Beyblade N. G. von KradNibeid (Aktuell: Kapitel 15 - Garys Galzzly) ================================================================================ Kapitel 14: Cyber-Tala ---------------------- - 6. Mai, Insel Olchon – Das Kreischen der Alarmsirenen hallte durch die Korridore und bohrte sich schmerzhaft in Kennys Kopf, während er panisch Dizzi an sich riss und um sich blickte. Ian stand neben ihm, zerrte an seinem Arm und rief ihm etwas zu, doch er konnte nichts von dem verstehen, was er sagte. Aus dem Augenwinkel sah Kenny, wie Tala sich über Kai beugte, der zusammengekrümmt auf dem Boden lag, die Finger in die Haare gekrallt, die Augen weit aufgerissen und panisch schreiend. So hatte er sich den Ausgang ihrer Mission nicht vorgestellt. Stolpernd folgte er Ian (der ihn noch immer mit festem Griff am Arm gepackt hatte), das meiste Equipment zurücklassend, zurück in Richtung der Tür, durch die sie in den Stützpunkt eingedrungen waren; Tala, der sich den zuckenden Kai über die Schultern geworfen hatte, war dicht hinter ihnen. Ihre Flucht endete abrupt, als sie nach einer Biegung einer Gruppe Biovolt-Wachposten gegenüber standen, die ihre Waffen direkt auf sie gerichtet hatten. Für einen kurzen Moment schien Ian zu überlegen, es mit ihnen aufzunehmen, doch als eine weitere Gruppe Bewaffneter hinter ihnen Stellung bezog und ihnen den Fluchtweg abschnitt war ihr Schicksal besiegelt. Kai war vollkommen kampfunfähig, Kenny ein unfähiger Kämpfer, und die Wachen in der Überzahl – und wesentlich besser bewaffnet als Ian und Tala. Fluchend warf Ian seine Pistole vor die Füße des Postens vor sich, ehe er seine Hände hob; Tala setzte Kai neben sich auf dem Boden ab und tat es Ian dann gleich. Unsicher blickte Kenny zwischen den Männern hin und her, ehe er zögerlich eine seiner Hände hob, während er mit der anderen noch immer Dizzi fest an sich presste. Einer der Bewaffneten nickte, offensichtlich zufrieden mit ihrem Handeln, und drückte einen Knopf an dem Funkgerät an seinem Gürtel. Sofort hörte das Sirenengeheul auf, und die Stille wurde nur noch von Kais Schreien zerrissen. „Großvater, hör auf! Nein! Bitte, nicht… Ah! Hilfe! Hilfe!“ Kenny schauderte; er hatte noch nie einen Menschen so schreien hören – blanke Panik entstellte Kais Stimme. Der Mann, der die Sirenen ausgeschalten hatte (und offensichtlich der Ranghöchste war), fluchte laut und gab der Wache neben sich ein deutliches Zeichen. „Bring ihn zum Schweigen!“ Mit einem knappen Nicken ging der Mann zu Kai, der sich windend auf dem Boden lag, und mit einem gezielten Schlag seines Gewehrknaufs setzte er den Schreien ein Ende. Tala warf ihm einen giftigen Blick zu, sagte jedoch nichts. Unterwerfung war der einzige Weg für sie, diese Situation lebend zu überstehen; falscher Heldenmut würde sie nur einem unnötigen Risiko aussetzen. Der Anführer ihrer Häscher trat mit einem süffisanten Grinsen vor und bedachte Ian und Tala mit langen Blicken. „Wenn das nicht unsere verlorenen Jungs sind...“, begann er mit einem düsteren Lachen (und Kenny stellte zum ersten Mal bewusst fest, dass der Mann Englisch sprach – warum auch immer), „Willkommen zurück.“ Einladend breitete er seine Arme aus, und hasserfüllt funkelten Ian und Tala ihn an; noch immer schwiegen sie eisern. „Durchsucht sie und nehmt ihnen ihre Ausrüstung ab!“, blaffte er schließlich an seine Männer gerichtet, und sofort drängten sich einige Wachen nach vorne, die damit begannen, sie zu durchsuchen und ihnen die Ausrüstung, die sie noch bei sich trugen, abzunehmen. Hilflos sah Kenny mit an, wie ihm Dizzi aus den Händen gerissen wurde. „Dizzi! Nicht…!