Respirar von Rocinante (Lawlu / Zosa) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Irgendwas lief hier verdammt falsch. In einer verkommenen Lagerhalle fernab der Stadt, umrundet von zwielichtigen Gestalten an einen Stuhl gebunden zu sein war nicht gerade Alltag des Sechundzwanzigjährigen. Ein stumpfer Schmerz drang durch seinen Kopf und gesellte sich zu dem bereits vorhandenen, der den Rest seines Körpers bereits seit Stunden malträtierte. Der metallische Geschmack von Blut begann langsam sich in seinem Mund auszubreiten. Schwach ertönte das zischende Lachen seines Peinigers, kaum fähig das durchdringende Pochen in seinen Ohren zu übertönen. Die wenigen zerschlagenen, teilweise verbarrikadierten Fenster tauchten die Umgebung in ein diffuses Licht, welches nicht mehr als die groben Züge des besagten Mannes, dessen Gesicht sich nur wenige Zentimeter von dem des Festgebundenen befand, preisgab. „Du weist doch, wie einfach es wäre, Law. Sprich nur die Worte aus, die ich so sehnlichst von dir hören möchte und wir vergessen alles was passiert ist.“, begann er, seine Stimme in einem melancholischen Tonfall. Einzig sein breites Grinsen, während er sanft mit seinen Fingern das Blut von der Schläfe seine jungen Gefangenen wischte, lies die wahre Grausamkeit seines Handelns ersichten. Ja, der Schwarzhaarige wusste, um was es sich handelte. Er wusste, wie viel Spaß es seinem Gegenüber bereitete, Personen zu brechen. Welche Euphorie der Moment, indem sein Opfer sich nach einem erbitterten Kampf doch geschlagen am Boden wieder fand, in dem älteren auslöste. Er wusste es zu gut. Zu oft hatte er es bereits beobachten können. Doch er war niemand, dessen Willen so einfach zu brechen war. Niemand, der sich von ein Paar Schlägen oder Schnitten einschüchtern lies. Wut brodelte in ihm hoch. Es war nicht die Tatsache, dass er hilflos seinem ehemals so fürsorglichen Boss gegenübersaß. Es war nicht die Tatsache, dass der Mann mit dem rosanen Federmantel eine krankhafte Freude daran hatte, ihn leiden zu lassen. Es war die Tatsache, wie sicher der große Donquixote de Flamingo sich seiner Sache war. Wie herablassend es von ihm war, zu denken, es wäre so einfach ihn zurück auf seine Seite zu ziehen, ihn dazu zu bringen unterwürfig um Gnade zu flehen. Niemals würde er ihm diese Genugtuung geben. Der Tod schien ihm wie eine angenehme Option, verglichen damit sich Flamingo auszuliefern. Hasserfüllte Augen reflektierten in dem roten Glass der Sonnenbrille Flamingos, ihr Besitzer ihm in einer mehr als trotzigen Handlung ein Gemisch aus Blut und Speichel entgegen spuckte. „Du verdammtes Mistbalg.“, zischte Flamingo und wischte sich angewidert über die Wange. Die Federn seines Mantels raschelten leise, als er sich aufrichtete und einige Schritte zurück, näher an die umstehenden Personen setzte. Er streckte die Hand aus und hielt sie einem schwaarzhaarigen Mädchen, im ungefähr gleichen Alter wie auch Law, vor die Brust. Sie lächelte glücklich und überreichte ihm die tödliche Waffe. Das Grinsen, dass sonst das Gesicht des Oberhaupts der Donquixote-Familie zierte, wich nun einem Ausdruck von Wut, der sich in vorm einer Vene an seiner Stirn entlang zog. Er hob den Arm und richtete die Waffe auf seinen ehemaligen Schützling. „Keine Sorge, ich werde dich nicht töten. Das würde mein väterliches Herz nicht zu lassen. Aber ich werde dafür sorgen, dass du dir wünschst tot zu sein. Denn weist du, nichts ärgert mich mehr als verraten zu werden. Gerade dein Verrat macht mir sehr zu schaffen. Immerhin habe ich dich aufgezogen. Und ich dachte es wäre etwas besseres daraus gekommen als du. Halt das bitte nicht für Grausamkeit, hierbei handelt es sich nur um Erziehung.“ Wie er in dieser Situation landete? Wieso er nun in den Lauf der Waffe des Mannes blickte, der so viele Jahre wie ein Vater für ihn sorgte? Dem er jahrelang als rechte Hand bei stand? Hätte ihre Geschichte anders enden können? Wenn sie in einer anderen Welt leben würden? Unter anderen Umständen? Weit weg von dem Schmerz, der jedem einzelnen in diesem Raum in der Vergangenheit zugefügt wurde? Die Stimme Flamingos riss ihn aus seinen Gedanken. Das Adrenalin, dass zuvor noch durch seine Adern lief, begann zu schwinden und hinterließ die plötzliche Einsicht, wie fürchterlich das hier wirklich werden würde. Die Worte des Älteren ließen ihn erschaudern. „Das wird sicher lustig werden.“ Kapitel 1: She Moves (Far Away) ------------------------------- „Das wird sicher lustig werden!“ Der Junge mit dem strubbeligen schwarzen Haar schien dem heutigen Abend wie immer sehr enthusiastisch entgegen zu fiebern. Energiegeladen sprintete er in dem noch fast leeren Club umher nur um kurz darauf wieder zu seinen Begleitern zurück zu finden. „Was war das denn, Luffy?“, fragte eine Person aus der Gruppe, die noch immer am Eingang stand. „Der Abend wird sicher suuuuuuuper lustig!“, rief Franky, ein hochgewachsener Mann in den Dreissigern, der sich freudig neben Luffy in Pose stellt, aus. Seine blauen zu Flügeln geformten Haare in Kombination mit seinem offenen Hemd und der ziemlich knappen Badehose gaben ein mehr als seltsames Bild ab. „Wir müssen nicht direkt nach den ersten zwanzig Sekunden, die wir hier sind, alle Blicke auf uns ziehen!“, sagte sie. Oder besser gesagt, blökte sie durch den Laden und legte ihre langen orangenen Haare in den Rücken. Ihre aufbrausende Art war für außenstehende Leute ziemlich befremdlich, schauten sie nur auf ihre eher mädchenhaften Erscheinung. Große Augen, langes Haar und ein über Maßen weiblicher Körper. „Dieser Landen ist ja UNGLAUBLICH! Die haben hier sogar 'ne Küche! Lass uns was essen gehen. Erst das Hähnchen, dann ein Steak. Glaubst du die haben Spanferkel?“ Luffys Augen funkelten, als wären sie plötzlich durch zwei sternförmige Tausendwatt-Lampen ausgewechselt worden, bei der Vorstellung, sich die Nacht mit allen vorstellbaren Fleischsorten voll zustopfen. „Dafür haben wir nicht genug Geld bei!