Der Schlüssel zu meinem Herzen von CelestialMage ================================================================================ Kapitel 1: Der dunkle Wald -------------------------- Prolog Wie konnte es nur so weit kommen? Ich renne durch den Wald, mit letzter Kraft. Mir ist schwindelig. Wo sind nur meine Schlüssel? Hinter mir höre ich Geraschel, schnelle, aber gleichmäßige Schritte. Sie kommen näher. Ohne meine Schlüssel bin ich machtlos, ich muss sehen, dass ich hier weg komme. Ich kann froh sein, wenn ich es lebend aus diesem Wald schaffe. Dunkelheit Der Tag begann ganz normal. Heute Morgen kam Natsu mit einem Jobangebot, in einem dunklen Wald, am Rand von Magnolia, hatte ein Mann eine Tasche mit sehr persönlichen und wichtigen Gegenständen verloren. Er war kein Magier, daher war der Wald für ihn ein sehr gefährlicher Ort. Es klang nach einem einfachen Job, die Belohnung waren 30,000 Jewel. Das schien ein Aufgabe zu sein, die wir innerhalb eines Nachmittages erledigen konnten. So ein einfacher Job kam mir sehr entgegen, denn ich brauchte Geld für meine Miete, hatte jedoch den Kopf nicht frei genug, um härtere Jobs anzunehmen. Es gab einfach zu viele Dinge, die mich beschäftigten. Also sagte ich Natsu zu, wir würden nach dem Mittagessen loslegen. Wir waren gut vorbereitet. Natsu hatte sich den Geruch des Mannes eingeprägt, vermutlich würde er die Tasche so schnell finden, dass ich wieder einmal nicht hinterher kam. Solange uns keine Monster über den Weg liefen, müsste ich nur den Weg zurück finden – kein Problem, mit Pyxis an meiner Seite. Vielleicht hätten wir sogar noch Zeit, für Happy ein paar Fische zu angeln. Doch alles kam anders... Am Rand des Waldes angekommen, lief mir ein Schauer über den Rücken. Bis auf die erste Reihe Bäume konnte man nichts sehen, so dunkel war es dort. Wie ist der Mann bloß ohne magische Kräfte durch diesen Wald gekommen? Außerdem musste er wirklich verzweifelt gewesen sein, um den Wald überhaupt zu betreten. Während ich mir den Kopf zerbrach, was wohl der Hintergrund unseres Auftrages sein konnte, wurde es plötzlich still. Na toll, Natsu ist mal wieder ohne den kleinsten Hintergedanken in den Wald gerast. Er hatte wohl die Fährte aufgenommen. Ich wagte den ersten Schritt hinein. Ganz so dunkel, wie es von außen aussah, war es hier noch nicht. Natsu hatte ein Spur der Verwüstung hinterlassen, so würde ich keine Probleme haben, ihn zu finden. So langsam wurde es immer dunkler und ich kam Natsu scheinbar nicht näher. Ich konnte weder ihn, noch Happy hören. Außerdem wurde die Spur immer schwächer. Je weiter ich in den Wald hinein kam, umso nervöser wurde ich. „Natsu? NATSUU!“ es kam keine Antwort. Der Wald erstickte meinen Ruf, es würde mich nicht wundern, wenn man mich nur 10 Meter weit hören konnte. Am liebsten wäre ich wieder zurück gegangen. Wir waren von Osten her in den Wald gegangen, Pyxis müsste mir nur die Richtung zeigen. Aber ich konnte Natsu nicht hier alleine lassen, ich musste ihn finden. Vielleicht hatte er die Tasche längst und suchte nach mir. Ich sank an einen Baum und versuchte nachzudenken. Doch irgendiwe wurde ich plötzlich total müde. Ich musste es Natsu ja nicht unnötig schwer machen, er würde mich schnell finden, wenn ich einfach wartete. Wenn er denn in der Nähe war... Dieser Gedanke zog mich wieder in die Gegenwart. Ich bemerkte, dass es plötzlich kalt geworden war. Dann ein Rascheln. „Natsu?“ flüsterte ich, es konnte auch ein Waldwesen sein. Plötzlich griff mich jemand seitlich von hinten und hielt mir ein Tuch vor Nase und Mund. Ich bekam keine Luft und wurde ohnmächtig. Als ich aufwachte, war ich einen Baum gefesselt. „Er wird kommen, um sie zu holen. Wenn er in der Nähe ist, lösen die Giftlacrima aus, ich habe sie in einem Kreis um unser Lager herum verteilt. Ihnen auszuweichen ist unmöglich“. „Sehr gut. Wir dürfen nicht den selben Fehler wie Carter machen. Der Junge wurde zum Monster, nachdem er sagte, dass wir sie haben. Carter hatte keine Chance“. Die Männer redeten ohne Zweifel über Natsu. Sie hatten Recht, er würde kommen und wegen mir in die Falle tappen. Immer geriet er wegen mir in Schwierigkeiten, und nie gab er mir die Schuld dafür. Ich konnte die Gesichter der Männer nicht erkennen, sie trugen große Kapuzen und das Feuer erhellte kaum einen Meter Umkreis. Nur einer von ihnen – es waren drei Männer – sah besonders gefährlich aus. Er hatte ein leuchtendes gelbes Auge, dass sich scheinbar unkontrolliert in alle Richtungen bewegte. Ich griff nach meinen Schlüsseln, was sich als äußerst schwierig erwies und schaffte es, einen zu erreichen. Es war Sagittarius. Das war perfekt! Ich rief ihn in Gedanken und er erschien, ohne einen Ton zu machen. Nicht umsonst war er einer der 12 Zodiac-Geister. Er schnitt mir, ohne bemerkt zu werden, die Fesseln auf, ließ sie aber so liegen, dass man nichts sehen konnte. Einer der Männer sah zu mir, ich stellte mich bewusstlos und Sagittarius verschwand hinter dem Baum. Der Mann drehte sich zurück, er schien nichts gemerkt zu haben. Doch der Mann mit dem gelben Auge sagte ruhig, aber sehr streng: „Lass dich nicht täuschen, sie ist wach. “ Mein Atem stockte. „Hol sie her, es wird Zeit, dass der Junge kommt. Entlock ihr doch ein paar schöne, bitterliche Schreie“. In meinem Kopf ging ich die Möglickeiten durch, die ich hatte. Weglaufen, wenn ich das schaffen würde, Sagittarius könnte die Lacrima, die mir im Weg waren auslösen, solange sie außer Reichweite waren. Oder ich könnte Loki rufen, er würde sicher die Stellung halten, bis Natsu auftauchen würde. Währenddessen könnte Sagittarius alle Lacrima auslösen. Loki... Ich sprang auf und rannte los. Hinter mir hörte ich ein dreckiges Lachen. „Sagittarius, kannst du die Lacrima auslösen, sodass das Gift mich nicht erreicht?“, fragte ich ihn bestimmt. Sofort schoss er und traf genau. Ich wusste nicht, wie lange das Gift wirksam war, doch ich hatte keine Wahl. Das Lachen hinter mir verstummte, der Gelbäugige gab zischende Befehle und ein Mann kam mir hinterher. Ich stolperte durch den Wald in die Dunkelheit hinein. Ich wusste nicht wo ich bin, erstmal musste ich wegkommen. Sagittarius hatte ich wieder zurückgeschickt, er hatte gute Dienste geleistet. In der Dunkelheit konnte er meinen Verfolger leider nicht ausmachen. „NATSU!!NATSUUU!“. Ich rief ihn so laut ich konnte, er sollte dem Gelbäugigen nicht in die Falle laufen. Plötzlich griff mich jemand und hielt mir den Mund zu. Ich wollte ihn schon beißen, doch merkte früh genug, dass es Natsu war. Mir viel ein Stein vom Herzen. Doch irgendetwas stimmte nicht. „Psssst“ zischte er und hielt einen Finger an seinen Mund. Seine Augen bewegten sich hin und her, es jagte mir Angst ein. Sie sind überall, tausende von ihnen, in den Baumkronen. Wenn sie dich hören, werden sie dich angreifen. „Was sitzt in den Bäumen Natsu?“, flüsterte ich. Es kam keine Antwort. „Hast du die Tasche?“. Er sah an sich herunter, da hing eine schwarze, lederne Tasche mit einem seltsam leuchtenden Zeichen drauf. „Lass uns verschwinden“, sagte ich leise. Der Mann suchte in einiger Entfernung nach mir. Wir bewegten uns leise von dem Mann weg, doch die Wesen, die ich nicht sehen konnte, bemerkten uns. „Lauf Lucy!“, rief Natsu „ihnen macht Magie nichts!“, nahm meine Hand und sprintete los. Der Mann hatte uns nun auch bemerkt. Im Laufen rief ich Taurus, er sollte sich um den Verfolger kümmern. Doch dieser Schoss ihn ab und Taurus verschwand mit einem „es tuuht mir Leid Luuuhcy“. Er hatte scheinbar Kugeln, die Magie neutralisierten. Der zweite Schuss riss mir den Gürtel ab. Ich blieb sofort stehen, um umzudrehen und Natsu stellte sich schützend vor mich. Als ich nach meinen Schlüsseln griff, sprang eines der Wesen auf den Boden, griff sie und war wieder weg. Das alles in einer Geschwindigkeit, dass ich es kaum wahrnahm. Mein Magen drehte sich um, und als mir richtig klar wurde, was mir gerade passierte, flog ich durch den Druck einer Explosion an einen Baum, dass mein Rücken krachte. Natsu war dabei, meinem Verfolger zu zeigen, wo der Hammer hängt. Das Problem war nur, dass ihn nun auch die schwarzen Wesen attackierten, den Angreifer aber scheinbar in Ruhe ließen. Sie rissen nun auch an mir, als wollten sie alle ein Stück von mir abhaben. Als mir einer ein Stück Haut mit den Zähnen abriss, schrie ich laut auf. Natsu war sofort zur Stelle und vertrieb die Wesen, doch der Mann, dem er den Rücken dazu zugewandt hatte, nutzte seine Chance. Er warf eine Lacrima und verschwand. Um mich herum waren lila Nebelschwaden. Ich konnte Natsu nicht mehr sehen und kaum atmen. Hustend kroch ich auf dem Boden, um ihn zu finden. Ich hörte Schreie, wie von ganz weit weg. Etwas kroch an meinen Beinen hoch, es fühlte sich an, als würden nasse Schlangen meinen Körper hochkriechen. Ich schleppte mich vorwärts, welche Richtung auch immer das war. Um mich herum waren tausend Augen, die mich fixierten. Alles drehte sich. Ich musste mich übergeben. Mein Körper wurde immer schwächer, meine Sinne taub. Der Wald wurde für mich zu einer Horrorlandschaft, in der jedes Wesen darauf aus war, mich leiden zu sehen. Doch die Schlangen, die mich am Boden hielten, wurden weniger. Der lila Nebel verzog sich und ich konnte wieder Bäume erkennen. Ich versuchte zu rennen, irgendwann schaffte ich es auch. Raus! Ich musste undebingt raus aus diesem Wald! Wo war eigentlich Natsu? Bis eben noch hat mein Gehirn alles ausgeblendet, doch jetzt übermannte es mich. Natsu war noch da drin! Ich musste unbedingt Hilfe holen, ohne meine Schlüssel konnte ich es ihm nur schwerer machen. Die Angst beflügelte meine Schritte, ich wurde schneller. Doch der Schwindel drohte mich zu Boden zu werfen. Es wurde heller, ich konnte wieder ein wenig sehen. Der Rand des Waldes konnte nicht mehr weit sein. Plötzlich sah ich etwas am Boden, etwas funkelndes. Es drehte sich immernoch alles. Ich rannte mit letzter Kraft zu dem Funkeln, dann wurde alles schwarz. Ohnmacht ...Wo...bin ich? ...Was ist passiert? Mir ist schlecht und fürchterlich kalt. Plötzlich merke ich einen stechenden Schmerz über der Schläfe. Mir läuft heißes Blut über das Gesicht. Ich kann nur verschwommen sehen, Panik kriecht mir die Brust rauf. Da steht jemand! Nach kurzem Schock nehme ich eine beruhigende Aura war, ich sehe zwei gut gekleidete Beine und dann werde ich zurück in die Dunkelheit gezogen. Meine Gedanken sind ganz wirr und unglaublich zäh. Und dann dieses Rauschen! Es macht mich wahnsinnig. Doch eines kommt immer wieder zurück, ein Name, der alle anderen Gedanken durchbricht, viel klarer, fast schon erlösend: Loki. Er war es, der neben mir stand. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gerufen. Irgendwas stand zwischen uns, machte die Luft dick und drückte mir auf die Brust. Ihn zu sehen, zerriss mir in letzter Zeit das Herz. Also rief ich ihn nicht mehr, um meine Gedanken zu sammeln. Und er öffnete das Tor auch nicht selbst. Er respektierte meine Entscheidung, doch manchmal wünschte ich mir, er würde es nicht tun. Es ist alles Miras Schuld. Ständig redet sie davon, was für ein tolles Paar Natsu und ich doch abgeben würden. In der Gilde gehen eh schon alle davon aus, dass wir ein Paar sind. Was ich für ihn empfinde, fragt sie mich ständig. Bevor sie damit angefangen hat, habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht. Darüber, dass wir unglaublich viel Zeit miteinander verbringen. Darüber, dass er mir immer ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann, egal, wie schlecht es mir geht. Darüber, dass er sich in meiner Wohnung wie zuhause fühlt. Er ist immer für mich da, er würde sein Leben für mich lassen. Gutaussehend ist er auch. Doch irgendwas fehlt. Das Gefühl, dass Loki in meinem Bauch verursacht, wenn er mich verschmitzt anlächelt. Die Wut, die er auslöst, wenn er mit einer anderen flirtet. Der Blick, mit dem er mir auf den Grund der Seele zu schauen scheint. Loki... Schmerz Plötzlich hörte ich etwas. Was? ...cy.. Lucy... Da ist ein Licht! Jemand ruft mich! LUCY! Mein Bewusstsein kommt zurück. Ich werde von einem Sonnenstrahl geblendet. Sonne... Das heißt, ich bin in Sicherheit. Jemand rüttelt sanft an meiner Schulter. Ich blinzle ihn an, es ist Loki. Mein Herz machte einen Satz. Mir wurde wieder schwindelig, aber dieses mal nicht wegen meinen Verletzungen. Wenn es hart auf hart kam, war er immer für mich da. Er hat mich gerettet. In Gedanken lege ich meine Hand an seine Wange. Ich weiß, was mich bedrängt, jetzt wo er so nah vor mir sitzt. Ich nehme seine Brille ab. Seine Augen sind so wunderschön. Auch jetzt, wo er mich besorgt ansieht. Seine Augen glänzen stärker als sonst. Ich könnte ihn den ganzen Tag ansehen, doch die Traurigkeit in seinem Blick tut mir weh. Was zwischen uns steht bin ich. Ich habe mich ihn verliebt. Aber ich kann es nicht sagen. Jede Faser meines Körpers schreit es, doch mein Verstand wehrt sich. Er ist ein Stellargeist, ich bin ein Mensch. Er ist unsterblich, ich werde alt. Er kann jede haben, die er will. Ich würde am liebsten weinen, ihm alles sagen. Ich flüstere ein Danke (Danke? Ist das etwa alles!?) und küsse ihn. Als ich mich von ihm löse, verschwindet er. Epilog Natsu kommt aus dem Wald und sieht mich, an einen Baum gelehnt. Ich kann mich kaum bewegen. Er wirft mich über die Schulter und rennt zurück zur Gilde. Happy fliegt über uns, mit einem gequälten Gesichtsausdruck. Wir haben die Tasche nicht mehr. Aber wenigstens habe ich meine Schlüssel zurück. Kapitel 2: Zwischen Erinnerung und Vergessen -------------------------------------------- Prolog Was ist gestern passiert? Mein Schädel brummt, mein Körper fühlt sich unglaublich schwer an. Ich habe das Gefühl, dass ich eine wichtige Entscheidung getroffen habe, doch es fällt mir einfach nicht mehr ein. Erinnerung Ein Sonnenstrahl fällt auf mein Gesicht. Er ist so schön warm, ich fühle mich geborgen. Ich höre ein leises Schnarchen neben mir und fahre auf. Natsu. „Natsu, was machst du hier?“ frage ich ihn gähnend. Ich recke mich und bereue es im nächsten Moment. Mein ganzer Körper tut weh. Was war bloß passiert? Dass Natsu mich nicht hören würde, hatte ich mir schon gedacht. Also stand ich auf, um ins Bad zu gehen und erstmal zu duschen. Ich schloss die Tür ab – nicht, dass dieser Perversling mich noch beim Duschen beobachtete – und zog meine Klamotten aus. Warum hatte ich noch meine normale Kleidung an? Als sie auf dem Boden lagen, fiel mir auf, dass sie total verdreckt und voller Blut waren. Ich drehte mich um, um mich im Spiegel zu betrachten. Bis auf den Verband um den Kopf hatte ich nur ein paar blaue Flecken und Ratscher. Ich wickelte den Verband vorsichtig ab, ohne in den Spiegel zu sehen, ich wollte gar nicht wissen, wie die Wunde darunter aussah. Das heiße Wasser entspannte meine Muskeln. Es brannte ein wenig in den kleinen Wunden, aber ansonsten ging es mir schon besser. Eingehüllt in dem duftenden Dampf fingen meine Gedanken an, zu rotieren. Gestern war ich mit Natsu auf eine scheinbar einfache Mission gegangen. Was ist dort passiert? Mein Körper signalisiert mir, dass es etwas Schlimmes war, denn ich bekomme trotz der Hitze eine Gänsehaut. Mein Kreislauf droht zu versagen, deshalb steige ich aus der Dusche und wickle mir ein Handtuch um. Ich setzte mich auf den Boden, den Rücken an die Wanne gelehnt. In meinem Kopf huschen dunkle Gestalten umher, Natsu ruft, ich solle weglaufen, ich falle und etwas Schleimiges kriecht meinen Körper herauf. Halb bewusstlos schreie ich auf. In diesem Moment bricht Natsu die Tür auf, mit angsterfüllten Augen sieht er mich an. Ich kann ihn wahrnehmen, jedoch reagiert mein Körper nicht. Mein Verstand schwebt irgendwo zwischen Bewusstsein und Bewusstlosigkeit. Ich merke noch, wie Natsu mich ins Bett trägt und dann bin ich weg. Mira fragt mich, was ich für Natsu empfinde. Gray macht zweideutige Anspielungen, woraufhin Juvia mich mit ihren Blicken tötet. Natsu lacht mich an, nimmt mich in den Arm. Ich muss lächeln. Er schenkt mir immer wieder Geborgenheit und Hoffnung. Loki öffnet selbst das Tor und erscheint glitzernd vor mir. Er schenkt mir das verschmitzte Lächeln, das mein Herz höher schlagen lässt. Erza grinst mich an, sie will schon lange wissen, in wen ich mich wohl verliebt habe. Dabei weiß ich es selber nicht. Als ich wieder aufwache, ist es Nachmittag. Dieses Mal bin ich allein. Ich drehe mich vorsichtig um, dieses Mal wollte ich den Schwindel nicht herausfordern. Auf meinem Nachttisch lagen meine Schlüssel. Irgendwie erleichterte es mich, obwohl sie doch immer da lagen. Daneben lag etwas, dass das Licht spiegelte. Ich griff danach, um zu sehen, was es ist. In meinen Händen hielt ich Loki‘s Brille. Warum habe ich Lokis Brille? Schuldgefühle (Loki) Was ist nur los mit mir? Ja, sie hatte mich geküsst. Und es war kein kleiner Schmatzer, aber ein richtiger Kuss war es auch nicht. Sonst werfen mich doch keine Frauen aus der Bahn! Was ist das nur für ein fürchterliches Gefühl? Sie war schwer verletzt, vermutlich wusste sie nicht einmal, was sie da tat. Trotzdem war es schön. Noch nie hab ich mir so viele Gedanken gemacht. Selbst die anderen Stellargeister merkten, dass etwas nicht stimmte. Irgendwie fühle ich eine Barriere zwischen mir und Lucy. In letzter Zeit kann ich nicht mehr so locker mit ihr umgehen, wie zuvor. Daher kam es mir ganz gelegen, dass sie mich nicht mehr ruft. Doch gestern musste ich das Tor selbst öffnen. Ich fühlte, wie jegliche magische Kraft ihren Körper verlassen hatte. Es war schleichend passiert, doch als ich ihre Aura in der Nähe der Schlüssel wahrnahm, war es zu spät. Sie lag bereits bewusstlos am Boden, eine Hand nach den Schlüsseln ausgestreckt. Sogar Aquarius hatte sich mit ihren Beschimpfungen zurückgehalten, da sie spürte, dass Lucy in großer Gefahr schwebte. Wäre ich nur einen Augenblick später aufgetaucht, hätte die Dunkelheit sie verschlungen. Es war alles meine Schuld. Ich hätte schon auftauchen sollen, als sie Sagittarius rief. Doch irgendetwas hielt mich zurück. Ob sie sich wohl an den Kuss erinnern konnte? Überwindung Irgendwas sagt mir, dass sich mehr dahinter verbirgt, als ich mir denke. Ich weiß es jedoch nicht mehr. Also, was soll ich tun? Ich hatte zuvor vermieden, Loki zu rufen, da ich mir darüber klarwerden wollte, was ich eigentlich will. Wenn er erschien, brachte er meine Gedanken mit seiner Art durcheinander. Ich wollte mir nicht zu viel auf seine kleinen Anspielungen einbilden, so war er nunmal eben. Doch je länger ich ihn nicht rief, umso angespannter wurde das Verhältnis zwischen uns. Ich wollte unsere Freundschaft nicht zerstören. Sei nicht so ein Feigling, Lucy! Die Hand, in der die Brille lag, fing an zu zittern. Ich wollte ihn sehen und doch wollte ich es nicht. „Tor des Löwen, öffne dich! LOKI!“. Oh Gott, ich habe es getan. Mit einem Zwinkern materialisiert sich Loki vor mir. Für einen Moment war ich mir sicher, eine leichte Röte auf seinen Wangen wahrzunehmen, doch so schnell sie kam, war sie auch wieder verschwunden. „Also, Lucy“, sagt er in seiner gewohnten, lässigen Art, „willst du mich etwa verführen?“. Er grinst mich breit an. Da fällt mir auf, dass ich immer noch nur in ein Handtuch gewickelt bin. Ich kann spüren, wie mein Kopf feuerrot anläuft. „Du wartest hier!“ befehle ich ihm und springe auf, um mir frische Sachen zu holen. Doch mein Plan scheitert. Mal wieder packt mich der Schwindel, sodass Loki mich fangen muss. Einen Moment hielt er inne und ich sah etwas in seinem Gesichtsausdruck, das mir so gar nicht gefiel. Er leidet. „Loki, was...“, setze ich an, doch er hält mir einen Finger an den Mund. „Du solltest lieber liegen bleiben, Prinzessin. Ich hole dir etwas zum wechseln“. Er bringt mir neue Kleidung und geht ins Nebenzimmer. Ich vergewissere mich, dass er nicht guckt und ziehe mich um. „Du kannst kommen“, rufe ich ihm halbherzig zu. Sein Schmerz scheint auf mich überzugreifen. Auch wenn er es versteckt, etwas beschäftigt ihn, doch mich beschleicht das Gefühl, dass es was mit mir zu tun hat. Ich sitze auf dem Bett und warte, dass er zurückkommt. Mein Herz schlägt viel zu schnell. Als er wieder zu mir kommt, habe ich mich halbwegs beruhigt. Er greift sich einen Stuhl und setzt sich vor mich. Für einen Moment sehe ich ihn bloß an. Seine Augen sind so wunderschön, dass ich mich darin verlieren könnte. Kein Wunder, dass er so viele Frauen mit seinem Zwinkern um den Verstand brachte. Dieser Gedanke schlägt mir auf den Magen. Ich seufze. „Lucy, warum hast du mich gerufen?“ „Warum habe ich deine Brille?“, frage ich gerade heraus, sonst wird das wohl nie was. Einen kleinen Moment sieht er zu Boden, dann sieht er mich halb besorgt, halb leidend an. „Lucy, du warst gestern mit Natsu im Wald zu einem Job. Dir ist dort Schlimmes widerfahren und als ich kam, war es fast zu spät. Du hattest keinerlei magische Kraft mehr, ich trug dich aus diesem Magiezirkel hinaus an den Rand des Waldes. Ich muss dabei meine Brille verloren haben...“. Er schluckte schwer. „Es tut mir so leid! Wäre ich nur gekommen, bevor du deine Schlüssel verloren hast! Es ist alles...