“, rief er, und sofort schlug ihm jemand ins Gesicht. „Halt die Klappe“, zischte einer der Männer bedrohlich in sein Ohr, während er und einer seiner Kollegen dabei waren, systematisch Kennys Körper abzuklopfen. Als sie sich sicher waren, dass sich keine versteckten Fallen in seiner Kleidung befanden, gingen sie unsanft dazu über, diese von ihm herunter zu reißen. Ein kurzer Entsetzensschrei kam über seine Lippen, und sofort hielt sich Kenny den Mund zu; er wollte kein weiteres Mal geschlagen werden, weil er es wagte, einen Ton von sich zu geben. Als sein Blick hilfesuchend zwischen den beiden Wachen hindurch fiel konnte er sehen, dass Tala und Ian sein Schicksal teilten – man nahm ihnen nicht nur die Ausrüstung, sondern auch ihre Kleidung ab, bis auf die Unterwäsche. Damit wurde eine Flucht für sie unmöglich; selbst wenn es ihnen gelingen sollte, sich aus den Händen ihrer Häscher zu befreien und den Stützpunkt zu verlassen, würden sie einfach in der Kälte, die den Baikalsee fest im Griff hatte, erfrieren. Ein leises Wimmern kam über Kennys Lippen, als er hart zu Boden gestoßen wurde und ihm ruppig die Stiefel und seine Hose abgenommen wurden; sogar seine Strümpfe wurden von den Wachen konfisziert. Die Männer zogen ihn schließlich unsanft wieder auf die Beine und drängten ihn zwischen Ian und Tala in eine Reihe; hart presste sich der Lauf eines Gewehrs in seinen Rücken. Mit kaltem Grauen musste er mit ansehen, wie ein anderer der Wachposten den inzwischen ebenfalls entkleideten Kai wegbrachte, begleitet von zwei Kollegen, die ihre Ausrüstung inklusive Dizzi davon trugen. Kenny schluckte hart. Schließlich kam der Hauptmann (oder welchen Rang auch immer er hatte) zu ihnen und baute sich mit einem ekligen Grinsen vor Tala auf. „Ich muss sagen, es erstaunt mich wirklich, euch hier zu sehen. Und ich muss gestehen, dass ich enttäuscht bin. Ihr habt euch so schnell und einfach fangen lassen; habe ich euch denn nichts beigebracht?“ Missbilligend verzog er sein Gesicht, und Tala verengte seine Augen zu Schlitzen, doch er schwieg weiterhin. Schließlich seufzte der Mann enttäuscht. „Nun, es war wohl nicht anders zu erwarten – die Welt hat euch weich und schwach werden lassen. Dennoch kann ich nicht verleugnen, dass euer unerwarteter Besuch hier nicht unangenehm ist.“ Er packte Talas Wangen mit einer Hand und drückte sie zusammen. „Ganz und gar nicht unangenehm.“ Ian zischte etwas, und der Hauptmann ließ von Tala ab. „Was war das, Papov?!“ Sein Tonfall war scharf, und Kenny zuckte zusammen. „Ich sagte“, entgegnete Ian in nicht minder geladenem Ton, „dass du ein perverser, alter Sack bist, Chukov.“ Kaum hatte Ian diese Worte ausgesprochen traf ihn eine Faust hart in die Magengrube, und noch ehe er sich wieder sammeln konnte schlug Chukov ihn mit seinem Gewehr nieder. Mit einem dumpfen Geräusch ging Ian zu Boden, und Chukov spuckte ihn an. „Dämliches Balg“, zischte er, ehe er sich wieder Tala zuwandte. „Ich würde mich gerne länger mit dir aufhalten, Ivanov, und alte Erinnerungen auffrischen… aber leider haben wir einen sehr straffen Terminplan, und du kommst uns wie gerufen.“ Wieder machte sich dieses furchtbare Grinsen auf seinem Gesicht breit. „Weißt du eigentlich, wie lange wir nach dir gesucht haben? All die Jahre ist es uns nicht gelungen, auch nur die geringste Spur zu dir zu finden – und dann stehst du auf einmal auf unserer Türschwelle und spielst dich direkt in unsere Hände. Was für ein glücklicher, glücklicher Zufall.“ Beinahe zärtlich strich er über Talas gerötete Wangen, dann gab er einigen der noch anwesenden Wachen ein Zeichen. „Führt ihn ab und bringt ihn zum Helikopter. Und passt gut auf ihn auf – seine Cyber-Programmierung ist unersetzlich. Verstanden?!