Der Wolfsprinz von Mad-Dental-Nurse (Wenn das kälteste Eis zu schmilzen beginnt) ================================================================================ Kapitel 1: Der Handel --------------------- Ein heftiger Schneesturm tobte und wirbelte die umherfliegenden Schneeflogen herum, als wollte er damit alles Leben unter einer dicken eisigen Schicht ersticken. Er heulte so laut, sodass man glauben konnte, die Seelen jener, die einst in solch einem Schneesturm ihr Ende fanden, würden darin mitheulen und jeden warnen wollte, der so geistesumnachtet war und sich in diesen Sturm wagte. Eine Frau, vermummt in einem Mantel kämpfte sich durch diesen. Versuchte die Kälte nicht zu spüren und immer weiter zugehen. Ihre Füße versanken bis zu den Waden im Schnee, machten es ihr schwer voranzukommen. Es war eigentlich unmöglich noch weiterzugehen, doch die Frau tat es. Was blieb ihr auch anderes übrig. Zurück in ihr Dorf konnte sie nicht mehr. Man hatte sie davon gejagt. Zu Unrecht verurteilt. Sich selbst überlassen. Und ein kleiner Teil von ihr wollte diesen falschen Menschen nicht den Gefalle tun und in diese Sturm sterben. Nun irrte sie durch den Wald. Wusste nicht wohin sie wollte. Doch stehenbleiben wollte sie auch nicht. Wenn sie weiter ging, würde sie, so hoffte sie, eine Hütte finden oder etwas anderes wo sie sich vor der Kälte schützen konnte. So ging sie weiter, zog den Mantel enger um sich und kämpfte sich durch den Sturm. Irgendwann kam sie auf eine freie Lichtung. Durch das Schneegestöber konnte sie kaum etwas erkennen. Sie sah nur einige dunkle Felsen, die umherstanden und etwas den Wind abschwächten. Hinter einem von diesen Steinfelsen suchte sie Schutz. Wollte ausharren, bis das eisige Inferno sich legte und sie weitergehen konnte. Ihre Beine schmerzten schon von der Kälte und ihre Ohren konnten das Heulen des Windes nicht mehr ertragen. Sie wollte sich schon die Hände auf die Ohren pressen um dieses grässliche Heulen nicht mehr hören zu wollen. Als sich ein anderes Geräusch in das Tosen des Windes mischte. Erst war es schwach. Dumpf. Ein Klopfen. Dann wurde es lauter, übertönte das Heulen. Die Frau lauschte und fragte sich, wer oder was da durch diesen Sturm jagte. Und mit dem Klopfen, kam ein weiteres. Zuerst dachte sie, das Heulen des Windes würde wieder lauter werden, doch dieses Heulen klang anders. Vertrauter. Sie hatte es schon mal gehört und eisige Schauer rannen ihr über den Rücken. Das Heulen bedeutete Unheil und Tod. Schon oft hatte es sie als Kind im Dorf gehört und sie mit Frucht erfüllt. Und so auch jetzt. Eisige Schauer rannen ihr über den Rücken, als sie das Wolfsgeheul hörte und sie lehnte sich noch enger an den Felsen. Wenn die Wölfe sie entdeckten, wäre sie verloren. Das Trampeln von Wolfspfoten und Heulen kam immer näher. Und sie erwartete die ersten des Wolfsrudels gleich um die Ecke kommen zusehen. Doch nichts passierte. Auch der Sturm legte sich. Nun herrschte Stille und diese war schlimmer, als das Heulen des Sturms. Diese wurde jedoch gleich wieder gebrochen, als Schritte zu hören waren. Spielten ihre Ohren ihr einen bösen Streich? Sie schaute vorsichtig um den Felsen und sah einen Schatten über dem Schnee dahingleiten, der langsam näher kam. Wieder presste sie sich an den Fels und rückte immer weiter in den Schatten der Felsen. Die Schritte kamen näher und nach einigen Minuten, die quälend langsam vergingen, sah sie, wer da um den Fels ging. Der Frau verschlug es den Atem. Vor ihr stand ein Mann. Hochgewachsen, breitschultrig, gekleidet in edle