“, nun bin ich es, die ihm den Finger an den Mund hält. „Danke.. Du hast mich gerettet“. Ich ziehe seine Brille auf und zwinkere ihm zu. „Vielleicht sollte ich sie einfach behalten!“ lachte ich. Als ich sie ihm dann doch wiedergebe, lächelt er. Irgendwas stimmt nicht. „Dann gehe ich mal zurück. Es tut mir leid, Lucy“. „Wie schon gesagt, du hast mich gerettet, du brauchst dich nicht zu entschuldigen!“, ermutige ich ihn. Ich würde ihn gerne bitten zu bleiben, aber ich weiß nicht warum, deshalb lasse ich es. Jetzt wo er weg ist, fühlt sich mein Herz so leer an. Natsu Bevor ich mich wieder in meinen Gedanken verliere, stehe ich auf, um meine Wunde am Kopf zu betrachten. Sie blutet nicht mehr, sieht aber tief aus. Sie anzufassen traue ich mich nicht, da die Haut darüber sehr dünn ist. Ich hole mir ein großes Pflaster, mache eine Schicht Creme darauf und klebe es über die Wunde. Jetzt ab in die Gilde. Ich muss mit Natsu sprechen. Auf dem Weg in die Gilde kann ich entspannen. Ich genieße die Sonne, die auf dem Fluss glitzert und denke nicht mehr an den Vorfall. Es war viel zu schnell vorbei. Ich öffne die Tür und sehe mich um. „Yo, Lucy“, kommt es von Gray, „was ist passiert? Natsu ist den ganzen Tag nicht hier aufgetaucht.“ „Er ist bestimmt müde, ich glaube, er hat die ganze Nacht auf mich aufgepasst. Ich hab nur leider fast keine Erinnerungen mehr, vermutlich ne Gehirnerschütterung…“. „Meinst du nicht, du solltest dich lieber noch ausruhen, Lucy?“, kommt es von Erza. Stimmt schon. „Ich möchte nach Natsu sehen.“ Ich überlege, ob ich sie frage, dass sie mich begleitet. Aber Natsu wird seine Gründe haben, weshalb er nicht hier ist. „Danach geh ich wieder nach Hause, versprochen“. Ich lächle sie an und beteuere, dass es mir schon besser geht, obwohl mir wieder mulmig wird. Schnell hier weg. Natsus und Happys Haus liegt auf einem berg zwischen ein paar Bäumen. Eigentlich ist es sehr schön dort, doch die Hütte ist ziemlich heruntergekommen. Der Weg dorthin strengt mich ziemlich an, aber irgendwie schaffe ich es. Fast am Haus angekommen, fliegt mir Happy entgegen. Er sieht traurig aus. „Happy! Was ist los?“, frage ich ihn mitfühlend. Bestimmt hat Natsu seinen Fisch gegessen und sich nicht entschuldigt. Mit seiner Reaktion habe ich jedoch nicht gerechnet: er fliegt mir in die Arme und bekommt vor Schluchzen kaum Luft. „Irgendwas stimmt mit Natsu nicht! Er sieht überhaupt nicht gut aus und als ich ihn darauf angesprochen habe, schrie er mich an ich solle gehen.“ Das sah Natsu so gar nicht ähnlich, Happy ohne Grund so anzufahren. Wie konnte er seinem kleinem blauen Freund sowas nur antun! Dafür kriegt er jetzt erstmal eine Abreibung. „Keine Sorge Happy, ich rede mit ihm.“ Ich streiche ihm über den Kopf und setze ihn behutsam ab. Wütend stapfe ich Richtung Haus und Hämmere gegen die Tür. Kapitel 3: Natsu ---------------- Prolog Was mich hinter der Tür erwartete, sollte die wahre Natur unseres Auftrages enthüllen… Natsu Wütend stapfe ich Richtung Haus und Hämmere gegen die Tür. „Natsu?! Ich komme jetzt rein!“, warum mache ich das eigentlich noch? Er taucht immer einfach so bei mir auf. „NEIN! GEH EINFACH WEG!“ Ist das Natsus Stimme? So hab ich ihn ja noch nie gehört. Vorsichtig öffne ich die Tür einen Spalt, ein bisschen Angst macht er mir schon. Innen ist es dunkel. Durch die dicken Vorhänge fällt nur wenig Licht. Natsu sitzt mit dem Rücken zur Tür, das Gesicht zur Wand gedreht. Er kauert auf dem Boden, die Beine angewinkelt. So eine abwehrende Position habe ich bei ihm noch nie gesehen. Mir wird plötzlich ganz kalt, was ist hier nur los. Ganz vorsichtig sage ich nochmal seinen Namen, dieses Mal mit großer Sorge in meiner Stimme. „VERSCHWINDE LUCY! DU BIST DIE LETZTE; DIE MICH SO SEHEN SOLL!“, okay, hier stimmt definitiv was nicht. Das ist keine einfache Laune, ihn umgibt eine Aura von Gefahr. Ich gehe zu ihm hin, um herauszufinden was los ist. Wenn er nicht mit mir reden will, werde ich es halt aus ihm herausziehen. „Natsu, was ist los, ich will dir doch nur…“ Ramms. Ehe ich mich versehe fliege ich durch den halben Raum. Meine Wange pocht, sie ist garantiert geschwollen. Ich schmecke Blut im Mund. Mit aufgerissenen Augen starre ich wieder den Rücken an. Das ist grade nicht wirklich passiert! Das kann nicht sein, Natsu würde mir nie ihm leben wehtun. „Wer…bist du? Du bist nicht Natsu!“ Er dreht sich um und sieht mir direkt in die Augen. Mir gefriert das Blut in den Adern. Seine Augen sind pechschwarz. „VERSCHWINDE! Bevor noch mehr passiert.“ Noch benommen von dem Schlag krieche ich zur Tür. Wieder an der frischen Luft versuche ich zu verstehen, was da gerade passiert ist. Der Schmerz in meinem Gesicht ist nichts dagegen, was mein Herz gerade durchmacht. Taumelnd komme ich wieder auf die Beine, sobald ich stehe, renne ich los. Ich muss zur Gilde. Völlig außer Atem komme ich dort an. Ich stoße die Tür auf und sehe mich hektisch um. „WO IST DER MASTER?“ schreie ich so laut, dass mich alle ansehen. „Lucy, was ist los?“ fragt Mira. „Ich muss mit dem Master reden!“ „Lucy, er kommt erst morgen von einer Tagung wieder“, ist ihre Antwort. Ich muss mich beruhigen, hier rumzubrüllen bringt schließlich auch nichts. Ich versuche durchzuatmen und gehe zu Gray an den Tresen. Juvias tötende Blicke stören mich gerade wenig. Als erstes muss ich den Blutgeschmack wegspülen. Mira gibt mir irgendeinen Saft und ich stürze ihn runter. Das tut gut. Mein Herzschlag beruhigt sich ein wenig und ich erzähle Gray leise, was passiert ist. Was immer es war, Natsu wollte scheinbar nicht, dass es jemand mitbekam. Deshalb wollte ich am liebsten direkt mit dem Master sprechen, außerdem wusste er so gut wie immer, was zu tun war. Grays erster Beschluss war natürlich, Natsu zur Besinnung zu prügeln. Doch ich kann ihn beruhigen, die Sorge, die mir ins Gesicht geschrieben steht, scheint ihn zu überzeugen. Ich muss die Tränen unterdrücken, was ist nur los mit ihm? Ich stehe ihm doch so nahe, wie sonst niemand, niemals würde er mir wehtun. Ein kleiner Schluchzer entweicht mir und Gray nimmt mich in den Arm. Jetzt brechen alle Dämme und ich heule Gray regelrecht die Ohren voll. „Lass uns rausgehen“, flüstert er mir ins Ohr, nimmt meine Hand und führt mich nach draußen. Dass Juvias Kopf hochrot anläuft, nehme ich nur im Augenwinkel war. Draußen schütte ich ihm mein Herz aus. Wie es sich anfühlt, vergessen zu haben, was passiert ist, den Schmerz, den Loki in seinen Augen hatte, der sofort auch mich überging, die Aura, die Natsu umgab. So mitfühlend, wie ich Gray noch nie erlebt habe, drückt mich Gray an seine Brust. Für einen Moment vergesse ich meine Sorgen und mein Herz rast. „Was hältst du davon, wenn ich mit Loki rede?“ Das war eine gute Idee. Mir gegenüber schien er irgendwas zu verbergen. Ich nicke und rufe Loki. „Gray möchte mit dir reden“ sage ich knapp. Dass die beiden gleichzeitig, ohne dass ein Kampf im Gange ist, da sind, ist zu viel für mein Herz. Auch wenn ich gerade echt größere Sorgen habe, bringt es mich um den Verstand. Loki verschwindet kurz um daraufhin das Tor selbst zu öffnen. Die Beiden setzen sich ein paar Meter weg auf die Wiese zwischen den Bäumen. Ich lasse mich auf einer Bank an der Gilde nieder. Ich versuche meine Gedanken zu beruhigen. Die beiden sind verdammt heiß. Hab ich das gerade wirklich gedacht?! Ich kann es mir ruhig eingestehen, ich finde Gray und Loki heiß. Wenn die beiden zusammen sind, versprühen sie einen besonderen Charme. Sie sind eben beste Freunde. Ich weiß gar nicht, wie viel Zeit vergangen ist, während ich die beiden einfach nur betrachtet habe, jedenfalls nicken die beiden und kommen auf mich zu. Wach werden, Lucy!, sage ich mir selbst, sie sollen mich ja nicht mit einem verträumten Blick erwischen. Loki nimmt meine Hand und fängt eindringlich an zu sprechen. „Lucy, ich werde, egal was auf dich zukommt, wieder sofort das Tor öffnen, wenn du in Gefahr bist. Egal, was momentan zwischen uns steht, ich kann nicht mit ansehen, dass dir etwas zustößt. Also zögere bitte auch nicht, mich zu rufen.“ Oh Gott, er hat es also doch gemerkt. Es lag allerdings keinerlei Vorwurf in seiner Stimme. „Loki, es tut mir so leid, ich…“ „Lucy, mach dir keine Sorgen. Du bist doch meine Prinzessin“ sagt er liebevoll, sein Lächeln wirft mich fast um. Doch gleichzeitig macht es mich auch wieder traurig. Er verschwindet mit einem ernsten Blick zu Gray. „Lucy, Loki konnte mir auch nicht allzu viel von dem Vorfall erzählen, jedoch sagte er, er habe dich aus einem magischen Zirkel hinausgetragen, und dass du fast von Dunkelheit verschlungen worden wärst. Er meinte, es handelte sich dabei definitiv um schwarze Magie. Natsu war länger da drin als du, oder? Loki meint, sein Verhalten ist vermutlich die Folge dessen. Die Dunkelheit wird seinen Körper mehr und mehr einnehmen, bis sein Wille bricht. Dann ist er verloren.“ Die Worte sind wie ein Stich mitten ins Herz und ich kann sehen, dass Gray genauso fühlt. Plötzlich fällt mir etwas ein. „Auf der Tasche war so ein seltsames Zeichen, vielleicht können wir etwas darüber herausfinden! Ich werde Levy um ihre Hilfe bitten. Könntest du zu Natsu gehen und ihm einbleuen, dass er ja nicht aufgeben darf?“ Gray nickt und macht sich sofort auf, während ich zurück in die Gilde gehe. Ich gehe sofort zu Levy, sehe ihr ernst in die Augen. Ich brauche ihr nichts zu sagen, sie versteht mich auch ohne Worte. Sie nickt und wir setzen uns an einen Tisch. Ich schnappe mir eine Serviette und kritzle das Zeichen darauf. „Lu-chan!“, erstaunt sieht sie mich an. „Was hat das zu bedeuten?“ Verwundert sehe ich sie an. „Das wollte ich eigentlich dich fragen.“ Sie springt auf und läuft in den Keller ins Archiv. Sie brauchte keine 5 Minuten, dann kam sie mit einem Buch in der Hand wieder zurück. „Diese Art von Symbolen sind altertümliche Schriftzeichen für schwarze Magie.“ „Loki hat auch schon über schwarze Magie gesprochen“, überlege ich laut. „Ich bin mir sicher, ich habe dieses Symbol schonmal gesehen. Ich werde es finden!