“ Zackig salutierten die Männer, dann drängten sie Tala mit ihren Waffen den Gang entlang; er wehrte sich nicht. Zitternd blickte Kenny ihm hinterher, und als das Adrenalin in seinem Blut an Wirkung verlor sah Kenny zum ersten Mal die Narben, die Talas gesamten Körper überzogen wie eine bizarre Flickendecke. Dann wurde ihm schwarz vor Augen, und er fiel in Ohnmacht. - 7. Mai, Insel Olchon – Als Kenny wieder erwachte befand er sich in einem kalten, dunklen Raum. Auch nachdem er eine Weile gewartet hatte, damit sich seine Augen an die Finsternis gewöhnten, gelang es ihm nicht, der Schwärze um sich herum auch nur den kleinsten Hinweis auf seine Umgebung abzuringen. Es schien ihm fast, als wäre Licht in diesem Raum einfach nicht existent. Vorsichtig tastete er um sich herum den Untergrund ab, und seine Hände strichen über kalten, rauen Stein; er schien auf dem Boden zu sitzen. Mit behutsamen Bewegungen begann er, sich in eine Richtung vorzuarbeiten – den Raum zu erkunden war besser, als einfach nur starr auf einer Stelle hocken zu bleiben, und so kämpfte er sich Meter für Meter auf allen Vieren durch die Dunkelheit. Schließlich stieß er mit seinen Händen gegen eine Wand, und als er sich daran hochtastete berührten seine Finger einen kleinen Schalter aus Metall. Für einen kurzen Moment zögerte er, dann legte er den Schalter um – und sofort wurde es hell in dem Zimmer. Erschrocken schloss er die Augen und blinzelte dann ein paar Mal, um sich an die neue Helligkeit zu gewöhnen. Unsicher betrachtete er seine Umgebung. Er stand an einer schlichten, kalten Wand aus grauem Fels, und neben ihm befand sich eine schwere Tür aus Stahl, die fest verriegelt war. Die Decke und der Fußboden des Raumes bestanden aus dem gleichen Gestein wie die Wände, und es gab keine Fenster oder andere Türen, die aus dem Raum führten; lediglich einen schmalen Lüftungsschacht konnte Kenny in einer der Wände erkennen, doch der war zu schmal, als dass ein ausgewachsener Mensch hindurchgepasst hätte, und außerdem mit einem schweren Metallgitter gesichert. Das Mobiliar in der Zelle – denn nichts anderes war dieser Raum – war einfach: Eine Pritsche mit einem dünnen, zerschlissenen Laken. In einem Eck befand sich außerdem eine Holzklappe auf dem Boden, und als Kenny sie inspizierte stellte er fest, dass sich darunter ein Loch ins Freie hinaus öffnete, das gerade einmal groß genug wäre, einen Arm hindurch zu stecken; im Tageslicht, das dämmrig den Grund unter ihm beleuchtete, konnte er eindeutige Spuren auf dem Fels erkennen. Er hatte soeben seine Toilette gefunden. Ein lautes Rumpeln aus einem der Nebenräume ließ ihn zusammenschrecken, und schnell schloss er die Klappe wieder und blickte sich nervös im Raum um. Es gab keinerlei Versteckmöglichkeiten oder Schutz; wenn jemand in diese Zelle eindringen würde, dann wäre er dieser Person schutzlos ausgeliefert. Als jedoch auch nach einigen Minuten, in denen der Lärm andauerte und er aufgeregte Stimmen hören konnte, niemand Anstalten zu machen schien, ihn in seiner Zelle aufzusuchen, schlich er sich vorsichtig an die Wand, aus deren Richtung die Stimmen kamen, und lauschte zitternd. Einige Männer waren dabei, sich anzuschreien – die meisten davon erkannte er nicht, doch eine Stimme stach heraus: Ian. Kenny konnte nicht klar verstehen, was er rief, doch anhand der wenigen Fetzen, die durch die Wand drangen, war immerhin zu erkennen, dass er Russisch sprach. Die steinerne Wand schluckte viel von der Unterhaltung; dass es sich um einen Streit handelte, war allerdings ersichtlich – und beide Parteien gaben sich nicht viel. Als Ian jedoch begann, zu schreien, wurde klar, dass er verloren hatte. Erschrocken schlug sich Kenny die Hände vor den Mund, als Ians Schmerzensschreie die Wand durchdrangen, begleitet von schallendem