“, fauchte es hinter ihm. Die Spinnereien des jüngeren musste man so schnell wie möglich unterbinden, wenn man nicht vor hatte in einem unausweichlichen Sturm aus Merkwürdigkeiten zu landen. „Schau nicht so traurig. Wenn Namilein das sagt, wird es stimmen!“, sagte eine andere Person, mit kurzen blonden Haaren, die sein rechtes Auge verdeckten und einer Zigarette lässig im Mundwinkel hängend. Er trug einen schwarzen Anzug, der ihm ein elegantes Aussehen verlieh, dass nicht einmal durch seine spiralförmige Augenbraue zerstört werden konnte. „Außerdem haben wir doch gerade auf dem Weg erst gegessen.“, fügte Robin, die zweite weibliche Person ihrer Gruppe hinzu. Sie war scheinbar etwas älter als der Rest. Ihre Haare waren schwarz und schimmerten bläulich im gedämpften Licht des Clubeingangs. Auch ihre Kleidung war nicht ganz so aufreizend wie die Namis. Im Gegensatz zu der Jüngeren, die sich in engem Minirock und Tubetop kleidete, trug sie eine enge, schwarze, Hose kombiniert mit einer hellblauen Corsage. „Haben wir hier alles geklärt? Ich würde jetzt gerne erstmal an die Bar gehen.“, brachte sich nun auch Zoro, der Letzte ihrer Gruppe in das Gespräch ein. „Unglaublich. Mal wieder denkst du nur ans saufen, Moosschädel.“, stachelte Sanji ihn belustigt an. „Anders als du Leichtgewicht vertrag ich auch einiges, Kesselschrubber.“, antwortete der Angesprochene in einem ähnlichen Tonfall. „Sag das mal dem Nachbarn, in dessen Wohnung du einbrechen wolltest, weil du dachtest es sei unsere Tür, zu der der Schlüssel einfach nicht passen wollte!“ „Da hab ich doch nichtmal was getrunken!“ „Hättest du mal besser. Dann könnte man deinen unglaublich schlechten Orientierungssinn wenigstens etwas erklären, Schimmelkopf!“ Hörte man den beiden so zu, würde man wohl nie auf die Idee kommen, dass es sich hierbei tatsächlich um ein Paar handelt, dass nun schon mehrere Jahre liiert war. Wirklich nicht. „Du verdammter Messerschwinger, du... Warte mal, wo ist der Rest denn hin?“ Verwirrt schauten nun beide in dem Eingang umher, in dem sich bereits mehrere Leute in Richtung Garderobe drängelten, doch nirgends war eine Spur ihrer Begleiter zu finden. „Wahrscheinlich sind sie schon zu einer der Bars gegangen. Halt dich besser an mich, Marimo. Ich will nicht wieder die halbe Nacht damit verbringen, dich zu wieder zu finden.“, sagte Sanji und lief, ohne seinem Streitpartner eine Chance auf Erwiderung zu geben, in Richtung der Tanzflächen. … „Und ich hätte gern einen Tequila Sunrise.“, bestellte Nami mit einem netten Lächeln auf den Lippen und leicht vorgebeugtem Oberkörper. Ein beliebter Schachzug der Zwanzigjährigen. Selten musste sie für ihre Drinks bezahlen, handelte es sich um einen männlichen Barkeeper. „Für mich bitte einen Vodka Cranberry.“, sagte Robin, die sich bereits auf einem der Barhocker niedergelassen hatte höflich. „Ein Drunken Sailor?! Das ist ja der lustigste Name, den ich je gehört habe! So einen hätte ich gern!“, gab Luffy laut lachend von sich, quer über die Theke gelehnt, eine Hand auf seinem seinem Strohhut. Neben ihm Lehnte Franky an der Theke. „Eine suuuuuper Whiskeycola für mich! Aber bitte mit mehr Cola als Whiskey!“ „Warum müsst ihr immer so unglaublich laut sein! Könnt ihr euch nicht einmal benehmen?!“, wies die Orangehaarige sie zu recht. „Aber Nami...“, antworteten die Missetäter mit gesenkten Köpfen. „Naaaaamilein! Da seid ihr einfach weg gegangen, ich dachte ich würde dich nie wieder sehen!“, flötete der Anzugträger ihr entgegen, was wie immer unbeantwortet bleiben sollte. Den Arm seines grummelig schauenden Freundes hatte er fest im Griff. Man konnte ja nicht wissen. Auch wenn Zoro einem folgte, war das kein Garant dafür, dass der Spinatschädel nicht doch irgendwo auf dem Weg verloren ging. Besagter Spinatschädel befreite sich aus dem Griff des Kochs und drängte sich in Richtung Theke. „Was willst du, Kochlöffel?“, fragte er zu Sanji gewannt. „Ein Cosmopolitan.“, antwortete dieser. „Spinnst du? So ein Mädchenzeug bestell ich doch nicht. Zwei Gin Tonic.“ Während die zwei Streithähne weiter über alles und nichts diskutierten, servierte der Barkeeper den Leuten vor sich leicht verwirrt ihre Drinks und wandte sich den zwei Männern am anderen Ende der Theke zu, die bereits seit einer Weile schweigend dort saßen. Augenscheinlich grundverschieden saßen sie mit einem ähnlich gereizten Gesichtsausdruck da. „Zwei Tequilashots.“ Die Worte verließen die lila geschminkten Lippen des Rotschopfes. Die Narbe über seinem linken Auge ließ ihn um einiges unheimlicher aussehen, als seinen schwarzhaarigen Begleiter, der nichts sagend neben ihm saß und in die Richtung der Gruppe von vorhin schaute. Tattoos zierten seine Knöchel und Handrücken, so wie beide seiner Unterarme. „Law? Hat's dir die scheiß Sprache verschlagen, oder was? Hier.“, maulte der Jüngere und schob das Glas zu seinem Nebenmann. „Reg dich ab, Eustass.“, entgegnete dieser und griff nach der Zitrone, nahm sie aus dem Glas und ließ sie über einen seiner Handrücken gleiten, bevor er sie zwischen den Fingern der selbigen verweilen lies, etwas von dem Salz vor ihm über die angefeuchtete Stelle schüttete und sich zu dem Rotschopf drehte, der bereits wartete. … Ungeduldig stapfte der Junge mit dem Strohhut von einem auf das andere Bein. „Wann gehen wir denn endlich? Man geht doch nicht raus, nur um dann rumzusitzen!“, quengelte Luffy und zerrte an Namis Arm. Wissend, dass man den Jüngeren von seinen Vorhaben nicht abbringen konnte, fügte sich der Rest der Gruppe, ausgenommen Robin und Franky, der ihr Gesellschaft leistete, seinem Willen und bewegten sich somit in Richtung der Tanzflächen unmittelbar vor der Bar. „Ich geh nur noch kurz auf's Klo und komm dann nach.“, meinte Zoro beiläufig und lief ohne eine Antwort abzuwarten Richtung Raucherbereich. „Okay, wir sehen uns gleich!