Weiße Taube von Hielo (Gefühle) ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel Zwei: Gedanken --------------------------------- ~Gedanken~ „Jeder neue Schritt endet vor dem nächsten. Allein du bestimmst, wie weit du gehen willst.“ - Bernd Mai (Fotograf & Buchautor) Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden. Selbstverständlich war ihm dieses Sprichwort geläufig, vor einer Weile hatte er ein Buch über die Herkunft besagter Weisheiten seiner Sammlung hinzugefügt. Er selbst hatte nicht viel für Sprichwörter übrig, vielmehr interessierten ihn die Geschichten dahinter. Woher sie kamen, warum sie so formuliert waren, wie sie es waren und welchen eigentlichen Zweck sie verfolgten. Menschen der Tat wie er glaubten nicht an Übersinnliches. Seine eigenen Fähigkeiten waren da weitaus vertrauenswürdiger, als okkulter Hokuspokus. Obwohl sich das während seiner Reise zum Tal der Wunder ein wenig geändert hatte. Natürlich hatte er darüber nachgeforscht. Über das Mädchen vom Mond der Illusionen, über das Tal selbst und über die Mysterien, welche sich mit beidem verbanden. Als wissbegieriger, junger Mann schöpfte er aus diesen Quellen immer neue Rätsel, die er zu lösen suchte. Die Reise war wunderbar gewesen, genau was er gebraucht hatte, um dem Händleralltag zu entfliehen. Außerdem mochte er das Gefühl eine Hilfe für die Gruppe zu sein. Und immerhin war sie dabei. So hatte er nach fünf Jahren die Gelegenheit, seine Zukünftige kennenzulernen. Zumindest ein bisschen. Die Verlobung war ohne sein Beisein beschlossen worden, aber er hatte schriftlich seine Zustimmung gegeben. Schließlich sollte das eine Heirat mit der Prinzessin seines einflussreichen und großen Heimatlandes sein. Er hatte ihre Schwestern und sie schon einmal getroffen, damals war sie jedoch noch ein kleines Mädchen gewesen und er selbst bereits fast ein Mann. Doch er dachte sich, wenn ihre Schwestern bereits solch wunderschöne Blumen waren, würde die jüngste Knospe mit Sicherheit nicht weniger bezaubernd werden. Es schien absolut kein Nachteil für ihn zu sein. Noch besser, er würde sogar König werden. Dass es nun so gekommen war, schnürte ihm die Luft zum Atmen ab und gleichzeitig versetzte es ihn in einen Zustand emotionaler Ekstase. Dass er sich in sie verliebt hatte. Ein Lotterleben hatte er geführt, zumindest wenn es um die holde Weiblichkeit ging. Viele Gespielinnen hatte er gehabt und einige Male schwang auch wirklich etwas Ähnliches wie Zuneigung mit, doch für mehr als ein kleines Abenteuer hatte es nie gereicht. Was für ihn auch nie ein Problem war, einsam war er keineswegs. Und nun? Jetzt beherrschte seine Prinzessin die Gefühls- und Gedankenwelt und das, obwohl er sich das momentan wirklich nicht leisten konnte. Der Überfall auf die Hauptstadt während ihrer Hochzeit sollte tiefgreifende und weitgehende Folgen haben. Es hieß nun einen Krieg mit dem Heimatland soweit hinauszuzögern, wie es irgendwie möglich war. Die Forderung der Angreifer war klar. Sie wollten das Mädchen vom Mond der Illusionen, doch für ihn stand es außer Frage, eine gute Freundin einfach so auszuliefern. Als momentaner Stellvertreter des Königs hatte er glücklicherweise das Recht, sich über die Köpfe der Berater hinwegzusetzen und so zu verfahren, wie er für richtig hielt. Das beinhaltete auch dem ehemaligen General der feindlichen Streitkräfte Asyl zu gewähren. Dafür erntete er viel skeptisches Gemurmel, aber gerade sein Vater stand bei dieser Entscheidung hinter ihm. Wohl aus der gleichen Neugier, die auch ihn immer wieder heimsuchte. Trotz das er immer hinter seinen Entschlüssen stand, fühlte er sich weniger als Wohl in seiner Haut. Die Königsbürde wog schwer auf seinen Schultern, viel schwerer, als er es sich je hatte vorstellen können. In solch einer brüchigen Umgebung musste er alles daran setzen einen Krieg zu verhindern und, wenn das nicht mehr möglich war, sogar versuchen ihn zu gewinnen. Womöglich sogar selbst in die Schlacht ziehen. Solch eine Verantwortung, solch eine gigantische Aufgabe nagte unablässig an ihm, lies ihn nachts nicht schlafen. Er hatte gehofft, in die Königsrolle hineinwachsen zu können. Zumindest eine gute Sache brachte der Krieg mit sich: Man hatte ihn noch nicht dazu gedrängt, die Ehe schnellstmöglich zu vollziehen, um einen Prinzen hervorzubringen. Das wäre der Gipfel gewesen. Er würde eine weitere Entscheidung treffen müssen. Eine Entscheidung, die möglicherweise noch mehr Überlegungen verlangte, als die Vorherige. Und vor dem Ergebnis dieser Überlegungen hatte er am meisten Angst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)