Gelächter. Schnell zog sich Kenny von der Wand zurück und kauerte sich auf die Pritsche, wo er sich in das kalte, modrige Laken einwickelte. Er ertrug es nicht, weiter zu lauschen, doch weder der zerfressene Stoff, noch seine Hände boten ihm Schutz vor dem Lärm, den die Wachen im Nebenraum verursachten. Sein Verstand war nicht dazu in der Lage, sich auszumalen, was Ian gerade durchmachen musste – doch nach seinem Brüllen zu urteilen mussten es Höllenqualen sein, die er in diesem Moment durchlitt. Und anstatt ihm zu helfen oder auch nur den geringsten Versuch zu unternehmen, an der Situation etwas zu verändern, saß er, Kenny, hier, und versteckte sich vor dem Leid seines Kameraden. Erbärmlich. Es kam ihm vor, als wären Stunden vergangen, als die Schreie endlich nachließen, und schließlich hörte er das metallische Geräusch einer zufallenden Tür; doch mit dem Schlagen fiel ihm etwas Furchtbares ein: Nun, da sie mit Ian fertig waren – war er der Nächste?! Panisch stürzte er von der Pritsche, löschte das Licht und warf sich auf den Boden. Sein Herz raste, und verzweifelt versuchte er, sich bewusstlos zu stellen, in der Hoffnung, die Wachen täuschen zu können, die jeden Moment in seine Zelle eindringen konnten. Das Lachen der Männer auf dem Gang vor der Tür jagte ihm Schauer über den Rücken, doch noch schienen sie kein Interesse an ihm zu haben, denn die Stimmen der Wachen wurden leiser und verklangen schließlich, ohne, dass jemand seine Zelle betreten hätte. Dennoch wagte Kenny es für eine ganze Weile nicht, sich zu bewegen. Erst, als sich die Kälte des Steins unter ihm erneut tief in seine Knochen gefressen hatte, stand er langsam und zitternd auf und trat etwas auf der Stelle, bevor er das Licht wieder anschaltete und sich auf der Pritsche in das Laken wickelte. Ein trockenes Schluchzen schüttelte seinen Körper, und er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Wieso…?“, wimmerte er, und eine heiße Träne rann seine Wange herab. Das leise Klicken eines Schlüssels im Schloss seiner Zellentür ließ ihn heftig zusammenfahren, und verzweifelt warf er sich auf den Boden, doch ihm war bewusst, dass es zu spät war. Wer auch immer nun kam um was auch immer mit ihm zu tun, er würde ihn nicht täuschen können. Bebend lag er auf dem kalten Stein, mit zusammengekniffenen Augen, und wartete darauf, dass jemand ihn grob packen und auf die Füße zerren würde; doch nichts dergleichen passierte. Ein weiteres, leises Klicken bedeutete, dass die Tür wieder ins Schloss gefallen war – und plötzlich berührte ihn eine kalte Hand an der Schulter. Heftig zuckte er zusammen, und er hörte ein verächtliches Schnauben neben sich. „Wenn ihn schon das zum Heulen bringt-“ „Halt die Klappe, Hiwatari“, zischte Ian zur Antwort, und überrascht schlug Kenny die Augen auf. „Immerhin war er es nicht, der den Einsatz vermasselt hat.“ Vorsichtig hob Kenny den Blick, und stellte fest, dass neben ihm Ian kniete, der ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter gelegt hatte und mit scharfem Blick auf Kai sah, der an der Tür stand. Beide sahen mitgenommen aus – Kai war kreidebleich, und sein Gesicht wirkte eingefallen; Ians Körper war übersät mit blutunterlaufenen Blessuren, seine Hand- und Fußgelenke waren wundgescheuert, und einige schwach blutende Schnitte zogen sich über seinen Brustkorb. Als er Kennys Blick bemerkte grinste er schief und zuckte dann mit den Schultern, ehe er ihm aufhalf und dann zur Tür ging. Erschrocken sog Kenny die Luft ein, als er die Wunden auf Ians Rücken sah – die Schergen der Biovolt hatten ihn mit zahllosen Schnitten übersät, und ein kyrillischer Schriftzug war grob in die Haut über Ians Schulterblättern geritzt worden. „Hör auf zu starren und reiß dich zusammen“, fuhr ihn da Kai von der Seite an, „Wenn wir hier raus wollen, können wir keine gaffende Heulsuse gebrauchen.