“, grinste ihm Luffy noch hinterher, bevor der Strohhutjunge einem Flummi gleich, zwischen den Menschen herum sprang. Erst die Stimme Sanjis brachte ihn dazu seine Umlaufbahn für kurze Zeit zu verlassen. „Weist du wo die Kugelalge hin gegangen ist?“, fragte dieser verbittert. Ihm schwante bereits übles, nachdem er den Algenschädel aus dem Blick verloren hatte. „Keine Ahnung. Gerade war er noch da.“, antwortete der Schwarzhaarige. Unfähig noch mehr Zeit damit zu verschwenden, stehen zu bleiben, sprang er auf der Stelle und war so schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war. „'Keine Ahnung', natürlich. Muss ich jetzt ehrlich wieder die Nacht damit verbringen den Spinatschädel zu finden? 'Keine Ahnung, mich interessiert eh nur Fleisch.'“, ahmte der angesäuerte Raucher seinen Freund nach und bahnte sich den Weg durch die Menge bis er nach kurzer Zeit aus dem Blickfeld verschwand. Die Zeit innerhalb des kleinen Clubs verging schnell. Während Franky und Robin sich angeregt über dieses und jenes Thema unterhielten, Sanji mit jedem Schritt frustrierter wurde und der grünhaarige Kumpane dessen wohl entweder komplett von der Bildfläche verschwunden war oder gar nicht erst existiert hatte, verbrachten Luffy und Nami ihre Zeit weiterhin in der Masse sich im Takt der Musik bewegenden Menschen. Rhythmisch bewegte sich das junge Mädchen, mal schneller mal langsamer. Immer der Melodie des Liedes folgend, schwangen ihre lange Haare um ihren Körper. Vollkommen eingehüllt von dem dröhnenden Bass der Lautsprecher bemerkte sie nicht, wie sich der Körper einer bestimmten Person bedacht hinter sie bewegte um sich kurz darauf zu ihr herunter zu beugen und nur wenig Platz zwischen ihrer beider Köpfe zu lassen. „Hey, bist du allein hier, Püppchen?“, kam die vor Arroganz strotzende Frage, die sie hochschrecken und herumfahren ließ. Mit schnellen Schritten sorgte sie dafür so schnell wie möglich so viel Distanz wie möglich zwischen sie zu bringen. Als sie den Abstand zwischen ihr und dem Unbekannten für angemessen hielt, begann sie, ihn genauer zu betrachten. Er war groß mit kurzen blonden Haaren. Sein Körperbau glich einer menschlichen Mischung aus Bulle und Hyäne. „Wenn ich mir dich so anschaue bin ich froh, dass ich es nicht bin!“, fuhr sie ihn an und wollte sich gerade umdrehen, als sie am Arm festgehalten wurde. „Kann dir Bellamy nicht vielleicht einen ausgeben?“, säuselte er und ließ seine Zunge über Lippen und Zähne seines breiten Grinsens gleiten. „Danke, aber ich nehm' wenn überhaupt lieber das Geld.“ Verzweifelt versuchte Nami sich aus dem Griff der Hyäne zu befreien. Die Antipathie, die sie im ersten Moment für ihr Gegenüber empfand, wich nun purem Ekel. Der Geruch von Alkohol und Schweiß klebte an ihm und Nami wurde übel von dem Gedanken, wie nah sich der Andere ihr befand. Doch ein Entkommen schien nicht möglich. Mit einem Ruck zog er sie an sich und legte seinen Arm um die Schultern des Mädchens. „Verrätst du mir wenigstens deinen Namen?“ „Schau doch im Telefonbuch nach, Arschloch!“, war die Antwort, die ihm prompt gegeben wurde. Das Mädchen wehrte sich noch immer, doch konnte nichts gegen die Kraft des Mannes ausrichten. Doch das Grinsen, dass sich auf seinen Lippen breit machte und so seine blanken Zähne preisgab, wurde ihm innerhalb eines Augenblicks wortwörtlich aus dem Gesicht geschlagen. Benommen torkelte er einige Schritte zurück. Von wem auch immer der Schlag kam, es konnte nichts weiter als ein Glückstreffer gewesen sein. Die einzige Frage, die sich ihm in diesem Moment stellte war: Wer wagte es sich zwischen ihn und so ein hübsches Mädchen zu drängen? „Luffy!“, stieß die Orangehaarige voller Glück wieder frei zu sein aus. Innerhalb weniger Moment fand sie sich an der Seite ihres Retters wieder. „Was sollte das denn?!“ Wutentbrannt wischte Bellamy sich über den blutverschmierten Mund. Er musste zugeben, dass er sich seinen Angreifer anders vorgestellt hatte und die Vorstellung von einem Jungen mit strubbeligem schwarzen Haar, der um einiges jünger und zudem um einiges kleiner war als er selbst, seinen Stolz durchaus verletzte. „Es gefällt mir gar nicht, wenn jemand meinen Freunden zu nahe tritt.“, zischte dieser. Die Atmosphäre des kleinen Raumes änderte sich innerhalb von Sekunden von ausgelassen zu angespannt, als die Masse sich zurücktrat und einen Kreis aus Schaulustigen Gestalten bildete. Kapitel 2: Stolen Dance ----------------------- „Gehört der Scheißer da nicht zu deinen Vollidioten?“, fragte der Rothaarige, der desinteressiert zu dem Mann neben ihm blickte. Der verärgerte Blick des Älteren verriet ihm, dass er dieses Thema wohl besser unausgesprochen gelassen hätte. Wenn er ehrlich zu sich war, fand er seinen Begleiter viel spannender, wenn dieser wütend wurde. Im Normalfall konnte er Law nur als ruhig und bedacht beschreiben, was für ihn eher mit langweilig gleich zusetzten war. Jedoch hatte er einen gewissen Unterhaltungswert, wenn man ihn nur genügend anstachelte. Und verdammt, Bellamy schien es heute wohl geschafft zu haben. Überraschung zierte die Züge des Jüngeren, als er sah, wie sich ein belustigtes Grinsen auf die Lippen Laws legte. Verwirrung drängte sich in seinem Kopf dazu und schien jegliche Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben, als er beobachtete, wie der Ältere den Rest seines Whiskeys herunter schüttete, sich aufrichtete und ihn mit einem kurzen „Dann kümmere ich mich wohl mal darum.“, allein zurück ließ. Schickte der Ältere doch normalerweise seine Leute um aufmuckende Personen aus dem Weg zu räumen, selbst wenn es sich dabei um einen ihrer handelte. Kid stieß ein leises Seufzen aus. „Das Arschgesicht ist es doch nicht wert.