“, verspricht sie mir. Entschlossen holt sie ihre ‚Wind-Reader-Glasses‘ heraus und fängt an das Buch zu wälzen. Während ich warte, denke ich darüber nach, was Loki zu mir gesagt hat. Er hat wahrgenommen, dass etwas nicht stimmt, aber es hat sich so angehört, als würde es auch von ihm ausgehen. Was ist eigentlich los mit mir? Ich mache mir solche Gedanken, obwohl ich nicht mal weiß, ob ich überhaupt bei einem von ihnen eine Chance habe. Natsu… Uns verbindet ein starkes Band, so stark, dass es niemals jemand trennen könnte. Wir kennen uns in- und auswendig. Umso schmerzvoller, dass jetzt jemand versucht, mit aller Macht sein Bewusstsein zu erlangen. Ich bin ihm so nah, dass ich gar nicht sagen kann, was für eine Beziehung wir haben. Doch ich hab noch nie sexuell an ihn Gedacht, das kann und möchte ich irgendwie nicht. Unsere Beziehung ist so speziell und unglaublich wichtig für mich, dass ich sie nicht in Gefahr bringen möchte. Ich kann nicht ohne ihn Leben, deshalb habe ich oft darüber nachgedacht, ob ich ihn nicht doch liebe. Bei uns war es von Anfang an anders, doch genau deshalb denke ich langsam, dass er einfach mein bester Freund ist. So, wie ich es mir immer gewünscht habe. Ich kann alles mit ihm teilen, wir sind praktisch wie eins. Ich bin ihm zu nah, um ihn zu lieben. „Ich hab es!“, unterbricht Levy meine Gedanken, doch ihre Freude, die Bedeutung gefunden zu haben, ist genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen war. „Das Zeichen bedeutet Chaos. Es gibt eine Legende, dass ein gefallener Engel dieses Amulett verloren hat. Der Besitzer des Amuletts bestimmt seine Wirkung: entweder es beschwört Chaos in den Menschen, oder es wendet dieses ab. Gelangt es in den Besitz einer dunklen Gestalt, könnten sie die Menschheit damit in Anarchie stürzen. Die Welt würde im Chaos versinken, die Menschen sich selbst zerstören. Gelangt es in den Besitz eines Menschen mit einem puren Herzen, könnte damit der Frieden gesichert und böses vernichtet werden. Jedoch muss für die Verwendung ein Mensch gefunden werden, der entweder ein im tiefsten verdorbenes oder reines Herz hat.“ „Das heißt, in dieser Tasche war vermutlich das Amulett und dieses ist jetzt im Besitz einer dunklen Gilde?!“. Ich muss herausfinden, was das für eine Gilde ist. „Danke, Levy!“, sie hat mir wirklich geholfen. Ich springe auf und laufe zu Mira, die schon die ganze Zeit zu uns herüber sieht. „Mira, du musst mir helfen!“, sie kannte sich von allen am besten mit Gilden und Regeln aus. Ich beschreibe ihr den gruseligen Mann mit dem gelben Auge und die dunkle Aura, die den ganzen Wald umgab, denn ich glaube langsam, dass diese nicht von dem Wald ausging, sondern von diesem Mann. Als ich ausgesprochen habe, kommt auch Gray zurück. Er sieht sehr ernst aus. Kein Wunder, er war die ganze Zeit über bei Natsu. Mira grübelt einen Moment, dann will sie natürlich wissen, was los ist. Ich erzähle ihr die Kurzfassung, die sie schon zur Genüge schockiert. Von dem Magier hat sie schon mal gehört, jedoch weiß sie seinen Namen nicht. Jedoch meinte sie, er gehört zu einer Gilde Namens ‚Midnight Shadow‘, irgendwie passend. Sie kramt eine Karte hervor und zeigt uns, wo die Gilde liegt. Sie befindet sich vermutlich in einer Höhle in einem Gebirge, wo genau weiß man leider nicht. Das waren jedoch mehr Erkenntnisse, als ich mir erhofft hatte. „Wenn es sich wirklich um das Amulett handelt, ist die ganze Menschheit in Gefahr. Mira, kontaktier bitte den Master, er muss zurückkommen sobald es geht. Wir sollten uns in der Zeit überlegen, wie wir vorgehen.“ Mira nickt und verschwindet in einem Nebenzimmer. In der Zeit, in der sie weg ist, steige ich auf einen Tisch und erkläre der Gilde, was Sache ist. Wir können jede Hilfe brauchen. Spätestens, als ich erkläre, wie es um Natsu steht, bricht der Kampfgeist aus. Jeder will ihn retten, jeder will, dass die Verantwortlichen für ihre Taten büßen müssen. So ist es eben in Fairy Tail, wir sind wie eine große Familie. Beflügelt und voller Tatendrang steige ich von dem Tisch runter, Gray grinst mich frech an, er ist bereit. Kapitel 4: Eine lange Nacht --------------------------- Prolog Die vor mir liegende Nacht sollte von Fieber und Herzrasen bestimmt sein... Eine lange Nacht Als Mira gerade verkündete, dass der Master zu Anbruch des Abends zurück sein würde, kommt Erza in die Gilde gestürmt. „Lucy! Gray! Ihr kommt sofort mit!“, sagte sie in dem Tonfall, der Widerworte nicht duldete. „Mira, ihr werdet heute Abend, wenn Master zurück ist, sofort Maßnahmen gegen die Gilde einleiten! Lasst euch was einfallen, ihr macht das schon!“ bevor jemand eine Frage stellen konnte stürmte sie auch schon raus. Ich nehme die Beine in die Hand und renne zu ihr. Sie bleibt so abrupt stehen, dass ich gegen ihren Rücken pralle. Stumm zeigt sie auf jemanden. Warte, das ist Natsu! Er scheint nicht bei Bewusstsein zu sein, wie im Schlaf taumelt er an der Gilde vorbei. „Ich kann ihn weder wecken, noch aufhalten. Wenn ich es versuche, wehrt er sich mit aller Kraft, ich müsste ihn umbringen. Er ist schon schwer verletzt. Wir werden ihm folgen!“ Scheinbar wollte Erza Natsu nicht die Blöße geben, dass ihn sonst jemand so sah. Wir folgten ihm bis an den Rand von Magnolia, er nahm Kurs auf das Gebirge, in dem die dunkle Gilde liegen musste. Vermutlich übernahm jemand Kontrolle über seine Gedanken und führte ihn. Das hieß, dass wir völlig unvorbereitet in die Gilde platzen würden. Gut, dass wenigstens Erza bei uns war. Warum machte ich mir eigentlich Sorgen? Gray war in letzter Zeit unglaublich stark geworden, wir würden das schon schaffen. So folgen wir also Natsu in das Gebirge, während der Abend anbricht. Hätte ich das geahnt, hätte ich etwas Wärmeres angezogen. Typisch. Natsu legt jedoch so ein Tempo vor, dass es noch auszuhalten ist, jedoch geht mir langsam die Puste aus. Wie weit es wohl noch ist? Immer tiefer dringen wir in das Gebirge vor, meine Knie fangen an zu schlottern. Horologium kann ich nicht rufen, er wäre zu langsam, doch bald schaffe ich es nicht mehr. Auch Erza ist schon ordentlich aus der Puste, was schon was heißen muss. Ich stolpere und da ist es vorbei. Ich kann keinen Meter weit mehr gehen. Erza und Gray drehen sich um und als ich hochsehe, ist Natsu weg. „Er ist weg!“ schreie ich entsetzt. Keine Spur von dem Dragonslayer. Jetzt haben wir wirklich ein Problem. Es ist mitten in der Nacht, wir sind in einem Gebirge, in dem es nur so stürmt und wissen nicht, wo unser Ziel ist. „Wir suchen uns eine Höhle, in der wir übernachten“, sagt Erza trocken. Es ist unsere einzige Möglichkeit. „Ich komme nicht mehr hoch“ sage ich kleinlaut. Meine Gliedmaßen sind rot vor Frost und meine Lungen füllen sich nur langsam mit Luft. Gray hält mir eine Hand hin. Ich hiefe mich hoch und ehe ich mich versehe, lande ich auf seinem Rücken. „Gray…“ fange ich an, doch er schüttelt nur den Kopf. „Kein Problem, Süße“. BITTE WAS?! Hat er gerade ‚Süße‘ zu mir gesagt? Ich höre deutlich meinen Herzschlag, doch das wärmt mich etwas auf. Schnell haben die beiden einen Schlafplatz gefunden und Gray setzt mich sanft auf den Boden. Natsu hätte mich einfach runterrutschen lassen. Bei dem Gedanken an ihn zieht sich in mir alles zusammen. „Lucy, du bleibst hier!“ bestimmt Erza. „Gray, mach irgendwas, dass der Wind nicht so reinweht und man uns nicht sofort sieht. Ich gehe Holz sammeln und sehe mich ein wenig um.“ Gray beginnt ein paar Steine vor den Eingang zu rollen und ich will Horologium rufen. Er schützt mich allerdings nur vor dem Wind, da Gray gerade den Eingang halbwegs abdichtet, kann ich mir die Energie besser sparen. Da fällt mir ein... „Virgo!“ rufe ich die Jungfrau. „Ja, Prinzessin?“. „Kannst du ein paar Decken aus deiner Welt herbringen? Ich rufe dich dann gleich wieder.“ Sie verbeugt sich und verschwindet. Ein paar Minuten später rufe ich sie zurück und sie hat einen Haufen Decken in den buntesten Farben dabei. Wenn man die Mode der Stellargeister einmal kennt, sieht man auf den ersten Blick, dass sie aus ihrer Welt kommen. „Danke, Virgo! Ehrlich, du hast mir wahnsinnig damit geholfen!“ ich lächle sie an und sehe schon, dass sie nach ihrer Strafe fragen will, deshalb schicke ich sie mit einem Augenrollen direkt fort. Ich breite die Decken auf dem Boden aus, 2 für Gray und jeweils 3 für Erza und mich. Gray friert schließlich eh nicht. Eine Decke auf dem Boden und in zwei eingehüllt, schaffe ich es sehr langsam, wieder eine normale Temperatur zu erreichen. Gray ist fast fertig und Erza hat bereits einen beachtlichen Stapel Holz angesammelt. Da übermannt mich meine Erschöpfung und ich falle in einen fiebrigen Schlaf. In meinem Traum laufe ich Natsu alleine durch das Gebirge hinterher. Seine Schritte werden immer schneller und schon bald erreichen wir den Eingang zu einer Höhle. Hier sind überall Höhlen, jedoch ist diese ein klein wenig anders. Von innen heraus peitscht einem ein eiskalter Wind entgegen. Plötzlich dreht sich Natsu zu mir herum, sieht mich wutentbrannt an und er schreit, als würde er sich auf einen gigantischen Angriff vorbereiten. Ich spüre eine unglaubliche Aura von ihm ausgehen und habe Angst um mein Leben. Da fackelt ganz kurz etwas in seinen Augen auf, woraufhin ihm riesige schwarze Flügel aus dem Rücken schießen und er fliegt weg. Völlig außer Atem wache ich auf. Vor mir fackelt ein Feuer, ich sehe Gray im Augenwinkel. Erza streicht mir eine Strähne aus meinem nass geschwitzten Gesicht. Mein Kopf liegt in ihrem Schoß. „Gray, übernimm du wieder, sie ist ganz heiß.“ Erza legt sehr behutsam meinen Kopf ab, damit ihn wenige Sekunden später Gray in seinen Schoß legt. Mir entweicht ein Seufzer. Seine leichte Kühle fühlt sich befreiend an. Langsam werde ich wieder Herr über meine Sinne. Eine ganze Weile bleibe ich so liegen, bis ich Grays Stimme höre. „Loki, nimmst du sie mal? Sie fühlt sich wieder normal an. Erza schläft, das hat sie sich auch verdient.