedeutet. Und genau diese Stimme riss die Arenaleiterin aus ihren Gedanken. War er es wirklich? Hier? Bei ihr? »Ich wusste doch, dass ich dich hier finden werde.« Ash sah das Sprungbrett hinauf und tatsächlich, dort oben saß Misty mit ihrem Azurill im Schoß. »Ash? Bist du das?« Bin ich schon so ein Wrack, dass ich schon anfange zu halluzinieren? »Ja, können ... können wir reden? Nur noch einmal?« Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals. Nach kurzem Zögern stieg Misty die Leiter hinab und trat Ash gegenüber. Ihre Augen waren rot und geschwollen. Sie hat geweint ... und alles ist meine Schuld ... Die Gewissensbisse zerfraßen ihn. Am liebsten würde er einfach nur heulen, er wusste nicht einmal wo er anfangen sollte, mit was er anfangen sollte. »Warum bist du hier Ash? Warum gerade jetzt?« Misty hatte genug, genug davon die Starke zu spielen, genug davon ihre Gefühle zu unterdrücken. »Ich, ehrlich gesagt weiß ich gar nicht so recht, wo ich anfangen soll.« Verlegen grinste Ash und hielt sich den Hinterkopf. Er tat es noch immer, genauso wie früher! Es hatte sich nicht geändert, aber genau das machte Misty krank, genau das trieb ihr abermals Tränen in die Augen, sodass sie die Zähne fest zusammen biss um nicht gleich anfing zu weinen. »Misty!« Ash war überfordert mit der Lage. Was soll ich nur tun?! Was kann ich sagen, damit sie nicht weint? ... vielleicht sollte ich mit der Wahrheit anfangen … »Ich, also ich ...ich war ein absolutes Arschloch! Es tut mir so leid Misty!« Ash konnte nicht mehr an sich halten und sprudelte los, so hatte ihn Misty noch nie erlebt. »Ich habe viel zu spät gemerkt, was du wirklich für mich bedeutest! Ich dachte - ich war so dumm Misty! Ich dachte wirklich, ich müsste nur lange genug Reisen und immer weiter kämpfen um wieder glücklich zu werden, weißt du, seit wir uns damals in Johto getrennt hatten, fühlte ich mich so unfassbar leer. Damals wollte ich mir nicht eingestehen, dass es wegen dir war. Ich hab es erst Jahre später gemerkt, zu spät! Und dann, dann hatte ich Angst zu dir zurück zu kommen, ich hatte Angst davor, dich mit jemand anderen zu sehen ...« Er legte eine kurze Atempause ein. »Ash ...« Misty war sprachlos, war das wirklich der Ash den sie kannte? Nein, dieser Ash wirkte total hilflos und verzweifelnd. »Aus Angst bin ich immer weiter gereist, doch je mehr Liegen ich gewann und je stärker ich wurde, je mehr wurde mir klar, dass ich nur mit dir glücklich sein kann. Nichts und niemand konnte mir dieses Gefühl von damals geben! Niemand konnte je für mich da sein wie du es warst! Der Titel als ‚Pokémonmeister‘ ist rein gar nichts Wert, solange ich nicht dich an meiner Seite habe Misty! Ich ... ich liebe dich ... und ich weiß, ich habe nicht das Recht dazu dein gesamtes Leben auf den Kopf zu stellen, wegen mir musstest du so unfassbar viel leiden, wegen mir musste auch Gary leiden ... Ich bin ein egoistisches Arschloch, ein Feigling!« Die Tränen rannen jetzt in Strömen sein Gesicht hinunter. Er hatte sich alles von der Seele geredet. Es fühlte sich so gut an, er fühlte sich nach all den Jahren wieder frei. »Wenn ich könnte, würde ich dich hassen Ash Ketchum, aber ich kann nicht.« Auch Misty fließen die tränen in Strömen und sie schoss in Ashs Arme. Wie lange hatte sie auf diesen Moment gewartet? Wie lange hatte sie darauf gewartet, dass er kam und ihr seine Liebe gestand? Und jetzt war es soweit, nach all der Zeit war Ash doch zu ihr zurückgekehrt. »Du bist der größte Vollidiot, den ich kenne Ash. Du hast es gar nicht verdient, dass ich dich immer noch liebe ...