“, murmelte der Rotschopf genervt und drehte sich, so dass sein Blick auf die Menschentraube gerichtet war. Die kurzzeitige Belustigung, die er verspürte, war nun verschwunden. Seinen Begleiter wütend zu sehen, machte ihm zwar Freude, mischte dieser sich jedoch nun in die Streiterei ein und brachte diese zum Eskalieren, musste Kid wohl oder übel ebenfalls dazwischen gehen, was ihn nicht gerade zusagte. … Unverändert stand das junge Mädchen hinter dem Jungen, der noch immer gereizt in die Augen des großen Mannes ihm gegenüber starrte. Verängstigt klammerte sie ihre Arme um ihren Körper. Sie wusste wie unangenehm Situationen werden konnten, wenn man Luffy nur genügend reizte. Sie wusste, dass der Schwarzhaarige, der in normalem Zustand offenherzig und fröhlich jeder Person, die er neu kennen lernte, entgegen sprang, nicht zu scherzen pflegte,wenn es um seine Freunde ging. Nicht das erste mal wäre es gewesen, dass er sich blindlings in eine Prügelei stürzte. Leicht zuckte Nami zusammen, als Bellamy auf den Jungen vor sich zu lief und ihn harsch am Kragen seines Hemds packte, um ihn an dem Selbigen in die Höhe zu ziehen bis die Füße des Kleineren in der Luft zu hängen begannen. Luffy indessen zeigte keine Reaktion. Keine eigenständige Bewegung war von ihm zu bemerken. Sein Blick strotzte weiterhin vor purer Abneigung. Wut blitzte in den Augen des Blonden, der sich hämisch grinsend über die wulstigen Lippen leckte. Seine Finger krallten sich fester um den Kragen, so dass ihre Knöchel weiß anliefen. „Weißt du eigentlich wer ich bin?! Du solltest besser nachdenken bevor du dich mit mir anlegst!“, keifte die Hyäne lauthals und seine freie Hand ballte sich zu einer Faust, doch gerade in dem Moment, indem er ausholte, zuckte er unter dem Ton einer ihm ungewollt bekannten Stimme zusammen. „Jetzt gerade bist es wohl eher du, der nachdenken sollte mit wem er sich anlegt“, sagte die monotone Stimme, in der ein Hauch von Empörung mit schwang. Schock geweitete Augen suchten zwischen den Menschen nach dem Besitzer, der Worte, die ihn augenblicklich aus seiner Raserei zogen und dazu brachten, seinen Griff zu lockern, wodurch die Füße Luffys wieder einen sicheren Stand erhielten. Aufgebracht drehte er sich zu dem Schwarzhaarigen Mann, der nun nur noch wenige Meter von den beiden Unruhestiftern stehen blieb. „Was hast du denn in nem Club wie dem hier zu suchen... Law?“, fragte er, seine Stimme unter Spannung zitternd. Die Miene des Angesprochenen verfinsterte sich umgehend. „In deiner Lage würde ich mir so einen Ton nicht erlauben. Wenn ich du wäre, würde ich schleunigst von hier verschwinden. Den Rest klären wir dann später.“, antwortete er ruhig, noch immer einen gereizten Unterton beherbergend. Unbemerkt von den beiden Personen huschte Nami zu ihrem jüngeren Freund, dessen Glieder, noch immer angespannt, versuchten an Ort und Stelle zu verweilen, und zog ihn an dessen Arm einige Schritte zurück. Aus, ihrem Empfinden nach, sicherer Entfernung beobachtete sie Bellamy und die Person, die sie als als „Law“ identifizierte. Eine Weile schaute der Großgewachsene provozierend in die ausdruckslose Miene des jüngeren Mannes mit den schwarzen Haaren. „Du solltest deine Position nicht so ausnutzen“, murmelte er, bevor er ein entsetztes Schnaufen von sich gab und trotzig durch die Menge stampfend verschwand. Abrupt lösten sich die Verspannungen in den Muskeln des jungen Strohhutträgers und wurden durch pure Faszination abgelöst. Ungehalten stürmte er auf den Unbekannten,- noch unbekannten -, los und stoppte so knapp vor ihm, dass er ihn beinahe anrempelte. „Oh man, das war ja total cool!“ Mit funkelnden Augen blickte er hoch zu Law. „Wir sollten Freunde sein! Wollen wir Freunde sein?“ Seine Worte überschlugen sich, als sie über die Lippen seines breiten Grinsens sprudelten. Ein schelmisches Grinsen drängte sich in das gerade noch ausdruckslose Gesicht des Größeren. „Du bist ja ganz schön schnell dabei. Wir haben noch nicht ein Wort gewechselt“, erwiderte er belustigt. „Das tut mir unglaublich leid! Er ist immer so. Nimm ihm das nicht böse!“, stammelte Nami, die sich zwischen ihren Freund und den noch Fremden drängte und beschwichtigend die Hände vor ihren Körper hielt. „Oh keine Sorge. Das macht nichts“, erwiderte dieser. Das Grinsen des Älteren schien nett, doch irgendetwas an ihm machte ihr eine unglaubliche Angst, über die sie dank Luffy nicht viel länger nachdenken musste. Dieser zog den Schwarzhaarigen bereits mit sich, ohne ihn eine Chance der Flucht zu geben. „Mach dir nicht so viele Sorgen! Er ist bestimmt echt cool!“, war das letzte, dass sie von ihm hörte bevor die beiden in dem Gedränge der wieder tanzenden Menschen verschwanden. … Unglaublich, wie schnell sie alle doch wieder in ihre normale Partylaune kamen, sobald die Spannung eines möglichen Kampfes vorbei war. Waren doch gerade noch alle Blicke der sensationsgierig Meute gespannt auf den Konflikt, der sich vor ihnen abspielte gerichtet. Stumm hatte der Rotschopf alles von seinem Platz an der Bar aus beobachtet. Die Entwicklung, die das Ganze nahm missfiel ihm ganz und gar. Schnaubend griff er nach seinem Drink und leerte das Glas in einem Zug. Er würde nun wohl schnellst möglich verschwinden. Den Teufel würde er tun und zusehen wie sein Mistkerl von Freund ihn hier sitzen lies, während er diesen Bengel abschleppte. Immerhin kannte er diesen lang genug um zu wissen, dass der Kleine perfekt in sein Beuteschema passte. … Die weitere Zeit verging wie im Flug. Eine Weile hatte Nami versucht Luffy und den von ihm Entführten wieder zu finden, doch gab dies wenige Minuten später wieder auf. Nach Sanji und dem noch immer verschollenen Zoro zu suchen schien ihr von Beginn an aussichtslos. Die waren mit Sicherheit wer weiß wo. Falls der Blonde seinen Freund mittlerweile gefunden hatte. Also entschied sie sich dazu, sich zu ihren verbleibenden freunden an die Bar zu setzten und zu deren angeregten Gespräch dazu zu stoßen. Einige Momente vergingen, in denen sie sich über jegliche Dinge unterhielten bis sie von einer zu bekannten schrillen Stimme unterbrochen wurden. „Wir gehen jetzt! Wollte nur noch kurz Tschüss sagen!