Gewänder. Edel war ebenso sein Gesicht. Das Haar pechschwarz, zu einem Zopf zusammengeflochten und ein feiner Bart zierte sein Gesicht. Wache, eisblaue Augen sahen auf sie nieder. Sein gesamtes Erscheinen wirkte wie das eines Königs. Ehrfürchtig und wie gebannt von dem Anblick dieses Mannes kniete die Frau im Schnee nieder. Senkte den Kopf. Der Fremde sah sie einen kurzen Moment an, dann beugte er sich nieder zu ihr und hielt ihr die Hand hin. Die Frau sah auf und kurz war Verwirrung in ihrem Blick zusehen, dennoch nahm sie seine Hand und ließ sich von ihm hoch helfen. Etwas sagte ihr, dass sie vor ihm nicht zu befürchten hatte. Jedoch fühlte sie sich vor ihm auch klein und schwach. Als würde es ihn leicht fallen, ihr etwas anzutun. Schüchtern trat sie einen Schritt zurück und schaute wieder zu Boden. Sie konnte sich nicht erklären warum. Aber dieser Mann war ihr nicht geheuer. Und doch musste sie sich auch eingestehen, dass er sie anzog. Es war verwirrend. Warum fühlte sie so? „Wieso wendet Ihr den Blick von mir ab?“, fragte er dann. Seine Stimme war dunkel und geheimnisvoll wie er selbst. „Bin ich so furchterregend?“ „N-Nein, Herr!“, stammelte sie. „Und wieso seht Ihr mich dann nicht an?“ Nun hob die Frau doch den Blick. Sie hielt es für nicht klug, wenn sie weiterhin den Blick auf den Boden gerichtet hielt und ihn somit beleidigte. Der Mann betrachtete ihr Gesicht eingehend. „Wie schön du bist!“, sagte er leise. Dann aber sprach er laut, nachdem er sie lange betrachtet hatte:„Wie ist Euer Name?“ „Lira!“ „Wie kommt es, dass Ihr durch diesen Höllensturm irrt, Lira?“, fragte er dann. „Habt Ihr Euch verirrt?“ „Nein, Herr. Ich…ich habe kein Zuhause!“, sagte Lira und blickte dabei, ohne dass sie es wollte, in die Richtung, in der ihr Dorf lag. Der Fremde folgte ihrem Blick. „Man hat dich vertrieben?“, sagte er, als er bemerkt hatte, wie niedergeschlagen und verzweifelt sie wirkte. Lira nickte. „Warum?“ „Ich…Man hat mich verjagt, weil ich…weil ich glaubte, jemandem etwas zu bedeuten und weil ich auf seine Lügen reingefallen bin!“ „Eine verschmähte Frau!“, sagte er. „Was hat ihn dazu veranlasst Euch so zu behandeln und zu hintergehen?“ „Er fürchtete, ich könnte ihn verraten und damit seine hohe Stellung im Dorf gefährden. Er wollte mich nur als seine Mätresse!“ Der Mann schwieg, sah sie nur an. Sah den Schmerz und die Enttäuschung in ihrem Gesicht. Nichts konnte grausamer sein, als enttäuschte Liebe. „Wohin wollt Ihr gehen?“ „Ich weiss es nicht!“, sagte Lira schwach. „Vielleicht in die Berge!“ „Möchtet Ihr nicht mit mir kommen?“, fragte er dann und Lira sah ihn verwirrt an. „Ich? Mit Euch?“ „Wieso nicht? Ihr habt es selbst gesagt: Ihr habt kein Zuhause mehr. Also was hindert Euch daran?“ Da war was Wahres dran. Nichts hielt sie hier. Sie konnte also genauso gut mit ihm gehen. Nur würde es ihr bei ihm besser ergehen? Als habe er ihre Frage aus dem Geiste gehört, sagte er mit sanfter Stimme:„ Ich versichere Euch, dass Euch bei mir an nichts fehlen wird!“ „Und was wollt Ihr als Gegenleistung haben?“, fragte sie dann, da sie irgendwie nicht glauben wollte, dass er dies aus Nächstenliebe tat. Mochte er freundlich zu ihr sein und wohl nichts Übles vorhaben. Sie war lieber misstrauisch, als das sie nochmals auf einen Mann hereinfiel. Der Fremde lächelte, weil er gut nachempfinden konnte, warum sie sich ihm so gegenüber verhielt. Dann sagte er kühl und sachlich:„ Das Ihr mir ein Kind schenkt!“, sagte er. Lira sah ihn entsetzt an. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch es kam ihr keine Silbe über die Lippen. In ihren Augen sah er jedoch das eine Wort, was sie aussprechen wollte. „Warum?“ „Es soll mein Nachfolger werden!“ „Nachfolger?“, wiederholte Lira, als ihr langsam die Bedeutung seiner Worte in den Kopf gingen. „Seid Ihr ein Fürst oder dergleichen?“ „So was ähnliches!“, sagte er. „Kommt Ihr nun?“ Lira zögerte noch einen Moment, dann aber nickte sie. Zwar war sie immer noch über das Angebot des Mannes erstaunt, ja beinahe entsetzt, aber dann siegte die Neugier und die Hoffnung in ihr, dass doch alles gut werden würde. Schlimmer als Hure beschimpft und davon gejagt zu werden, in den sicheren Tod, könnte es nicht werden. Immerhin hatte er ihr es versprochen. Wo auch immer er sie hinbringen würde. Sie würde es dort besser haben als sonst wo. Der Fremde nahm den Mantel, den er zuvor getragen hatte, von seinen Schultern und legte ihn ihr um. Dann legte er den Arm um ihre Schultern und geleitete sie dann den Hang hinauf. Zu einem Schlitten, der gezogen wurde von…Wölfen. Nur waren diese so groß wie Pferd und ihre Augen glänzten vor Kälte. Lira blieb abrupt stehen, als sie die Tiere sah und warf dem Fremden einen ängstlichen Blick. Ein schrecklicher Gedanke kam ihr in den Sinn. Ließ Angst in ihr hochkommen. „Seid Ihr ein Hexer?“, fragte sie ihn. „Und wenn es so wäre?“, fragte er wiederrum. In seinen Augen blitzte es herausfordernd. Lira wagte es nicht, ihn anzusehen. Ihre Kehle fühlte sich trotz der Kälte trocken an und ihre Angst schlug immer größere Wellen. War es doch eine falsche Entscheidung gewesen, sein Angebot an zu nehmen? Sollte sie fortlaufen und nach einem anderen Weg suchen, sich zu retten? „Habt Ihr Euch anders entschieden?“, fragte er dann, als sie nicht sofort antwortete und er ging einen Schritt zurück. Ließ ihr Platz. Lira fragte sich, ob er sie wirklich gehen lassen würde oder ob das nicht doch ein böser Trick von ihm war und sie hinterrücks angreifen würde, sobald sie sich umdrehte. Unschlüssig was sie tun sollte, biss sich auf die Lippen. Blickte zu dem Mann, der ihr Retter sein wollte und zu den riesigen Wölfen, die sie mit bohrenden Blicken anschauten. „W-wenn ich es vorziehe zu fliehen, werdet Ihr mich aufhalten?“, fragte sie mit bebender Stimme. „Nein. Ich kann Euch nicht zwingen, mit mir zu kommen, Lira. Ich biete dir nur eine Zuflucht an. An meiner Seite!“, sagte er ruhig, als sehe er keinen Grund für ihre Angst. „Und warum? Ich bin Euch dankbar dafür, dass Ihr mir helfen wollt, aber ich begreife nicht warum?“ Der Mann sah sie für einen langen Moment schweigend an, als suche er selbst nach der Antwort. Als er sie wohl gefunden hatte, sagte er mit sanfter Stimme: „ Weil ich in Eurem Herzen sehe, dass Ihr die Richtige seid. Wer auch immer Euch verstoßen hat, muss ein Narr sein, eine solch treue Seele nicht zu würdigen!“ Lira verschlug es glatt die Sprache. Wie und woher konnte er das wissen? Dieser Mann musste wirklich ein Hexer sein. Aber ein Hexer, der wohl nur Gutes im Sinne hatte. Und Lira ehrlich sollte, was hatte sie schon zu verlieren? Andere Frauen träumten von so einem Mann, wie ihm. Und sie hatte das Glück einen zu treffen und der er ihr ein neues Leben anbot. An meiner Seite, hatte er gesagt. Lira verspürte ein warmes Gefühl in ihrer Brust, was sie schon lange nicht mehr, nach der Abweisung ihres vermeintlichen Liebhabers, verspürt hatte. Sie lächelte. „Darf ich dein Lächeln als ein Ja verstehen?“, fragte er dann. Lira sah ihn festentschlossen an. „Ja, ich werde mit Euch gehen!“, sagte sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)