Bittersweet Affairs von MeropeGaunt ================================================================================ Kapitel 8: Die andere Granger ----------------------------- Ein leiser Türschlag riss Draco am nächsten Morgen aus dem tiefsten und ruhigsten Schlaf, den er jemals gehabt hatte. Noch einen Moment blieb er liegen, hier, in der weichen Decke, aus der sein halber, nackter Oberkörper herausschaute und seine Arme; der rechte Arm lag noch ausgestreckt auf der Seite, auf der vor wenigen Augenblicken noch Frau Türknall- Hermine- geschlafen hatte. Und trotz allem konnte er sich sein grobes, verschmitztes Grinsen nicht von den Lippen wischen. Er konnte ihre Gründe genau verstehen, weshalb sie nun so plötzlich gegangen war: Es war entweder pure Panik oder ihre Schüchternheit, das Falsche nach so einer Nacht zu sagen. Draco biss sich auf die Lippe und drehte sich auf den Rücken, während er die Hände unter seinem Nacken verschränkte und amüsiert an die Decke starrte, als hinge dort ein besonderes lustiges Bild. Ja, sie hatten Sex gehabt. Und was für Sex sie gehabt hatten. Draco war sich sicher, dass Hermine ausgehungert gewesen war, sie hatte so sehr nach Liebe und Lust geschrien, ihr ganzer Körper hatte danach geschrien. Sie war über ihn hergefallen wie ein hungriger Hund, und auch Draco, der noch ein oder zwei Nächte davor Sex gehabt hatte, konnte sich nicht an ihrem Körper satt kriegen. Als er sich nun im Zimmer umsah, schossen ihm die heißen Erinnerungen durch den Kopf, als seien sie erst gerade gewesen: Das Bett zerwühlt, überall lagen die Klamotten verstreut herum. Hermines Top, dass die Nacht nicht überlebt hatte und zerrissen auf dem Boden schlummerte (oh, wie gern hätte er gesehen, wie sie wohl zur Arbeit gegangen war?). Die Kommode, wo die ganzen Bilder heruntergefallen waren, weil Draco sie mit einem Schub darauf gesetzt und sie hart genommen hatte; ihre Fingernägel, die sich bei jedem harten Stoß in seinen Nacken gekrallt hatten, spürte er jetzt erst. Außerdem konnte er noch genau riechen, was in dieser Nacht passiert war: Das Zimmer roch warm und süßlich, gemischt mit dem Geruch von wildem Sex, der hier sicher nicht nach zwei Minuten Lüften wieder raus war. Während er so vor sich hingrübelte und sich die heißesten Szenen nochmal zu Gute führte (er merkte, wie er schon wieder erregt wurde), klopfte es an die Tür, und die leise Stimme der Wirtin erklang dahinter. „Herr Malfoy? Wünschen Sie Frühstück am Bett? Ihre Begleitung ist anscheinend heute früh gegangen...“ Draco hob amüsiert die Augenbrauen, murrte ein leises: „Ohja, das ist sie....“ und wiederholte dann mit lauterer Stimme: „Nein, alles gut, ich komme gleich herunter und esse da. Danke!“ Montag also. Er war spät dran, doch das scherte ihn nicht. Heute nicht. Mit einem immer noch währenden Lächeln auf den Lippen klaubte Draco seine Klamotten zusammen, die ohnehin spärlich waren von seiner abrupten Abreise gestern aus dem Hause Malfoy: Seine Jogginghose, ein Tshirt, Schuhe, seine schwarze Jacke, die zerknüllt unter dem Tischchen an der Ecke zur Tür lag. Als er sich angezogen und die Haare leicht gemacht hatte, heute mal etwas lässiger, ging er mit einem fröhlichen Pfeifen die Stufen hinunter. Das Essen war gut, er bezahlte der Wirtin mit einer zweideutigen Geste etwas mehr Trinkgeld als üblich und ging mit einem Summen auf den Lippen hinaus. Draußen lag immer noch etwas Schnee, und es war sehr kalt. Doch das scherte ihn nicht im Geringsten. Er musste sich etwas mehr als konzentrieren vor dem Apparieren, da sich gerade wieder das erbarmungslose Stöhnen Hermine's in seinen Kopf setzte; jedoch kam er wohlbehalten vor dem alten und leicht zugeschneiten Schild von Borgin&Burks an. Die Lampen leuchteten, und Draco trat in die Tür, nicht ohne sich vorher die Schuhe abzuklopfen. Burks, der Draco natürlich sofort bemerkte, hielt einen Moment inne: Dann lachte er plötzlich laut los. „Mein Junge!