“, grinste Luffy in die Gruppe. Die Blicke seiner Freunde wanderten unmittelbar auf den Mann, der desinteressiert hinter dem Jungen stand. „Spinnst du?! Mit einem Fremden mitzugehen! Vor allem mit so einem! Hast du das mit dem bulligen Typen von gerade nicht mitbekommen? Oder hast du das schon wieder vergessen?!“, platzte es aus der Orangehaarigen heraus. Keinem von ihnen war der Tättoowierte Fremde geheuer, geschweige denn sympathisch. „Natürlich hab ich das mitbekommen! Das war total cool! Und du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich finde ihn nett. Und weißt du was noch echt unglaublich ist? Er ist Chirurg. Wann trifft man schon mal so einen?! Und er wohnt in einem Loft! Einem LOOOOO~FT! Sowas wollte ich schon immer mal-“ „Wie kommst du eigentlich so plötzlich darauf mit ihm zu gehen?!“, fiel ihm das aufbrausende Mädchen ins Wort. Also wirklich. So gutgläubig konnte auch nur er sein. Hatte er aus den vorigen Malen, die er irgendwem blind vertraute nichts gelernt? „Oh, ich wurde gefragt, ob ich mit kommen will und ich hab ja gesagt! Wie auch immer, wir gehen dann mal. Bis morgen Leute!“, verkündete Luffy stolz und zog Law wie auch einige stunden zuvor, nur dieses mal zum Ausgang, freudestrahlend mit sich. … Das Geräusch eine zufallenden Tür hallte durch den gerade zu lächerlich großen und penibel sauberen Wohnraum des Lofts. Beobachtend sah der Schwarzhaarige Luffy zu, der mit geweiteten Augen die in dunklem Holz gehaltene, eher spartanische Einrichtung des Chirurgen bestaunte. „Wenn du möchtest, darfst du dich auch gern wieder bewegen“, sagte er ruhig, worauf der kleinere ein breites Grinsen aufsetzte und anfing quer durch den Wohnraum laufend alles unter die Lupe zu nehmen. Etwas an der Begeisterungsfähigkeit des Jungen faszinierte ihn. Ob es die Seltenheit war, in der man eine Person mit solch einer Fähigkeit fand, oder ob es etwas ganz anderes war, war Law in diesem Moment selbst nicht vollkommen klar. „Wer ist das denn? Der sieht ja nett aus! Aber warum sieht das Bild so alt aus?“ Die Worte des Strohhutträgers rissen ihn aus seinen Gedanken. Der kleine stand gebannt vor einer robusten Ebenholzkommode und musterte das darauf stehende, in einem silbernen Rahmen umschlossene Bild. Es zeigte eine blonde Person, etwa in den Zwanzigjährigen, mit einer roten Mütze und einer Zigarette in den Mundwinkeln seines breiten Grinsens. Leise schritt er auf den momentanen Standpunkt Luffys zu. Eine kurze Zeit blickte er auf das Bild vor ihnen. Seid Jahren stand es bereits an diesem Platz, gut sichtbar auf der Kommode, die nicht zu umgehen war, wollte man die Loftwohnung betreten. „Nur ein alter Freund. Mach dir keine weiteren Gedanken darüber.“, gab er karg von sich. Über tragische Vergangen zu reden, war nicht der Grund, aus dem Law ihn mit genommen hatte. Den verwirrten Blick des Jungen ignorierend, lotste der Schwarzhaarige ihn zu dem schwarzen Sofa, in der Mitte des Raumes. „Setz dich einfach, ich bin gleich wieder da.“, gab er dem Kleinen, der sich mit der Anmut eines Elefanten auf das Polster des Sofas fallen ließ, zu verstehen und verschwand kurzerhand in einem der kleinen Nebenräume. Perplex blickte Luffy in der Wohnung des Älteren umher, als ihn ein Anflug von Müdigkeit traf und ihm die gerade noch so anwesende Energie aus den Knochen saugte. Wie aus dem Nichts heraus fiel es ihm schwer seine Augen auf zu halten, so dass sie nach kurzer Zeit endgültig zu fielen und er allmählich in einen tiefen Schlaf sickerte. … Das Nächste, was Luffy vernahm war ein schrilles Piepen. Der Junge legte die Hände auf seine Ohren. Was war das für ein schreckliches Piepen? Und warum wollte dieses schreckliche Piepen nicht aufhören? Augenblicklich nachdem er sich innerlich diese Frage gestellt hatte, hörte der schmerzende Ton plötzlich auf. Dösig drehte er sich, seine Arme und Beine weit von ihm fort gestreckt. Doch etwas hier kam ihm komisch vor. Das letzte woran er sich erinnerte war das Sofa seines neu gewonnenen Freundes. Jedoch fühlte sich, der Untergrund auf dem er lag, viel weicher an. Und zudem lag eine Decke über ihm. Benommen öffnete er die Augen und bemerkte, dass es nicht das Sofa war, auf dem er gestern Nacht eingeschlafen war. „Hey, steh auf. Ich muss zur Arbeit, dass heißt ich werd mich kurz umziehen und wenn ich fertig bin, bist du am besten schon verschwunden.“, hörte er die kühle Stimme Laws sagen. Kapitel 3: Trouble is a Friend ------------------------------ In kleiner Runde saßen sie in dem Wohnzimmer des Paares, das wohl am bekanntesten durch seine Hassliebe war. Eigentlich handelte es sich bei der Gruppe nur um das besagte Paar und dessen zwei engste Freunde. Sanji hatte den Jungen am Morgen vor einer ihm fremden Wohnung in einem der teureren Stadtteile abgeholt. Verwirrt hatte er auf sein Handy geschaut, als er die Nummer Luffys auf dem Display aufleuchten sah. Der Blonde hatte mit dem Gedanken gespielt, dass Vibrieren zu ignorieren und später zu sagen, er habe es nicht gehört. Niemand hätte ihm das übel nehmen können. Immerhin war er die ganze Nacht wach gewesen um seinen verirrten Freund wieder zu finden. Nachdem ihm jedoch die Situation des Jüngeren geschildert worden war, hatte er sich mehr als erleichtert gefühlt, dass er diesen verworfen hatte. Nun saßen sie hier. Drei Augenpaare waren wie gefesselt auf den Jungen in ihrer Mitte gerichtet, der genüsslich sein Steak verputzte. Keiner seiner Freunde verstand in diesem Moment, wie der Schwarzhaarige so fröhlich sein konnte. Mal ganz abgesehen davon, wie er es schaffte, am Morgen bereits ein Steak in sich hinein zu stopfen. „Luffy! Was ist gestern passiert?