“ Loki ist hier? Wann? Warum? Schlagartig fangen meine Gedanken wieder an zu rotieren. Ich lasse die Augen geschlossen, ich habe Angst vor dem Schwindel. Wieder werde ich vorsichtig abgelegt, um kurz darauf wieder behütet zu werden. Ich spüre Lokis Ausstrahlung sofort. Sie beruhigt mich, doch gleichzeitig macht er, dass sich mein Blut anfühlt, als wäre es aus Brause. Ich spüre meinen Herzschlag wieder sehr deutlich, da berührt er ganz sanft meine Wange. Ich fühle mich der Ohnmacht nahe. Angestrengt versuche ich, nicht den Verstand zu verlieren. Bleib ruhig, Lucy. Was ist nur los mit mir? Gray hatte das nicht in mir ausgelöst, höchstens eine leichte Rötung auf mein Gesicht gebracht. Mein Körper will wohl unbedingt, dass ich mich mit diesem Thema befasse. Warum kann es nicht einfach aufhören? Ein schmerzvolles Flüstern bestätigt, dass ich eine Entscheidung treffen muss. Er hat nur meinen Namen gehaucht, doch es steckt so viel Leid darin. Ich tue Loki mit meinem Verhalten weh. Ich gefährde Natsus und meine Freundschaft. Eigentlich ist mir schon lange klar, dass ich mir keine Beziehung mit Natsu vorstellen kann. Er ist mir so nah, zu nah vielleicht. Und Gray? Ja, er ist verdammt heiß. Aber eigentlich hat sich unsere Freundschaft nur immer mehr vertieft. Es ist ein rein körperliches Verlangen, dass mich ab und an nach ihm überkommt. Wir passen einfach nicht zusammen, das würde auf Dauer nicht klappen. Wogegen ich spüre, dass sich auf freundschaftlicher Basis, unsere Beziehung sehr eng werden kann. Außerdem könnte ich das Juvia niemals antun. Mein Herz schlägt weder für Natsu, noch für Gray. Ich könnte sie vermutlich beide haben, wenn ich wollte. Dieser Gedanke überrascht mich selbst, doch ich weiß tief in meinem Herzen, dass ich das nicht möchte. Nein, meine Gedanken driften immer wieder zu diesem sonderbaren Stellargeist. Dem Mann, den ich einst gerettet habe, und der mich seitdem immer und immer wieder beschützt. Dem Mann, der mit einem Zwinkern jede Frau um den Finger wickelt. Dem Mann, von dem ich mir von Anfang an gesagt habe, dass ich gar nicht darüber nachzudenken brauche. Aber es ist nichts mehr so wie am Anfang, seit Loki zurück in die Welt der Stellargeister zurückkehren konnte, ist er ein anderer Mensch. Als wir vor Karens Grab standen, hat er mir schon sein Innerstes zu erkennen gegeben. Die ganzen Frauen waren seine Art, seinen Horror zu verarbeiten. Sich abzulenken, seine Schwäche zu überspielen. Ich weiß, dass das nicht gelogen war, es war eindeutig in seinen Augen abzulesen. Er sagte es in der Gewissheit zu mir, bald zu sterben. Seitdem fühlt es sich so an, als sei ich das Zentrum seiner Welt. Manchmal flirtet er mit anderen, aber ich habe das Gefühl, er verfällt da in seine alte Gewohnheit, beziehungsweise will er sein Image bewahren. Aber auch das ist in letzter Zeit äußerst selten geworden. Ein sanftes Streicheln über meinen Hals verschafft mir eine angenehme Gänsehaut. Plötzlich wird mir wieder klar, wo ich mich gerade befinde. Ein Schnarchen neben mir gibt mir zu verstehen, dass Gray schläft. Ein Tropfen fällt auf mein Gesicht, mit einem Finger streicht Loki sie weg. „Was machst du nur, Lucy?“ flüstert er besorgt. Mein Magen zieht sich zusammen, ich kann es nicht ertragen, dass er leidet. Langsam öffne ich meine Augen und drehe vorsichtig meinen Kopf zu ihm. Ich atme tief ein, um ihm dann in die Augen zu sehen. Er ist es, was ich will. Ich will, dass er mir gehört, keiner anderen. Ich will seine Nähe spüren können, wann immer ich will. Ich will, dass er immer an meiner Seite ist. „Loki...“ flüstere ich. Er lächelt mich müde an. Er zieht seine Brille ab, zieht mich leicht zu sich und legt seine Stirn an meine. Mein Herz rast, ich weiß endlich, was es will. Mein Verstand schaltet sich ein, doch damit kann ich mich später noch beschäftigen. In diesem Moment möchte ich einfach seine Nähe genießen. Ich setzte mich halb auf und lehne meinen Kopf an seine Brust. Sein Geruch benebelt mich und meine Gedanken verabschieden sich. Er riecht so unglaublich gut. Als ich aufwache, dämmert es. Lokis Brust hebt und senkt sich gleichmäßig, er ist auch eingeschlafen. Ein müdes Lächeln huscht über mein Gesicht. Ich stehe auf und recke mich. Noch etwas verschlafen sehe ich zur Seite, da bleibt mein Herz einen Moment stehen. Erza grinst mich provozierend an. Ich werde knallrot und stapfe aus der Höhle. Die frische Luft tut gut. Einige Minuten später gehe ich wieder rein, Erza ist bereits damit beschäftigt, die Wege in der Umgebung abzusuchen und Gray schläft noch. Ich knie mich vor Loki und streiche eine Strähne aus seinem Gesicht. Er sieht bekümmert aus. Ich fahre mit meiner Hand über seine Wange und rüttle ihn sanft. Verschlafen blinzelt er mich an, wie unschuldig und süß er in diesem Moment aussieht. Ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange und flüstere ihm ein Danke ins Ohr. „Du kannst zurückgehen, du musst sehr erschöpft sein. Ruh dich etwas aus, mir geht es schon besser.“ Ich lächle ihn an und er nickt. Er zieht mich kurz zu sich ran und verschwindet dann. Kapitel 5: Unbehagen -------------------- Unbehagen -Loki- Seit dem Vorfall in dem Wald spielen meine Gedanken verrückt. In meinem Magen breitet sich immer wieder dieses Gefühl aus, das mir so gar nicht gefällt. Seit Lucy mich gerettet hat, ist sie ein unglaublich wichtiger Teil meines Lebens und ich habe mir geschworen, immer für sie da zu sein. Sie ist eine wunderbare Partnerin und sie hat das Herz aller Stellargeister erreicht. Alle lieben sie, es ist wie in der Gilde, der Zusammenhalt ist großartig. Dass sie sich zu einer wunderschönen jungen Frau entwickelt, ist mir natürlich nie entgangen und an Komplimenten habe ich auch nicht gespart. Auch wenn sie jedes mal leicht errötete, was ich unglaublich niedlich fand und deshalb erst recht weitergemacht habe, hatte ich nie das Gefühl, dass sie tatsächlich Interesse an mir haben könnte. Ich hatte sie zwar bereits in mein Herz geschlossen, aber als eine enge Freundin. Warum sollte man hübschen Frauen nicht auch mal sagen, dass sie es sind? Ich kenne die Frauenwelt nur zu gut, die meisten wissen von sich gar nicht, wie sie auf die Männer wirken. Doch seit dem „Kuss“, wenn man das so nennen kann, gerät in mir alles durcheinander. Meine Gefühle für sie habe ich immer abtun können, denn abgesehen davon, dass ich dachte, sie hätte sowieso kein Interesse an mir, war da immernoch die unüberbrückbare Distanz zwischen Menschenwelt und meiner Welt. Mit dem Schmerz dieses Bewusstseins musste ich eben leben, ich bin sowieso unendlich dankbar, dass ich das Leben überhaupt noch besitze und meine Freunde wiedersehen darf. Doch in diesem Wald hat sie alles durcheinander geworfen. Dieser Hauch eines Kusses, ob nun aus Dankbarkeit oder Verwirrung oder was auch immer, hat in mir all die Gefühle an die Oberfläche getragen, die ich so lange unterdrückt habe. Der Schmerz in meinem Herzen ist kaum zu ertragen und ich weiß überhaupt nicht, was sie denkt oder fühlt. Das einizge was ich tun kann, ist weiterhin für sie da zu sein und zu akzeptieren, dass ich mich in sie verliebt habe. Auch wenn es eine einseitige, unmögliche Liebe ist, werde ich alles für sie geben und jeden Moment mit ihr genießen. Voller Entschlossenheit sehe ich auf und nehme Virgo wahr. Hat sie mich die ganze Zeit beobachtet? Sie macht sich Sorgen um mich, das kann man sehen. Sie ist schließlich die einzige, die weiß, was in mir vorgeht. Doch bevor ich etwas sagen kann, verschwindet sie. Lucy hat sie gerufen. Sofort konzentriere ich mich auf meinen Schlüssel, um die Verbindung zu Lucy herzustellen. Doch sie scheint nicht in Gefahr zu sein, ich kann mich wieder entspannen. Ich sehe in den Himmel und verliere mich in meinen Gedanken. Ein seltsames Unbehagen holt mich wieder zurück. Ich kann fühlen, dass Lucys Verletzung ihr wieder zu schaffen macht. Ich brauche nicht lange nachzudenken, ich öffne das Tor zur Menschenwelt um zu sehen, wie es ihr geht. Sie liegt in mehrere Decken gehüllt in Erzas Schoß. Diese streicht behutsam über Lucys Rücken um ihr etwas Ruhe zu geben. Gray sitzt an eine Felswand gelehnt auf einer Decke und starrt ins Feuer. „Yo, Loki“, kommt es von ihm. Ich setze mich neben ihn und sehe besorgt in Lucys Gesicht. Sie scheint mit dem Fieber zu kämpfen. Ich unterhalte mich ein wenig mit Gray, bis Erza ihm sagt, er solle Lucy nehmen, da sie sich erheblich erhitzt hat. Darauf tauschen die beiden die Plätze und Erza legt sich schlafen. Sie sieht ziemlich fertig aus. Gray sieht Lucy mit einem Blick an, der mir gar nicht gefällt und Eifersucht macht sich in meiner Brust breit. Aber wenn jemand Lucy bekommen soll, außer mir, dann soll es mein bester Freund sein. Schon wieder beginnt sich das Gedankenkarussel zu drehen, bis Gray mich daraus befreit. „Loki, nimmst du sie mal? Sie fühlt sich wieder normal an. Erza schläft, das hat sie sich auch verdient.“ Etwas wehleidig stehe ich auf und übernehme. Endlich. Sanft lege ich ihren Kopf in meinen Schoß und streiche ihr über die Wange. „Lucy...“ Eine Weile vergeht und der Schmerz wächst. Gray schläft mittlerweile auch und so muss ich mich nicht mehr beherrschen, mein Pokerface zu bewahren. Meine Augen füllen sich mit Tränen, mein Körper reagiert heftig auf meine Gefühle. Schon landet der erste tropfen auf ihrem wunderschönen Gesicht. Reiß dich gefälligst zusammen! Die Sorge um sie nimmt wieder mehr Raum ein. „Was machst du nur, Lucy?“, flüstere ich. Warum musst du immer in solchen Schlamassel geraten? Warum musst du mir so den Kopf verdrehen? Warum... Sie wacht auf! Benommen blinzelnd dreht sie sich zu mir, um mir anschließend tief in die Augen zu sehen. Ich bin so froh, dass sie wach ist, dass es ihr etwas besser geht und dass ich in ihrer Nähe sein darf. Ich ziehe sie an mich ran und lege meine Stirn an ihre. Ich werde dich immer beschützen! Sie scheint die Berührung zu genießen und lehnt sich an mich. Ihr schwacher Atem kitzelt an meinem Hals. Sie so nah bei mir zu haben ist einfach nur schön. Ich möchte mir den Augenblick nicht mit meinen Gedanken kaputt machen und schalte sie aus. Ich streichle ihr über den Hals und ihre Seite entlang. Die Augen geschlossen sauge ich den Moment in mich. Ihre Atmung vertieft sich, sie ist wieder eingeschlafen. Ich sehe sie an, ein erschöpftes Lächeln ziert ihr Gesicht. Ich drücke sie fester an mich und trotz meinem Vorhaben, nicht über mein Schicksal nachzudenken, entweicht mir ein schmerzvolles Seufzen. Dieser Moment ist so unglaublich wunderbar und schmerzhaft zugleich. Kapitel 6: Die Höhle der Schatten --------------------------------- Mit einer leichten Röte auf den Wangen stehe ich verträumt am Eingang der Höhle. Die Sonne ist fast komplett aufgegangen, der Himmel schimmert in verschiedenen Lila- und Blautönen. Er sieht wunderschön aus. Erzas laute Stimme holt mich aus meinen Gedanken. „WACH AUF GRAY!“, brüllt sie den armen Kerl an. Murrend erhebt sich dieser vom Boden und streckt sich. „Wir werden Richtung Norden aufbrechen. Soweit ich es sehen kann, führen die anderen Pfade entweder wieder zum Fuß des Gebirges oder enden in einer Felssteppe. Das heißt für uns, es geht weiter nach oben“, führt uns Erza in ihre Pläne ein während sie die Decken auf einen Haufen wirft. Ich rufe Virgo und sie nimmt die Decken wieder mit zurück in ihre Welt. Sie sagt kein Wort, was mich sehr wundert und sieht mich nur mit einem seltsam tiefen Blick an, bevor sie verschwindet. Was war das denn bitte jetzt?! Egal, es gibt erstmal Wichtigeres. Einigermaßen erholt stapfen wir also weiter den Berg hinauf. Gray nörgelt, dass er Hunger hat und sogar Erzas Magen knurrt unüberhörbar laut. Sie ignoriert es wie immer gekonnt und keift Gray an, er solle sich nicht so anstellen. Ich hab auch ganz schön Hunger, aber viel schlimmer ist der Durst. Je weiter wir nach oben kommen, um so dünner wird die Luft und auch trockener ist es hier. Wir werden immer langsamer und schon bald müssen wir eine Verschnaufpause machen. Was geht hier nur vor sich? Ich lasse mich zu Boden sinken und atme flach ein und aus. Als ich mich umsehe, kommt mir alles seltsam bekannt vor. Wie gestochen springe ich auf und renne los. Rechts und links Höhlen. Geradeaus eine, die besonders bedrohlich aussieht, nur dass kein kalter Wind aus ihr bläst. „Natsu ist da drin!