“, gellte der Alte, während Draco ihn nur verwirrt ansah; was war das denn? Erst einen Moment später fiel ihm auf, dass er ja in Jogginghose zur Arbeit gegangen war. Oh, nicht so gut. Doch wen kümmerte das, wenn man die Nacht davor den erregendsten Sex seines Leben gehabt hatte? „Du siehst aus...! Warst du denn nicht zu Hause?“, bellte Burks ihm zu, während Draco mit einem schiefen Grinsen vor die Ladentheke trat. „Naja, ich war... nicht zu Hause heute Nacht.“,erwiderte er Burks, der immer noch schallend lachte und nach Luft schnappte. „Nicht zu Hause, Draco? Ja, ich will es gar nicht wissen, wo du warst. Dein Hals sagt alles.“ „Wieso mein....?“, japste Draco und griff sich mit einer plötzlichen, leicht klatschenden Handbewegung an den Hals. Burks lachte nur noch lauter und hatte schon Tränen in den Augen; Draco, der Böses ahnte, schob sich an dem alten Mann vorbei und rannte ins kleine Bad, dass sich hinter dem Lager befand. Und als er den Spiegel sah, musste er erst einmal schlucken. Ach, du meine Güte. Da waren Bissspuren und blaue Flecken, die wilden Küssen gar nicht so unähnlich sahen; da waren Kratzer, die sich besonders an der Seite des Halses häuften und im Nacken. Überall. Die Kratzer gingen bis zum Ansatz der Brust weiter; was unter dem Shirt auf ihn wartete, wollte er gar nicht wissen. Er dachte, niemand würde den Grund für sein Grinsen heute erkennen, doch als er sich selbst da stehen sah, wusste er genau: Der blonde Kerl hatte Sex. Verdammt guten Sex. Normalerweise eine Sache, auf die man wirklich stolz sein konnte. Wie er die ganzen Spuren und Bisse allerdings Alyssa und seinen Eltern erklären sollte, das wusste er nicht. Bei seinem Glück und bei seiner Vorahnung stand Alyssa in spätestens zwei Stunden im Laden und würde ihn zur Rede stellen. „Burks!“, brüllte Draco, während er einen besonders übel aussehenden Biss vorsichtig mit dem Finger berührte. Er übte leicht Druck auf die Stelle aus, presste seinen Finger dagegen, bis es weh tat, und ließ dann los. Die Haut wurde zunächst noch weißer als sonst, dann jedoch ließ es nach. Er war nicht dumm, doch hatte er gerade allen Ernstes versucht, sich eine Bisswunde mit dem Finger wegzudrücken? Oh man, du gehst vor die Hunde. Diese Frau ist dein Untergang, dachte er, während er an dem lachenden Poltern hörte, wie sich Burks näherte. Nach zwei Sekunden mehr stand der alte Mann immer noch tiefst amüsiert in der Tür, wischte sich eine kleine Träne weg, während Draco ihn verzweifelt anstarrte. „Was mach ich denn jetzt? Ich seh aus wie.....“, begann er, doch Burks hob die Hand. „Draco, Draco. Natürlich gibt dort einen Zauber...“ Draco's Blick hellte sich auf; seine Rettung! „...aber den kenne ich nicht. Du musst wohl oder übel weiterhin damit rumlaufen.“ Der Alte brach erneut in Gelächter aus, als er den Satz vollendet hatte; Draco schnaubte ein leises „Na super, danke...“, während er ins Lager ging und dort in dem alten Schrank kramte, der Arbeitskleidung enthielt. Diese war alt und modrig und wurde bestimmt schon seit Jahren nicht mehr benutzt; doch Draco wusste, dass ein schwarzer Rollkragenpullover dabei war. „Oh, wow...“ Er fand den Rollkragenpullover und bereute jetzt schon, dass er keinen Schal dabei hatte. Bis zur Pause waren es noch einige Stunden, weswegen er sich erst mit diesem alten Pullover begnügen musste. Doch trotz all dieser Missstände und dem Kratzen des Kragens an seinem Hals hatte er bessere Laune als je zuvor, und er spürte, wie der alte Mann ihm seine Sünde gar nicht übel nahm. Entgegen seiner Erwartung kam Alyssa nicht in den Laden; die Erleichterung war groß darüber, und Draco atmete frei und tief durch, als er in die Nokturngasse zur Pause trat. Der Schnee war etwas geschmolzen, jedoch pappte er noch an manchen Stellen beim Gehen. Doch Ausrutschen war nicht mehr so einfach. Er stapfte den Weg zur Winkelgasse entlang; nach einem kurzen Snack wollte er sich unbedingt ein neues Oberteil und einen großen Schal zulegen. Wenn ihn jemand so sah, wie er jetzt war, konnte er sich gleich den Todesfluch geben. Am besten, Alyssa's dämliche.... „Hallo, Draco.