“, platzte es schlussendlich aus Nami heraus. Das Mädchen ballte ihre Fäuste und verzog wütend das Gesicht. Sie hatte gewusst, dass dieser Bastard nur Ärger bringen würde. Sie hatte es einfach gewusst! „Hm? Passiert?“, schmatzte der Schwarzhaarige ohne von dem Objekt seiner Begierde abzulassen. „Ja! Was ist passiert? Was hat der mit dir gemacht?!“, fragte nun der Blonde, der nicht weniger betroffen war, als seine Freundin, sich selbst jedoch besser unter Kontrolle hatte. „Ah! Also...äh.. Wir waren da und dann.. bin ich einfach eingeschlafen! Dabei hätten wir noch so viel machen können! Ist das nicht blöd? Wir hätten essen können, oder Videospiele spielen! Aber ich durfte im Bett schlafen. Das war wirklich nett.“, plapperte Luffy, dessen Stimme einem Wasserfall gleich kam. Einen kurzen Moment starrten seine Freunde ihn einfach nur an, bevor sich ihre Blicke untereinander trafen. Sie waren ungemein sprachlos über die Unschuld des Jüngsten. „Dass man jemanden so plötzlich morgens raus schmeißt ist nicht nett“, durchbroch schließlich Sanji die Stille und zündete sich ein Zigarette an, die nun mehr als nötig war. „Und ich denke, dass er dich für etwas anderes mitgenommen hat“, sprach Zoro gelassen. „Eh?“, fragte Luffy und drehte seinen Kopf zu den Personen vor ihm. „Ach was. Ich glaube, dass er nett ist! Und er arbeitet doch im Krankenhaus. Da kann er sicher nichts dafür, dass er plötzlich weg musste.“ „Du bist viel zu gutgläubig“,bemerkte Nami mit einem Seufzen. „Zum Glück hat sich das Ganze jetzt eh erledigt“, grummelte der Grünhaarige und kratzte sich am Hinterkopf. Die beiden neben ihm nickten zustimmend. Obwohl nur Nami ihn bis jetzt kennen gelernt hatte, waren sie sich alle einig, dass es auch besser so bleiben sollte. … Erschöpft hetzte er die Gänge des Krankenhauses entlang. Sein Tag war stressig. So wie jeder Tag. Doch dieser schien den Stressfaktor der sonstigen Tage fast um das doppelte zu übersteigen. Dass er die Nacht, fast nicht geschlafen hatte, war nur ein kleiner Teil des großen Übels. Nächtelang nicht, oder nur sporadisch zu schlafen, war er auf Grund seines Jobs gewohnt. Oft genug wurde er zu den unerdenklichsten Uhrzeiten wegen aller möglichen Fälle zu seinem Arbeitsplatz gerufen. So wie es auch heute gewesen war. Warum mussten so viele dumme Jugendliche betrunken mit dem Auto fahren? Nicht, dass es ihn groß interessierte, was die Jungend heutzutage so trieb. Aber wenn der Unfall einer zu dieser Spezies gehörenden Menschen gerade in seine Bereitschaftsschicht viel und damit seinen Morgen beeinflusste, ja, dann interessierte es ihn doch. Sehr sogar. Wenigstens ist es keine Routineoperation gewesen. Auch wenn ihn diese Notoperation doch ziemlich gefordert hatte. Dazu hatte er auf Grund seiner mehr als nutzlosen Assistenzärzte unmengen an Papierkram zu überschauen, damit auch ja kein Patient durch einen Rechenfehler bei der Angabe der Natriuminfusion starb. Mal ganz abgesehen von den sagenhaft unkompetenten Antworten, die sie während der Visite von sich gegeben hatten. Der Kopf des Schwarzhaarigen rauchte schon fast sichtbar, als er den überfüllten Aussenbereich der Mensa betrat und einen Schopf feuerroter Haare erblickte. War der Tag nicht schon anstrengend genug? „Was willst du hier, Kid?“, fragte er den Mann, neben dem er sich seufzend nieder ließ. „Scheinst ja nen' beschissen Tag zu haben“, entgegnete dieser lachend. „Jedenfalls siehst du aus als ob du ganz schön durch die Scheiße gezogen wurdest. War dein kleines Liebchen etwa so enttäuschend?“ Der Chirurg legte grummelnd den Kopf auf die Hand. Manchmal ärgerte ihn die Art, nein, die bloße Anwesenheit seines „besten Freundes“ einfach nur. „Enttäuschend ist nicht direkt das passende Wort. Etwas, dass nicht passiert ist, kann nicht enttäuschend sein“, murmelte er genervt. „Ahahaha, du bist wohl doch nicht so ein Aufreißer, wenn du dir an so nem' kleinen Fisch schon die Zähne ausbeißt. Hast ihn wenigstens rausgeschmissen? Nimmt ja nur Platz weg, so wohltätig nen' kleinen Vollidioten aufzunehmen“, schwätzte der Rothaarige amüsiert. „Wenn ich so skrupellos wäre wie du, hätte ich das wohl getan“, entgegnete Law knapp. „Ohoho, du lernst wohl nie dazu. Man lässt seinen Aufriss nicht bei sich schlafen, wenn nicht wenigstens etwas passiert. Sonst hätte man ihn ja von vorn herein nicht mit genommen“ „Warum redest du heut nur so viel?“ „Oder vielleicht magst du den Jungen auch. Obwohl... das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Du magst ja nichtmal mich wirklich. Ahaha. Der war bestimmt gar nicht begeistert, als du dich heut Morgen verpisst hast. Vermutlich ist das auch besser so. Der arme Wicht wäre an dir bestimmt zerbrochen“, lachte Kid und ignorierte die Frage des Schwarzhaarigen. „Hör auf mich zu nerven. Du bist doch nicht hier hin gekommen um darüber zu reden, oder? Warum bist du wirklich hier?“ Die Stimme des Schwarzhaarigen wurde verärgerter je mehr er sagte. „Dein Lieblingsziehvater ist ziemlich wütend wegen der Sache gestern“, bemerkte er trocken. „Ausserdem soll ich dir die Standpunkte von den neuen toten Briefkästen(*) bringen, die wir für die Sache mit Kaido benutzen werden.“ Law hob seinen Kopf und blickte zu dem Rotschopf. Dieser hatte ihm einen Umschlag über den Tisch geschoben. Immer redete er von ihren Plänen in der Öffentlichkeit. „Du solltest dich geschlossen halten, wenn Leute uns hören können. Du kannst nie wissen, ob nicht jemand dabei ist, für den unsere Pläne ganz und gar nicht bestimmt sind“, raunte er seinem Gegenüber zu. „ Ach, mach dir nicht ins Hemd. Wenn irgendwer davon mitbekommt, wird der sowieso schnell umgelegt. Also was soll's?