“ rufe ich entschlossen. Sofort springen die anderen beiden auf und rennen zu mir. „Bist du sicher?“, zweifelt Erza. „Ja!“, ich habe genau diesen Ort in meinem Traum gesehen, und mein Gefühl sagt mir, dass Natsus Verhalten mit dieser Höhle zusammenhängt. „Dann lasst uns keine Zeit verlieren“, kommt es von Gray und wir gehen zielsicher auf den Eingang zu. Der erste Schritt in die Schatten verrät mir, dass wir hier goldrichtig sind. Die dunkle Kraft hat auch den Wald umgeben, jedoch eindeutig stärker. Erza ging mit einer Fackel in der Hand voran, das spärliche Licht zeigt uns gerade mal einige Meter, was vor uns liegt. Plötzlich weht ein eisiger Wind die Fackel aus, ich höre noch Erzas Stimme, doch ihre Worte dringen nicht zu mir. Mit einem Mal bin ich weggetreten. Wo... wo bin ich? Meine Glieder schmerzen und mir ist eiskalt. Ich sehe mich vorsichtig um. Ich befinde mich in einer Zelle. Es ist dunkel, doch von der Seite mit den Gittern kommt ein waberndes gelbes Licht. Kein schönes, warmes gelb, ein fieses, grelles, anwiederndes Gelb. Wo sind meine Schlüssel?! Sie sind weg. Wie verrückt sehe ich mich in der Zelle um, doch sie sind nirgends. „Naa, Miss, suchen Sie etwa die hier?“ spottet eine raue Stimme. Mein Kopf schnellt zur Seite und da sehe ich meine geliebten Schlüssel in den dreckigen Händen eines Mannes. „Gib sie sofort zurück!“, fauche ich ihn an. „Das wärs ja noch, wenn ich dir die Quelle deiner Magie zurück gebe.“ Lachend lehnt sich der Mistkerl an die Stäbe. „Wie wäre es, wenn wir ein Spiel spielen?“, fies lachend legt der Typ seine fauligen Zähne frei. Ich höre einen Schrei. Einen von der Art, die einem ins Mark gehen. Angsterfüllt reiße ich meine Augen auf: das ist Erzas Stimme. Immer wieder ertönen ihre Schreie. „Was macht ihr mit ihr?! Hört auf damit!“, schreie ich den Mann vor meiner Zelle an. Ein ekelhaftes Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. „Einer meiner Kollegen hat nur etwas Spaß mit ihr. Keine Sorge, er wird sie nicht umbringen, sie wird eine wunderbare Energiequelle abgeben“. Ich verstand gar nichts mehr, Wütend sprang ich auf und wollte mir den Typ krallen. Dieser machte einen Schritt zurück, so dass er außerhalb meiner Reichweite stand. „Na, na, na, wir werden hier doch wohl nicht frech.“ Er mustert meine Schlüssel und in meinem Magen breitet sich ein unangenehmes Gefühl aus. „Eine Beschwörungsmagierin also? Wir werden sehen, was dir deine lieben Helfer so wert sind.“ Was?! Bitte nicht, bitte tu ihnen nichts! Wütende Tränen bilden sich in meinen Augen und trüben mir die Sicht. „Zieh dein Oberteil aus!.“ „Das werde ich ganz bestimmt nicht tun!“, werfe ich ihm an den Kopf. Seine Finger gleiten zwischen den einzelnen Schlüsseln hin und her, dann hält er einen empor. „Dann... Wird wohl dieser hier dran glauben müssen“, sagt er und macht Anstalten, ihn zu zerbrechen. Panik schnürt mir die Kehle zu, ich habe keine Wahl. So langsam wie möglich ziehe ich mein Oberteil aus. „Na geht doch!“, lacht der Perversling und stiert mir auf die Brüste. „Als nächstes...“ wieder gleiten seine Finger über die Schlüssel. Mein Puls stockte, wie weit würde er das hier treiben? „Ich kann mich nicht zwischen dem BH und dem Rock entscheiden. Aber wir haben ja Zeit, also der Rock“, lechzte er. Noch nie in meinem Leben ging es mir so schlecht. Ich schlucke schwer und beginne, meinen Rock auszuziehen. Entblößt stehe ich vor ihm und mein Blick wird leer. Ich halte das nicht aus. Während ich meinen Brechreiz bekämpfe wählt er den nächsten Schlüssel, jetzt kommt der BH dran. Aus meinem Körper weicht jegliche Energie, das Einzige, was ich von mir geben kann ist ein gequältes wimmern. Bitte! So hilft mir doch jemand! Eine Träne rollt meine Wange herunter und in diesem Moment sehe ich etwas am Hals meines Gegenübers aufblitzen. „Loki“ hauche ich und sacke in mir zusammen. Meine Rettung. „Gib mir die Schlüssel“, droht er und lässt sein Messer ein kleines Stück in die Haut des perversen Schweines gleiten. Ich nehme ihn nur benommen wahr, doch sein Blick strahlt pure Todeslust aus. „Geh auf die Knie“, befiehlt er. Lokis Augen... Sie jagen mir Angst ein. Er platziert das Messer über dem Herzen des Mannes und holt aus. „NEEEIN!“, überrascht von der Lautstärke meiner eigenen Stimme sehe ich ihn flehend an. Leben kehrt in Lokis Blick zurück und er haut sein Gegenüber k.o. „Die Dunkelheit hätte fast...“ setzte er an, doch mit einem gleißenden, beißend gelben Lichtblitz verschwindet er. Eine in einen Umhang gehüllte Person hebt meine Schlüssel auf, tritt den am Boden liegenden beiseite und geht einfach weiter. Mit den Schlüsseln aus meiner Reichweite kann Loki mir nicht helfen. Ich hoffe, ihm ist nichts Schlimmes passiert... Bevor ich mir weiter Sorgen machen kann, fordert jedoch eine bekannte Stimme meine Aufmerksamkeit: die Person in dem Umhang muss der Mann mit dem gelben Auge gewesen sein. Ich ziehe schnell meine Kleidung wieder an und husche an den Rand der Zelle. Was sich dort meiner Sicht bietet, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. In der Mitte eines Ovalen Saales ragt eine leuchtende Säule empor, von der das gelbe Licht ausgeht. In dieser Säule scheint etwas in einer Flüssigkeit zu schwimmen. Es sieht aus wie eine menschliche Solhouette. Direkt davor steht der Mann mit dem gelben Auge. Doch was sich daneben befindet, war verantwortlich dafür, dass meine Brust sich zuschnürt. Die Arme in Ketten, über dem Kopf gefesselt und der Körper einige Zentimeter über dem Boden schwebend hängt Natsu direkt vor der Säule. Sein Blick ist leer, seine Haut ganz grau und seine Adern haben ein tiefes Lila angenommen. „Ich werde jetzt beginnen“, sagt die Stimme, die dem Gelbäugigen gehören muss, scheinbar zu dem Wesen in der Säule. Gelbe Lichtblitze züngeln sich an Natsus Körper hoch. Er schreit aus tiefster Seele, sein Schmerz muss unerträglich sein. Immernoch sind seine Augen leer. Ich kann dem Spektakel vor mir nur zusehen, mal wieder kann ich nicht das Geringste anrichten. Tränen suchen sich den Weg aus meinen Augen. Natsu... Was haben die bloß mit dir gemacht? Es dauert nur einige Minuten, doch es fühlte sich an wie Stunden. Der Hüter dieser Blitze löst mit einem Schnipsen die Fesseln, leblos klatscht Natsus Körper auf den Boden. „NATSU!“, entweicht mir ein verzweifelter Schrei. Er ist doch nicht etwa... Nein! So leicht kann man Natsu Dragneel nicht töten! Der Kopf des dunklen Magiers schnellt zu mir und als würde er schweben gleitet er zu mir. „Du willst wohl gerne als nächstes dran sein, Mädchen?“, zischt er und unter mir erscheint ein Magiezirkel. Von ihm ausgehend steigen die selben Nebelschwaden empor, die ich schon im Wald gesehen habe. Angst und Verzweiflung kriechen meinen Körper hinauf, er ist dafür verantwortlich, dass Natsu sich so verhalten hat. Seine alleinige Existenz scheint Loki fast dazu getrieben zu haben, jemanden zu töten. „Du wirst zwar nicht besonders nützlich sein, aber es kann auch nicht schaden.“ „Lass sie sofort in Ruhe“, ertönt es von der Mitte des Saales. Seine Stimme ist sehr leise, doch trotzdem hat sie einen bedrohlichen Unterton. Der Magier lässt von mir ab und dreht sich um. Er lacht. „Einmalig! Aus dir kann man noch viel mehr holen, als ich jemals gedacht habe!“, er schien tatsächlich beeindruckt. Mit einem weiteren Schnipsen legt er Natsu wieder in Ketten. Sofort wird er bewusstlos. „Kleine Planänderung. Du scheinst doch nützlich zu sein. Du wirst den letzten Rest Energie aus dem Jungen herauskitzeln.“ Mit diesen Worten verschwand er. Was geht hier nur vor sich? Ich grüble vor mich hin und nach ein paar Minuten erscheint eine Frau, ebenfalls umhüllt, sodass ich ihr Gesicht nicht sehen kann. Sie stellt mir etwas Wasser und Brot in die Zelle und verschwindet wieder. Ob es wohl vergiftet ist? So langsam dämmert es mir. Die Blitze, die Natsus Körper eben umhüllt haben, strömten zu der Säule. Natsu verlor immer mehr an Körperspannung. Gelbauge faselt die ganze Zeit von Energie. Sie versuchen, dieses Ding zu beleben! Scheinbar braucht es menschliche Lebenskraft, um sich zu regenerieren. Dazu ist Natsu natürlich die perfekte Quelle, er sprudelt nur so über vor Energie. Und mich... Mich brauchen sie dazu, um Natsu dazu zu bringen, den Rest seiner Kraft zu entfesseln. Meine Kehle brennt so dermaßen, dass ich das Wasser trinken muss. Es scheint in Ordnung zu sein. Vermutlich wollen sie nur nicht, dass ich direkt bewusstlos werde, damit meine Schreie zu ihm durchdringen. Ein gelber Blitz durchdringt meine Gedanken und mir wird schwarz vor Augen. Als ich aufwache, hänge ich genau so wie Natsu in dem ovalen Raum. Erza ebenfalls, ihr Körper ist blutüberströmt, es züngeln bereits die gelben Energiesauger an ihm hoch. Gray kann ich nicht sehen, ist er entkommen? „Bist du also doch wach geworden, ich dachte schon, ich hätte es übertrieben“, lacht der gelbäugige Mann. Dann wird es wohl jetzt losgehen. Entgegen meiner Vermutung, dass ich jetzt angegriffen werde, dreht der Mann sich um und schaut in die Säule. „Bald ist es so weit, Master“, spricht er vor sich hin. Meine Beide werden taub. Ich sehe an mir runter und wieder schlängeln sich Nebelschwaden an meinen Waden hoch. Meine Sicht verschwimmt und alles wird ein tiefes Lila getaucht. Plötzlich befinde ich auf dem Boden, es ist dunkel und ich kann nicht aufstehen. Kriechend bewege ich mich voran, wohin, weiß ich nicht. Panik keimt in mir auf. Ich setze meine Hand nach vorne, sie landet in etwas Warmem, Dickflüssigem. Ich halte sie vor mein Gesicht. Es ist Blut. Mein Blick wandert zur Seite und dort liegt jemand. Mit zusammengekniffenen Augen erkenne ich ihn: es ist Natsu. Ich krabble zu ihm und lege meine Hand an seinen Hals. Dann an seine Brust. Kein Herzschlag. Einen Atem kann ich auch nnicht vernehmen. Er ganz kalt. Bitte nicht... „NEIN! NATSUUU!“ heulend schreie ich auf. Verzweifelt hämmere ich gegen seine Brust. „Wach auf, du Idiot! Wach auf! Das ist nicht witzig, komm schon!“ Es hat keinen Zweck. Kapitel 7: Das Licht, das die Dunkelheit durchbricht ---------------------------------------------------- „Natsu...“ wimmere ich vor mich hin. Das darf nicht wahr sein. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. Doch was ich dann sehen muss, ist der blanke Horror. Erza und Gray liegen ebenfalls verblutend am Boden. An einen Baumstamm gelehnt ist noch jemand. „Lucy...“, sagt er mit letzter Kraft meinen Namen. Loki! Warum ist er hier? Ich stolpere zu ihm hin, knie mich vor ihn. „Bleib bei mir, bitte! Hörst du mich? LOKI!“, durch einen winzigen Spalt sieht er mich schmerzverzerrt an. „Es tut mir leid...“, mit diesen Worten verstummt er und kippt zur Seite. Sie sind tot. Alle meine geliebten Menschen sind tot. Ich bin allein, gefangen in der Dunkelheit. Ich schreie mir die Seele aus dem Leib, bis kein Fünckchen Kraft in mir verbleibt, weine, bis die Quelle der Tränen versiegt. Es gibt keinen Grund mehr, für mich zu leben. Ich nehme den Dolch, der in Natsus Gürtel steckt und setze ihn an. Meine Hände zittern. Ich hole aus und steche zu. -Loki- Nachdem ich die ganze Nacht bei Lucy war, war ich recht schwach und froh, etwas Energie tanken zu können. Es war schon eine Weile her, dass ich eine so lange Zeitspanne in der Menschenwelt verbracht habe. Erschöpft lasse ich mich auf einem Stein am Ufer eines Wasserfalles nieder. Das Wasser schimmert in den buntesten Farben und das Rauschen des niederschießenden Wassers beruhigt mich. Mit einem leichten Grinsen im Gesicht denke ich an die letzte Nacht. Es war so schön, sie so nah zu spüren, dieses Mal sogar ohne dass sie sich wehrte. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, sie genoss meine Gegenwart. Ich muss eingeschlafen sein. Eine ganze Weile ist vergangen, das kann ich am Stand der Sonne sehen. Ich konzentriere mich auf meinen Schlüssel, will wissen, wie es meiner Prinzessin geht. Ich spüre ihre Aura nur sehr schwach, außerdem macht sich ein Gefühl von Verzweiflung in mir breit. Ich nehme jedoch sehr deutlich eine ekelhafte Aura an meinem Schlüssel wahr. Mit einem Messer bewaffnet erscheine ich in der Menschenwelt. Das Messer an den Hals des fiesen Typen gelegt überkommt ich eine plötzliche Mordlust. Wie wagt er es, so mit meiner Lucy umzugehen?! Im Augenwinkel kann ich sehen, dass sie nur noch ihre Unterwäsche anhat, deshalb sehe ich sie nicht an. Dieser Perversling muss sie gezwungen haben, sich auszuziehen. Ich hole aus, um zuzustechen, da ruft mich eine verzweifelte Stimme und ich komme zu mir. Mit dem Griff des Messers haue ich den Typen bewusstlos. Ich hätte fast einen Menschen umgebracht! Was ist nur in mich gefahren? Es muss diese dunkle Aura sein, die auch den Wald umgeben hat. Ohne Lucy hätte sie womöglich Besitz von mir ergriffen. „Die Dunkelheit hätte fast...“, mich trifft ein Blitz, der mir bis in die Knochen dringt und mich mit einem Mal zurück in meine Welt schleudert. Ich kann mich nicht bewegen und merke nur, wie sich Lucys Aura immer weiter von mir entfernt. - Ende Loki - Ein gleißendes Licht erfüllt meine Umgebung. Mein Herz füllt sich mit Wärme, eine vertraute Geborgenheit baut sich in mir auf. „DU WAGST ES, MEINEN KINDERN SO ETWAS ANZUTUN?“, höre ich noch die aufgebrachte Stimme eines Giganten, dann wird es wieder schwarz. Als ich wieder zu mir komme, ruckelt es ganz schön. Benommen sehe ich mich um. Ich werde huckepack getragen. Die ganze Gilde scheint hier zu sein. Neben mir schwebt Happy, er weint und trägt Natsu, der schlimm zugerichtet ist. Erza und Gray sind auch da. Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen und ich fange an, vor Erleichterung zu schluchzen. „Du bist wach!“, höre ich die freudige Stimme des Mannes, der mich trägt. „Loki! Ich bin ja so froh“ schniefe ich. Vor lauter Heulerei bekomme ich gar keine Luft mehr. „Geht schonmal vor, wir kommen gleich nach“, sagt Loki zu den anderen. Vorsichtig setzt er mich ab und lehnt mich an einen Baum. „Was ist denn los?“, fragt er mich ruhig. „Ich... ich... d-dachte ihr seid alle... seid alle...“ „Beruhige dich erstmal, es ist alles gut.“ Er reicht mir ein Taschentuch und ich schniefe ordentlich hinein. „Ich dachte, ihr seid alle tot! Ich hab es gesehen!“, heule ich. „Es war so real, ich konnte es fühlen“. „Aber das ist es nicht. Ich bin bei dir. Jetzt hör bitte auf zu weinen“, sagt Loki liebevoll. Er nimmt mich in den Arm und sein Geruch beruhigt mich. Er ist da, alle sind noch da. „Master hat Gebrauch von Fairy Law gemacht, oder?“, frage ich ihn, nun wieder einigermaßen bei Sinnen. „Ja, es gab keinen anderen Weg.“ Ich wusste es, dieses wunderbare Licht konnte nur unser Master sein. Er hat uns gerettet. Ich spüre, wie Loki seine Hände auf meine Wangen legt. Sein Gesicht ist so nah, dass ich seinen Atem spüren kann. Mein Herz fängt an, sprunghaft zu schlagen, meine Hut kribbelt unter seiner Berührung. Kommt er näher?! „Lass uns weitergehen, sonst machen sich die anderen noch Sorgen“, höre ich mich sagen. Feigling! Du bist so ein erbärmlicher Angsthase! „Kannst du laufen?“, fragt Loki und drückt mir dabei meine Schlüssel in die Hand. Freudentränen kullern meine Wangen hinunter, wenn auch etwas getrübt von meinem Verhalten vorhin. „Ja, aber bitte stütz mich.“ Somit machen wir uns auf den Weg zurück zur Gilde. In der Gilde angekommen werden Natsu und die anderen sofort auf die Krankenstation gebracht. Wendy begleitet sie, sogar Porlyusica wartet dort bereits. Alle anderen versammeln sich in der ertsen Etage der Gilde. Nach einigen Minuten klettert der Master auf die Theke, um kurz darauf seine magisch verstärkte Stimme erklingen zu lassen. „Die verletzten sind stabil.“ Durch lautes Jubeln und Klatschen wird er schon nach seinem ersten Satz unterbrochen. „Ähem.“ Langsam kehrt wieder Ruhe ein. „Auch wenn wir es geschafft haben, die dunkle Gilde zu besiegen, ist das Wesen, dass sich dort befand entkommen.“ Betroffenes Schweigen macht sich breit, ihnen ist scheinbar bewusst, dass es sich dabei um etwas Schreckliches handelt. „Jedoch“ fährt der kleine Mann fort, „haben wir mal wieder bewiesen, dass man sich nicht mit Fairy Tail anlegen sollte!“ Die ganze Gilde bricht in Siegesgeschrei aus und Hände schnellen in die Luft um das Zeichen zu formen, dass für Zusammenhalt in Fairy Tail steht. „Mit dem dunklen Wesen soll sich das magische Konzil rumschlagen!“ fügt der Master mit einem lauten Lachen hinzu. Auch wenn die Freude mich einen Moment den Schmerz vergessen ließ, so kehrt er jetzt mit voller Wucht zurück. „Bringst du mich nach Hause?“, frage ich Loki erschöpft. Er nickt und wir bahnen uns den Weg durch die tosende Masse. Der Weg bis zu meiner Wohnung kommt mir unglaublich lang vor. Wenigstens macht Loki keine Anstalten, mich anzugraben. Mich über seine Art aufzuregen, würde mir jetzt auch nicht gerade gut tun. Als wir endlich angekommen sind, muss er mich die Treppen hochtragen. Sanft legt er mich auf meinem Bett ab. Er setzt sich an die Bettkante und sieht mich eindringlich an. Seinen Blick kann ich jedoch nicht deuten. Mit einer Hand streicht er leicht über meine Wange, er berührt mich dabei kaum. Mein Herz beginnt sofort schneller zu schlagen, als es mir angenehm ist (mal wieder). Beruhig dich Lucy, er weiß ganz genau, was er machen muss, damit Frauen so reagieren, wie du gerade! Krieg dich wieder ein! „Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich hätte den Typen am liebsten in Stücke gerissen!“ Bei dem Gedanken an dieses fiese Monster läuft mir ein Schauer über den Rücken. „Außer mir darf dich keiner auffordern, dich auszuziehen“, fügt er mit einem Zwinkern hinzu und lockert die Situation augenblicklich auf. Das klang schon viel mehr nach dem Loki, den ich kenne. „Es tut mir leid Prinzessin, aber ich muss zurück. Ruf mich sofort, wenn du mich brauchst!“ Er haucht mir einen Kuss auf die Stirn und mit glühendem Kopf verabschiede ich meinen ewigen Retter. Ein Sonnenstrahl, der durch mein Fenster fällt, weckt mich. Ich setzte mich auf und strecke mich genüsslich. Was für ein wunderschöner Morgen! Einige Tage waren vergangen, seit wir aus der Höhle zurückgekehrt sind. Loki ist in dieser Zeit jeden Tag mehrere Stunden bei Gray gewesen, bis dieser gestern endlich aufgewacht ist. Erza ist einen Tag früher aufgewacht und jetzt warten alle sehnsüchtig darauf, dass Natsu dem Vorbild der beiden folgt. Porlyusica hat es geschafft, die dunkle Macht aus seinem Körper zu bannen und Wendy hat ihr dabei geholfen. Jeden Morgen lässt sie ihre Magie auf Natsu wirken, um dessen Heilungsprozess anzukurbeln. Nachdem ich mich erholt hatte, bin ich nicht von Natsus Seite gewichen. Doch gestern schien es ihm deutlich besser zu gehen, deshalb entschloss ich, diese Nacht in meinem Bett zu verbringen und eine ordentliche Dusche zu nehmen. Jetzt jedoch bin ich wieder unterwegs zur Gilde, ich möchte an seiner Seite sein, wenn Natsu aufwacht. Ich balanciere über die Mauer am Fluss und genieße die Sonnenstrahlen. Auf dem Weg zur Gilde kaufe ich mir ein Brötchen, ich hatte die letzten Tage keine Zeit, einkaufen zu gehen. Als ich das Gildengebäude betrete, sehe ich Gray und Loki an der Theke sitzen, sie scheinen sich über ein ernstes Thema zu unterhalten. Juvia haben sie scheinbar weggeschickt, denn diese befindet sich in einer Ecke des großen Raumes und feuert ihre dunkle Ausstrahlung auf Loki ab. Gray wirft mir ein ernsten Blick zu, den ich nicht verstehe, weshalb ich schulterzuckend meinen Weg zur Krankenstation fortsetze. Im Vorbeigehen werfe ich Loki ein freudiges Lächeln zu. Im Krankenzimmer angekommen vernehme ich ein lautes Schnarchen. Nein, es sind zwei Personen die schnarchen, jedoch ist das eine eher ein leises Schnurren. Happy liegt bei Natsu auf dem Bett, seine Augen geschwollen vom vielen Weinen. Der arme kleine Kerl musste echt eine harte Zeit durchmachen. Jetzt blinzelt er mich an und sobald er mich erkennt, fliegt er in meine Arme. Ich knuddle ihn ganz fest. „Hörst du das, Happy?“ flüstere ich in sein Ohr. „Was denn?“ schnnieft er. „Na das!“ Happy macht große Augen. Natsus lautes Schnarchen ist ein gutes Zeichen. Er könnte bald aufwachen! Sofort kommt mir der perfekte Plan in den Sinn. Grinsend setzte ich Happy wieder auf Natsus Bett. „Du passt auf ihn auf, ich bin in einer Stunde spätestens zurück!“ Freudig renne ich die Treppen hinunter und aus der Gilde. Loki habe ich nicht gesehen. Mit einem Korb duftender Brötchen, zwei Fischen und Aufschnitt kehre ich zurück. Breit grinsend teile ich Mira mit, dass ich Natsu jetzt wecken werde. Stolz stapfe ich in das Zimmer und wedel wie blöd mit den Armen, damit der Duft der Brötchen Natsus feine Nase so richtig umgibt. Das Schnarchen hört auf und Happys Augen werden immer größer. Wieder füllen sie ich mit Tränen, doch dieses Mal aus purer Freude. „NATSUUUUU...schnief... Endlich bist du wieder wach, Natsu!