“ Er zuckte so heftig zusammen, dass er fast im Anhalten ausrutschte; ein leises Lachen ertönte und er spürte eine kleine Hand, die sich um seinen Unterarm wand. „Oh, hi, Theresa. Ich hab dich gar nicht gesehen.“ Theresa, eine hübsche Hexe und leider auch eine der besten Freundinnen von Alyssa, kicherte leise und sah Draco unverhohlen an: Ihre Augen blitzten. „Ich hab gehört, du und Alyssa habt euch ganz schlimm gestritten? Ich muss nachher noch zu ihr und wollte etwas zu naschen besorgen... Ist es denn so ernst?“, sagte die blonde Hexe und musterte Draco, der sich gerade durch die Haare fuhr. Warum musste Alyssa auch nur jeden einzelnen Streit direkt an ihre Gruppe von Freundinnen mitteilen? „Ja, schon. Keine Ahnung, das wird wohl wieder... Gab einige Reibereien, aber wenn du das schon weißt, weißt du sicher auch wieso.“ „Ohja“, säuselte sie, während sie sich eine ihrer Haarsträhnen hinter das Ohr strich. Das klang nicht gerade wie eine wütende beste Freundin seiner Freundin, die sicher heulend zu Hause saß. Was war das denn? „Ich... muss weiter, ich hab noch eine Menge zu erledigen in der Pause...“, begann er, während er seinen Unterarm, den Theresa immer noch leicht festhielt, sanft löste. „Na klar. Solltet ihr euch nicht wieder vertragen und du mal reden möchtest... naja, du weißt ja, wo ich wohne.“, antwortete sie, lächelte ihm noch einmal herzlich zu und ging dann, nicht ohne sich noch einmal umzudrehen. Alles klar. „Wenn du mal reden möchtest“, äffte Draco sie leise nach; die wollte garantiert nicht reden. Die wollte sich allerhöchstens an ihn ranschmeißen, wenn er Single war. Doch was scherte ihn das? Mit einem leicht verwirrten Blick ging er weiter in Richtung Bäckerei, doch noch bevor er in die Tür gehen konnte, krachte er mit zwei Leuten zusammen, denen er heute eher nicht zusammen begegnen wollte: Harry Potter und Hermine. Potter's Miene verzog sich; doch Hermine lächelte verschmitzt. Sie trug einen dicken, wollenen Schal, und ein Blick in ihre Augen verriet Draco auch, wieso sie diesen Schal trug, obwohl es nicht mehr bitterlich schneite. Er blieb stehen, ebenso wie Hermine. Potter schnaubte. „Hermine, wir müssen weiter. Wir haben keine Zeit zu plaudern. Vor allem nicht mit...“ „Immer nett, dich zu sehen, Potterlein!“, feixte Draco, während er den schwarzhaarigen Mann mit dem Dreitagebart taxierte. „Hast dich hoffentlich endlich mal ausgetobt?“ „Immer!“, schnarrte Potter, während er Hermine mit einem wartenden Blick fixierte. „Hermine, Ron wartet....“ „Soll er doch warten!“, fauchte Hermine, während sie sich zu Potter umdrehte; sie diskutierten einen Moment leise miteinander, und Draco tat gewissentlich so, als würde er die Worte „Malfoy, Feind, Schule und Quidditch“ nicht hören. Nach zwei Minuten stampfte Potter mit einem pikierten Gesichtsausdruck davon; Hermine stellte sich wieder vor Draco und sah ihn mit glänzenden Augen an. „Du bist heute morgen früh abgehauen“, bemerkte Draco, bevor sie auch nur den Mund öffnen könnte. Sie lächelte; ihr Blick wanderte kurz an den Kragen seines Pullovers; sie biss sich bei dem Anblick auf die Lippen, weil sie genau wusste, was dort verhüllt zu finden war. „Ja, ich hatte verschlafen und musste mich noch umziehen vor der Arbeit. Ich wollte dich nicht wecken.