“, fragte dieser lässig und lehnte sich zurück in seinen Stuhl, worüber Law nur den Kopf schütteln konnte. Der Schwarzhaarige gab einen missbilligenden Laut von sich und erhob sich von seinem Platz. „Hör zu, wenn du mir irgendwas mitteilen sollst, mach das nicht, wenn ich arbeiten bin. Das ist nicht unbedingt sicher. Ausserdem habe ich absolut keine Zeit, mich jetzt damit zu beschäftigen“, brummte der Ältere ruhig. Kurzerhand nahm er den Umschlag und ließ ihn zwischen seinen Krankenakten verschwinden. „Wir sehen uns dann“, sagte er noch, bevor er sich von dem Jüngeren abwendete. „Schlachte nicht zu viele ab, Pisser“, war das Letzte, das Kid ihm noch hinterher warf, bevor er in dem chirurgischen Flügel des Krankenhauses verschwand. … Es war bereits später Abend, als der Schwarzhaarige die Tür seines Autos zuknallen ließ und entnervt das Gebäude, in dem er wohnte betrat. Er grüßte den Pförtner, der ihm freundlich mitteilte, wie unglaublich nett sein Bruder war und, dass er bestürzt darüber war, noch nie etwas von ihm gehört zu haben. Verwirrt schaute der Schwarzhaarige den älteren Mann an und tat seinen Kommentar mit einem gezwungenen Lächeln ab, bevor er sich die Treppen hoch machte. Sein Bruder? Seit wann hatte er einen Bruder? Hatte sich einer ihrer Feinde als sein Bruder ausgegeben um Informationen über ihn zu sammeln? Er schloss die Tür seines Lofts auf und schaute entgeistert auf das Bild, dass sich ihm auftat, als er es betrat. An dem Tresen seiner Wohnküche saß der junge Schwarzhaarige. Vor ihm waren Unmengen an verschiedenen Fleischgerichten ausgebreitet. „Was tust du hier?“, fragte der Ältere überrumpelt. Kapitel 4: Under the Rose ------------------------- „Was machst du hier?“, fragte der Ältere überrumpelt. Der Junge am Tresen wandt seinen Blick von diesem ab und ein breites Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er den Älteren hereinkommen sah. Ungeachtet ließ er sein Fleisch auf den Teller vor sich fallen, bevor er freudig von dem Barhocker sprang. „Wir hatten heute Morgen ja nicht wirklich Zeit dazu uns zu unterhalten, also dachte ich, besuch ich dich doch einfach!“, gab er glücklich von sich und wippte von Bein zu Bein, als er der Person im Eingang zu sah, wie sie grummelnd ihre Sachen ablegte. „Wir sind keine Freunde. Wie zur Hölle bist du hier überhaupt rein gekommen?“, murrte Law und bewegte sich langsam auf den Jüngeren zu. Was es mit den gesammelten Fleischwerken auf sich hatte, wollte er gar nicht wissen. „Ach, rede doch nicht so abweisend!“, sagte er und legte dem gerade Angekommenen fröhlich eine Hand auf die Schulter. „Du wirst nicht glauben, wie das passiert ist! Also, ich war heute bei Freunden und wir haben geredet. Sie scheinen dich nicht sonderlich zu mögen, aber das regele ich schon. Die sind eigentlich supernett, aber gegenüber neuen Leuten-“ „Komm zum Punkt!“ „Äh, okay. Auf jeden Fall haben wir so geredet und ich dachte mir, dass ich ja vorbei kommen kann“, plapperte der Junge weiter, was Law dazu brachte, langsam zu verzweifeln. „So weit warst du bereits“, seufzte er. „Oh, wie auch immer. Wir haben geredet und ich wollte, dass wir mehr miteinander machen, damit sie dich auch bald mal kennen lernen. Dann bin ich irgendwann zu dem Entschluss gekommen, dass ich dich heute schon besuchen komme, weil je schneller desto besser denk‹ ich mir“, liefen die Worte des Schwarzhaarigen gleich eines reißenden Flusses aus seinem Mund. „Aber wie bist du verdammt noch mal hier rein gekommen?!“, knirschte der Chirurg. Es fiel ihm schwer, die Ruhe zu bewahren. „Der Hausmeister hat mich rein gelassen. Der scheint echt nett zu sein. Er war ja so hilfsbereit. Er hat mich nur gesehen und gefragt, ob ich zu dir möchte. Hast du dich schon mal richtig mit ihm unterhalten? Irgendwann sollten wir ihn mal zum Essen einladen. Das wä-“ „Wir?! Was redest du da überhaupt?!“, graulte er und stieß die Hände des Jüngeren von sich, bevor er sich zu der Theke begab und kraftlos auf einen der Barhocker fallen ließ. Seinen Kopf legte er auf seine Handfläche. Dafür hatte er wirklich keine Nerven. Nicht nach diesem Tag. Nicht nach diesen Strapazen. Obwohl er sich nicht sicher war, ob sich das ändern würde, wenn er eine positive Grundstimmung hatte. „So grummelig, wie du aussiehst, hat er bestimmt Angst, mit dir allein zu sein! Gut zu wissen, dass du eigentlich nett bist“, bemerkte Luffy. Schwungvoll setzte er sich auf den Hocker neben dem Schwarzhaarigen, von dem er rasch ein genervtes Seufzen kassierte. „Alles gut bei dir? Du siehst so fertig aus“, murmelte der Junge, der sich mittlerweile so weit vorbeugte, dass er jede Sekunde hätte vorn über fallen können. Der Ältere blickte ihn beinahe fassungslos an. Das musste die Strafe sein. Dieser aufgeweckte, kleine Wicht, mit dem breitesten Grinsen, das er je gesehen hatte, musste die Strafe sein für jeden unschuldigen Jungen, den er mitgenommen, ausgenutzt und weggeworfen hatte. Und dafür bekam er nun die Rechnung. Eine nervige, stalkende und dabei unschuldig naive Rechnung. Law musterte den Kleineren eine Weile, bis sein Blick an etwas für ihn ungewöhnlichen festhing. Jedenfalls so ungewöhnlich, wie es jetzt noch kommen konnte. „Was soll eigentlich der Hut?“, fragte er gelangweilt und zog leicht an dem Strohhut, der locker auf dem Rücken Luffys hing. Mental ohrfeigte er sich selbst. Was sollte das denn werden? Für Smalltalk hatte er weder Zeit noch Lust. Er interessierte sich nicht einmal für diese Nervensäge. Er hatte sich noch nie für einen von ihnen interessiert. Trotz dieser nicht gerade schönen Gedanken, die ihm durch den Kopf wanderten, stahl sich ein minimales Grinsen auf seine Lippen, als er die Reaktion Luffys vernahm. „Den hat ein alter Freund mir geschenkt“, gab dieser feierlich bekannt. Mit einem breiten Grinsen quer über sein Gesicht gestreckt. „Er ist das Wichtigste, das ich besitze.