« So weh es Ash tat, er wusste, dass sie damit Recht hatte. »Ja, ich weiß, sowas ähnliches hat mir Gary auch gesagt. Aber ich hab es ihm versprochen, ich habe ihm versprochen, dass ich auf dich aufpassen werde und nicht mehr verlassen werde Misty. Ich brauche keine Reisen und ich brauche auch keinen Titel, ich brauche einfach nur dich.« Es waren keine Tränen der Trauer mehr, als Ash Misty noch fester an sich drückte als würde er sie nie wieder loslassen wollen, es waren Tränen der Freude. Nach all der Zeit hatte er seine Misty wieder. Plötzlich war die Arena nicht mehr so dunkel und bedrückend, wie es den beiden erst vorkam. Sie war voller Liebe und Wärme. Das sanfte Licht der Lichterketten wirkte schon fast richtig romantisch und gab ihnen das Gefühl, dass sie in ihrer eigenen Welt waren, in der keiner ihnen was anhaben kann. Und sie sahen sich an, zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt sahen sie sich an und konnten sich darüber freuen. Ash wischt Misty die Tränen aus ihrem Gesicht. »Ohne die siehst du noch viel schöner aus als sonst schon.« Ash konnte nicht anders als zu grinsen, denn er hatte immerhin seine Traumfrau in den Armen. »Hör auf so zu schleime, das steht dir nicht.« Misty musste kurz lachen, denn ihr Traum hatte sich endlich erfüllt. Ash war endlich nur ihr ganz allein. »Du bist das beste Weihnachtsgeschenk, dass ich mir nur wünschen konnte.« Die schloss die Augen und küsste ihn. Es war wie ein Feuerwerk, das in ihnen explodierte. Erst waren es noch zärtliche Küsse, doch schnell wurden sie immer intensiver, als wollten die beiden die verlorenen Jahre nachholen wollen. Pikachu, der zufrieden die Trainer ansah, nahm Azurill bei der Hand und brachte es raus, damit Ash und Misty ihre Zweisamkeit voll und ganz genießen konnten. »Pika pi.« Flüsterte es noch, bevor es sich hinausschlich. Danke Kumpel, dir auch Frohe Weihnachten Pikachu! Ich danke dir für alles. Mehr konnte Ash nicht denken, bevor er wieder voll und ganz bei Misty war. Einige Monate später »Hach, findet ihr nicht auch, dass dieses Jahr besonders viele Pokémon an der Strand kommen?« Misty atmete tief die frische Meeresluft ein, während sie sich an Ash lehnte und den Ausblick genoss. »Ja, seit unser Labor auch mobil ist, sind die Pokémon viel zutraulicher geworden.« Auch Jessica sah auf das weite Blau hinaus, in dem sich viele Pokemon und Menschen tummelten. »Das liegt nur an dir Schatz, sie sehnen sich alle nach dir.« Gary grinste seine Freundin an, während er sie in seine Arme schloss. »Wie läuft es bei euch eigentlich in der Arena? Ist nicht viel los, wenn so viele Trainer in der Stadt sind?« »Doch, die rennen uns schon fast die Bude ein! Als ob sie alle Angst hätten, Misty würde sich einfach in Luft auflösen.« Ash drückt sie noch näher an sich und schenkte ihr ein Lächeln, genau das Lächeln liebte sie so sehr an ihm. Sie konnte sich dran kaum satt sehen und dann noch seine schokobraunen Augen, einfach nur zum dahinschmelzen. »Nächste Woche sind ja meine Schwestern wieder da, dann müssen sie wohl oder übel die Arbeit übernehmen.« »Ich habe Misty eine kleine Reise versprochen.« Ash zwinkerte Gary glücklich zu. Er würde Misty niemals mehr hergeben, für nichts auf dieser Welt, denn endlich war er glücklich und sein Traum ist in Erfüllung gegangen. Er hatte sein Ziel erreicht Pokémonmeister zu werden, hatte seine Traumfrau bei sich und seinen besten Freund wieder, es konnte gar nicht mehr besser werden. Zufrieden mit sich und der Welt genoss er die warme Sommerbriese mit denjenigen, die er am meisten liebte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)