“, sagte sie mit leiser Stimme, während sie ihre Jacke näher um den Körper schlang; sie sah sich kurz suchend um, bevor sie sich näher zu ihm beugte; er senkte leicht den Kopf, um ihre Worte zu verstehen, denn sie sprach sehr leise. Sie roch fantastisch. „Können wir kurz in einer etwas... unauffälligeren Ecke reden?“ „Ja. Ist mir auch lieber“, antwortete er, während er sachte ihren Arm in seine Hand schloss und sie bestimmt mit sich zog. In einer kleinen, dunklen und unauffälligen Ecke, die einer kleinen Gasse glich und perfekt abgeschirmt war, hielt er inne; die Ecke war feucht und ungemütlich, doch sie würde ihren Zweck erfüllen. Er stand ihr gegenüber, sehr nah, während sie mit dem Rücken an die nasse und schmuddelige Mauer gedrückt stand; ihre Blicke fanden sich sofort. Hermine's Atem ging stoßweise, während sie ihn von unten ansah. Ihr Blick sprach Bände. „Ich muss...“, begann sie, doch Draco unterbrach sie, indem er ihr seine blässlichen Finger auf die Lippen legte. „Du musst gar nichts“, flüsterte er, während er seinen Arm rechts neben ihren Kopf abstützte; sie kamen sich gefährlich nahe. „Ich weiß, dass du bei deinem Wiesel bleiben willst und ich.. ja. Wir.. das war... eben eine... Sache die einfach passiert ist. Auch wenn es zu gut war.“ Sie hörte ihm zu, während er die leisen Worte mit einem Hauchen an ihr Ohr brachte; sie schluckte, und ihr Brustkorb hob und senkte sich von der aufregenden Atmung. „Draco“, hauchte sie, während sie seinen linken Arm umfasste; sie zog den Arm zu ihrer Brust und hielt diesen fest. „Ich brauche dich... für Sex.“ Draco's Blick war so perplex, dass er sich sicher war, dass Burks sich wieder krummen würde vor Lachen, hätte er diesen gesehen; doch er starrte Hermine zunächst einige Sekunden tonlos und mit offenem Mund an. Sie erwiderte diesen Blick, während ihre warme Hand sanft über seinen Handrücken strich. Gott, diese Augen. Diese verdammten Augen. „Du... was?“, war alles was Draco herausbrachte, so verwirrt war er. Bat sie ihn gerade um eine....? „Affäre, ja. Du und ich. Vielleicht einmal die Woche, einmal alle zwei Wochen. Ich brauche das. Seit gestern weiß ich, dass ich eigentlich noch nie richtig Sex gehabt habe. Es war... unglaublich. Und es ist so widerlich, dass es mich schon wieder heiß macht... Mehr nicht. Ich will weder eine Beziehung noch sonst etwas.“ Kam das gerade wirklich aus Hermine Granger's Mund? Diese Sätze? Mit diesem Mund, der gestern noch ganz woanders an Draco's Körper zu finden war als jetzt in dieser betörenden Enge? Er musste schlucken; die in ihm aufkommende Hitze schnürte ihm jegliche Luft ab. Sein Herz raste und platzte fast aus der Brust. „Du... Du! Du, Hermine Granger... willst eine... mit mir? Ist dir klar, was das bedeutet? Du bist ja krank... Du,... wer bist du?“, stotterte er, und war erleichtert über ihr Lachen, dass sich nach seinem Schock zeigte. „Wir sprechen da nochmal drüber, wenn das nächste Mal ausversehen passiert ist.“, flüsterte sie, drückte ihm einen heißen, engen, feuchten Kuss auf den Mund, noch einen, den Draco hitzig erwiderte, und gerade, als er seine Hände bewegen wollte, um die ihren gegen die Wand zu drücken, da wand sie sich so geschickt aus seiner Klammer, dass er fast gegen die Wand rutschte. „Böser Junge“, hauchte sie, und ging ohne ein weiteres Wort wieder zurück in die Winkelgasse. Draco stand nur da und versuchte zu realisieren, was gerade passiert war. Das war mehr als merkwürdig. Vielleicht träumte er ja. Doch eines war sicher: Wenn er heute Abend nach Hause kommen würde, gab es eine Menge unangenehmer Gespräche, nicht nur mit seinen Eltern, sondern auch mit Alyssa. Doch ein Gewissen meldete sich auch dieses Mal nicht, auch nicht, als er wie gewohnt seine Pause verbrachte und dann wieder mit guter Laune an die Arbeit ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)