“ Das war das Wichtigste, das er besaß? Die meisten Leute hielten ihr Auto, ihr Haus oder irgendein anderes teures Statussymbol für ihren wichtigsten Gegenstand. Aber wollte er den Jungen nicht rauswerfen? Er wollte nichts persönliches über ihn erfahren, warum war er also immer noch hier? Ihn kennen zu lernen würde so oder so keinen Sinn ergeben. Sein Lebensstil wäre nicht nur unvorteilhaft für den Jüngeren, sondern viel zu gefährlich. Als er den Kleinen musterte, fielen ihm die Worte Kids ein. Er hatte wohl recht. Der Chirurg würde ihn zerstören, sollten sie eine nähere Bekanntschaft pflegen. „Es ist schon spät, musst du nicht schon längst zu Hause sein?“, fragte er karg. Je schneller er den Jüngeren los würde desto besser. Überrascht blinzelte dieser einmal, zweimal und ein drittes mal, bevor er mit erhobenen Armen aufsprang. „Oh man! Ja! Daran habe ich gar nicht mehr gedacht!“, rief er erschrocken aus. Er hätte tatsächlich bereits seit über einer Stunde gehen sollen, doch den schwarzhaarigen Chirurgen wieder zu sehen, war ihm einfach wichtiger gewesen. „Tut mir unglaublich leid! Aber ich muss wirklich los!“, entschuldigte sich der Junge und fiel seinem Gegenüber um den Hals, der ein zur gleichen Zeit überraschtes und unbehagliches Murren von sich gab. „Kein Ding“, erwiderte er knapp und versuchte sachte den Jüngeren von sich zu drücken, worauf er nur noch fester umschlossen wurde, bevor er unverhofft losgelassen wurde. „Bis morgen dann!“, gab Luffy glücklich zu hören und ließ den Anderen verwirrt auf seinem Barhocker zurück, als er sich hastig seine Jacke schnappte und mit einem lauten Knall durch die Wohnungstür verschwand. Ein Seufzen verließ die Kehle des Schwarzhaarigen und sein Blick fiel auf die fleischbedeckte Theke. „Was habe ich nur getan?“ Neugierig umherblickend strich er durch die Gänge des unbekannten Gebäudes, auf der Suche nach einer ganz bestimmten Person. Zum nunmehr vierten Mal passierte er bereits den gleichen Raum. Luffy schaute angestrengt zuerst auf das Schild in der Eingangshalle. Auf dem war in großen Buchstaben der Name des Krankenhauses geschrieben. Danach blickte er auf den kleinen, zerknüllten Zettel in seiner Hand auf der die gleichen in krakeliger Schrift abgebildet waren. Irgendwo hier musste sein neuer Freund also sein. Wenn er jetzt nur noch den Weg finden würde, wäre alles perfekt. Nur warum mussten hier alle Gänge gleich aussehen? Und warum waren hier überall Schilder in alle erdenklichen Richtungen? Wenigstens wusste er nun, wie sich sein grünhaariger Freund immer fühlen musste. Er würde einfach auf gut Glück losgehen. Was anderes blieb ihm nun so oder so nicht übrig. Etwa eine halbe Stunde verging, in der der Junge Gänge entlang lief, mit Aufzügen herunter und umgänglich wieder hoch fuhr, da die Abteilung, in der er sich befand nur Personal zugänglich war, in Zimmer von Patienten hereinplatze und unverzögerlich wieder heraus geschmissen wurde, bis er den unverkennbaren genervten Blick Laws wahrnahm. … Angeregtes Gerede erfüllte das überfüllte Atrium des Krankenhauses. Massen von Menschen saßen verteilt in kleinen Gruppen an vereinzelten Tischen. Unter ihnen auch der junge Chirurg, der seinem rothaarigen Freund gegenübersaß. Ohne sich zu unterhalten, saßen sie sich gegenüber. Der Eine in wirren Papierbergen wühlend, der Andere gelangweilt vor sich hin fluchend. So wie es im Normalfall immer war, bis eine schrille Stimme sie unterbrach. „Oooooi! Torao~“, hallte die Stimme des Jungen durch den kleinen Platz. Überrumpelt hob der Chirurg den Kopf. Winkend und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen eilte Luffy auf sie zu und blieb mit einem fragenden Blick vor ihnen stehen. „Wer ist das?“, fragte er ungeniert, während er Kid musterte und mit dem Finger auf ihn zeigte, welcher augenblicklich zu lachen begann. „Der ist ja lustig. Da hast du ja was echt Nerviges am Arsch kleben“, verkündete der Rothaarige und stieß seinen Tischnachbarn mit dem Ellenbogen in die Rippen. „Nenn mich einfach Kid“, fügte er an sein Gegenüber gewandt hinzu. „Wieso bist du hier?“, seufzte dieser. Das konnte doch nicht wahr sein. Jetzt konnte er nicht einmal mehr in Ruhe arbeiten? Dieser Junge musste ihn doch verarschen wollen. „Oh, meine Schule ist ganz in der Nähe von hier, also habe ich gedacht, komm ich doch einfach mal rum und schau, ob du da bist und vielleicht Zeit hast“, trällerte besagter Junge, schnappte sich einen Stuhl und setzte sich prompt zu den beiden. „Oh, hör dir das nur mal an! Was für ein niedlicher kleiner Scheißer er doch ist. Viel zu gut für Leute wie uns.“ Bei den Worten Kids verfinsterte sich die Miene des Ältesten. Ohne Zweifel konnte er sagen, welche Bedeutung diese Worte hatten und, dass sie ihren Zweck nicht verfehlten. Luffy hingegen schien, seinem Blick nach zu urteilen, in eine Mischung aus Verwirrung und Belustigung verfallen zu sein. So recht, konnte das wohl niemand erkennen. „Du fluchst ja wie ein Seemann!“, rief er schlussendlich lachend aus. „Vielleicht war ich das ja mal“, antwortete der Rotschopf und erwiderte das Lachen hallend. Angespannt saß der Schwarzhaarige in der Runde, als das Lachen seiner Tischnachbarn verhallte und sie in eine unangenehme Stille hüllte. Wie er diese Art von Stille verabscheute, war kaum zu beschreiben. Normalerweise zog er Stille vor. Ein wenig Ruhe als Abwechslung zu der viel zu lauten Welt. Doch diese Art von Stille, die einen dazu zwang, etwas zu sagen. Etwas, dass unumgänglich im Raum schwebte und von jeder Sekunde, in der es unausgesprochen blieb, schwieriger und zugleich dringlicher zu sagen wurde. Ja, diese Stille verabscheute er schon immer. „Glaub mir, in keinem mir bekannten Szenario könnte es jemals geschehen, dass wir zwei befreundet sind. Merk dir das für das nächste Mal“, zischte der Chirurg scharf, als er sich von seinem Platz erhob. Ohne einen der Beiden eines Blickes zu würdigen, sammelte er seine Papiere ein und verschwand schweigend in dem überfüllten Gebäude. Zurück ließ er einen verdutzten Jungen, der schockiert in das schelmisch grinsende Gesicht seines Gegenübers schaute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)