“ Schuldbewusst zuckte Kenny zusammen und rieb sich die Arme, bevor ihm etwas klar wurde. „Wie- wie habt ihr es überhaupt aus den Zellen geschafft? Ich meine, ich habe Ian schreien gehört und dachte-“ „Betriebsgeheimnis“, warf Ian mit gepresster Stimme ein, und sein dunkler Blick strafte das gezwungene Lächeln auf seinen Lippen Lügen. Dennoch hob er triumphierend seine rechte Hand, in der er einen Schlüsselbund mit einigen Schlüsseln und Schlüsselkarten hielt. „Chukov ist ein Drecksack, aber er hat uns gut ausgebildet.“ Kenny setzte an, weiter zu fragen, doch Kai stieß ihn grob in die Seite. „Hör auf zu fragen und nimm es, wie es ist“, knurrte er, und Kenny zog den Kopf ein, als ihm etwas anderes auffiel. Kurz zögerte er, doch er musste die Frage stellen: „Wo ist Tala?“ Schweigen füllte den Raum, und Kai und Ian wechselten einen vielsagenden Blick, dann schüttelte Ian den Kopf. „Sie haben ihn zum Helikopter gebracht, wie sie es gesagt hatten“, meinte er dann mit belegter Stimme. „Er ist nicht mehr hier. Und hoffentlich sind wir das auch nicht mehr lange, wenn wir es schaffen, zum Materiallager zu kommen.“ Mit diesen Worten wandte er sich um. „Jetzt halt dich bereit – unser Aktionsfenster ist klein; wir haben nur ein paar Minuten, um hier heraus zu kommen.“ Für einige Momente stand Ian an der Türklinke und zählte stumm, dann öffnete er die Tür einen Spalt breit und warf einen prüfenden Blick auf den Gang, ehe er die Zelle verließ. Unsicher stand Kenny vor dem Durchgang, als Kai ihn unsanft auf den Korridor schob, ihn am Arm packte und mit sich mit zog. Kaum hatte er einen Fuß auf die Betonfließen des Ganges gesetzt, spürte er, wie sich Hoffnung wie ein loderndes Feuer in ihm ausbreitete. Sie würden frei kommen! Korridor für Korridor schlichen sie durch die Basis, und einige Male wären sie fast an Wachposten geraten, doch es gelang ihnen, unbehelligt zu ihrem Ziel zu gelangen: Eine schwere Stahltür mit Zahlenschloss, hinter der ihre Ausrüstung verwahrt wurde – hinter der Dizzi verwahrt wurde (zumindest behauptete Ian das). Missmutig blickte Kenny auf die massive Tür. „Und wie sollen wir da durch kommen? Wir kennen den Code nicht, und Dizzi-“ „Halt die Klappe“, zischte Kai wütend, während Ian sich in den Mund griff, scheinbar nach etwas tastete – und schließlich einen kleinen, weißen Gegenstand herauszog. Ungläubig starrte Kenny auf den Zahn, den Ian in der Hand hielt, als dieser in seinen Zopf griff und eine Haarnadel herauszog. Mit einigen geschickten Bewegungen verband Ian die beiden Gegenstände (und eine weitere Komponente, die er aus seinem Ohr hervorzauberte) zu einem kleinen Klumpen, den er an der Tür anbrachte. Dann wandte er sich an Kenny und Kai. „Da wir den Code nicht kennen und jeder Fehlversuch uns verraten und unnötig Zeit kosten würde, öffnen wir die Tür auf die klassische Methode – was den Alarm auslösen wird. Macht euch also bereit, euch die notwendigste Ausrüstung und Waffen zu greifen, sobald der Weg frei ist, und dann so schnell wie möglich zu verschwinden.“ „Und du denkst, das funktioniert?“, schnaubte Kai, und Ian schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Aber es ist die einzige Chance, die wir haben – und lieber geh ich bei dem Versuch drauf, hier raus zu kommen, als noch einen Tag länger in diesem Loch zu sitzen.“ Ernst nickte Kai, und Kenny schluckte hart, dann trat Ian einige Schritte von der Tür weg und zog Kenny und Kai mit sich. „Kaboom“, murmelte er, als er eine winzige Kugel auf die angebrachte Sprengladung schnippte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)