“ Der kleine Kater hampelt wie verrückt in Natsus Armen, der ihn fest an sich drückt. „Es tut mir so leid...“ Doch bevor er in schlechte Stimmung fällt, fordere ich die beiden auf, erstmal zuzugreifen, damit die beiden wieder zu Kräften kommen. „LUCY!“ schreit Happy „Sind die etwa BEIDE für mich?!“ „Na klar, so ein tapferer Begleiter braucht doch eine ordentliche Stärkung!“ zwinkere ich ihm zu und jetzt ist es mit ihm vorbei. Während des ganzen Frühstücks wimmert er freudig vor sich hin und ist total aus dem Häuschen. So süß, der Kleine. Kapitel 8: Alles wieder beim Alten - oder? ------------------------------------------ Alles wieder beim Alten – oder? In der Gilde wurden schon etliche Vorbereitungen getroffen, Mira ist dabei, den Saal zu schmücken, Lisanna stockt die Vorräte der Bar auf, Gray kreiert mystisch aussehende Eisfiguren und alle unterhalten sich fröhlich und helfen, wo es geht. Diesen Abend würden wir alle gemeinsam feiern, dass alles wieder beim Alten ist. Natsus Aufwachen war der Auslöser dafür, dass nun wirklich die ganze Gilde von Freude erfüllt ist. Es wird eine lange Nacht werden, deshalb beschließe ich, erst einkaufen zu gehen und dann noch ein Nickerchen einzulegen. Gähnend wache ich auf und muss mich aus dem Bett zwingen. Am liebsten würde ich mich einfach rausrollen, nachmittags zu schlafen machte mich immer noch müder. Aber dafür würde ich heute Abend länger durchhalten. Etwas benommen lasse ich die Wanne vollaufen und schütte die Badeessenz in meinem Lieblingsduft hinein. Ich lasse meine Anziehsachen achtlos auf den Boden fallen und steige in das rosa schimmernde Wasser. Wohlig seufzend genieße ich die Wärme, die meinen Körper umgibt und lasse meine Gedanken schweifen. Ich bin so froh, dass Natsu endlich wach ist und dass Loki und ich uns wieder besser verstehen. Auch wenn es immernoch komisch ist, denn hin und wieder sehe ich diesen Schmerz in seinen Augen und meine Gefühle für ihn machen mir auch zu schaffen. Warum konnte ich mich nicht einfach in Natsu verlieben? Es gingen eh schon alle davon aus, dass zwischen uns etwas wäre. Das ist es aber nicht. Er kennt mich durch und durch und ist definitiv der Mensch, der mir am nähsten ist. Doch es ist einfach keine romantische Verbindung. Deshalb gehen wir vermutlich auch so ausgelassen miteinander um. So langsam wird es Zeit, dass ich das Bad beende. Ich will ja nicht total verschrumpelt aus der Wanne steigen. Erfrischt und entspannt wickle ich mich in ein Handtuch. Vor dem Spiegel stehend überlege ich, ob ich wohl ganz normale Klamotten oder doch eher etwas Besonderes tragen soll... Ich gehe in mein Zimmer und greife nach dem Telefon. „Hallo?“ höre ich schon Levys Stimme am andern Ende der Leitung. „Hi Levy! Du sag mal...“ Ich spreche mit ihr über allen möglichen Mädchenkram und wir beschließen, uns zumindest ein bisschen herauszuputzen. Ich weiß ja schon länger, dass Levy auf Gajeel steht, deshalb sage ich ihr, dass sie die Chance ergreifen sollte, einen Eindruck bei ihm zu hinterlassen. Wir quatschen ewig darüber, sodass mir nachher gar nicht mehr so viel Zeit bleibt, etwas für mich zu überlegen. Ich entscheide mich für das typische „kleine Schwarze“, dass immer geht. Es betont meine Figur sehr vorteilhaft und eine rosa Schleife in den Haaren lockert das Ganze auf. Ob Loki wohl auch da sein wird? Ich beschließe, noch eine Kette umzulegen und meine rosa Pumps anzuziehen. Sie sehen sexy aus, sind aber nicht zu hoch. Perfekt. Nach einem prüfenden Blick in meinen Spiegel gehe ich auch schon los. Komisch, dass Natsu gar nicht bei mir aufgetaucht ist. Als ich in der Gilde ankomme, ist die Party schon voll im Gang. Die Musik ist laut, es wird getanzt, Gray und Natsu prügeln sich. Ich zwinkere Levy zu, die mit roten Wangen Seite an Seite mit Gajeel an einer Wand lehnt. Zwischendurch schielt er zu ihr rüber, wenn die beiden nicht so verklemmt wären, wären sie schon lange ein Paar. Aber süß war es irgendwie schon, den sonst so harten Dragonslayer so schüchtern zu sehen. Ich gehe zu Erza, die an der Bar steht und sich mit Mira unterhält. Sie hat ein Bodenlanges, dunkelrotes Kleid an, mit einem sehr tiefen Rückenausschnitt. Sie sieht wunderschön aus, ist jedoch total overdressed! Die anderen tragen alle normale Kleidung, Levy und ich fallen schon ein bisschen auf, aber Erza... Naja, so ist sie halt. Aber ganz alleine ist sie damit nicht, Mira sieht fast genau so aus wie Erza, nur dass ihr Kleid eisblau ist und einen sehr gewagten Schlitz am rechten Bein hat, der ihre langen Beine enthüllt. Die stärksten Frauen unserer Gilde sind so schön, dass es einen glatt umhaut. Neben ihnen komme ich mir vor wie das hässliche Entlein. Mira stellt mir einen Drink hin und ich trinke ihn mit einem Mal aus. Ich kann gar nicht so schnell gucken, wie schon ein neues Glas an der Stelle platziert wird. Ich unterhalte mich gut mit den Beiden, merke dabei gar nicht mehr, wie viel ich mittlerweile getrunken hab. Mein Kopf fühlt sich schon ein wenig schwammig an. „Lucy, bist du eigentlich endlich mit Natsu zusammen?“ kommt es von der Bardame. Oh man, bitte nicht schon wieder. Wollen die beiden mich abfüllen, damit sie endlich hören, was sie schon so lange hören wollen? „Mmmiraaa“ kommt es lallend von mir. Ups, ich hab vielleicht ein bisschen zu viel getrunken. Wenigstens kann ich klar denken. „Natsu und isch sind nuuur Freunde.“ „Ach komm schon! Da muss doch was sein!“ „Neeieen... Wenn isch es dir doch saage“. „Wen magst du denn, Lucy?“, wirft Erza ein. Die beiden kommen bedrohlich näher. Oh Nein! Da tippt mir jemand auf die Schulter. Diese Möglichkeit, mich etwas von den beiden zu distanzieren nehme ich gerne an. „Loooki!“ „Darf ich um diesen Tanz bitten, Prinzessin?“ Meine Rettung! Dankend nehme ich an und Loki führt mich an der Hand auf die Tanzfläche. Die Musik ist langsam, das ist mir gar nicht aufgefallen. Gut, dass ich bei meinen Eltern Standardtänze gelernt habe. Loki legt seine Hand auf meine Hüfte - die gehört weiter nach oben! - und hält mit der anderen nach wie vor meine Hand. Langsam beginnt er uns zur Musik zu wiegen. Er zieht mich näher zu sich und der Rest der Gilde verschwindet förmlich. Als wären wir ganz allein hier, gilt meine Aufmerksamkeit nur ihm. Er zieht mich noch näher zu sich, so nah, dass unsere Körper aneinander geschmiegt sind. Mir entweicht ein Seufzen. Normalerweise hätte ich schon längst die Flucht ergriffen, doch der Alkohol hat meine Scheu und Scham in den Hintergrund gedrängt. Noch näher drückt er mich an sich. Meine Atmung geht flach, schlägt sein Herz gerade etwa genau so schnell, wie meins? Viel zu schnell ist das Lied vorbei und mit geröteten Wangen sehe ich ihn an. Mein ganzer Körper kribbelt, mein Puls rast. Langsam nehme ich auch wieder andere Menschen wahr. Ich blicke umher und sehe in Levys erstaunte Augen. Sie scheint die Einzige zu sein, die uns so gesehen hat. Ich werde rot und sehe zu Boden. Es läuft wieder Musik, zu der man „normal“ tanzen kann und ich gehe wieder Richtung Bar. Ich bestelle zwei Shots bei Mira und kippe sie runter. Beruhige dich Lucy! Es bringt alles nichts und es ist schon unglaublich spät. Damit ich nicht total betrunken ende, beschließe ich, den Heimweg anzutreten. Draußen an der frischen Luft geht es mir direkt besser. Ja, ich bin angetrunken, aber ich kann klar denken und gerade gehen, sehr gut. Einen Moment halte ich inne und sehe in die Sterne. Ich lächle. Die Stellargeister sind meine Freunde. In diesem Moment tritt Loki aus der Gilde. „Gehst du nach Hause?“ fragt er höflich. „Ja.“ mehr kriege ich nicht raus. „Möchtest du, dass ich dich begleite?“ Ja, möchte ich das? Er sieht echt heiß aus heute Abend. Er trägt eine helle Jeans, in die er locker ein cremefarbenes Hemd gesteckt hat. Die oberen Knöpfe des Hemdes sind offen, geben den Blick auf seine muskulöse Brust frei. Ich unterdrücke den Drang, ihm in die wuschelige Mähne zu fahren und zu mir runterzuziehen. Selbst wenn er mich auch mag, wir hätten keine Zukunft! Aber, ist das jetzt wichtig? Kann ich nicht auch einmal, ohne nachzudenken, meinen Gefühlen freien lauf lassen? Ein Räuspern erinnert mich daran, dass er auf eine Antwort wartet. Ich weiß es nicht! In diesem Moment legt er seinen Arm um meine Taille und wir gehen los. Irgendwie bin ich dankbar, dass er mir die Entscheidung abnimmt. Schon stehen wir vor dem Haus, in dem ich wohne. Ich bin noch gar nicht so müde und gehe auf die Brücke ein paar Meter weiter. „Der Himmel ist sooo schön diese Nacht“, freue ich mich und lehne mich an die Mauer. Ich spüre, wie mich zwei Arme umschlingen und Loki sich an mich drückt. Sofort beginnt das Blut wieder in meinen Adern zu pulsieren. „Lucy...“ flüstert er nach einer Weile, in der wir gemeinsam den Nachthimmel bestaunt haben. Es war wieder dieser Schmerz in seiner Stimmte. Vorsichtig drehe ich mich zu ihm um und sehe ihn an. Seine Augen glänzen zu sehr. Eine Träne sammelt sich in seinem Augenwinkel, doch bevor ich etwas sagen kann, spüre ich, wie er seine Lippen vorsichtig auf meine legt. Als ich mich nicht wehre, legt er seine Hand in meinen Nacken und küsst mich mit einer Leidenschaft, die mich fast zur Ohnmacht treibt. Ein Kuss sagt wirklich mehr als tausend Worte. Mit diesem Kuss zeigt er mir genau das, was ich auch fühle: Liebe, Angst, Verzweiflung und Schmerz. Er fühlt das Selbe wie ich! „Lucy, mein Herz gehört dir. Nur dir allein“, haucht er mir mit bebender Stimme zu. Tränen laufen meine Wangen hinab. Damit hat er meine (zweit)größte Sorge soeben beseitigt. Es ist nicht nur so daher gesagt, es ist ein Versprechen. Schmerz und Glücksgefühle liefern sich in mir einen heftigen Kampf. Doch der Restalkohol lässt mich dieses Mal für den Moment entscheiden. Meine eine Hand gleitet in sein Haar, die andere umklammert seine Hüfte. Ich ziehe ihn zu mir und küsse ihn, so wie ich es schon ewig tun wollte. Ich drücke ihn immer mehr an mich, mein Körper will mehr. Ein Stöhnen entweicht mir, als ich ihn gänzlich an mich presse. Doch er distanziert sich wieder etwas, kaum merklich, mindert damit aber die Spannung, die immer mehr danach schreit, entladen zu werden. Sein Atem geht schnell. „Lucy...“ wieder dieses schmerzerfüllte Flüstern. „Ich möchte nicht, dass etwas passiert, das du nachher bereust. Ich werde jetzt gehen.“ Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn und während er verschwindet sagt er die magischen Worte: „Ich liebe dich, meine Prinzessin“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)